Backnang Stories2018eBook

 

 

 

 

 

Leseratten Verlag

präsentiert

 

 

 

Backnang Stories 2018

4 kids

 

Die 16 besten Geschichten

des Schreibwettbewerbes

aus dem Jahr 2018

 

 

 

 

Marc Hamacher (Hrsg.)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Backnang Stories 2018

ISBN 978-3-945230-37-4

1. Auflage, Allmersbach im Tal 2018

 

 

Alle Rechte und Pflichten der jeweiligen Erzählung liegen beim Autor.

 

 

Bild: Tanja Hamacher

Cover: Marc Hamacher

Satz und Layout: Tanja und Marc Hamacher

Lektorat: Carina Bein, Marc Hamacher

Herausgeber: Marc Hamacher

 

 

© 2018, Leseratten Verlag, Allmersbach im Tal

www.leserattenverlag.de

 

 

Grußwort von Bernhard Kreutzmann

 

Geschichten zu erzählen, ist eine der ältesten Formen der Wissensvermittlung und der Unterhaltung. Ob mündlich überliefert oder in Schriftform, ob selbst erfunden oder von anderen weitererzählt, ob fantastisch oder realistisch, durch Erzählen lernten und lernen Kinder von Erwachsenen wichtige Grundlagen des Lebens. Sie lernen zum Beispiel, die Sprache zu verstehen und selbst anzuwenden.

Seit 2014, dieses Jahr also zum fünften Mal, bieten die Backnang Stories Nachwuchsautoren in Form eines Wettbewerbs die Möglichkeit, ihre Geschichten zu veröffentlichen. Dabei ist es ausdrücklich erwünscht, der Fantasie freien Lauf zu lassen, solange die Geschichten im weitesten Sinne irgendetwas mit Backnang zu tun haben. Von Anfang an haben wir die Backnang Stories unterstützt, da sie etwas völlig Neuartiges sind, inzwischen aber längst ein etablierter Teil des Backnanger Kulturlebens und eine Bereicherung im Spektrum der Backnang-Literatur.

Seit vielen Jahren engagieren wir uns für die Leseförderung und deshalb freuen wir uns besonders, dass mit den Backnang Stories 2018 ein Themenband mit Geschichten speziell für Kinder und Jugendliche erschienen ist.

Wie der Erfolg der Backnang Stories beweist, haben Backnanger viel kreatives Potenzial und Ideen für viele weitere Bände. All denen, die dieses Jahr von der Jury ausgewählt wurden, gratulieren wir herzlich zu diesem Erfolg. Vielleicht das erste Mal eine Geschichte veröffentlicht zu bekommen und in einem Buch vertreten zu sein, ist schon etwas ganz Besonderes. Manch ein Nachwuchsautor hat ja inzwischen den Sprung zum eigenen Roman geschafft. Und wir danken dem Leseratten Verlag, der mit viel Mut, Engagement und Ausdauer ein neues Forum für talentierte Backnanger Schreibkünstler geschaffen hat, und freuen uns auf viele weitere Backnang Stories.

 

Nun wünschen wir allen Lesern, Vorlesern und Zuhörern gute Unterhaltung bei der Reise in Backnangs fantastische Kinderwelt.

 

Bernhard Kreutzmann

Buchhandlung K. Kreutzmann GmbH

 

 

 

 

 

 

Vorwort & Danksagung

 

2018 ist ein besonderes Jahr in der Reihe der Backnang Stories. In dieser fünften Runde des Schreibwettbewerbes haben wir wieder eine Thematik vorgegeben. Waren es 2016 Weihnachtsgeschichten, die wir suchten, so ging es diesmal um Geschichten für Kinder und Jugendliche. Schon seit der Gründung des Leseratten Verlages wurden wir wiederholt gefragt, ob wir denn auch Kinderbücher machen – das liegt bei dem Namen ja auch nicht so ganz fern. Allerdings gab es in den bisherigen Backnang Stories immer wieder Geschichten, die für junge Leseratten eher nicht geeignet waren. Genau das haben wir nun geändert.

