INHALT

Vorwort:

Die Lektorin im Gespräch mit den Söhnen (Teil I)

Teil 1

Wer schreibt, der bleibt

Ich bin in einem Krater geboren

Über Ursprünge, Mythen und mutige Vorfahren

Die Suche nach den Vätern

Sehnsucht und Enttäuschung

Mutterland ist abgebrannt

Verluste im Land der Frauen

„Vater Staat und Mutter-Sau“

Die deutschen Täterinnen

Vaterland Ade!

Wie Deutschland den Krieg und auch mich verlor

Der Vater im Himmel

Wie ich den lieben Gott adoptierte

Kofferträger für die „Terroristen“

Pour la paix en Algérie – vive FLN!

Mein evangelikaler Jihad

Meine Abrechnung mit dem Christen-Gott

Exkurs: Abbitte an ein Arschloch

Meine Jahre bei den Meisterdenkern

Vom Charme und Einfluss meiner postfaschistischen Professoren

Monsieur, vous etes exclu!

Wie ich in La Rochelle von einem Sprachkurs ausgeschlossen wurde

„Mein Haus ist kein Hurenhaus“

Abschied von der Gewalt des Hausherrn

Frisch, frech, fröhlich, frei

Die Leibes- und Geistesübungen der 68er

Brüder statt Väter

Von der Unterwerfung unter die Gewalt des Vaters zum militanten Widerstand

Meine Wahl

Nie Mitläufer der Mächtigen sein

Wer war Kurt Holl?

Die Lektorin im Gespräch mit den Söhnen (Teil II)

Teil 2

Untertan? Nein Danke!

Von Lehrern, die umfallen

Verführung Minderjähriger? Aber Ja!

Von Müttern und SchülerInnen

Die Erkenntnisse des Dr. Spitzl

Mein Berufsverbot

Da war’s mit der Friedhofsruhe vorbei

Meine Pflichtarbeit auf dem Melatenfriedhof

Türkische Dörfer in Köln

Das Gencekondu von Merkenich

Der Kabarettist Jürgen Becker über den „Mann mit Schnäuzer“

Alexis Sorbas in Anatolien

Oder wie wir anatolische Bergbauern „entwickeln“ wollten

Einbruch in den Nazi-Knast

Wie die Zerstörung der Gestapo-Keller verhindert und das NS-Dokumentationszentrum durchgesetzt wurde

Die Wacht im Baum

Platania am Kaiser-Wilhelm-Ring

Kommando „Sonnenschein“

Wie Batteriefabrikant und Postminister Schwarz-Schilling (CDU) seine Giftprodukte selbst entsorgen musste

Wie ich unter die „Zigeuner“ fiel

Die Sinti Familie Weiss schlägt ihr Lager neben meiner Schule auf

Gelandet im Nirgendwo

Roma auf dem Flugplatz Butzweilerhof

100 Roma im Opernhaus

Wie der „Mann in Leder“ Alice Schwarzer empörte

Kopfgeld auf die „Zigeunerin“

Wie Familie Pampurova sich in Köln verstecken musste und nicht gefunden wurde

Gelem, Gelem

Der Bettelmarsch der Roma

Desinfektion

Saubere Deutsche – und wie man in Bonn mit „dreckigen Zigeunern“ umging

Brief an Kurt Holl von Fatima Hartmann

Hausbesuch vom BKA

Warum mich der Staat für eine revolutionäre Zelle hielt

Spießbürgers Peepshow

Was mir als Mitglied im Kölner Polizeibeirat auffiel

Sie kapieren es nicht!

Über die gefährliche Dummheit von Journalisten

Majestätsverbrechen

Die Erlebnisse eines edlen Tropfens

Prima Promis

Wie wir das Ausländeramt besetzten

Nie wieder Krieg?
Verarschen kann ich mich alleine!

Mein Bruch mit den Grünen

Triumph der Wahrheit

Wie der Rom e.V. die Nazi-Filmerin Leni Riefenstahl zum Widerruf zwang

Nazis und Nachbarn

Kunst gegen das Vergessen: „Mai 1940 – 1000 Roma und Sinti“ und das Stolperstein-Projekt

„Über Holl ist bekannt…“

Wie mir meine Polizeiakte einmal ein Date versaute

Der alte Mann und das Mädchen

Wie ich mit Yasmin durch Kenia reiste

Taubenhilde

Meine Schwäche fürs Milieu

Die Bruderschaft zur heiligen Vorhaut

Wie wir den Bischof von Trier verunsicherten

Ein neues Einverständnis mit den Mächtigen?

Plädoyer für die Lust am Verrat an den herrschenden Verhältnissen

Die Utopie vor der eigenen Haustür verwirklichen?

