Buch
Der Job von Detective Chief Inspector Roberta Steel hängt an einem seidenen Faden. Sie hat Beweise manipuliert, um den mutmaßlichen Vergewaltiger Jack Wallace hinter Gitter zu bringen. Nun ist der Prozess gegen Wallace geplatzt, und Steel wurde zur Streifenpolizistin degradiert. Zusammen mit ihrem Team der North East Division soll sie die Straßen von Aberdeen ein bisschen sicherer machen. Kein leichter Job, aber einer mit viel Abwechslung: Ladendiebe, eine brutal misshandelte alte Dame, verwahrloste Kinder – Steel hat alle Hände voll zu tun.
Und dann ist da ja immer noch Jack Wallace. Steel hat die strikte Auflage, sich von ihm fernzuhalten. Andernfalls droht ihr die fristlose Entlassung. Doch als erneut Frauen auf brutale Weise vergewaltigt werden, kann sie nicht tatenlos bleiben. Zumal Wallace sie mit seinem Verhalten ständig provoziert. Sie wird ihn stoppen, egal was es kostet. Am Ende könnte der Preis das Leben ihrer kleinen Familie sein – und ihr eigenes.
Weitere Informationen zu Stuart MacBride sowie zu lieferbaren Titeln des Autors finden Sie am Ende des Buches.
Stuart MacBride
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Eine Frage der Sühne
Ein Fall für Roberta Steel
Thriller
Aus dem Englischen
von Andreas Jäger
Die Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel »Now We Are Dead« bei HarperCollinsPublishers, London.
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Deutsche Erstausgabe Oktober 2019
Copyright © der Originalausgabe
2017 by Stuart MacBride
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2019
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagfoto: gettyimages / © peeterv
Illustrationen im Innenteil: © Stuart MacBride
Redaktion: Eva Wagner
AB · Herstellung: kw
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN: 978-3-641-23780-6
V001
www.goldmann-verlag.de
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Gewidmet
Alan Alexander Milne,
dem Autor des Buchs,
das mich zum Leser machte
Im Herbst 2016 tat ich etwas FURCHTBAR DUMMES: Ich ließ mich dazu überreden, in der Quizshow Celebrity Mastermind aufzutreten.
Das kommt Ihnen jetzt vielleicht nicht gar so FURCHTBAR DUMM vor, weil Sie zu den gebildeten und kultivierten Menschen gehören, die sich an WICHTIGE DINGE erinnern können, wie zum Beispiel das Datum der Schlacht von Hastings oder was Sie gestern zum Frühstück hatten. Ich gehöre nicht dazu. Ich habe keine Ahnung, und auch wenn ich glaube, dass es ein weichgekochtes Ei war, sicher bin ich mir nicht. Ich habe ein Gedächtnis wie ein Sieb, und Quizshows mag ich überhaupt nicht, weil ich mir schon total ungebildet vorkomme, wenn ich mir so etwas nur anschaue.
Aber dann habe ich mich doch dazu überreden lassen. Als ich wieder bei Sinnen war, versuchte ich einen Rückzieher zu machen – und ließ mich erneut überreden. Oje …
Dann kam die GROSSE FRAGE: Was würde mein Spezialgebiet sein? Ich entschied mich für »Leben und Werk von A. A. Milne«, weil mein erstes Buch, an das ich mich erinnern kann, Pu der Bär war. Es ist das Buch, von dem ich sage: Das bin ich; das Buch, das in meinem innersten Wesen verankert ist und ganz tief unten in meinem dunklen, dumpfigen Herzen haust. Das erste Buch, das ich geliebt habe. Das Buch, das mich zum Leser machte. Also setzte ich mich auf meinen Hintern und las und büffelte wie blöd, um mich nicht zum Oberdoofdeppen der Nation zu machen.
Nun bin ich ein großer Anhänger der Recyclingidee, und so war es für mich sonnenklar, dass diese ganze Büffelei nicht umsonst gewesen sein sollte, nachdem die Schrecken des GROSSEN SCHWARZEN LEDERSESSELS ein wenig verblasst waren (ich habe immer noch ab und zu Flashbacks). Und so beschloss ich, das Ganze in ein Buch einfließen zu lassen.
Rein zufällig gab es da eine Geschichte, die ich gerne erzählen wollte und von der ich fand, dass sie sich wahrscheinlich ganz gut mit diesem ganzen A.-A.-Milne-Wissen vertragen würde, das immer noch in meinem Schädel herumschwirrte.
In der Geschichte geht es darum, was mit Detective Chief Inspector Roberta Steel passiert, nachdem sie in Totenkalt bei etwas SEHR, SEHR SCHLIMMEM erwischt worden war. Schließlich hatte ich sie ziemlich hängen lassen, und sie konnte es nicht erwarten, wieder mitzumischen.
Logan wiederum beharrte darauf, dass er in den letzten beiden Büchern SEHR, SEHR HART gearbeitet hatte und eigentlich viel lieber irgendwo Urlaub machen würde, wo es schön warm und sonnig ist – an einem Ort, wo nie irgendjemand ermordet, mit einem Klauenhammer malträtiert, von Gangstern bedroht oder von seiner Schwester geohrfeigt wird und wo auch niemand EXTREM STINKIGE INDIVIDUEN nach Waffen und/oder Drogen absuchen muss. Also taucht er in diesem Buch gar nicht auf (abgesehen von einem winzigen Gastauftritt, wo er sich aus Versehen in das eine oder andere Kapitel verirrt [und sich gleich wieder aus dem Staub macht, als er merkt, dass es in dieser Geschichte gar nicht um ihn geht {sondern um Roberta}]).
Aber keine Sorge, sie hat ja Detective Constable Stewart Quirrel, der ihr Gesellschaft leistet und sie daran hindert, irgendetwas zu tun, was uns allen leidtun würde. Jedenfalls wird er SEIN BESTES GEBEN, und mehr kann man doch von keinem Menschen verlangen …
Oje – Roberta wirft mir wütende Blicke zu und tippt auf ihre Uhr. Sie findet wohl, dass ich mehr als genug Zeit mit der Einleitung vergeudet habe und jetzt endlich in die Gänge kommen und mit dem Buch anfangen soll.
Womit sie vermutlich recht hat.
S. B. MB
Sitzen Sie bequem?
Ähm … also … hüstel …
AUF DER TREPPE NACH UNTEN
ERSTES KAPITEL
I
II
III
ZWEITES KAPITEL
I
II
III
DRITTES KAPITEL
I
II
III
VIERTES KAPITEL
I
II
III
FÜNFTES KAPITEL
I
II
III
SECHSTES KAPITEL
I
II
III
SIEBTES KAPITEL
I
II
III
ACHTES KAPITEL
I
II
III
IV
NEUNTES KAPITEL
I
II
III
IV
ZEHNTES KAPITEL
I
II
III
IV
DAS AUF-WIEDERSEHEN-KAPITEL
Über den Autor
Jack pfeift vor sich hin, während er sich langsam die Stufen hinunterarbeitet, Schritt für Schritt – aber die Melodie des Trauermarschs ist ganz zerhackt, weil er einfach nicht aufhören kann zu grinsen.
