image

Ulrike Boldt

Traumberuf Schauspieler

Der Wegweiser zum Erfolg

Henschel

www.henschel-verlag.de

www.seemann-henschel.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-89487-745-3

© 2006 Henschel Verlag in der Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Leipzig 4., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage 2011

Die Verwertung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar.

Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.

Die Schreibweise entspricht den Regeln der neuen Rechtschreibung.

Umschlaggestaltung: Ingo Scheffler, Berlin

Titelbild: Franka Potente und Moritz Bleibtreu in Lola rennt von Tom Tykwer, © ullstein – KPA

Lektorat: Sabine Bayerl

Gestaltung: Grafikstudio Scheffler, Berlin

Inhalt

Vorwort

Anforderungen

Kleiner Test – Tauge ich zum Schauspieler?

Erste Schritte

Was kann ich tun, wenn ich für die Schauspielschule noch zu jung bin?

Wo kann ich mich auf der Bühne ausprobieren?

Gibt es Schauspielunterricht speziell für Kinder und Jugendliche?

Was ist der Unterschied zwischen einer Castingagentur und einer Schauspielagentur?

Wie bewerbe ich mich bei einer Agentur für Kinder und Jugendliche?

Wie lange darf ich als Kind oder Jugendlicher arbeiten?

Was mache ich, wenn ich zu alt für eine Ausbildung bin und trotzdem gerne im Fernsehen oder Theater auftreten möchte?

Schauspielschulen

Was ist der Unterschied zwischen einer privaten und einer staatlichen Schauspielschule?

Was macht eine gute Schauspielschule aus?

In welchen Städten gibt es staatliche Schauspielschulen?

Die Aufnahmeprüfung

Welche Aufnahmekriterien haben die staatlichen und privaten Schulen?

Wie bereite ich mich auf die Prüfung vor?

Mit welchen Rollen kann ich mich auf den Eignungstest vorbereiten?

Welche Anforderungen stellt die Prüfungskommission bei der Aufnahmeprüfung?

Die Ausbildung

Was lerne ich konkret auf einer Schauspielschule?

Wann darf ich mich das erste Mal auf der Bühne oder vor der Kamera ausprobieren?

Wie sieht mein letztes Ausbildungsjahr aus und welche Bedeutung hat das Abschlussvorsprechen?

Arbeitsbereiche für Schauspieler

Was erwartet mich nach der Schauspielschule?

Wie übe ich meinen Beruf professionell aus?

Wo kann ich als Schauspieler arbeiten?

a. Bereich Theater

b. Bereich Film und Fernsehen

c. Bereich Sprecher

Agenten, Agenten

Wie sieht der Alltag eines Casting Directors aus?

Wie bringe ich mich bei Casting Directors in Erinnerung?

Was ist die ZAV (früher ZBF)?

Wie arbeitet eine private Schauspielagentur?

Wie finde ich eine Schauspielagentur?

Was erwartet die Agentur vom Schauspieler, und was kann ein Schauspieler von einer Agentur erwarten?

Was leistet eine PR-Agentur?

Wie organisiere ich mich am besten bei Film und Fernsehen, wenn ich keine Agentur finde?

Bewerbungen

Wie sieht eine gute Bewerbung für das Theater aus? (Anschreiben, Vita, Fotos)

Wie und wo bekomme ich Informationen über Vakanzen am Theater?

Wie sieht eine gute Bewerbung für Film und Fernsehen aus? (Anschreiben, Vita, Fotos, Demoband)

Wie und wo muss ich mich im Internet präsentieren?

Kann ich mich auch per E-Mail bei einem Caster bewerben?

Wie sieht eine gute Bewerbung als Sprecher aus?

Vorsprechen, E-Casting, Casting und Vorstellungstermin

Das Vorsprechen am Theater

Das E-Casting

Das Casting für Film und Fernsehen

Das Casting für Werbung

Das persönliche Vorstellungsgespräch bei Castern

Die Zeit zwischen den Engagements

Wo kann ich mich über Castings und die Entwicklung der Medien- und Theaterbranche informieren?

Fortbildung, Coaching, Work-outs und Netzwerke

Rund ums Geld: Von BAföG bis Versicherungen – was ist was?

BAföG, Krankenversicherung, Künstlersozialkasse, Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten, Pensionskasse, Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger, Versorgungsanstalt der deutschen Bühnen, Steuern

Wie bin ich bei Arbeitslosigkeit finanziell abgesichert?

Anhang

Adressen

1. Staatliche Schauspielschulen

2. Informationen zum Studiengang Schauspiel an deutschsprachigen staatlichen Schauspielschulen

3. Private Schauspielschulen

4. Casting Directors

5. Schauspielagenturen

6. Schauspielagenten der ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit)

7. Sychronstudios

8. Schauspielschulen für Kinder und Jugendliche

9. Theater mit festem Ensemble

10. Internetseiten

Vorwort

Fast täglich erreichen mich in meiner Schauspielagentur Anfragen junger Menschen, die gerne Schauspieler werden möchten. Sie suchen Rat, möchten wissen, wie sie den Berufseinstieg bewerkstelligen können, und bitten um Aufnahme in meine Agentur.

