IMPRESSUM
HISTORICAL GOLD EXTRA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
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Geschäftsführung: | Ralf Markmeier |
Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
Produktion: | Jennifer Galka |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
© 2017 by Laura Lee Borio
Originaltitel: „The Truth About Love And Dukes“
erschienen bei: Avon Books, an imprint of HarperCollins Publishers LLC, New York, U.S.A.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL GOLD EXTRA
Band 108 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Nina Hawranke
Abbildungen: The Killion Group / Hot Damn Designs, khd86 / Getty Images, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733779856
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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London, Juli 1892
Henry Cavanaugh sehnte sich nach einem wohlgeordneten Dasein. Als Duke of Torquil oblagen ihm viele Pflichten, und deren Erfüllung wäre ihm im Rahmen eines wohlgeordneten, überschaubaren Privatlebens leichter gefallen. Leider war er mit zwei unvermählten Schwestern, einem mittellosen jüngeren Bruder sowie einem hoffnungslos arbeitsscheuen Schwager geschlagen. Zudem konnte er sich zweier Neffen rühmen, die es sich offenbar zur Herzensangelegenheit gemacht hatten, Kindermädchen zu vergraulen. Eine Mutter mit künstlerischen Ambitionen rundete das Ganze ab. Ein wohlgeordnetes Leben schien da undenkbar. Ein Umstand, den er täglich aufs Neue bedauerte.
Der heutige Tag stellte keine Ausnahme dar.
„Also wirklich, Jamie!“ Stirnrunzelnd schaute er den Mann seiner verstorbenen Schwester Patricia an, dessen Zwillingssöhne soeben krakeelend ins Zimmer stürzten. „Sind ein wenig Frieden und Beschaulichkeit am Frühstückstisch zu viel verlangt?“
„Heute Morgen anscheinend schon“, bemerkte seine Schwester Sarah und hielt sich die Ohren zu.
Jamie zuckte mit den Schultern, wobei er nach der Zitrusmarmelade griff. Offensichtlich war er nicht geneigt, seine Söhne, die just hinter seinem Stuhl am Ende des Esstischs entlangrannten, zur Räson zu bringen. „Nanny Smith ist fort. Hat sich bei Nacht und Nebel mitsamt ihren Habseligkeiten aus dem Staub gemacht und nur eine Notiz hinterlassen. Was soll ein verwitweter Vater in einer solchen Lage tun?“
„Kindermädchen hin oder her“, erwiderte Henry und hatte die Stimme angehoben, um den Radau zu übertönen, „deine Kinder unterliegen deiner Verantwortung und sollten, so will ich meinen, nicht allzu schwer zu bändigen sein.“
„Sagt der Mann ohne Kinder“, konterte Jamie, während er sich Marmelade aufs Toastbrot strich. „Warte nur, bis du selbst Söhne in die Welt gesetzt hast“, fügte er hinzu, mit dem Messer in Henrys Richtung deutend. „Dann wirst du die Sache anders sehen.“
„Das bezweifle ich.“
Sein ihm gegenüber sitzender Bruder David lachte. „Und deine zukünftige Duchess? Was, wenn sie sich als schwer zu bändigen erweist?“
„Das wird nicht der Fall sein. Sei versichert, dass ich mir eine Gattin suchen werde, deren Ansichten den meinen entsprechen. Vor allem hinsichtlich der Erziehung unserer Kinder.“
„Oh, dein Wort in Gottes Ohr. Aber nach den Flitterwochen wirst du feststellen, dass dieses Einvernehmen eine Illusion war. Nach nunmehr sechs Ehejahren kann ich mich über jedes Wort der Zustimmung von Carlottas Seite glücklich schätzen.“
Henry wollte betonen, dass niemand Zustimmung von Carlottas Seite zu erwarten habe, als Colin einen Schrei ausstieß, sich zwei Toastscheiben von der Anrichte schnappte und eine seinem Bruder Owen zuwarf. Henry beschloss, selbst einzuschreiten, wenn Jamie es schon nicht tat.
„Das reicht, Gentlemen“, unterbrach er den kindlichen Überschwang, indem er all seine herzogliche Autorität in seine Stimme legte und sich erhob. „Colin, Owen, hört sofort auf, im Speisezimmer herumzutoben!“
Die Jungen erstarrten, und himmlische Ruhe senkte sich über das Zimmer.
„Ihr werdet hinunter in die Küche gehen“, fuhr Henry fort, „und Mrs. Deal – höflich, wohlgemerkt – bitten, euch ein anständiges Frühstück vorzusetzen. Danach“, fügte er mit einem vielsagenden Blick auf Jamie hinzu, „wird euer Vater mit euch in den Hyde Park gehen, derweil ich mich um eine neue Nanny für euch bemühen werde.“
Die Zwillinge stöhnten angesichts der Vorstellung einer weiteren neuen Nanny, aber Henry erstickte ihren Protest, indem er auf die Tür wies. „Hinaus!“, befahl er, und die beiden gehorchten unverzüglich. Es gelang ihnen gar, ihr respektvolles Schweigen bis zur Dienstbotentür am Ende des Korridors beizubehalten. Doch just bevor jene Tür zugeknallt wurde, ertönte ein gedämpfter Schrei, der Henry ahnen ließ, dass das arme Dienstpersonal in den unteren Räumlichkeiten sich nicht auf die Stille freuen durfte, die hier oben Einzug gehalten hatte.
„Gut gemacht, Henry.“ Seine Schwester Angela schaute von ihrer Morgenzeitung auf und blätterte um. „Irgendetwas muss mit deinen Lausbuben geschehen, Jamie.“
„Bravo“, ließen sich Sarah und David wie im Chor vernehmen. Mit der geballten Missbilligung seiner Verwandtschaft konfrontiert, hatte Jamie wenigstens den Anstand, verlegen dreinzublicken.
„Ich weiß, sie sind die reinsten Plagegeister geworden.“ Seufzend lehnte er sich zurück und fuhr sich mit einer Hand durchs braune Haar. „Patricia hatte sie weit besser als ich unter Kontrolle. Jetzt, da ich allein bin, weiß ich nicht recht, was ich mit ihnen anfangen soll.“
„Tu, was die meisten Witwer tun“, warf David leichthin ein. „Schick sie auf eine Schule.“
„Meinst du?“ Jamie wirkte skeptisch.
„Warum nicht?“ David winkte dem Lakaien, ihm einen Nachschlag Nieren und Speck zu bringen. „Die Schule würde ihnen im Nu den nötigen Schliff geben. Sie hat uns alle auf die rechte Bahn gebracht. Nun, zumindest zwei von uns“, ergänzte er mit einem flüchtigen Blick auf Henry. „Torquil hat sich quasi von Geburt an auf dem rechten Weg befunden, und ich bezweifle, dass er davon je auch nur ein Jota abgewichen ist.“
Henry schwieg und dachte an das eine Mal, da er vom rechten Weg abgekommen war. Weder seine Geschwister noch die übrige Welt wussten davon. „Und das werde ich auch nicht“, entgegnete er nach einem Moment. Nie wieder.
