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Leo N. Tolstoi, Hadschi Murat, übers. von A. Scholz, Berlin 1946, S. 8.
Ebd., S. 9.
Levée en masse: frz. für ›Massenaushebung‹, die Aushebung von Rekruten als eine Vorform der Wehrpflicht, die 1793 während des Ersten Koalitionskriegs in vielen Regionen Frankreichs zu Unruhen führte.
Zu diesen Zahlen siehe Lesley Newson / Peter J. Richerson, »Why Do People Become Modern? A Darwinian Explanation«, in: Population and Development Review 35 (2009) S. 117–158, S. 136 f.
Die Reproduktion eines Originals des Flugblattes findet sich in Al-Jabartī’s Chronicle of the First Seven Months of the French Occupation of Egypt, hrsg. und übers. von S. Moreh, Leiden 1975, Platte XIII, woraus ich diesen Text unter Korrektur der zahlreichen Druckfehler übersetzt habe. Der Text wird auch in al-Ǧabartīs Chronik Aǧā’ib al-at ār fī t-tarāǧim wa-l-ahbār, hrsg. von ‘A. ‘A. ‘Abdarraḥīm, 4 Bde., Kairo 1997–98 (Ausg. des Dār al-Kutub), Bd. 3, S. 4 f., unter dem Datum 25. Muḥarram 1213 (= 9. Juli 1798) etwas abweichend überliefert. Ein Tschorbadschi meint hier wohl einen Dorfvorsteher oder reichen Landbesitzer. Al-Ǧabartīs Chronik ist in Auszügen ins Deutsche übersetzt: Bonaparte in Ägypten. Aus der Chronik des ‘Abdarraḥmān al-Ǧabartī (1754–1829), übers. von A. Hottinger, München/Zürich 21989, das Dokument dort auf S. 86–88. In seiner detaillierten Chronik der Monate französischer Besetzung (Ta’rīh muddat al-Fransais bi-Miṣr) kommentiert und analysiert al-Ǧabartī dieses Dokument ähnlich wie in einem Koran-Kommentar; siehe die Edition und engl. Übers. in: Al-Jabartī’s Chronicle of the First Seven Months of the French Occupation, S. 7–17 (arab.) und S. 40–47 (engl.).
al-Ǧabartī, Aǧā’ib al-at ār, Bd. 3, S. 20, unter 16 Ṣafar 1213 (= 30. Juli 1798). Bonaparte in Ägypten, S. 108. Siehe auch al-Ǧabartīs Chronik der Monate französischer Besetzung in Al-Jabartī’s Chronicle of the First Seven Months of the French Occupation, S. 33 (arab.) und S. 60 (engl.). Nora Lafi, »Mapping and Scaling Urban Violence. The 1800 Insurrection in Cairo« (in: Urban Violence in the Middle East, hrsg. von U. Freitag / N. Fuccaro / C. Ghrawi und N. Lafi, New York / Oxford 2015, S. 29–51, S. 32) beschreibt die Dynamik dieses Einschnittes im Kontext der zwei Aufstände gegen die Franzosen 1798 und 1800.
Siehe al-Ǧabartīs Chronik der Monate französischer Besetzung (Ta’rīh muddat al-Fransais bi-Miṣr), ediert und ins Englische übersetzt in: Al-Jabartī’s Chronicle of the First Seven Months of the French Occupation, S. 89–91 (arab.) und S. 114–116 (engl.).
Die als »al-Mūskī« oder auch als »Neuer Weg« (al-sikka al-ǧadīda) bekannte schnurgerade Straße vom Mīdān al-‘Ataba zur Ḥusain-Moschee im Azhar-Viertel ist die Verlängerung der ersten »Einkaufsstraße« im ehemaligen Frankenviertel (ḥārat al-ifranǧ). Die Arbeit wurde 1845 zum Ende der Herrschaft Muḥammad ‘Alīs (reg. 1805–1848) begonnen und in den kommenden zwei Jahrzehnten langsam zu ihrem Ende geführt.
Peter Christensen, The Decline of Iranshahr. Irrigation and Environments in the History of the Middle East 500 B. C. to A. D. 1500, aus dem Dän. ins Engl. übers. von S. Sampson, Kopenhagen 1993, S. 9.
Ebd.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, in: G. W. F. H., Werke in zwanzig Bänden. Auf der Grundlage der Werke 1832–1845 neu edierte Ausg. (Theorie-Werkausgabe), hrsg. von E. Moldenhauer / K. M. Michel, 21 Bde., Frankfurt a. M. 1969–1979, Bd. 19, S. 517.
Ebd., S. 522.