Die Lektorin im Gespräch mit den Söhnen (Teil II)

Nachwort von Lothar Gothe

Über den Autor

Danksagung

Vorwort:

Die Lektorin im Gespräch mit den Söhnen (Teil I)

Petra Steuber:

Als Lektorin bekomme ich normalerweise vollständige Texte vorgelegt. Das war hier nicht der Fall. Ich hatte es mit einer Sammlung an autobiografischen Texten zu tun, es gab unfertige und abgeschlossene Teile, nur teilweise chronologisch. Es lagen Bruchstücke eines sehr politischen Lebens auf meinem Schreibtisch, mit denen ich nicht so recht etwas anfangen konnte. Nach und nach ergab sich zwar ein Bild, doch dieses Bild war für mein Gefühl immer noch nicht vollständig. Einen Text zu lektorieren heißt auch, den Autor im Text zu finden. Das brauche ich, damit ich weiß, wohin es gehen soll und welchen Maßstab ich an meine Arbeit anlegen kann. Was war die Absicht, warum wurde das Buch geschrieben, was möchte der Autor damit erreichen? Solche Fragen stelle ich mir.

Ich kannte Kurt Holl nicht und reimte mir alles Mögliche zusammen – was beim Büchermachen nie eine gute Idee ist. Um klarer zu sehen und dem auf die Spur zu kommen, was Kurt Holl mit dem Text vorhatte, frage ich jetzt euch, seine Söhne, Hannes Loh und Benjamin Küsters: Sollte das überhaupt eine Autobiografie werden? Hat euer Vater je über dieses Projekt gesprochen?

Hannes:

Dazu kann Benjamin sicher etwas sagen, er hat die letzten 6 Jahre mit ihm gelebt. Ich wusste nicht, dass er vorhatte eine Biografie zu schreiben. Hast du das mitbekommen?

Benjamin:

Ja, ich habe das mitbekommen. Er hat viel Arbeit in die Biografie gesteckt, oft hat er am Nachmittag in seinem Zimmer vor dem Computer gesessen und geschrieben, mit ordentlichem Kopfzerbrechen. Er hatte noch viel mehr vorgehabt. Ich schätze das, was wir jetzt haben, auf 40 oder 50 Prozent von dem, was er eigentlich schreiben wollte.

Petra Steuber:

Wie war denn die Situation? Du hast bei ihm gelebt…

Benjamin:

Seit meinem 14. Lebensjahr habe ich bei ihm in Köln gelebt, in der Innenstadt am Friesenplatz, in einer Zweizimmerwohnung und einer Kammer im Hausflur für mich. Das hört sich ein bisschen nach Abstellgleis an, aber es war ganz gut für mich – und sicher auch für Kurt. Es ist gut für einen Vater-Sohn-Haushalt, wenn da jeder sein eigenes Reich hat. Ich hatte mein Zimmer und er seins. Wenn ich von der Schule nach Hause kam, dann gab es, wenn er nicht gerade unterwegs war, ein Bild, das ganz typisch war: Er sitzt an seinem großen Schreibtisch, den Rücken mir zugewandt und liest, schreibt oder recherchiert irgendetwas. Oft für den Rom e.V. oder Briefe oder eben die Arbeit an der Biografie. Was er allerdings noch geplant hatte, das weiß ich nicht. Über das Ergebnis, also wie genau der Text, das Buch, dann aussehen sollte, darüber hat er nie gesprochen.

Petra Steuber:

Ich kenne das Foto, welches Kurt in diesem Raum zeigt. Ein Mann und seine Bücher und Texte. Man kann viel von ihm erkennen.

Hannes:

Dieser eine Raum war sehr wichtig. Er war das Zentrum, von dem aus sein Denken und Handeln sich entwickelte. Bibliothek, Planungszentrale, Wohn- und Arbeitsraum mit hohen Wänden und Bücherregalen bis zur Decke. In der Mitte ein alter massiver Tisch auf dem ständig neue Stapel wuchsen – Notizen, Zeitungen, Bücher – alles, was ihn gerade beschäftigte. Das Zimmer hatte keine Tür, es war mit einem Vorhang vom Flur getrennt und wenn ich zu Besuch kam, saß er immer dort am Tisch. Das Zimmer war im Grunde ein ästhetischer und bibliografischer Fußabdruck der 68er Bewegung. Kurt besaß fast 6000 Bücher – Philosophie, Politik, Soziologie, Kultur, Kunst, ein bisschen Belletristik, aber vor allem Sachbücher. Beim Aufräumen haben wir skurrile Sachen gefunden…

Benjamin:

Zum Beispiel achtundzwanzig Bände Marx und unendlich viele Bücher über das Wesen der Frau.

Hannes:

Ja, drüber hat er sehr lange nachgedacht. Ein ewiges Mysterium, das er wohl nie ganz entschlüsselt hat.