Die aktuelle Ausgabe des Buches, welches Sie in den Händen halten, nennt sich Backnang Stories 4 kids. Wir haben konkret Geschichten gesucht, die auch für Kinder und Jugendliche zu empfehlen sind, und ich denke, dass die Jury zusammen mit dem Verlag eine gute Auswahl getroffen hat. Gleichzeitig haben wir uns dazu entschlossen, dieses Buch in einem anderen Format, nämlich als Hardcover, zu veröffentlichen, mit größerer Schrift und Illustrationen – für unsere kleinen und großen Leseratten.

Nach fünf Jahren Backnang Stories wollen wir uns herzlichst bei allen bedanken: Angefangen bei den Unterstützern der ersten Stunde: Frau Engelhardt, ehemals Leiterin der Stadtbücherei, die uns Türen und Tore öffnete. Bei der Stadt Backnang und den Mitarbeiter im Backnang Shop sowie dem Stadtmarketing mit seinen Mitgliedern. Den Einzelhändlern und Buchhandlungen Backnangs.

Ein besonderer Dank geht an die Autoren, ohne die das aktuelle Buch nicht entstanden wäre. Und an die Jury, diesmal bestehend aus Alexandra, Cornelia, Eli, Irene, Jenny, Karin, Marc und Stephan. Denn es ist nicht immer einfach, die Geschichten zu lesen und zu beurteilen. Dann geht ein Dank an Carina Bein für das Korrektorat, an Tanja Kummer für Lektorat und Satz. Und an die Sponsoren, welche die Preise für die besten Geschichten der zwei Kategorien gestiftet haben. Diese werden bei den entsprechenden Preisträgern im Laufe des Buches näher aufgeführt. Wir sagen Danke an die Stadtbücherei Backnang, die Bücherecke des SoWas und das Kino Universum, bei denen wir auch in diesem Jahr mit unseren Lesungen zu Gast sein werden.

Abschließend wünsche ich nun unseren kleinen und großen Leseratten viel Freude mit Backnang Stories 4 kids.

 

Leonie Baumann

 

Leonie Baumann ist elf Jahre jung und besucht die 6. Klasse des Gymnasiums in der Taus. Sie liest gerne, schreibt Geschichten, hört Musik und fährt gerne in den Urlaub. Ihr Lieblingsort in Backnang ist die Innenstadt, weil man dort gut einkaufen kann. Am liebsten liest sie Abenteuer- und Tiergeschichten, zurzeit Die drei !!!.

 

Wir gratulieren ihr mit:

»Lou«

zum 2. Platz in der Kategorie unter 18 Jahren und wünschen ihr weiterhin viel Erfolg.

 

Der Preis wurde mit freundlicher Unterstützung gesponsert:

 

 

 

 

 

 

 

Lou

 

Lou schaute gelangweilt aus dem Fenster. Sie saß schon seit Stunden mit ihren Eltern im Auto. Lou, zwölf Jahre, war ein Einzelkind. Schon seit sie denken konnte, wünschte sie sich einen Hund. Aber ihre Eltern erlaubten es nicht, denn sie meinten, ein Hund wäre zu teuer, und außerdem hätten sie keinen Garten. Die Familie hatte nicht viel Geld und bis gestern hatten sie noch in Hamburg gewohnt. Doch heute zogen sie um. Lou freute sich sehr darüber, denn ihr hatte die Wohnung in Hamburg nie gefallen. Nun also fuhren sie nach Backnang. Sie hatten dort ein großes Haus geerbt. Lou freute sich schon sehr darauf.

»Wann sind wir endlich da?«, quengelte sie.

»In einer halben Stunde«, antwortete ihre Mutter.

Lou war in Gedanken schon in ihrem neuen Haus. Wie es wohl aussehen würde? Und hatte es vielleicht einen Garten? Und wenn ja, würden ihre Eltern ihr dann endlich einen Hund erlauben? So viele Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Doch auf einmal riss ihre Mutter sie aus ihren Gedanken.

