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Wild wie das Meer erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
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Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
Produktion: | Jennifer Galka |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
© 2004 by Brenda Joyce
Originaltitel: „The Prize“
erschienen bei: MIRA Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Deutsche Erstausgabe Band 25451 - 2010 by MIRA Taschenbuch in der CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733737788
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, TIFFANY
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5. Juli 1798
Im Süden Irlands, in der Nähe von Askeaton Castle
Abgehetzt stürmte Gerald O‘Neill in das Herrenhaus. Sein zuvor makellos weißes Hemd war rot verfärbt, die braunen Kniehosen und der dunkle Mantel starrten vor Schmutz. Blut rann ihm über die Wange und verfing sich in seinen Schnurrbarthaaren. Am Kopf und an den Händen klafften ihm offene Wunden. Sein Herz hämmerte wild in der Brust, und selbst jetzt noch hallten der Kampfeslärm und die Schreie der Sterbenden in seinen Ohren wider. „Mary! Mary, ihr müsst euch im Keller verstecken!“, rief er außer Atem.
Devlin O‘Neill war zu benommen, um sich von der Stelle zu rühren. Sein Vater war mehr als einen Monat fort gewesen, hatte allerdings in regelmäßigen Abständen von sich hören lassen. Obwohl Devlin erst zehn Jahre alt war, wusste er genau, dass Krieg bevorstand. Farmer und Geistliche, Schafzüchter und Landbesitzer, einfache Bauern und Landadlige, sie alle hatten sich gleichermaßen erhoben, um die englischen Teufel ein für alle Mal zu vertreiben und das zurückzunehmen, was in Wahrheit ihnen gehörte – das fruchtbare irische Land, das man ihnen vor einem Jahrhundert widerrechtlich entrissen hatte. Nun gab es so viel Hoffnung – doch auch so viel Angst.
Devlins Herz schien einen Schlag lang auszusetzen, als er seinen Vater anstarrte. Einerseits war er erleichtert, ihn endlich wiederzusehen, andererseits verspürte er diese beklemmende Angst. Er fürchtete, dass sein Vater schwer verletzt war – und er ahnte Schlimmeres. Mit einem leisen Schrei löste er sich aus seiner Erstarrung, aber sein Vater blieb nicht stehen, sondern trat in seiner Rastlosigkeit an die Treppe und rief erneut ungeduldig nach seiner Frau. Unentwegt ruhte seine Hand auf dem Knauf des Degens, über der Schulter trug er eine Muskete.
Noch nie hatte Devlin ein so wildes Flackern in den Augen seines Vaters gesehen. Großer Gott!
„Ist Vater verletzt?“, wisperte ein dünnes Stimmchen neben ihm, und eine kleine Hand zog an seinem ausgefransten Ärmel.
Devlin schaute seinen jüngeren, dunkelhaarigen Bruder gar nicht an, denn er vermochte den Blick nicht von seinem Vater zu wenden. So viele Gedanken schossen ihm in diesem Augenblick durch den Kopf. Zu Beginn der Rebellion hatten die Aufständischen die Stadt Wexford erobert, und die ganze Grafschaft hatte gejubelt. Zumindest die Papisten unter der Bevölkerung. Andere Siege waren errungen worden – aber auch Niederlagen hatten nicht lange auf sich warten lassen. Jetzt waren die englischen Rotröcke überall; genau an diesem Morgen hatte Devlin von einem Hügelkamm aus Tausende marschieren sehen. Der wohl unheilvollste Anblick, den er je gesehen hatte! Ihm war zu Ohren gekommen, dass Wexford gefallen war, und eine Magd hatte erzählt, Tausende seien in New Ross gestorben. Er hatte es nicht wahrhaben wollen – bis jetzt. Mittlerweile glaubte er, dass die Gerüchte von Niederlage und Tod doch der Wahrheit entsprachen, denn zum ersten Mal in seinem noch jungen Leben sah er Furcht in den Augen seines Vaters.
„Ist Vater verletzt?“, fragte Sean abermals mit bebender Stimme.
Devlin wandte sich seinem Bruder zu. „Ich glaube nicht“, log er, denn er wusste, dass er jetzt tapfer sein musste, zumindest in Seans Gegenwart. Doch die Angst legte sich wie eine unsichtbare Klaue um seinen Hals. Da eilte seine Mutter die Stufen hinunter, die kleine Schwester auf dem Arm.
„Gerald! Gott sei Dank, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht“, rief sie. Ihr Antlitz war von einer geisterhaften Blässe überzogen.
Gerald O‘Neill packte seine Frau energisch am Arm. „Geh mit den Kindern in den Keller“, drängte er sie schroff. „Jetzt, Mary!“
Sie schrie auf, und ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen, als sie ihren Mann anstarrte. „Du bist verletzt?“
„Tu, was ich dir sage“, rief er und zerrte seine Frau durch die Eingangshalle.
Die kleine Meg auf dem Arm begann zu weinen.
„Und sorge dafür, dass sie still ist, um Himmels willen“, fügte er genauso schroff hinzu. Er warf einen Blick über die Schulter auf die offen stehende Haustür, als erwartete er jeden Moment die englischen Soldaten.
Unwillkürlich folgte Devlin dem Blick seines Vaters. In der Ferne standen Rauchsäulen am klaren blauen Himmel, und mit einem Mal waren Schüsse zu hören.
Mary drückte das kleine Kind an ihre Brust. „Was wird aus uns, Gerald?“ Mit gedämpfter Stimme fügte sie hinzu: „Was geschieht mit dir?“
Ihr Mann hingegen riss bereits die Kellertür auf, die hinter einem Gobelin verborgen war. „Alles wird gut“, erwiderte er gehetzt. „Dir und den Kindern wird nichts geschehen.“
Entgeistert suchte sie seinen Blick, Tränen liefen ihr über die Wangen.
„Ich bin nicht verletzt“, setzte er mit belegter Stimme hinzu und gab ihr einen flüchtigen Kuss. „Jetzt geht in den Keller und bleibt so lange dort unten, bis ich euch rufe.“
Mary nickte und stieg eilig die Stufen hinab. Devlin stürmte auf seinen Vater zu, als Kanonendonner die Wände erzittern ließ. „Vater! Nimm mich mit – ich kann dir helfen. Ich kann schießen …“
Gerald O‘Neill wirbelte auf dem Absatz herum und versetzte seinem Sohn eine schallende Ohrfeige, sodass der Junge den Halt verlor und unsanft mit dem Hinterteil auf dem harten Steinfußboden landete. „Tu, was ich sage“, schimpfte er, und während er zurück durch die Halle eilte, rief er noch: „Und kümmere dich um deine Mutter, Devlin.“
Dann fiel die schwere Haustür ins Schloss.