Benjamin:

Das Zimmer sah anarchistisch aus und es war auch irgendwie chaotisch. Trotzdem gab es in seinem Kopf eine Ordnung. In seinem Kopf führte das alles zusammen. Die ganzen Aktenordner voll mit Texten, Briefen, Zeitungsartikeln …

Hannes:

… aus allen Epochen. Beginnend mit seiner Studienzeit bis heute. Als wir nach seinem Tod das Zimmer ausgeräumt haben, haben wir gemerkt, dass es nicht nur ein biografischer Fußabdruck ist, sondern eben auch ein zeitgeschichtlicher der 68er Bewegung. In diesem Zimmer lebte die Geschichte des politischen Protestes von den Anfängen bis heute.

Petra Steuber:

Hattet ihr das Gefühl, dass es noch lebendig ist? Es gibt Menschen, die sammeln und stopfen das Zeug in die Ecken und wissen bald gar nicht mehr, was sie haben. Wie war das bei Kurt?

Benjamin:

Er hat viel gesammelt und konnte nichts wegschmeißen, das stimmt. Aber das Zimmer hat seinen Charakter widergespiegelt. Es ist komisch, die Persönlichkeit mit einem Raum zu vergleichen, aber da war alles drin, was ihn ausgemacht hat. Und das war ziemlich lebendig, er hat sich nie hängen lassen, er hat immer etwas gemacht, geplant, besprochen, geschrieben.

Hannes:

Wir haben lange gebraucht, bis wir diesen Raum ausgeräumt und alles gesichtet hatten. Uns war schnell klar: Das können wir nicht wegschmeißen. Er hatte seine Korrespondenzen sortiert nach politischen Begegnungen und privaten Beziehungen. Er hatte zum Beispiel für jede Frau einen Ordner angelegt.

Benjamin:

Er hatte viel politisches Material gesammelt, aber ich schätze genauso viel Persönliches. Briefe an mich als Baby und Kind zum Beispiel, die hatte er alle aufbewahrt.

Petra Steuber:

Wo sind die Sachen jetzt?

Hannes:

In einem von uns angemieteten Lager. Das alles zu sichten war für uns eine Auseinandersetzung mit ihm und seinem Leben auf einer ganz anderen Ebene. Das Zimmer hat uns seine innerste Seele gezeigt.

Petra Steuber:

Was war die Motivation, diese Biografie, die er nicht zu Ende bringen konnte, zu veröffentlichen? Ihr hättet es ja für euch privat lesen können um dann zu sagen: gut, das reicht uns. Seine Erinnerungen nun öffentlich zu machen, hat eine größere Dimension.

Hannes:

Kurt hat, gemeinsam mit anderen, Vieles angestoßen und in Bewegung gebracht. Er hat Aktionen ins Leben gerufen, die weitreichende Folgen hatten und Dinge veränderten. Die Anfänge des „Stolperstein-Projekts“ zum Beispiel oder die Rettung der vom Abriss bedrohten ehemaligen Gestapozellen und letztendlich auch die Erkämpfung eines NS-Dokumentationszentrums für Köln. Die Arbeit für die Sinti und Roma, in die er die meiste Zeit, viel Kraft und auch Geld investierte, ist zwar mit seinem Namen verknüpft, aber über die Zeit ist einiges aus dem Gedächtnis der Öffentlichkeit verschwunden.

Benjamin:

Es geht uns darum, den Menschen etwas von ihm zu hinterlassen. Er war zwar Alternativer Ehrenbürger und hat den „Rheinlandtaler“ bekommen, aber irgendwas hat doch gefehlt.

Hannes:

Ich sehe das genauso. Ein weiterer Grund für die Veröffentlichung ist, dass er sich nicht nur als Aktivist, sondern auch als Chronist verstanden hat. Er hat die Ereignisse seiner Zeit festgehalten, zusammengefügt und strukturiert. Zum Beispiel hat er mit großem Fleiß und unfassbarer Akribie alles für das Buch „Satisfaction und ruhender Verkehr – 1968 am Rhein“ zusammengetragen. Damit hat er gemeinsam mit Claudia Glunz einen beeindruckenden Bild- und Textband vorgelegt, der mit einem unglaublichen Witz die 68er Bewegung in ihrer ganzen Vielfalt und Lebendigkeit zeigt. Etwas Vergleichbares zu 1968 gibt es nicht. In dem Buch kommt er natürlich auch vor – aber es geht nicht um ihn. Und ich glaube, er hatte mit seiner Lebensgeschichte etwas Ähnliches vor. Er wollte mit seiner Autobiografie den Beweis erbringen, dass ein konsequent widerständiges Leben möglich ist, dass Lust und Protest, Intellekt und Genuss zusammen gehen und ein erfülltes Leben ausmachen können.

Benjamin:

Er wollte sich kein persönliches Denkmal setzen. Sondern sich der Ordnung und dem Sinn seines Lebens vergewissern, würde ich sagen.