Da mir leider oft die Zeit fehlt, jedem Einzelnen von ihnen ausführlich zu antworten, habe ich mich dazu entschlossen, Wege in diesen Beruf in einem Ratgeber darzustellen: Wie werde ich ein professioneller Schauspieler? Welche Ausbildung ist für mich die richtige? Worauf muss ich bei der Wahl der Schauspielschule achten? Wo muss ich mich mit welchen Unterlagen bewerben? Welche Arbeitsbereiche (Theater, Film, TV, Synchron, Funk, Moderation und Werbung) kommen für mich in Frage? Wie bewerbe ich mich nach der Schauspielschule erfolgreich bei Casting Directors, Schauspielagenten und Theaterintendanten? Was ist ein E-Casting? Und wie kann ich die Zeit sinnvoll nutzen, wenn ich gerade kein Engagement habe?

Um all diese Fragen möglichst umfassend zu beantworten, habe ich viele Schauspieler und Schauspielschüler, Casting Directors, Agenten, Redakteure, Regisseure, Theaterintendanten, Schauspiellehrer und Direktoren von Schauspielschulen zu Rate gezogen. Und sie alle haben ihr Wissen für dieses Buch zur Verfügung gestellt und erklären hier, was nötig ist, um ein guter und erfolgreicher Schauspieler zu werden.

Traumberuf Schauspieler richtet sich mit vielen praktischen Tipps sowohl an junge Leute, die Interesse am Schauspielerberuf haben, als auch an Schauspielschüler oder fertig ausgebildete Akteure, die erfahren wollen, wie sie ihre Karriere planen und sich in der Film-, Fernseh- und Theaterlandschaft behaupten können.

Ulrike Boldt, im Januar 2011

Anforderungen

Glamour, eine Menge Geld und Berühmtheit – daran denken viele junge Menschen, wenn sie sich den Traumberuf Schauspieler vorstellen. Kaum ein Beruf weckt derartig trügerische Hoffnung wie der des Schauspielers. Aber was bedeutet es wirklich, sein Geld mit der Schauspielerei zu verdienen? Was für psychische und körperliche Voraussetzungen werden benötigt, um diesen Beruf zu erlernen und auszuüben?

Eins jedenfalls ist sicher: Der Beruf des Schauspielers bietet wenige Sicherheiten, und das Risiko, arbeitslos zu werden, ist groß.

Folgende Eigenschaften zählen zu den Grundvoraussetzungen:

Und dann ist da noch der Faktor Glück. Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, lässt sich nicht erzwingen, manchmal ist aber genau das nötig. Wer zu Bequemlichkeit neigt und davon ausgeht, dass er für seinen Erfolg nichts tun muss, dass er nach der Ausbildung nicht mehr an sich arbeiten muss und dass das Publikum nur auf ihn wartet, sollte sich besser einen anderen Beruf suchen.

»Grundvoraussetzung für den Beruf des Schauspielers ist der unbedingte, eiserne Wille, diese Tätigkeit ausüben zu wollen. Selbstzweifel sind hier fehl am Platz, man muss absolutes Selbstvertrauen in sich und seine Arbeit haben.«

Horst D. Scheel, Casting Director, Köln

Abbildung

Traumberuf: Schauspieler? (Foto: Danny Danisch)

Heute gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz circa 15 000 bis 25 000 Schauspieler. Der Arbeitsmarkt ist mit Darstellern überschwemmt, und selbst eine gute Ausbildung bietet keine Garantie für langfristigen beruflichen Erfolg. Frauen sind dabei besonders im Nachteil, da es weniger Rollen für Frauen als für Männer gibt.

»In der Theaterliteratur gab es schon immer mehr Rollen für Männer als für Frauen. Dieses Ungleichgewicht zieht sich durch die ganze Laufbahn einer Schauspielerin. Es bewerben sich zwar mehr Mädchen als Jungen an den Schauspielschulen, es werden aber weniger Mädchen aufgenommen. An den Theatern werden weniger Frauen benötigt und auch bei Film und Fernsehen ist dies zu beobachten. Generell werden immer 2/3 Männer und nur 1/3 Frauen benötigt.«

Willi Händler, ZAV (früher ZBF)

Der Alltag eines freiberuflich arbeitenden Schauspielers ist geprägt von Kurzengagements, Castings, Vorsprechen und einzelnen Drehtagen. Schauspieler müssen mit ständig neuen Arbeitgebern und häufigen Wohnortwechseln umgehen können. Immer aus dem Koffer zu leben und eventuell keinen Partner zu finden, der dies auf Dauer mit trägt, kann nach einigen Jahren zu einer großen Belastung werden.

Zwar ist Talent unbedingte Grundvoraussetzung für einen Schauspieler, aber der Beruf erfordert weitaus mehr. Wer sich nicht sicher ist, ob das Arbeitsfeld des Schauspielers tatsächlich das Richtige für ihn ist, sollte ehrlich folgende Fragen beantworten.

Kleiner Test – Tauge ich zum Schauspieler?

