Dawn O'Porter
COWS
Folge nicht der Herde!
Roman
Aus dem Englischen von Christine Strüh
FISCHER E-Books
Dawn O’Porter ist Romanautorin, Kolumnistin, Radiomoderatorin und Designerin. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrem Sohn Art, ihrer Katze Lilu und ihrem Hund Potato in Los Angeles. Dawn O’Porter hat zahlreiche Dokumentationen über verschiedenste Themen gemacht: Polygamie, Geburt, Geishas, Körperwahrnehmung, Brustkrebs, den Film Dirty Dancing. »The Cows« ist ihr dritter Roman und ihr dritter Bestseller in England. 2015 gründete Dawn »Help Refugees«, eine Organisation, die sich für schnelle Hilfe für Flüchtlinge in Europa einsetzt.
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Was tun, wenn die ganze Welt über dich lacht? Volle Kraft voraus! Und bloß nicht entschuldigen.
Tara ist 42, berufstätig und Single-Mutter. Ihre drei überheblichen Kollegen hat sie bestens im Griff und die abschätzigen Blicke der Übermütter am Schultor bereiten ihr keine schlaflosen Nächte.
Nach einem heißen Date mit dem Fotografen Jason leistet sich Tara die ultimative Blamage. Plötzlich ist sie das Gespött der Nation. Doch bald stellt sie fest, dass sie nicht das einzige abtrünnige Herdentier ist…
Karrierefrau? Muttertier? Sexobjekt?
Ein Roman über Frauen, die ihren eigenen Weg gehen und sich nicht dafür entschuldigen.
Erschienen bei FISCHER E-Books
Die Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel ›The Cows‹ bei HarperCollins, London
© 2017 Dawn O'Porter
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2018 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Covergestaltung: Schiller Design, Frankfurt
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-490608-9
Für Chris und Art
Kuh, die [ku:]: ein ausgewachsenes weibliches Tier einer domestizierten Rinderrasse, das der Gewinnung von Milch oder Fleisch dient.
Als Kuh bezeichnet man offiziell ein weibliches Hausrind, das schon einmal gekalbt hat.
Legt man Wert auf ein gutes Stück Fleisch, sollte man das Fleisch eines weiblichen Rinds, das noch nicht gekalbt hat – einer Färse – bevorzugen, denn eine von Schwangerschaft und Geburt lädierte Kuh liefert kein gutes Steak. Kühe sind höchst komplexe Tiere; sie schließen Freundschaften und verlieben sich sogar, sie fühlen Angst, Wut und können gelegentlich nachtragend sein.
Die Bestimmung einer Kuh ist es, sich konstant entweder im hormonellen Status der Schwangerschaft oder der Milchproduktion zu befinden. Eine Färse dagegen ist einfach nur ein Stück Fleisch, beziehungsweise ein landwirtschaftliches Erzeugnis. Darüber hinaus hat sie anscheinend nicht viel zu bieten.
Manch einer würde behaupten, dass sich dies in der menschlichen Gesellschaft und ihrer Sicht auf Frauen widerspiegelt.
Andere würden dieser Meinung vermutlich widersprechen.
Es gibt viele Arten von Frauen, und eine Frau muss sich tierisch anstrengen, um nicht entweder nur als Färse oder nur als Kuh betrachtet zu werden. Frauen müssen nicht in ein Rollenklischee verfallen.
Kühe müssen der Herde nicht unbedingt folgen.
Ich sehe, wie sich auf seiner Stirn ein Schweißtropfen bildet und langsam sein Gesicht hinunterfluppt wie ein schmelzendes Slinky. Gleich ist er soweit, das merke ich, nur noch ein paar sanfte Schubser meinerseits, dann explodiert der Typ, und ich habe alles, was ich brauche. Er schnieft und schlägt sich mit der geballten Faust seitlich auf die Nase. Vermutlich ein Abwischversuch, der aber eher als Boxhieb ins eigene Gesicht endet. Der Schweiß läuft ihm übers Kinn, den Hals runter und siedelt sich auf seinem weißen Kragen an. Dort breitet er sich blitzschnell aus, erst ist es nur ein kleiner nasser Fleck, aber wie auf dem Fließband entspringt auch schon der nächste Tropfen und tritt die gleiche Reise an. Jeden Moment wird er die Grätsche machen, ich weiß es.
Schon seit über drei Stunden sind wir allein in einem kleinen Zimmer im Holiday Inn direkt an der M4. Ich habe absichtlich ein Zimmer zur Straße ausgesucht, damit ich darauf bestehen konnte, dass die Fenster wegen des Verkehrslärms geschlossen bleiben. Inzwischen herrscht eine Bruthitze hier drin; es ist der heißeste Tag des Jahres, und ich musste die Klimaanlage abstellen, weil die Kamera das Geräusch aufgezeichnet hat, er wird das nicht mehr lange aushalten. Und ich? Ich halte alles aus, um den Soundbite zu kriegen, den ich will.
Dem Interview hat er einzig unter der Bedingung zugestimmt, dass nur ich und meine Kamera mit ihm im Zimmer sind. Anscheinend hat der schmierige Scheißer völlig vergessen, dass die grundlegende Funktion von Aufnahmegeräten darin besteht, einen Augenblick einzufangen, der später einem Millionenpublikum zugänglich gemacht werden kann.
Ich arbeite seit Monaten an einer Doku über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Shane Bower ist der Geschäftsführer von Bower Beds, und ich habe mehrere seiner weiblichen Angestellten interviewt, die mir alle davon erzählt haben, dass er seine Finger nicht bei sich behalten kann. Gestern habe ich ihn um neun Uhr früh abgepasst, als er gerade das Haus verließ und zur Arbeit gehen wollte. Ich habe ihm von den Vorwürfen berichtet und ihn gefragt, was er dazu zu sagen hat. Natürlich hat er alles vehement abgestritten und ist in sein Auto gestiegen. Ich hab ihm eine Visitenkarte nachgeworfen und wusste instinktiv, dass er sich mit mir in Verbindung setzen würde. Und ich hatte recht; zwei Stunden später klingelte mein Telefon, und er fragte mich, worum es in meiner Sendung ging und was ich wollte. Ich antwortete, dass ich für einen neuen Digitalsender einen Kurzfilm über sexuelle Belästigung machte und wissen wollte, ob die Vorwürfe der Wahrheit entsprachen. Am Telefon bestritt er alles, aber ich erklärte ihm, dass sich die Beweise gegen ihn mehrten und dass es für ihn klug wäre zu versuchen, die Zuschauer von seiner Unschuld zu überzeugen, denn das Filmmaterial würde ausgestrahlt, ob er mitmachte oder nicht. Daraufhin erklärte er sich bereit zu einem Interview. Allein mit mir. In einem Hotelzimmer. Sobald er das Zimmer betrat, lief die Kamera, dafür sorgte ich.
»Ich bezweifle nicht, dass Sie die Wahrheit sagen, Shane«, sage ich hinter meiner Kamera. Eine glatte Lüge. Ihm quillt die Schuld aus allen Poren, er stinkt förmlich danach.
