Mit Cartoons von Zwen Keller
orell füssli Verlag
Orell Füssli Verlag, www.ofv.ch
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Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich
Umschlagfoto: © Nadine Dilly/Oberhausen
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
ISBN 978-3-280-05699-8 (Druckversion)
ISBN 978-3-280-09053-4 (ePub)
ISBN 978-3-280-09054-1 (Kindle)
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.
In Gedenken und liebevoller Erinnerung an meinen Schwiegervater Max, der die Welt, das Reisen und das Lachen so sehr liebte.
Wir vermissen dich und nehmen dich auf all unseren Reisen im Herzen mit, sodass du durch unsere Augen die Welt weiter miterleben darfst.
Frau Yanar: »Um was soll es in diesem Buch denn gehen, Kaya?!«
Kaya Yanar: »Keine Ahnung. Ich habe einfach den Buch-Vertrag unterschrieben, ohne ihn zu lesen. Aber ich wollte schon immer einen zweiten Bestseller schreiben!«
»Toll Kaya, die Abgabe des Manuskriptes ist aber bereits in drei Wochen, also halt dich ran. Der Titel soll lauten: ›Das ist hier aber nicht so wie in Deutschland!‹«
»Ja, das passt doch! Ich vergleiche sehr gerne andere Länder und Kulturen mit Deutschland.«
»Fühlst du dich denn deutsch?«
»Die Frage stellen mir Reporter seit knapp 20 Jahren und ich kann sie nicht mehr hören! ›Herr Yanar, fühlen Sie sich deutsch oder türkisch?‹ Ich fühl mich vor allem bekloppt. Mit allen Bekloppten auf der Welt könnte man auch eine Nation gründen.«
Frau Yanar: »Im Pass stünde dann: Nationalität: Bekloppt!«
Kaya: »Aber mal im Ernst. Wachst du morgens auf und denkst, ach, fühl’ ich mich schweizerisch?«
»Nö, ich denke bis 11 Uhr gar nichts und dann ans Essen.«
»Siehst du! Ich bin halt verwirrt durch und durch. Ich hatte einen Vater, der mich zur Schulzeit zu den Protestanten und meinen Bruder zu den Katholiken schickte. Er wurde von unserer Schule gefragt, kannte beide Religionen nicht und sagte zu uns: ›Kaya, du gehst zu Evangolisch. Erkan, du gehst Kathelisch. Wenn euch niischt gefällt, ihr tauscht, okay?‹«
Meine Religionslehrerin wusste, dass ich einen Bruder hatte, und fragte ganz verwirrt: »Aber wo ist denn dein Bruder Kaya?« »Ach, wissen Sie, der ist bei den Katholiken. Vielleicht tauschen wir im nächsten Jahr«, antwortete ich damals fröhlich und herrlich naiv. Ich hatte keine Ahnung, wie absurd diese ganze Geschichte war. Erst viel später realisierte ich, dass ich durch meinen speziellen Vater total unkonventionell aufgewachsen bin. Zum Glück hat das Deutschland alles mit Humor angenommen.
Frau Yanar: »Gibt es noch eine andere Frage, die du nicht mehr hören kannst?«
»Ja!!!«
Frau Yanar: »Und die wäre?«
»Sprichst du wirklich kein Türkisch? Dieses Buch soll diese Frage endlich klären und dann ist die Sache hoffentlich vom Tisch.«
»Kannst du denn Türkisch?«
»Weißt du, der Grund, warum ich die Türken und die Deutschen so gut verstehe, ist, dass ich mich in beide hineindenken kann. Ich bin als Deutscher aufgewachsen, denke sehr oft deutsch und verstehe deutsche Werte, Gefühle, Hoffnungen und Ängste. Meine Eltern sind Türken. Ich kenne also auch ihre Hoffnungen, Werte, Ängste, Gefühle und Wünsche. Wenn ich Türkisch höre, dann verstehe ich davon genauso viel wie ein Deutscher, nämlich nichts! Insofern reagiere ich wie ein Deutscher, ich grinse. Weil Türkisch in deutschen Ohren nun mal lustig klingt. Weißt du wieso?«
»Wegen einem gewissen Buchstaben.«
»Richtig! Das ›Ü‹. Das habe ich übrigens nie verstanden. Diesen Buchstaben gibt es doch auch in der deutschen Sprache, aber da lacht keiner drüber …«
»Warum kannst du denn nun kein Türkisch?«
»Das erfährst du später im Buch …«
Bevor Sie, liebe Leserinnen und Leser, nun in die Tiefen und hoffentlich auch Untiefen (die Bedeutung davon lasse ich an dieser Stelle mal offen) dieses Buches versinken, wollte ich vorweg ein paar Dinge mit Ihnen besprechen. Vielleicht scheint es für ein paar Menschen komisch zu wirken, dass gerade ein Deutschtürke Vergleiche zwischen Deutschland und anderen Ländern zieht. Da Sie das Buch aber offensichtlich schon in den Händen halten, können Sie dem nicht ganz so abgeneigt sein. Sie zeigen Interesse an einer gewissen Sichtweise auf Deutschland und die ganze Welt.