»Wir sind da!«

Sofort kletterte Lou aus dem Auto und lief auf ein großes Haus zu. Es war sehr groß und schön. Und es hatte einen Garten.

Da öffnete ihr Vater die Haustür und sie stürmte hinein. Ihre Mutter kam nach ihr ins Haus. Sie zeigte Lou ihr Zimmer. Es war wunderschön! Es hatte ein schönes Bett, einen Nachttisch, ein großes Fenster, einen Schrank und einen Schreibtisch.

»Wow! Ist das schön hier«, rief sie glücklich. Danach schaute sie sich noch die anderen Zimmer an. Es war einfach traumhaft.

Als die Familie abends beim Essen saß, fragte Lou voller Erwartung: »Bekomme ich jetzt einen Hund? Jetzt haben wir doch einen großen Garten!«

»Ja, das stimmt. Aber ein Hund ist einfach zu teuer«, meinte ihre Mutter. Seufzend ging Lou ins Bett. Sie war traurig, denn ihre Eltern erlaubten ihr nicht einmal einen Hamster.

Nach einer Weile schlief sie ein und träumte von einem kleinen Welpen namens Sunny. Es war ein toller Traum.

 

Am nächsten Morgen wollte sie sich Backnang einmal ganz genau anschauen. Es waren Sommerferien und ihre Eltern packten ihre Umzugskartons aus. Also hatte sie alle Zeit der Welt. Als Erstes kam sie zum Stiftshof. Es war ein großer Platz mit mehreren Gebäuden. Sogar einen Brunnen gab es hier. Danach entdeckte sie einen Fluss, der unterhalb des Stiftshofes floss. Was mochte es wohl für ein Fluss sein? Da traf sie ein paar Spaziergänger, die sie fragen konnte.

»Entschuldigung, wissen Sie, was das für ein Fluss ist?«

»Ja, das ist die Murr. Ein schöner Fluss, oder?«, meinte ein Spaziergänger lächelnd.

Nach kurzer Zeit kam sie in die Innenstadt. Lou war erstaunt, wie freundlich hier alle waren, fast jeder grüßte. Es gab hier auch sehr viele Läden mit schönen Sachen.

Nun entdeckte sie ein Plakat mit der Aufschrift: Zeichenwettbewerb – zeichnet das schönste Bild und gewinnt ein Preisgeld.

Da strahlte Lou über das ganze Gesicht. Das war es! Sie hatte etwas Talent und schon bei so manchen Malwettbewerben gut abgeschnitten. Warum also nicht auch jetzt? Denn wenn sie bei diesem Wettbewerb gewann, konnte sie sich von dem Preisgeld einen Hund kaufen. Lou war voller Vorfreude und Tatendrang. Das war ihre Chance.

Nun aber fiel ihr ein, dass ihre Stifte fast leer gewesen waren und den Umzug nicht mitgemacht hatten. Lou machte sich auf den Weg zu dem Schreibwarengeschäft, an dem sie vorhin vorbeigekommen war. Ein bisschen Geld hatte sie sich ja zum Glück in die Tasche gesteckt. Endlich war sie am Laden angekommen. Sie ging hinein und kaufte sich Stifte und eine Leinwand. Schnell machte sie sich auf den Weg nach Hause.

 

Zu Hause angekommen, ging sie in ihr Zimmer und setzte sich an den Schreibtisch. Aber was sollte sie zeichnen? Sie überlegte eine Weile, und kam dann auf die Idee, einen Hund zu malen. Aber sie wusste nicht, was für ein Hund es werden sollte. Vielleicht ein kleiner oder lieber ein großer?

Da rief ihr Vater sie zum Mittagessen. Seufzend stand sie auf und lief die Treppe hinunter. Beim Mittagessen erzählte sie ihren Eltern von dem Wettbewerb. Lou hoffte, ihre Eltern würden ihr erlauben, von dem Preisgeld einen Hund zu kaufen.