Okay, der Tag hat nicht so toll angefangen, aber er wird absolut perfekt enden. Spitzenmäßig. Eins a. Allererste Sahne. Fan-tas-tisch.
Es ist ein nettes Haus, vielleicht ein bisschen altmodisch eingerichtet, aber groß. Ist bestimmt einen Haufen Geld wert. Eine ehrliche Polizistin kann sich so was nie und nimmer leisten. Aber sie ist ja nicht ehrlich, nicht wahr? O nein, sie ist ein dreckiges, verlogenes, korruptes MISTSTÜCK.
Jack packt ihre Knöchel fester und schaut hinter sich. Schleift sie weiter die Treppe hinunter, immer schön langsam, damit das Miststück auch ordentlich mit dem Kopf auf jede einzelne Stufe knallt.
Donk. Donk. Donk.
Wenn sie sich als Lesbe hätte verkleiden wollen, sie hätte es nicht besser hinkriegen können. Eine Latzhose! Also wirklich, manche Leute haben echt null Modegeschmack. Sie trägt sogar bequeme Schuhe. Du lieber Gott, was für ein Klischee!
Und dann die Frisur – sieht aus, als ob man einen Scotchterrier in den Trockner gesteckt und anschließend an einen runzligen Schimpansen getackert hätte. Die Lesben in den Pornos sehen ganz anders aus – die sind alle geschmeidig und jung und knackig. Fügsam. Willig. Dankbar. Vollkommen anders als diese doofe Detective Sergeant »Ich-bin-was-ganz-Besonderes« Roberta Steel in ihrer Kampflesben-Latzhose.
Aber die wird sie nicht mehr lange tragen.
Ihre Lider flattern, als ihr Kopf auf die nächste Stufe knallt. Ihr Mund bewegt sich, als ob er nicht richtig verdrahtet wäre. »Unnnngggghhh …«
Boah … Der Gestank, den sie ausströmt – als ob jemand einen Penner in billigem Chardonnay und noch billigerem Parfum ersäuft hätte.
Na, egal. Jack ist bereit, über das alles hinwegzusehen, weil, er ist ja schließlich ein Gentleman. Und er hat sehr lange auf das hier warten müssen.
Er schenkt ihr ein Lächeln. »Oh, wir werden ja so viel Spaß haben!«
Donk. Donk. Donk.
ERSTES KAPITEL
in welchem wir Bekanntschaft mit Roberta Steel und ihrem scheußlichen neuen Job machen
Tufty machte einen Ausfallschritt und streckte den Arm aus. Seine Fingerspitzen streiften den Rucksack … doch als er zupacken wollte, bekam er nur Luft zu fassen. Zu langsam.
Der kleine Mistkerl lachte, rempelte sich zwischen einem Rentnerpaar hindurch, das gerade die Prepaidhandys begutachtete, und stürmte zur Tür hinaus. Sein Kumpel sprang unter schrillem Triumphgeheul über die am Boden liegenden Senioren hinweg und hinaus auf den Gehsteig. Dann rannte er nach rechts davon, nicht ohne vorher noch dem Schaufenster des Vodafone-Ladens den Mittelfinger gezeigt zu haben.
Tufty setzte ihnen nach und stürzte zur Ladentür hinaus auf die Union Street.
Viergeschossige Häuser aus hellem Granit säumten die vierspurige Straße, die Erdgeschosse eine ununterbrochene Reihe von Geschäften. Busse donnerten vorbei, weiße Lieferwagen, Taxis, Pkws.
Es waren bei Weitem nicht genug Fußgänger unterwegs, als dass die beiden in der Menge hätten untertauchen können. Sie versuchten es gar nicht erst. Lachend rannten sie davon, die Kapuzen ihrer Hoodies flatterten im Wind. Ein paar Mobiltelefone fielen scheppernd zu Boden, die Displays zersprangen auf den von Kaugummi-Akne entstellten Gehwegplatten.
Schau sie dir an: Beide keinen Tag älter als dreizehn, und führten sich auf, als ob das Ganze die größte Gaudi ihres Lebens wäre. Teure Turnschuhe, zerrissene Jeans, das eine Kapuzenshirt knallblau, die Haare dazu grellorange – das andere hellrot, dazu dunkle Haare mit blondierten Spitzen – beide mit albernen Trendyfrisuren. Ohrringe und Piercings funkelten in der Morgensonne.
Tufty nahm Tempo auf. »He, ihr da!«
Hinter ihm war das Klackern von Absätzen auf dem Gehsteig zu vernehmen.
Er sah sich um, und da war sie: Detective Sergeant Steel, die doch tatsächlich einmal die Verfolgung aufnahm. Hätte er ihr gar nicht zugetraut. Ihr dunkelgraues Jackett war offen, das gelbe Seidenhemd schimmerte, die grauen Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab, wie bei einem durchgeknallten Frettchen, das Gesicht zu einer Grimasse erstarrt. Wahrscheinlich war sie zuletzt als Kind richtig schnell gelaufen – um nicht von den Dinosauriern gefressen zu werden.
Ein Mann wischte sich Kaffee vom Sakko. »Ihr verdammten Rotzbengel! Den wollte ich noch trinken!«
Eine alte Frau hielt ihre aufgeplatzte Einkaufstüte umklammert, aus der die Waren auf den Gehsteig und über den Bordstein auf die Straße kullerten. »Kommt sofort zurück und hebt das auf, sonst versohle ich euch den Hintern!«
Ein Stück die Straße hinunter raste der Typ im blauen Hoodie mit vollem Karacho durch ein Grüppchen von Leuten, die plaudernd auf dem Gehsteig standen. Einer knallte mit einem donnernden Boinnngggg gegen das Fenster einer Anwaltskanzlei, die anderen gingen mitsamt ihren Einkäufen zu Boden. Zwei weitere Mobiltelefone, noch in der Verpackung, fielen aus dem offenen Rucksack und gesellten sich zu den Gestürzten.
Der rote Hoodie sprintete an dem E-Zigaretten-Laden vorbei, wo die Reihe von Granithäusern abrupt abbrach. Eine Unterbrechung in der Häuserzeile, ausgefüllt von einem kurzen schwarzen Eisenzaun und – nach einer kleinen Lücke – einer Art pseudoneoklassizistischem, zweigeschossigem Fassadendings, hinter dessen ionischen Säulen ein Friedhof auf Kundschaft wartete.
Ein Grinsen, und der Rote schlug einen Haken nach rechts, durch die Lücke und die Stufen hinunter.
Tufty biss die Zähne zusammen. Na los doch – schneller.
Vor dem Eisenzaun bremste er ab und blieb stehen.
Der Rote war noch auf der Treppe – er tänzelte von einem Fuß auf den anderen, nach einem Viertel des Wegs aufgehalten durch eine Abordnung von Müttern, die ihre Kinderwagen die Stufen hinaufwuchteten.