»Aber ich denke, die Zuschauer könnte es irritieren, wenn so viele weibliche Angestellte Ihrer Firma die gleiche Geschichte erzählen – dass sie von Ihnen aufgefordert worden sind, auf die Betten zu hüpfen und dann auf Ihren …«
»Okay, okay, bitte sprechen Sie es nicht aus«, sagt er. Inzwischen spuckt und spritzt er aus allen Drüsen, und der nasse Fleck auf seinem Kragen kriecht langsam Richtung Schulter. »Ich liebe meine Frau«, fährt Bower fort, und ich sehe echte Angst in seinen Augen. Er ist in Schockstarre wie die Spinne, die versteinert, wenn man bei Nacht das Licht anmacht. Aber wenn man das Licht lange genug anlässt, bewegt sie sich wieder. Sie kann nicht anders.
Ich lasse die Kamera laufen, er bittet mich nicht, sie auszumachen, und ich staune mal wieder, dass die Menschen der Wahrheit so lange Widerstand leisten, aber dann explosionsartig mit ihr herausplatzen, fast so, als wäre es eine Erleichterung, sie endlich loszuwerden. Bower könnte das alles abbrechen und aus dem Zimmer laufen, ohne mir einen konkreten Beweis zu liefern, dann hätte er die Möglichkeit, sich irgendwie aus der Sache herauszuwinden. Aber so reagieren schuldige Menschen nur sehr selten. Ich gebe ihnen einen Strick, und sie hängen sich fast immer daran auf.
»Meine Kinder bedeuten mir alles«, sagt er, und die Flüssigkeit quillt so schnell aus seinem Gesicht, dass ich wünschte, ich könnte ihm ein Lätzchen reichen.
»Wenn Sie jetzt ehrlich sind, renkt sich vielleicht alles wieder ein«, sage ich, wohl wissend, dass ich so gut wie alles, was ich sage, herausschneiden und das Ganze so bearbeiten werde, dass es aussieht, als hätte er seinen Niedergang eigenhändig herbeigeführt. Und dann liefert er mir den herrlichsten Satz, den ich mir hätte vorstellen können.
»Diese dämlichen Schlampen haben sich benommen, als wären sie ganz scharf darauf. Wie soll ein Kerl denn da ahnen, dass sie es eigentlich nicht wollen?«
Ahhhhh, wundervoll!
Ich senke die Kamera, lasse sie aber auf Aufnahme, für den Fall, dass er mir noch mehr solcher Körnchen reinsten TV-Golds anbietet, aber was jetzt noch passiert, spielt eigentlich überhaupt keine Rolle mehr. Ich habe alles, was ich brauche. Ein Geständnis. Einen Schluss für meine Szene. Von jetzt an kümmert sich die Polizei um den Fall; dort werde ich bei Bedarf nachhaken.
Und ich habe alles rechtzeitig zum Lunch unter Dach und Fach. Verdammt, bin ich gut in meinem Job!
»Geschafft«, sage ich und werfe meinem Chef die Speicherkarten der Kamera auf den Schreibtisch.
»Was – er hat gestanden?«, erwidert Adam in seinem üblichen nöligen Ton – hocherfreut über das Material, aber voller Sorge, dass er mich womöglich loben muss.
»Jepp. Das perfekte Geständnis. Ich hab ihn drangekriegt, ich hab’s dir ja gesagt.«
»Okay, Tara, hör auf, dich zu benehmen wie in einem schlechten Fernsehkrimi. Er war ein leichtes Ziel.«
»Ein leichtes Ziel? Ich war stundenlang allein mit ihm in einem winzigen Zimmer eingepfercht, um das hier von ihm zu kriegen. Von wegen leicht.«
Adam steht vom Schreibtisch auf, greift sich die Speicherkarten und geht damit ins Hauptbüro, schwenkt sie triumphierend durch die Luft und verkündet: »Wir haben ihn.« Eine Runde Applaus ertönt, als allen klar wird, dass sich die monatelange Plackerei für dieses Projekt gelohnt hat. Ich stehe hinter Adam, schaue zu, wie er die Lorbeeren einheimst, und wünsche mir, ich hätte den Mumm, ihn anzubrüllen: »ES GIBT ÜBERHAUPT KEIN VERFLUCHTES ›WIR‹! ICH HAB DAS ALLES ALLEIN GEMACHT!« Aber im Team gibt es natürlich kein »Ich«.
»Okay, Tara, Andrew, Samuel – können wir uns kurz im Nebenraum zusammensetzen?«, sagt Adam, und treibt uns drei in ein kleines Zimmerchen mit quietschbunten Wänden, Sitzsäcken, Zeitschriften, einem Fernseher und einem großen runden IKEA-Teppich. Das Zimmerchen soll unsere Kreativität anregen, hier trifft sich das Entwicklungsteam und tut so, als würde es arbeiten. Da sitzen sie dann und glotzen stundenlang fern, lesen Bücher oder Zeitschriften und studieren die MailOnline, um sich auf Ideen für neue Projekte zu bringen. Das Team besteht aus drei Leuten, angeführt von Samuel, und in den letzten zwei Jahren hat es nur eine einzige ihrer Ideen tatsächlich auf den Bildschirm geschafft. Nicht dass das eine Rolle spielt, aber ich arbeite gerade an meiner fünften.
Mir sind diese Meetings zutiefst verhasst, denn ich muss mit drei sehr derben männlichen Egos umgehen, die zwar alle wissen, dass ich super bin in meinem Job, es aber nicht über sich bringen, das zuzugeben. Zum einen ist da Andrew – Head of Production. Dann Samuel – Head of Development. Und Adam – der Boss. Es heißt, das Fernsehen sei eine männerdominierte Branche, und genau so ist es auch. Allerdings ist das seltsam, denn beim Fernsehen arbeiten jede Menge Frauen, und viele von ihnen in hochrangigen Jobs. Das Problem ist nur, wenn es um Zuschauerzahlen geht, herrscht allgemein die Überzeugung, dass Frauen sich auch für männerzentrische Sendungen interessieren, während Männer sich grundsätzlich nichts ansehen, was ihnen zu weiblich erscheint. Wenn sich die Programmgestaltung mehr an den Männern und weniger an den Frauen orientiert, muss der Sender also nicht befürchten, sein Fußballpublikum zu verlieren. Bevor auch nur eine einzige Sendung produziert wird, steht demzufolge fest, dass das, was Frauen sehen wollen, weniger wichtig ist als das, was Männer sehen wollen. Dieser Sexismus zieht sich durch die ganze Branche bis hinauf zu den Leuten, die das Programm bestimmen, und man begegnet ihm in seiner ganzen Pracht auch hier in den Büros von Great Big Productions.
Als wir uns auf den knallbunten Plastiksitzsäcken niederlassen, produziert meine Kunstlederhose ein gewaltiges Pupsgeräusch. Selbstverständlich wissen alle, wie der Laut entstanden ist, aber ich erahne eine Spur von Zweifel und möglicherweise auch die Hoffnung, dass ich mich gerade mit einem echten Furz blamiert habe. Alle halten kurz inne, wittern verstohlen, und erst, als jeder für sich festgestellt hat, dass die Luft rein ist, beginnt Adam das Meeting.