„Jedenfalls bin ich mir nicht sicher, ob die Schule eine gute Idee ist“, murmelte Jamie, zum eigentlichen Thema zurückkehrend. „Die Jungen sind erst acht.“
Der fragende Blick, den Jamie in seine Richtung sandte, entging Henry nicht.
„Falls du es für an der Zeit befindest, die Zwillinge auf eine Schule zu schicken, werde ich selbstverständlich das Schulgeld übernehmen. Aber ich bin mit dir einer Meinung; auch ich halte sie für zu jung. Wir sollten noch zwei, drei Jahre warten. Bis dahin …“
„Grundgütiger!“ Angelas jäher Ausruf unterbrach Henry, ehe er betonen konnte, wie wichtig Disziplin und ein geregelter Alltag für ein friedliches Heim waren. Als er sich ihr zuwandte, erinnerte ihn ihre entsetzte Miene daran, dass Drama und nicht Frieden den Alltag zumindest seines Haushalts dominierte.
Angela beugte sich auf ihrem Stuhl vor, die dunklen Brauen zusammengezogen. „Das kann nicht wahr sein“, flüsterte sie, noch immer auf die gefaltete Zeitungsseite in ihrer Hand starrend. „Das kann unmöglich wahr sein. Mutter würde niemals …“
Sie beendete den Satz nicht, doch die bloße Erwähnung ihrer Mutter ließ in Henry Unbehagen aufkeimen. So lange er denken konnte, war seine Mutter der Inbegriff einer Duchess gewesen – eine kultivierte Gastgeberin, die sich unermüdlich für wohltätige Belange engagierte, sich geistreich über jedes Thema auszutauschen verstand und ihren zahlreichen Verpflichtungen mustergültig nachkam. Im Grunde war sie das einzige Familienmitglied, das ihm nie Anlass zur Sorge gegeben hatte. Jedenfalls bis vor Kurzem …
„Spann uns nicht auf die Folter, Angela“, drang Sarahs Stimme in Henrys düstere Gedanken. „Welchen Skandal um unsere Familie posaunt ‚Society Snippets‘ diese Woche heraus?“
David gab einen verächtlichen Laut von sich. „Dieses Schmierenblatt? Wieso um Himmels willen liest du das überhaupt?“
„Ich …“ Angela verstummte und wandte sich Henry zu. In ihren Augen, von dem gleichen Grau wie seine, sah er seine Befürchtungen bestätigt. „Dies ist Mutters Zeitung. Ich habe sie gestern Abend darin blättern sehen. Auf meinem Weg zum Speisezimmer habe ich sie unter den Morgenzeitungen gefunden und mitgenommen. Ich dachte, ein Boulevardblatt wäre vielleicht eine amüsante Frühstückslektüre. Amüsant?“, wiederholte sie gepresst. „Wie habe ich das nur glauben können?“
„Was immer dich derart aus der Fassung gebracht hat, du solltest es mir mitteilen“, riet Henry ihr. „Dann, und nur dann, kann ich etwas unternehmen.“
„Ich bin sicher, dass ich bloß Gespenster sehe“, erwiderte sie, allerdings wenig überzeugt.
„Vielleicht.“ Er wappnete sich. „Aber lies es mir trotzdem vor.“
Sie nickte, hob die Zeitung und setzte an: „‚Liebe Lady Truelove …‘“
David unterbrach sie stöhnend. „Hör auf, Angela. Wann immer ich meinen Club aufsuche, haben die Burschen dort nichts Besseres zu tun, als die Kolumne dieses Weibsbilds zu lesen – laut, versteht sich. Verflucht leidige …“
„David, halt den Mund“, wies Jamie ihn zurecht. „Ich fürchte, hier bahnt sich eine ernste Sache an. Lies weiter, Angela.“
Angela räusperte sich und fuhr fort.
„‚Liebe Lady Truelove, ich bin eine Dame der feinen Gesellschaft und im ton hoch angesehen. Eben aufgrund meines hohen Standes befinde ich mich in einer schier unerträglichen Zwickmühle, und ich schreibe Ihnen in der Hoffnung, dass Sie mir helfen können, mich daraus zu befreien. Als junges siebzehnjähriges Mädchen habe ich einen Mann geehelicht, der zwanzig Jahre älter war als ich. Ich habe diesen Mann weder geliebt …‘“
Angela verstummte errötend, sichtlich beschämt, derart intime Enthüllungen laut vorzutragen. In der nachfolgenden Stille sah sie abermals Henry an, und das Unbehagen in ihm wuchs.
„Nur weiter.“ Selbst in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme harsch. „Lies auch den Rest vor.“
Angela blickte wieder hinab auf die Zeitung in ihrer Hand. „‚… noch hatte ich ihn auch nur besonders gern‘“, fuhr sie fort. „‚Seinen Heiratsantrag habe ich allein auf Anraten meiner Familie angenommen, denn diese sah in dem Mann eine hervorragende Partie für mich. Nachdem ich viele Jahre in dieser lieblosen Beziehung ausgeharrt und fünf Kinder geboren hatte, wurde ich Witwe, und bis vor Kurzem war ich mit meiner Situation durchaus zufrieden. Nun jedoch, im Herbst meines Lebens, habe ich mich verliebt, mit Haut und Haar und zum allerersten Mal. Der Mann, für den ich solch leidenschaftliche Gefühle hege, ist allerdings nicht von meinem Stand. Er ist Maler, ein brillanter Künstler …‘“
„Was?“ Sarah keuchte. „Also sind die Gerüchte über Mutter und Foscarelli tatsächlich wahr?“
Henry sah sich um und erkannte, dass alle an der Frühstückstafel das Entsetzen seiner jüngsten Schwester teilten. Er selbst war nicht allzu überrascht. So ungern er es zugab, die unangemessene Liaison zwischen seiner Mutter und dem italienischen Maler hatte sich seit Monaten abgezeichnet. Er hatte sich schlicht etwas vorgemacht, indem er sich eingeredet hatte, dass künstlerische Bestrebungen und nicht etwa primitivere Gelüste seine Mutter dazu getrieben hätten, Unterricht in Ölmalerei zu nehmen. Tief in seinem Innern hatte er geargwöhnt, dass es sich anders verhielt, doch er hatte es sich nicht eingestehen wollen. Er dachte an seinen eigenen Fehltritt in der Vergangenheit und konnte nachvollziehen, was sein Vater seinetwegen vor einem Jahrzehnt durchgemacht haben musste.
Bedächtig legte er Messer und Gabel ab. „Nur weiter“, wiederholte er, und Angela gehorchte.
„‚Monatelang habe ich mich bemüht, meine Empfindungen für diesen Mann zu unterdrücken, aber inzwischen habe ich eingesehen, dass sie zu stark sind, um sie zu verleugnen. Er hat mir in aller Ehrbarkeit die Ehe angetragen, und alles in mir drängt mich, seinen Antrag anzunehmen.‘“
In aller Ehrbarkeit? Henry verdrehte die Augen. An Foscarelli war nichts Ehrbares. Er war ein Schürzenjäger der übelsten Sorte.