Die Treppe führte vier, fünf Meter tief hinunter auf eine schmale, kopfsteingepflasterte Straße, die unter der Union Street hinwegtauchte.
Ha! Hab dich …
Rotkäppchen verzog das Gesicht, zeigte Tufty noch einmal den Finger – und dann sprang er. Setzte glatt über das Treppengeländer hinweg. Ein Scheppern von verbeultem Metall, als sein Fall vom Dach eines geparkten Transit gestoppt wurde. Im nächsten Moment rollte er herunter, landete sicher auf beiden Füßen und verschwand, immer noch lachend, im Tunnel.
Der Fahrer lehnte sich aus dem Fenster und schüttelte die Faust. »He!«
Blaukäppchen wollte offenbar nichts riskieren. Stattdessen wandte er sich nach links und rannte johlend quer über die Busspur auf die Straße. Wildes Gehupe, ein Taxi und ein Lastwagen legten eine Vollbremsung hin. Es fehlten nur Zentimeter, sonst hätten sie dreißig Kilo Hoodie-Hackfleisch aus ihm gemacht.
Blau oder Rot? Blau oder Rot?
Steels Stimme übertönte die Hupen. »Platz da! Polizei! Lassen Sie mich durch!«
Ein kurzer Blick – sie drängelte sich zwischen zwei Gaffern und ein paar hilfsbereiten Mitmenschen hindurch, die der alten Dame beim Auflesen ihrer Einkäufe zur Hand gingen.
Blau oder Rot?
Die Treppe war immer noch von Müttern und Kinderwagen blockiert.
Rot.
Tief Luft holen. »O Gott …«
Tufty legte eine Hand aufs Treppengeländer und schwang die Beine darüber hinweg ins Nichts.
Das Geländer zischte an ihm vorbei, dann landete er mit einem BOING auf dem Dach des Transit, der just in diesem Moment anfuhr. Tufty blieb noch Zeit für einen kleinen Schrei, dann machte die Welt einen Purzelbaum, und dann stoppten die Pflastersteine seinen Fall mit einem dumpfen Schlag, der ihm alle Luft aus der Lunge quetschte.
Aaah …
Die Steine waren kalt an seinem Rücken. Kleine, funkelnde gelbe Lichter leuchteten an den Rändern des strahlend blauen Himmels auf, im Takt des pulsierenden, schrillen Kreischens in seinen Ohren.
Steels Gesicht tauchte über dem Geländer auf. Sie starrte finster auf ihn herunter. »Was liegen Sie da rum? – Los, hinterher!« Sie schwenkte noch kurz die Faust, dann war sie wieder weg.
Urgh …
Tufty rappelte sich auf, schüttelte den Kopf – die kleinen gelben Lichter tanzten vor seinen Augen – und wankte in den Tunnel.
Roberta schüttelte den Kopf. Dummes Kerlchen. Hielt da mitten auf der Straße ein Nickerchen, während das Diebsgesindel sich aus dem Staub machte. Traue nie einem spindeldürren, zu kurz geratenen Detective Constable. Besonders denen mit roten Haaren – so kurz geschoren, dass der ganze Kopf einer verschimmelten Kiwi glich – und blassblauen Augen von der gleichen Farbe wie ein Klümpchen Blu-Tack, auf das der Hund gepieselt hat.
Das hatte sie nun davon, dass sie den Neuen zu einem Einsatz mitgenommen hatte.
Wehe, Tufty ließ sich Hoodie Nummer zwei durch die Lappen gehen – dann konnte er sich auf ein Zäpfchen aus Schuhleder gefasst machen.
Und inzwischen …
Sie rannte los, quer über den Gehsteig und hinein in den Vormittagsverkehr, die Hände wie Scheuklappen seitlich an die Augen gehoben, um nicht sehen zu müssen, was auf sie zukam. »Bitte nicht totfahren, bitte nicht totfahren, bitte nicht totfahren …« Hupen tröteten. Etwas GEWALTIGES trat voll auf die Bremse – die quietschte wie ein Schwein, fauchte wie ein Drache.
Eine wütende Stimme: »SIE VOLLIDIOTIN!«
Und da war der Gehsteig! Herrlicher, herrlicher Gehsteig.
Sie ließ die Hände sinken.
Es war nicht schwer zu erraten, in welche Richtung Hoodie Nummer eins geflohen war – man musste nur der Spur aus fluchenden Passanten folgen, die auf dem herrlichen Gehsteig herumlagen. Und die führte in westlicher Richtung die Union Street entlang.
Roberta fischte ihr Handy aus der Tasche und wählte mit einer Hand, während sie am McDonald’s vorbeilief und über eine junge Frau hinwegsprang, die mit einem schreienden Kind in den Armen neben dem Buswartehäuschen lag.
Aus dem Lautsprecher kam ein Seufzer, dann eine gelangweilte Frauenstimme. »Leitstelle.«
»Ich brauche Verstärkung in die Union Street, sofort!«
»Der nächste Wagen ist zwei Minuten entfernt. Wie ernst ist die Lage? Brauchen Sie ein Schusswaffenteam?«
Roberta bahnte sich einen Weg durch ein Grüppchen Idioten vor Clarks Schuhgeschäft, die alle Hoodie Nummer eins hinterhergafften. »Ladendieb: dreizehn oder vierzehn, blauer Hoodie, orange Haare, zerrissene Jeans …«
»Sie wollen mich wohl verarschen? Wegen einem Ladendieb schicken wir doch keinen Streifenwagen los!«
Der Tunnel unter der Union Street spuckte Tufty zwischen zwei hohen Granitbauten aus. Die Fassaden blaugrau im Schatten, die Erdgeschossfenster entweder zugemauert oder vergittert. Er lief humpelnd zum Ende der Straße. Bei jedem zweiten Schritt sog er zischend die Luft ein – es war, als ob seine linke Socke ihre Zähne in seinen Knöchel schlug.
O ja, lass uns den mit dem roten Hoodie verfolgen. Und von einer Brücke springen …
Das war der Lohn für seinen tapferen Einsatz: eine Kollision mit dem Kopfsteinpflaster und eine fleischfressende Socke.
Er platzte aus der Lücke zwischen den Gebäuden heraus und sah sich auf dem kleinen Platz um, der The Green genannt wurde. Zur Linken bildete die massige Siebzigerjahre-Beton-Hutschachtel des Aberdeen Market die abgerundete Ecke eines stumpfen Dreiecks. Alte Granithäuser auf den beiden anderen Seiten, und …
Da war er: Rotkäppchen. Hinter einer Reihe von großen Recyclingcontainern hüpfte er auf und ab, immer noch lachend. Die Mittelfinger gereckt drehte er sich tänzelnd um die eigene Achse. Wartete auf Tufty. Verhöhnte ihn.
Und dann lief er los, mitten über die Straße. Wollte sich aus dem Staub machen.
O nein, diesmal nicht!