»Okay, also … oh, nein – wartet, wir brauchen einen Kaffee«, sagt er und ruft seine persönliche Assistentin Bev herein. Mir war klar, dass er das tun würde, denn er lässt keine Gelegenheit aus, mir zu zeigen, dass er der Boss ist, und das ist eine seiner klassischen Methoden. »Können wir bitte viermal Kaffee haben und Wasser dazu?«, sagt er, als Bev in das Zimmerchen kommt. Sie trägt einen Rock, der für die Arbeit ein bisschen kurz ist, dazu eine weiße Bluse, durch die man ihren rosa BH sieht. »Hopp hopp«, fügt er hinzu, damit er schnell seine Agenda abarbeiten kann, die darin besteht, ihr auf den Hintern zu starren und seltsame Grunzlaute von sich zu geben, während Bev wieder geht. Ein »Boah, ey« und ein leises »Mann, wie soll man sich denn da konzentrieren?«, noch ein paar weitere Schnaubgeräusche und natürlich der kurze Blick zu mir, um sich zu vergewissern, dass ich auch alles mitkriege. Ich schaue ihm direkt ins Gesicht und lasse keinen Zweifel daran, dass ich seine simulierten sexuellen Absichten zur Kenntnis genommen habe.
Seit ich Adam vor zwei Jahren zufällig dabei erwischt habe, wie er sich im Internet einen ausschließlich männlichen Dreier angesehen hat, versucht er auf diese Weise, seine Homosexualität vor mir zu kaschieren. Als er bemerkte, dass ich in der Fensterscheibe hinter ihm die Reflexion seines Bildschirms sehen konnte, wurde er panisch und behauptete, er mache Recherche für eine Sendung, die er entwickelte.
»Über schwule Orgien an Swimmingpools?«, fragte ich.
»Ja«, antwortete er und klappte den Laptop zu, stand aber nicht auf.
Wir haben nie wieder darüber gesprochen, natürlich habe ich nie ein Exposé für eine Show über Schwulenorgien zu Gesicht gekriegt, aber seit diesem Tag lässt Adam keine Gelegenheit aus, mir vorzuführen, dass er auf Frauen steht. Seine Sekretärin Bev zum Objekt zu degradieren ist sein persönliches Markenzeichen. Ich weiß nicht sicher, was genau ihn daran hindert, ehrlich zu sein, aber aus irgendeinem Grund möchte er lieber der große Zampano sein als ein schwuler Mann. Im Grunde tut er mir leid, denn dieses ständige Theater ist bestimmt anstrengend.
»Wollen wir über die Arbeit reden?«, schlage ich vor, um das Meeting in Gang zu bringen.
Kurz gesagt sind wir eine Fernsehproduktionsgesellschaft, die begriffen hat, dass die Zukunft im Onlinegeschäft liegt. Deshalb arbeiten wir daran, digitale Inhalte und mehrteilige Serien zu entwickeln, um uns eine Onlinepräsenz aufzubauen, damit wir, wenn das Fernsehen irrelevant wird, relevant bleiben. Wir werden weiterhin Sendungen über reale Menschen in realen Situationen machen, und ich soll das Projekt leiten, weil ich in der Vergangenheit über alle möglichen gesellschaftlichen Schichten brillante Fernsehsendungen gemacht habe, von denen mein Chef glaubt, dass sie hervorragend als fünfzehnminütige Webisodes funktionieren würden. Natürlich hat er recht, denn obwohl er so unglaublich primitiv und nervig sein kann, ist er trotzdem ziemlich clever. Für mich ist das eine große Sache, denn ich arbeite seit Jahren an Langzeit- und Low-Budget-Produktionen und habe jetzt endlich die Chance, wesentlich bissigere (scheußliches TV-Wort!) Sendungen zu machen, mit weniger Medienaufsicht im Nacken und mehr Gefluche. Meine Doku über sexuelle Belästigung ist der Startschuss. Sie wird toll und ist für mich eine Art Traumprojekt. Allerdings hat es den Nachteil, dass ich so viel Zeit mit den drei Obengenannten verbringen muss.
»Nur weil wir jetzt an Online-Inhalten arbeiten, heißt das nicht, dass wir auch finanziell alles ganz locker sehen können. Die Budgets sind klein. Das ist dir doch klar, oder?«, sagt Andrew herablassend und schaut mich an, als hätte ich keine Ahnung von Sparsamkeit. Andrew ist nicht besonders gut, und das weiß er auch. Seine Angst davor, gefeuert zu werden, maskiert er gern mit Unhöflichkeit.
»Keine Sorge, Andrew, ich werde das Budget nicht für Tampons und Schuhe verschwenden, das hab ich alles unter Kontrolle, denke ich.« Ich bin unhöflich, um für mich einzutreten.
»Und wir werden Überstunden machen müssen. Kleines Budget heißt immer auch lange Tage«, fährt er klugscheißerisch fort.
Und es geht los! An dieser Stelle muss ich meine Situation noch einmal erklären, auch wenn die drei sie schon sehr gut kennen.
»Ich muss um fünf Schluss machen und Annie von der Betreuung abholen«, sage ich. Wie immer achte ich darauf, »von der Betreuung« zu sagen und nicht »von meiner Mum«. Wenn sie meinen, ich bezahle dafür, nehmen sie es sofort wesentlich ernster.
Auf mein Geständnis, dass ich, wie Andrew es einmal ausdrückte, »unengagiert« bin, folgt erwartungsgemäß ein Augenrollen von Adam, ein übellauniges Schnauben von Andrew und ein Wechsel des Beinüberschlags von Samuel. Sie wissen genau, was sie tun, und sie wissen auch, dass alles gut wird.
»Nach halb sechs gibt es an Wochentagen keine Betreuung mehr«, fahre ich deshalb unbeeindruckt fort. »Das wisst ihr genau.«
»Kannst du deine Tochter nicht zu deiner Mutter bringen, wenn es viel zu tun gibt?«, schlägt Adam vor und fordert sein Glück heraus.
»Nein, kann ich nicht«, erwidere ich, absolut kompromisslos. Natürlich könnte meine Mum Annie ein bisschen länger nehmen, aber darum geht es hier nicht. Ich möchte Zeit für meine Tochter haben. Um fünf habe ich Feierabend, das war die Abmachung, die ich unterschrieben habe, als ich vor vier Jahren bei Great Big Productions eingestiegen bin, und Adam hat von Anfang an versucht, diese Klausel aufzuweichen.
»Na gut«, sagt Andrew, schnaubt und verschränkt die Arme wie ein bockiges Kind. Auch Samuel bekundet leise schmatzend sein Missfallen und schlägt die Beine wieder andersherum übereinander. Wie absurd es ist, dass sie die Zeit mit diesem unsinnigen Austausch verschwenden, entgeht ihnen völlig.
»Aber es ist einfach nicht fair, oder? Den anderen gegenüber?«, sagt Adam. Eigentlich hat er kein Problem damit, dass ich um fünf gehe, das weiß ich, denn es beeinflusst meine Arbeit nicht im Geringsten. Jetzt ergreift er lediglich die Gelegenheit, sich Geltung zu verschaffen.
