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DIE AUTORIN

Beth Reekles, die gefeierte Autorin von »The Kissing Booth« und anderen Jugendromanen, hat inzwischen außerdem einen Universitätsabschluss in Physik. Sie ist Bücherwurm durch und durch, überzeugte Teetrinkerin und als Buchbloggerin sehr aktiv in den Social Media. Den Roman »The Kissing Booth« schrieb sie mit 17 Jahren.

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www.bethreekles.co.uk

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@hey_reader

BETH REEKLES

Aus dem Englischen
von Henriette Zeltner

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© Beth Reeks, 2013

The right of Beth Reeks to be identified as the author of this work has been asserted in accordance with the Copyright, Designs and Patents Act 1988.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

»The Kissing Booth« bei Random House Children’s Publishers UK in der Verlagsgruppe Penguin Random House.

© 2019 für die deutschsprachige Ausgabe

cbj Kinder- und Jugendbuch Verlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Aus dem Englischen von Henriette Zeltner

Lektorat: Antje Steinhäuser

Covergestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen, unter Verwendung von Bildmaterial von Netflix. Netflix is a registered trademark of Netflix, Inc. and its affiliates. Artwork used with permission of Netflix, Inc.

kk · Herstellung: eR

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-24379-1
V004

www.cbj-verlag.de

Im Gedenken an meine Nan, die mir bewiesen hat, dass man immer weitermachen kann, egal, was kommt.

1

»Willst du was trinken?«, rief Lee aus der Küche, als ich die Haustür schloss.

»Nein danke«, rief ich zurück. »Ich geh gleich rauf in dein Zimmer.«

»Alles klar.«

Ich würde wohl niemals aufhören, darüber zu staunen, wie riesig Lee Flynns Haus ist. Es war praktisch eine Villa. Mit einem Zimmer im Erdgeschoss, wo es einen Fernseher mit hundertsiebenundzwanzig Zentimeter Bildschirmdiagonale und Surroundsound gab, ganz zu schweigen vom Billardtisch und dem (beheizten) Außenpool.

Obwohl ich dort ein und aus ging wie in meinem zweiten Zuhause, war der einzige Ort, wo ich mich so richtig wohlfühlte, Lees Zimmer.

Ich öffnete die Tür und sah die Sonne durch die offenen Türen zu seinem kleinen Balkon hereinstrahlen. Die Wände waren mit Postern bedeckt, in einer Ecke stand sein Schlagzeug neben einer Gitarre, und sein Mac thronte auf einem schicken Mahagonischreibtisch, der perfekt zu den anderen Möbeln passte.

Doch wie im Zimmer jedes anderen sechzehnjährigen Jungen war der Fußboden übersät von T-Shirts, Boxershorts und stinkenden Socken; ein nur zur Hälfte gegessenes Sandwich vergammelte neben dem Mac und leere Getränkedosen standen auf fast jeder freien Fläche.

Ich ließ mich auf Lees Bett fallen und genoss, wie es nachfederte.

Wir waren seit unserer Geburt beste Freunde. Unsere Mütter kannten sich vom College und ich wohnte nur zehn Gehminuten entfernt. Lee und ich waren zusammen aufgewachsen. Wir hätten sogar Zwillinge sein können: Verrückterweise waren wir am selben Tag zur Welt gekommen.

Er war mein bester Freund. War es immer und wird es immer sein. Selbst wenn er mich manchmal wahnsinnig ärgerte. Genau im richtigen Moment tauchte er auf und hatte zwei schon geöffnete Dosen Orangenlimo in der Hand. Weil er wusste, dass ich sonst seine ausgetrunken hätte.

»Wir müssen entscheiden, was wir auf dem Frühlingsfest machen«, sagte ich.

»Ich weiß«, seufzte er, fuhr sich durch sein dunkelbraunes Haar und verzog das sommersprossige Gesicht. »Können wir nicht einfach dieses Spiel mit den Kokosnüssen machen? Du weißt schon, wo man Bälle werfen und damit die Kokosnüsse runterschießen muss.«

Ich schüttelte ratlos den Kopf. »Daran hab ich auch schon gedacht …«

»Natürlich.«

Ich grinste schwach. »Aber das geht nicht. Das macht schon jemand anders.«

»Warum müssen wir uns denn überhaupt einen Beitrag ausdenken? Können wir den ganzen Event nicht nur managen und andere Leute sich die Buden überlegen lassen?«

»Hey, du warst doch derjenige, der meinte, in unseren Collegebewerbungen würde es sich gut machen, wenn wir in der Schülervertretung gewesen sind.«

»Und du warst diejenige, die mir zugestimmt hat.«

»Weil ich ins Tanzkommittee wollte«, bemerkte ich. »Da war mir nicht klar, dass wir auch bei den Buden mitarbeiten müssen.«

»So ein Scheiß.«

»Ja, genau. Oh, hey, wie wär’s, wenn wir so ein Ding bestellen, wo … du weißt schon«, ich machte eine Geste, bei der ich mit beiden Händen ausholte, »so ein Ding mit einem Hammer.«

»Wo man seine Kraft beweisen muss?«

»Genau so was.«

»Nein, das gibt es auch schon.«

Ich seufzte. »Dann weiß ich auch nicht. Es ist einfach nicht mehr viel übrig – alles schon vergeben.«

Wir sahen einander an und sagten gleichzeitig: »Ich hab dir doch gesagt, wir hätten früher anfangen sollen, das zu planen.«

Da mussten wir beide lachen. Lee setzte sich an seinen Computer und drehte sich auf seinem Schreibtischstuhl.

»Eine Geisterbahn?«

Ich sah ihn mit neutralem Gesichtsausdruck an – oder versuchte es wenigstens. Es war auch gar nicht so leicht, seinen Blick aufzufangen, während er sich weiterdrehte.

»Es ist Frühling, Lee. Nicht Halloween.«

»Na und?«

»Nein. Keine Geisterbahn.«

»Na schön«, knurrte er. »Was schlägst du stattdessen vor?«

Ich zuckte mit den Achseln. Offen gestanden hatte ich keine Ahnung. Wir standen ganz schön blöd da. Wenn uns nicht noch eine Idee für eine Bude kam, würden wir aus der Schülervertretung fliegen, was bedeutete, dass wir unsere Mitgliedschaft nächstes Jahr nicht in unsere Bewerbungen für Colleges schreiben könnten.

»Keine Ahnung. Ich kann nicht denken, wenn es so heiß ist.«

»Dann zieh deinen Pulli aus und lass dir was einfallen.«

Ich verdrehte die Augen und Lee begann, auf Google nach Ideen für Buden für das Frühlingsfest zu suchen. Ich zerrte mir den Pulli über den Kopf und spürte die Sonne auf meinem nackten Bauch. Mühsam versuchte ich, mit den Armen wieder reinzuschlüpfen, damit ich mir das Tanktop runterziehen konnte, das ich darunter trug …

»Lee«, sagte ich unter dem Pulli hervor. »Wie wär’s mit ein bisschen Hilfe?«

Er kicherte und ich hörte ihn aufstehen. Im nächsten Moment wurde die Zimmertür aufgestoßen, und ich dachte kurz, er hätte mich in meinem verhedderten Zustand zurückgelassen, doch da hörte ich auch schon eine andere Stimme.