Hannes:

Am Ende ging es ihm immer um die Sache und um die Menschen, nicht um seine Person. Er wollte die Summe seiner Aktionen berechnen und zeigen, wie ein 68er Leben, so wie er es verstand, also ein konsequentes Leben im Widerstand, aussah. Darin unterscheidet er sich von vielen „Alt 68ern“, die durch die Institutionen marschiert sind, mit dicken Pensionen in ihren schicken Altbauwohnungen hocken und dort ihre Memoiren über die gute alte Zeit schreiben. Kurt war bis zum Schluss an der Front, an Aktionen beteiligt, immer Sand im Getriebe der Satten und Herrschenden. Kurt war unbequem. Wenn er einer Ungerechtigkeit auf die Spur kam, ist er den Leuten richtig auf die Nerven gegangen. Gleichzeitig hat er vielen Menschen geholfen und viel erreicht – aber er hat einen Preis dafür bezahlt.

Petra Steuber:

Welchen Preis hat er bezahlt?

Hannes:

Das Berufsverbot hat ihm finanzielle Einbußen in Höhe von einer halben Million D-Mark beschert und er hat eine lächerliche Rente von etwa 750 Euro bekommen und in der Zweizimmerbude gewohnt.

Benjamin:

Das war aber nicht nur aus Not. Kurt mochte das Ambiente und es passte zu ihm, so zu leben. Er hatte keinen Bock auf Luxus.

Hannes:

Das stimmt. Alle Abzweigungen, die ihm ein prominentes Leben hätten ermöglichen können, hat er nicht genommen. Er war nie in Talkshows, er war nie derjenige, der den großen Benefit von seinen Aktionen hatte. Er ist schlichtweg allen auf den Schlips getreten, auch einigen seiner Mitstreiter von 1968. Seine Biografie ist sein Erbe, mit dem er zeigen möchte: Ein Leben gegen den Strom ist möglich und es kann sehr bereichernd und schön sein.

Benjamin:

Mir kommt es so vor, als würde er sagen wollen: Das ist mein Weg, den bin ich gegangen. Es gab diese Ereignisse, diese Höhen und diese Tiefen.

Petra Steuber:

Beim Lesen stellt man schnell fest, dass viele Bereiche seines Lebens ausgespart worden sind. Das Private taucht so gut wie gar nicht auf. War das so gedacht, oder habt ihr das bewusst so zusammengestellt?

Hannes:

Kurt hat den Text ganz klar als politische Biografie angelegt. Bis auf Yasmin, eine Freundin, mit der er einige Jahre zusammen war, kommen keine Lebensgefährtinnen vor. Zwar war ein Kapitel über Benjamin vorgesehen, aber das konnte er nicht mehr fertigstellen. Es ging ihm in erster Linie um den Prozess seiner Politisierung und um seine politischen Aktionen. Kurts Mutter kommt auch vor, aber nicht in der privaten Beziehung, die er zu ihr hatte, sondern er hat sich in der Beschreibung ihrer Person hauptsächlich auf das gesellschaftlich Relevante, auf ihre Rolle in der Nazi-Zeit bezogen. Privat war sein Verhältnis zur Mutter vielschichtiger, als es sich in der Biografie zeigt. Die beiden haben oft miteinander telefoniert und Kurt hat bei der Beerdigung unserer Großmutter eine bewegende Rede an ihrem Grab gehalten – aber darum sollte es in seiner Autobiografie nicht gehen.

Petra Steuber:

Wenn er nicht mit euch über seine Biografie gesprochen hat, woran habt ihr euch bei der Zusammenstellung der Texte orientiert?

Hannes:

Mit Walburga Fichtner, einer Freundin von Kurt, die auch Grafikerin ist, hat er nach und nach einzelne Texte für seine Biografie layoutet. Als er starb, waren einige Kapitel schon fertig, aber das war insgesamt noch sehr rudimentär, sodass wir uns nicht sicher waren: trägt sich das? Dann habe ich auf seiner Festplatte Ordner und Unterordner entdeckt und wenn ich die aufmachte, ploppten da weitere Dateien auf und ich dachte: Okay, hier gibt es noch einiges zu bergen. Da kamen fertige Kapitel zum Vorschein, die er noch nicht layoutet hatte, aber auch angefangene Texte, Bruchstücke, deren Anfang und Ende in anderen Dateien versteckt waren.

Benjamin:

Ich bekam dann ständig Textnachrichten von Hannes: Hey, hier ist noch was über Yasmin. Oder: Ich habe noch drei ganz neue Kapitel gefunden. Das war ein bisschen wie ’ne Schatzsuche. Hannes hat dann versucht, alle alten und neuen Texte chronologisch einzuordnen.

Hannes:

So ist das Manuskript entstanden, mit dem wir zu euch gekommen sind.

Teil 1

Wer schreibt, der bleibt

Gilt diese alte Skatregel auch für die gelegentlichen Versuche über unser Leben nachzudenken und das, was wir für wichtig halten, aufzuschreiben?