Ich bin durch die Entscheidung meiner Eltern auszuwandern in Deutschland geboren und setzte mich schon sehr früh mit den Eigenheiten, Qualitäten und vielleicht auch Besonderheiten meiner deutschen Freunde, Lehrer, Mitarbeiter und später auch Fans auseinander. Das Witzige dabei war, ich hatte diese Dinge selber in mir, denn als Kind saugt man seine Umgebung förmlich auf, passt sich an und dies meistens ganz unbewusst. Zu Hause hatte ich aber gleichzeitig einen verwirrten Papa, dem ich die Dinge erklären musste. Er zwang mich, das Leben in Deutschland zu hinterfragen und zu verstehen. Wie Sie in dem Buch bemerken werden, war meine Erziehung, trotz eines nach Außen typisch türkisch wirkenden Vaters, dennoch unkonventionell. Und meine durchgeknallte Familie war der beste Nährboden für meinen späteren Beruf als Ethnokomiker.
Neben meiner jahrzehntelangen Feldforschung habe ich aber auch schon immer gerne historische Hintergründe über Deutschland nachgelesen. Denn während Geschichte vieles in der Gegenwart erklärt, kann sie aber auch vieles relativieren oder sogar ins Lächerliche ziehen, was mir persönlich natürlich gefällt.
Um den Ursprung des heutigen Deutschlands zu verstehen, muss man sich mit den frühen Germanen auseinandersetzen. Lustigerweise wussten die Germanen damals selber nicht, dass sie Germanen waren. Die Germanen sind noch nicht mal ein germanischer Begriff, sondern ein römischer. Julius Cäsar höchstpersönlich (also so erzählt man sich das zumindest) traf das erste Mal auf die Germanen und wollte ganz genau wissen, was das für ein Schlag Mensch vor ihm war. Mit Stolz nach vorn gedrückter Brust und gespielt gelangweiltem Blick sagte er:
»Ciao! … ee … Salve!« (Den italienischen Akzent müssen Sie sich jetzt beim Lesen schon selber vorstellen) »Mein Name ist Gaius Julius Cäsar, Imperator von di Römise Reiche. Wer stehte vor mir?«
»Hä?«
»Welche Stamm ihr gehört an, äh?«
»Uh? Was? Lamm? Ja, ich fresse gerne Lamm!«
»Non capisco, eh?«, sagte Cäsar zu einem Legionär und fügte hinzu: »Äh … ihr habte keine Name oder was? Aber euer Land isse sehr schöne! Überall Baume und Geranien.«
»Was? Germanien?«
»Geranien! Ich meine die Blume, du Hirn.«
»Germanien?«
»Ecco, ihr habt hier Baume und Germanien. Ich nenne euch Germanen. Aber warum lauft ihr rum mit di freie Oberkörper? Ihr seid Barbaren!!!«
Ja, das waren sie. Die Deutschen waren früher Barbaren, und die Römer die Zivilisierten. Heute ist es umgekehrt! Kleiner Scherz. Die Italiener haben natürlich heute noch Stil. Es gibt kein Volk, was so lässig auf einer Vespa sitzen, essen, schmusen und noch viel mehr machen kann. Die Germanen waren aber wirklich Barbaren, sogar ziemlich unzivilisierte Wilde, ohne Staat und Gesetz, Analphabeten, die brüllend mit nacktem Oberkörper in den Kampf zogen. Wenn man genau hinschaut, gibt es die heute noch: beim Kampftrinken am Ballermann.
Was auch noch bemerkenswert an den Germanen war: Sie waren eine Ansammlung verschiedener Stämme. Also genau genommen eigentlich eine ziemlich zusammengewürfelte Truppe. Franken, Burgunder, Wandalen, Langobarden, Ostgoten, die aus dem Osten kamen, die Westgoten aus dem Westen. Als sich die Goten vermischten, nannte man sie Ost-West-Goten oder Südwest-Goten aus östlicher Richtung. Ziemlich simpel. Doch leider sind die Stämme heute nicht mehr da. Wobei das nicht ganz stimmt. Der einzige germanische Stamm, den es heute noch namentlich gibt, sind – Sie glauben es nicht – die Sachsen. Unglaublich, aber wahr! Stellen Sie sich mal eine Unterhaltung zwischen einem Sachsen und Cäsar vor:
»Salve, meine Name ise Julius Cäsar, wer seid ihr?«
»Güdn Toag, isch bün der Paul, des is mein Mitarbeiter, der Hans, und wir sind die Sachsen.«
»Ihr spreche mit die seltsame Zunge, Paolo. Was wünscht ihr? Krieg oder Frieden?!«
»Krieg. Aber ’nen kalten, wenn’s geht.«
Die Germanen geben uns also keine richtige Antwort auf die Frage: Was ist eigentlich Deutsch? Die Frage ist deswegen schwierig, weil: Es gab »den« Germanen auch nicht. Außerdem wurden viele Germanen ins Römische Reich integriert. Ja, quasi als Gastarbeiter …, aber wieso müssen wir auch immer nach dem einen Ursprung irgendeines Landes suchen, denn was danach kam, war sowieso viel entscheidender.