In der ersten Auflage von Ernest Renan, Averroès et l’averroïsme. Essai historique, Paris 1852, S. 1, heißt es noch: »Als Averroes 1198 starb, verlor die arabische Philosophie in ihm ihren letzten Repräsentanten.« In der erweiterten zweiten Auflage von 1861 fügt Renan hinzu: »[…] und der Triumph des Korans über das Freidenkertum war für mindestens sechshundert Jahre gesichert.«
Tjitze J. de Boer, Geschichte der Philosophie im Islam, Stuttgart 1901.
Renan, Averroes et l’averroïsme, 2. Aufl., S. 28.
‘Abdarraḥmān Badawī, Histoire de la philosophie en Islam, 2 Bde., Paris 1972.
Ignaz Goldziher, »Die islamische und die jüdische Philosophie des Mittelalters«, in: Wilhelm Wundt / Hermann Oldenberg [u. a.], Allgemeine Geschichte der Philosophie, Berlin/Leipzig 1909, S. 45–77, S. 63. Goldzihers bedeutendster Beitrag zu diesem Thema war sein wirkungsmächtiger Artikel »Stellung der alten islamischen Orthodoxie zu den antiken Wissenschaften«, erschienen in den Abhandlungen der königlich preussischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse (1915) Nr. 8 und wiederabgedr. in: Goldzihers Gesammelte Schriften, hrsg. von J. Desomogyi, 6 Bde., Hildesheim 1967–1973, Bd. 3, S. 357–400.
Ignaz Goldziher, Vorlesungen über den Islam, Heidelberg 1910, S. 178.
Die beiden erscheinen bei ihm unter den Namen »Ibnu El-Chatib Rasi« und »Nasiroddinus«. Siehe Johann Jakob Brucker, Historia critica philosophiae, 6 Bde., Leipzig 21766–1767, Bd. 3, S. 113–118.
Kātib Čelebī, Kašf aẓ-ẓunūn ‘an asāmī l-kutub wa-l-funūn, hrsg. von Ş. Yaltkaya und R. Bilge, 2 Bde., Istanbul 1941–1943.
Barthélemy d’Herbelot, Bibliothèque orientale, ou, Dictionaire universel contenant tout ce qui fait connoître les peuples de l’Orient […], 4 Bde., Den Haag 21777–1779. Darin enthalten sind eine Vielzahl von Artikeln über nachklassische Philosophen im Islam und ihre Werke (einschließlich Hinweisen, welche davon in der königlichen Bibliothek in Paris vorhanden sind). Siehe z. B. die Artikel über Fahraddīn ar-Rāzī (Bd. 3, S. 116 f.) sowie über sein Buch al-Muḥassal (Bd. 2, S. 684) und den Kommentar dazu von al-Kātibī al-Qazwīnī (Bd. 2, S. 642, über den Autor nur kurz: Bd. 1, S. 527); weiter die Artikel über Abū l-Barakāt al-Baġdādī (Bd. 2, S. 223), At īraddīn al-Abharī (Bd. 1, S. 21), Quṭbuddīn ar-Rāzī (Bd. 3, S. 118) oder Naṣīraddīn aṭ-Ṭūsī (Bd. 3, S. 26) und seine Werke Ahlāq al-Nāsirī (Bd. 3, S. 27) sowie sein Taǧrīd al-aqā’id und die vielen Kommentare dazu (Bd. 3, S. 385 f.) und schließlich auch den aufschlussreichen Artikel über ḥikma (Bd. 2, S. 233 f.). D’Herbelots Enzyklopädie wurde auch ins Dt. übers.: Orientalische Bibliothek, oder, Universalwörterbuch, welches alles enthält, was zur Kenntniss des Orients nothwendig ist, übers. von J. C. F. Schulz, 4 Bde., Halle 1785–1790.
Zur Einführung in die arabische und islamische Philosophie siehe Ulrich Rudolph, Islamische Philosophie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 2004; zur Vertiefung siehe Heidrun Eichner / Matthias Perkams / Christian Schäfer (Hrsg.), Islamische Philosophie im Mittelalter. Ein Handbuch, Darmstadt 22017.
Ins Dt. übers. von Patric O. Schaerer, Der Philosoph als Autodidakt. Hayy ibn Yaqzan. Ein philosophischer Insel-Roman, Hamburg 2006.
Hier ist vor allem die sogenannte Junctas-Gesamtausgabe der Werke Aristoteles’ mit den Kommentaren des Averroes von 1562 hervorzuheben: Aristotelis omnia quae extent opera […] Averrois Cordubensis in ea opera omnes, qui ad haec usque tempera pervenere, commentarii, 13 Bde., Venedig 1562; Nachdr. mit abweichender Bandeinteilung: Aristotelis opera cum Averrois commentariis, 9 Bde. und 3 Supplementbd., Frankfurt a. M. 1962.