»Jeez, schließt doch wenigsten die Tür ab, wenn ihr so was vorhabt, Leute.«

Ich erstarrte und spürte, wie meine Wangen knallrot wurden, während Lee mir das Tanktop runterzog und den Pulli vom Kopf zog, wodurch meine Haare statisch aufgeladen zu Berge standen.

Ich sah seinen älteren Bruder am Türrahmen lehnen und mich angrinsen.

»Hey Shelly«, begrüßte er mich. Er wusste, dass ich das hasste. Lee ließ ich es durchgehen, aber bei Noah war das etwas ganz anderes. Er machte das ausschließlich, um mich zu ärgern. Ansonsten traute sich niemand mehr, mich »Shelly« zu nennen, nachdem ich Cam in der vierten Klasse dafür angebrüllt hatte. Jetzt nannten mich alle Elle, als Abkürzung von Rochelle. Genau wie niemand bis auf Lee und seine Eltern sich traute, ihn »Noah« zu nennen. Alle anderen benutzten seinen Nachnamen: Flynn.

»Hi Noah«, erwiderte ich schlagfertig und mit einem zuckersüßen Lächeln.

Er biss die Zähne zusammen und seine dunklen Augenbrauen bewegten sich eine Spur nach oben, als fordere er mich heraus, ihn erneut so zu nennen. Ich lächelte einfach weiter und da kehrte sein sexy Grinsen auch wieder zurück.

Noah war einfach so ungefähr der heißeste Typ auf Gottes Erdboden. Im Ernst, ich übertreibe nicht. Er besaß dunkles Haar, das ihm immer wieder in die stahlblauen Augen fiel, war groß und breitschultrig. Seine Nase war ein bisschen schief, weil er sie sich bei einer Schlägerei gebrochen hatte und sie nicht ganz gerade verheilt war. – Noah war häufiger in Schlägereien verwickelt, dafür aber noch nie vom Unterricht ausgeschlossen worden. Abgesehen von der einen oder anderen Rauferei war er ein mustergültiger Schüler: Er hatte nur Einser und war noch dazu der Star des Footballteams.

Mit zwölf oder dreizehn war ich in ihn verknallt. Aber das ging relativ schnell vorbei, als mir klar wurde, dass er absolut nicht in meiner Liga spielte und das auch immer so bleiben würde. Und obwohl er so unglaublich heiß war, benahm ich mich in seiner Gegenwart total normal, weil ich wusste, es war ganz und gar unmöglich, dass er in mir je irgendwas anderes sah als die beste Freundin seines kleinen Bruders.

»Ich weiß, dass ich anscheinend diese Wirkung auf Frauen habe, aber könntest du bitte versuchen, in meiner Anwesenheit deine Klamotten anzulassen?«

Ich lachte sarkastisch. »Träum weiter.«

»Was treibt ihr beiden da überhaupt?«

Ich fragte mich einen Moment lang, warum ihn das überhaupt interessierte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Lee sagte: »Wir müssen uns eine blöde Bude fürs Schulfest ausdenken.«

»Klingt … scheiße.«

»Und wie«, bestätigte ich und rollte mit den Augen. »Die guten Sachen sind alle schon weg. Am Ende bleibt uns bestimmt nur so was wie – wie – wie Gummientchen-Angeln oder so was.«

Die beiden sahen mich an, als sei das die schlechteste Idee aller Zeiten. Ich zuckte mit den Schultern.

»Wie auch immer. Übrigens, Lee – Mom und Dad sind heute Abend weg, also Party ab acht.«

»Cool.«

»Und Elle? Versuch heute Abend nicht vor allen anderen für mich zu strippen.«

»Du weißt doch, dass ich nur Augen für Lee habe«, erklärte ich unschuldig.

Noah lachte kurz auf und grinste. Er tippte sowieso schon irgendwas in sein Handy – wahrscheinlich, um die Nachricht von der Party zu verbreiten, genau wie Lee es machte. Dann glitt er aus dem Zimmer wie ein träger Tiger. Ich konnte nicht anders, als auf seinen süßen Hintern starren …

»Hey, falls du dich mal für zwei Sekunden vom Anblick meines Bruders losreißen könntest«, zog Lee mich auf.

Ich wurde wieder rot und schubste ihn. »Halt die Klappe.«

»Ich dachte, du wärst inzwischen nicht mehr in ihn verknallt.«

»Bin ich auch nicht. Aber deshalb sieht er immer noch heiß aus.«

Lee verdrehte die Augen. »Schon gut. Du kannst manchmal echt widerlich sein, weißt du.«

Ich setzte mich an seinen Computer und Lee lehnte sich über meine Schulter, wobei er das Kinn auf meinen Scheitel stützte.

Ich klickte auf die nächste Seite der Suchergebnisse und scrollte runter, während meine Augen schon ganz glasig vom ständigen Starren auf den Bildschirm wurden.

Ich stoppte den Cursor, weil mir etwas ins Auge fiel. Genau im selben Moment sagte Lee: »Stopp mal.«

Wir starrten beide ein paar Sekunden auf den Bildschirm, dann richtete er sich auf und ich wirbelte auf dem Schreibtischstuhl herum. Wir strahlten beide übers ganze Gesicht.

»Kissing Booth«, sagten wir gleichzeitig und grinsten. Lee hob die Hand zu einem High Five und ich klatschte ab.

Das war so cool.

2

Wir beschlossen, dass der Preis bei zwei Dollar liegen sollte. Zwei Dollar für einen Kuss. Einen leeren Standardstand stellte die Schule zur Verfügung, aber wir würden jede Menge pinkfarbene und rote Deko brauchen, um die Kissing Booth, für die wir uns entschieden hatten, daraus zu machen. Ich war zunächst für Schwarz gewesen, aber Lee belehrte mich: »Es ist ja nicht Halloween, Shelly.«

»Na gut. Dann eben Pink und Rot.«

»Was brauchen wir denn? Luftschlangen, Krepppapier, Schleifen … lauter solches Zeug, oder?«

»Ja, glaub schon. Hey, meinst du, wir könnten im Werkunterricht ein großes Schild aus Holz basteln?« Ich hatte eigentlich keine Lust auf Werken gehabt, aber die einzige Alternative wäre Hauswirtschaft gewesen, und nach meiner Cupcake-Katastrophe in der Achten ließ ich vom Backen lieber die Finger.