Verzweifelt blinzelte Devlin die Tränen der Erniedrigung fort und spürte plötzlich, dass Sean ihn erwartungsvoll ansah. In den blassgrauen, vor Schreck geweiteten Augen seines jüngeren Bruders lagen unausgesprochene Fragen. Zitternd wie ein kleines Kind kam Devlin wieder auf die Beine. Es stand außer Frage, was er jetzt tun musste. Niemals zuvor hatte er sich den Anordnungen seines Vaters widersetzt, aber er wollte nicht, dass sein Vater den Rotröcken allein entgegentrat, die er am Morgen erspäht hatte.
Sollte sein Vater sterben müssen, so würde er mit ihm sterben.
Eine quälende Angst nagte an ihm. Schwer atmend wandte er sich seinem kleinen Bruder zu und zwang sich, wie ein Mann zu sein. „Lauf mit Mutter und Meg in den Keller. Geh jetzt“, bedeutete er Sean leise, aber bestimmt. Ohne abzuwarten, was sein Bruder tun würde, rannte Devlin durch die Eingangshalle und stieß die Tür zur Bibliothek seines Vaters auf.
„Du willst kämpfen, nicht wahr?“, rief Sean, der seinem Bruder zögerlich gefolgt war.
Devlin blieb ihm die Antwort schuldig. Er hatte nur noch ein Ziel vor Augen. Geschwind lief er zu dem Musketenständer hinter dem schweren Schreibtisch und blieb entsetzt davor stehen. Ungläubig starrte er auf die leeren Ausbuchtungen für die Gewehrläufe.
In diesem Moment hörte er die Soldaten.
Vielstimmiges Rufen und das Wiehern von Pferden drangen zu den Jungen ins Haus. Deutlich war das Klirren der Säbel zu vernehmen. Ganz in der Nähe wurde eine Kanone abgefeuert, einzelne Pistolenschüsse überlagerten die fernen Gewehrsalven. Langsam wandte Devlin sich um und schaute seinen Bruder an. Seans Gesicht war vor Angst verzerrt – dieselbe namenlose Angst ließ Devlins Herz so wild in seiner Brust pochen, dass er kaum noch zu atmen vermochte.
„Sie sind ganz nah, Dev“, wisperte Sean.
Devlin war kaum in der Lage, einen zusammenhängenden Satz hervorzubringen. „Geh in den Keller“, drängte er den kleinen Bruder schließlich. Er musste seinem Vater helfen. Er konnte ihn doch nicht allein sterben lassen!
„Ich lasse dich nicht allein gehen.“
„Du musst dich um Mutter und Meg kümmern“, sagte Devlin und eilte zu der Bank, die unter dem Musketenständer stand. Schon riss er die Kissen von der Sitzfläche und stemmte den schweren Deckel hoch. Er konnte es nicht fassen – Vater hatte dort immer eine Pistole für den Notfall aufbewahrt, aber nun lag da nur ein kleiner Dolch. Eine einzelne, nutzlose Stichwaffe!
„Ich komme mit dir“, sagte Sean mit tränenerstickter Stimme.
Devlin nahm den Dolch an sich, zog die Schublade des Schreibpults auf und griff nach dem scharfen Brieföffner, den er Sean reichte. Trotz seiner Furcht rang sein Bruder sich ein grimmiges Lächeln ab – ein Lächeln, das Devlin indes nicht zu erwidern vermochte.
Plötzlich fiel sein Blick auf die alte, stellenweise angelaufene Ritterrüstung in der Ecke der Bibliothek. Es hieß, einst habe ein berüchtigter Vorfahre, ein Günstling einer englischen Königin, sie getragen. Devlin rannte zu der Rüstung, dichtauf gefolgt von seinem atemlosen Bruder. Mit aller Kraft entriss er dem eisernen Handschuh das Schwert, wobei die ganze Rüstung scheppernd in sich zusammenstürzte.
Devlin fühlte neuen Mut in sich aufsteigen. Das Schwert war zwar alt und rostig, aber es war immerhin eine Waffe, Gott sei Dank. Ehrfürchtig berührte er die zweischneidige Klinge und hielt erschrocken den Atem an, als Blut aus seiner Fingerspitze quoll.
Wieder wurde eine Kanone abgefeuert. Diesmal erzitterte das ganze Haus, und in der Eingangshalle zersprangen die Fensterscheiben. Eingeschüchtert starrten die Jungen sich mit schreckgeweiteten Augen an. Ihre Angst kehrte zurück, stärker noch als zuvor.
Devlin befeuchtete seine Unterlippe. „Sean. Du musst bei Mutter und Meg bleiben.“
„Nein.“
Devlin war im Begriff, seinen kleinen Bruder in der gleichen Weise zur Vernunft zu bringen, wie er es kurz zuvor am eigenen Leib erfahren hatte. Doch insgeheim war er erleichtert, den englischen Horden nicht allein entgegentreten zu müssen. „Gehen wir“, raunte er Sean entschlossen zu.
Der Kampf tobte jenseits der Weizenfelder, die bis an die eingefallenen äußeren Mauern von Askeaton Castle heranreichten. Im Schutz der Pflanzen rannten die Jungen durch das Feld, bis sie das andere Ende erreichten. Grauen erfasste sie, als sie das blutige Getümmel sahen.
Hunderte, nein, Tausende von rot uniformierten Soldaten kämpften gegen eine zerlumpte Schar von Iren. Die englischen Truppen waren mit Musketen und Säbeln ausgerüstet, die Iren hatten sich zumeist mit langen Piken bewaffnet. Sprachlos musste Devlin mit ansehen, wie seine Landsleute geradezu hingeschlachtet wurden – nicht einer nach dem anderen, sondern reihenweise. Sein Inneres krampfte sich schmerzlich zusammen. Er war zwar noch jung, aber er wusste ein Gemetzel von einer geordneten Schlacht zu unterscheiden.
„Vater“, brachte Sean flüsternd hervor.
Devlin folgte dem Blick seines Bruders. Im selben Moment sah er einen Mann auf einem grauen Pferd, der seinen Säbel wie ein Irrsinniger schwang und erstaunlicherweise einen Rotrock nach dem anderen niederschlug. „Komm!“ Devlin sprang aus der Deckung auf und rannte mit erhobenem Schwert in Richtung des Kampfgeschehens.
Ein englischer Soldat legte gerade auf einen Bauern an, der mit Pike und Dolch herankam. Andere Soldaten und Landarbeiter waren in einen heftigen Kampf Mann gegen Mann verwickelt. Es floss so viel Blut, so viele Männer starben, und über dem ganzen Schlachtfeld lag der Geruch des Todes. Mit beiden Händen hob Devlin das alte Schwert an. Zu seinem Erstaunen fuhr die Klinge tief in die scharlachrote Uniform des Soldaten.
Devlin war wie erstarrt und spürte ein kaltes Entsetzen, als der Bauer den Soldaten noch mit der Pike zu Boden stieß. „Danke, Junge“, war alles, was der Mann in der Eile des Gefechts sagen konnte.