  1. Lerne ich leicht und gerne auswendig?
  2. Gehe ich manchmal ins Theater oder ins Kino?
  3. Lese ich gerne literarische Texte und Theaterstücke?
  4. Habe ich schon einmal in der Schule, Gemeinde, Volkshochschule oder in einer freien Gruppe gespielt?
  5. Bin ich körperlich fit, sportlich und widerstandsfähig?
  6. Habe ich eine gute Aussprache ohne Sprachfehler und spreche ich dialektfreies Hochdeutsch?
  7. Bin ich gerne mit anderen Menschen zusammen und teamfähig?
  8. Kann ich mit Kritik und Ablehnung umgehen und bin offen für Verbesserungsvorschläge?
  9. Kann ich mich anderen gut unterordnen?
  10. Kann ich gut auf Menschen zugehen und unbekannte Personen ansprechen?
  11. Kann ich mich gut in die Psyche einer anderen Person hineinversetzen?
  12. Bin ich kreativ, kann gut improvisieren und habe eine große Vorstellungskraft?
  13. Gibt es für mich keinen anderen Beruf als den des Schauspielers?
  14. Habe ich viel Geduld und Stehvermögen und gebe nicht schnell auf, wenn einmal etwas nicht sofort klappt?
  15. Kann ich es aushalten, eine Zeit lang ohne Engagement zu sein, auf Luxus zu verzichten und vielleicht nicht zu wissen, wie ich die nächste Miete bezahlen soll?
  16. Bin ich psychisch stabil und widerstandsfähig?
  17. Kann ich damit umgehen, meinen Partner/meine Partnerin, meine Familie und Freunde nicht zu sehen, da ich oft die Stadt wechseln muss und zeitlich häufig sehr stark in Engagements eingebunden bin?
  18. Komme ich mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen und immer wieder wechselnden Arbeitgebern zurecht?
  19. Kann ich mit einem ungeregelten Tagesablauf umgehen?
  20. Bin ich überdurchschnittlich diszipliniert?
  21. Kann ich mit Konkurrenzkampf gut umgehen?
  22. Kann ich mit Stress gut umgehen?
  23. Bin ich selbstbewusst, zielstrebig, ausdauernd und habe ein großes Durchsetzungsvermögen?
  24. Bin ich attraktiv und achte auf mein Aussehen?
  25. Kann ich als Frau damit leben, dass für es für mich weniger Ausbildungsplätze, Rollen und Engagements gibt, als für Männer?

Wer mehr als sechsmal mit Nein geantwortet hat, sollte sich noch einmal überlegen, ob er wirklich Schauspieler werden möchte oder ob er die Schauspielerei nicht lieber als ein Hobby weiter betreiben will.

Wer zwanzigmal oder öfter mit Ja geantwortet hat, bringt gute Voraussetzungen für den Beruf des Schauspielers mit.

Erste Schritte

Nachdem die Vorraussetzungen, die ein künftiger Schauspieler mitbringen muss, nun geklärt sind, sollte sich jeder die Frage stellen, ob er die Schauspielerei für den einzigen Beruf hält, den es sich für ihn auszuüben lohnt.

Ist tatsächlich der innere Drang vorhanden, Zeit und Energie zu investieren, um diesem Ziel näher zu kommen? Wie sieht es mit Disziplin und Fleiß aus?

Und vor allem: Wie ist es um das Talent bestellt?

Die Einschätzung, ob ein Schauspieler Begabung besitzt, ist eine weitgehend subjektive. Der eine Intendant oder Casting Director hält einen Akteur für herausragend begabt, der andere wiederum findet sein Talent nur mittelmäßig.

Also muss jeder zunächst einmal selbst von der eigenen Begabung überzeugt sein und diese auch »verkaufen« können. Wer Angst hat, aus sich herauszugehen, und nicht in der Lage ist, andere Personen und ihre Gefühle mitreißend, glaubwürdig und überzeugend darzustellen, kann als Schauspieler langfristig nicht bestehen.

Neben dem Talent ist das Handwerk und damit verbunden die Schauspielausbildung ausschlaggebend. Sicher gibt es Schauspieler, die nie eine Schauspielschule besucht haben und trotzdem erfolgreich sind. Aber dies sind und bleiben Ausnahmen. Wer dauerhaft erfolgreich als Schauspieler arbeiten möchte, muss nach der mittleren Reife oder dem Abitur eine dreibis vierjährige solide Ausbildung absolvieren, sonst kommt auch ein großes Talent sehr schnell an seine Grenzen und kann sich nicht ausreichend entfalten.

Was kann ich tun, wenn ich für die Schauspielschule noch zu jung bin?

Es ist sinnvoll, sich schon vor der Schauspielschule auszuprobieren und erste Erfahrungen auf einer Bühne zu sammeln. Gelegenheiten, Theater zu spielen, gibt es viele. So hat fast jede Schule eine Theater AG. Und diese AGs sind hervorragend geeignet, um das Talent zu erproben, um in verschiedene Rollen zu schlüpfen und um herauszufinden, wie es ist, auf einer Bühne zu stehen und das Lampenfieber zu spüren.

Abbildung

Aufführung der Theatergruppe »The Wild Bunch« (Foto: Günter Danisch)

Außerdem haben beinahe alle städtischen Volkshochschulen Theaterkurse, Schauspiel- und Gesangsunterricht oder Stimmtraining im Programm. Der Vorteil der Volkshochschulen ist, dass sie sehr preisgünstig sind.