Ihre Mutter meinte: »Na gut, aber du musst dich gut um einen Hund kümmern und du bekommst nur einen, wenn du das Preisgeld gewinnst.«

»Juhu!«, schrie Lou. Sie war überglücklich. Ihre Eltern hatten ihr es erlaubt! Aber ihre Mutter erinnerte sie daran, dass sie erst einmal den Wettbewerb gewinnen musste. Doch Lou war fest entschlossen, es zu schaffen. Schnell stand sie auf, um in ihr Zimmer zu gehen, da klingelte es an der Tür. Es war die Post. Aber das störte sie nicht, denn sie hatte einen Wettbewerb zu gewinnen!

 

Nun saß sie schon eine halbe Stunde in ihrem Zimmer und überlegte, was sie zeichnen sollte.

Da kam ihre Mutter ins Zimmer und fragte: »Wann ist denn Einsendeschluss?«

»Heute Abend«, antwortete Lou.

Ihre Mutter nickte. »Als ich gerade unseren Garten angeschaut habe, da habe ich unsere neuen Nachbarn kennengelernt. Es sind sehr nette ältere Leute. Und sie haben gemeint, dass sie gerade mehrere Welpen hätten. Ich habe ihnen nämlich erzählt, dass du einen Hund bekommst, wenn du bei dem Wettbewerb gewinnst. Darauf haben sie gemeint, dass sie uns einen guten Preis machen könnten, weil du so alleine bist und weil ein Hund viel mehr kostet als das Preisgeld. Komm, wir gehen mal rüber, vielleicht findest du dort ein Motiv.«

Lou umarmte ihre Mutter glücklich. Sie war einfach die Beste. Sie lief gleich nach unten und zog ihre Schuhe an. Schnell rannte sie hinaus.

 »Nicht so schnell!«, rief ihre Mutter hinterher. Aber Lou klingelte schon beim Haus ihrer Nachbarn. Ein älterer Mann öffnete die Tür. Lou stellte sich vor. Dann kam auch Lous Mutter dazu. Er begrüßte sie freundlich und führte sie ins Wohnzimmer. Dort stand in der Ecke ein kleiner runder Zaun. Hinter dem Zaun befanden sich mehrere Hundekörbe mit fünf niedlichen Labradorwelpen.

 

»Sind die süß!«, rief Lou entzückt. Ein kleiner Welpe kam gleich auf Lou zugelaufen. Er hatte braunes Fell und schöne dunkelbraune Augen. Er war sehr niedlich und sah genauso aus wie der Hund in ihrem Traum. Vorsichtig streichelte sie ihn. Er war sehr weich. Ihn wollte Lou zeichnen. Sie fragte, ob dies in Ordnung sei. Der nette Nachbar erlaubte es ihr.

Sie setzte sich auf den Boden und zeichnete den süßen Hund auf ihre Leinwand. Es wurde eine wunderschöne Skizze.

»Wenn ich gewinne, dann kaufe ich dich«, flüsterte sie ihm ins Ohr.

Sie bedankte sich bei ihrem Nachbarn. Dann machten sie sich auf den Heimweg.

Zu Hause vervollständigte sie ihre Skizze zu einem Bild und verschönerte es. Sie zeigte es stolz ihren Eltern. Die bewunderten es sehr. Es war wirklich sehr schön geworden. Dann fuhr sie mit ihrer Mutter in die Stadt, um das Bild gerade noch rechtzeitig abzugeben. Sie war gespannt, wie die Jury es bewerten würde.

Als sie abends in ihrem Bett lag, schlief sie sehr zufrieden ein. Backnang gefiel ihr.

