Frank Partnoy | Rupert Younger
Das Aktivistem-Manifest
Aus dem Englischen von Karin Genschow
FISCHER E-Books
Mit einem Vorwort von Robert Habeck
Frank Partnoy ist Professor für Recht und Finanzen an der University of San Diego und seit 2018 außerdem Professor für Rechtswissenschaften an der UC Berkeley.
Rupert Younger ist Direktor des Centre for Corporate Reputation der Universität Oxford.
Robert Habeck, *1969, ist Schriftsteller und Bundesvorsitzender der Grünen
Das »Kommunistische Manifest« ist 170 Jahre alt - und doch so gegenwärtig, dass man es ohne viel Aufwand für die heutige Zeit aufbereiten kann. Ging es doch schon bei Marx und Engels um die Besitzenden, die Habenichtse und die Kluft dazwischen. Und darüber würden sie auch heute schreiben. Genauso wie über jene, die weltweit gegen soziale Ungleichheit und für vielfältige politische Ziele kämpfen: die »Aktivisten«. Also haben Partnoy und Younger den historischen Text ein wenig abgeändert, mal einzelne Begriffe, mal ganze Sätze ausgetauscht und aktualisiert, als hätten sie ein altes Haus umsichtig renoviert. Entstanden ist ein Spiegelbild des revolutionären Klassikers, ein Weckruf für alle Utopisten, aktiv zu werden.
Erschienen bei FISCHER E-Books
Originalausgabe
© 2019 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Covergestaltung: c/o QART Büro für Gestaltung Simone Andjelkovic
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Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-491043-7
Vorwort von Robert Habeck
Als Tom Jones den Song »Kiss« von Prince gecovert hat, kommentierte dieser das mit den Worten, es sei schon erstaunlich mutig, dass Jones sich gerade dieses Lied ausgesucht habe. Wenn das Kommunistische Manifest von zwei Unternehmensberatern und Finanzanalysten gecovert wird, verleitet das dazu, Ähnliches sagen. Und tatsächlich kann man von einer Coverversion sprechen. Rupert Younger und Frank Partnoy haben den Text von Karl Marx und Friedrich Engels in ein Textdokument verwandelt, sich gegenseitig vorgelesen und alle Begriffe, die ihnen unzeitgemäß erschienen, durch aus ihrer Sicht zeitgemäßere ersetzt.
Klar, »der Papst, der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizeispitzel«, wie sie bei Marx/Engels genannt werden, spielen keine Rolle mehr, die Geschichte hat sie hinter sich gelassen. Sie werden jetzt zu den »Eliten, Milliardären, den etablierten Politikern der Republikaner und Demokraten, Konservativen und Sozialdemokraten, den Sprechern von Davos, der Echokammer der Onlinemedien und Fake News«. Das ist nachvollziehbar. Aber Younger und Partnoy ersetzen auch Kernbegriffe der marxistischen Philosophie, wie etwa die »Bourgeoisie«, die zu »Habenden« wird, und das »Proletariat«, das zu »Habenichtsen« umgetextet wird. Und schließlich wird aus »Kommunismus« »Aktivismus« und folgerichtig aus dem »Kommunistischen Manifest« das »Aktivistische Manifest«.
Mengenmäßig verändern die Coverautoren 26 Prozent des Textes. Das heißt aber auch, dass das Kommunistische Manifest in seiner Grundstruktur, in seiner sprachlichen Wucht und in seinem appellativen Charakter gleich bleibt. »Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Aktivismus«, beginnt der Text jetzt. Und dennoch ist er nicht gleich, sondern ein völlig anderer geworden. Denn die letzten Änderungen zielen nicht auf ein sprachliches Update, sondern auf eine völlig andere Geschichts- und Weltsicht. Und zwar, das werden auch die Autoren zugeben, eine, die eine deutlich schwächere intellektuelle und politische Wucht hat als der Urtext.