Tufty gab Gas. Auf in den Kampf, tapferer Sir Quirrel!
Er nahm Anlauf, hob ab und schlitterte im Starsky-and-Hutch-Stil auf der Hüfte über den Container mit der Aufschrift »Nur Kartonagen« hinweg. Landete auf seinem verstauchten Knöchel und zischte.
Und lief weiter.
Rotkäppchen blickte sich um und grinste ihn an, während er in vollem Lauf auf die abgezäunte Terrasse eines kleinen Bistros zuhielt, voll besetzt mit verliebten Pärchen, die ein spätes Frühstück in der Sonne genossen. Rotkäppchen sprang über den Zaun und polterte von einem Tisch auf den nächsten, dass die Teller und Gläser nur so durch die Gegend flogen.
Gäste stürzten sich auf ihn.
Ein Mann prallte zurück, als seine Bloody Mary Bekanntschaft mit seinem Schoß machte. »He! Wohl verrückt geworden …?«
Eine Frau fletschte die Zähne. »Nimm deine versifften Latschen aus meinem Rührei!«
Doch Rotkäppchen war schon auf der anderen Seite über die Absperrung gesprungen und rannte weiter.
Tufty legte sich noch mehr ins Zeug und sprintete um die Terrasse herum. Ignorierte die Socke, die an seinem Knöchel knabberte. Näher, immer näher …
Horror-Hoodie Nummer eins tänzelte elegant um einen alten Mann mit Gehstock herum. Spielte sich ein bisschen auf, johlte triumphierend und verschwand um die Ecke des Schokoladengeschäfts.
Verdammt …
Roberta umklammerte ihr Handy fester. »Er läuft die Stufen zum Green runter!«
Wieder ein Seufzer von der gelangweilten Frau am anderen Ende. »Von mir aus kann er laufen, bis er grün im Gesicht ist – Sie kriegen keinen Streifenwagen.«
Das Gesicht des kleinen Mistkerls lugte noch einmal um die Ecke, begleitet von einer beidhändigen Victorygeste. Er schwenkte sie kurz in Robertas Richtung, dann war er wieder weg.
»Aber …«
»Herrgott noch mal, Sie sind doch kein Kind mehr. Sie werden doch wohl kein SWAT-Team brauchen, um einen Ladendieb zu schnappen!«
Roberta schoss um die Ecke und hielt sich an einem großen, bärtigen Kerl fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Dann rutschen Sie mir doch den Buckel runter!«
Der Große zuckte zurück. »Was hab ich getan?«
Sie stopfte das Handy wieder in die Hosentasche und bremste schlitternd am oberen Ende der Treppe ab.
Oh … wow, das ging ja ganz schön tief runter.
Mindestens dreieinhalb Stockwerke tief und so steil, dass nicht viel zur Vertikalen fehlte. Schmale Granitstufen mit zwei Geländern links und rechts und einem dritten in der Mitte. Wenn man hier stolperte, dann – boing, krach, rumms, polter, kuller, kreisch, wumms, splitter, BANG! Gefolgt von Sirenen und neun Monaten im Streckverband.
Hoodie Nummer eins hatte schon die halbe Strecke zurückgelegt, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
Ein iPhone in Originalverpackung fiel aus seinem Rucksack und knallte auf die Granitstufen.
Uah …
Sie streckte beide Hände aus, hielt sie über die Handläufe. Und lief los.
Ich werde sterben, ich werde sterben, ich werde sterben …
Unten am Fuß der Treppe flitzte Hoodie Nummer zwei vorbei – der in Rot. Sein Lachen hallte von den grauen Fassaden wider.
Und Hoodie Nummer eins war auch schon fast unten angelangt. Grinsend blickte er sich zu ihr um.
Wo zum Teufel war Tufty, wenn man ihn wirklich mal brauchte?
Wie konnte ein einziger Detective Constable so völlig, total und heillos …
Da kam er gerannt, den Blick starr nach vorn gerichtet. Was bedauerlich war, denn Hoodie Nummer eins schaute auch nicht, wohin er lief, und rannte voll in ihn hinein.
Rumms!
Sie fielen zusammen auf das Kopfsteinpflaster, ein verdrehter Seestern aus Armen und Beinen. Ein wildes Geraufe und Gebalge folgte, während Roberta die letzten zwei Treppenabschnitte zum Green hinuntereilte.
Mit einem gedämpften Scheppern rollten die beiden gegen das »Fußgängerzone Ende«-Schild.
»Aaaah, lammichlos, lammichlos!«
Roberta bremste am Fuß der Treppe. Und sah nach rechts.
Hoodie Nummer zwei war gerade noch als roter Farbklecks zu erkennen – er lief immer weiter in den Tunnel hinein, der unter dem St. Nicholas Centre hindurch auf die zweispurige Schnellstraße führte. Noch einmal drehte er sich um und ließ sie seine Mittelfinger sehen. Dann hallte seine Stimme aus dem Tunnel, verstärkt durch die ganzen Beton- und Granitwände: »SEE YOU LATER, MASTURBATOR!« Und dann verschwand der rote Farbklecks im Dunkel des Tunnels.
»Verdammter Mist …« Roberta beugte sich vor, stützte die Hände auf die Knie und hechelte wie ein altersschwacher Labrador.
Tufty zog Hoodie Nummer eins hoch. Die Hände des kleinen Mistkerls steckten hinter seinem Rücken in Handschellen.
Tufty hustete, wischte sich mit der Hand über die Stirn und schüttelte seinen Gefangenen ein wenig. »Du bist geliefert, Bürschchen – aber so was von!«
Der kleine Mistkerl grinste nur, stellte sich auf die Zehenspitzen und rief seinem Kumpel hinterher: »IN A WHILE, PAEDOPHILE!«
Die Jugend von heute.
Tufty stieß die schäbige graue Doppeltür auf und trat in einen schäbigen grauen Raum. Vom Zellentrakt im Untergeschoss hallten Stimmen herauf und wurden von den Betonsteinwänden zurückgeworfen – manche sangen, manche schrien, manche fluchten, manche weinten. Die »Gewahrsamstrakt-Sinfonie der North-East-Division in Zell-Dur« oder so ähnlich.
Tufty packte den Ladendieb im blauen Hoodie ein bisschen fester und bugsierte ihn zu dem brusthohen Schalter aus Buchenholzfurnier, der mit einer Auswahl der aktuellen Police-Scotland-Poster beklebt war: »Schwindler, Trickbetrüger, Diebe«; »Haben Sie diesen Mann gesehen?«; »Häusliche Gewalt ist nicht Liebe«; »›Nein‹ heißt ›NEIN‹!«
Ein Hüne von einem Mann stand über den Tresen gebeugt. Er trug das standardmäßige schwarze T-Shirt mit Sergeantsstreifen auf den Schulterklappen. Es brauchte keinen Hercule Poirot, um zu ermitteln, wer wieder mal den Rest vom Geburtstagskuchen vertilgt hatte – die Antwort war »elementar, mein lieber Morse«: Big Gary. Er hatte die Zungenspitze aus dem Mundwinkel geschoben, während er eifrig in einem Buch herumkritzelte.