»Ich wüsste nicht, was dagegensprechen sollte. Mr. Preston hat damit bestimmt kein Problem.«

Ich nickte. »Cool. Wir können wahrscheinlich ein paar der Sport-Cracks dafür gewinnen. Und die Cheerleader. Wir brauchen vier Leute, und dann machen wir Zweierschichten.«

»Klingt gut. Wen sollen wir fragen?«

»Also … Samantha und Lily machen es bestimmt«, sagte ich nachdenklich. »Und sie können noch ein paar andere Mädchen dazuholen.«

»Klingt super. Ich rufe ein paar von den Jungs an.«

Ich zückte mein Handy und scrollte die Nummern durch. Lee und ich gehörten zu keiner bestimmten Clique, wir hingen einfach immer ab, mit wem wir wollten. Deshalb hatten wir die Nummern von so ziemlich allen. Lee war einer von diesen charismatischen und sympathischen Typen, und wir traten immer im Doppelpack auf. Natürlich hatten wir auch ein paar richtig gute Freunde – übrigens lauter Jungs.

Ich erreichte Samantha, die mir quietschvergnügt versicherte, dass sie total dafür zu haben sei! Lily willigte auch ein und meinte, sie könne es quasi kaum erwarten, außerdem würde sie noch alle Mädchen anrufen, die sie kannte.

»Erledigt.« Seufzend ließ ich mich rücklings aufs Bett fallen. Ich wurde ein Stück in die Höhe gelupft, als Lee sofort neben mich plumpste. Wir grinsten uns an.

»Unsere Booth wird der Hit.«

»Absolut. Manchmal sind wir so gut, dass es zum Fürchten ist.«

»Absolut.«

Mein Handy piepte und ich las eine Nachricht von Lily: Dana und Karen würden auch bei der Kissing Booth mitmachen. Ich antwortete mit einem knappen Dankeschön.

»Die Mädchen haben wir schon alle«, sagte ich.

»Super. Dave hat geschrieben, er wird sich um die Jungs kümmern. Damit wäre alles erledigt.«

»Das heißt … wir haben jetzt nichts zu tun«, sagte ich fröhlich. »Dann kannst du ja mit mir shoppen gehen.«

Lee stöhnte. »Warum musst du denn shoppen? Hast du nicht schon genug Klamotten?«

»Doch, hab ich … Aber ihr macht heute Abend eine Party und ich bin gut gelaunt, weil wir endlich das mit dieser Bude fürs Schulfest geregelt haben. Deshalb gehen wir jetzt einkaufen, damit ich nachher was zum Anziehen habe.«

Lee stöhnte wieder. »Du willst doch nur ein heißes Kleid, damit du meinen Bruder beeindrucken kannst, stimmt’s?«

»Nein. Ich will nur irgendwas zum Anziehen. Aber wenn ich damit am Ende deinen Bruder beeindrucke … dann ist das einfach ein Bonus obendrauf. Wenn nicht sogar ein verdammtes Wunder. Wir wissen doch beide, dass er mich kein bisschen so sieht …«

Lee seufzte. »Na schön, dann gehen wir eben Shoppen. Aber hör schon auf zu quengeln.«

Ich grinste triumphierend, weil ich wusste, dass ich ihn überreden konnte. Lee war klar, dass mein Gejammer nur gespielt war, aber er wollte trotzdem nichts davon hören.

Ich griff nach meinem Pulli und wartete, dass Lee sich sein Portemonnaie und seine Sneakers nahm. Er trödelte hinter mir, während ich schon vergnügt die Treppe hinunterhüpfte. Wir stiegen in sein Auto – ein 1965er Mustang, den er für einen Spottpreis auf einem Schrottplatz erstanden hatte – und Lee ließ den Motor an.

»Danke, Lee.«

»Was ich nicht alles für dich tue«, seufzte er, doch dabei lächelte er.

Nach zwanzig Minuten erreichten wir die Mall. Lee machte den Motor aus und in meinen Ohren dröhnte noch der Hip-Hop nach, den er bis dahin voll aufgedreht hatte.

»Du weißt, dass du mir was schuldig bist, weil du mich hierherschleppst.«

»Ich kauf dir einen Donut.«

Lee zögerte. »Und einen Milchshake.«

»Genehmigt.«

Er legte einen Arm um meine Schultern, und ich merkte schnell, warum. Er lotste mich direkt zu der Ecke mit den Schnellrestaurants, bevor ich meine Bestechung für ihn vergessen konnte. Sobald Lee mit Snacks besänftigt war, trottete er ganz zufrieden mit mir durch die Läden.

Nachdem ich in ein paar Shops herumgesucht hatte, entdeckte ich das perfekte Outfit: ein korallenrotes Kleid, der Rock nicht zu eng und nicht zu kurz, der Ausschnitt tief genug, um mir zu schmeicheln, aber ohne alles zu zeigen. Der weiche, hauchdünne Stoff fiel links so bauschig, dass er den langen Reißverschluss verdeckte.

»Müssen wir etwa auch noch Schuhe kaufen?«, stöhnte Lee, nachdem ich verkündet hatte, es anzuprobieren.

»Nein. Ich habe schon Schuhe, Lee«, sagte ich augenrollend.

»Ja, gut, du hast auch schon Kleider, aber das hat dich ja auch nicht gehindert«, murmelte er und folgte mir zu den Umkleidekabinen. Er dachte nicht mal darüber nach, mir in die Kabine zu folgen, und lümmelte sich darin auf den Hocker. Ich machte mir aber auch nicht die geringsten Gedanken darüber, mich vor ihm auszuziehen.

»Machst du mir mal den Reißverschluss zu?«

Er seufzte theatralisch, erhob sich aber, um meinem Wunsch Folge zu leisten. Ich schaute in den Spiegel und strich den Stoff glatt. Auf dem Bügel hatte es besser ausgesehen, dachte ich zweifelnd. Es ließ schrecklich viel Bein sehen …

Lee pfiff leise durch die Zähne. »Hübsch.«

»Klappe. Findest du es zu kurz?«

Er zuckte mit den Schultern und haute mir auf den Hintern. »Wen stört’s?«

Spaßeshalber gab ich ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. »Das meine ich ernst, Lee. Ist es zu kurz?«

»Na ja, vielleicht ein bisschen. Aber es sieht gut aus.«

»Bist du dir da sicher?«

»Denkst du, ich würde dich anlügen, Shelly?«, fragte er traurig, setzte eine schmerzliche Miene auf und taumelte zurück, während er beide Hände auf sein Herz presste.

Ich warf ihm im Spiegel einen vielsagenden Blick zu. »Muss ich darauf echt antworten, Lee?«

»Nein, wohl kaum«, meinte er lachend. »Also nimmst du es?«

Ich nickte. »Ja, ich glaube schon. Es ist um die Hälfte reduziert.«

»Cool.« Dann stöhnte er wieder. »Du willst die gesparten fünfzig Prozent aber nicht in Schuhe investieren, oder? Bitte sag mir, dass du das nicht tust. Sonst schuldest du mir noch eine Limo und ein Stück Pizza.«

»Ich verspreche, dass ich keine Schuhe und auch sonst nichts mehr kaufen werde, okay? Wir können nach Hause fahren, sobald ich das Kleid bezahlt habe.« Ich zog es aus und schlüpfte wieder in meine Jeans, das Top und den Pulli. Die Klimaanlage in der Mall war auf eiskalt gestellt.