Younger und Partnoy verabschieden sich von dem Ziel auf Überwindung des privaten Besitzes, vom Gedanken der Revolution, von der Geschichtlichkeit des Kapitalismus und der Zwangsläufigkeit der Herrschaft des Proletariats. Damit entkernen sie den Marxismus von seinen zentralen Annahmen. Dass technische Entwicklungen (damals die Industrialisierung, heute die Digitalisierung) Gesellschaften formen, dass die Geschichte ein Ziel hat, dass Utopien ein politischer Antrieb sind, dass es Klassen gibt. Es mögen 74 Prozent des Textes unverändert sein, es ist ein völlig anderer Text geworden, eine Art Anti-Marx. Als würde Tom Jones mit seinem Brummbass das Falsett von Prince in »Kiss« kopieren. Was die beiden Autoren stattdessen vorlegen, ist das Standardrepertoire jeder durchschnittlich sozialdemokratischen Partei.
Das Kommunistische Manifest war vielleicht der wirkungsmächtigste deutsche Text der letzten 150 Jahre. Und er war es aufgrund seiner inneren Stringenz und philosophischen Rigorosität. Wenn man die herausnimmt, wenn man den Kipppunkt der Revolution wegnimmt, wenn man die Zwangsläufigkeit der geschichtlichen Entwicklung tilgt, wenn man das Primat des Ökonomischen vor dem Metaphysischen hinterfragt, dann hat man am Ende kein Manifest mehr, sondern ein Wahlprogramm.
Und dennoch gibt es ein Dennoch. Die zweite Sektion des Kommunistischen Manifests endet mit dem Vorschlag von zehn »Maßregeln«. Liest man diese, so sind sie einerseits historisch gescheitert (»Expropriation des Grundeigentums«, »Errichtung industrieller Armeen, besonders für den Ackerbau«) oder weitgehend umgesetztes politisches Programm (»Progressivsteuer«, Einführung einer »Nationalbank«, »Hinwirken auf die allmähliche Beseitigung des Unterschieds von Stadt und Land«, »Beseitigung der Fabrikarbeit der Kinder«…). Historiker und Philosophen streiten darüber, ob in den Gedanken von Marx und Engels schon die totalitären Regime angelegt waren, die ihre Ideen später versuchten, mörderisch umzusetzen. Ich meine, dass man dies so sehen kann. Wenngleich Politik kein Naturgesetz ist und Lenin, Stalin, Mao und die anderen nie von ihrer individuellen Schuld freizusprechen sind. Sie hätten ja auch anders entscheiden können. Aber unabhängig davon deckt die Coverversion von Younger und Partnoy auf, dass die Zeit über das Kommunistische Manifest schlicht hinweggegangen ist. Es ist historisch interessant und kraftvoll in seiner Sprache, aber politisch ist es nicht mehr zu gebrauchen. Und das liegt vor allem an einer inhärenten Fehlannahme, die unterschwellig von Younger und Partnoy herausgearbeitet wird.
Marx und Engels schildern die ökonomischen Prozesse als zwangsläufig. Und daraus folgern sie, dass es zur Revolution und »zur Herrschaft des Proletariats« kommen müsse. »Die Bourgeoisie hat nicht nur die Waffen geschmiedet, die ihr den Tod bringen; sie hat auch die Männer gezeugt, die diese Waffen führen werden – die modernen Arbeiter, die Proletarier. … Sie produziert vor allem ihre eigenen Totengräber.« Doch Menschen sind frei. Menschen sind widersprüchlich. Und möglicherweise nicht in dem Maß materialistisch fixiert, wie Marx und Engels es annahmen. Manche haben Angst, ihre »Ketten zu sprengen«, sind obrigkeitshörig oder kirchgläubig, andere sind unsolidarisch und wieder andere können sich vielleicht gar nicht vorstellen, dass es auch anders gehen kann. Und Politiker sind nicht dumm. Sie können sozialen Spannungen entgegenwirken, soziale Sicherung schaffen, wie bei den Bismarck’schen Sozialreformen, Druck aus dem Kessel nehmen wie bei Roosevelts New Deal. Und nicht zuletzt besitzen Arbeiter und Arbeiterinnen heute selbst Autos, Fernsehgeräte und haben weit mehr »zu verlieren als ihre Ketten«.