Eine Muskete wurde abgefeuert, und derselbe Bauer, der eben noch mit dem Leben davongekommen war, ging nun mit schreckgeweiteten Augen in die Knie; Blut färbte sein schmutziges Hemd an der Brust rot.
„Dev!“, schrie Sean warnend.
Devlin wirbelte herum und starrte in den Lauf eines Gewehrs, das genau auf ihn gerichtet war. Sofort hob er sein Schwert an und fragte sich, ob er nun sterben müsse, denn seine Klinge war der Schusswaffe nicht gewachsen. Doch da entriss Sean dem toten englischen Soldaten die Muskete und stieß dem Schützen den Gewehrkolben von hinten in die Kniekehlen. Der Mann verlor das Gleichgewicht, sodass die Kugel, die er noch im Fallen abfeuerte, ihr Ziel verfehlte. Sean schlug dem Soldaten auf den Kopf, bis der Mann sich nicht mehr rührte.
Devlin straffte die Schultern und rang nach Atem. Sein Bruder sah entgeistert zu ihm herüber.
„Wir müssen zu Vater“, stieß Devlin hervor.
Sean nickte bloß stumm, den Tränen nahe.
Vergeblich versuchte Devlin, in dem Getümmel seinen Vater auf dem grauen Pferd auszumachen.
Und plötzlich begriff er, dass das grauenhafte Gemetzel allmählich abnahm.
Angespannt schaute er sich mit weit aufgerissenen Augen um und gewahrte Hunderte leblose Körper in beige- und schlammfarbener Kleidung auf dem Schlachtfeld. Dazwischen lagen vereinzelt englische Soldaten und einige Pferde. Hier und da waren matte Hilferufe der Verwundeten zu vernehmen.
Ein englischer Offizier erteilte seiner Kompanie Befehle.
Erneut ließ Devlin seinen Blick über die ganze Szenerie des Grauens schweifen. Das Schlachtfeld erstreckte sich auf der einen Seite bis hinunter zum Fluss, auf der anderen bis hinter die Felder und schließlich bis zum Herrenhaus im Süden. Jetzt formierten sich die englischen Soldaten wieder in Reihen.
„Rasch“, rief Devlin, und schon sprangen die Jungen über die Leichen und strebten dem rettenden Weizenfeld zu. Sean stolperte über einen toten Soldaten, doch Devlin half seinem Bruder wieder auf die Beine und zog ihn hinter sich her. Keuchend sanken die Brüder in eine kauernde Haltung. Und jetzt, von der leichten Anhöhe des Feldes aus, konnten sie sehen, dass der Kampf wirklich zu Ende war.
So viele Männer waren gefallen.
Devlin wusste, dass sein Bruder den Tränen nahe war. Aufmunternd legte er einen Arm um Sean, vermochte den Blick jedoch nicht vom Schlachtfeld loszureißen. Das Herrenhaus lag zu seiner Rechten, und auch dort hinten lagen Tote in dem gepflasterten Vorhof. Devlin schaute nach links. Und dort, gar nicht weit entfernt, gewahrte er den grauen Hengst seines Vaters.
Der Junge versteifte sich. Sein Vater war nirgends zu sehen. Ein Soldat hielt das Pferd am Zügel.
Doch plötzlich lenkten mehrere berittene englische Offiziere ihre Tiere zu dem grauen Hengst. Gerald O‘Neill, an den Händen gefesselt, musste zu Fuß gehen und wurde mit üblen Tritten vorwärts getrieben.
„Vater“, hauchte Sean.
„Gerald O‘Neill, nehme ich an?“, erkundigte sich der befehlshabende berittene Offizier mit spöttischem Unterton.
„Und mit wem habe ich die Ehre?“, gab Gerald ebenso herablassend und spöttisch zurück.
„Lord Captain Harold Hughes, Seiner Majestät stets ergebenster Diener“, entgegnete der Offizier und bleckte die Zähne zu einem kalten Lächeln. Er hatte ein ansprechendes Gesicht und schwarze Haare, doch seine blauen Augen blitzten eiskalt auf. „Haben Sie die Nachricht nicht vernommen, O‘Neill? Die Defenders wurden vernichtend geschlagen. General Lake hat Ihr lächerliches Hauptquartier bei Vinegar Hill erfolgreich gestürmt. Mir wurde zugetragen, dass sich die Zahl der toten Rebellen auf fünfzehntausend beläuft. Sie und Ihre Männer sind ein unbedeutender, zusammengewürfelter Haufen.“
„Verflucht sei dieser Lake“, stieß Gerald grimmig hervor, „und auch Charles Cornwallis!“ Devlin wusste, dass der Zorn seines Vaters sich gegen den Vizekönig Irlands richtete. „Wir kämpfen bis zum letzten Atemzug, wenn es sein muss, Hughes. Bis wir unser Land und unsere Freiheit zurückgewonnen haben.“
Verzweifelt wünschte Devlin, sein Vater würde nicht in dieser anmaßenden Weise mit dem englischen Offizier sprechen. Doch Hughes zuckte nur gleichgültig die Schultern. „Brennt alles nieder“, sagte er beiläufig, als spräche er über das Wetter.
Sean stieß einen unterdrückten Schrei aus, und Devlin wurde von jähem Entsetzen gepackt.
„Wir sollen alles niederbrennen, Captain?“, fragte ein Unteroffizier nach.
Hughes bedachte Gerald, der vor Schreck aschfahl geworden war, mit einem bösen Lächeln. „Alles, Smith. Jedes Feld, jede Weide, die Stallungen, das Vieh – das Haus.“
Ohne Umschweife gab der Leutnant den Befehl weiter. Devlin und sein Bruder wechselten entsetzte Blicke. Ihre Mutter und die kleine Meg waren noch im Herrenhaus! Was sollten sie jetzt tun? Das Verlangen, aufzuspringen und den Engländern mit einem verzweifelten „Nein!“ Einhalt zu gebieten, war überwältigend.
„Hughes!“, rief Gerald aufgebracht. „Meine Frau und meine Kinder sind noch im Haus.“
„Wirklich?“ Der Kommandant schien davon unbeeindruckt. „Vielleicht bringt ihr Tod andere dazu, genau abzuwägen, ob Verrat sich lohnt.“
Geralds Augen weiteten sich vor Angst.
„Brennt alles nieder“, wiederholte Hughes den Befehl lauter. „Und wenn ich alles sage, dann meine ich auch alles.“
In seinem Zorn wollte Gerald sich auf den englischen Offizier stürzen, wurde jedoch von starken Armen festgehalten. Devlin dachte nicht lange nach, sondern wirbelte herum, um durch das Feld zurück zum Haus zu laufen. Abrupt hielt er inne, als er seine Mutter Mary mit dem Kind auf dem Arm in der offenen Haustür erblickte. Vor Erleichterung wäre er beinahe gestrauchelt. Er ergriff die Hand seines kleinen Bruders und wagte wieder zu atmen. Dann schaute er zurück zu seinem Vater und Captain Hughes.