Steel schlenderte zum Tresen, stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte darüber hinweg. »Ah ja …« Sie streckte die Hand aus und zog das Buch weg. »Ausmalen für Erwachsene?« Sie blätterte darin. »Ist das nicht ein bisschen zu schwierig für dich, Gary? Man soll doch innerhalb der Linien bleiben.«
Gary schnappte nach dem Buch, aber sie wich rasch einen Schritt zurück. Grinste.
»Tufty, Sie übernehmen das. Ich werde so lange Garys Bilder mit Pimmeln verzieren.«
Wieder schnappte er nach dem Buch, wieder verfehlte er es. »Wehe!«
Tufty schob Blaukäppchen näher an den Tresen. Dann tat er so, als betätigte er die Klingel an der Hotelrezeption. »Ding. Ein Einzelzimmer mit Bad und Seeblick, bitte.«
Ein winziges Lächeln flirtete kurz mit Garys Mundwinkeln. »Und auf welchen Namen ist es reserviert?«
Schweigen.
Tufty stupste Blaukäppchen wieder an. »Der nette Herr will wissen, wie du heißt.«
Blaukäppchen zog die Schultern hoch. Seine Stimme war leise und mürrisch. »Kein Kommentar.«
Ein Seufzer. Dann holte Gary ein Formular unter dem Tresen hervor und klatschte es darauf. »Na schön, Junge. Aber den Spruch solltest du dir eigentlich für später aufheben, wenn dein Anwalt hier ist. Also: Name?«
Ein Grinsen. »Ficktor McWichskübel. Der Dritte.«
»Oh, ich lach mich gleich tot.« Gary deutete auf ein weiteres seiner vielen, vielen Poster.
»Es ist eine Straftat, gegenüber der Polizei falsche Angaben zu machen.«
»Machen wir’s nicht noch schlimmer, hm?«
Blaukäppchen zuckte wieder mit den Schultern. Er betrachtete seine weißen Turnschuhe. »Charles Roberts.«
»Danke. Und wo wohnst du, Charles Roberts?«
»Kein Kom…«
Gary deutete wieder auf das Poster.
»Froghall Crescent Nummer dreizehn.«
»Na bitte.«
Tufty zog ein Paar Nitrilhandschuhe an und griff in den Rucksack, den der Junge noch auf dem Rücken trug.
»He, Finger weg, Mann!«
Er legte zwei iPhones – nagelneu und noch originalverpackt – auf den Tresen. Es folgten noch ein halbes Dutzend Samsungs und drei Nokias, alle originalverpackt, acht gebrauchte Smartphones sowie vier Brieftaschen. Aus den Taschen des blauen Kapuzenpullis förderte er noch eine weitere Brieftasche und zwei gebrauchte Smartphones zutage.
»Die Sachen hab ich noch nie im Leben gesehen. Die haben Sie mir untergeschoben!«
»Ach ja?« Tufty fasste einen der Ärmel des Kapuzenpullis und zog ihn hoch. Drei Armbanduhren hintereinander funkelten im romantischen Schein der Neonröhren.
»Die haben Sie mir auch untergeschoben.«
»Sei doch nicht so …«
Die Doppeltür flog mit einem Knall auf, und herein marschierte ein Schwergewichtsboxer in einem dunklen Anzug mit hellblauer Krawatte. Gebrochene Nase, schmale Augen, die Haare zurückgeklatscht, sodass der spitze Haaransatz gut zu sehen war. Zwei hässliche Typen in Zivil folgten ihm auf dem Fuß, beide mit identischen grauen Anzügen und roten Krawatten, Hipsterfrisuren und diesem »Ich-bin-ja-so-tough-und-cool«-Gesichtsausdruck. Wie eine Zwei-Mann-Boygroup. Die hässlichen Typen hatten einen kleinen Mann mit schmutzigem Gesicht in der Mangel, den sie zum Schalter manövrierten. Die Manschetten seines Hemds waren zerfranst und dunkelrot verfärbt, weitere Flecken zierten die Vorderseite seines zerschlissenen Pullovers.
Der Boxer wies auf Gary. »Sergeant McCormack, ich möchte, dass Mr Forester erkennungsdienstlich behandelt und dem diensthabenden Arzt vorgeführt wird. Besorgen Sie ihm einen Anwalt, und in spätestens einer Stunde will ich ihn in einem Vernehmungsraum sehen.«
Steel gab sich empört. »He, warten Sie, bis Sie dran sind. Wir waren zuerst da.«
Er richtete einen vernichtenden Blick auf sie. »Haben Sie etwas gesagt, Sergeant?«
»Ja, hab ich. Hinten anstellen, Freundchen.«
Der Boxer trat näher und baute sich drohend vor ihr auf. »Sie scheinen mir ein wenig verwirrt, Sergeant. Sie sind nicht mehr Detective Chief Inspector.« Er bohrte ihr einen Finger in die Schulter. »Und während Sie Ihre Ladendiebe und Junkies jagen, bringe ich Mörder hinter Gitter.«
Einer seiner Helfershelfer gluckste.
Steels Miene wurde säuerlich.
Aber er lächelte nur. »Ich stehe jetzt im Dienstgrad meilenweit über Ihnen, und wenn ich sage, mein Verdächtiger kommt zuerst dran, dann kommt er zuerst dran. Verstanden?«
Sie funkelte ihn an, ihre Kiefer mahlten, als ob sie auf irgendetwas Scheußlichem herumkaute.
»Ich sagte: Haben – Sie – mich – verstanden?«
Die Antwort war kaum vernehmbar. »Ja, Chef.«
»Oder wollen Sie noch mal vor die Interne Ermittlung gezerrt werden?«
Sie kniff die Augen zusammen. Bleckte die Zähne.
O Gott, jetzt würde es wieder losgehen, oder nicht?
Aber Steel schluckte es herunter. Sie ließ den Kopf kreisen, als ob sie einen steifen Hals hätte. »Nein, Chef.«
»Gut. Ich bin froh, dass wir das geklärt haben, Sie nicht auch?«
Bitte, schlag ihn nicht … bitte, schlag ihn nicht …
Tufty steckte sich einen Finger ins andere Ohr und lehnte sich an die Wand des Besprechungsraums, neben dem Whiteboard, auf das jemand mit schwarzem und rotem Marker einen riesigen Pimmel gemalt hatte. »Ja. … Nein. … Ich denke, das ist okay, oder nicht? … Waren wir das? Tut mir leid, das wusste ich nicht.«
Idiot.
Roberta ließ den Kopf in den Nacken fallen, über die Rückenlehne ihres Ledersessels, und starrte zur Decke mit dem regelmäßigen Gitternetz aus zahnpastaweißen Fliesen auf. Okay, war vielleicht kein berauschender Anblick, aber immer noch besser, als Harmsworth anschauen zu müssen.