 

Am nächsten Morgen stand sie gut gelaunt auf und ging ins Badezimmer. Dort kämmte sie ihre dunkelbraunen Haare und zog sich an. Unten in der Küche machte sie sich Frühstück, denn ihre Eltern schliefen noch. Danach ging sie wieder in ihr Zimmer und überlegte, was sie jetzt machen sollte. Ihr Bild war fertig und Backnang hatte sie sich auch schon ein bisschen angeschaut. Da kam ihr die Idee, ihren Garten einmal genauer anzusehen. Sie hatte nämlich vorgestern und gestern nur einen kurzen Blick hineingeworfen. Sie zog ihre Schuhe an und ging in den Garten. Er war sehr groß und es wuchsen sehr viele bunte Blumen. Jede einzelne Blume hatte eine andere Farbe. Es war einfach wunderschön. Lou lief einmal um das Haus. In ihrem Garten gab es sogar eine Schaukel. Und zwischen vielen Blumen stand eine gemütliche Bank. Lou war froh, endlich einen eigenen Garten zu haben. Sie schaukelte und rannte durch den Garten. Nach einiger Zeit rief ihre Mutter sie zum Mittagessen. Anschließend fragte ihr Vater: »Wann ist denn die Preisverleihung?«

»Heute Abend!«, antwortete Lou. Sie konnte es kaum noch aushalten. Ihre Mutter schlug vor, dass sie zum Zeitvertreib ihre Koffer auspacken könnte. Das tat sie dann auch. Ihr kleiner Wecker kam auf den Nachttisch, genau wie ihr Lieblingsbuch. Auf ihr Fensterbrett kam ein kleines Pflänzchen, und auf den Schreibtisch ihre Schreibtischunterlage. Dann kam sie zu den Kleidern. Die räumte sie alle in ihren Schrank. Danach kamen noch drei andere Kisten mit Spielsachen und anderen Dingen. Sie war so beschäftigt, dass sie die Zeit ganz vergessen hatte.

»Lou, kommst du! Wir müssen los!«, rief ihr Vater. Schnell rannte Lou nach unten. Fast hätte sie sogar vergessen, ihre Schuhe anzuziehen, aber ihre Mutter erinnerte sie daran. Sie stieg mit ihren Eltern ins Auto und sie fuhren los.

 

Sie parkten und liefen zum Marktplatz, wo eine große Bühne aufgebaut war. Sie suchten sich einen guten Platz, von wo aus sie die Bühne gut im Blick hatten.

Neben sie stellte sich eine andere Familie. Sie hatten auch eine Tochter. Sie war ungefähr gleich alt wie Lou und hatte auch dunkelbraune Haare.

Lou fragte das Mädchen, wie sie hieß.

»Ich bin Mia, und du? Wir sind erst vor ein paar Tagen hierhergezogen und ich kenne hier noch niemanden. Seit wann wohnt ihr denn in Backnang?«

»Ich heiße Lou, und bin auch erst vor Kurzem hierhergezogen. Ich kenne auch noch niemanden. Sollen wir morgen zusammen ein Eis essen gehen? Ich habe gehört, es soll sehr heiß werden.«

»Oh, ja! Ich liebe Eis!«, antwortete Mia.

Plötzlich hörten sie eine Stimme. Ein Mann stand auf der Bühne und eröffnete den Wettbewerb. Neben ihm standen alle Bilder. Sofort sah Lou ihr Bild. Sie zeigte es Mia, die es bewunderte. Dann trat die Jury auf die Bühne.

Lous Herz klopfte vor Aufregung wie wild. Ihr stockte der Atem. Würden sie sich für ihr Bild entscheiden? Lou hoffte es sehr.

Doch die Jury machte es spannend. Sie erzählten zuerst einmal etwas über sich selbst, dann verkündeten sie fünf Bilder, von denen eines das Gewinnerbild war. Und Lous Bild war wieder dabei! Lou konnte es langsam nicht mehr aushalten.

Da verkündete der Mann: »Und der Gewinner des Wettbewerbs ist …«, er machte eine Pause. Je länger er zögerte, umso aufgeregter wurde Lou. Dann endlich: »Lou, mit ihrem schönen Hundebild!«

»Juhu!«, schrie Lou. Sie war überglücklich. Lou machte ein paar Luftsprünge und umarmte stürmisch ihre Eltern. Die freuten sich mit ihr. Genau wie Mia. Dann trat Lou auf die Bühne. Die Jury gratulierte ihr und drückte ihr einen Umschlag mit Geld in die Hand. Dann applaudierten die Zuschauer.