Hughes drohender Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Mit hochgezogenen Brauen schaute er neugierig auf die Frau, die im Hauseingang stand. „Ihre Gemahlin, nehme ich an?“
Gerald riss an seinen Fesseln und stemmte sich gegen die drei Männer, die ihn festhielten. „Sie Bastard! Wenn Sie sie auch nur anrühren, werde ich Sie töten, das schwöre ich!“
Hughes lächelte bloß, den Blick unverwandt auf Mary geheftet. Als habe er Geralds Drohungen gar nicht vernommen, murmelte er: „Sieh an, was für eine interessante Wendung. Bringt die Frau in mein Quartier.“
„Zu Befehl, Sir.“ Leutnant Smith wendete sein Pferd und lenkte es zum Herrenhaus.
„Hughes! Wenn Sie meiner Frau auch nur ein Haar krümmen, werden Sie sich nicht wiedererkennen“, stieß Gerald zornentbrannt hervor.
„Wirklich? Und das sagt mir ein Mann, dem der Galgen droht – oder Schlimmeres?“ Mit diesen Worten zog er langsam seinen Säbel aus der Scheide. Im nächsten Augenblick schlug er dem gefesselten Gerald O‘Neill mit einem einzigen, gezielten Hieb den Kopf ab.
Wie in einem bösen Traum gefangen, starrte Devlin auf den Körper seines Vaters, der langsam in sich zusammensackte, und sah, wie der Kopf noch ein Stück über den Boden rollte. Die grauen Augen waren offen und immer noch von demselben heiligen Zorn erfüllt.
Der Junge wandte sich ab, immer noch nicht willens, das Geschehene hinzunehmen, und sah, wie seine Mutter ohnmächtig in der Haustür zusammenbrach. Die kleine Meg weinte laut und lag wild strampelnd neben Mary auf dem Boden.
„Nehmt die Frau mit“, rief Hughes. „Bringt sie in mein Quartier und brennt das verfluchte Haus nieder.“ Er stieß dem Pferd die Sporen in die Seiten und galoppierte davon.
Erst als zwei Soldaten auf das Herrenhaus zugingen – zu seiner bewusstlosen Mutter und der kleinen, hilflos jammernden Meg –, traf Devlin die Erkenntnis, dass sein Vater grausam ermordet worden war, mit voller Wucht. Vater ist tot. Er wurde ermordet, grausam ermordet, kaltblütig. Von diesem verfluchten englischen Offizier Hughes.
Im Kampfgetümmel hatte er das Schwert liegen lassen; jetzt umklammerte er den kleinen nutzlosen Dolch. Von irgendwoher ertönte ein Schrei, ein entsetzlicher, schriller Laut, angefüllt mit Zorn und Schmerz. Devlin nahm gar nicht richtig wahr, dass sich dieser Laut seiner eigenen Kehle entrang. Beinahe taumelnd rannte er los, wild entschlossen, jeden zu töten, der sich ihm in den Weg stellte, jeden, der englischer Herkunft war.
Ein Soldat drehte sich überrascht zu ihm um, als Devlin mit gezücktem Dolch aus dem Weizenfeld hervorstürmte.
Doch ein harter Schlag traf ihn am Hinterkopf, und nach einem kurzen brennenden Schmerz umfing den Jungen eine tiefe, schwerelose Dunkelheit.
Devlin kam nur langsam wieder zu sich, mit furchtbaren Kopfschmerzen und einem unbestimmten Gefühl der Angst. Kälte und Feuchtigkeit drangen durch seine dünne Kleidung.
„Dev?“, hörte er Sean wispern. „Dev, so wach doch auf!“
Jetzt konnte er deutlich die dünnen Ärmchen seines Bruders spüren, die sich eng um ihn legten. Ein eigentümlicher Geruch lag in der Luft, stechend und bitter. Er fragte sich, wo er überhaupt war und was geschehen sein mochte – aber dann sah er wieder seinen Vater gefesselt zwischen den rotröckigen Soldaten stehen; er sah, wie Captain Hughes den Säbel hob und seinem Vater den Kopf abschlug.
Keuchend riss Devlin die Augen auf.
Sean drückte ihn noch enger an sich.
Als die schreckliche Erinnerung ganz zurückkehrte, richtete Devlin sich mühsam auf und kniete neben seinem jüngeren Bruder. Sie waren im Wald. Es hatte geregnet, und alles war kalt und nass. Devlin war kurz davor, sich zu übergeben, und krallte die Finger in die dunkle irische Erde. Endlich fand er die Kraft, Sean in die Augen zu sehen. Sein Bruder hatte ein kleines Feuer gemacht; es spendete zwar ein wenig Licht, aber kaum Wärme. „Mutter? Meg?“, fragte Devlin heiser.
„Ich weiß nicht, wo Mutter ist“, sagte Sean, sein kleines Gesicht war angespannt. „Die Soldaten brachten sie fort, ehe sie zu sich kam. Ich wollte zu Meg, aber als du wie ein Wilder losgestürmt bist und dieser Soldat dir einen Schlag verpasst hat, habe ich dich hierhergezogen, in Sicherheit. Dann haben sie alles angesteckt, Devlin.“ Tränen schimmerten in Seans Augen. Mühsam rang er nach Luft. „Alles ist zerstört, alles.“
Für einen Moment stierte Devlin ins Leere, genauso verängstigt wie sein Bruder, doch dann kam er wieder zur Besinnung. Jetzt war er als Ältester gefordert. Er durfte nicht weinen – er musste die Führung übernehmen. „Hör auf zu flennen wie ein kleines Kind“, fuhr er seinen Bruder scharf an. „Wir müssen Mutter retten und Meg finden.“
Augenblicklich verstummte Seans Schluchzen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er den großen Bruder unverwandt an und nickte.
Devlin erhob sich und hielt sich gar nicht erst damit auf, den Dreck von seinen Hosenbeinen zu wischen. Sie eilten über die Lichtung. Am Waldrand schrak Devlin zurück.
Früher hatte man selbst im Mondschein die saftigen Wiesen und die sich sanft im Wind wiegenden Felder erkennen können, jetzt hingegen erstreckte sich eine endlose Leere jenseits des Waldrandes. Dort, wo einst das Herrenhaus gestanden hatte, erblickte Devlin nur noch nacktes Mauerwerk und zwei einsam in den Nachthimmel ragende Schornsteine. Der beißende Brandgeruch ließ keinen Zweifel – vor ihnen lag alles in Schutt und Asche.
„Wir werden diesen Winter nicht überleben“, wisperte Sean und klammerte sich an Devlins Hand.
„Sind die Soldaten in die Garnison bei Kilmallock zurückgekehrt?“, fragte Devlin grimmig. Entschlossenheit hatte die kalte Angst und das Gefühl von Übelkeit verdrängt.