»Oh«, seufzte er. »Ich hätte so gern Pizza gehabt.«

Ich lachte und verließ vor ihm die Umkleide. Da stieß ich direkt mit etwas, nein, mit jemand zusammen.

»Sorry«, entschuldigte ich mich reflexartig. Dann erst merkte ich, wer es war. »Oh, hi Jaime.«

Sie sah misstrauisch von mir zu Lee und ein hinterhältiges Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht. Jaime war das größte Klatschmaul an der Schule. Sie war eigentlich nett, gehörte aber auch zu den Leuten, die einen grundlos so richtig aufregen können.

»Was habt ihr zwei denn da drinnen gemacht? Das ist die Damenumkleide, Lee.«

Er zuckte mit den Achseln. »Elle brauchte eine zweite Meinung.«

»Okay«, sagte sie und klang dabei irgendwie enttäuscht. So als hätte sie gehofft, etwas zu erfahren, was mehr Grund zu Klatsch und Tratsch gab. »Na klar. Hey, ich habe gehört, dass ihr heute Abend eine Party schmeißt. Dein Bruder ist auch da, oder?«

Lee verdrehte die Augen. »Klar.«

Jaime lächelte strahlend. »Super!«

»Bist du auch auf der Suche nach einem Kleid?«, fragte ich, nur um Smalltalk zu machen.

»Nein. Ich brauche eine neue Jeans. Mein Hund findet, meine alte ist als Spielzeug viel schöner als sein Quietschball.«

Ich lachte. »Braver Hund!«

»Das kannst du laut sagen. Ziehst du das heute Abend an?« Sie deutete mit dem Kopf auf das Kleid in meinen Händen.

»Genau.«

»Ich bin mir ja nicht ganz sicher, ob das wirklich deine Farbe ist …«, sagte sie, aber es zuckte ein Muskel in ihrer Wange. Diesen Ausdruck hatte ich im Laufe der Jahre zu deuten gelernt. Neid. Das nahm ich als gutes Zeichen.

»Hmm, vielleicht … Aber es ist im Sale. Und einem guten Schnäppchen kann ich nicht widerstehen.«

Sie lachte höflich. »Ja, kann ich mir vorstellen. Tja, dann sieht man sich später!«

»Bye, Jaime«, antworteten wir im Chor. Dann hörte ich Lee seufzen und irgendetwas darüber murmeln, wie sehr sie ihm auf die Nerven ging.

Ich bezahlte das Kleid und wir legten noch einen Zwischenstopp beim Food-Court ein, damit er sich ein Stück Pizza kaufen konnte, bevor wir die Mall verließen. Ich gönnte mir nur einen Milchshake.

»Verschütte davon bloß nichts in meinem Baby«, warnte er mich, als ich schlürfend ins Auto stieg.

»Natürlich nicht!« Dabei wäre es mir fast passiert. Als ich seinen finsteren Blick bemerkte, traute ich mich den nächsten Schluck erst nehmen, als wir an einer roten Ampel stehen blieben.

Als Lee in seine Einfahrt bog, schaute ich auf die Uhr. »Schon fast sechs … Da sehe ich besser mal zu, dass ich nach Hause komme, und mache mich fertig«, sagte ich.

»Du kannst manchmal so ein Mädchen sein, Shelly.«

Ich lachte. »Und das fällt dir erst jetzt auf?«

Lee lachte und ging ins Haus. »Ich seh dich später«, rief er mir über die Schulter noch zu.

»Bye!«

Als ich reinkam, war niemand zu Hause, was mich nicht überraschte. Mein kleiner Bruder, Brad, hatte heute ein Fußballturnier, und bestimmt war mein Dad mit ihm danach noch Burger essen gegangen oder so was.

Ich steckte meinen iPod an die Lautsprecher an und ließ Ke$ha so laut dröhnen, dass ich es unter der Dusche trotz des rauschenden Wassers noch hören konnte.

Als ich dann in ein Handtuch gewickelt das neue Kleid betrachtete, überkamen mich nagende Zweifel. Ich war mit Lee und ohne Mom aufgewachsen und deshalb nicht gerade das mädchenhafteste Mädchen. Aber das hinderte mich nicht daran, mich bei solchen Anlässen wie heute in Schale zu werfen. Schließlich schüttelte ich den Kopf und schimpfte mit mir selbst. Das Kleid war viel länger als einige Röcke der Mädchen in der Schule, verdammt noch mal. Es war total okay.

Dann setzte ich mich an meinen Schminktisch, das Make-up vor mir und den Lockenstab auf Heizen gestellt. Sorgfältig trug ich Foundation auf mein Gesicht auf und bemühte mich um einen perfekten Lidstrich, der meine braunen Augen richtig groß wirken ließ. Ich nahm mir reichlich Zeit, damit mein nach der Dusche glänzendes und nach Kokos duftendes Haar in perfekten schwarzen Locken über meinen Rücken fiel.

Als ich mich in dem Kleid – und in einem Paar schwarzer Wedges mit fünf Zentimeter hohen Absätzen – im Spiegel betrachtete, war ich doch mehr als ein bisschen unsicher. Ich wusste, dass da Mädchen sein würden, die sich total übertrieben geschminkt hatten, deren Kleider kürzer als meines und deren Absätze viel höher waren. Trotzdem war ich kurz davor, mich umzuziehen, und fragte mich, ob mein Look wirklich okay war.

Plötzlich war es allerdings schon dreizehn nach acht. Wohin waren meine zwei Stunden verschwunden?

Ich riss das Handy aus der Ladestation und entdeckte eine Nachricht von Lee, der wissen wollte, wo ich blieb.

Vorsichtig stöckelte ich zu seinem Haus. Meine Absätze waren gar nicht so hoch, aber in flachen Schuhen fühlte ich mich einfach wohler.

Im Garten war schon ziemlich was los, und die Haustür stand offen, sodass die Bässe nach draußen schallten und das Gras erzittern ließen. Ich grüßte ein paar Leute, lächelte und ging in die Küche, um mir was zu trinken zu holen.

Es überraschte mich nicht, dass sie alles Essen rausgenommen hatten, um Platz für die Getränke zu schaffen, die die Gäste mitgebracht hatten. Lee und Noah hatten sich das angewöhnt, nachdem einige Kids es vor ein paar Monaten witzig gefunden hatten, Schinkenscheiben und gekochten Truthahn mit Soßen an die Wände zu kleben.

Ich schnappte mir eine Flasche Orangenlimo und öffnete sie an der Arbeitsplatte in der Küche. Den Trick hatte Lees Dad mir beigebracht.

»Hey Elle!«

Als ich mich umdrehte, winkte eine Gruppe Mädchen mich zu sich.

»Olivia hat gesagt, du und Lee, ihr macht auf dem Schulfest eine Kissing Booth«, sagte Georgia. »Das ist so cool!«

»Danke.« Ich grinste.