„Aber was hat sie vor?“, rief Sarah. „Sie kann nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, ihn zu heiraten. Er ist Italiener.“ Das letzte Wort war mehr ein verzweifeltes Jammern.
„‚Unnötig zu erwähnen‘“, las Angela weiter, „‚dass meine Familie dies nicht gutheißen würde …‘“
„Da hat sie recht“, murmelte David.
Erneut brach Angela ab, entnervt seufzend. „Wenn ihr mir dauernd ins Wort fallt, werde ich nie zum Ende kommen. Seid still und hört zu.“ Wieder beugte sie sich vor und fuhr fort. „‚Daher, verehrte Lady Truelove, sehe ich mich folgendem Dilemma gegenüber: Soll ich meine Gefühle unterdrücken und den Mann abweisen, wie es der Anstand verlangt? Oder soll ich mich der Liebe ergeben, seinen Antrag annehmen und mir zugestehen, glücklich zu sein?‘ Unterzeichnet mit ‚Eine Dame der feinen Gesellschaft‘.“
Angela ließ die Zeitung sinken. Schweigen folgte, und alle richteten den Blick auf Henry, darauf wartend, dass er sich äußerte. Das erinnerte ihn an seine Pflichten als Familienoberhaupt.
„Wir wissen nicht, ob es sich bei dieser Dame wirklich um Mutter handelt oder ob mit dem fraglichen Künstler tatsächlich Foscarelli gemeint ist“, merkte er an, bemüht, vernünftig und rational zu klingen. Doch die bloße Erwähnung dieses Mannes in Verbindung mit seiner Mutter ließ Zorn in ihm aufwallen, und Vernunft und Logik drohten über Bord zu gehen. Die Vorstellung, dass ein solcher Schuft sich erdreistete zu glauben, einer Ehe mit ihrer Mutter würdig zu sein, weckte seinen Beschützerinstinkt.
So verführerisch der Gedanke war, den berüchtigten Maler aufzuspüren und grün und blau zu prügeln, war Henry doch bewusst, dass er zunächst seine Geschwister beruhigen und die Fakten prüfen musste. „Dieser Mann wurde schon mit vielen Frauen von Stand in Verbindung gebracht, bei denen es sich nicht um Mutter handelte“, setzte er hinzu. „Manchmal zutreffender- und manchmal fälschlicherweise, nehme ich an. Was den Brief an diese Lady Truelove angeht, so vermute ich, dass er fingiert ist und der Feder eines Journalisten mit einer so blühenden wie schlüpfrigen Fantasie entstammt.“
„Aber die Ähnlichkeiten sind frappierend“, wandte Sarah mit schwacher Stimme ein. „Falls dies Mutter ist und sie diesen Mann je heiraten sollte …“ Sie brach ab. Offenbar hatte ihr das Entsetzen angesichts einer solchen Möglichkeit die Sprache verschlagen.
„Jedwede Ähnlichkeit ist zweifellos den Klatschspalten entnommen, Sarah“, stellte Henry heraus. „Mutters Unterricht in Malerei ist für die Boulevardpresse schon die ganze Saison über ein gefundenes Fressen, und das hat diese Lady Truelove anscheinend zu ihrem aktuellen fiktiven Machwerk inspiriert.“
Alle nickten beifällig, ohne dass Henry zu sagen vermochte, ob auch nur einer von ihnen beruhigt war. Er jedenfalls war es nicht.
„Ich denke, wir sollten uns den Rest anhören“, warf David seufzend ein und wies auf die Zeitung in der Hand seiner Schwester. „Lies weiter, Angela.“
Sie sah ihn verständnislos an. „Was soll ich weiterlesen?“
„Es handelt sich um eine Ratgeberkolumne, oder nicht? Welchen Rat hat diese Lady Truelove erteilt?“
„Das tut nichts zur Sache.“ Henry zog Angela die Zeitung aus den Fingern und legte sie neben seinen Teller, damit der Lakai sie später mitnähme und in den Abfall beförderte, wohin sie gehörte. „Lasst uns keine Aufmerksamkeit mehr an diese sogenannte Journalistin verschwenden.“
Ungeachtet seines eigenen Ratschlags konnte Henry es sich nicht verkneifen, einen verstohlenen Blick auf die Zeitung neben seinem Teller zu werfen, während er Messer und Gabel aufnahm. Die Antwort der sensationslüsternsten Kolumnistin Londons hob seine Laune nicht eben.
Meine werte Dame, was kann man in Angelegenheiten wie diesen anderes tun, als sich der Leidenschaft zu ergeben und dem Herzen zu folgen? Das Leben ist kurz und oftmals schmerzvoll, und wir sollten es genießen, wann immer wir können …
Er wandte den Blick ab, einen abfälligen Laut unterdrückend. Dem Herzen zu folgen und sich der Leidenschaft zu ergeben klang höchst aufregend und verlockend, aber wie er sehr wohl wusste, nahm sich dieser Kurs in der Realität ganz anders aus als in dem romantisch verklärten Bild, das sensationslüsterne Schreiberlinge wie diese Autorin entwarfen.
Die Stille am Tisch holte ihn aus seinen Betrachtungen. Als er aufsah, stellte er fest, dass keiner der anderen sich wieder dem Essen zugewandt hatte. Stattdessen starrten alle ihn an.
„Mutter ist eine gescheite Frau“, sagte er, weil er sich zu weiteren Beschwichtigungen bemüßigt fühlte. „Und diskret. Niemals würde sie ihr Privatleben durch einen solchen Brief vor der Öffentlichkeit ausbreiten. Und wie sehr diese erdichtete Geschichte ihrer Situation auch gleichen mag, so würde sie dem Ratschlag dieses hohlköpfigen Weibsbilds niemals Folge leisten.“
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als ein deutliches Hüsteln zu vernehmen war. Alle fünf schauten auf und entdeckten die Haushälterin Mrs. Jaspar in der Tür.
Sie wandte sich an Henry und sah ihn entschuldigend an. „Verzeihen Sie, dass ich Sie beim Frühstück störe, Euer Gnaden, aber ihre Gnaden, die Dowager Duchess, ist fort.“
„Fort?“ Henry runzelte über diese unpräzise Formulierung die Stirn. „Wie meinen Sie das? Wohin ist sie gegangen?“
„Wir wissen es nicht, Euer Gnaden. Aber sie ist nicht im Haus.“
„Vermutlich ist sie ausgegangen. Dafür ist es zwar etwas früh, doch …“
Er verstummte, als die Haushälterin den Kopf schüttelte und bedauernd das Gesicht verzog. Da wusste er, dass es sich nicht bloß um eine Einkaufstour oder den Besuch bei einer Freundin handelte.