Jedenfalls kann man davon ausgehen, dass andere sich längst ein Bild von uns gemacht haben, ob sie es nun zu Papier bringen oder nicht. Über Leute, die in der Öffentlichkeit stehen und politisch agieren, fallen im Laufe der Jahre freilich zahllose Dokumente an. Zeitungsartikel, Medienberichte, Interviews und, wie in meinem Fall, einige Strafakten und Behördenberichte. Was in denen geschrieben wurde, bleibt schon deshalb, weil es den amtlichen Stempel hat. Es bleibt und es verletzt das Bestreben, die Deutungshoheit über unser Leben zu behalten.

Versuche ich deshalb, dieser alten Skatregel folgend, über mein Leben zu schreiben? Ich möchte ja nicht (nur) so in Erinnerung bleiben, wie diese Behördenakten, Medien, Familienlegenden, Berichte von Freundinnen und Freunden, Neidern oder Feinden es vermitteln.

Jedenfalls weist das Bild, das öffentliche Instanzen von mir immer über fünfzig Jahre lang zeichneten, überwiegend in eine bestimmte Richtung. Schon ein kurzer Ausschnitt der Zuschreibungen würde eine Bedeutung suggerieren, die so nicht bestand, auch wenn sie zuweilen schmeichelte. Was war ich nicht schon alles in ihren Augen und was hat man mir im Laufe meines Lebens schon alles verboten, vorgehalten und zugeschrieben: „Notorischer Randalierer“ (Pressechef der Stadt Köln), „mangelnde charakterliche Eignung“ (Schulministerium NRW), Anklage wegen Straßenraubs (Staatsanwaltschaft Köln) „Der hier hinreichend bekannte Studienreferendar“ (14. Kommissariat PP Köln), „Beleidigung des Polizeipräsidenten“ (Staatsanwaltschaft Köln), Verurteilung wegen Diebstahls von 300 Eiern (Amtsgericht Köln), „Verbreitung kommunistischer Parolen“ (Oberstudiendirektor Szukala, Hansa Gymnasium Köln), Friedhofsverbot (Stadt Köln), Berufsverbot (Land NRW), „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ (Staatsanwaltschaft Köln), Ausschluss aus der Gewerkschaft GEW, Ausschluss aus dem Polizeibeirat wegen Verletzung der Schweigepflicht, „Amtsanmaßung und Hausfriedensbruch“ (Staatsanwaltschaft Köln).

Das alles klingt nach Widerstand und Krawall, wenn man es durch die offizielle Brille sieht. Doch es gab von alldem auch eine andere Seite, die sich schließlich auch in offizieller Würdigung ausdrückte, zum Beispiel: „Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes“, „Alternativer Ehrenbürger der Stadt Köln“ zusammen mit Hedwig Neven DuMont, Retter des EL-DE-Hauses, Ehrung mit dem Rheinlandtaler (Landschaftsverband Köln), Mitbegründer des Rom e.V. und tatkräftiger Unterstützer des Projektes „Stolpersteine“ und so weiter und so fort.

Die Bilder, die Menschen von mir hatten, die mich privat kannten, waren bunter und differenzierter und auch widersprüchlicher.

Was sie von mir dachten, das lässt sich nicht erschöpfend und schon gar nicht inhaltlich genau wiedergeben. Einen bestimmten Vorwurf aber, den hörte ich im Laufe meines Lebens immer wieder. Der Vorwurf kam von meinen Eltern, Brüdern oder Verwandten, von Kollegen und Genossen, genauso wie von Freunden und Freundinnen und nicht zuletzt von meinen Geliebten: „Wenn ich dich wirklich brauche, ist immer etwas anderes wichtiger.“

An dem Vorwurf ist was dran, das will ich gar nicht leugnen. Neben Kritik, Lob und Bestätigung meines Engagements brachte diese Hingabe auch persönliche Enttäuschungen mit sich, sodass ich für manche ein „geliebtes Arschloch“ war.

Warum war das so? Warum war mir mein gesellschaftliches und politisches Engagement wichtiger als so mach privates Ereignis?

Ich habe in meinem Leben nie einen Unterschied gemacht zwischen Freizeit und Arbeit. Ich habe keine Rücksicht genommen auf meinen Körper und auf meine Gesundheit. Ich war unermüdlich in den Dingen, die mir wichtig waren, die ich nicht hinnehmen konnte und die ich verändern wollte. Denn ich hatte früh in meinem Leben eine Entscheidung getroffen.