»Ich bin alleinerziehende Mutter, Adam. Bitte komm mir jetzt nicht mit ›fair‹. Ich arbeite Vollzeit und bitte nur darum, um fünf gehen zu können. Morgens bin ich zwei Stunden vor allen anderen hier, und ich war seit drei Jahren keinen einzigen Tag krank. Ich mache meinen Job.«
Adam lässt sich ein paar Minuten Zeit, damit ich von der Anspannung Kopfschmerzen kriegen kann, dann sagt er: »Deinen ›Job zu machen‹ hat dir das Ganze ja eingebrockt.« Dreckiges Lachen, Wiehern, Schnauben. Und so weiter und so fort.
»Der war gut«, sage ich, lehne mich auf meinem Sitzsack zurück und erzeuge einen weiteren geräuschvollen Pups. »Sorry, riesen Lunch.«
Das bringt sie endlich zum Weitermachen.
Ich bin eins fünfundachtzig, unechte Blondine, und wenn ich nicht auf meine Augenbrauen aufpasse, treffen sie sich in der Mitte. Außerdem sollte ich noch erwähnen, dass ich irre große Hände und Füße und ungewöhnlich lange Gliedmaßen habe. Vermutlich klingt das jetzt ein bisschen, als wäre ich das uneheliche Kind von Herrn Killekille und Vetter Itt, aber eigentlich bin ich ganz okay.
Ich sehe aus, als wäre ich am Amazonas geboren, aber in Wirklichkeit komme ich geradewegs aus Nordlondon – mein Dad stammt aus Woking, meine Mum aus Barnet. Ich bin einfach nur lang mit großen Händen, was soll man machen?
Trotz meiner Unvollkommenheiten hatte ich nie Probleme mit meinem Aussehen. Die Angst, im Bikini rumzulaufen oder vor einem Typen mein Top auszuziehen, kenne ich nicht. Über mein Gewicht mache ich mir keine Gedanken, weil ich nie zunehme, ganz egal, was ich esse. Ich trage Größe 36, obwohl mir wahrscheinlich auch 34 passen würde, wenn meine ausufernden Extremitäten nicht wären.
Mein Gesicht ist auch ganz hübsch. Ich sehe ein bisschen aus wie Emma Stone mit einer kräftigeren Nase und dunklerer Haut. Meine Augen sind groß und braun, ich habe irre lange Wimpern und von Natur aus eine gesunde Gesichtsfarbe. Zwar sind meine Zähne nicht gerade, aber nachdem Kate Moss dafür gesorgt hat, dass ein bisschen schief schön ist, habe ich nie an eine Zahnspange gedacht. Ich habe mir viel Zeit genommen, mich mit meinem Aussehen zu beschäftigen, nicht auf eitle, sondern eher auf wissenschaftliche Art. Ich habe mich oft nackt betrachtet, denn schließlich ist es ja mein Körper, und ich sollte ihn besser kennen als alle anderen. Um zu sehen, was die Männer sehen, habe ich mich vor den Spiegel gekauert, habe mein Gesicht im Vergrößerungsspiegel inspiziert und meine Falten gezählt. Ich kenne mich richtig gut, weil ich mir die Zeit dafür genommen habe. Jetzt bin ich sechsunddreißig und glücklich mit mir selbst.
Vermutlich werden manche Leute, die das lesen, sauer auf mich, weil ich so ein positives Selbstbild habe, denn das darf man eigentlich nicht, richtig? Wir leben in einer Welt, die das Dünnsein zelebriert, die große Brüste oder einen knackigen Po feiert. Von der Gesellschaft werden wir alle ermuntert, uns schön zu machen und zu fühlen. Aber sobald eine Frau zugibt, dass sie ihr Äußeres mag, finden wir, das geht zu weit. Aber seid nicht sauer auf mich, weil ich sage, dass ich mein Aussehen mag. Schließlich behaupte ich ja nicht, perfekt zu sein, besser als alle anderen oder begehrenswert für die ganze Menschheit, ich meine nur, dass mein Äußeres nicht zu den Dingen gehört, die mich deprimieren. Ich habe jede Menge Probleme, aber mein Aussehen gehört nicht dazu.
Eigentlich kann ich doch nicht die Einzige sein, der es so geht. Also los, was seht ihr, wenn ihr in den Spiegel schaut?
Cam x
Was sehe ich, wenn ich in den Spiegel schaue?, überlege ich, während ich den letzten Bissen meines Buttercroissants verdrücke und dabei Camilla Staceys Blog lese. Ich liebe Cam, Alice und ich haben uns immer gegenseitig aus ihrem Blog vorgelesen. Es kam uns vor, als würde sie über Dinge nachdenken, über die wir uns noch nie Gedanken gemacht hatten. Was ich im Spiegel sehe, Cam? Na ja, meine Selbstbeschreibung würde nicht so positiv ausfallen wie deine, so viel ist sicher. Nicht weil ich mich selbst nicht attraktiv finde, ich habe kein Problem mit meinem Aussehen. Aber wenn ich in den Spiegel schaue, trauere ich entweder der Vergangenheit nach, oder ich kriege Angst vor der Zukunft. Wahrscheinlich würde ich es nicht so hassen, in den Spiegel zu schauen, wenn ich ausschließlich mich sehen würde. Aber stattdessen starren mich die Geister meiner Mum und meiner Schwester an.
Ich scrolle meine Facebooknachrichten runter. Wie nicht anders zu erwarten, ist die Seite komplett überschwemmt.
Ich denk an dich xx
Hoffe, du schaffst heute ein Lächeln. Wo immer Alice sein mag, sie wird ein paar Gläser Sekt schlürfen, das weiß ich. x
Kann mir gar nicht vorstellen, wie du dich heute fühlst. Ich werde euch beide und eure wilden Geburtstagspartys niemals vergessen. Ich vermisse Alice so sehr. Alles Liebe x
Es fühlt sich immer noch unwirklich an. Hoffe, der heutige Tag ist nicht zu schmerzhaft für dich. Ich werde stolz mein pinkfarbenes Band tragen xx
Insgesamt sind es sicher fünfundzwanzig Nachrichten, in denen alles Mögliche steht, nur nicht »Happy Birthday«. Die meisten dieser Leute habe ich seit Alices Beerdigung vor fünf Jahren nicht mehr gesehen, aber sie schreiben immer noch jedes Jahr diese hohlen Nachrichten auf meine Seite. Ohne die Erinnerung, die sie von Facebook kriegen, würden sie es vermutlich vergessen.