„Mrs. Norton – die Zofe ihrer Gnaden – geht nie hinauf, bevor ihre Gnaden nicht geläutet hat“, erklärte die Haushälterin. „Aber als es halb elf schlug, beschloss sie, oben nach dem Rechten zu sehen, um sich zu vergewissern, dass ihre Gnaden nicht krank ist. Als sie das Zimmer betrat, stellte sie fest, dass ihre Gnaden nicht da war. Die Bettdecke war, wie üblich, zurückgeschlagen, doch niemand hatte in dem Bett geschlafen.“
„Sie hat es also getan“, entfuhr es Angela. „Oh, Gott. Ich habe es sofort gewusst, als ich gelesen habe …“
Henry gebot dem Wortschwall seiner Schwester mit erhobener Hand Einhalt. Mangelnde Diskretion, selbst vor langjährigen, treuen Dienstboten, war nie klug. „Und sind Sie sich absolut sicher, Mrs. Jaspar, dass unsere Mutter sich nicht im Haus befindet?“
„Oh, ja, Euer Gnaden. Wir würden niemals wagen, Sie mit einer solchen Angelegenheit zu behelligen, ohne vorher das gesamte Haus auf den Kopf zu stellen. Mrs. Norton sagt, es würden eine Reisetasche, eine Hutschachtel und einige Kleider ihrer Gnaden fehlen. Und dann ist da noch das hier, es wurde auf dem Kaminsims ihrer Gnaden gefunden.“
Henry stand auf, als die Haushälterin zu ihm trat und ein gefaltetes Blatt Papier aus der Tasche zog. Sie legte es auf den Tisch, und er hob es auf, erbrach das Siegel und setzte sich wieder.
Während er die Zeilen in der Handschrift seiner Mutter überflog, wuchs seine Wut auf Foscarelli und griff auf die Klatschbase über, die unbesonnene, drastische Ratschläge erteilte, einzig zu dem Zweck, die Sensationsgier der Leute zu stillen und Zeitungen zu verkaufen.
Ihm war klar, dass er sich seinen Geschwistern zuliebe beherrschen musste, und so faltete er die Nachricht bewusst langsam und sorgfältig zusammen. Nachdem er sie in die Brusttasche seines Cutaways geschoben hatte, schaute er auf und sah von Angelas blassem Gesicht zur Haushälterin, die sich wieder zur Tür zurückgezogen hatte. „Vielen Dank, Mrs. Jaspar. Das wäre alles.“
Mrs. Jaspar verließ das Zimmer, und Henry wandte sich den beiden verbliebenen Bediensteten zu, die in der Nähe standen. „Boothby“, sagte er zum Butler, „lassen Sie meine Kutsche vorfahren. Und Samuel“, fügte er an den Lakaien gerichtet hinzu, „tragen Sie meinem Kammerdiener auf, mir Hut und Gehstock zu bringen. Ich werde gleich nach dem Frühstück ausgehen. Bitte schließen Sie die Tür hinter sich.“
„Ich hatte recht, nicht wahr?“, fragte Angela leise, nachdem Butler und Lakai gegangen waren, um seine Anweisungen auszuführen. „Sie ist mit diesem Mann davongelaufen, oder?“
Henry presste die Zunge gegen seine Zähne, auf eine beschwichtigende Antwort sinnend. Er fand keine. „Ich fürchte ja. Wie es aussieht, sind die beiden durchgebrannt.“
Sarah schluchzte auf, was seinen kaum bezähmbaren Zorn aufflammen ließ und Foscarellis Wohlbefinden entschieden in Gefahr brachte. „Ich werde mich darum kümmern“, sagte er. „Ich werde Mutter finden und zurückbringen, ehe sie ihr törichtes Vorhaben gänzlich in die Tat umsetzen kann.“
„Sofern dir das gelingt“, meinte Angela, bevor Sarah etwas erwidern konnte. „Falls du versagst, wird Mutter zur Zielscheibe des allgemeinen Spottes werden.“
„Nicht nur sie“, ergänzte David. „Durch ihr Tun blamiert sie die gesamte Familie und macht uns alle zum Gespött.“
Sarah brach in Tränen aus. „Dies ist meine erste Saison“, klagte sie, „und noch bevor sie vorbei ist, ist meine Mutter mit einem Mann durchgebrannt, der halb so alt wie sie und nicht einmal ein Gentleman ist. Nie wieder wird man mich zu wichtigen Bällen oder Festen einladen. Wie soll ich mich jemals mit erhobenem Haupt in der Öffentlichkeit zeigen? Und was wird aus unseren Eheaussichten? Mutter spricht von ihrem Glück, aber was ist mit unserem? Wenn sie diesen Mann heiratet, setzt sie meine gesellschaftliche Stellung und meine Zukunft als Gattin aufs Spiel, und Gleiches gilt für Angela. Wie konnte sie uns das antun?“
„Gräm dich nicht, Sarah“, redete Henry ihr zu. „Selbst wenn Mutter so rücksichtslos sein sollte, wie du befürchtest, wird keiner von euch dafür büßen. Das verspreche ich.“
„Nicht einmal du wirst verhindern können, dass man über sie lacht – und damit auch über uns“, bemerkte David. „Nicht, sofern du ihre Flucht nicht unterbinden kannst, und dafür scheint es mir zu spät zu sein. Du kannst ihr und ihrem Italiener schwerlich bis hinauf nach Gretna Green nachsetzen.“
Henry sah seinen Bruder gereizt an. „Mutter ist fünfzig Jahre alt. Sie hat es nicht nötig, sich nach Schottland davonzustehlen, um zu heiraten. Foscarelli hält sich irgendwo in London auf, weshalb sie wahrscheinlich vorhaben, sich hier trauen zu lassen. Womöglich auf dem Standesamt, denn ich gehe davon aus, dass er Katholik ist. Hoffen wir, dass es sich so verhält.“
„Hoffen?“, echote Sarah fassungslos und unter Tränen. „Du redest, als gäbe es noch schlimmere Möglichkeiten.“
Derer gab es mehrere, doch er verzichtete darauf, der arglosen Sarah gegenüber die noch unerfreulicheren Varianten aufzuzeigen. „Sie könnten erwägen, auf dem Kontinent zu heiraten“, führte er stattdessen aus. „Dort herrschen weniger strenge Bedingungen als in England. Hier verlangt das Gesetz, dass man seit mindestens fünfzehn Tagen einen Wohnsitz auf englischem Boden hat, bevor man eine Heiratslizenz erhält, und ich bin mir nicht sicher, ob Foscarelli über einen festen Wohnsitz verfügt. Der Mann hat keine Verwandten hier und lässt sich meines Wissens von Freunden aushalten, indem er alle paar Wochen von einem Haus zum nächsten wechselt – das zumindest munkelt man.“
„Die Gerüchte könnten überholt sein“, gab Jamie zu bedenken. „Inzwischen hat er sich vielleicht niedergelassen und bereits eine Lizenz erworben.“
„Möglich“, räumte Henry ein, „aber das bezweifle ich. Ein Mann wie er würde niemals die Gebühr für eine Lizenz bezahlen und einen Mietvertrag für ein Domizil unterzeichnen, wenn er nicht auf Mutters Einverständnis bauen könnte.“
„Und bevor sie seinen Antrag angenommen hat“, fügte Angela an und wies auf die Zeitung neben Henrys Teller, „und offenkundig hat sie den Rat dieser Lady Truelove abgewartet.“
„Dann hat sie Mutter also geraten, ihn zu heiraten?“, hakte Jamie nach.