Die Menschen dieser Welt haben sich schon immer gerne gemischt und sie werden es auch weiterhin tun. Denken Sie an die Völkerwanderung. Das Mischen kann man nicht verhindern, auch wenn das einige Leute gerne tun würden. Aus Türken und Deutschen werden Turkogermanen oder Teutotürken. Aus Italienern und Jamaikanern werden Pastafaries. Chinesen-Dänen: Chinänen, Griechen-Phillipinos: Grillipinos, Russen-Deutsche: Rutschen und aus Kanadier-Türken: Kanaken.
Also lassen Sie sich nun auf eine Sichtweise auf die Welt ein, die deutsch und doch multikulturell, vor allem aber bekloppt ist. Viel Spaß.
Es gab in meinem Leben zwei Faktoren, die mir das eigentlich sehr schöne Heimatgefühl in Deutschland erschwert haben. Der erste Faktor war ganz klar mein Vater und seine speziellen Erziehungsmethoden. Paps war die überhaupt beste Inspiration für Ethno-Comedy und ist wohl maßgebend verantwortlich für meine heutige Karriere. Aber damit wir uns richtig verstehen: Er ist dafür total ungewollt verantwortlich. Meine Eltern wollten, dass ich Arzt werde, vielleicht hätten sie sich auch mit Anwalt zufriedengegeben, aber ein Komiker, der sich über sie lustig macht? Da ist der Schuss wohl nach hinten los …
Der zweite Faktor war meine plötzliche Bekanntheit in Deutschland durch die Sendung »Was guckst du?!«. Die Sendung ging damals nämlich über Nacht durch die Decke und ich konnte von einem zum anderen Tag nicht mehr in Ruhe den kurzen Weg von meiner Produktionswohnung zum TV-Studio laufen, ohne mindestens zweimal den »Hakan« und dreimal den »Ranjid« für Passanten spielen zu müssen. Doch lassen Sie mich kurz über die Zeit vor meinem Durchbruch sprechen, meine Kindheit erklärt nämlich so einiges.
Wenn ich nach meiner Kindheit gefragt werde und ich nach einer Zeit der Geborgenheit suche, erzähle ich immer von meinen ersten zwölf Lebensjahren. Da lebte ich nämlich in einem kleineren Vorort von Frankfurt und verbrachte jede freie Minute im nahe gelegenen Wald.
Doch als wir danach in die Stadt Frankfurt zogen, konnte ich mich mit meiner Umgebung nicht mehr wirklich anfreunden und das einstige Heimatgefühl wurde überwiegend vom Lärm der Großstadt verdrängt. Aufgewachsen in einem idyllischen Vorort, wo es ruhig, sauber und grün war, und dann das: Der Umzug in eine lärmende, stinkende Großstadt.
Dennoch, die Leute waren sehr gut zu mir. Besonders an die Lehrer im Gymnasium kann ich mich noch erinnern. Sie waren nämlich immer sehr wohlwollend und unterstützend. Dass mein Bruder und ich damals die einzigen türkischen Kinder am Gymnasium waren, spielte keine Rolle für sie.