»Das hat seit Jahren niemand mehr gemacht«, meinte Faith. »Das ist eine Superidee!«

»Tja, wir sind eben ziemlich super, wir beide.«

Sie lachten. »Ich komme da definitiv vorbei«, sagte Candice mit einem vielsagenden Lächeln. »Ich habe gehört, Jon Fletcher macht mit.«

»Und Dave Peterson«, fügte Georgia hinzu.

»Jon macht mit?«, fragte ich nach.

»Das hat zumindest Dave behauptet.« Candice zuckte mit den Schultern.

Faith lachte. »Das ist doch eure Booth, Elle – du solltest es wissen.«

Ich grinste verlegen. »Äh, also …«

»Hey, weißt du, wen du dazu bringen solltest mitzumachen?«, meinte Olivia zu mir. »Flynn

Einen Moment lang fragte ich mich, wen zum Teufel sie damit meinte. Dann begriff ich, dass es natürlich Noah war.

»Ich glaube nicht, dass er es macht.«

»Tja, hast du ihn gefragt?«

»Noch nicht direkt …«

»Könnte er es nicht als Gefallen für seinen kleinen Bruder machen?«, schlug Georgia vor. »Versuch es mit dem schlechten Gewissen – das funktioniert bestimmt.«

»Aber ich glaube, wir haben unsere vier Jungs schon …«

»Aber wenn ihr Flynn dabeihabt, dann kreuzt jedes Mädchen aus dem ganzen Bundesstaat auf unserem Schulfest auf«, behauptete Olivia. Wie alle anderen glaubte auch sie, Chancen bei Flynn zu haben. Nun, die hatte sie als Chefin der Cheerleader auch, da Noah ja zum Footballteam gehörte, aber er würdigte sie kaum eines Blickes.

Trotzdem hatte er den Ruf eines Players, obwohl man nie sah, dass er Mädchen besondere Beachtung schenkte. Das Seltsamste war jedoch, dass er fast stolz auf diesen Ruf zu sein schien.

»Weißt du, wenn du Flynn dazu bringst, bei der Kissing Booth mitzumachen, wirst du eine Legende«, erklärte Faith mir.

»Du hast doch einen Freund, Faith«, erinnerte Georgia sie lachend. »Da kannst du gar nicht in die Kissing Booth gehen.«

»Warum denn nicht? Das ist doch alles für einen guten Zweck. Worum geht’s diesmal – Rettung der Delfine?«

»Ich glaube, das war letztes Jahr«, meinte ich und lachte. »Nein, diesmal wird für die Krebsforschung gespendet.«

»Umso besser!«, rief Faith und brachte damit alle zum Lachen. »Also frag ihn.«

»Ja, mach schon«, drängte auch Olivia.

»Frag ihn einfach«, bettelte Candice. »Bitte, Elle!«

»Also … ich weiß nicht …«

»Schau mal, da kommt er«, sagte Candice plötzlich und unterbrach mich. Sie gab mir einen sanften Schubs in seine Richtung. »Frag ihn doch wenigstens. Wenn er Nein sagt … hast du es immerhin probiert.«

»Na gut«, willigte ich seufzend ein. Ich marschierte zu Noah und hielt ihn auf dem Weg zum nächsten Bier auf.

Er nickte zur Begrüßung.

»Tust du uns den Gefallen und machst bei der Kissing Booth auf dem Schulfest mit? Bitte! Wir finden keinen vierten Jungen. Es ist auch für einen guten Zweck. Du würdest Lee und mir damit echt helfen.«

Noah richtete sich gerade auf und öffnete eine Bierdose. »Kissing Booth?«

»Genau.«

»Ganz schön cool.«

»Ich weiß. Ich bin ja auch ganz schön cool.«

»Besser als die Idee mit den Gummientchen.«

»Haha.«

Er lachte kurz auf und grinste dabei so, dass mein Herz wie wild zu pochen begann. »Und du möchtest, dass ich als Küsser mitmache? Bei deiner Kissing Booth?«

»Für einen guten Zweck«, wiederholte ich.

»Eher nicht, Shelly.«

»Bitte, Noah!«, bettelte ich mit Hundeblick und betonte dabei seinen Namen überdeutlich.

»Gehst du auf die Knie und flehst mich an?«

»Nein«, sagte ich zögernd. »Aber alle anderen Mädchen werden es tun. Also machst du mit?«

Er lachte wieder. »Genau darum sage ich Nein. Sorry.«

Ich seufzte. »Na schön, wenigstens können sie nicht behaupten, ich hätte es nicht versucht.«

»Moment mal«, sagte er. »Braucht ihr mich tatsächlich dafür, oder wollten sie nur, dass ich es mache?«, fragte er und deutete mit dem Kopf auf die Mädchen hinter mir.

»Letzteres.«

Er nickte. »Tja, tut mir leid. Ich glaube, ich kann meine Würde nicht riskieren. Stell dir außerdem mal vor, wie die anderen Jungs mich hassen würden, wenn ich alle Küsse kriegen würde«, meinte er grinsend.

»Ich befürchte eher, die Wohltätigkeitsorganisation könnte dich dafür hassen, dass du abschreckend auf die Leute wirkst, die sonst zur Kissing Booth kämen.«

Er grinste weiter. »Touché

»Na, egal …« Ich schüttelte den Kopf. »Vergiss es.«

Dann kehrte ich achselzuckend und mit einem zaghaften Lächeln zu den Cheerleadern zurück. »Sorry, Leute. Er macht es nicht.«

»Du hättest nicht lockerlassen dürfen«, sagte Olivia. »Pass mal auf und lern was.« Sie drückte Faith ihren Drink in die Hand und schlenderte zu Noah rüber, der sich gerade mit ein paar anderen Jungs unterhielt. In ihrem extrem kleinen Schwarzen lehnte sie sich an Noahs Arm, um nicht zu sagen, sie schmiss sich an ihn ran. Dabei klimperte sie so heftig mit den Wimpern, dass es aussah, als hätte sie was im Auge.

Aber vielleicht war ich auch zu kritisch. Immerhin schien ihre Methode ein paar andere Jungs dazu zu bringen, dass sie die Köpfe nach ihr drehten.

Selbstverständlich gab er auch ihr einen Korb. So stolzierte sie schmollend zu uns zurück. »Der Typ ist so was von unerträglich.«

»Und so heiß«, murmelte Georgia und verschüttete ein bisschen von ihrem Drink.

»Ja, verdammt«, pflichtete Olivia ihr lachend bei. Alle Mädchen kicherten und sahen prüfend zu ihm hin.