Er griff über den Tisch nach der Zeitung, um die Antwort der Kolumnistin mit eigenen Augen zu lesen, aber ehe er das Blatt zu fassen bekam, legte Henry die flache Hand darauf. „Das hat sie, doch lasst uns diese Kolumne nicht würdigen, indem wir ihr Beachtung schenken.“
Jamie gab nach und lehnte sich wieder zurück. „Wie immer der Rat dieser Frau lautet, wir sind uns wohl alle einig darin, dass Foscarelli auf eine Eheschließung aus ist. Ich allerdings bin nicht überzeugt davon, dass er auch nur ein Höchstmaß an Anstand besitzt. Ebenso gut könnte er Mutter einfach irgendwohin locken und …“
„Das reicht, Jamie“, fiel Henry ihm mit einem Blick auf seine Schwestern ins Wort. „Es sind Damen anwesend. Und zum gegenwärtigen Zeitpunkt bringen uns Spekulationen nicht weiter. Nun denn“, fügte er an und erhob sich, als die Tür aufging und Boothby eintrat, „ich glaube, meine Kutsche wartet.“
Er wollte das Frühstückszimmer verlassen, hielt jedoch inne und musterte die Zeitung, die sie alle derart in Aufruhr versetzt hatte. Er hatte sie vom Lakaien entsorgen lassen wollen, doch wenn er es recht bedachte, täte er besser daran, sie an sich zu nehmen, damit sie – zumindest vorläufig – seinen aufgewühlten Geschwistern nicht in die Hände fiele. Und womöglich würde er später auf den Inhalt Bezug nehmen müssen. Er hob sie auf und schritt zur Tür.
„Aber Torquil“, rief David ihm nach, „was hast du vor?“
„Mutter aufspüren, natürlich“, erwiderte er im Hinausgehen. „Das heißt“, fügte er leise hinzu, „sofern es nicht zu spät ist.“
In der gegenwärtigen Lage standen ihm diverse Maßnahmen zur Verfügung, um das Problem zu lösen oder den Schaden zu begrenzen. Seine Möglichkeiten abwägend, begab er sich nach unten.
Falls Foscarelli – entgegen Henrys Schlussfolgerungen – die Lizenz bereits erworben hatte, mochte der Schaden unabwendbar sein. Aber selbst dann ließe sich die Ehe vielleicht annullieren. Er nahm sich vor, in dieser Angelegenheit seine Anwälte zurate zu ziehen, während er stehen blieb, um von dem Lakaien an der Haustür Hut und Gehstock entgegenzunehmen. Sollte eine Annullierung unmöglich sein, bestünde die einzige andere Option darin, den Bräutigam mittels Bestechung dazu zu bringen, England auf Nimmerwiedersehen zu verlassen.
Andererseits mochte Jamie sehr wohl richtigliegen, was Foscarellis wahre Motive anging. Es war nicht schwer, sich auszumalen, wie dieser Halunke Mutter in irgendeinem schäbigen Loch in einem zwielichtigen Londoner Viertel einquartierte, ohne die geringste Absicht, sie zu ehelichen. Falls dem so wäre, würde zweifellos die Forderung nach Geld ins Spiel kommen, um seine Bereitschaft zu fördern, alles unter den Teppich zu kehren.
So oder so würde die Familie einen mittellosen Gauner durchfüttern müssen, und zwar lebenslang, sofern Henry dies nicht zu verhindern wusste.
Dementsprechend würde sein erster Schritt darin bestehen, seine Mutter zu finden, was die Dienste einer Privatdetektei erforderte. Sollte diese aufdecken, dass seine Mutter ins Ausland gegangen war, würde er bis zu ihrer Rückkehr nichts unternehmen können. Falls sie indes noch in England weilte, würden die Privatdetektive sie aufstöbern, wobei dies Tage oder gar Wochen in Anspruch nehmen mochte. Sofern nicht …
Neben seiner Kutsche blieb er stehen, weil ihm just eine Idee gekommen war. Abermals betrachtete er die Zeitung in seiner Hand. Er ließ den Blick über die Frage seiner Mutter und die lachhafte Antwort der Kolumnistin gleiten und am Ende der Seite verharren.
Durchleiden Sie die Pein unerwiderter Liebe? Stellt das unbegreifliche Verhalten des anderen Geschlechts Sie vor ein Rätsel? Quält Sie eine Herzensangelegenheit und haben Sie niemanden, dem Sie sich anvertrauen können und bei dem Sie Verständnis und Rat finden? Verzagen Sie nicht. Lady Truelove kann helfen. Schreiben Sie ihr an ihren Verleger Deverill Publishing, Belford Row zwölf, Holborn. Sämtliche Briefe werden beantwortet und nur in gegenseitigem Einvernehmen veröffentlicht.
Während Henry diese Worte las, fragte er sich, ob er auf etwas gestoßen war, das beim Auffinden seiner Mutter weit effektiver sein mochte als die Methoden selbst der renommiertesten Londoner Spürnasen.
Ein Skandalblatt herauszugeben war nichts für Zartbesaitete. Es erforderte einen scharfen Verstand, ein unsentimentales Herz und eine dicke Haut. Die Familie Deverill und die passionierten Leser von „Society Snippets“ konnten von Glück sagen, dass Irene Deverill alle drei Eigenschaften besaß. Zudem war sie mit einem Sinn für Humor ausgestattet, und es gab Tage, da dieser Wesenszug wichtiger als alle übrigen war. So wie heute.