Und vielleicht gibt es zudem eine Laientheatergruppe in der Gemeinde oder im Stadtteil, die sich über Nachwuchs freut. Darüber hinaus bieten die Stadtzeitungen und Kulturteile der Tageszeitung einen guten Überblick darüber, welche Theatergruppe gerade in der freien Theaterszene ein neues Stück aufführt. Diese Vorstellung sollte man dann besuchen und die Beteiligten ansprechen. Selbst wenn einem bei der nächsten Produktion nicht sofort eine Rolle angeboten wird, kann man möglicherweise bei der Regie hospitieren oder soufflieren und auf diese Weise Erfahrungen sammeln.

Außerdem sollte jeder, der diesen Beruf ergreifen möchte, viele dramatische Werke lesen und sich immer wieder gute Theateraufführungen beziehungsweise gute Spielfilme ansehen, um sich von den Schauspielern inspirieren zu lassen und von ihnen zu lernen.

Wo kann ich mich auf der Bühne ausprobieren?

Wer in einer größeren Stadt mit einem eigenen Stadt- oder Staatstheater lebt, kann versuchen, dort als Statist zu arbeiten. Beinahe in jedem Stück werden Komparsen, also Leute, die stumme, kleine Rollen spielen, gesucht.

Immer wieder gibt es zudem Theaterstücke, für die Kinder und Jugendliche gesucht werden. Voraussetzung ist die Erlaubnis der Eltern, der Schule, eines Arztes und des Jugendamtes.

Da man zumindest bei den Haupt- und Generalproben auch vormittags proben muss, sollte der begeisterte Nachwuchs gut in der Schule sein, damit diese den Schüler bedenkenlos für die Proben freistellt.

Weil Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre noch unter das Jugendarbeitsschutzgesetz fallen, dürfen sie nur zeitlich begrenzt auf einer Theaterbühne stehen, also proben und bei einer Aufführung mitmachen.

»Die Bühnen Köln arbeiten bei Kindern und jungen Jugendlichen immer mit einer Dreifachbesetzung. Das heißt, es gibt drei Kinder, die sich eine Rolle teilen, sodass kein Kind zu oft auf der Bühne steht. So ist man natürlich immer auf der Suche nach jungen Menschen, die Lust haben, auf der Bühne zu stehen, die zuverlässig sind und deren Eltern das unterstützen. Als Bewerbung reicht ein Foto mit Angaben zum Alter, Größe und Telefonnummer.«

Madlen Thiemann, ehemalige Leiterin der Statisterie bei den Bühnen Köln

Ein großes Theater wird einem Komparsen keine Sprechrollen übertragen, aber er kann Theaterluft schnuppern, den Profis bei der Arbeit zusehen und dabei lernen sowie nicht zuletzt verbilligte Theaterkarten erhalten – lauter gute Gründe für die Statistentätigkeit.

Die Aufwandsentschädigung für Komparserie ist von Theater zu Theater unterschiedlich. Manche Theater zahlen fünf Euro für zwei Stunden Probe und sechzehn Euro pro Vorstellung, andere weitaus mehr. Wer den Job allerdings wegen des Geldes machen will, ist hier fehl am Platz. Wer an einer Statistenrolle interessiert ist, ruft am besten in der Zentrale des Theaters an, fragt nach dem Namen des Leiters der Statisterie und schickt eine Bewerbung an ihn.

Immer mehr Stadt- und Jugendtheater bieten außerdem Projekte für Jugendliche an, die Lust haben, den Theaterbetrieb näher kennen zu lernen. In diesen Theaterclubs wird kostenloser Unterricht erteilt, improvisiert und unter professioneller Anleitung eine Aufführung erarbeitet. Interessierte haben hier die Möglichkeit, das Theater von innen heraus kennen zu lernen und sich in den Bereichen Bühnenbild, Kostüm, Dramaturgie, Musik, Schauspiel, Licht, Tanz, Organisation und Fotografie auszuprobieren.

Wer nicht weiß, ob das Theater in der Nähe Projekte für Jugendliche anbietet, geht am besten auf die jeweiligen Internetseiten oder ruft im Theater an und lässt sich mit der Pressestelle oder Öffentlichkeitsarbeit verbinden. Manche Theater haben für ihren Jugendclub so viele Bewerbungen, dass sie sogar Castings veranstalten müssen, an anderen Projekten wiederum kann man ohne Vorsprechen teilnehmen.

»Ich habe über einen Flyer vom Jugendclub erfahren. Da sich sehr viele Leute beworben haben, gab es eine richtige Aufnahmeprüfung mit einer selbst gestalteten zweiminütigen Performance, Improvisationen und Übungen. Es ist ganz toll, hier zu sein. Schon alleine der Geruch im Theater ist etwas Besonderes für mich.«

Mariama Jalloh, 19 Jahre alt, Abiturientin

Gibt es Schauspielunterricht speziell für Kinder und Jugendliche?