Lou wurde mit jedem Moment glücklicher. Als sie von der Bühne ging, stürmte sie gleich zu ihren Eltern und meinte: »Jetzt müssen wir erst mal ganz viel Hundefutter und Hundezeug kaufen.«

»Nein, das brauchen wir nicht! Wir haben alles, was ein Hund braucht, von unserem Nachbarn bekommen. Er meinte, dass er so viel übrig hätte. Und Futter haben wir schon gekauft, weil wir uns ziemlich sicher waren, dass du gewinnst!«

Lou war einfach glücklich. Ihre Nachbarn waren so nett. Nun bekam sie noch schneller ihren Hund, weil sie jetzt nichts mehr einkaufen mussten.

Zurück am Haus eilte Lou zu den Nachbarn. Als sie bei ihnen im Wohnzimmer waren, kniete Lou sich vor den Korb und nahm den Hund, den sie wollte, heraus.

»Dich nenne ich Sunny!«, rief sie. Sie gab dem Nachbarn das Geld und nahm Sunny in ihren Arm.

Nun war ihr Leben perfekt! Sie besaß nun ihren lang ersehnten Hund, hatte ein großes Haus mit Garten und eine Freundin: Mia. Backnang war ab diesem Tag für sie eine Glücksstadt!

 

Sabine Baumert

 

Sabine Baumert unterrichtet an der Backnanger Jugendmusikschule, deren zentrales Unterrichtsgebäude im Bandhaus untergebracht ist. Außerdem ist sie als freie Journalistin tätig.

Wenn sie nicht gerade mit Musik oder dem Schreiben beschäftigt ist, erkundet sie gern per Fahrrad die Umgebung oder macht Handarbeiten. In ihrem Haushalt in Kornwestheim leben auch die Wellensittiche Pitti und Lilli.

 

Mäusefest in der Breuninger-Villa

 

»Iiiih«, ertönte ein greller Schrei in der wunderschönen denkmalgeschützten Villa an der Eugen-Adolff-Straße.

Die Mäusezwillinge Tino und Tina hielten sich erschrocken mit ihren Pfötchen die Ohren zu. Sie hatten nur gerade von ihrem schönen neuen Versteck in der edlen Wandvertäfelung, neben der ehemaligen Küche, zurück in den Keller eilen wollen.

»Hast du so etwas schon einmal gehört?«, fragte Tina ihren Bruder.

»So laut jedenfalls noch nie«, überlegte der. Ganz sicher war er sich allerdings nicht. Denn beide waren erst einen Monat alt und hatten noch nicht viel Erfahrung außerhalb des geschützten Kellers sammeln können. Dort wohnten sie mit ihrer großen Familie. Doch eben hatte ihre Mama einmal kurz nicht aufgepasst und schon waren sie durch die kleine Öffnung neben der Kellertür geschlüpft, durch die auch ihre Verwandten immer hinaus- und hineingingen. Das hatten sie schon oft beobachtet, und wollten es längst mal nachmachen. Darum fühlten sie sich nun ganz schön mutig.

Aber nun dieses grauenvolle Geräusch, das ihnen durch Mark und Bein ging.

»Vielleicht waren das diese Menschen?«, fragte Tino. »Du weißt doch, die sind riesig, haben keine Haare und sind schrecklich laut. Du weißt doch, Onkel Alfons hat uns viel von denen erzählt. Hier im Haus gibt es nur selten welche, und auch nur, wenn es hell ist. So wie jetzt. Aber weit weg draußen auf der Straße, hinter den riesengroßen Bäumen, kommen immer welche vorbei.«

»Mhm, das könnte sein«, stimmte ihm Tina zu. »Trotzdem bin ich fürchterlich erschrocken. Ich habe so etwas ja noch nie erlebt.«

Mir ging es genauso, dachte Tino. Doch weil er schon gelernt hatte, dass Mäusemänner immer tapfer und stark sein mussten, sagte er lieber nichts.