„Mr. Shaw“, begann sie zum dritten Mal in der Hoffnung, sich gegen den wütenden Wortschwall des aufgebrachten älteren Herrn durchzusetzen, der vor ihrem Schreibtisch saß. „Ich verstehe Ihre Besorgnis, aber …“
„Die ‚Weekly Gazette‘“, spie er, den ursprünglichen Namen der Publikation verwendend, „das war noch eine Zeitung, junge Frau. Ihr Zweck bestand darin, die Öffentlichkeit über seriöse und bedeutsame Ereignisse in Ost- und Zentrallondon zu informieren. Und nun? Nun ist sie dank Ihnen zu einem … einem Revolverblatt voller Skandale und Pikanterien verkommen.“
Irene unterdrückte ein Lächeln, während sie die schmalen Lippen ihres Gegenübers betrachtete. Ein wenig Pikanterie wäre Ebenezer Shaw gewiss zuträglicher als die Leberpillen, die sein Unternehmen vertrieb, aber das behielt sie besser für sich. „Mir ist bewusst, dass die Veränderungen, die ich vorgenommen habe, etwas gewöhnungsbedürftig sind …“
„Gewöhnungsbedürftig?“ Mr. Shaw klatschte sein Exemplar der gestrigen Ausgabe auf den Schreibtisch. „Klatschkolumnen, die neueste Mode, Ratschläge bei Liebeskummer … Was kommt als Nächstes? Berichte über Englands Spukhäuser sowie ein Wochenhoroskop?“
Sogleich stand Irene eine Serie über Englands gruseligste Orte vor Augen – über das Jamaica Inn vielleicht, über Berry Pomeroy Castle, über den Tower of London …
Sie schaute an Mr. Shaw vorbei zu ihrer Schwester Clara, die mit einem Klemmbrett in der Hand bei der Tür saß. Clara, die als ihre Sekretärin fungierte, verstand den Blick und machte sich rasch eine Notiz. Irene zwang sich, nicht länger in zukünftigen Ausgaben von „Society Snippets“ zu schwelgen, sondern ihre Aufmerksamkeit wieder auf einen weniger erhebenden Aspekt ihres Metiers zu richten: erzürnte Anzeigenkunden zu besänftigen.
„Die Zeitung ist vielleicht nicht mehr die, in der Sie vor zwanzig Jahren begonnen haben, Anzeigen zu schalten“, sagte sie in möglichst begütigendem Ton, „und der Inhalt mag nicht länger Ihrem Geschmack entsprechen. Oder meinem“, fügte sie hastig hinzu, als er neuerlich ansetzte, seine diesbezügliche Meinung kundzutun. „Aber keiner von uns beiden kann bestreiten, dass die Anpassungen sich ausgezahlt haben. Die Auflagenhöhe ist um dreihundert Prozent gestiegen, seit unsere Redaktion vor zehn Monaten inhaltliche Änderungen vorgenommen hat.“
Clara hüstelte. „Um dreihundertsiebenundzwanzig Prozent, um genau zu sein.“
Irene hob die Hände. Na also, sagte ihre Geste. „Da haben Sie es. Zweifellos erkennt das Unternehmen Shaw’s Liver Pills die Vorteile, die mit einem solch enormen Zuwachs an Lesern einhergehen. Mehr Menschen denn je sehen heute Ihre Werbung …“
„Wir sind auf eine bestimmte Klientel ausgerichtet.“ Er straffte sich, ganz würdevolle Entrüstung. „Die Leute, die Ihre Publikation heutzutage lesen, zählen nicht zu dem von uns präferierten Kundenstamm.“
Irene verstand nicht, inwiefern es für Shaw’s einen Unterschied machte, welche Zielgruppe die Leberpillen schluckte, solange sie mit barer Münze zahlte. Doch auch dies behielt sie lieber für sich. Ehe sie sich überlegen konnte, wie sie am geschicktesten fortfahren sollte, ergriff Mr. Shaw abermals das Wort.
„Unser Jahresvertrag für Anzeigenwerbung steht zur Erneuerung an, und ich bin der Ansicht, dass die von mir aufgezeigten Probleme angegangen werden müssen, ehe wir ihn verlängern können.“
„Selbstverständlich“, pflichtete Irene ihm bei. „Was soll ich tun?“
„Tun? Tun?“ Mr. Shaw traten fast die Augen aus dem Kopf, als könnte er eine derart absurde Frage nicht fassen. „Liegt das nicht auf der Hand?“
„Nicht für mich“, antwortete sie wahrheitsgemäß. „Wie kann ich Ihre Bedenken zerstreuen?“
„Indem Sie die Zeitung wieder zu dem machen, was sie einmal war, natürlich.“
Irene dachte an die Zeit vor fünf Jahren zurück, als ihr Vater nach dem Tod ihres Großvaters versucht hatte, Deverill Publishing allein zu leiten. Er war kläglich gescheitert, bedingt durch seine Vorliebe für Brandy und seinen Mangel an Geschäftssinn. Als Folge daraus war das florierende Unternehmen, aufgebaut von den beiden vorangegangenen Generationen von Deverill-Männern, mit atemberaubender Geschwindigkeit in die Pleite geschlittert. Binnen vier Jahren waren sämtliche Erträge dahin gewesen. Die Verlagsräume in der Fleet Street hatten schließen müssen, und die meisten Druckerpressen und übrigen Geräte waren für einen Bruchteil ihres Werts versteigert worden. Das Haus der Deverills an der Belford Row, das einzige verbliebene Eigentum, war mit einer Hypothek belastet worden, um die Schulden begleichen zu können.
An diesem Punkt hatte Irene entschieden, dass etwas geschehen müsse. Da sie den Haushalt führte, wusste sie, wie schlimm es um die familiären Finanzen stand. Sie überredete ihren Vater, sich seiner Gesundheit zu widmen und die Kümmernisse des Geschäftslebens hinter sich zu lassen, und nahm sich der „Weekly Gazette“ an, der einzigen Publikation, die vom einst gewaltigen Zeitungsimperium ihres Großvaters übrig geblieben war. Obwohl ihr Vater murrend protestierte, verlegte sie Deverill Publishing in die Familienbibliothek und verwandelte das Studierzimmer ihres Vaters in ihr Büro. Anschließend veränderte sie den Namen der Zeitung, und aus der „Weekly Gazette“ wurde das Boulevardblatt „Society Snippets“. Es hatte nicht einmal ein Jahr gedauert, bis die Zeitung dank Lady Truelove und einiger weiterer von Irene ersonnener Ideen ein Riesenerfolg geworden war. Das Familienunternehmen war gerettet, und die Zeiten erboster Geschäftsleute, Ansprüche erhebender Gläubiger und permanenter Knappheit an Kohlen und Butter waren vorüber.
Mr. Shaw mochte sich – aus ihr unerfindlichen Gründen – nach den Tagen zurücksehnen, in denen ihre kleine Wochenzeitung „seriöse und bedeutsame Ereignisse in Ost- und Zentrallondon“ behandelt hatte. Sie jedoch bevorzugte bei Weitem eine profitable Publikation, einen Haushalt, der seine Rechnungen begleichen konnte, sowie ein ordentliches finanzielles Polster auf der Bank. Sie dachte an die Auflagensteigerung von dreihundertsiebenundzwanzig Prozent und hielt sich vor Augen, dass Shaw’s Liver Pills nicht ihr einziger Anzeigenkunde war.
„Ich fürchte“, entgegnete sie und bedachte Mr. Shaw mit einem möglichst einnehmenden Lächeln, „was Sie sich wünschen, ist nicht durchführbar.“
Seine hervortretenden Augen verengten sich. „Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich mit Mr. Deverill spräche.“
Ihr Lächeln gefror ein wenig. „Auch das geht leider nicht. Mein Vater ist nämlich krank.“
„Krank?“
„Sehr krank“, bekräftigte sie und sagte sich, dass dies im Grunde nicht gelogen war. In ihren Augen war ein Mann, der die meiste Zeit über betrunken war, durchaus krank.