»Findest du Flynn nicht auch heiß, Elle?«

Ich blinzelte Faith an. »Äh, klar. Natürlich.«

»Warum hast du dann nichts über seinen knackigen Hintern beizutragen?«

Ich grinste ironisch. »Weil er so was von nicht in meiner Liga spielt, dass es nichts bringen würde, es auch nur zu versuchen.«

Sie sah mich mitleidig an. »Was redest du denn da? Du bist doch echt hübsch! Ich meine, für Haare wie deine würde ich töten.«

Ich zuckte mit den Achseln und spürte, wie ich ein bisschen rot wurde. »Oh, danke. Aber wie auch immer, für mich ist er einfach Lees großer Bruder.«

»Vielleicht wird daraus ja noch mehr. Das kann man nie wissen.«

Ich lachte. »Ja, klar. Vielleicht im Traum.«

Faith zuckte mit den Schultern und Candice fing ein Gespräch mit ihr an. Deshalb verzog ich mich ins Wohnzimmer, wo alle tanzten. Mit ein paar Schlucken trank ich meine Flasche aus, stellte sie weg und tanzte mit. Die gute Stimmung war ansteckend. Zwar tranken nicht alle Alkohol, aber das hinderte auch niemand daran, seine Mähne zu schütteln und ein bisschen aufzudrehen.

Ich hatte nicht vorgehabt, mich zu betrinken, weil ich wusste, dass ich mich auch ohne das Zeug amüsieren konnte. Aber weil ich so wenig vertrug, genügten schon zwei Dosen Apple Cider, damit ich ziemlich neben mir stand. Die Zeit verging wie im Flug. Ich tanzte, lachte und unterhielt mich mit irgendwelchen Leuten.

Anscheinend wussten schon alle von der Kissing Booth.

Und wenn mich jemand fragte, ob Flynn mitmachen würde, erklärte ich, dass ich ihn schon gefragt hätte. Das war die einfachste Antwort.

Irgendwann war es ungefähr elf Uhr. Ich hatte mich gerade zu ein paar Jungs ins Billardzimmer gesellt, hauptsächlich welche aus der Zwölften, dazu Lee, Jason und Dixon. Sie machten irgendwas mit Shots, die auf dem Billardtisch aufgereiht standen.

»Kann ich mitmachen?«, fragte ich und kam grinsend an den Tisch.

»Klar«, sagte Dixon und goss mir einen Shot ein.

»Äh, hast du nicht schon genug getrunken, Elle?«, fragte Lee besorgt.

»Wen juckt’s?«, erwiderte ich. »Drei, zwei …«

Alle griffen nach ihren Shots und knallten danach die Gläser wieder auf den Tisch. Dixon schenkte Wodka nach. Nach der zweiten Runde verlor ich den Überblick. Dabei mochte ich Wodka noch nicht mal – widerlich. Es brannte in meiner Kehle und bis nach unten in meinen Magen. Aber ich beachtete es nicht weiter.

Alles war grell und verschwommen und laut. Ich kicherte hilflos und lachte so sehr, dass ich ins Stolpern kam.

»Elle, du bist so was von hackedicht«, lachte Chris, der zu mir kam und mir wieder aufhalf.

Ich musste noch doller kichern. »Komm, wir tanzen. Ich will tanzen. Jemand soll mit mir tanzen. Chris, tanzt du mit mir?«

»Hier drin gibt’s gar keine Musik.«

»Ach, egal. Wir tanzen trotzdem.« Doch dann beschloss ich, zum Tanzen auf den Billardtisch zu klettern. Das Vibrieren der Bässe aus dem Wohnzimmer war auf dem Tisch zu spüren, was mich schon wieder zum Kichern brachte.

Ich begann, meine Hüften im Rhythmus der Musik kreisen zu lassen. Dazu wedelte ich mit den Händen durch die Luft und schüttelte meine Haare. Ich versuchte, auch Lee zum Tanzen auf den Tisch zu kriegen, aber er wollte nicht.

»Warum denn nicht?«, nörgelte ich.

»Ich tanze nicht«, sagte er. »Und jetzt komm einfach wieder da runter, Elle.«

Ich streckte ihm die Zunge raus. Er versuchte, mich zu fassen zu kriegen und herunterzuziehen, aber ich entwand mich seinem Griff und tanzte weiter. Er war so ein Partymuffel!

»Bin gleich wieder da.«

»Wo willst du denn hin?«, fragte ich. Er konnte doch nicht einfach gehen – die Party war noch längst nicht vorbei!

»Ich hol mir was zu trinken. Dixon, willst du auch was?«

»Hab hier alles, was ich brauche, Mann«, erwiderte der und zwinkerte mir lachend zu. Ich warf ihm eine Kusshand zu.

Auf einmal fand ich es in dem Raum total heiß. Ob jemand die Heizung hochgedreht hatte? Ich fing richtig an zu schwitzen. Vielleicht würde ein Sprung in den Pool mich abkühlen …

Plötzlich fiel mir die perfekte Lösung ein. »Wer kommt mit Nacktbaden?«, rief ich begeistert und griff nach meinem Reißverschluss, während ich auf meinen ungewohnt hohen Absätzen an den Rand des Billardtischs torkelte.

Plötzlich hoben meine Füße vom Boden ab und die ganze Welt drehte sich auf den Kopf. Meine Beine befanden sich in der Luft und mein Kopf hing nach unten. Ich schaute auf jemands Rücken.

»Hey!«, schrie ich. »Lass mich runter! Lass mich sofort runter!«

Ich wurde aber nicht runtergelassen. Während man mich die Treppe rauftrug, sah ich die Stufen unter mir. Meine Handflächen wurden feucht. Das konnte nicht Lee sein. Er hatte doch nichts Grünes angehabt – oder? Vielleicht doch?

Nein, ich war mir sicher. Lee hatte etwas Rotes an. Ich wusste also nicht, wer das in dem grünen Shirt war.

Aber wer auch immer es war, musste ganz schön stark sein, denn ich wehrte mich wie ein wildes Tier.

Schließlich wurde ich auf etwas Weiches fallen gelassen. Eine Matratze! Genau das war es.

Ich setzte mich richtig hin und versuchte, meine Beine unter mich zu ziehen. »Noah Flynn«, schimpfte ich, als ich seinen tadelnden Blick bemerkte. »Du bist so ein Partymuffel! Ich hatte doch bloß meinen Spaß!«

»Du wolltest gerade anfangen zu strippen«, hielt er dagegen. »Mach jetzt besser mal für zwanzig Minuten Pause.«

»Nein!«, rief ich schmollend. »Sei nicht so depri. Ich wollte doch nur nackt baden gehen!«

Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. »So verlockend das wäre, ich glaube, du bleibst jetzt besser noch ein bisschen hier – wenigstens bis du etwas nüchterner bist.«

Seufzend ließ ich mich nach hinten in die Kissen sinken. Dann setzte ich mich ruckartig wieder auf. »Lässt du mich jetzt hier ganz alleine?«

»Nein. Ich trau dir nicht, dass du im Zimmer bleibst.«

»Du traust mir nicht? Warum nicht? Ich bin Lees beste Freundin. Du kennst mich schon seit ewig! Da solltest du mir schon vertrauen.«

Noah schüttelte den Kopf, während er die Tür schloss und den Schlüssel im Schloss umdrehte.

Ich zog eine Augenbraue hoch, als er zurückkam, sich rittlings auf einen Stuhl setzte und mich ansah.

Sogar in meinem Zustand wusste ich, dass allein die Vorstellung lächerlich war.