Auch wenn ich diese Entscheidung nicht eine Sekunde lang bereue, scheint es mir wichtig, das Bild, was in der Öffentlichkeit von mir existiert, durch meine Schreib-Feder darzustellen. Ich wurde durch so viele Brillen angesehen, da ist es an der Zeit, mal meine eigene aufzusetzen. Und doch treibt jetzt mich die Frage um, ob das, was ich sagen will, nicht auch von jedem anderen meiner Generation gesagt werden könnte? Ist nicht alles „Neue“ an uns Achtundsechzigern längst aufgesogen, konsumiert und vermarktet? Sind wir nicht mittlerweile unter Bergen von Literatur über 1968 begraben? Interessieren sich die jungen Leute da draußen für das Leben eines alten Berufsrevolutionärs?

Diese Fragen kann ich nicht beantworten und ob meine Erinnerungen jenseits meiner Freunde und Mitstreiter Leser finden, weiß ich auch nicht. Doch die Dinge, für die wir gestritten und die wir verändert haben, sollten nicht in Vergessenheit geraten. Denn es liegen noch große Kämpfe vor uns.

Ich bin in einem Krater geboren

Über Ursprünge, Mythen und mutige Vorfahren

Dass ich in einem Krater geboren wurde, wurde mir erst bewusst, als ich ihn verließ. Im großen Krater des „Rieses“, jenem kreisrunden Talkessel, der vor 15 Millionen Jahren durch den Einschlag eines mehrere Kilometer großen Meteoriten entstanden war, lag meine Heimatstadt Nördlingen. Die Welt außerhalb des Kraters kannte ich lange gar nicht. Als Kinder glaubten meine Brüder und ich sogar, jenseits der dichtbewaldeten Abhänge rund um das Tal befände sich ein großer Zaun und die Welt wäre dort zu Ende.

Unser Horizont erweiterte sich erst, als meine Mutter 1952, zehn Jahre nach dem Tod unseres Vaters, einen Kölner kennenlernte und zu ihm an den Rhein zog. Weil dessen Wohnung aber zu klein war, wurden meine Brüder und ich zunächst einmal verteilt: das Nesthäkchen Fränzle wurde nach Köln mitgenommen, Heiner, der Mittlere, blieb bei den Großeltern in Nördlingen und ich ging auf das protestantische Internat der Herrnhuter Brüdergemeine in Königsfeld im Schwarzwald. Das entsprach zwar ganz meiner damaligen religiösen Einstellung, und dennoch fühlte ich mich mutterseelenallein, abgeschoben und entthront als Vorstand der Familie, als den ich mich seit dem „Heldentod“ meines Vaters im Krieg fast zehn Jahre lang gefühlt hatte.

Bei den anderen Internatsschülern galt ich als Schnösel aus „gutem Hause“ und wurde zudem in diesem alemannischen Biotop als bayrischer Zuwanderer argwöhnisch beäugt. Mit meinem für die anderen kaum verständlichen fränkischbayrischen Idiom provozierte ich von Anfang an bösen Spott. Schon am zweiten Tag bekam ich den Spitznamen „Knödel“.

Mein Onkel Karl, dem ich mein Leid in den Ferien klagte, meinte: „Mensch, was wollen diese Hinterwäldler? Wir Nördlinger sind doch weltberühmt! Wir leben seit Urzeiten in einem Krater.“

Der Krater war durch den Einschlag eines riesigen Meteoriten vor 15 Millionen Jahren entstanden. Damals war das hier eine subtropische Urlandschaft mit Riesenfarnen, Affen, Seeschlangen und Elefanten. War ich als Kind der Meinung gewesen, am Rande unseres Kraterkessels ende die Welt, so erzählte ich meinen Klassenkameraden im Internat nun stolz und überzeugend von diesem prähistorischen Biotop, sodass sich mein Ansehen entscheidend hob. Der Nördlinger Ursprungsmythos, über den ich in Erdkunde referieren durfte, bescherte mir immerhin den Ruf als Junge mit einer superinteressanten Herkunft. Und weil ich diese Urlandschaft von Mal zu Mal mit immer neuen Raubtieren und Echsen bevölkerte, schienen einige zu glauben, dass bei uns noch immer Säbelzahntiger und Dinosaurier herumliefen.

Selbst noch in meiner Studentenzeit nutzte ich die spektakuläre Urgeschichte meiner Heimat um beim Flirt mit Kommilitoninnen sozusagen die kosmischen Dimensionen meiner Existenz hervorzuheben. So bot ich, als mal wieder in den Medien die Angst vor herabstürzenden Himmelskörpern geschürt wurde, einer Bekanntschaft an, mit mir nach Nördlingen zu ziehen, weil nach Gesetzen der Wahrscheinlichkeit mit ziemlicher Sicherheit kein zweiter Einschlag an derselben Stelle zu erwarten wäre.

Schließlich holte mich meine Mutter 1955 nach Köln. Da ging das Spiel mit dem Fremdsein von vorne los.