Vielleicht wäre es für die kleinen pelzigen Nagetiere ein Trost gewesen, wenn sie gewusst hätten, dass sie nicht die Einzigen waren, denen ängstlich zumute war. Wie konnten sie auch wissen, dass riesengroße Menschen sich ebenfalls fürchten?

Gesa, die so laut geschrien hatte, hatte insgeheim schreckliche Angst vor Mäusen. Das traute sie sich allerdings niemandem zu sagen, aus Furcht, ausgelacht zu werden. Und nun sogar zwei dieser ekligen Tiere auf einmal.

»Du wirst dich doch nicht etwa vor den Mäuschen fürchten? Schau, die sind sooo süß! Die tun dir nichts, die sind alle viel zu klein«, meinte ihre Freundin Siggi neben ihr.

Die beiden schauten regelmäßig in dem Haus nach dem Rechten, das ansonsten meistens unbewohnt war.

»Na ja, da kann man verschiedener Ansicht sein«, fand Gesa. Immerhin war von den kleinen Nagern inzwischen nichts mehr zu sehen.

Gut, dass sie nicht wusste, dass die Mäusezwillinge noch eine riesige Verwandtschaft im Haus hatten.

 »Also vergiften möchte ich sie nicht, da täten mir die Kleinen leid. Aber du weißt doch, draußen streunt immer dieser Kater rum, der wird sie sicher früher oder später zu fassen kriegen«, beruhigte Siggi, die spürte, dass Gesa sich nicht wohl in ihrer Haut fühlte.

»Aber der gehört halt nicht hierher«, gab Gesa zu bedenken. »Wahrscheinlich macht der, gerade wenn man ihn brauchen würde, einen interessanten Ausflug nach sonst wo.«

»Na ja, das kann man ja in den Griff kriegen«, meinte ihre Freundin. »Wenn man dem immer wieder leckeres Futter hinstellt, wird er wahrscheinlich wiederkommen und sich irgendwann hier heimisch fühlen. Schließlich gibt es hier kein anderes Haus in der Nähe. Niemand außer uns wird ihn füttern. Und wenn je mal sein Futter alle ist, hat er noch die Mäuse. Dafür ist er ja eigentlich da.«

»Lass uns doch gleich mal beim Fressnapf in der Sulzbacher Straße vorbeischauen. Die haben sicher Katzenfutter«, sagte Gesa, die sich freute, dass sie aktiv werden konnte.

»Super Idee, ich wollte sowieso noch im Kaufland einkaufen gehen«, meinte Siggi.

Die beiden gingen einträchtig zu ihrem Auto, das sie direkt bei dem schönen schmiedeeisernen Eingangstor abgestellt hatte.

Unterdessen hatten sich die Mäuschen wieder in den früheren Weinkeller geflüchtet, wo ihre große Familie lebte.

»Wo seid ihr gewesen?«, fragte die Mäusemutter streng. Einerseits war sie erleichtert, dass die Kleinen wieder da waren. Andererseits war sie ihnen immer noch böse, dass sie einfach so entwischt waren, ohne ihr etwas zu sagen.

»Ach, wir waren bloß mal draußen auf dem Flur«, bemerkte Tino betont beiläufig.

»Na ja, dann will ich mal nicht so streng sein«, meinte die Mutter. »Ihr müsst ja schließlich auch mal wissen, wie es draußen aussieht.«

»Was habt ihr denn erlebt?«, wollten die anderen Mäusekinder neugierig wissen und drängten sich ganz nah an die Zwillinge, um ja nichts zu verpassen.

»Ach, das war ganz lustig«, prahlte Tino. »Da waren zwei riesige Menschen und die hatten schrecklich Angst vor uns. Stellt euch mal vor!«

»Und was haben die dann gemacht? Haben sie euch etwa angegriffen, weil sie euch verjagen wollten?«

Tino hätte jetzt gern etwas von einem mutigen Kampf erzählt, dann hätten ihn die anderen Mäuse sicher sehr bewundert. Aber er antwortete ehrlich. »Die eine hat ganz laut und schrill geschrien.«