Sie riskierte dennoch einen Blick.
Er saß auf der anderen Seite des langen, ovalen Besprechungstischs, die Füße auf einen der großen Notizblöcke im Schreibunterlagenformat gepflanzt, und studierte mit zusammengekniffenen Augen den Aberdeen Examiner wie jemand, der seine Brille vergessen hat. Er war ein pummeliger kleiner Kerl mit hohem Haaransatz und einem Gesicht, als ob er noch nie in seinem Leben gelächelt hätte. Ein miesepetriger Bluthund mit beginnender Glatze in einem zerknitterten braunen Anzug, der in der Nase bohrte, wenn er glaubte, dass niemand hinschaute.
Oh, sie hatte wirklich die ganzen »Spezialfälle« in ihrem Team, nicht wahr?
Robertas Handy meldete sich mit einem Ding-ding. Eingehende Textnachricht.
Ich hab Lizzy Horsens mit acht Schlägen Vorsprung besiegt! Jetzt meckert sie rum wie ’ne alte Zicke! Sie wird fix und fertig sein, wenn ich den Pokal wieder gewinne! Ich bin eine Golf-NINJA!!! :)
Roberta lächelte und daumte eine Antwort:
Golf-Ninja Susan! Dann wird heut Abend gefeiert, schätz ich mal? Du ziehst ein sexy Negligé an, und ich tu so, als wär ich gekommen, um die Waschmaschine zu reparieren.
Senden.
Harmsworth bohrte wieder in der Nase. Also, wenn er auf der Suche nach einem Gehirn war, dann grub er am falschen Körperende.
Ding-ding.
Vergiss es. Logan kommt heute Abend die Kids besuchen, schon vergessen? Ich mache Hähnchenauflauf, also sieh zu, dass du pünktlich bist.
Mit Logan McRae, dem miesen Verräterschwein, an einem Tisch sitzen und das Brot brechen? Ihm die Auflaufform auf der Rübe zerbrechen, das schon eher.
Und ihn dann zwingen, die ganzen spitzen Scherben aufzuessen.
Du liebe Zeit – Harmsworth war immer noch zugange.
Er hob den Kopf und fing ihren Blick auf. Mit einem Seufzer zog er den Finger heraus und nölte mit seiner depressiven Leierstimme, die an Marvin den Roboter erinnerte: »Hört euch das mal an.« Er schlug auf seine Zeitung. »Blackburn: Anwohner in Angst vor perversem Sextäter. ›Ich kann nicht mal Essen kochen, ohne die Jalousien herunterzulassen‹, sagt Janice Wilkinson, in Klammern: einunddreißig. ›Was ist, wenn eines der Kinder aus dem Fenster schaut und ihn sieht?‹« Er seufzte abermals. »Der muss doch mehr als nur ein paar Schrauben locker haben, oder?«
Roberta sah ihn an und verzog das Gesicht. »Ich war immer diejenige, die die Mörder gefasst hat. Und was ist aus mir geworden? Jetzt hocke ich hier mit euch zwei Gurken.«
Tufty lachte. »Ich weiß. … Ja. Ist anzunehmen.«
»Ich meine, was für ein Typ ist das, der morgens aufwacht und sich denkt: ›Ich hab eine tolle Idee – ich setze eine Superheldenmaske auf und hol mir vor dem Küchenfenster von der Nachbarin einen runter, während sie das Geschirr spült.‹«
Der junge Idiot legte eine Hand über sein Mobiltelefon. »Sarge? Unser Knabe wäre jetzt bereit zur Vernehmung.«
»Hurra.« Sie ließ den Kopf wieder nach hinten kippen und prustete laut und feucht. »Urgh …« Ein feiner Nieselregen aus kalter Spucke ging auf ihr Gesicht nieder. Sie setzte sich auf und wischte sie ab.
Tufty wandte sich wieder dem Telefon zu. »Ja, wir kommen gleich runter.«
Harmsworth klatschte noch einmal demonstrativ auf seine Zeitung. »Apropos Wichser, habt ihr das hier gesehen?« Er drehte das Blatt um und zeigte ihnen einen doppelseitigen Artikel. Das Foto eines mageren kleinen Burschen unter der Schlagzeile: »POLIZEIKORRUPTION GRASSIERT IN ABERDEEN«, SAGT OPFER VON JUSTIZIRRTUM. Jack Wallace, das Dreckstück – da stand er in seinem feinen Anzug vor der Stadtverwaltung in der Broad Street. Er hielt ein Blatt Papier hoch, als ob das irgendetwas zu bedeuten hätte, und betrachtete es mit demonstrativ ernster und besorgter Miene. Der miese kleine Vergewaltiger.
Harmsworth schniefte. »Jack Wallace sagt, wir sind alle ein Haufen nichtsnutzige, korrupte Arschlöcher.«
»Jack Wallace kann sich von mir aus zusammenrollen und sich einem Lama in den Arsch schieben.«
»Er sagt, wir tun nichts als unschuldigen Leuten was anhängen und Bestechungsgelder kassieren.«
Sie drohte Harmsworth mit dem Finger. »Ich sag’s nicht noch einmal, Constable.«
Ein beleidigtes Schnauben, und er wandte sich wieder seiner Zeitung zu. »Weiß gar nicht, warum ich mir überhaupt die Mühe mache. Interessiert ja doch keine Sau.«
Tufty steckte sein Handy ein und wies zur Tür. »Sarge?«
Harmsworth grummelte immer noch vor sich hin. »Ich sollte mich einfach vor einen Bus werfen. Da hättet ihr alle was zu lachen. Oh, seht euch mal Owen an, der ist ganz zermatscht und tot. Ist das nicht komisch? Ha-ha-ha.«
»Na ja, wir dürfen alle träumen.« Roberta stand auf. Sie wand sich ein wenig, dann fummelte sie an ihrem tückischen linken BH-Bügel herum. Wer auch immer diese BHs mit spitzen Metallteilen drin entworfen hatte, verdiente einen Tritt in den Arsch mit einem Stiletto. »So, jetzt Hintern hoch und an die Arbeit. Zwei Tee, Vernehmungsraum …?« Sie sah Tufty an.
»Drei.«
»Und sehen Sie zu, dass Sie auch ein paar Kekse auftreiben.«
Ein Stöhnen, dann faltete Harmsworth mit großem Getue seine Zeitung zusammen, stand auf und verzog sein ohnehin schon miesepetriges Gesicht zu einer Märtyrermiene. »Ach ja, wir kommandieren Owen einfach herum, warum nicht? Ist ja nicht so, als ob er irgendwas zum Team beiträgt. Nein. Mach den Tee, Owen. Treib Kekse auf, Owen …« Er schlurfte aus dem Zimmer und ließ die Tür hinter sich zufallen.
Idioten. Trottel. Meckerer. Und Arschlöcher. Warum bekam sie keine dynamischen, ehrgeizigen Sexbomben für ihr Team? Das war doch voll ungerecht.