So begann die marxistische Revolution weder, wie von den Autoren des Kommunistischen Manifests vorhergesagt, in den industriellen Gebieten Deutschlands oder Englands, sondern im feudalen Russland. Und sie entstand auch nicht aus einer spontanen Erhebung der Massen, sondern durch einen inszenierten Putsch einer kleinen, entschlossenen Elite. Diesen Widerspruch im marxistischen Gedankengang, dass der Mensch und eine menschliche Gesellschaft mehr ist als Sklave einer ökonomischen Gleichung, nehmen Younger und Partnoy zum Ausgangspunkt ihres Updates. Das Aktivistische Manifest bringt Humanität und freien Willen in den Ursprungstext. Die Habenichtse sind nicht nur die, die kein materielles Auskommen haben, sondern auch keine Vertretung, Stimme oder Teilhabe, für die kein Aufstiegsversprechen mehr gilt. Der Preis für logische Zwanghaftigkeit ist ein Gewinn an politischer Öffnung der Gerechtigkeitsfrage.
Die ökologische Frage konnte Marx vielleicht nicht sehen, er spricht im Gegenteil voller Bewunderung von der »Unterjochung der Naturkräfte« durch moderne Technik. Geschlechtergerechtigkeit hingegen ist angesprochen, wenn auch untergeordnet, Zeit als Ressource ebenso, aber alles drei mündet nicht in eine weitere Theorie der Gerechtigkeit. Das Aktivistische Manifest teilt eine radikale Kapitalismuskritik, ohne den Kapitalismus und den freien Markt selbst in Frage zu stellen. Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit war die Macht der Habenden so groß. Steigende Ungleichheit, stagnierende Löhne und eine neue Akkumulation an Macht durch digitale Technik, neue »Finanzprodukte«, Spekulationsgewinne und Datenhoheit sorgen dafür, dass ein neues Gespenst in der »Welt« (nicht mehr »Europa«) »umgeht«. Das Gespenst des Aktivismus. Diese Aktivisten zielen auf eine Teilhabegesellschaft (»shareholder activism«), die eine gerechtere Finanzwelt, schnelles Internet und ökologische Veränderung mit einschließt. Sie wollen eine Bewegung aller sozialen Entrepreneurs initiieren, der Graswurzelbewegungen von Occupy Wall Street und der Anti-G7-Proteste wie der jungdynamischen Familienunternehmer, die sich gegen Großkonzerne stemmen, der Handwerker wie der Studierenden. Und noch einmal wird hier die Spannung und Widersprüchlichkeit, aber auch der Charme des Ansatzes von Younger und Partnoy deutlich. Das reichste Prozent der Menschheit besitzt 99 Prozent des Vermögens und 99 Prozent teilen sich 1 Prozent. Aber viele der Habenden, der deutschen Arbeiterinnen und Arbeiter, der Studierenden im Westen, gehören zu diesen globalen 1 Prozent, denen es gutgeht. Verzichtet man auf Klassenidentität und ein klares Feindbild, stellt man sich der postmodernen, unübersichtlichen Welt, dann ist es zu einfach, zwischen »die« und »wir« zu unterscheiden. Denn »die« sind meist auch »wir« – und vermutlich alle, die sich dieses Buch gekauft haben.
Das Aktivisten-Manifest liest sich kraftvoll und frisch. Durch Marx’ wuchtige, bildhafte, kampfmetaphorische Sprache hat es seine Prägnanz und Eleganz. Und die Frage stellt sich wie bei jeder Coverversion: Wie würde man es beurteilen, wenn man das Original nicht im Ohr hätte? In einem gewissen Sinn ist diese Frage überflüssig und sinnlos, da spekulativ. Aber ich glaube, genau diese Spekulation ist der Effekt und vielleicht sogar der Sinn des Manifests. Durch seinen spielerischen, experimentellen Ansatz öffnet es einen Debattenraum. Im Grunde macht es die Widersprüche und Widersprüchlichkeit der derzeitigen Mainstream-Politik deutlich. Man kann die Technik der Digitalisierung eben nur mit der Industrialisierung vergleichen, nicht gleichsetzen. Wer glaubt, er müsse »Lohnarbeit« verteidigen, vergisst, dass die eigentliche Frage ist, Gerechtigkeit in der Arbeitswelt zu realisieren. Wer Kohleabbau verteidigt, verrät die Ökologie. Und wer die Klassenfrage zu einer nationalen Identitätsfrage verengt, verliert die Weite internationaler Solidarität aus dem Auge.