Immer öfter gründen sich in größeren Städten Schauspielschulen speziell für Kinder und Jugendliche. Diese Einrichtungen bieten Kurse an, in denen professionelle Lehrer den Schülern die Grundlagen von Schauspiel, Gesang, Tanz, Improvisation, Sprache, Körperbeherrschung, Kameraarbeit und Interviewtraining näher bringen. Oft vermitteln diese Schulen auch talentierten Nachwuchs für Film und Fernsehen oder sind an eine Schauspielagentur angeschlossen.

Es ist wichtig, die Seriosität der Schule und der Lehrer zu prüfen und eine kostenlose Probestunde mitzumachen.

»Die Lehrer müssen in jeder Hinsicht Profis sein. Sie müssen die Kinder ernst nehmen und sie begeistern können. Wichtig ist auch, dass die Schauspiellehrer die angeborene, unverfälschte Natürlichkeit der Kinder nicht unterdrücken, sondern fördern.«

Silvana Liebich, Next Generation Schauspielschule & Agentur, Berlin

Der Spaß am Spielen sollte immer an erster Stelle stellen, wenn ein Kind den Wunsch verspürt, Schauspielunterricht zu nehmen.

»Wichtig ist es, dass die Kinder von sich aus kommen und nicht, weil die Eltern aus ihnen gerne Stars machen möchten. Die Kinder sollen Spaß am Spielen, Singen und Tanzen haben, das ist die Grundvoraussetzung.«

Michele Huesmann, kids on stage, Düsseldorf

Was ist der Unterschied zwischen einer Castingagentur und einer Schauspielagentur?

Eine Castingagentur hat mehrere tausend professionelle Schauspieler in ihrer Kartei. Sie bekommt von einer Filmproduktion oder einem Sender den Auftrag, für einen Film oder eine Serie die Rollen zu besetzen. Das heißt, sie schlägt der Produktion mehrere Schauspieler für die jeweiligen Rollen vor. Aus diesen Vorschlägen werden dann in Frage kommende Kandidaten zum Casting eingeladen, oder Produzent, Regisseur und Redakteur schauen sich deren Demobänder an.

Schauspielagenturen hingegen betreuen nur eine kleine Anzahl von Akteuren – meist zwischen 10 und 50 Schauspieler. Schauspielagenten werden ihrerseits von den Castingagenturen angefragt und schicken daraufhin ihre Schauspieler zu einem Casting oder versenden ein Demoband des Darstellers. Wenn ein Schauspieler schließlich die Rolle bekommt, verhandelt die Schauspielagentur die Gage, prüft den Vertrag und erhält dafür in der Regel vom Schauspieler eine Provision zwischen 10 und 15 Prozent der Bruttogage.

Eine gute Schauspielagentur ist wichtig, weil sie Kontakte zur Branche unterhält, die der Anfänger normalerweise nicht hat. Die Agentur weiß, welcher Casting Director zurzeit welchen Film besetzt, und wird versuchen, ihren Schauspielern in diesen Projekten eine Rolle zu verschaffen.

Doch Achtung: Finger weg von einer Schauspiel- oder Castingagentur, die Geld dafür verlangt, dass sie den Interessenten in ihre Kartei aufnimmt und vermittelt. Agenturen, die sich 75 Euro dafür bezahlen lassen, dass sie Fotos vom Bewerber machen und diese ins Internet stellen, sind zum Großteil unseriös. Wenn eine Agentur auf diesem Wege mehrere hundert Schauspieler über das Internet anbietet, liegt der Gedanke nicht fern, dass sie ihr Geld allein durch die Aufnahmegebühr verdient und nicht durch die Vermittlung an Filmproduktionen.

Eine Recherche im Internet über die Agentur ist immer sinnvoll, bevor man sich bewirbt. Bei einer Agentur, die keinen Internetauftritt vorweisen kann, ist Misstrauen geboten.

Außerdem darf die Agentur keine Verträge anbieten, die den Klienten länger als ein Jahr ohne Kündigungsmöglichkeit binden. Provisionsforderungen über 18 Prozent sind laut der Vermittler-Vergütungsverordnung (VVVO) nicht gestattet.

»Seriöse Nachwuchsagenturen haben immer ein Büro und schlagen ihre Zelte nicht in irgendwelchen Hotels auf. Man muss bei einer seriösen Agentur nichts für die Aufnahme in die Kartei bezahlen, und eine gute Agentur achtet auch sorgfältig darauf, dass die Kinder nicht verheizt werden.«

Michele Huesmann, kids on stage, Düsseldorf

Ein weiteres Qualitätsmerkmal für eine gute Schauspielagentur, über die reine Vermittlung hinaus, stellt eine intensive Betreuung dar. Professionelle Agenturen haben nur eine begrenzte Anzahl von Klienten in ihrer Obhut und produzieren mit dem Schauspieler zusammen ein Videoband, verschicken die Fotos und beraten bei Fragen und Problemen. Daneben haben sie viele Erfahrungen mit der Medienbranche und wichtige Kontakte zu ihren Auftraggebern.

In der Regel nehmen Casting- und Schauspielagenturen nur Schauspieler mit einer abgeschlossenen Schauspielausbildung auf. Inzwischen gibt es aber daneben viele Agenturen, die ausschließlich Kinder und Jugendliche vermitteln und gleichzeitig auch Castings durchführen. Kinder und Jugendliche, die bereits Theatererfahrungen gesammelt haben, können sich bei einer dieser Agenturen bewerben. Sie sollten sich allerdings im Vorfeld im Internet einen Eindruck von der Agentur verschaffen.