Die Anzahl der Übersetzungen von Werken Avicennas ins Hebräische und auch ihr dortiger Einfluss übertrifft die Präsenz und den Einfluss seines Denkens im lateinischen Schrifttum bei weitem. Zum Einfluss arabischer Philosophie auf Spinoza siehe z. B. Carlos Fraenkel, Philosophical Religions from Plato to Spinoza. Reason, Religion, and Autonomy, Cambridge 2012.
Siehe dazu Heidrun Eichner, The Post-Avicennian Philosophical Tradition and Islamic Orthodoxy. Philosophical and Theological summae in Context, Habilitationsschrift an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 2009.
Francis Robinson, »Ottomans-Safavids-Mughals: Shared Knowledge and Connective Systems«, in: Journal of Islamic Studies 8 (1997) S. 151–184, S. 181.
Šamsaddīn as-Samarqandī (gest. 1322), al-Risāla fī ādāb al-baḥt wa-l-munāẓara. Siehe dazu Abdessamad Belhaj, »Ādāb al-baḥth wa-al-munāẓara: the Neglected Art of Disputation in Later Medieval Islam«, in: Arabic Sciences and Philosophy 26 (2016) S. 291–307.
Die beiden wichtigsten Lehrbücher der Philosophie waren Hidāyat al-ḥikma von Atīraddīn al-Abharī (gest. 1265), das in einer arab.-engl. Ausg. vorliegt (A Guide to Philosophy: The Hidāyat al-Ḥikmah of Athīr al-Dīn al-Mufaḍḍal ibn ‘Umar al-Abharī al-Samarqandī, als Faksimile hrsg. und übers. von Syed Ali Tawfik al-Attas, Selangor [Malaysia] 2009) und Ḥikmat al-‘ayn von Naǧmaddīn al-Kātibī al-Qazwīnī (gest. um 1294), zusammen mit den vielen Kommentaren zu diesen beiden Büchern.
de Boer, Geschichte der Philosophie im Islam, S. 150–152.
Lat. Text und dt. Übers. in: Kurt Flasch, Aufklärung im Mittelalter? Die Verurteilung von 1277. Das Dokument des Bischofs von Paris, Mainz 1989, S. 89, 93.
Thomas Bauer, Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams, Berlin 2011, S. 61–68.
Ebd., S. 376 f.
Dieses Phänomen wird bei Fuat Sezgin (1924–2018) in einem Kapitel (»B. Die Entdeckung des amerikanischen Kontinents durch muslimische Seefahrer vor Kolumbus«) im 12. Bd. seiner Geschichte des arabischen Schrifttums, Mathematische Geographie und Kartographie im Islam und ihr Fortleben im Abendland, Frankfurt a. M. 2007, S. 119–165, angesprochen, aber leider nicht erschöpfend erforscht. Sezgin fragt, wie es kommt, dass die europäischen Karten, die nur wenige Jahre nach 1492 (Kolumbus’ Entdeckung Amerikas) sowie 1498 (Vasco da Gamas Fahrt nach Indien) entstanden sind, äußerst detaillierte Informationen über Küstenabschnitte von Südamerika und der Ostküste Afrikas enthalten, obwohl die Europäer diese Küsten erst wenige Jahre kannten und nicht in der Lage waren, Längengrade zu bestimmen. Er vermutet, dass die spanischen und portugiesischen Entdecker Erben einer entwickelten kartografischen Tradition waren und arabische Karten zur Verfügung hatten, in denen die Ostküste Afrikas genau vermessen war, und die selbst Südamerika, einschließlich der Magellanstraße verzeichneten. Wesentlich für Sezgins Argument ist die Atlantikkarte des osmanischen Kartografen Piri Reis von 1521–1524, in der die Mündung des Rio della Plata verzeichnet ist, obwohl sie erst später von Europäern entdeckt wurde. Man kann nur hoffen, dass die von Sezgin angedeuteten Zusammenhänge genauer untersucht werden. Das Argument, dass iberische Entdecker arabische Karten verwendeten, die sie anderen Benutzern vorenthielten, hat einiges für sich. Was diese längst verlorenen Karten aber nun genau enthalten haben könnten, bedarf der genaueren Erforschung.
Bernard Lewis, What Went Wrong? Western Impact and Middle Eastern Response, New York 2002.
Solomon (auch: Shlomo) Pines, »Some Problems of Islamic Philosophy«, in: Islamic Culture 11 (1937) S. 66–80, Zitat S. 80.
Der Marsch (Großbritannien 1990), Regie: David Wheatley, Drehbuch: William Nicholson.
Siehe z. B. Sure 4, Vers 95 im Koran: »Diejenigen Gläubigen, die daheim bleiben und keinen Schaden nehmen sind nicht denen gleichzusetzten, die sich mit ihrem Gut und mit ihrer eigenen Person auf dem Pfad Gottes abmühen (oder auch: die mit ihrem Gut und mit ihrer eigenen Person auf dem Pfad Gottes kämpfen).« Der letzte Satzteil lautet auf Arabisch: »[…] al-muǧāhidūna fī sabīl Allāh bi-amwālihim wa-anfusihim«.
Wael B. Hallaq, The Impossible State. Islam, Politics, and Modernity’s Moral Predicament, New York 2013.
Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, hrsg. von W. Weischedel, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1968, Bd. 2, S. 412–419, 434–440 (A 426–433, 452–461 / B 454–461, 480–489).
al-Murtaḍā az-Zabīdī, Itḥāf as-sāda al-muttaqīn bi-šarḥ Iḥyā’ ‘ulūm ad-dīn, 10 Bde., Kairo 1311 [1894], neu hrsg. in 12 Bden., Beirut 2005.
al-Ǧabartī, Aǧā’ib al-at ār, Bd. 2, S. 303 (1205 AH). Zu al-Murtaḍā az-Zabīdī siehe Stefan Reichmuth, The World of Murtaḍā al-Zabīdī (1732–91). Life Networks and Writings, Cambridge 2009, wo al-Ǧabartīs Nachruf auf S. vii ins Englische übersetzt ist. Zum Netzwerk seiner Korrespondenz, siehe dort S. 149–210.
Hadschi Murat heißt die Erzählung, die ihr Autor Leo Tolstoi (1828–1910) bei sich trug, als er nach einem Streit mit seiner Frau und seinen Kindern 1910 das Familienanwesen Jasnaja Poljana, etwa 200 Kilometer südlich von Moskau, verließ. Im Verlauf von wenigen Tagen starb er geschwächt von den Anstrengungen und der Reise in einer etwa eine Tagesreise entfernten Bahnstation.
Die Handlung von Hadschi Murat führte den greisen Tolstoi zurück in die Erlebnisse seiner Jugend. Tolstoi wurde als privilegierter Aristokratensohn auf Jasnaja Poljana geboren. Später wuchs er in Kasan auf, einer Stadt mit mehr Moscheen als Kirchen, wo er sich auch für das Studium der orientalischen Sprachen einschrieb. Kasan ist heute die Hauptstadt von Tatarstan, einer mehrheitlich muslimischen Teilrepublik Russlands und war Ende des 19. Jahrhunderts das russische Zentrum der arabischen, persischen und auch türkischen Philologie. Zumindest für ein Jahr nahm Tolstoi am regen akademischen Leben der Orientalistik Teil. Anders als viele seiner Zeitgenossen in Russland und in Europa, für die der Islam eine geheimnisumwobene und auch bedrohliche Religion jenseits der eigenen Grenzen war, hatte Tolstoi zumindest eine Idee vom Islam, und er schrieb mit Hadschi Murat eine Geschichte von Europas Konfrontation mit Muslimen.
In Russland fand diese Konfrontation – damals wie heute – vor allem im Kaukasus statt. Seit der Wende zum 18. Jahrhundert versuchte das imperiale Russland sich die Kaukasusregion untertan zu machen. Es stieß dabei auf heftigen Widerstand, vor allem unter den muslimischen Völkern der Tschetschenen und Awaren. Der russische Eroberungsdruck schuf eine islamisch orientierte Militärbruderschaft, die »Muriden«. Die Muriden waren eine religiöse Erneuerungsbewegung, die den gesamten Kaukasus in ihren Bann zog. Nachdem Tolstoi erst in der Orientalistik und danach auch an einem Jurastudium gescheitert war, reiste er 1851 23-jährig in den Kaukasus und meldete sich im darauf folgenden Jahr freiwillig für ein dort stationiertes Artillerieregiment. Die Brutalität der russischen Eroberungsmaschine, die nicht davor zurückschreckte, Frauen und Kinder als Vergeltung für eigene Verluste zu ermorden, und die eine Strategie der verbrannten Erde verfolgte, wurde von Tolstoi Zeit seines Lebens in mehreren Erzählungen angeprangert. Hadschi Murat war die letzte davon – sie erschien erst nach seinem Tod.
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