»Bist du nicht betrunken?«, fragte ich ihn.

»Nicht wirklich.«

»Ach, warum denn? Das ist doch eure Party. Lass es krachen!«

»Ich glaube, du hast es so krachen lassen, dass es für uns beide reicht.«

»Tut mir leid«, sagte ich und schmollte ein bisschen. »Ich wollte dir nicht den Abend verderben.«

Noah lachte.

Ich krabbelte an die Bettkante, ließ meine Beine herunterbaumeln und setzte mich auf meine Hände. »Noah …«

»Ja?«

»Kannst du nicht bitte bei unserer Kissing Booth mitmachen?«

»Nein.«

»Bitte?«, wiederholte ich und wippte dabei auf der Matratze auf und ab. Wow. Die war ja beinah ein Trampolin oder so was! Wie Lees Bett. »Bitte, bitte, ein ganz schönes Bitte mit einer Kirsche obendrauf?«

»Nein.«

»Und warum nicht?«, jammerte ich. »Du bist so gemein!«

»Weil ich nicht bei einer Kissing Booth mitmachen will, ganz einfach.«

»Aber warum

»Weil ich nicht will.«

»Bitte! Es ist – ich glaube für Krebs. Oder vielleicht für die Delfine. Das ist doch ein lustiges Wort, oder? Delfine … Del … fine … Wie Delle und dann fine wie Ende. Dellefine.«

»Ich mache bei der Kissing Booth nicht mit, egal für wen oder was sie veranstaltet wird.«

Ich stand auf und kauerte mich direkt vor ihn hin. So nah, dass unsere Nasen sich fast berührten. »Nicht mal mir zuliebe?«

Er schüttelte den Kopf. Dann – »Mann, du hast ja vielleicht eine Fahne. Wie viel Wodka hast du eigentlich getrunken, Elle?«

»Keine Ahnung. Dixon hat immer nachgeschenkt.«

Er seufzte. »Diese Typen … ich schwör dir …«

»Was?«

»Nichts.«

»Na gut, dann sagst du es mir eben nicht.« Ich sprang abrupt auf, taumelte rückwärts und das Zimmer drehte sich, wobei es an den Rändern grau und unscharf wurde.

»Ich glaube, mir wird schlecht.«

Noah schob mich bereits ins Badezimmer und gerade noch rechtzeitig über die Toilettenschüssel, bevor ich mir die Seele aus dem Leib kotzte.

Nachdem das vorbei war und aus meinem Magen nichts mehr kam, ließ ich mich auf den kühlen Fliesenboden rutschen. Mein Kopf lehnte schlaff am Badewannenrand. Ein Glas kaltes Wasser berührte meine Lippen, und er zwang mich, es auszutrinken.

»Es tut mir echt leid, Noah«, jammerte ich. Nach der Kotzerei fühlte ich mich total eklig. »Es tut mir so leid. Ich wollte deine Party nicht ruinieren.«

»Du hast meine Party nicht ruiniert, Elle«, beruhigte er mich.

Ich nickte heftig, hörte aber gleich damit auf, als ich spürte, wie mir davon wieder schlecht wurde. »Doch, das habe ich. Und es tut mir echt leid!«

»Ist schon gut«, meinte er lachend. »Ganz ruhig.«

Ich verzog das Gesicht und stieß ihn gegen die Brust. Wow. Das war mal eine kräftige Brust. Garantiert hatte er auch ein Sixpack. Vielleicht sogar ein Eightpack, das war Noah zuzutrauen. Oder ein Tenpack! Gibt es so was überhaupt? Vielleicht … Falls es so was gab, hatte Noah es.

Ich unterbrach mein stummes Selbstgespräch und sagte: »Lach mich nicht aus.«

Da musste er erst recht lachen und zog mich auf die Füße. Als ich fast hinfiel, legte er einen Arm um meine Taille, um mich zu stützen. Nachdem er mir geholfen hatte, zum Bett zurückzuwanken, ließ er mich einfach auf die Überdecke sinken.

»Ich bin in zehn Minuten wieder da, um nach dir zu seh–«

Da war ich auch schon eingeschlafen.

3

Sonnenlicht versuchte die Vorhänge zu durchdringen, aber es war erst das schwache Morgenlicht, sodass das Zimmer trotzdem irgendwie dunkelblau wirkte. Ich schloss die Augen wieder und grub den Kopf tiefer in das weiche, kuschelige Kissen, auf dem ich lag. Ich rollte mich unter einer dicken Tagesdecke fest zusammen.

Es war so gemütlich und warm. Und alles duftete … nach einer Mischung aus Zitrusfrüchten und Holz. Was auch immer das war, der Duft war richtig gut. Ganz sicher hatte ich den schon irgendwo gerochen. An irgendwem …

Plötzlich schnappte ich nach Luft und schoss hoch.

Mein Zimmer roch nicht so. Und mein Bett war nicht so komfortabel. In meinem Zimmer gab es auch keine blauen Vorhänge.

Also … wo zum Teufel war ich?

Ich blickte um mich. Alles war irgendwie vertraut … Aber ich war hier definitiv noch nie gewesen. Ich warf die Decke zurück und stellte fest, dass ich ein Jungs-T-Shirt trug. Es war mir zu groß und einfarbig grau. Es roch genau wie die Kissen.

Meine Unterwäsche hatte ich noch an – das zumindest war ein gutes Zeichen.

Zögernd kletterte ich aus dem Bett. Was zum Teufel war gestern Abend passiert? Ich zermarterte mir das Gedächtnis, kam aber nicht drauf. Vage erinnerte ich mich daran, auf dem Billardtisch getanzt zu haben. Hatte ich wirklich so viel getrunken?

Der eklige Geschmack in meinem Mund passte gut zu den hämmernden Kopfschmerzen.

Ich musste mich übergeben haben und erinnerte mich noch, dass mir jemand die Haare aus dem Gesicht gehalten hatte. Das musste Lee gewesen sein. Bestimmt hatte er sich um mich gekümmert.

Aber wo war ich bloß?

Auf Zehenspitzen schlich ich zur Tür und steckte den Kopf hinaus. Fast schrie ich vor Erleichterung auf, als mir klar wurde, dass ich mich im Haus von Lee und Noah befand. Das musste also Noahs Zimmer sein, in dem ich geschlafen hatte – in all den Jahren hatte ich es nie betreten.

Also … warum war ich in Noahs Zimmer? Warum nicht in einem der Gästezimmer? Oder in Lees?

Ich kehrte zum Bett zurück, weil mein Kopf so schmerzte, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Beim Blick auf den Wecker stellte ich fest, dass es halb acht war. In der Hoffnung, meinen Kater wegzuschlafen, kuschelte ich mich wieder unter die Decke und atmete Noahs Duft.

Als ich gerade wieder einschlummern wollte, wurde die Tür langsam geöffnet und quietschte in den Angeln.