Wie bewerbe ich mich bei einer Agentur für Kinder und Jugendliche?

Eine aussagekräftige Bewerbung erhöht die Chancen, in eine Agentur aufgenommen zu werden. Jugendliche, die jünger aussehen, als sie sind, haben dabei immer einen Vorteil, denn sie dürfen theoretisch schon mehr Stunden am Tag drehen als jüngere Kinder – für die Filmproduktion bedeutet dies eine Erleichterung bei der Erstellung des Drehplans.

Bevor eine Bewerbung verschickt wird, sollte telefonisch nachgefragt werden, ob die Unterlagen postalisch oder via E-Mail gewünscht werden.

Die Bewerbung sollte Folgendes beinhalten:

»Wir bekommen jede Woche viele Bewerbungen von Kindern und Jugendlichen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Bewerbung auffällt und einen neugierig macht. Ich will schon an der Bewerbung sehen, da ist einer, der kreativ ist, der sich anstrengt und der wirklichen Einsatz zeigt. Uns ist es schon wichtig, dass das Kind oder der Jugendliche bereits irgendwo Erfahrungen gesammelt hat. Das kann zum Beispiel die Theater AG in der Schule sein. Dann möchte ich Fotos sehen, die mich neugierig machen. Das kann ruhig ein guter Schnappschuss sein, der von Freunden oder von der Familie gemacht wurde. Hauptsache ist, ich kann auf dem Foto die Person gut erkennen und das Gesicht wird nicht durch Haare oder Hände verdeckt. Immer ganz toll ist es natürlich, wenn der Bewerber ein selbst gemachtes Demoband mitschickt. Da reichen ein paar Minuten, in denen er sich vorstellt und vielleicht ein, zwei Szenen spielt, wo ich ihn in verschiedenen Rollen sehen kann. Wenn jemand noch keine 16 Jahre alt ist, soll er mir auf jeden Fall schreiben, dass die Eltern mit der Bewerbung einverstanden sind. Sollte mir die Bewerbung gefallen und ich diesen Typus auch noch nicht in unserer Nachwuchsagentur vertreten haben, lade ich ihn zum Kennenlernen ein.«

Maria Schwarz, Agentur zur Vermittlung von Jungschauspielern, Köln

Wer von der Agentur zu einem Vorstellungstermin eingeladen wird, kann sehr stolz sein. Und wenn die Agentur den Jungschauspieler dann noch in ihre Kartei aufnimmt und Castern vorschlägt, ist schon ein großer Schritt getan. Vor lauter Freude sollte jedoch nicht versäumt werden, den Vertrag mit der Agentur sorgfältig zu prüfen.

Im März 2008 hat sich der Verband Deutscher Nachwuchsagenturen gegründet. Unter www.vdna-film.de finden sich viele Informationen über seriöse Agenturverträge.

»Man sollte auf seinen Bauch hören. Eine gute Agentur führt ein persönliches, langes Gespräch mit Eltern und Nachwuchs und erklärt die weitere Vorgehensweise, sich bietende Möglichkeiten und lässt keine Frage unbeantwortet. Eine Aufnahmegebühr ist unseriös. Bei Aussagen wie: ›Ich mache aus dir einen Star‹, würde ich immer kritisch sein und lieber die Finger davon lassen.

Unsere Agentur führt in Abständen agenturinterne Castings für Mädchen und Jungen zwischen 4 und 16 Jahren durch. Dafür muss man sich mit aussagekräftigen Fotos bewerben. Was wir nicht mögen ist, wenn jemand Posen auf den Bildern zeigt. Aussehen interessiert uns nicht so sehr wie Spielfreude, Phantasie, Natürlichkeit, Selbstbewusstsein und ernsthaftes Interesse am Schauspiel – das testen wir beim Casting.

Wenn uns jemand auffällt und wir ihn nach dem persönlichen Gespräch in die Agentur aufnehmen, lassen wir professionelle Fotos und bei Filmerfahrung ein Demoband machen. Diese Kosten trägt zwar der Darsteller, wir bemühen uns jedoch, dass diese Kosten gering sind.«

Silvana Liebich, Next Generation Schauspielschule & Agentur, Berlin

Nach Unterzeichnung des Agenturvertrags darf man nicht enttäuscht sein, wenn nicht sofort die Einladung zu einem Casting ins Haus flattert. Manchmal dauert es einfach etwas länger, bis man seine Chance bekommt. Deshalb sollte man seine Agentur auch nicht mit täglichen Anrufen und Nachfragen behelligen. Dagegen ist es wichtig, die Agentur immer über Neuigkeiten auf dem Laufenden zu halten (Änderung der Adresse oder Frisur, Urlaubstermine) und sich ansonsten erst einmal in Geduld zu üben – auch wenn das manchmal schwer fällt. Wer dann endlich zu einem Casting eingeladen wird, muss seinen Text perfekt beherrschen und sollte geübt haben.