Sie starrte finster an die Decke. »Ich schwöre beim geheiligten Grab von Jasmines Rennmaus Agamemnon …«
Die Tür ging wieder auf.
Herrgott noch mal!
Robertas Miene verfinsterte sich noch mehr. »Zwei Tee und ein paar verdammte Kekse! Wie schwer kann das …« Aber es war nicht DC »Heulsuse« Harmsworth. Es war ein ganzes Rudel von uniformierten Beamten, alle mit Notizbüchern und Klemmbrettern bewaffnet.
Der Rudelführer hatte Sterne auf seinen breiten Schultern, die ihn als Inspector identifizierten. Er sah über den Rand seiner kleinen runden Brillengläser hinweg auf seine Uhr. Oh, ich bin ja so wichtig! »Was tun Sie hier?«
»Inspector Evans. Ist ja eine halbe Ewigkeit her, was? Was machen die Hämorrhoiden?«
Er versteifte sich. »Ich habe diesen Besprechungsraum bis fünf Uhr gebucht.«
»Ich hab ihn nur für Sie warmgehalten.« Sie stand auf und wies mit dem Daumen zuerst auf Tufty, dann auf die Tür. »Wir sind sowieso gerade auf dem Sprung.«
Tufty folgte ihr auf den Flur, und als die Tür hinter ihnen zufiel, schnellte Inspector Evans’ Stimme eine Oktave in die Höhe. »Also, das ist doch nicht zu fassen! Wer malt denn hier dauernd Pimmel auf die Whiteboards?«
»Kein Kommentar.« Charles Roberts’ weißer Tyvek-Overall raschelte, als er auf seinem Stuhl herumwibbelte. Selbst in Größe XS war er ihm noch zu groß, die Ärmel und Hosenbeine ungefähr fünfzehn Zentimeter weit hochgekrempelt, damit sie nicht herumflatterten. Gewaschen, gekämmt und ohne seine Ladendiebsmontur wirkte er sogar noch jünger. Neun Jahre alt, allenfalls zehn.
Der Boden in Vernehmungsraum 3 bestand aus mehr Flecken als Teppichboden. Eine verdächtige feuchte Stelle in der Ecke beim Fenster hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Joseph Merrick, wenn man die Augen zusammenkniff. Dazu ein Radiator, der unermüdlich vor sich hin gurgelte, knackte und pfiff.
Roberts saß auf der Arme-Sünder-Seite des zerkratzten Resopaltischs, neben ihm seine Pflichtverteidigerin in einem schlecht sitzenden Hosenanzug. Sie sah ungefähr so gelangweilt aus, wie man es nur sein konnte, ohne daran zu sterben. Das Leben als Strafverteidigerin mittleren Alters, die für die Rechtshilfestelle arbeitete, war wohl nicht ganz die ausgelassene Nonstop-Party, als die es immer angepriesen wurde.
Ein traurig dreinschauender älterer Mann in einer ausgeleierten grauen Strickweste war am Ende des Tisches eingequetscht, auf einem Stuhl, den sie aus dem Büro gegenüber entwendet hatten. Graue Strickweste, graue Haare, grauer Schnurrbart, graues Gesicht.
Steel tunkte einen Schokoladen-Hobnob in ihren Tee und lutschte den geschmolzenen Überzug ab.
Sie war mutiger als Tufty. Niemals würde er auch nur einen winzigen Schluck von dem zweifelhaften milchigen Gebräu riskieren, das DC Harmsworth auf den Tisch geknallt hatte, begleitet von ominösem Gemurmel, dass niemand zu schätzen wisse, was er leistete. Fünf Personen im Raum. Zwei Tees.
Tufty fischte einen Beweismittelbeutel aus der blauen Plastikkiste zu seinen Füßen und hielt ihn hoch. »Ich zeige Mr Roberts jetzt Beweisstück Nummer neun.« Eines der nagelneuen iPhones, noch in der Schachtel und in Zellophan eingeschweißt. »Was ist mit dem hier, Charles, erkennst du das wieder?«
Ein raschelndes Achselzucken. »Hab ich noch nie im Leben gesehen.«
»Das hast du heute Morgen gestohlen, nicht wahr?«
Rascheln. »Kein Kommentar, okay?«
Steel hatte ihren Hobnob verputzt und leckte sich die Finger sauber. Dann lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und gähnte. Sie hatte die ganze Zeit noch kein Wort gesagt.
»Du und dein Komplize in dem roten Kapuzenpulli habt eine große Anzahl Smartphones aus den Läden in der Union Street gestohlen. Ich habe gesehen, wie ihr es getan habt.«
»Nee, haben Sie nicht.« Er wandte sich zu seiner Anwältin um. »Die lügen total. Ich und Billy, wir haben nie irgendwas geklaut.«
Steel ließ sich nach vorne kippen und vergrub das Gesicht in den Händen. »O Gott, ist mir langweilig.«
Die graue Strickweste seufzte. »Kommen Sie, Roberta, reißen Sie sich zusammen.«
Sie kippte wieder nach hinten. »Sie haben gut reden, Sie müssen das ja nicht Tag für Tag über sich ergehen lassen. ›Kein Kommentar.‹ ›Ich war’s nicht.‹ ›Ein großer Junge hat das gemacht und ist weggerannt.‹ Immer und immer wieder … Ihr Sozialarbeiter wisst ja nicht, wie gut ihr’s habt.«
Roberts’ Anwältin schob ihre Unterlagen zusammen. »Vielleicht wäre das jetzt ein guter Zeitpunkt, eine kleine Pause einzulegen?«
Steel schloss die Augen und schnellte mit dem Oberkörper nach vorne, die Hände flach auf der Tischplatte, den Kopf gesenkt. »Uuuuuuuuuuuuuuh … UUUUUUUUHHHH …«
Alles starrte sie an.