Sean nickte. „Dev? Wie sollen wir sie retten? Ich meine, es sind Tausende … wir sind nur … zwei Jungen.“
„Wir werden einen Weg finden“, sagte Devlin. „Ich verspreche es, Sean.“
Es war bereits Mittag, als sie die Anhöhe erreichten, von der aus man die englische Garnison bei Kilmallock überblicken konnte. Devlins Mut sank, als er jenseits der starken Holzpalisaden ein Meer von weißen Zelten und zahllose Rotröcke erblickte. Fahnen markierten die Quartiere der befehlshabenden Offiziere in der Mitte des Forts. Devlin zermarterte sich das Hirn, wie er und Sean in das Lager gelangen könnten. Wäre er größer gewesen, hätte er einen Soldaten getötet und ihm die Uniform abgenommen. Dann überlegte er jedoch, ob es nicht möglich wäre, einfach hinter einem Fuhrwerk oder mit einer Gruppe Soldaten durch das offene Tor zu gehen, da er und sein Bruder so klein und ungefährlich aussahen.
„Glaubst du, es geht ihr gut?“, flüsterte Sean. Die Farbe war nicht in seine Wangen zurückgekehrt, seit ihr Vater vor ihren Augen ermordet worden war. Er sah erschreckend blass aus, seine Lippen waren aufgesprungen, und in seinen Augen spiegelte sich Angst. Devlin sorgte sich um seinen Bruder.
Beschützend legte er einen Arm um Sean. „Wir werden sie retten, und alles wird wieder gut“, sagte er mit fester Stimme. Tief in seinem wunden Herzen wusste er jedoch, dass seine Worte nur eine furchtbare Lüge waren – nichts würde jemals wieder so sein wie früher.
Und was war aus der kleinen Meg geworden? Er wollte den Gedanken nicht zulassen, dass die kleine Schwester womöglich in den Flammen verbrannt war.
Devlin schloss die Augen. Eine unheimliche Stille umgab seine Sinne. Zum ersten Mal seit Stunden beruhigte sich sein Atem. Das brennende Gefühl in seiner Magengegend ließ nach. Etwas Dunkles und Unausgesprochenes begann sich in seinen Gedanken zu formen. Ein düsterer und grimmiger Schatten bemächtigte sich seiner – ein furchtbares und unnachgiebiges Versprechen.
Sean begann zu weinen. „Was, wenn er ihr wehtut? Was, wenn … er mit ihr … das macht, was er mit Vater gemacht hat?“
Devlin blinzelte und starrte dann ungerührt hinab auf das Fort. Einen langen Moment ruhte sein Blick auf der Garnison, und sein ganzes Denken war auf den eigentümlichen Wandel gerichtet, der sich in seinem Innern vollzogen hatte. Der zehnjährige Junge war für immer verschwunden. An seine Stelle war ein Mann getreten, ein gefühlloser und entschlossener Mann, ein Mann, dessen Zorn tief in seinem Innern loderte und nur noch einem Vorhaben diente. Die Macht dieses Vorsatzes verblüffte ihn.
Die Furcht war von ihm abgefallen. Er hatte keine Angst mehr vor den Engländern, und selbst den Tod fürchtete er nicht mehr. Mit einem Mal wusste er, was er zu tun hatte – selbst wenn es Jahre dauern würde.
Er wandte sich Sean zu, der ihn mit feuchten Augen ansah. „Er hat Mutter nichts zuleide getan“, vernahm er seine eigenen Worte wie aus weiter Ferne, und sein Tonfall war so bestimmend wie der seines Vaters.
Sean blinzelte ihn überrascht an, dann nickte er.
„Gehen wir“, sagte Devlin mit fester Stimme. Sie stiegen von der Anhöhe hinab und versteckten sich hinter einem Felsbrocken neben der Straße. Nach ungefähr einer Stunde bangen Wartens rumpelten vier Fuhrwerke mit Lebensmitteln heran, die von einem Dutzend berittener Soldaten begleitet wurden. „Tun wir so, als wollten wir sie begrüßen“, raunte Devlin seinem jüngeren Bruder zu. Schon oft hatte er gesehen, wie die Bauern den englischen Truppen beinahe unterwürfig zuwinkten, doch die törichten Rotröcke ahnten ja nicht, dass das Lächeln auf den eben noch freundlichen Mienen der Landbevölkerung sofort erstarb und von Flüchen und wüsten Beschimpfungen ersetzt wurde, sobald die Soldaten vorbeigezogen waren.
Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel und schien hell und warm, als die Jungen den breiten Weg betraten und den herannahenden Soldaten munter zuwinkten. Einige Soldaten winkten zurück, und einer warf den Brüdern sogar ein Stück Brot zu. Als die Wagen langsam vorbeifuhren, winkten die beiden mit gespielter Fröhlichkeit weiter. Dann stieß Devlin seinem Bruder den Ellbogen in die Rippen, und schon rannten sie hinter dem letzten Wagen her. Devlin sprang als Erster auf die Ladefläche, streckte seine Hand aus und zog Sean ebenfalls auf das Fuhrwerk. Geschwind verbargen sie sich hinter Säcken mit Mehl und Kartoffeln, rückten näher zusammen und schauten sich an.
Devlin hatte das Gefühl, einen kleinen Triumph errungen zu haben, und lächelte Sean fast schon verwegen an.
„Und was jetzt?“, wisperte sein kleiner Bruder.
„Wir warten“, flüsterte Devlin zurück. Eigenartig, trotz aller Widrigkeiten verspürte er eine tiefe Zuversicht.
Sowie die Fuhrwerke sicher das Garnisonstor passiert hatten, wagte Devlin einen Blick über den Rand des Wagens. Da im Augenblick niemand die Rückseite des letzten Fuhrwerks im Blick hatte, stieß er Sean an. Schnell sprangen sie von dem Wagen herunter und liefen um die Ecke des erstbesten Zeltes.
Fünf Minuten später kauerten sie bei dem Zelt des Befehlshabers hinter zwei Wasserfässern, unauffällig und – für den Augenblick – sicher.
„Was sollen wir jetzt machen?“, wollte Sean wissen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das Wetter hielt sich vorerst, obgleich graue Wolken am Horizont noch mehr Regen verhießen.
„Scht“, ermahnte Devlin ihn und überlegte angestrengt, wie sie ihre Mutter befreien könnten. Die Lage schien aussichtslos. Aber es musste einen Weg geben! Immerhin waren sie nicht so weit gekommen, um jetzt dem englischen Hauptmann in die Hände zu fallen. Vater würde von seinem Ältesten erwarten, dass er versucht, Mutter zu retten – und er wollte ihn nicht ein zweites Mal enttäuschen.
Plötzlich holte ihn die schreckliche Erinnerung wieder ein – der abgetrennte Kopf seines Vaters auf dem Boden, die Blutlache, die Augen, die noch offen und voller Zorn waren, obwohl kein Leben mehr in ihnen wohnte.
Die neu gewonnene Zuversicht geriet ins Wanken, aber sein eherner Vorsatz stand unwiderruflich fest.