„Also us Bayern küss du? Dann jodel doch mal!“, forderte mich die fette Verkäuferin im überfüllten Tante-Emma-Laden auf, nachdem ich meine Wünsche in meinem für sie exotischen Dialekt vorgetragen hatte. Es brachte ihr einen Brüller ein, der ganze Laden bog sich vor Lachen und ich versank vor Scham im Boden, nicht nur, weil ich mal wieder der Alpendepp war, sondern weil ich nicht verstand, wen oder was ich da küssen sollte.

Als ich meine Heimatstadt Nördlingen verließ, musste sich mein mühsam erworbenes Selbstbewusstsein vielen Irritationen stellen. Die Anfeindungen meiner Mitschüler im Internat in Königsfeld, die mich schon wegen meines Dialekts zu einem unterbelichteten Provinzler zurechtstutzen wollten, hatte ich mit der Erzählung über die kosmische Aura meiner Heimat geschickt gekontert. In Köln freilich, wo man die Erinnerung an eine 2000jährige Geschichte und an die Heldentaten ihrer Einwohner regelmäßig wie eine Monstranz durch die Stadt trug, zählte Urzeit wenig. Da fiel mir glücklicherweise ein, dass meine Heimatstadt sich ebenfalls einer stolzen Geschichte rühmen konnte.

Ich war in der „Lebenden Stadt des Mittelalters“, so die Nördlinger Tourismuswerbung, aufgewachsen, mit einer – in Deutschland einmalig – vollständig erhaltenen kreisrunden Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert. Viele Nördlinger Vorväter und Mütter richteten mich in der Fremde auf. Stolz war ich besonders auf alle Anzeichen von Widerständigkeit, etwa wenn die Stadt ihre Unabhängigkeit gegen macht- und geldgierige Fürsten ringsum verteidigte, die sich die berühmte und reiche Messestadt einverleiben wollten. Diese Taten des Widerstandes wurden in Epen und Gemälden gerühmt, die Nördlingen mit Troja oder Bethulia gleichsetzten, wie auf der großen Freske im Bundeszimmer des Rathauses zu sehen ist.

Schon im 12. Jahrhundert hatte eine radikale christliche Gemeinschaft, die „Brüder de Novo Spiritus“, die Unmittelbarkeit eines jeden Christen zu Gott – ohne Priesterbeistand – verkündet. Die Lutheraner machten später die Stadt zu einer Insel evangelischer Freiheit in einem Meer bayrisch-katholischer Papisten. Im Bauernkrieg schlossen sich radikale Nördlinger Handwerker den aufständischen Bauern an und stürmten das Rathaus mit dem Ruf: „Schlagt tot, schlagt tot die Ratsherrnbrut“.

1848 galt die Stadt dem bayrischen König als Herd des Aufruhrs in Bayern. Seit der Aufklärung waren immer wieder landesweit bekannte fortschrittliche Persönlichkeiten eng der Stadt verbunden, wie der Verleger Wolfgang Beck (später C. H. Beck) und der sozialkritische Journalist und Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 – 1791). 1918 war Ernst Niekisch Vorsitzender der bayrischen Arbeiterräte und nach 1945 wurde Hans Magnus Enzensberger mit dem „Kursbuch“ zum Wegbereiter der Achtundsechziger. Beide waren in Nördlingen zur Schule gegangen.

Es gab vor allem einen Menschen, den ich gerne in die Reihe namhafter Vorfahren einordnete: unsere Urahnin Maria Holl, die „Hexe von Nördlingen“. Am Ende des 16. Jahrhunderts trotzte die willensstarke Frau allen Quälereien der klerikalkommunalen Honoratiorenbande und triumphierte schließlich über die Oberen. Meine Brüder und ich wuchsen in dem Bewusstsein auf, Nachfahren dieser bewundernswert starken Frau zu sein.

Maria Holl war die erfolgreiche Gastwirtin der „Goldenen Krone“ und wurde 1593 in Nördlingen der Hexerei verdächtigt. Andere Frauen hatten sie unter der Folter denunziert, auf Tanzfesten mit dem Teufel im Bund gewesen zu sein. Das sollte die „Höllin“, wie sie genannt wurde, nun selbst gestehen, beschloss der Rat der Stadt. Doch welche Quäl-Werkzeuge die (evangelischen!) Theologiedoktoren des Hexengerichtes auch aussuchten, Maria leugnete jegliche Buhlschaft mit dem Teufel. „Daran hab ihr nie zweifelt, dass unser herr gott werde ein Mittel schickhen, dz ir Ohnschuld ann tag komme“, notierte der Ratsschreiber eins ums andere Mal. Und dann fährt er fort: „Also wurde der Meister eingelassen, der band sie und stellets an strang und ist aufgeczogen worden.“ Das heißt, Maria wurden die Hände auf den Rücken gefesselt, ein Seil wurde um ihre Hände gebunden und zur Decke über ein Rad geführt. Dann wurde sie vom Folterknecht „aufgeczogen“. Wenn ihre Arme nicht schon dadurch ausgekugelt wurden, so spätestens durch die nächste Aktion: Das Seil wurde losgelassen und die Frau fiel nach unten, kurz bevor sie auf dem Boden aufschlug, bremste der „Meister“ abrupt ab. Die unvorstellbaren Schmerzen dieser Folter sollten sie zu einem Geständnis zwingen. Doch Maria blieb standhaft. Zweiundsechzigmal wurde die Folter an ihr vollzogen: Eisenstiefel, Streckbank, Daumenstock und immer wieder am Seil „aufgeczogen“. Nie gestand sie, was die Herren hören wollten.