Wir hatten es also eigentlich gut in Deutschland und ich hätte mich zurücklehnen, entspannen und ein normales Kind sein können. Aber mein Vater machte es mir da nicht unbedingt leicht. Das lag unter anderem daran, dass mein Vater einen Lieblingsspruch hatte, mit dem er mich und meinen Bruder immer wieder manipulieren konnte:
»Wenn du das (Hausaufgaben, Aufräumen, Schule, Abitur etc.) nicht machst, dann schmeißen sie dich raus aus Deutschland und du musst zurück in die Türkei!«
Damit jagte er mir vor allem als kleines Kind eine gewaltige Angst ein, denn ich wollte auf keinen Fall von Deutschland weg. Mir gefiel es hier doch so gut! Das eigentlich Tragische daran: Er wollte mir bewusst Angst einjagen, damit ich mich benehme. Ein Kind kann sich aber nur begrenzt beheimatet fühlen, wenn es in der Angst lebt, jeden Moment rausgeschmissen zu werden. Pädagogen schlagen bei den Methoden meines Vaters wahrscheinlich theatralisch die Hände vor dem Gesicht zusammen. Ich wäre aber kein Komiker, wenn ich an der erziehungstechnischen Tragödie nicht auch was Lustiges gefunden hätte. Mein Vater war nämlich sein ganzes Leben unfreiwillig komisch. Zu meinem großen Glück konnte er seine Drohungen immer nur mit einem lustigen türkischen Akzent aussprechen. Je älter ich wurde, umso lustiger fand ich seine Ansagen und konnte mehr und mehr darüber lachen. Für meinen Vater, der eigentlich autoritär sein wollte, war das ein richtiges Dilemma. Aber man kann nun mal nicht autoritär wirken, wenn man die Sprache nicht beherrscht. Er sagte also nicht: »Mein Sohn, benimm dich regelkonform oder du musst dieses Land sofort verlassen und in die Türkei ziehen, wo du keinen kennst«, sondern eher etwas wie: »Die schmeißen dich über Grenze, du Arschkopf! Dann sitzt du in Pfanne!«
Ja, lachen Sie ruhig. Die Pfanne ersetzt hier aus irgendeinem Grund die Patsche.
So sehr ich später drüber lachen konnte, als kleines Kind war das schon noch angsteinflößend. Er grenzte mich dabei emotional von den deutschen Kindern ab und trübte damit mein Heimatgefühl. Vielleicht denken Sie jetzt aber auch: »Klar, Kaya Yanar ist ja auch Türke, weshalb sich nur die Türkei wie Heimat für ihn anfühlen kann!«
Das stimmt aber nicht. Ich bin in Deutschland aufgewachsen und fühle mich dann doch viel mehr deutsch als türkisch, müsste ich mich entscheiden. Das finde ich bis heute komisch und befremdlich zugleich, denn meine Herkunft ist nicht zu leugnen, schon alleine, wenn ich mich morgens im Spiegel betrachte. Ich sehe einfach südländisch aus. Braune Augen, die Nase markant. Die schwarzen Haare auf dem Kopf fallen aus und wachsen an Stellen weiter, wo ich sie überhaupt nicht gebrauchen kann. Ich habe eben so ein Ausländergesicht. Egal in welches Land ich reise, ich werde in der Landessprache angesprochen. Außer in Schweden. Aber im Mittelmeerraum halten mich die Spanier, Italiener, Griechen oder Türken für ihresgleichen. Passtechnisch gesehen war ich auch lange Jahre ein Türke. Dann bekam ich irgendwann den deutschen Pass und plötzlich fing ein neues Leben an! Der Pass selbst bedeutet mir nicht viel, ist halt ein Stück Papier, was nichts über mich aussagt. Praktisch gesehen, kann ein Pass das Leben aber ungemein erleichtern oder erschweren. Im Falle des deutschen Passes aber kann man von einer immensen Erleichterung sprechen.
Manchmal frage ich mich, ob Leute wissen, wie gut sie es mit ihrem EU- oder Schweizer Pass haben. International anerkannt, jeder möchte solche Touristen in seinem Land haben. Die Türken lieben Touristen aus der EU. Wenn die Türkei schon nicht in die EU kommt, dann kommt der Euro wenigstens in die Türkei. Mit einem EU-Pass braucht man für fast kein Land ein Visum. Und mit dem türkischen Pass? Für fast jedes Land ein Visum. Ohne Visum kommt man noch nicht mal ins Fantasialand.
Meinen türkischen Pass musste ich damals alle vier Jahre auf dem Konsulat verlängern. Um sieben Uhr morgens stand ich mit vielen Landsleuten vor dem Konsulatseingang in Frankfurt und wir froren uns die Zehen ab. Neben dem Konsulatsgebäude war eine kleine Hütte, in der ein kleiner Mann saß, der dir durch ein noch kleineres Fenster ein winziges Ticket mit einer noch winzigeren Nummer gab. Man musste sich wirklich bücken und klein machen, um mit dem Typen zu reden:
»Merhaba Nasilsiniz? Gibst du ein Nummer bitte … und auch gleich die Nummer vom Orthopäden, mein Rücken ist kaputt.«
Bevor du überhaupt ins Konsulat reinkamst, war da ein Sicherheits-Check mit Metalldetektor, eben wie am Flughafen. Ich musste alle metallischen Gegenstände abgeben: Schlüssel, Handy, Messer, Pistole … sorry, was sag ich denn da, aber das war ja in Frankfurt. Im Konsulat ist die Stimmung gedrückt. Die Leute sind nervös. Wird der Pass verlängert oder nicht? Wenn er nicht verlängert wurde, musste man Deutschland verlassen. Was für mich fatal gewesen wäre, weil: Ich konnte ja kaum Türkisch! Neben mir saß ein Landsmann und merkte mir meine Unruhe an.