Jetzt waren Rufe von den Posten am Tor zu hören. Donnernder Hufschlag ließ auf eine Reiterschar schließen, die sich dem Fort in gestrecktem Galopp näherte. Vorsichtig lugten Devlin und Sean zwischen den Fässern hervor. Captain Hughes war vor sein Zelt getreten, da auch er offenbar wissen wollte, um wen es sich bei den Ankömmlingen handelte. Er hielt einen Cognacschwenker in der Hand und wirkte mit sich und der Welt zufrieden.
Von seinem Versteck aus folgte Devlin dem Blick des Offiziers. Hughes schaute in Richtung Süden zum Haupttor, durch das die Jungen hereingekommen waren. Devlin traute seinen Augen nicht. Tatsächlich sprengte eine Reiterschar heran, und das Banner, das über dem Fahnenträger im Winde wehte, war kobaltblau, silberfarben und schwarz – Farben, die dem Jungen allzu vertraut waren. Neben ihm sog Sean geräuschvoll die Luft ein, und die Brüder tauschten ungläubige Blicke.
„Das ist der Earl of Adare“, wisperte Sean aufgeregt.
Rasch hielt Devlin seinem Bruder die Hand vor den Mund. „Er kommt gewiss, um zu helfen. Leise jetzt.“
„Verflucht seien die Iren, auch die mit England verbündeten“, sagte Hughes zu einem anderen Offizier gewandt. „Dort kommt der Earl of Adare.“ Offenkundig verstimmt, warf der Hauptmann den Cognacschwenker achtlos zu Boden.
„Sollen wir die Tore schließen, Sir?“
„Unglücklicherweise ist der Earl ein guter Bekannter von Lord Castlereagh, zudem gehört er dem Irischen Kronrat an. Wie ich hörte, saß er bei einem Staatsbankett neben Cornwallis persönlich. Wenn ich jetzt die Tore schließen lasse, könnte mich das teuer zu stehen kommen.“ Hughes Miene verfinsterte sich zusehends, und oberhalb des schwarzgoldenen Kragens seines roten Waffenrocks waren hektische rote Flecken zu sehen.
Devlin bemühte sich, seine Aufregung zu unterdrücken. Edward de Warenne, der Earl of Adare, war ihr Gutsherr. Und obwohl Gerald O‘Neill seine eigenen, angestammten Ländereien von Adare gepachtet hatte, waren die beiden Männer weit mehr als Herr und Pächter gewesen. Zeitweilig hatten sie dieselben ländlichen Festlichkeiten besucht, gemeinsam an Fuchsjagden teilgenommen oder sich im Hindernisreiten gemessen. Ein Dutzend Mal hatte Adare im Herrenhaus in Askeaton zu Abend gegessen. Im Gegensatz zu anderen Gutsbesitzern hatte der Earl sich bei allen Verhandlungen mit den O‘Neills stets als gerecht erwiesen, nie hatte er wucherischen Pachtzins gefordert, niemals mehr verlangt, als ihm von Rechts wegen zustand.
Devlin merkte, dass er und sein Bruder sich in der Aufregung an den Händen hielten. Atemlos beobachtete er, wie der Earl und seine Gefolgsleute in leichtem Trab das Zelt des Hauptmanns erreichten. Einige der Rotröcke mussten sogar zur Seite springen, da die Ankömmlinge es nicht für nötig befanden, langsamer zu reiten. Schließlich hielten die Reiter unmittelbar vor Hughes und dessen Offizieren an. Wie auf ein geheimes Zeichen hin bildeten die englischen Soldaten einen Kreis um die Schar des Earls und legten die Musketen an.
Der Earl trieb seinen Rappen unbeirrt weiter. Er war ein großer dunkelhaariger Mann, dessen ganze stattliche Erscheinung Macht und Autorität ausstrahlte. Seine Gesichtszüge waren von Zorn verzerrt. „Wo ist Mary O‘Neill?“, rief er donnernd.
Hughes setzte ein gezwungenes Lächeln auf. „Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie von O‘Neills vorzeitigem Ableben gehört haben?“
„Von seinem vorzeitigen Ableben?“ Der Earl of Adare sprang förmlich aus dem Sattel und schritt in gebieterischer Pose auf den Hauptmann zu. „Mord wäre eine treffendere Beschreibung. Sie haben einen meiner Pächter ermordet, Hughes.“
„Demnach gehören Sie also auch zu den Papisten? O‘Neill drohte der Galgen, Adare, und das wissen Sie.“
Bebend vor Wut starrte der Earl den Engländer an, und schließlich stieß er zwischen den Zähnen hervor: „Sie Bastard! Es hat immer die Aussicht auf das Exil oder eine königliche Begnadigung bestanden. Ich hätte Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um dies für einen meiner Untertanen zu erwirken. Sie anmaßender Hundesohn!“ Seine Hand umfasste den Knauf seines Degens.
Hughes zuckte bloß die Schultern. „Wie ich schon sagte, Sie sind ein Papist und einer dieser Jakobiner. Wir leben in gefährlichen Zeiten, mein Freund. Selbst Lord Castlereagh würde nicht wollen, dass sein Name in einem Atemzug mit einem Anhänger der Radikalen genannt wird.“
Für einen Moment sagte Adare kein Wort und rang nach Selbstbeherrschung. „Ich will die Frau. Wo ist sie?“
Hughes zögerte. Ein Muskel zuckte in seiner Wange, und eine flüchtige Röte huschte über seine Züge.
„Zwingen Sie mich nicht, etwas zu tun, was ich liebend gern tun würde – nämlich Ihnen den Hals umzudrehen, Hughes“, setzte Adare kalt nach.
„Gut. Eine irische Schlampe vermag mich kaum zu fesseln. Man kann sie allenthalben für einen Penny bekommen.“
Devlin war wie betäubt von dieser groben Unflätigkeit und verspürte ein leichtes Schwindeln. Am liebsten hätte er sich auf der Stelle auf Hughes gestürzt und ihn für diese Beleidigung getötet, aber das brauchte er nicht zu tun. Der Earl trat energischen Schrittes vor und baute sich ganz dicht vor Captain Hughes auf. „Unterschätzen Sie nicht die Macht der Herren von Adare. Ich rate Ihnen, von weiteren Verleumdungen Abstand zu nehmen, denn Sie könnten sich rasch in Kanada wiederfinden, wo Sie dazu verdammt wären, eine wilde Horde Rothäute zu befehligen. Ich speise mit Cornwallis noch am fünfzehnten dieses Monats zu Abend, und nichts würde ich lieber tun, als dem Vizekönig einige höchst unangenehme Dinge über Sie zu berichten. Haben Sie mich verstanden, Captain?“
Hughes war nicht in der Lage, darauf etwas zu erwidern. Sein Gesicht war von einer tiefen Röte überzogen.
Adare ließ von ihm ab und betrat das Zelt mit wehendem Umhang.