Ich finde zahllose Status-Updates – Leute, die meinen, eine Beziehung zu Alice gehabt zu haben und ihrer Traurigkeit Ausdruck verleihen zu müssen. Leute, die – in der Hoffnung, selbst ein bisschen Mitleid und Beachtung abzukriegen – kummervolle Nachrichten posten, wie sehr sie Alice vermissen. Das ist alles so leicht zu durchschauen. Ich habe Alice hier kein einziges Mal erwähnt; ich hasse Posts, die nur um Aufmerksamkeit betteln. Diese Beiträge, in denen die Leute entweder offen oder in Rätseln über die schlimmen Dinge in ihrem Leben schreiben, damit ihre »Freunde« mit mitfühlenden Botschaften antworten. Eine davon, verfasst von Melissa Tucker, einem Mädchen, das mit uns auf der Schule war und mit Alice Basketball gespielt hat, lautet:
Heute ist der Geburtstag einer der besten Freundinnen, die ich jemals hatte. Sie war lustig und schön, freundlich und großzügig. Ich habe nie einen Menschen wie sie getroffen. RIP Alice Davies, ohne dich ist die Welt ein dunklerer Ort.
Sie hat nie einen Menschen wie Alice getroffen? Alice und ich waren eineiige Zwillinge. Keine Ahnung, ob Melissa grausam oder dumm ist, aber ich muss mich zusammenreißen, sie auf ihrer Seite nicht mit Beleidigungen zu bombardieren. Wer sagt denn so was?
Ich schaue auf den kleinen grünen Punkt links unten auf dem Bildschirm – »Alice Davies – online« – und stelle mir vor, wie sie in unserer Wohnung auf dem Bett liegt und verrücktes Zeug auf ihrer Facebookseite postet. Das hat sie immer gemacht.
Ich habe allen gesagt, dass ich ihr Profil gelöscht habe, als sie gestorben ist, aber das hab ich nicht. Stattdessen habe ich alle ihre Freunde gelöscht und ihren Account auf privat gesetzt. Jetzt bin ich ihr einziger »Freund«. Für die anderen ist ihre Seite nicht mehr da, aber ich kann sie anschauen, wann immer mir danach ist, und alle ihre alten Posts lesen. Zum Beispiel den darüber, dass sie das Würstchen-Gericht, das sie kochen wollte, leider nicht machen kann, weil im lokalen Sainsbury die Kirschtomaten ausverkauft sind. Die alltäglichen, total profanen Posts mag ich am liebsten. Einfach nur Alice, die vor sich hin dümpelt und ihr Leben lebt.
Jeden Morgen, wenn ich zur Arbeit komme, logge ich mich auf dem Smartphone mit ihrem Account ein, damit es, wenn ich an meinem Computer bin, so aussieht, als wäre sie online. Der kleine grüne Punkt gibt mir das Gefühl, dass sie ganz nah bei mir ist, auf ihrem Bett sitzt und jeden Moment Hallo sagen könnte.
»Hi«, sagt Jason, der gerade aus seinem Büro kommt, und ich falle fast vom Stuhl. »Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.«
Hastig schließe ich Facebook und öffne die Firmenwebsite, obwohl es echt seltsam wäre, wenn ich einfach hier sitzen und sie anstarren würde. Aber wahrscheinlich sieht Jason sowieso nicht hin, die Art Chef ist er nicht.
»Ich muss los. Mir graut davor!«, sagt er und baut sich mit verschränkten Armen vor mir auf. Das ist Jasons Standardkörperhaltung, die aber nichts Defensives oder Unhöfliches an sich hat. Wenn er seine Kamera nicht festhält, bewegen sich seine Hände automatisch in diese Position.
»Ach, du solltest keine Angst haben. Es ist alles in Ordnung, sie möchte einfach nur wissen, wie du zurechtkommst. Du musst ihr noch nichts zeigen«, versuche ich ihn zu beruhigen.
»Na ja, ich hätte den ersten Entwurf letzte Woche abgeben sollen, also muss ich wohl erklären, warum ich es nicht getan habe.«
»Sag ihr, dass alles gut läuft und du gut in der Zeit liegst. Darf ich einen Vorschlag machen? Du musst eine Weile offline gehen – komplette Internetsperre. Und natürlich auch kein Fernsehen. Bis das Buch fertig ist.«
»Das klingt ja schrecklich. Aber vielleicht hast du recht«, sagt er und holt einen Arm aus der Verschränkung, um sich das Gesicht zu reiben. Er sieht mitgenommen aus, aber das steht ihm. Jason hat ziemlich viele Falten, und selbst wenn er behauptet, gut geschlafen zu haben, sieht er nicht danach aus. Normalerweise trägt er locker sitzende Hemden und Jeans. Er ist groß und schlank und so energiegeladen, dass es an Hibbeligkeit grenzt. Sein Hirn springt von einem Gedanken zum anderen, es lässt ihm keine Zeit, darüber nachzudenken, was er sagt, deshalb macht er oft unpassende Bemerkungen, aber das Funkeln in seinen Augen bringt seine Mitmenschen dazu, ihm nahezu jeden Fauxpas nachzusehen. Ein Teil seines Charmes besteht darin, dass er offen und umgänglich ist. Deshalb ist er auch so gut in seinem Job. Jedenfalls was das Fotografieren angeht. Beim Bücherschreiben erweist er sich derzeit leider als nutzlos.
»Ich hab eine App gefunden, die praktisch eine Kindersicherung für den Computer ist – du kannst nichts machen, bis du eine bestimmte Anzahl von Wörtern geschrieben hast. Willst du die mal ausprobieren? Ich kann auch deine Apps für soziale Netzwerke löschen und Sperren für dein Telefon einrichten«, schlage ich vor, weil ich denke, das ist womöglich seine einzige Hoffnung.
Jason zieht seinen Laptop aus seiner Tasche und stellt ihn vor mich auf den Schreibtisch.
»Leg los! Ich muss anscheinend drastische Maßnahmen ergreifen. Lass den Laptop danach einfach auf meinem Schreibtisch stehen, ich arbeite morgen hier. Kannst du mein Smartphone dann am Montag präparieren?«
»Klar, kein Problem.«
Dann schaut er mich einen Moment zu lange an, und ich hebe den Kopf, damit er weitermacht.
»Du kannst dich echt glücklich schätzen, Stella, weißt du das? Dafür, dass nicht dein ganzes Leben ins Stocken gerät, wenn dir nichts mehr zu sagen oder zu schreiben oder zu fotografieren einfällt. Morgens kommst du zur Arbeit, abends gehst du heim zu deinem Freund, in die Wohnung, die dir gehört, und du weißt, dass es am nächsten Tag wieder so sein wird, dass alles perfekt ist. Ich beneide dich.«
Jason beneidet mich? Wie bitte? Ich muss mich zurückhalten, um nicht aufzuspringen und ihn so laut anzubrüllen, dass er vor Schreck rückwärts auf den Boden knallt. Er ist neidisch auf mein Leben? Hat er die geringste Ahnung, wie mein Leben wirklich ist? Nein, hat er nicht. Ich habe ihm nie etwas von mir erzählt. Nichts von meiner Mum, nichts von Alice, nichts von meiner Gesundheit. Er verfügt nur über ein Basiswissen – ich wohne in London, in meiner eigenen Wohnung, mit Phil, meinem Freund. Das ist alles, was mein Chef wissen muss. Andererseits finde ich es schon seltsam … wir treffen uns fünf Tage die Woche in diesem Studio, sind acht Stunden pro Tag zusammen und reden fast ununterbrochen – na ja, er redet. Eigentlich habe ich keine Ahnung, wie es überhaupt möglich ist, so oberflächlich über die Untiefen des realen Lebens hinwegzusegeln und trotzdem so gut miteinander auszukommen, aber offenbar ist es möglich, und wir tun es. Ein gelungenes Arbeitsverhältnis hat alle Qualitäten einer schlechten Beziehung. Wenn es doch bloß so einfach wäre, so viel Zeit mit einem festen Freund zu verbringen.