»Ey, du, siehst du nervös aus. Ich erzähle dir ein Witz. Was zahlt ein Deutscher für einen Döner?«
»Keine Ahnung?«
»Zwei Mark mehr! HAHAHAHA!«
Meine Nummer wurde angezeigt. Ich ging in ein Bürozimmer und der Beamte sagte etwas in Türkisch, was ich nicht verstand. Ungläubig schaute er mich an und wiederholte seinen türkischen Satz. Ich wurde immer nervöser, wollte keinen Fehler machen. Ich machte einen Schritt vor, zwei zurück. Was hieß »Lütfen« noch mal? »Sofort«? »Bitte«? Mist, ich versaue es gerade. Der Beamte wird immer verdutzter, denn er kommt natürlich nicht drauf, dass ich kein Türkisch kann. Er sieht ja vor sich einen Türken mit einem türkischen Pass in einem türkischen Konsulat. Er denkt: »Der arme Mann ist schwerhörig!« Folglich schreit er mich auf Türkisch an, ich fange an zu schwitzen und zu jammern:
»Bitte schreien Sie mich nicht an, ich kann kein Türkisch!«, schluchze ich.
»Wie bitte?«
»Ich kann kein Türkisch, es tut mir leid!«
Er nimmt ungläubig meinen Pass.
»Aber das ist türkische Pass. Kaya Yanar ist türkische Name, du siehst aus wie Türke … und du kannst kein Türkisch?!«
»Nein!«
»Warum?«
»Ich hatte Latein!«
Der arme Mann schaut nur ungläubig.
»Aber ich sehe«, fahre ich rasch fort, »Sie können sehr gut Deutsch. Dann machen wir es uns doch nicht so schwer. Ich bin hier, um meinen türkischen Pass abzugeben, um danach den deutschen zu bekommen. Was muss ich noch tun, um den deutschen Pass zu bekommen?«
»Ganz einfach …« sagte er trocken. »Zahlst du zwei Mark mehr …«
Meine Eltern gingen mit uns zwar jedes Jahr über die Sommerferien in die Türkei. Als Kind war das für mich aber immer ein Ausflug in die Fremde, da meine Eltern das ganze restliche Jahr in Deutschland kein Türkisch mit mir und meinem Bruder sprechen wollten. Also meine Mutter an sich schon, aber mein Vater verbot es ihr. Er weigerte sich schlichtweg! Er dachte wohl, er würde uns dadurch die Integration erleichtern, da wir uns so nur auf eine Sprache konzentrieren müssten. Ob meine Eltern damit recht hatten, ist aus heutiger Sicht natürlich fraglich, was ich aber sicher weiß, für meine Beziehung zur Türkei war dies ein wahrer »Deal-Breaker«. Denn wenn man weder Sprache noch Kultur versteht, dann ist man fremd, obwohl man im Körper eines Türken steckt. Da nutzen die Haare auf den Füßen auch nix.
So saß ich nämlich jeden Sommer mit meinem Bruder in der unglaublich heißen Süd-Türkei und konnte meine Verwandten nicht verstehen. Und auch wenn ich in meiner kindlichen Euphorie versuchte, innert eines Monats etwas Türkisch von meinen Verwandten zu lernen, zurück in Deutschland verlor ich den kleinen und hart verdienten Wortschatz in der Regel gleich wieder. Damals war die Türkei so was wie ein kleiner Kulturschock für mich, alles schien so anders als in Deutschland. Nicht nur die Sprache, auch die Gerüche, die Luft, das Essen und die Geräusche. Nach einer 40-stündigen Autofahrt von Frankfurt in den türkischen Heimatort meiner Mutter schob sie mich sehr gerne sofort in die Arme meiner Verwandten und sagte dabei: »Schau hier, deine Tante, sag hallo anständig jetzt!«
Daraufhin kniff mich die Tante mit ihrer Hand in die eine, küsste mich gleichzeitig auf die andere Wange und sagte mit Tränen in den Augen und einem Lachen um den Mund … Ähm … ja … was sagte sie denn? Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Absurd, oder? Vielleicht sagte sie was wie: »Ach, bist du groß geworden« oder »Ach, was habe ich dich vermisst«; wissen tu ich es bis heute nicht. Schade, denn meine Verwandten sind alle sehr nett und liebenswürdig.
Mein Vater wollte aber, dass ich mich auf Deutschland und meine Zukunft dort fokussierte. Und so hielt er die Türkei, abgesehen von dem jährlichen Besuch, weit weg von mir. Ironischerweise sprachen meine Eltern selber aber immer nur ein gebrochenes Deutsch mit starkem türkischen Akzent, wodurch die Grundsteine für meine späteren Witze über Sprachbarrieren und Akzente schon früh gelegt wurden. Ich erlebte sie nämlich jeden Tag am eigenen Leib. Was also gut für meine spätere Karriere war, entfernte mich schon früh vom Land meiner Eltern, deren Sprache und Religion.