„Dann mit Ihrem Bruder. Gewiss hat Jonathan Deverill die Leitung inne, solange Ihr Vater unpässlich ist.“
„Mein Bruder ist außer Landes. Seit er die Universität abgeschlossen hat, ist er … hm … auf Weltreise.“
So ließ es sich wohl am elegantesten formulieren. Wozu erwähnen, dass Jonathan und ihr Vater zerstritten waren, und das seit nunmehr drei Jahren?
Mr. Shaws stachelbeergrüne Augen wurden noch schmaler. „Somit wären wir wieder da, wo wir angefangen haben. Es ist unumgänglich, dass ich mit Ihrem Vater spreche. Ich muss darauf bestehen.“
Irene versteifte sich.
„Oh, oh“, murmelte Clara, der das verräterische Zeichen nicht entging. „Jetzt haben wir die Bescherung.“
Irene bemühte sich, ihr Lächeln beizubehalten. „Shaw’s inseriert seit vielen Jahren mit großem Erfolg in unseren Zeitungen. Wie mein Vater und mein Großvater vor mir, habe auch ich Ihr Unternehmen seit jeher als einen besonders geschätzten und wichtigen Kunden betrachtet.“ Sie schwieg, bis sie in den Augen ihres Gegenübers ein zufriedenes Leuchten sah.
„Aber“, fuhr sie fort und erhob sich, „ich glaube, es ist an der Zeit zu überdenken, ob diese Beziehung noch auf soliden Füßen steht.“
„Wie bitte?“ Seine Verblüffung wäre amüsant gewesen, hätte sie Irene nicht die größte Einnahmequelle ihrer Zeitung gekostet. „Sie sind bereit, uns fallen zu lassen, ohne sich mit unseren Vorbehalten auch nur zu beschäftigen?“
„Ich denke, das habe ich versucht, aber offenbar gehen unsere Meinungen auseinander, weshalb ich nicht weiß, was ich noch tun könnte. Natürlich wird der Verlust Ihres Unternehmens uns schwer treffen, doch ich kann nicht zulassen, dass Anzeigenkunden über den Inhalt unserer Zeitung bestimmen. Das würde einen höchst gefährlichen Präzedenzfall schaffen.“ Nach wie vor freundlich lächelnd, umrundete sie ihren Schreibtisch und schritt zur Tür. „Das verstehen Sie doch bestimmt“, fügte sie an und öffnete die Tür, wobei sie ihrer Schwester einen kurzen Blick zuwarf.
Clara verstand den Wink. Sie legte das Klemmbrett beiseite und stand auf. „Ich werde Mr. Shaw hinausbringen.“
Irene formte mit den Lippen ein inbrünstiges stummes „Danke“, während Clara ähnlich einem resoluten Kindermädchen den tobenden Mr. Shaw entschlossen beim Arm nahm und ihn aus dem Büro geleitete.
Von der Tür aus schaute Irene zu, wie Clara ihn an der Druckerpresse und dem langen Tisch mit den Schreibmaschinen vorbeiführte. Die Schreibmaschinen schwiegen derzeit, weil die drei Journalisten, die für Irene arbeiteten, unterwegs waren und für die Ausgabe der kommenden Woche recherchierten. Außer Clara und ihr selbst befand sich niemand im Verlag. Sie blieb in der Tür stehen, bis ihre Schwester Mr. Shaw hinaus auf die Straße komplimentiert hatte. Erleichtert seufzend trat sie zurück und schloss die Bürotür. Erst nachdem sie sich wieder gesetzt hatte, wurde ihr bewusst, welche Konsequenzen ihre Entscheidung haben würde. Jäh schlug ihre Erleichterung in Panik um.
Stöhnend ließ sie sich nach vorn sinken, die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, und dachte an die Einnahmen, die sie soeben verspielt hatte. „Ach, du meine Güte“, murmelte sie und rieb sich das Gesicht, „was habe ich nur getan?“
Sofern sich kein Ersatz für Shaw’s fände, und zwar rasch, wäre der Schaden für die Zeitung enorm. Auch wenn sie gegenwärtig Gewinne einfuhren, wusste Irene doch, wie schnell sie wieder in die Mittellosigkeit abgleiten konnten, wenn sie nicht achtgäbe. In den romantischen Geschichten des Feuilletons ihrer Zeitung mochte sich vornehme Armut gut ausnehmen. Irene indes hatte in der Vergangenheit zu viel davon gekostet, um ihr noch etwas Romantisches abzugewinnen. Ihr wurde regelrecht flau bei der Vorstellung, dass ihre Entscheidung die Familie zurück in die Bedürftigkeit katapultieren könnte.
Doch was geschehen war, war geschehen. Die Frage lautete, was sie nun unternehmen sollte. Also riss sie sich zusammen, hob den Kopf und griff nach Papier und Stift.
Binnen drei Minuten hatte sie die Namen von zwanzig Unternehmen notiert, die als adäquater Ersatz für Shaw’s Liver Pills herhalten konnten. Allmählich kehrte ihr angeborener Optimismus zurück. Etwa ein Dutzend weitere potenzielle Kunden kamen ihr in den Sinn, aber bevor sie diese ebenfalls aufschreiben konnte, klopfte es. Sie hielt inne und schaute auf, als Clara das Zimmer betrat.
Diese hatte ihre großen braunen Augen weit aufgerissen und biss sich auf die Unterlippe. Sogleich fühlte sich Irene bemüßigt, sie zu beschwichtigen. „Alles wird gut. Ich habe bereits einen Plan, um die Einbußen wettzumachen. Wir werden diesen alten Griesgram und seine Leberpillen kein bisschen vermissen.“
„Ich weiß.“ Ihren Worten zum Trotz wirkte ihre Schwester nicht beruhigt.
„Ich werde nicht zulassen, dass wir noch einmal verarmen, das verspreche ich …“
„Ich weiß, ich weiß.“
Verwirrt runzelte Irene die Stirn. „Warum schaust du dann drein, als würden wir jeden Augenblick wieder am Bettelstab gehen?“
Clara lehnte sich zurück und blickte hinter sich, ehe sie sich wieder Irene zuwandte. „Vorn wartet ein Gentleman“, sagte sie leise, während sie zum Schreibtisch trat, eine Visitenkarte in der Hand. „Er möchte zu Lady Truelove.“
„Und ich hätte gern ein Einhorn“, gab Irene flüsternd zurück und lächelte. Ihre gute Laune war wiederhergestellt. „Ich fürchte, wir werden beide enttäuscht werden.“
„Die Sache ist ernst, Irene.“ Clara reichte ihr die Karte. „Dieser Mann ist kein Niemand von Nirgendwo.“
Irene stand auf, steckte sich den Bleistift hinters Ohr und nahm Clara die Karte aus den ausgestreckten Fingern. Die Karte war schlicht und weiß und nur mit einem schmalen Silberrand verziert. In die Oberfläche war ein Wasserzeichen in Form einer Krone eingeprägt. Irene konnte eine Krone nicht von der anderen unterscheiden, aber sie erkannte teures, hochwertiges Papier.