Eine gute Vorbereitung fängt jedoch schon vor dem ersten Castingtermin an: Grundvoraussetzung sind nämlich gute Schulleistungen, damit die Schule die Annahme eines möglichen Rollenangebots überhaupt erlaubt.

Wenn sich allerdings selbst nach mehreren Monaten kein Casting ergeben hat und das Interesse der Caster gering ist, sollte ein Gespräch mit der Agentur geführt und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden.

Jedes Nachwuchstalent mit Schauspielerfahrung kann sich auch ohne Schauspielagentur direkt bei einer Castingagentur bewerben, die Kinder und Jugendliche für ihre Projekte benötigt. Hier gelten dieselben Grundsätze: Eine Bewerbung schicken, die neugierig macht, mit ordentlichen, nicht gestellten Fotos, auf denen man gut zu erkennen ist, und einem Lebenslauf, aus dem hervorgeht, wo man schon Theater- oder Fernseherfahrungen gesammelt hat. Und wer ein kurzes selbst produziertes Video hat, auf dem er sich vorstellt und eine Szene spielt, sollte es der Bewerbung beilegen, denn für den Casting Director ist ein Video sehr hilfreich, um das Talent und die Einsatzmöglichkeiten bewerten zu können.

Wie lange darf ich als Kind oder Jugendlicher arbeiten?

Wenn ein Minderjähriger eine Rolle für ein Theaterstück, einen Film oder eine Werbung angeboten bekommt, müssen zunächst die Eltern, die Schule, ein Arzt, das Jugendamt und die Arbeitsschutzbehörde zustimmen. Es wird dann darauf geachtet, wie viele Stunden das Kind oder der Jugendliche am Tag arbeiten darf. Das Jugendarbeitsschutzgesetz gibt klare Regeln vor, so darf ein Kind zwischen 6 und unter 15 Jahren an 30 Tagen im Jahr zwischen drei und vier Stunden arbeiten. Ein Jugendlicher ab 15 Jahre, der seine Vollzeitschulpflicht absolviert hat, darf sieben Stunden arbeiten; das Limit von 30 Arbeitstagen im Jahr gilt für ihn nicht mehr. Zur Arbeitszeit zählt nicht die für Anreise oder Umbaupausen benötigte Zeit.

Konkret schreibt das Jugendarbeitsschutzgesetz vor:

§2
Kind, Jugendlicher

(1) Kind im Sinne dieses Gesetzes ist, wer noch nicht 15 Jahre alt ist.

(2) Jugendlicher im Sinne dieses Gesetzes ist, wer 15, aber noch nicht 18 Jahre alt ist.

(3) Auf Jugendliche, die der Vollzeitschulpflicht unterliegen, finden die für Kinder geltenden Vorschriften Anwendung.

§6
Behördliche Ausnahme für Veranstaltungen

1. Die Aufsichtsbehörde kann auf Antrag bewilligen, dass bei Theatervorstellungen Kinder über sechs Jahre bis zu vier Stunden täglich in der Zeit von 10 bis 23 Uhr,

2. bei Musikaufführungen und anderen Aufführungen, bei Werbeveranstaltungen sowie bei Aufnahmen im Rundfunk (Hörfunk und Fernsehen), auf Ton- und Bildträger sowie bei Film- und Fotoaufnahmen

a. Kinder über drei bis sechs Jahre bis zu zwei Stunden täglich in der Zeit von 8 bis 17 Uhr

b. Kinder über sechs Jahre bis zu drei Stunden täglich in der Zeit von 8 bis 22 Uhr

gestaltend mitwirken und an den erforderlichen Proben teilnehmen.

§7
Beschäftigung von nicht vollzeitschulpflichtigen Kindern

Kinder, die der Vollzeitschulpflicht nicht mehr unterliegen, dürfen

1. im Berufsausbildungsverhältnis,

2. außerhalb eines Berufsausbildungsverhältnisses nur mit leichten und für sie geeigneten Tätigkeiten bis zu sieben Stunden täglich und 35 Stunden wöchentlich beschäftigt werden.

Was mache ich, wenn ich zu alt für eine Ausbildung bin und trotzdem gerne im Fernsehen oder Theater auftreten möchte?

Schauspielambitionierte, die zu alt sind, um noch eine Schauspielschule zu besuchen, die aber gerne als Laie einmal Theater- oder Fernsehluft schnuppern möchten, können in freien Theatergruppen, an Volkshochschulen oder in der Komparserie am Theater oder bei Film und Fernsehen ihr Talent erproben.

Für Erwachsene gibt es keine rechtliche Begrenzung, wie oft sie als Statist auf der Bühne oder vor der Kamera stehen dürfen. Allerdings muss, wer im Theater als Komparse arbeiten möchte, zeitlich flexibel und zuverlässig sein, darüber hinaus braucht er eine Menge Geduld. Die Theaterproben erstrecken sich in der Regel über fünf bis sechs Wochen; sie finden tagsüber zwischen 10 und 15 Uhr sowie abends wieder ab 17 Uhr statt. Der Regisseur und der Statistenleiter müssen sich darauf verlassen können, dass die Komparsen immer Zeit haben, wenn ihre Szene geprobt wird.