Devlin und Sean tauschten Blicke – und dann rannten sie Hand in Hand an Hughes vorbei und folgten dem Earl in das Zelt. Sofort fiel Devlins Blick auf seine Mutter, die auf einem kleinen Stuhl kauerte. Er sah, dass sie bitterlich geweint hatte.
„Mary!“, rief der Earl und blieb vor ihr stehen. „Geht es Ihnen gut?“
Mary erhob sich. Ihre blauen Augen weiteten sich, die blonden Locken hingen ihr wirr um den Kopf. Ihre Blicke trafen sich. „Ich hatte gehofft, dass Sie kommen würden“, gestand sie unsicher.
Adare eilte auf sie zu, umschloss ihre Schultern mit beiden Händen und schaute sie eindringlich an. „Sind Sie verletzt?“, fragte er behutsam.
Sie vermochte nicht sogleich zu antworten. „Nicht in der Weise, die Sie vermuten, Mylord.“ Sie zögerte und sah den Earl mit Tränen in den Augen an. „Er hat Gerald ermordet. Er hat meinen Gemahl vor meinen Augen ermordet.“
„Ich weiß“, erwiderte Adare aufgebracht. „Es tut mir so leid, Mary.“
Mary war am Ende ihrer Kräfte; verzweifelt schaute sie zur Seite, nur mühsam die Tränen zurückhaltend.
Behutsam umschloss der Earl ihr Kinn mit einer Hand und drehte ihr Gesicht wieder zu sich. Ein weiteres Mal trafen sich ihre Blicke. „Wo ist Meg? Wo sind die Jungen?“
Jetzt liefen ihr die Tränen ungehemmt über die Wangen. „Ich weiß nicht, wo Meg ist. Ich hatte sie auf dem Arm, als ich ohnmächtig wurde und …“ Ihre Worte gingen in lautem Schluchzen unter.
„Wir werden sie finden.“ Er schenkte ihr ein kleines Lächeln. „Ich werde sie finden.“
Mary nickte und klammerte sich scheinbar an die vage Hoffnung, der Earl könne sein Versprechen einlösen. Plötzlich gewahrte sie ihre Söhne unweit des aufgeschlagenen Zelteingangs. Steif wie zwei Statuen standen die beiden dort und starrten sie und den einflussreichen Earl an. „Devlin! Sean! Gott sei Dank, ihr lebt und seid unverletzt!“ Sie eilte zu ihren Kindern und nahm sie beide zugleich in den Arm.
Devlin schloss die Augen und konnte es kaum glauben, dass sie ihre Mutter gefunden hatten. Sie waren jetzt in Sicherheit, denn von nun an würde sich der Earl ihrer annehmen. „Uns geht es gut, Mutter“, sagte er leise und löste sich aus der Umarmung.
Adare trat zu ihnen und legte einen schützenden Arm um Marys Schultern. Rasch musterte er beide Jungen, und Devlin sah dem mächtigen Mann in die Augen. Ein Teil von ihm wollte aufbegehren, obgleich ihm bewusst war, dass sie die Hilfe des Earls mehr denn je brauchten. Gerald O‘Neill war noch nicht bestattet worden, doch Devlin ahnte bereits die wahren Absichten von Adare – er hatte es schon seit Längerem vermutet.
„Devlin, Sean, hört mir zu“, hob Adare an. „Ihr reitet mit mir und meinen Männern zurück nach Adare Castle. Sowie wir dieses Zelt verlassen, steigt ihr rasch hinter meinen Leuten auf die Pferde. Habt ihr mich verstanden?“
Devlin nickte, aber immer wieder musste er von seiner Mutter zu dem Earl schauen. Bereits früher hatte er gesehen, in welcher Weise Adare seine Mutter angesehen hatte, allerdings hatten viele Männer ihre Schönheit bewundert. Einerseits war er erleichtert, dass der mächtige Adlige ihnen nun zu Hilfe kam, und doch verspürte er Widerwillen. Der Earl war ein Witwer, und er liebte Mary. Dessen war sich Devlin sicher. Nur wie stand es um seinen Vater, der nicht einmal angemessen beerdigt worden war?
„Devlin!“, ermahnte Adare ihn scharf, und sein Blick war unnachgiebig. „Los jetzt!“
Devlin gehorchte augenblicklich, und schon folgten er und Sean dem Earl und Mary. Zu viert verließen sie das Zelt.
Draußen stand die Sonne im Zenit und brannte hell und heiß. Eine unnatürliche Stille lag auf dem Lager und den Hügelketten in der Ferne, über denen sich unheilvolle dunkle Wolken auftürmten. Mittlerweile hatten sich zahllose bewaffnete englische Soldaten um die Begleiter des Earls geschart. Kein Zweifel, wenn Hughes es gewollt hätte, wäre es an diesem Tag zu einem weiteren Massaker gekommen.
Unsicher schaute Devlin zu dem Earl auf, aber selbst wenn Adare Angst verspürte, so zeigte er sie nicht. Devlins Respekt vor dem Mann nahm zu. Der Earl war in vielerlei Hinsicht wie Gerald und offenbar ebenso tapfer. Somit versuchte der Junge, der Furcht Herr zu werden, die ihn beschlich.
Entschlossenen Schrittes begab Adare sich zu seinen Männern und hob Mary auf sein Pferd. Mit angespannter, hasserfüllter Miene schaute Hughes ihm zu. Devlin gab seinem Bruder einen Schubs, und während er selbst hinter einem Reiter auf die Kruppe des Pferdes sprang, wurde auch sein kleiner Bruder in den Sattel gehoben.
Adare war bereits hinter Mary aufgestiegen. Er ließ den Blick über die Jungen und die Reihen der englischen Soldaten schweifen, ehe er Hughes fixierte. „Sie haben sich an meinem Eigentum vergangen“, sagte er mit drohendem Unterton. „Tun Sie das nie wieder.“
Hughes lächelte grimmig. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie sich auf die Dame … eingelassen haben.“
„Sie wissen genau, wovon ich spreche, Captain“, rief Adare. „Sie haben meinen Pächter ermordet und mein Land verbrannt. Das ist ein Affront gegen mich und mein Haus. Und jetzt lassen Sie uns gefälligst durch.“
Devlin blickte von dem Earl zu dem englischen Kommandanten, während die beiden Kontrahenten sich unverwandt anschauten. Deutlich spürte er, wie ihm der Schweiß zwischen den Schulterblättern über den Rücken lief. Einen langen Augenblick war es so still in dem Fort, dass man das Rascheln eines einzelnen Blattes vernommen hätte.
Schließlich war Captain Hughes‘ Stimme zu vernehmen. „Zurücktreten“, befahl er. „Lasst sie ziehen.“
Die Reihe der Soldaten teilte sich.
Adare hob die Hand, brachte sein Pferd mit einem Schenkeldruck in leichten Trab und führte seinen kleinen Tross vorbei an den englischen Truppen zum Tor hinaus.