Sofort schlug ich die Augen wieder auf und begegnete Noahs Blick. Er stand nur mit einem Handtuch um die Hüften, das auch noch ziemlich tief hing, in der Tür. An seiner Brust und seinem muskulösen Bauch hingen noch einzelne Wassertropfen, sein schwarzes Haar war nass.

Meine Augenbrauen schossen unwillkürlich in die Höhe. Sixpack. Wer hätte das gedacht?

Ich konnte nicht anders, als rot werden, weil er mein Herz allein dadurch zum Rasen brachte, dass er mich ansah.

»Sorry«, sagte er leise. »Ich wollte dich nicht wecken.«

»Schon okay«, krächzte ich. Als ich mich räusperte, tat sogar dieses Geräusch meinem Kopf weh. »Ich bin sowieso gerade aufgewacht.«

»Okay. Schlimmer Kater?«

Ich schnitt eine Grimasse, was Noah zum Kichern brachte. »Du hast keine Vorstellung. Ich wusste gar nicht, dass ich so viel getrunken habe.«

»Du hattest eine Menge Wodka, das weiß ich«, sagte er und setzte sich ans Fußende des Betts. Mein Herz spielte verrückt. Hätte er sich nicht ein T-Shirt oder eine Jeans anziehen können, bevor er reinkam, um mit mir zu plaudern?

»Wie meinst du das, dass du das weißt? Wann hast du mich denn gesehen?«

»Als du gerade vor einer Reihe von den Jungs strippen und dann nackt baden gehen wolltest«, sagte er ganz unbefangen und sah mich dabei mit diesen strahlend blauen Augen von der Seite an.

Ich fragte mich, ob er mein Herz rasen hörte. Wahrscheinlich. Hoffentlich war ich wenigstens nicht mehr so rot wie eine Tomate, sondern nur noch pfirsichfarben.

Mir fiel die Kinnlade runter, sobald ich begriffen hatte, was er da gerade erzählte. »O Gott. Sag mir, dass ich es nicht getan habe.«

»Nein, hast du nicht. Aber ich musste dich wegtragen.«

Ich schnappte nach Luft und meine Wangen glühten. Ich schlug die Hände vors Gesicht und spähte zwischen meinen Fingern durch. »Ich kann einfach nicht glauben, dass ich das gemacht habe.«

»Ja, also …«

»Aber danke. Dafür, dass du mich davon abgehalten hast. Das wäre heute Morgen ja echt peinlich gewesen.«

»Was du nicht sagst«, meinte er sarkastisch, lächelte aber dabei. »Du hast übrigens auch gekotzt. Nur falls es dich interessiert.«

»Was? Vor allen Leuten?«

O Gott, das wird ja immer schlimmer!, dachte ich entsetzt.

»Nein«, meinte er kopfschüttelnd, wodurch Wassertropfen auf mich sprühten. »In meinem Badezimmer. Ich habe versucht dafür zu sorgen, dass du dich nicht zur Idiotin machst oder dir was passiert.«

Ich stöhnte gedemütigt auf. »Das tut mir leid. Es tut mir echt leid, Noah, ich wollte doch nicht, dass du die Party verpasst oder so was …«

Er zuckte mit den Achseln. »Schon okay. Hat mir nichts ausgemacht.«

Ich schnaubte. »Klar. Egal. Ich glaube, wir wissen beide, dass es nicht gerade das Highlight deiner Nacht war, dich um mich kümmern zu müssen.«

»So schlimm war es gar nicht«, sagte er nach kurzem Nachdenken und lächelte wieder. Das war kein Grinsen, sondern ein echtes Lächeln, bei dem das Grübchen in seiner linken Wange und die kleinen Fältchen in seinen Augenwinkeln zu sehen waren. Das steckte an. Ich musste zurücklächeln.

»Also, danke, Noah.« Ich konnte nicht anders, als scherzhaft seinen Namen zu betonen.

»Jederzeit, Shelly.«

Er streckte den Arm aus, um mir durch die Haare zu strubbeln, und als ich ihn wegstoßen wollte, schaffte ich es irgendwie, aus dem Bett zu kippen und ihn mitzureißen.

Noah war echt schwer. Er hatte bestimmt kein überflüssiges Pfund am Körper, aber verdammt viel Muskelmasse. Und damit erdrückte er mich gerade.

Aber seine strahlenden Augen zogen mich in ihren Bann. Er rührte sich auch nicht – schaute nur zurück.

Bevor das noch in ein Blickduell ausartete, fand ich zum Glück meine Stimme wieder. »Noah …«, keuchte ich.

»Ja?«, sagte er in ebenso gedämpftem Ton.

»Du zerquetschst mich.«

Er blinzelte ein paarmal, als müsse er sich erst zurück in die Realität zwingen. Dann sagte er: »Oh, stimmt. Mist. Sorry.«

Er stand auf und hielt dabei das Handtuch fest – keine Ahnung, was ich gemacht hätte, wenn er es hätte fallen lassen.

Nein, Elle! Verschwende keinen Gedanken daran! Klappe! Hör sofort damit auf!

Er streckte mir die andere Hand hin und ich kam auch auf die Füße. Das T-Shirt bedeckte kaum meinen Hintern, was mich extrem verlegen machte.

»Äh, wann habe ich mich eigentlich umgezogen?«, fragte ich, während ich an dem Shirt zerrte und mich umblickte. Dann entdeckte ich mein Kleid, das über einem Stuhl hing.

»Oh, als ich wieder raufkam, um nach dir zu sehen, bist du aufgewacht. Und dann hast du angefangen, dein Kleid auszuziehen, damit es nicht verknittert, hast du gesagt, also habe ich dir ein T-Shirt gegeben.« Er zuckte mit den Achseln und rieb sich den Nacken.

Ich blinzelte und mein träger Verstand versuchte, das Gesagte zu verarbeiten. »Dann … hast du mich … in Unterwäsche gesehen …« Bitte, sag Nein, bitte, sag Nein, bitt–

Er verzog den Mund und gab sich größte Mühe, nicht zu grinsen. »Äh …«

Ich habe Noah Flynn dazu gebracht, rot zu werden!

Er grinste, als sei es ihm egal, zwinkerte mir zu und sagte: »Du weißt doch selbst, dass du sie unwiderstehlich findest, Shelly.«

Ist das so offensichtlich?

»Oh ja, stimmt«, schnaubte ich. »Und wie.«

Ich kam wieder auf die Beine und zog mir das T-Shirt so weit runter wie nur möglich. Immer noch grinsend, weil er wegen etwas, das ich gesagt hatte, rot geworden war, lief ich die Treppe runter und in die Küche.

»Rochelle, Rochelle«, seufzte Lee, kaum dass ich mich auf einen der Barhocker an der Frühstückstheke hatte fallen lassen. »Was soll ich nur mit dir machen, meine strippende, nackt badende kleine Freundin?«

»Machst du mir vielleicht Frühstück?«, fragte ich hoffnungsvoll zurück.

Er lachte und drehte sich wieder zum Herd um, wo er noch ein paar Scheiben Speck in die Pfanne warf. »Was ich nicht alles für dich tue.«