So erstaunlich zeitgemäß Marx’ Schriften auch heute noch anmuten, wir brauchen neue. Ein Cover des Manifests zeigt vor allem, dass es bisher noch nicht gelungen ist, ein neues zu schreiben, eine Idee der Gesellschaft im Umbruch zu formulieren, die Solidarität und Freiheit neu begründet. Und der Rekurs auf die Helden des 19. Jahrhunderts macht nur schmerzhaft deutlich, wie sehr wir neue Heldinnen im 21. Jahrhundert vermissen. Und ganz am Ende steht die Frage, ob es vielleicht noch nicht gelungen ist, ein neues Manifest zu schreiben, weil die Form der Manifeste der wirbelnden Zeit nicht mehr genügt. Auch das kann sein. Es kann sein, dass es keinen Ort mehr gibt, von dem aus Politik oder politische Theorie eine feste Wahrheit formulieren kann, dass jedes Programm zu schnell veraltet, dass Sprache, Herangehen und Lösungskompetenz der Politik gnadenlos analog sind, während Konflikte, soziale Spannungen, Migration, Kriege digital sind. Aber umso wichtiger ist, dass sich die Aktiven solidarisieren, dass sie kämpfen, einstehen, aufstehen.
Vielleicht brauchen wir gar kein Aktivistisches Manifest. Wir haben doch wahrhaftig kein Erkenntnisproblem. Aber sicher brauchen wir Aktivismus, Einmischung, Aufmischung. Nicht irgendeine geschichtliche Logik definiert unsere Rolle in der Gegenwart – wir tun das. Demokratie ist kein Naturgesetz. Sie wird gemacht. Verteidigt. Oder verloren. Es gibt keinen Zeitgeist außer dem, den wir definieren. Heute haben wir weit mehr zu verlieren als unsere Ketten. Wir können die Welt verlieren. Aber wir haben die Chance, uns selbst zu binden, sozial, ökologisch, emanzipatorisch. Die Freiheit des Aktivisten heute ist der richtige Umgang und das richtige Maß an Selbstkettung. Nicht alles, was wir besitzen können, sollten wir haben wollen. Nicht alles, was uns die Technik verheißt, ist verheißungsvoll. Solidarität heißt, die Phantasie zu schaffen, dass es jenseits der Regierung der Ökonomie mehr zu verlieren gibt als nur Reichtum. Wer die Würde und Freiheit der Menschen will, der muss jetzt aktiv werden.
Vorwort aus dem Jahr 2018
Dieses Pamphlet ist eine Vorstellung dessen, was Karl Marx und Friedrich Engels heute geschrieben hätten – 170 Jahre nach der Publikation des Kommunistischen Manifests. Wir sind über diese Idee gestolpert nach einem fast zehn Jahre anhaltenden Gespräch über Aktivismus nicht nur in der Politik, wo, wie wir hier schreiben, Aktivisten »diese etablierte Ordnung ins Wanken gebracht [haben], in Tunesien, Ägypten, Syrien und Indonesien, mit dem Sieg über Hillary Clinton, mit dem Brexit-Votum und in Wahlen überall auf der Welt« – sondern auch in den Märkten und in der Gesellschaft im Allgemeinen.
Unsere Hauptkompetenz liegt im Aktienbesitzer-Aktivismus, wo wir viele der größten Hedgefonds beraten und führende wissenschaftliche Studien veröffentlicht haben. Doch als wir beide den Begriff des Aktivismus über all die Jahre diskutiert haben, malten wir uns aus, was passieren würde, wenn die Aktien-Aktivisten sich mit den politischen und sozialen Aktivisten verbünden würden, um eine gemeinsame Front zu bilden.
Wir spekulierten darüber, dass Rentner sich mit Hedgefonds und Aktivisten auf der Ebene der Gemeinden zusammentun, um eine Firma zum sozialen Wandel zu drängen. Wir haben uns nicht eigens vorgestellt, dass der riesige Pensionsfonds der Lehrer in Kalifornien sich mit einem Multimilliarden-Dollar-Hedgefonds verbünden würde, um Apple dazu zu nötigen, die Art und Weise zu reformieren, wie Kinder mit ihren Smartphones interagieren (wie es jetzt geschieht). Diese Art Verbindung hatten wir im Sinn: Aktivisten der verschiedensten Richtungen kommen aus ihren voneinander getrennten Silos hervor, um gemeinsam Wandel zu forcieren.