Wer mehr an der Arbeit vor der Kamera interessiert ist, der kann sein Glück als Komparse bei Film und TV versuchen. Bei vielen Firmen kann man sich im Internet ein Anmeldeformular für Komparsen und Kleindarsteller herunterladen. Zusätzlich benötigen die Vermittler ein Porträt- und ein Ganzkörperfoto. Je aussagekräftiger das Foto ist, umso besser sind die Aussichten, vermittelt zu werden. Auch Angaben über äußerliche Besonderheiten oder spezielle Fähigkeiten sind interessant. Männer zwischen Anfang 30 und Mitte 50 haben immer eine gute Chance, als Komparse einen Job zu bekommen.

Bei Agenturen, die erst einmal Geld für die Aufnahme verlangen, sollte man vorsichtig sein. So ein Vorgehen ist unseriös, da Komparsenvermittler ihr Honorar direkt von der Produktion erhalten, die sie beauftragt hat.

Beim Fernsehen werden Komparsen in der Regel nur tageweise engagiert. Aber auch hier muss der Statist Geduld mitbringen, denn er muss sehr früh am Drehort sein und meist stundenlang warten, bis er einmal durchs Bild laufen darf. Zeitliche Flexibilität ist nötig, da die Vermittlung sehr kurzfristig erfolgt. Dafür erlebt man die Stimmung am Set und lernt nette Leute kennen. Die Tagesgrundgage für Film und Fernsehen liegt bei circa 50 bis 60 Euro.

Eine weitere Möglichkeit, im Fernsehen als Laiendarsteller aufzutreten, ist die Teilnahme an Gerichts-TV-Formaten. Produktions- und Castingfirmen wie zum Beispiel die Kölner Firma Filmpool benötigen wöchentlich mehrere hundert Laiendarsteller für ihre Serien. Bei offenen deutschlandweiten Castings werden Textsicherheit, Überzeugungskraft und individuelle Emotionalität getestet. Für Bewerber unter 16 Jahren werden speziell ausgewiesene Kindercastings veranstaltet.

»Unsere Castingtermine kann man im Internet oder in der Tageszeitung erfahren. Man meldet sich dann telefonisch für den Castingtag an, bringt Fotos mit und füllt einen Fragebogen aus. Beim Vorcasting wird geprüft, ob man hinsichtlich Optik, Sprache und Lockerheit für unsere Formate in Frage kommt. Schafft man das Vorcasting, bekommt man eine Rolle in einem fiktiven Fall, wird gebrieft, muss seinen Text lernen und wird dann mit der Videokamera aufgenommen. Unser Castingteam bewertet später alle Bewerber, und wer uns überzeugt hat, wird in unser Archiv aufgenommen. Wichtig für uns sind eine gute Präsenz, Spontaneität, Improvisationstalent, Textsicherheit und Offenheit. Wenn eine Rolle zum Bewerber passt, schlagen wir ihn der Redaktion vor, die dann entscheidet, wer zum Drehen nach Köln kommen darf. Übernachtung und Reisekosten zahlen wir natürlich beim Drehen, die Gage richtet sich nach der Größe der Rolle.«

Margret van Oepen, Leiterin Besetzung Casting, Filmpool, Köln

Übernachtungs- und Reisekosten zahlt die Produktion, die Gage richtet sich nach der Größe der Rolle, liegt aber in der Regel bei 80 bis 200 Euro.

Zwar ist es schön, sich selbst einmal im Fernsehen zu sehen, aber man sollte sich keinen Illusionen hingeben: Ein Auftritt in den Gerichts-TV-Formaten der Privatsender oder in der Komparserie beim Theater oder Fernsehen macht aus dem Laien noch keinen Schauspieler, und er wird dabei auch nicht entdeckt. Wer also als professioneller Schauspieler arbeiten will, braucht zwingend eine fundierte Ausbildung.

Schauspielschulen

Was ist der Unterschied zwischen einer privaten und einer staatlichen Schauspielschule?

Zwischen einer staatlichen und einer privaten Schauspielschule gibt es große Unterschiede, der bedeutendste ist, dass an den staatlichen deutschen Schauspielschule nur die reguläre Studiengebühr pro Semester gezahlt werden muss, während bei einer privaten Schauspielschule zwischen 300 – 500 Euro Schulgeld pro Monat anfallen. Die staatlichen Schauspielschulen in Österreich und der Schweiz verlangen ebenfalls eine Semestergebühr.

Bei den privaten Schauspielschulen muss differenziert werden zwischen Schulen, die BAföG-berechtigt sind, und Schulen, an denen die Studenten keine Ausbildungsförderung durch den Staat erhalten. Wenn das Schulgeld so teuer ist, dass die Schüler viel Zeit damit verbringen müssen, Geld zu verdienen, und darum nicht richtig zum Studieren kommen, stimmt etwas nicht. Deshalb sollte die geeignete Schauspielschule mit Bedacht gewählt werden, denn auch bezüglich Qualität und Quantität des Unterrichts unterscheiden sie sich sehr.

Was macht eine gute Schauspielschule aus?

Beim Vergleich der Schulen sollten immer folgende Punkte berücksichtigt werden:

Eine gute Schauspielschule bietet: