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THOMMI BAAKE: „Fantastiolisch-Verrücktische Märchen“

1. Auflage, Oktober 2018, Periplaneta Berlin, Edition Drachenfliege

© 2018 Periplaneta - Verlag und Mediengruppe
Inh. Marion Alexa Müller, Bornholmer Str. 81a, 10439 Berlin
www.periplaneta.com

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Übersetzung, Vortrag und Übertragung, Vertonung, Verfilmung, Vervielfältigung, Digitalisierung, kommerzielle Verwertung des Inhaltes, gleich welcher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Lektorat: Hannah Haberberger
Cover: Marion Alexa Müller mit Grafiken von Tim Jähngen
Bilder: Tim Jähngen
Satz & Layout: Thomas Manegold

print ISBN: 978-3-95996-110-3
epub ISBN: 978-3-95996-111-0


Thommi Baakes

Fantastiolisch-Verrücktische Märchen


Ein Vorlesebuch für Kinder ab 6 und ihre Eltern





periplaneta

Vorwort

Liebe Kinder und liebe Erwachsene,

die euch hieraus vorlesen oder, die hier sogar heimlich im Buch schmökern.

„Thommi Baakes fantastiolisch-verrücktische Märchen“ ist mein fünftes Kinderbuch. Und es ist etwas sehr Besonderes für mich. Nicht nur, dass es Märchen sind, die ich geschrieben habe. Nein, dieses Buch ist mit meinem Sohn entstanden. Ich habe geschrieben und er hat die wundervollen und lustigen Bilder gezeichnet. Das macht einen Papa natürlich sehr stolz. Stellt euch mal vor, eure Mutter oder euer Vater hätte ein Buch geschrieben und ihr hättet die Bilder gemalt. Schon toll, oder?

Die Zusammenarbeit sah so aus, dass wir in der Küche zuhause saßen. Ich habe geschrieben und Tim (Tim ist übrigens mein Sohn und er ist 19 Jahre alt) hat gezeichnet. Dabei haben wir Die Drei ??? gehört. Es hat sehr, sehr viel Spaß gemacht!

Und nun wünsche ich euch viel Freude, Spaß und Spannung mit meinen Märchen.

Euer Thommi (Baake)

P.S. Von meinem Sohn soll ich euch auch grüßen!

Das Märchen von Paulinchen im Tintenkillerland

Es war einmal Paulinchen. Ihr wisst doch, wer Paulinchen ist? Nicht? Ich nämlich auch nicht. Da vorn sitzt sie auf einer Wiese und wir können sie fragen: „Hej du, Paulinchen, wer oder was bist du eigentlich?“

Die Angesprochene stand auf und wie man sah, war sie ungefähr so groß wie ein aufgestelltes Lineal. Paulinchen sagte: „Wie ihr vielleicht seht, bin ich ein Lineal. Oder seht ihr die Zahlen nicht? Ich bin aus Holz und habe mich verlaufen. Natürlich lebe ich sonst im Linealland. Auf dem Weg in den Urlaub ins Radiergummiland muss ich mich irgendwie verirrt haben!“ Das Lineal seufzte laut auf. Es brauchte Hilfe.

Ein zweites Lineal tauchte mit einem Mal hinter Paulinchen auf. Sie erschreckte sich und schrie: „Achduhimmelschulmäppchenmitcoolenlinealendrinnochmal!“

Dann drehte sie sich um und erkannte das Lineal. Es war das berühmteste aus diesem besonderen Land: Ludwig, der Sänger! Er hatte tolle Lieder gesungen, wie „Line, der Al“, „Laenil, so heißt du rückwärts“ oder auch: „Ich bin verliebt in einen Spitzer!“

„Was machst du hier, Ludwig?“, fragte Paulinchen.

„Ich möchte dir helfen, weil du dich verlinealt hast.“ (Das ist Linealisch für verlaufen.)

Paulinchen wurde rot. Sie fand den Sänger schon so lange unglaublich toll und jetzt stand er plötzlich vor ihr. Sie war ein bisschen aufgeregt. Sie stammelte: „Oh, das ist sehr nett von dir!“

Ludwig schien ein Gentlemanlineal zu sein. Er sagte: „Ich helfe dir, ins Radiergummiland zu kommen, damit du dort deinen Urlaub verbringen kannst. Du bist aus Versehen im Tintenkillerland gelandet. Das ist nicht gut. Die Bewohner des Landes sind oft ...“ Weiter kam er nicht, denn plötzlich standen jene erwähnten Tintenkiller, fünf an der Zahl, vor ihnen.

Einer von ihnen machte sich bemerkbar. Er war der größte und dickste von ihnen und hatte einen riesigen Tintentankbauch. Er sagte, etwas zu laut: „Ich bin König Ink der 44., Herrscher dieses Landes. Und deswegen interessiert es mich, was ihr hier macht! Ihr seid keine Tintenkiller. Wir wollen niemanden in unserem Land haben, der keiner von uns ist!“

Paulinchen war unwohl. Ludwig auch, aber er zeigte es nicht, schließlich hatte er Paulinchen versprochen zu helfen. Also baute er sich vor dem Tintenkillerkönig auf und war damit ein bisschen größer als er. Er sprach: „So behandelt ihr also eure Gäste. Das ist überhaupt nicht nett!“

Doch leider hatte der Herrscher keine Angst. Er gab seinen Leuten ein Zeichen und urplötzlich verspritzten sie Tinte in Richtung der beiden Lineale. Für kurze Zeit konnten sie nichts sehen und wurden dann von den Bewohnern des Landes gefangengenommen.

Es waren einmal zwei Lineale, die saßen in einem großen, hohen Turm gefangen. Und nicht nur diese beiden waren dort. Nein, in dem Turm befanden sich Hunderte von Linealen, die teilweise schon seit langer Zeit dort festsaßen. Die Lineale sahen traurig aus und nicht gut erhalten. Als jedoch Paulinchen und Ludwig in das Gefängnis geführt wurden, erhellten sich kurz ihre Mienen. Als die Tintenkiller verschwunden waren, brach ein Jubel aus. Aber nicht, weil Ludwig ein berühmter Sänger war, sondern ... das sollen euch die Lineale selbst erzählen:

Ein altes Lineal aus Metall mit teils verwischten Zahlen trat vor und sprach die Neuankömmlinge freundlich an: „Herzlich willkommen ihr beiden, wir freuen uns, euch zu sehen. Ihr wundert euch sicher. Eben waren alle noch ganz traurig und nun sind alle sehr aufgeregt!“

Unsere beiden Freunde konnten nur nicken. Das alte Metalllineal fuhr fort: „ Seit vielen, vielen Jahren sind einige von uns hier, ich schon seit 26 Jahren, und nun ist die Zeit gekommen, in der wir fliehen können!“

Wieder schauten Paulinchen und Ludwig verdattert. Sie sahen in die Runde ihrer Landsleute und erblickten die unterschiedlichsten Lineale. Hier eines aus Plastik in roter Farbe, dort eines aus edlem Nußbaumholz. Alle schauten sie mit fröhlichen Mienen an. Da konnte sich ein gelbes Kinderlineal mit einer 10-Zentimeter-Angabe nicht mehr halten: „Wir versuchten mindestens einmal am Tag auszubrechen und bauten aus uns einen Turm, der bis oben an das einzige Fenster reichen sollte, um zu fliehen. Wir machten das, um fit zu bleiben und die Hoffnung aufrecht zu erhalten, dass wir eines Tages abhauen können. Zwei Lineale fehlten uns bis zum heutigen Tag. Und jetzt seid ihr da, wie herrlich!“

Nun verstanden die beiden und Ludwig sagte: „Also, dann los!“ Gesagt getan. Blitzschnell bildeten die Lineale unterschiedlichster Art den Turm, den sie schon so oft gebaut hatten. Einer kletterte auf den anderen, eine andere auf den einen. Ganz oben thronte Ludwig. Ganz knapp reichte er bis zum Fenster. Unter ihm befand sich Paulinchen und darunter das alte Metalllineal. Der Sänger fragte ihn: „Was soll ich tun?“

Der Alte kicherte ein wenig und erwiderte: „Lass dich hinuntersegeln und versuche, auf dem Kopf der Wache zu landen. Der Tintenkillerkönig denkt, dass wir hier nicht heraus können und hat nur eine Wache vor dem Turm platziert, die gerne um diese Zeit schläft!“

Natürlich war das Ganze ziemlich wackelig. Paulinchen mischte sich ein: „Lieber Ludwig, ich möchte dir helfen und mitkommen!“ Der Sänger schaute sie an, wollte schon verneinen, nickte dann aber.

Es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, dies zu verkünden, da es ja nun gerade sehr, sehr spannend ist. Trotzdem möchte ich euch mitteilen, dass sich Ludwig und Paulinchen ineinander verliebt hatten. Ok? Dann weiter!

Unser berühmter Sänger krabbelte zum Fenster und zog Paulinchen zu sich. Nein, keine Angst, jetzt küssen sie sich noch nicht! Sie schauten an dem Linealturm hinunter und sahen in gespannte, aufmunternde und fröhliche Gesichter. Sie nickten den Linealen zu, kletterten auf das Fensterbrett und langsam baute sich der Turm leise wieder ab. Paulinchen und Ludwig blickten nach draußen und nach unten.

Beide dachten: „Holla, ist das tief!“ Sie nahmen sich an ihren Händen und sprangen in die Tiefe. Normalerweise hättensie vor lauter Angst laut geschrien. Dies verkniffen sie sich jedoch, damit der Wächter nicht auf sie aufmerksam wurde. Sie rauschten hinunter und landeten neben dem Wächter. Der wachte sofort auf. Er sah die beiden und erstarrte. Ludwig und Paulinchen bedeuteten ihm, ruhig zu sein. Sie hielten ihren Zeigefinger auf ihren Mund. Komischerweise hielt er sich daran.

Paulinchen flüsterte: „Ludwig, sing dein Lied: ‚Schlaf schön kleines Lineal‘ Ändere es einfach in ‚Schlaf schön, mein Tintenkiller!‘‘‘ Der Sänger sang, Paulinchen konnte eine zweite Stimme dazu singen und der Wächter schlief wieder ein.

Schnell holten sich die beiden die Schlüssel für den Turm und wollten die Lineale befreien. Sie öffneten die Tür und erblickten Hunderte von schlafenden Linealen. Sie kicherten und begannen, alle zu wecken. Die Lineale bedankten sich und lobten, wie schön der Gesang der beiden gewesen sei. Als alle draußen an der frischen Luft waren, gröhlten sie vor lauter Befreiungsfreude.

Der Wächter wurde wach, sah aber, dass er keine Chance gegen all diese fröhlichen Lineale hatte und ging, ganz freiwillig, in den Turm. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Ihr beiden solltet nur noch zu zweit singen. Das klingt sehr schön!“

Und obwohl es die Lineale eilig hatten, wieder in ihr Heimatland zu kommen, sangen Ludwig und Paulinchen noch ein Aufmunterungslied für den Tintenkiller. Es war ein gerade ausgedachtes Friedenslied und forderte auf, dass sich Tintenkiller und Lineale vertragen sollten.

Der gefangene Wächter rief nach draußen: „Ich werde alles dafür tun, dass unsere beiden Völker Freunde werden!“

Da ließen sie den Tintenkiller frei. Sie umarmten sich alle. Erstens, weil sie so froh waren und zweitens, weil es natürlich toll ist, wenn man sich versteht und Frieden schließen kann. Der Wächter machte sich auf in seine Hauptstadt zum König und die anderen begaben sich in Richtung Grenze. Auch wenn es ganz toll klang, was der Tintenkiller gesagt hatte, gingen sie doch lieber auf Nummer sicher und wollten dieses Land schnell verlassen. Ganz ohne Probleme und Abenteuer an der Grenze angekommen, verabschiedeten sich die Freunde. Paulinchen und Ludwig wollten Urlaub im Radiergummiland machen und die anderen natürlich nach Hause gehen. Schließlich waren sie eine lange Zeit im Turm gefangen gewesen.

Kurzum: ein glückliches Ende des Märchens ist erreicht, das ich euch eben habe dargereicht!

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie auch heute noch in Frieden.

Das Märchen vom Abenteuer des Teelöffels und der Maus

Es war einmal ein Teelöffel, der war es leid, immer Tee, Kaffee und Kakao umzurühren. Was er auch nicht mochte, war, wenn sich Haferflocken auf ihm breitmachten, die dann ganz furchtbar eintrockneten. Er hatte die Nase voll, anderen zu dienen. So sagte er sich eines Tages: „Ich mache mich auf in die Welt, ich möchte Abenteuer erleben. Und vielleicht treffe ich auch eine interessante Teelöffelin!“

Er begab sich zu seinen Eltern, einem Suppen- und einem Joghurtlöffel und sagte: „Liebe Eltern, mich zieht es in die Welt. Lasst mich gehen. Ich werde euch immer lieben!“ Der Teelöffel, der übrigens Thomas hieß, hatte es so überzeugend und mit Feuer gesagt, dass die Eltern nur nickten, ihm Reiseproviant mitgaben und ihm am Rande der Besteckschublade ein sanftes „Auf Wiedersehen“ zuriefen.

„Bleib gesund“, flüsterte die Mama, der Joghurtlöffel, noch, bevor sie ein Tränchen verlor.

Der Vater jedoch dachte: „Hoffentlich gerät er nicht in einen Geschirrspüler, er ist so zart und aus Silber. Dort würde es ihm nicht gutgehen.“

Thomas, der Teelöffel, dachte an keine Gefahren. Er sprang mutig vom Küchenschrank und zu einem Mauseloch, das sich unter dem Schrank befand.

Dort traf er auf seine Freundin Tarina, die Maus, die hier alleine lebte. Sie hatte es sich sehr schön eingerichtet. Ein rotes Sofa, ein gemütliches Bett und ein schicker Sessel unter einer Stehlampe. Dort saß Tarina am liebsten und las in einem ihrer Märchenbücher von blauen Adlern, Prinzessinen und Hexen.

Als Thomas die Mauselochwohnung betrat, kochte sich Tarina gerade einen leckeren Tee. Als sie ihren Teelöffelfreund erblickte, freute sie sich und bot ihm eine Tasse an. „Keine Angst, mein Freund“, sagte sie scherzhaft, „du musst ihn auch nicht umrühren.“

„Haha“, erwiderte Thomas auf ihren Witz und wurde ernst, „liebe Tarina, ich bin gekommen, um Adieu zu sagen! Ich werde in die Welt ziehen!“

Die Maus goss zwei Tassen Tee ein und setzte sich mit Thomas an den Küchentisch. Dann nahm sie einen Brief, der an diesem Morgen mit der Vogelpost gekommen war, und gab ihn mit der Aufforderung, ihn zu lesen, an Thomas.

Der wunderte sich, nahm den Brief dennoch und las ihn laut vor: „Meine liebe Tarina, ich habe mich lange nicht bei dir gemeldet, was mir sehr leid tut. Ich war ganz, ganz und nochmal ganz lange unterwegs. Ich bin durch die halbe Welt gereist und habe viele Abenteuer erlebt. Von denen möchte ich dir unbedingt erzählen. Allerdings bin ich so müde von all den Reisen, dass ich mich nicht mehr von der Stelle rühren möchte. Hast du Lust, zu mir zu kommen? Ich befinde mich am Ende der Welt, so weit bin ich gegangen, gefahren, geflogen und geschwommen. Was meinst du? Ich freue mich auf dich, dein Bruder Tarimo.“

Thomas ließ den Brief sinken, während Tarina süßlich lächelte. Der Teelöffel verstand nicht, was sie damit sagen wollte. Also hob sie an zu sprechen: „Mein lieber, lieber Freund, siehst du es denn nicht? Du möchtest in die Welt ziehen. Mein Bruder wohnt am Ende dieser Welt und ich möchte ihn besuchen. Wir ...“ „... gehen zusammen“, vollendete Thomas freudestrahlend den Satz der Maus. Dann tanzten sie vor lauter Glück wild durch Tarinas Wohnung. Das war so laut, dass Thomas Eltern sie hörten. Sie waren aus der Besteckschublade gehüpft und schauten nun vorsichtig in Tarinas Wohnung hinein.

Als Thomas sie erblickte, rief er voller Freude: „Ihr müsst euch keine Sorgen mehr um mich machen!“

„Du gehst nicht in die weite Welt?“, mutmaßte Thomas Mama voller Hoffnung.

Der Teelöffel umarmte seine Mutter und sagte: „Doch, liebe Mama, aber nun weiß ich, dass meine allerbeste Freundin Tarina mitkommt. Sie besucht ihren Bruder!“ Nun waren der Vater und die Mutter zumindest ein bisschen beruhigt.

Sie mochten die Maus sehr. Die meldete sich gerade zu Wort: „Und jetzt feiern wir großen Abschied!“

Und wirklich: Sie feierten, tanzten, sangen und erzählten die halbe Nacht. Dann gingen Mutter- und Vaterlöffel in ihre Besteckschublade, während die Maus ihren Rucksack mit all den wichtigen Dingen packte, die sie für die Reise brauchte. Thomas war im Sessel eingeschlafen. Er träumte von Abenteuern mit Riesen, Drachen und Zauberern.

Am nächsten Morgen wurde er von Tarina geweckt. Die stand reisefertig vor ihm: „Frühstücken können wir unterwegs. Ich habe einen leckeren Grießbrei gekocht. Lass uns loslaufen, die ganze Welt wartet auf uns.‘‘

Thomas freute sich über den Tatendrang seiner Freundin und sprang auf die Beine. „Los geht es!“, rief er und schon waren sie draußen vor der Tür. Sie marschierten einfach immer der Nase nach in Richtung des großen Waldes. Von oben winkten traurig ein Joghurt- und ein Suppenlöffel zum Abschied, was unsere Abenteurer aber nicht mitbekamen.

Ein paar Stunden waren sie schon unterwegs, als sie einen Riesendrachenzauberer erblickten. Er stand mitten im Wald und ragte ab seinem Bauch über die Baumwipfeln empor.

Thomas sagte zu Tarina: „Ich habe von Riesen, Drachen und Zauberern geträumt. Dass sie alle in einem Wesen zusammen auftauchen, kommt ganz schön unerwartet!“

Die Maus dachte nur: „Mmh, das erste Abenteuer steht uns wohl bevor. Vielleicht ist es aber auch ganz nett, dieses Geschöpf. Auch wenn es als Drache auf zwei Beinen mit einem Zauberhut auf dem Kopf sehr furchteinflößend scheint.“

Plötzlich hörten sie eine sehr laute Stimme rufen: „Wo ist nur mein Zauberstab? Er muss mir irgendwo abhanden gekommen sein. Der Wald ist hier aber auch zu vollgestellt mit Bäumen. Ich komme nicht auf den Boden und kann dort nicht suchen. Dann muss ich wohl ein paar Bäume ausrupfen, was ich nicht gerne tue, da ich jedes einzelne Lebewesen achte!“

Die Maus schaltete schnell. Sie wetzte los, einen Baumstamm hinauf und blitzschnell saß sie im Wipfel des Baumes. Jetzt krabbelte sie am Körper des Drachen empor und schaute dem Zauberer flugs ins Gesicht. Tarina war ganz außer Atem.

Das merkte der Riese und sprach sie ruhig an: „Du bist wohl schnell von unten nach oben zu mir gerannt! Was kann ich für dich tun?“

Die Maus dachte: „Er ist wirklich nett!“ Laut sagte – oder eher brüllte – sie: „Du musst nichts für mich tun. Mein Freund Thomas, der Teelöffel, und ich, die Maus Tarina, wollen dir deinen Zauberstab suchen!“

Freundlich lächelnd antwortete der Drachenriesenzauberer: „Das ist sehr, sehr nett von euch! Weißt du was, ich könnte euch sogar suchen helfen. Ich hatte ja ganz vergessen, dass ich ein Zauberer bin. Der übrigens, entschuldige mein unhöfliches Benehmen, Ben Nakutalis Frentosasa heißt. Ich könnte mich also in ein kleines Wesen verwandeln. Dummerweise habe ich meinen Zauberstab nicht. Deswegen freue ich mich sehr, dass ihr mir helfen wollt. Dafür habt ihr, wenn ihr ihn gefunden habt, drei Wünsche frei.“

Tarina antwortete: „Wir würden dir auch ohne die drei Wünsche helfen, aber danke dir! Ich werde mal hinunterrasen, um mit Thomas deinen Zauberstab zu suchen. Tschühüüß!“

Bevor Ben Nakutalis noch etwas sagen konnte, war Tarina schon verschwunden. Geduldig blieb er einfach zwischen den Bäumen stehen und gönnte sich ein kleines Schläfchen. Ja, er hatte die Gabe, einfach so im Stehen schlafen zu können.

Tarina rannte an Bens langem Körper hinunter und musste scharf bremsen, damit sie nicht mit Thomas zusammenstieß. Der erschreckte sich zwar etwas, aber dann lachten beide. Nachdem die Maus ihrem Freund alles berichtet hatte, begann die Suche nach dem Zauberstab. Dazu mussten sie den Weg verlassen und in das dichte Unterholz und Dickicht des Waldes eintauchen. Sie nahmen sich bei der Hand, um sich nicht zu verlieren.

Doch plötzlich flog mit rasendem Tempo ein Tannenzapfen von oben auf die beiden zu. Tarina hatte es noch erkannt und schrie: „Vorsicht!“

Also ließen sie sich doch los und liefen voller Panik auseinander. Es war so dunkel in diesem Teil des Waldes, dass sie sich auch durch lautes Rufen nicht wiederfanden. Betrübt gingen sie getrennt weiter. Einerseits, um den Zauberstab zu finden, andererseits um den Weg wieder zu finden. Beide waren sehr unglücklich, den anderen verloren zu haben.

kam

Die Wiedersehensfreude zwischen Thomas und seinen Eltern war kaum zu beschreiben.

Er blieb einige Wochen bei ihnen, doch dann zog es ihn zu seiner Liebsten. Die Eltern hatten dafür Verständnis und ließen ihn ziehen. Tarina kam mit. Zur großen Hochzeit in Theelepel und zur Eröffnung des Käseladens sahen sich alle wieder.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben die drei heute noch in der wundervollen und tollen Hauptstadt des Teelöffellandes .