Religion war, wie anfangs erwähnt, auch eine lustige Sache bei uns. Bei der Einschulung wusste mein Vater wirklich nichts Besseres, als mich und meinen Bruder in unterschiedliche Religionen zu stecken. Und so lebte ich in einer Familie, bei der ich selbst Protestant, mein Bruder hingegen Katholik, meine Mutter Muslima und meinem Vater alles egal war.
Als plötzlicher Protestant über Nacht hörte ich im Unterricht interessiert zu, später habe ich aber natürlich vieles hinterfragt. Denn Religion hat in meinen Augen die Welt immer mehr getrennt als vereint. Und bin ich nicht das beste Beispiel dafür, dass es absoluter Zufall ist, welcher Religion ein Kind angehört? Schließlich hätte mein Vater auch zu mir sagen können: »Kaya, du gehst kathelisch!«
Wäre ich dann wirklich so anders geworden?
Auch die Germanen waren übrigens eigentlich keine Christen, sondern haben das Christentum von den Römern übernommen. Wir haben es also Cäsar zu verdanken, dass wir Weihnachten feiern. Man wurde einfach christianisiert. Wobei ich mich frage, wie das wohl damals abgelaufen ist.
»Finito, ihre Barbaren-Germanen, ab heute seid ihr Katholiken. Capito?«, sprach der römische Priester.
»Uh?«
»Schluss mit dem Anbeten von Bäumen und Sümpfen, euer Messias ist Jesus Christus.«
»Warum dürfen wir nicht mehr Odin anbeten?«
»Pffff … Eure Religion ist primitiv und unwahr. Odin erschlug einen Riesen und formte daraus die Welt? Pah, was für ein Blödsinn.«
»Und wie entstand bei euch die Welt?«
»Gott erschuf sie in sieben Tagen! Cool, eh?«
»Warum esst ihr Eier an Ostern?«
»Nun, äh, es geht um Wiederauferstehung und Fruchtbarkeit. Eier sind ein Symbol der Fruchtbarkeit?«
»Und warum bringt die der Osterhase?«
»Pass auf, wollt ihr nun freiwillig Christen werden oder sollen wir euch dabei helfen?«
Es gibt fünf Weltreligionen und jede behauptet von sich, die Wahrheit gefunden zu haben. Wie soll es da zu einer friedlichen Lösung kommen? Persönlich bin ich mir ziemlich sicher, dass auch die frommsten und gläubigsten Leute kurz vor dem Abnippeln denken:
»Scheiße, hoffentlich begegnet mir jetzt wirklich gleich Petrus und lässt mich rein … Oh Gott, was aber, wenn gleich dieser indische Gott Ganesha auftaucht, der vor der Tür meines Nachbars stand, der kennt mich doch nicht!!«
Schließlich ist noch nie einer zurückgekommen und hat uns wirklich gesagt, was auf der anderen Seite abgeht. Das trifft vor allem auf all die Leute zu, die Ihnen sagen wollen, was nach dem Tod passiert. Daher bin ich eher für eine Weltanschauung, die andere einbezieht und nicht ausschließt. Und das haben die Religionen, meiner Meinung nach, leider nicht wirklich gut drauf.
Egal, wie oft mein Vater in Sachen Erziehung falsch lag, immerhin schrieb er keinem von uns eine Religion vor. Ich wünschte nur, er hätte mich etwas entspannen und Kind sein lassen. Später habe ich realisiert, dass er seine eigene Angst, in Deutschland zu scheitern, auf uns Kinder projizierte. In seinem Alter war es natürlich viel schwerer, sich im neuen Land zurechtzufinden. Für uns Kinder war es an sich aber ganz einfach.
Nach dem Abitur und vor meinem Künstler-Durchbruch war ich ein junger ignoranter Kerl, der eigentlich von nichts eine Ahnung hatte, aber trotzdem selbstbewusst und auch ziemlich frech durch die Welt lief. Damit mein Vater zufrieden war, hatte ich mich nach dem Abitur an der Uni eingeschrieben. Die Vorlesungen tatsächlich zu besuchen und wirklich zu studieren, kam mir aber nicht in den Sinn. Viel mehr stürzte ich mich auf alle möglichen Jobs, wie Nachtwächter oder Verkäufer von Computerspielen, bis ich schließlich irgendwann auf den kleinen Bühnen Deutschlands landete und das Publikum mit frechen Sprüchen und meiner Mimik unterhalten durfte.