Ihre Unbeugsamkeit ließ bei vielen Nördlinger Bürgern Zweifel aufkommen an ihrer Schuld, ja an den Hexenprozessen selbst. Die Examinatores gerieten unter Druck: Um doch noch ein Geständnis zu erpressen, wurde Maria an einem Tag siebenmal mit dem spanischen Stiefel und zehnmal mit der „Bank“ gefoltert, einem Streckbrett, das alle Gelenke aus ihren Halterungen reißen konnte. Ergebnislos, auch als ihr einen Tag später erneut elfmal der Stiefel angelegt wurde. Statt zu gestehen, verfluchte Maria ihre Richter: „Sie wolle am jüngsten Tage Rache schreien, über die, die sie dahin bringen wollten, falsches Zeugnis zu geben“, schrieb der Protokollführer offenbar ohne den Versuch, die ungeheuerliche Anklage zu zensieren.

Inzwischen war es ihrem Mann, Michel Holl, gelungen ihre Verwandten aus Ulm zu mobilisieren, wo ihr Vater angesehenes Mitglied des Rates gewesen war. Maria wurde nach einem Jahr Folterhaft entlassen. Die Nördlinger scheuten sich freilich nicht, ihr und ihrem Mann die horrenden Kosten des ganzen „Prozesses“ aufzubürden. Maria musste zudem eine so genannte Urfehde schwören, das heißt auf jede nachträgliche Klage gegen ihre Peiniger verzichten. Außerdem wurde ihr ein absolutes Schweigegebot auferlegt.

Der Kampf der Maria Holl rettete vielen Frauen das Leben, denn der Rat verzichtete bald darauf weitere Prozesse durchzuführen – ganz im Gegensatz zur epidemischen Verbreitung der Hexenhysterie, die in Süddeutschland noch ein Jahrhundert lang wütete. Maria lebte nach ihrer Entlassung noch fast 50 Jahre, wurde als Gastwirtin eine der reichsten Frauen der Stadt und überlebte alle ihre Peiniger. Wir Buben waren stolz auf sie und gaben ganz schön an mit unserer standhaften Ahnin.

Leider musste ich später erkennen, dass die vorbildlichen Vorfahren, auf die ich stolz sein konnte, nicht exemplarisch für alle Bürger der Stadt Nördlingen standen. Die Augsburger Puppenkiste hatte für die Serie über die Stadt Schilda das Panorama Nördlingens als Kulisse gewählt. Das traf die kleinkarierte Spießigkeit der meisten Nördlinger sehr gut. Diese Mentalität war auch der Nährboden für Opportunismus und Menschenverachtung, die immer wieder die Oberhand gewannen.

In früheren Jahrhunderten waren aufgrund dessen Judenpogrome, Hexenverfolgung und Bauernvernichtung möglich geworden. Im Nationalsozialismus nahm man Arisierung, Verfolgung von Kommunisten und Sozialisten (der Nördlinger SPDler Josef Wittmann wurde mit der Guillotine hingerichtet) und vor allem die Judendeportation widerstandslos hin oder beteiligte sich sogar aktiv daran. Die Nördlinger Zeitung jubelte am 8. August 1942: „Unsere Stadt ist seit Donnerstag judenfrei“ und nicht wenige Bürger hätten „vor Freude in die Hände geklatscht.“ Die Arisierungsgewinnler feierten nach 1945 Jubiläen, wobei sie stillschweigend die Zeit der enteigneten und deportierten jüdischen Besitzer einrechneten, um auf eine runde Zahl zu kommen. Über die Familie Eisenmann, der man das Geschäft 1938 geraubt hatte, schrieben die Nachkommen der Arisierer im Jahr 1999 zum 125. Jubiläum „Ihres“ Geschäftes, die jüdischen Vorbesitzer hätten damals Deutschland „den Rücken gekehrt.“ In Wahrheit war die Familie Eisenmann 1943 in die Todeslager der Nazis deportiert worden. Zu keinem Zeitpunkt war die Stadt bereit, nach 1945 ihrer ermordeten Mitbürger offiziell zu gedenken.

Einer der wenigen Überlebenden stiftete bei einem Besuch in seiner ehemaligen Heimatstadt eine Erinnerungsstelle, die er aus eigener Tasche bezahlen musste.