»Ich weiß wirklich nicht, ob ich mein Leben als perfekt bezeichnen würde«, sage ich, womit ich die äußerst unvollkommene Situation, in der ich existiere, beherzt verharmlose.
»Also für mich sieht dein Leben ziemlich gut aus. Du hast einen Freund. Sicherheit. Du wirst heiraten, Kinder kriegen. Eine richtige Familie haben. Ich dagegen werde wahrscheinlich einsam in meinem Studio sterben, erschlagen von einem Stativ – oder ähnlich erbärmlich.«
Er schaut ziellos im Studio umher, seine blauen Augen funkeln immer noch in seinem alternden, zerfurchten Gesicht. Normalerweise umschiffen wir die persönlichen Details unseres Lebens, aber irgendetwas an diesem Buchprojekt zwingt ihn, seine Umgebung mit neuen Augen zu betrachten. Mich eingeschlossen.
»Eigentlich bin ich neidisch auf dich«, erwidere ich leise, denn in meinem Hinterkopf meldet sich ein Stimmchen, das ein großes Bedürfnis hat, gehört zu werden. »Du kannst kreativ sein, und die Menschen freuen sich darüber. Mit deinen Fotos veränderst du ihre Sicht auf die Welt. Schau sie dir an«, sage ich und gestikuliere zur Studiowand, an der riesige Drucke seiner Arbeiten hängen und dafür sorgen, dass mir nie langweilig wird. Porträts, die so detailliert sind, dass man das Gefühl hat, die Gedanken der Betreffenden auf ihren Gesichtern lesen zu können. »Du fängst Momente ein, die uns entgehen würden, wenn du sie uns nicht zeigen würdest. Und jetzt schreibst du ein Buch. Etwas, das noch länger leben wird als du selbst. Ein materieller Beweis, dass du gelebt hast. Vielleicht werden in fünfzig Jahren irgendwelche Leute in einem Hotel sitzen oder in einem Flughafen warten oder das Bücherregal eines Freundes durchstöbern und ein Exemplar deines Buchs entdecken. Dann schauen sie sich deine Bilder an und lesen deine Worte und fragen sich, wer diese brillante Person wohl war. Auf dem Cover finden sie deinen Namen. ›Jason Scott‹ sagen sie dann laut und denken darüber nach, wie klug du warst und wie dankbar sie sind, weil du sie inspirierst und ihnen die Wartezeit verschönst. Irgendwann legen sie das Buch schließlich beiseite, und jemand anderes kommt vorbei und findet es genauso toll. Das ist dein Vermächtnis. Die großartige Arbeit, die du geleistet hast. Du bist nämlich der Glückspilz.«
Eine lange Pause tritt ein, in der Jason mich sehr intensiv ansieht. Manchmal muss ich ihn mir auf der Toilette vorstellen, um den Gedanken loszuwerden, wie sexy er ist. »Das klang wie eine Rede, die du seit Wochen einstudiert hast«, sagt er, vermutlich weil er noch nie etwas so Tiefsinniges aus meinem Mund gehört hat. Normalerweise bin ich vermutlich eher die rigorose Assistentin. Deshalb hat er mich eingestellt. Er ist ein schusseliger Künstler, der nichts auf die Reihe kriegt, und ich organisiere gern die Angelegenheiten anderer Menschen, weil es mich von dem Chaos in meinem eigenen Kopf ablenkt.
»Ich denke einfach, du solltest stolz auf das sein, was du erreicht hast, auch wenn es manchmal harte Arbeit ist«, fahre ich fort und klappe seinen Laptop auf, als wäre das Gespräch damit beendet.
»Du hast recht, das sollte ich«, meint er und beobachtet mich einen Augenblick, während ich nach der Sperrsoftware suche und anfange, sie runterzuladen.
»Du kannst gut mit Worten umgehen. Vielleicht könntest du mein Buch schreiben?« Er zwinkert mir zu. Und meint den Vorschlag nur halb im Scherz. »Hast du heute Abend schon was vor?«
»Um ehrlich zu sein – ich habe heute Geburtstag. Nur ein kleines Abendessen mit Phil und ein paar Freunden«, antworte ich und klinge dabei genauso wenig begeistert wie ich bin.
»Verdammt, Stella. Du hättest was sagen sollen, ich hätte dir ein Geschenk besorgt. Wohin geht ihr?«
»Ach, nichts Glamouröses. Ein nettes Tapas-Lokal in der Bermondsey Street. Pizarro. Ganz locker.«
»Ist es ein runder? Wirst du sechzig oder so?«, fragt er und findet sich offenbar ziemlich witzig.
»Ey, Vorsicht! Nein, ich bin einfach bloß neunundzwanzig. Nichts Besonderes, keine große Sache.«
»Okay – na, dann viel Vergnügen. Lass dich ordentlich volllaufen und mach was Verrücktes. Wir sehen uns am Montag.«
»Ja, bis Montag«, wiederhole ich und schaue ihm nach.
Als die Tür ins Schloss fällt, schiebe ich seinen Laptop zur Seite und setze mich wieder an meinen eigenen. Ein paar Momente starre ich auf den kleinen grünen Punkt. Er soll irgendetwas tun, das mir zeigt, dass Alice wirklich da ist. Natürlich ein unerfüllbarer Wunsch. Ich klicke auf ihre Seite und schreibe: Happy Birthday, Schwesterherz. Ich vermisse dich x
Dann packe ich meine Sachen zusammen und gehe.
Ich kann Annie nur ganz selten von der Schule abholen, deshalb bin ich donnerstags, wenn sie zum Tanzkurs geht und um vier Schluss hat, immer zur Stelle. Zwar muss ich dann früher aufhören, aber ich trage die stummen Vorwürfe meiner Kollegen und mein daraus resultierendes schlechtes Gewissen mit Fassung, weil das ein Klacks ist im Vergleich mit den Mutterschuldgefühlen, die mich quälen, wenn ich es nicht tue. Eine alleinerziehende berufstätige Mutter zu sein bedeutet für gewöhnlich, dass immer irgendwo jemand nicht mit mir zufrieden ist. Ganz gleich, ob es die Arbeit ist oder meine Tochter, ich muss mich meistens bei einer von beiden dafür entschuldigen, dass ich ihr nicht genug Zeit gewidmet habe. Dieses Gefühl, nie wirklich zu genügen, macht mir sehr zu schaffen. Würde ich mehr verdienen und wäre ich besser in meinem Job, wenn ich nicht um fünf nach Hause ginge? Wäre meine Tochter glücklicher, wenn ich immer um vier Feierabend hätte? Wer weiß, wie man das alles richtig hinkriegen soll – ich weiß es nicht. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass die anderen Mums, die am Schultor warten, mich grässlich finden.