Ja, ich war einmal Nachtwächter auf der Frankfurter Messe. Viele fragen mich, ob dieser Job nicht unglaublich langweilig für mich war. Aber ich gebe allen immer meine ganz ehrliche Antwort und sage es jetzt auch Ihnen: Wenn Sie wüssten … Nachtwächter war damals definitiv der beste Job überhaupt. Kein Boss in der Nähe und die ganze Nacht mit dem Gameboy am Zocken. Herrlich war das!!! Auch cool war, dass nach dem Ende einer Messe (Buchmesse, Automobilausstellung etc.) die meisten Aussteller keine Lust hatten, ihr Zeugs wieder mit nach Hause zu nehmen. So landete alles in riesigen Müllcontainern.
Und jetzt raten Sie mal, wer da als Erster ran durfte? Genau! Mein Jugendzimmer sah bald selbst aus wie ein Messestand! Nach meinem Durchbruch als Comedian hängte ich dann aber doch meine Nachtwächter-Karriere an den Nagel und landete schließlich durch meine erste eigene TV-Sendung in Köln und ließ Frankfurt hinter mir.
Obwohl ich rund 120 Folgen dieser Sendung gedreht habe und davon alle in Köln, war der Beginn dieser Sendung auch der Beginn eines ziemlich rastlosen Lebens. Dies zeigte sich in einem ständigen Wechseln meiner Wohnadresse in der Stadt selbst. Irgendwie konnte ich keine Wohnung finden, die mir ein Heimatgefühl vermittelte. In wie vielen Wohnungen ich in Köln gelebt habe, kann ich selber nicht mehr sagen, aber ich hielt es kaum länger als ein Jahr an einem Ort aus. Wenn es keinen Fluglärm gab, störte mich die Straße, der Kirchturm, die Schule neben dem Haus, der Hund des Nachbarn, das Baby des Nachbarn, die Kochgewürze des Nachbarn, die Soundanlage des Nachbarn oder der Nachbar per se … Sie sehen, ich könnte ewig so weitermachen. Je erfolgreicher ich im Beruf wurde, umso sensibler wurde ich, was meine private Umgebung betraf. Ich hielt mich bald für einen wurzellosen Typen. Und so fing ich an zu reisen.
Die ersten Reisen waren für mich wahrhaftig das Tor zu einer neuen Welt. Ich weiß schon, das Thema ist alt und keiner spricht gerne darüber. Aber Migrationskind zu sein ist echt nicht das Angenehmste. Müsste ich einen Vorteil aufzählen, den man als Migrationskind hat, dann sicherlich, dass es zweisprachig aufwachsen kann. Na ja, dies fiel bei mir ja schon mal ins Wasser, außer Sie zählen das lustige Deutsch meiner Eltern als separate Sprache.
Das Einzige, was mein Vater immer auf Türkisch machte, war, mich und meinen Bruder zu beleidigen, wenn wir was verbockt hatten. So rannte er hinter mir her und schrie: »HAYVAN!!!«
Die Körpersprache und Mimik meines Vaters signalisierten mir, dass dies eine Beleidigung war, aber ich fand doch immer auch, dass es einfach ein schönes Wort war. Klang irgendwie wie das Nachbarland von Taiwan. Ich kannte lange Zeit seine Bedeutung nicht und wollte sie eigentlich auch nicht wissen. Doch als ich meine Mutter schließlich doch irgendwann fragte, sagte sie nur: »So was sagt man nicht, Junge!«
Dank Internet habe ich später erfahren, dass Hayvan »Vieh« bedeutet.
Wenn ich zur Abendessenszeit nicht nach Hause kommen wollte und vor dem Haus noch mit den anderen Kindern auf dem Spielplatz war, schleuderte mir mein Vater oft ein wütendes »Esolesek« entgegen und holte mich energisch ins Haus. Dies bedeutet übersetzt »Sohn eines Esels« … Da wünsche ich mir, dass ich die Übersetzung früher erfahren hätte, denn es hätte mir einige Lacher beschert.