„Duke of Torquil.“ Sie betrachtete die in kunstvoller Schreibschrift gedruckten, vom Wasserzeichen unterlegten Worte. Während sie sprach, kam ihr Lady Trueloves gestrige Kolumne in den Sinn. Sie sah auf und starrte bestürzt ihre Schwester an, die ihren Blick beklommen erwiderte. „Großer Gott!“
Clara nickte und bestätigte damit, dass ihre Gedanken in dieselbe Richtung gingen. Man musste keine Boulevardzeitung besitzen, um zu erraten, wer jene „Dame der feinen Gesellschaft“ war, die sich in einen Künstler verliebt hatte. Als Irene den Brief erhalten hatte, war ihr sofort klar gewesen, um wen es sich handelte. Die Gerüchte um die Duchess of Torquil und den berühmten italienischen Maler Antonio Foscarelli waren längst von zahlreichen Skandalblättern kolportiert worden, nicht zuletzt von Irenes eigener Zeitung.
„Wie dem auch sei …“ Irene verstummte, musterte die Karte erneut und schluckte mühsam. „Wieso sollte der Duke of Torquil mich sehen wollen?“
„Ja, wieso bloß?“, ließ sich eine harsche Stimme vernehmen. Irene schaute an ihrer Schwester vorbei zum Büroeingang, wo ein Mann stand, der mit seiner hochgewachsenen Gestalt und den breiten Schultern den gesamten Türrahmen auszufüllen schien. Er hatte fein geschnittene Züge und graublaue Augen, und seine steinerne Miene kündete von unerbittlicher Entschlossenheit. In seinen leuchtend hellen Augen blitzte unmissverständlich Verärgerung auf.
Den Anlass seiner Empörung konnte sie sich denken. Eine ungute Ahnung beschlich sie. Als Frau in einer Männerdomäne wusste sie jedoch, dass sie es sich nicht leisten konnte, sich von irgendwem einschüchtern zu lassen. Daher warf sie die Karte achtlos beiseite, reckte das Kinn und begegnete seinem kalten Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
Er musterte sie mit jener für den Adel so typischen Herablassung und hob eine seiner dunkelbraunen Brauen, als entspräche die Frau, die er vor sich sah, nicht seinen Erwartungen.
„Ihre Frage ist so exzellent wie aufschlussreich, Madam.“ Er nahm den Hut ab und verbeugte sich. Als er sich aufrichtete, traf sie erneut sein eisiger Blick, und um seine Lippen lag ein grimmiges Lächeln. „Lady Truelove, nehme ich an?“
Henry war einst die zweifelhafte Ehre zuteilgeworden, einer Romanautorin zu begegnen. Unbewusst war er davon ausgegangen, dass Lady Truelove aus so ziemlich dem gleichen Holz geschnitzt wäre – füllige Figur, in verschlissenen Samt gewandet und mit Gagat behangen, mittleren Alters, hennarotes Kraushaar und einfältiges Lächeln.
Nun allerdings, da er Londons berüchtigte Kolumnistin leibhaftig vor sich hatte, musste er sein geistiges Bild revidieren.
Zum einen war Lady Truelove keineswegs mittleren Alters, sondern höchstens fünf- oder sechsundzwanzig. Zudem trug sie weder Samt noch Gagat, sondern eine zweckmäßige weiße Hemdbluse, einen schlichten grauen Rock und eine dunkelblaue Krawatte. Ihr Haar war leger zu einem hoch sitzenden Knoten aufgesteckt und nicht etwa hennarot, sondern von einem satten Goldblond, das im spärlichen Licht ihres muffigen Büros schimmerte. Ihre Figur, hochgewachsen und wohlgeformt, hatte nichts mit dem rundlichen Geschöpf seiner Fantasie gemein. Stattdessen wirkte diese Frau wie ein Fleisch gewordenes Gibson-Gemälde.
Obwohl er nicht hereingebeten worden war, betrat er den Raum, denn für die üblichen Höflichkeiten hatte er keine Zeit. Daraufhin knickste das zierliche braunhaarige Mädchen, das ihn empfangen hatte, entschuldigte sich und murmelte etwas, dem er entnahm, dass sie Tee bringen wolle. Sie huschte an ihm vorbei und schloss die Tür hinter sich.
Henry wandte sich wieder der Frau hinter dem Schreibtisch zu. Während er durch das Zimmer auf sie zuschritt, fiel ihm ein weiterer gravierender Unterschied zu der ihm bekannten Autorin auf.
Diese Frau hier war schön.
Sie hatte ein herzförmiges Gesicht und große Augen, mit denen sie seinen Blick erwiderte. Nussbraune Augen, umgeben von dichten Wimpern, die um einiges dunkler waren als ihr Haar. In den lohfarbenen Tiefen dieser Augen vermengte sich eine Vielzahl intensiver Farben, die ihn an die Wälder seiner Heimat in Hampshire erinnerten, an Sonnenlicht, das über Moos, Rinde und Flechten tanzte.
Er ließ den Blick tiefer wandern, um so viel von ihr zu begutachten, wie oberhalb des Schreibtischs sichtbar war. Leicht überrascht bemerkte er den vollen Busen, die schmale Taille und die üppig gerundeten Hüften. Eine solch sinnliche Figur war gemeinhin eher künstlichen und weniger natürlichen Ursprungs, doch ihre Garderobe entsprach nicht der einer Frau, die auf enge Korsetts oder anderen derartigen Firlefanz zurückgriff.
Verglichen mit dem bezaubernden Gesicht und dem ausnehmend weiblichen Körper wirkten ihr Aufzug und ihre Umgebung umso widersprüchlicher. Sie gehörte nicht zu der Sorte Frau, zu der die Montur von Verkäuferinnen und Schreibkräften passte oder die in einem Büro schuften sollte. Ein solch atemberaubender Leib gehörte in ein Boudoir, die Kurven durch eine hauchdünne Schicht Seidenchiffon aufreizend zur Geltung gebracht. Die goldene Mähne sollte ihr ungebändigt um die Schultern fallen, statt zu einem nachlässigen Lockenwirrwarr aufgetürmt zu werden. Ganz gewiss sollte sie nicht mit tintenfleckigen Ärmelaufschlägen an einem Schreibtisch sitzen, einen Bleistift hinters Ohr geklemmt.
„Sie irren sich, Sir.“
Ihre Stimme, kühl und beherrscht, holte Henry aus seinen erotischen Fantasien und erinnerte ihn an den zu erledigenden Auftrag. „Inwiefern irre ich mich?“
„Sie glauben offenbar, ich wäre Lady Truelove.“
„Das scheint mir angesichts dessen, was ich soeben mit angehört habe, eine durchaus plausible Annahme zu sein. Wollen Sie es etwa abstreiten?“