Am 13. April 2017 hatten wir ein weitreichendes Telefongespräch über unsere Ideen, und Frank (der in unserer Geschichte die Rolle von Engels spielt) stellte Rupert (Marx) die folgende radikale Frage: »Was, denkst du, würden Marx und Engels über die verschiedenen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bewegungen heute sagen?« (Engels war der eher empirisch Gesinnte der beiden, während Marx eher ein Dichter-Philosoph war.)
Während Rupert noch über die offenkundig groteske Idee lachte, lud Frank eine Kopie des Kommunistischen Manifests herunter, fügte den Text in eine gemeinsam geteilte Google-docs-Datei ein, und wir fingen an, uns gegenseitig laut vorzulesen. Was wir auf dem Bildschirm sahen in unserem neu überdachten Kontext, nahm uns den Atem. Das Manifest spricht direkt und sehr deutsch zu uns, als ob Marx und Engels die revolutionären Bewegungen des 21. Jahrhunderts vorausgesehen hätten. Die Worte waren überraschend klangvoll, obwohl keiner von uns beiden eine besondere Sympathie für kommunistische Ökonomie oder Philosophie hegte.
Als wir den Text lasen, begegneten wir vielen Abschnitten, die ein Update benötigten. Manche Begriffe waren nicht mehr relevant oder hatten sich als falsch erwiesen. Dennoch hatte der Text Substanz. Er brauchte nur etwas Feinschliff und kosmetische Eingriffe. Wir lektorierten und ergänzten rasch den berühmten ersten Abschnitt:
»Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.«
Daraus wurde:
»Ein Gespenst geht um in der Welt – das Gespenst des Aktivismus. Alle Mächte der alten Weltordnung haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, die unternehmerischen Besitzenden, die Eliten, die Milliardäre, die etablierten Politiker der Republikaner und der Demokraten, der Konservativen und Sozialdemokraten, die Sprecher in Davos, die Echoräume der Onlinemedien und Fake-Nachrichten.«
Und damit fuhren wir in den nächsten Wochen und Monaten fort, Wort für Wort, beließen den Text dort, wo er immer noch Klang hatte, aber reparierten und rekonstruierten ihn so, wie man ein altes Haus renovieren würde. Viele ihrer speziellen Anregungen, die eine Modernisierung nötig hatten, strichen wir. Doch der Großteil ihrer Redeweise – 74 Prozent des Originaltexts – blieben intakt.
Wir fühlten uns bei unserer Renovierung durch Marx’ und Engels’ eigenen Gedanken aus dem Jahr 1872 gerechtfertigt, 25 Jahre nachdem sie ihre ersten Diskussionen im Anschluss an den ersten Kongress des »Bunds der Kommunisten« begonnen hatten. Sie schrieben:
»Die praktische Anwendung dieser Grundsätze, erklärt das ›Manifest‹ selbst, wird überall und jederzeit von den geschichtlich vorliegenden Umständen abhängen, und wird deshalb durchaus kein besonderes Gewicht auf die am Ende von Abschnitt II vorgeschlagenen revolutionären Maßregeln gelegt. Dieser Passus würde heute in vieler Beziehung anders lauten.«
Dem stimmen wir zu. Die historischen Bedingungen haben sich geändert. Die Welt braucht neue revolutionäre Maßnahmen, diejenigen, für die Marx und Engels, wie wir glauben, heute eintreten würden, wenn sie noch am Leben wären. Dies ist ihr neues Manifest. Das Aktivisten-Manifest.
Ein Gespenst geht um in der Welt – das Gespenst des Aktivismus. Alle Mächte der alten Weltordnung haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, die unternehmerischen Besitzenden, die Eliten, die Milliardäre, die etablierten Politiker der Republikaner und der Demokraten, der Konservativen und Sozialdemokraten, die Sprecher in Davos, die Echoräume der Onlinemedien und Fake-Nachrichten.