Abgesehen von der Sprachbarriere zwischen meinen eigenen Eltern und mir war mein Leben geprägt durch klassische Probleme von Eltern, die sich in einem fremden Land zurechtfanden, hart arbeiteten und wollten, dass ihre Kinder eine gute Ausbildung bekommen. Die Ziele und Werte waren simpel. Lerne viel in der Schule, damit du später einen guten Job bekommst und ein besseres Leben hast. Den Luxus, in fremde Länder zu reisen, gab es damals für uns nicht. Wenn, reisten wir fast ausschließlich in die Türkei. Ich dachte als Kind eine Zeit lang tatsächlich, es gäbe nur zwei Länder auf der Welt: Deutschland und die Türkei. Und Hayvan. Abgesehen davon wäre das Reisen mit dem türkischen Pass visumstechnisch, wie bereits erwähnt, ein sehr aufwendiges Unterfangen gewesen. Mit dem türkischen Pass braucht man für jedes Land ein Visum: Deutschland, Griechenland, Fantasialand … Sogar innerhalb des Europaparks in Rust kann man ohne Visum nicht in den griechischen Teil rüberlaufen – ;-)
Als ich dann aber etwas Geld und den deutschen Pass hatte, sowie auch die Zeit dafür fand, gab’s für mich fast kein Halten mehr. Neben Reisen in die USA, Australien, Irland und Kanada verschlug es mich schließlich auch in die Schweiz. Die Schweiz war im Vergleich zu den anderen Ländern nicht ganz neu für mich, denn mein Vater hatte einen Bruder, der aus der Türkei in die Schweiz ausgewandert war und dort mit seiner deutschen Frau (wie lustig ist das eigentlich?) drei Söhne aufzog. So lagen früher neben unseren obligatorischen Besuchen in der Türkei noch ein paar vereinzelte Besuche bei meinem Onkel und meinen drei Cousins in der Schweiz drin. Da merkte ich, es gibt also noch ein drittes Land auf dieser Welt!
Die Fahrten auf dem Rücksitz des Autos durch die Schweizer Landschaft haben sich damals tief in meine Erinnerung eingebrannt. Während mich auch in der Schweiz die Städte nicht wirklich interessierten, war ich dagegen von den gewaltigen Landschaften mit ihren Seen, Flüssen und Bergen fasziniert. Die Bilder vor meinen Augen erschienen mir surreal und ich vergleiche diese Landschaften heute gerne mit einer riesigen Eisenbahnlandschaft, die Gott geschaffen hat, um damit zu spielen. Wenn Sie mir nicht glauben, dann fahren Sie einmal mit dem Auto die Seestraße um den Vierwaldstättersee herum und machen Sie sich ein eigenes Bild. Oder nehmen Sie eine der vielen tollen Panoramabahnen der Schweiz. Wirklich beeindruckend! Der Glacier-Express fährt beispielsweise durch wunderbare Landschaften, wobei ich mich allerdings frage, warum der eigentlich »Express« heißt. Der ist stellenweise so langsam gewesen, dass uns Fußgänger überholten. Na ja, egal. Das Grün der Wiesen, die perfekten Straßen, die vielen Seen und die hohen Berge sorgen für ein Postkarten-Gefühl der Sonderklasse. Als Kind habe ich mich sofort in die Gegend verliebt und so zog es mich, auch schon bevor ich meine heutige Frau kennenlernte, immer wieder in diese Gegend.
So war es nach Ende meiner Sendung »Was guckst du?!« im Jahr 2006 auch der Vierwaldstättersee, der mir eine Zuflucht bot. In diesem Jahr tobte im Sommer die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. Aufgrund meiner damaligen Berühmtheit habe ich jedoch alle Public Viewing-Plätze nach nur einem missglückten Versuch gemieden.
Obwohl ich sehr dankbar bin über den Erfolg von »Was guckst du?!« und meine Fans für ihre Unterstützung eigentlich nur lieben möchte, sind die Begegnungen mit ihnen manchmal schon eine besondere Herausforderung. Das Wort »eigentlich« klingt für Sie vielleicht schon irritierend, es ist aber gar nicht persönlich gemeint. Denn ein Fan kommt in der Regel mit einer gewissen Freude und Begeisterung auf mich zu, in der Meinung, dass er mich kenne. Dies stimmt auch zu einem gewissen Teil, denn er oder sie kennt mein Gesicht, meine Stimme und sicherlich einen Teil meiner Arbeit. Ich bin ihm oder ihr vertraut. Er oder sie mir aber überhaupt nicht. Ich habe keine Ahnung, wer da vor mir steht. Ein Netter, ein Bekloppter oder ein Serienkiller? Für mich ist die Person vor mir also im ersten Moment ein komplett fremder Mensch und meine Instinkte sagen mir daher: »Fight or flight? Kämpfen oder fliehen?« Natürlich keines von beiden, aber was soll ich sagen, es ist nun mal eine seltsame Situation.
Diese Instinkte sind ganz natürlich, und ich bin mir sicher, dass jeder gesunde Mensch darüber verfügt. Wenn ich aber diesen Instinkten folgen würde, müsste ich zuerst etwas Abstand halten und schauen, wer diese Person eigentlich überhaupt ist. Erstens würde ich die meist recht nervöse Person vor mir mit diesem Verhalten verunsichern. Und zweitens bleibt auch keine Zeit dafür, denn bevor ich überhaupt reagieren kann, lächle ich bereits in eine Kamera, gebe ein Autogramm oder bekomme einen herzlichen Handschlag oder gleich einen Kuss aufgedrückt.