Ich habe mir erfolgreich eingeredet, dass sie mich wegen der Situation, in der ich lebe, allesamt verurteilen, deshalb tue ich auch nichts dafür, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Das wiederum bedeutet, dass sie sich auch nicht bemühen, mit mir in Kontakt zu kommen. Alle stehen herum und plaudern wie alte Freundinnen, während ich beim Warten auf meinem Smartphone Mails beantworte und kaum mal hochschaue, um jemandem Hallo zu sagen. Bestimmt denken sie, ich bin total eingebildet oder unhöflich. Vermutlich benehme ich mich tatsächlich unhöflich, denn ich ignoriere sie ja in voller Absicht, aber wenn sie sich mehr um mich bemühen würden, dann würde ich mich auch mehr um sie bemühen. Denken diese Frauen denn nie: »Hey, sie hat niemanden zum Quatschen. Sie erzieht ihr Kind allein. Gehen wir zu ihr rüber, damit sie sich nicht so ausgeschlossen fühlt«? Nein, nichts dergleichen. Sie quatschen einfach weiter und fällen ganz nebenbei ihr Urteil über mich, weil Annie keinen Vater hat und meine Mutter den größten Teil der Kinderbetreuung übernimmt. Mum meint, ich bin paranoid, und mit ihr reden sie auch ganz normal, also haben sie offensichtlich nur mit mir ein Problem. Aber für wen halten die sich eigentlich? Ist es vielleicht besser, Hausfrau und Mutter zu sein, als so viel zu arbeiten wie ich? Sind diese Frauen etwa glücklicher als ich? Wer weiß, und wen kümmert das überhaupt? Ich konnte mich noch nie allein auf der Grundlage, dass wir beide Kinder haben, mit einer anderen Frau anfreunden. Diese ganzen Kurse für junge Mütter mit ihren Babys, wo wir unsere Gefühle offen mit den anderen teilen, Tipps geben und Hilfe annehmen sollten – ich habe das gehasst. Ich fühlte mich wie ein Signalfeuer der Disharmonie in einem Raum, in dem sich alle anderen einig waren. Schon nach wenigen Wochen stieg ich aus diesen Kursen wieder aus. Annie und meine Mum waren alles, was ich brauchte. Wenn man allein lebt, lernt man rasch, dass es am besten ist, auf möglichst wenige Menschen angewiesen zu sein. Mein Dorf war klein, aber unzerstörbar. In der Geborgenheit meiner eigenen Entscheidungen war ich sehr glücklich.
Fünf Jahre später stehe ich am Schultor und kann mich immer noch nicht in diese Welt einfügen. Es ist schwer, mit jemandem einen gemeinsamen Nenner zu finden, wenn man den Tag damit verbracht hat, aus einem aufdringlichen sexbesessenen Kerl Informationen herauszupressen, während die potentielle Gesprächspartnerin wahrscheinlich damit beschäftigt war, Einzelportionen Lasagne in Ziplockbeutel zu stopfen. Ich finde es schwierig, rumzustehen und mich mit Leuten, die den ganzen Tag mit der Erziehung ihrer Kinder befasst sind, über Kindererziehung zu unterhalten. Diese Menschen sind eine andere Spezies. Los Annie, beeil dich und komm endlich raus!
»Tara!«, ruft plötzlich eine freundliche Stimme, auf die ich überhaupt nicht gefasst bin. Als ich mich umdrehe, erkenne ich Vicky Thomson. Ihre Tochter Hannah geht in Annies Klasse. Vicky ist eine gelangweilte Hausfrau, die unbedingt wieder arbeiten gehen möchte und glaubt, sie könnte einen Job beim Fernsehen kriegen, obwohl sie null Berufserfahrung hat. Unermüdlich bombardiert sie mich mit Ideen, als wäre ich Simon Cowell und hätte die Macht, ihr Leben zu verändern. Ärgerlicherweise sind manche ihrer Ideen sehr gut.
»Tara«, ruft sie und kommt eilig auf mich zu. »Ich hatte schon gehofft, dich hier zu treffen, ich habe nämlich die Idee, von der ich dir erzählt habe, noch mal überarbeitet«, fährt sie fort, in der Annahme, dass ich mich noch genau an diese Idee erinnere. »Ich dachte, vielleicht könnte man die schwulen Leute am Ende zusammenbringen?«
»Sorry, aber welche Idee meinst du denn?«, frage ich ein bisschen barsch. Vicky gehört zu den Leuten, die einen nie mehr in Ruhe lassen, wenn man ihnen zu viel Feedback gibt. In meinem Bestreben, nicht aufzufallen, ist sie hier wirklich keine Hilfe.
»Na meine Idee ›Schule gegen Schwule‹. Die Idee für den Film über Schwule, deren Eltern sie nicht schwul sein lassen wollen und sie deshalb in ein Trainingslager nach Amerika schicken, wo sie »entschwult« werden sollen. Du hast gesagt, die Idee gefällt dir, deshalb hab ich weiter daran gearbeitet. Vielleicht kannst du sie deinem Studio anbieten? Ich möchte so gern wieder arbeiten, drei Kinder in sechs Jahren, das reicht, ich muss echt mal an was anderes denken, jetzt, wo sie alle in der Schule sind, weißt du.«
»Die Idee ist großartig«, sage ich höflich.
»Was meinst du, wollen wir sie nicht mal deiner Produktionsfirma pitchen?«, drängelt sie.
»Ich denke, die Idee ist interessant, aber wir entwickeln gerade etwas ganz Ähnliches, deshalb bin ich nicht sicher, ob es passt«, erwidere ich – meine Standardantwort, wenn Leute mir eine Idee verkaufen wollen, die mir irgendwie gefällt. So bin ich nämlich abgesichert, falls ich die Idee klauen möchte.
»Oh. Okay. Und wie ist es mit meiner Idee über die Frauen, die sich einen Penis wünschen, aber nicht wollen, dass die Gesellschaft sie als Männer betrachtet?«, fragt sie und hängt an mir wie ein Hündchen, das Lammfleisch in meiner Tasche riecht.
»Warte, gibt es so was?«, hake ich nach, denn auf einmal will der TV-Hai in mir mehr darüber erfahren.
»Jepp, hab ich im Internet gefunden.«
»Himmel, wonach hast du denn da gesucht?«
»Chicks with Dicks«, antwortet sie, als wäre es das Normalste der Welt.
»Warum?«
»Weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich wollte ich nur wissen, wie es wäre, eine Frau mit Penis zu sein.«
»Wünschst du dir einen Penis?«
»Nein.«
»Gut.«
In diesem Moment öffnen sich die Schultore, und die Kinder strömen heraus wie verschüttetes Öl; sobald sie ihre Eltern erreichen, lässt das Tempo nach. Annie ist eine der Letzten, langsamer als sonst. Ich kann sehen, dass sie traurig ist.
»Was ist los, Annie?«, frage ich und knie mich hin, so dass wir auf Augenhöhe sind. »Ich dir schlecht?«
Langsam schüttelt sie den Kopf und senkt den Blick.