Devlin hielt sich an dem Soldaten fest, hinter dem er saß. Doch er warf einen Blick zurück … und sah dem englischen Hauptmann geradewegs in die eiskalten hellblauen Augen.
Und schon stellte sich dieses brennende Gefühl wieder ein.
Es regte sich irgendwo tief in seiner Seele und breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Eine sengende Hitze drang in sein Blut und drohte ihn mit einer weiß glühenden Spitze zu verzehren.
Eines Tages würde er Vergeltung üben. Eines Tages, wenn die Zeit der Rache gekommen war. Und dann würde Captain Harold Hughes für den Mord an Gerald O‘Neill bezahlen.
5. April 1812
Richmond, Virginia
„Sie weiß ja nicht einmal, wie man tanzt“, sagte eine der jungen Damen hinter vorgehaltener Hand kichernd.
Virginia Hughes‘ Wangen brannten. Sie sah sich den Blicken sämtlicher Mädchen ausgesetzt, die sich hinter ihr im Tanzsaal aufgereiht hatten. Jetzt hatte der Tanzlehrer ausgerechnet sie aufgefordert und hielt ihr einen Vortrag über den sissonne ballotté, einen schwierigen Schritt, den man bei der Quadrille benötigte. Nicht genug, dass Virginia diesen Schritt nicht verstanden hatte, er interessierte sie obendrein nicht. Das Tanzen sprach sie überhaupt nicht an – sie wünschte nur, sie wäre wieder daheim in Sweet Briar.
„Und nie aufhören, gepflegte Konversation zu betreiben, Miss Hughes, nicht einmal bei der Ausführung eines Tanzschritts. Ansonsten wird man Sie missverstehen“, ermahnte sie der schlanke dunkelhaarige Lehrer.
Doch Virginia hörte dem Mann kaum zu. Sie schloss die Augen, und schon beim nächsten Atemzug kam es ihr so vor, als sei sie an einem anderen Ort in einer anderen Zeit, und dieser Ort war weitaus besser als die Marmott Schule für höhere Töchter mit ihren furchterregenden Mauern.
Genüsslich sog sie die Luft ein und glaubte, den berauschenden Duft des Geißblatts wahrzunehmen; sogleich stellte sich der weitaus stärkere Geruch der schwarzen Erde Virginias ein, deren Krume nun im Frühjahr zur Bekämpfung von Schädlingen verbrannt wurde. Deutlich sah sie die dunklen Felder vor ihrem geistigen Auge, die sich bis zum Horizont erstreckten. In schier endlosen Reihen verteilten die Sklaven in weißer Kleidung die glühenden Kohlen, und weiter vorn sah sie die sanft ansteigenden Rasenflächen, die Rosengärten und die alten Eichen und Ulmen, die das stattliche, aus roten Backsteinen erbaute Haus umstanden, das ihr Vater gebaut hatte.
Virginia vermisste Sweet Briar, doch viel mehr noch sehnte sie sich nach ihren Eltern. Eine Woge des Kummers erfasste sie so heftig, dass sie die Augen aufriss und sich in dem verhassten Tanzsaal ihrer Schule wiederfand, auf die man sie geschickt hatte. Der italienische Tanzlehrer sah ziemlich verärgert aus und hatte die Hände in die Seiten gestemmt.
„Warum hat sie so lange die Augen zugemacht?“, wisperte ein Mädchen.
„Weil sie flennt“, war die hochnäsige Antwort.
Virginia wusste, dass die letzten Worte von der blonden Schönheit Sarah Lewis gekommen waren – sie hielt sich für die begehrteste Debütantin in ganz Richmond, ungeachtet der Tatsache, dass sie die Schule erst Ende des Jahres verlassen würde. Virginia drehte sich um, kochend vor Wut, und schritt auf Sarah zu. Virginia war sehr klein und dünn, hatte ein hübsches Gesicht mit hohen Wangenknochen und leuchtende violette Augen. Ihr dunkles Haar, das ihr eigentlich bis zur Taille ging, war streng hochgebunden, da sie sich weigerte, es schneiden zu lassen. Sarah war gut drei Zoll größer als Virginia, dazu noch zwölf Pfund schwerer. Doch das kümmerte Virginia nicht.
Ihren ersten Streit hatte sie als Sechsjährige mit einem Mädchen aus der Nachbarschaft ausgetragen. Es war zu einem Gerangel gekommen, und als ihr Vater die Kratzbürsten getrennt hatte, hatte er gemeint, sie sollten sich nicht wie Mädchen an den Haaren ziehen. Rasch erfuhr sie, wie die Jungen einen heftigen Schlag mit der Faust landeten – sehr zum Entsetzen ihrer Mutter. Fortan konnte Virginia nicht nur tüchtig zulangen, sie konnte darüber hinaus mit einem Jagdgewehr einen Flaschenhals auf eine Entfernung von fünfzig Fuß treffen. Jetzt blieb sie so dicht vor Sarah stehen, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten – dafür musste Virginia sich allerdings auf die Zehenspitzen stellen.
„Tanzen ist für törichte Gänse wie dich“, rief sie, „und eigentlich müsstest du törichte Tanzgans Sarah heißen!“
Sarah blieb vor Empörung die Luft weg. Unwillkürlich wich sie mit geweiteten Augen zurück. Doch dann brach sich ihr Zorn Bahn. „Signor Rossini! Haben Sie gehört, was diese Landpomeranze zu mir gesagt hat?“
Virginia reckte ihr Kinn noch ein wenig höher empor. „Diese Landpomeranze besitzt eine ganze Plantage – fünftausend Acre. Und wenn ich richtig rechne – was mir nicht schwerfällt –, so macht mich das viel reicher als dich, Miss Törichtgans!“
„Du bist ja bloß neidisch“, zischte Sarah, „weil du dürr und hässlich bist und dich niemand haben will … und genau deshalb bist du ja hier!“
Virginia war wie vor den Kopf gestoßen und verspürte einen schmerzhaften Stich, denn Sarah hatte die Wahrheit gesagt. Niemand wollte sie, sie war allein, und großer Gott, wie das schmerzte!
Sarah merkte schnell, dass diese Worte ihre Wirkung nicht verfehlten. Sie lächelte süßlich. „Alle wissen, dass du hierhergeschickt wurdest, bis du volljährig bist! Und das bist du erst in drei Jahren, Miss Hughes. Du wirst alt und faltig sein, bevor du wieder auf deine Farm zurückkehren darfst!“
„Das reicht jetzt“, mischte sich Signor Rossini ein. „Wenn beide Damen jetzt so freundlich wären, zu mir zu …“
Virginia hörte die restlichen Worte gar nicht mehr, denn sie stürmte bereits aus dem Tanzsaal, das Gekicher der Mädchen noch in den Ohren. Sie hasste Sarah und die anderen Mädchen, sie hasste den Tanzlehrer, die ganze Schule und sogar ihre Eltern … Wieso waren sie von ihr gegangen? Warum nur?