»Ist was passiert in der Schule? War jemand gemein zu dir?«
»Nein, nicht gemein. Aber Trudy macht am Samstag eine Party, und ich kann nicht hin, weil ihre Mum gesagt hat, es gibt keinen Platz mehr für mich.
»Warum sagt sie denn so was?«, frage ich, bin aber nicht überrascht, denn wie mir scheint, ist Trudys Mum eine dumme Kuh. Als ich letztes Weihnachten zu spät zum Krippenspiel kam, hat sie mir deutlich ihre Missbilligung gezeigt. Ein waschechtes Tzz-tzz. Dabei musste ich mich mitten in einem Dreh abseilen, worüber Adam sich mächtig aufgeregt hat, aber ich bin trotzdem gegangen, weil ich Annie nicht im Stich lassen wollte – nur um dann von dieser Supermum angeraunzt zu werden, weil ich die Tür ausgerechnet in dem Moment aufmachte, als die Jungfrau Maria (Trudy) gerade nach einer Übernachtungsmöglichkeit sucht. Ich bin ja nicht mitten in eine Vorführung von Macbeth im National Theatre reingeplatzt, oder? Ich hab mich nach hinten gestellt und Annie zugewinkt, die auf der Bühne stand und den großartigsten Esel gegeben hat, den ich je gesehen habe. Leider ist ihr ein Ohr abgefallen, als sie mir zurückgewinkt hat, was Trudys Mum ein erneutes Tzz-Tzz entlockte. Damals war mir das vollkommen gleichgültig, denn ich wusste, dass ich Annie eine Riesenfreude gemacht hatte, weil ich da war, verspätet oder nicht.
»Okay«, sage ich und rubble Annie sanft die Arme. »Darum kümmern wir uns am besten gleich, ja?«
Ich nehme ihre Hand und marschiere rüber zu Trudy und ihrer Mum, die gerade einer anderen Mum die Einzelheiten der Party am Samstag erläutert.
»Das Thema ist Disney«, sagt sie. »Und bring ruhig auch deinen Mann mit – je mehr, desto besser!« Gerade als sie den Satz vollendet, sieht sie mich heranstürmen und hustet, als könnte sie damit die Worte übertönen, die soeben aus ihrem Mund gekommen sind.
»Hallo«, sage ich energisch.
»Hallo. Komm, Trudy, Zeit zu gehen.« Damit packt sie Trudys Hand und will sie wegzerren.
»Moment mal«, rufe ich mit etwas mehr Nachdruck. Sie bleibt stehen und setzt das gestresste Gesicht auf, das andeutet, dass sie keine Szene wünscht. »Annie hat mir gesagt, bei der Party ist kein Platz mehr für sie, aber ich dachte, das ist vielleicht ein Missverständnis, denn Annie ist ja eine sehr gute Freundin.«
»Na ja«, meint Trudys Mum, schaut sich um und hofft offensichtlich, dass jemand sie rettet. »Das Haus ist nicht groß genug für alle. Die Kinder, die Eltern …«, fährt sie fort, während ich mir das Hirn zermartere, weil mir der Name dieser Frau einfach nicht mehr einfällt. Heißt sie vielleicht Verity?
»Vielleicht dachten Sie ja, Annie hat schon was vor?«, sage ich, sehr überzeugend. Ich werde nicht zulassen, dass sie Annie so etwas antut, es ist echt grausam.
»Trudy, möchtest du, dass Annie zu deiner Party kommt?«, frage ich und fahre jetzt die großen Geschütze auf.
»Yay!«, ruft Trudy und strahlt übers ganze Gesicht. Auch Annie sieht schon froher aus. Ich mustere Trudys Mum mit einem harten, entschlossenen Blick, der ihr keine andere Wahl lässt als einzuknicken. Sie beugt sich zu mir, und Trudy und Annie spitzen die Ohren, um zu hören, was sie mir zuraunt.
»Ich glaube, Sie sollten wissen, dass Annie inakzeptable Dinge zu Trudy gesagt hat. Ich weiß nicht, was bei Ihnen zu Hause vor sich geht, aber es gefällt mir nicht, wenn meine Tochter heimkommt und mich fragt, was ein Perverser ist, weil ihre Freundin ihr erzählt hat, dass ihre Mummy einen kennt.«
Auf einmal habe ich einen Kloß im Hals. Annie wird meinetwegen aus ihrer sozialen Gruppe gedrängt? Eine ziemlich dicke Mutterschuldpille, die ich da runterwürgen muss.
»Schauen Sie, Annie hat mich offenbar am Telefon über ein Fernsehprogramm sprechen hören, an dem ich gerade arbeite. Es geht um sexuelle Belästigung, ich kann Ihnen versichern, dass in unserem Haus nichts Ungehöriges passiert. Da gibt es keine Perversen. Ich könnte Ihnen nicht mal sagen, wann wir das letzte Mal einen Mann zu Besuch hatten. Jetzt wissen Sie Bescheid über meinen Job und über mein Sexleben. Also, Verity – kann Annie nun zu Trudys Party kommen oder nicht?«
In meinem Job habe ich gelernt, direkte Fragen zu stellen. Man kriegt bei einem Interview nicht viel raus, wenn man nicht danach fragt.
Verity macht ein noch gestressteres Gesicht und hält Trudy schnell die Ohren zu, für den Fall, dass ich noch etwas Schreckliches sage. Dann stößt sie ein lautes, übertriebenes Schnauben aus. Annie, Trudy und ich starren sie an und warten auf eine Antwort.
»Geben Sie sich einen Ruck, Verity«, sage ich. »Ich werde mit Annie über das reden, was sie da gehört hat, und ich werde in Zukunft noch vorsichtiger sein mit meinen telefonischen Arbeitsgesprächen. Aber bitte lassen Sie meine Tochter nicht dafür büßen.«
»Oh, okay«, seufzt sie und gibt endlich nach. »Disney. Von eins bis drei.« Dann schnappt sie sich wieder Trudys Hand und zieht sie mit sich. »Und übrigens heiße ich Amanda, nicht Verity.«
Wow, das ging ja voll daneben. Viel weiter vom Ziel hätte ich kaum entfernt sein können.
»Siehst du«, sage ich und gehe wieder vor Annie in die Knie. »Alles in Ordnung, ihr war nur nicht klar, dass du gerne kommen wolltest. Freust du dich?«
»Ja. Aber ich brauche ein Kostüm«, antwortet meine Süße, und als sie fortfährt: »Darf ich als Prinzessin gehen?«, wird mir mit Schrecken klar, dass ich mir jetzt etwas ausdenken muss.
Ich stehe auf, nehme ihre Hand, und wir gehen zurück zum Auto.
»Was hab ich dir über Mädchen und Prinzessinnen erklärt? Erinnerst du dich?«
»Du hast gesagt, Mädchen müssen nicht unbedingt Prinzessinnen sein.«
»Stimmt genau. Das machen nämlich garantiert alle, und da sollten wir uns doch lieber was anderes ausdenken, oder?«
»Ja!«
»Das ist meine Tochter!«
»Mummy«, sagt sie, als ich sie anschnalle. »Was ist ein Sexleben?«
Ich muss echt besser aufpassen, was ich sage.