Die Anwältin rutschte ein wenig auf ihrem Stuhl zurück. »Ist alles in Ordnung mit ihr? Müssen wir einen Arzt rufen?«
Doch da schmetterte Steel mit Donnerstimme: »Großer Häuptling Lionel Goldberg, bist du da?«
»Soll das vielleicht ein Witz sein?«
»Klopf einmal für Ja, zweimal für Nein.«
Die graue Strickjacke verdrehte die Augen. »Ich bitte Sie, Roberta, damit ist doch niemandem geholfen.«
»Großer Häuptling Lionel Goldberg, ich flehe dich an: Sende mir Hilfe aus der Geisterwelt!«
Roberts’ Anwältin runzelte die Stirn. »Seit wann heißen Indianerhäuptlinge ›Goldberg‹?«
»Uuuuuuuu-uuuuuu-uuuuuuh … UUUUUUUuuuhhh …«
»O du lieber Gott.« Die graue Strickjacke seufzte. »Ich hätte letztes Jahr in Rente gehen können. Dann könnte ich jetzt auf dem Golfplatz stehen.«
»Sag mir, o weiser und mächtiger Geist, was hält die Zukunft bereit?«
Die Unterlagen der Anwältin verschwanden in ihrem Rucksack. »Ich werde Beschwerde einlegen. Das ist schlicht und einfach inakzeptabel.«
Steel hob eine Hand. »Großer Häuptling Lionel Goldberg sagen: ›Gib Ruhe, Mädel!‹ Die Zukunft … ja, jetzt kann ich sie sehen!«
Charles Roberts grinste. »Die spinnt doch. Die ist echt nicht ganz richtig im Kopf.«
»Wir werden die nächsten anderthalb Stunden in diesem stinkigen kleinen Kabuff hocken und unsere Zeit vergeuden, indem wir uns anhören, wie er alles ableugnet. Dann werden wir ihn in eine Zelle stecken und … und wir werden uns die Aufnahmen der Überwachungskameras aus der Union Street besorgen und die der Kameras aus dem Laden, und wir werden ihn trotzdem wegen des Diebstahls dieser ganzen Handys drankriegen …«
»Nee, die haben Sie mir untergeschoben! Schon vergessen?«
»Was sagst du, Großer Häuptling Lionel Goldberg? Und dann werden wir uns die Protokolle der letzten drei Wochen anschauen? Was werden wir da finden, o mächtiger Geist?«
»Ich bestehe darauf, dass Sie auf der Stelle mit diesem lächerlichen Theater aufhören! Mein Mandant wird unter diesen Umständen keine weiteren Fragen beantworten!«
Tufty schickte ein entschuldigendes Lächeln über den Tisch. »Tut mir leid.«
»UUUUuuuuuh … Wir werden feststellen, dass die sechs Handyläden in der Union Street Waren im Wert von zwanzigtausend Pfund als gestohlen gemeldet haben? Und dass sie sicher sind, dass unser Charlie hier und sein Kumpel Billy die Täter sind?«
»Nee.« Roberts schüttelte den Kopf. »Und Sie können uns sowieso nix, weil wir noch Kinder sind. Wir sind nicht verantwortlich.«
»Und Charlie wird drei Jahre in einer Einrichtung für jugendliche Straftäter bekommen? Vielleicht in einer netten, gemütlichen Besserungsanstalt?«
Roberts’ Anwältin schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »So, das REICHT!«
Steel lehnte sich zurück. Sie kratzte sich ein wenig unter dem Arm und starrte den frühreifen Ladendieb an. »Wo sind eigentlich deine Eltern, Charlie? Wie kommt es, dass wir einen Sozialarbeiter als deine geeignete erwachsene Person herholen mussten?«
Roberts zog die Kapuze seines rascheligen Overalls hoch, als ob er darin versinken wollte. Er wandte das Gesicht ab. Von der großsprecherischen Art war nichts mehr zu spüren. »Kein Kommentar.«
Steel boxte Tufty in den Arm. »Machen wir Schluss.«
»Vernehmung beendet um zwölf Uhr sechsundzwanzig.«
Von irgendwo unter ihnen drifteten Stimmen durchs Treppenhaus herauf. Aus der Kantine des Reviers kam das Klappern und Klirren von Besteck und Geschirr, begleitet von Blumenkohl-, Würstchen- und Frittendüften.
Steel zog ihre Jacke an und kämpfte mit den Ärmeln. »Lunch, Lunch, Lunch, Lunch, Lunch.«
Tufty folgte ihr die Treppe hinunter. »Ich wette fünf Pfund, dass sie Beschwerde einlegen.«
»Mir ist irgendwie nach Pizza. Pizza oder Nudeln.«
»Ich dachte, Sie wollten versuchen, möglichst nicht zu sehr aufzufallen?«
»Oder vielleicht eine Ofenkartoffel?«
Tufty seufzte. »Der Junge hat recht. Sie sind nicht ganz richtig im Kopf. Das wissen Sie schon, oder?«
»Was haben Sie denn gegen Ofenkartoffeln?«
»Ich rede nicht von Ofenkartoffeln, sondern von der Beschwerde!«
Ein kleiner Mann in einem eleganten Anzug war auf dem Weg nach oben. Vertikal ein wenig herausgefordert, aber drahtig und kräftig. Die Sorte, vor denen man sich immer besonders in Acht nehmen muss, wenn es Zoff gibt, weil sie etwas beweisen müssen. Er blickte auf, zog eine Augenbraue hoch. Dann blieb er mitten auf der Treppe stehen, streckte die Arme seitlich aus und packte beide Geländer, sodass ihnen der Weg versperrt war. »Detective Sergeant Steel, was höre ich da – Sie haben in Vernehmungsraum 3 eine Séance veranstaltet?«
»Oh, Detective Chief Inspector Rutherford, Sie werden es nicht glauben.« Sie biss sich auf die Unterlippe und legte einen Handrücken an die Stirn, womit sie entfernt an die Jungfrau in Nöten in einem B-Movie erinnerte. »DC Quirrel findet, dass es irgendwie falsch ist, Ofenkartoffeln zum Lunch zu essen.«
»›Großer Häuptling Lionel Goldberg‹?«
»Richtige Indianer waren im Geistführer-Laden gerade aus.«
Ein angedeutetes Lächeln. »Zeugen von jenseits des Grabes sind vor Gericht nicht zugelassen, Sergeant. Und Sie können froh sein, dass Charles Roberts’ Anwältin keine Beschwerde einlegt.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube, meine erste Eingebung war die richtige: Pizza mit Schinken und Champignons und extra Käse.«
»Ich meine es ernst, Roberta.« Das angedeutete Lächeln verflog. »Das Letzte, was Sie gebrauchen können, ist noch ein Besuch von der Internen Ermittlung. Das nächste Mal kommen Sie vielleicht nicht so glimpflich davon.«
Ihre Miene verhärtete sich. »Danke, Chef.«
»Und was ist mit dem anderen Ladendieb, diesem ›Billy‹?«
Steel zuckte mit den Schultern. »Das dürfte Billy Moon sein. Er und Charles Roberts sind ein eingespieltes Diebesteam, seit sie laufen können. Er wird für ein paar Tage untertauchen, und dann wird er wieder durch die Läden ziehen und alles mitgehen lassen, was nicht niet- und nagelfest ist. Keine Sorge, den erwischen wir schon noch.«
»Wunderbar. Bleibt nur noch das Problem der entwendeten Mobiltelefone im Wert von dreiundzwanzigtausendachthundertsechzig Pfund, die irgendwo da draußen sind. Eine beträchtliche Menge an Diebesgut, die es sicherzustellen gilt, finden Sie nicht auch?«
»Chef.« Die Temperatur sank auf Tiefkühltruhenniveau.
»Dann sollten Sie es besser sicherstellen, nicht wahr?«
Sie legte wieder die Hand an die Stirn und ließ die Unterlippe zittern, wie eine wahre Schmierenkomödiantin. »Aber … Aber Pizza?«
»Denken Sie immer dran: Der Weg zur Wiedergutmachung ist mit kleinen Siegen gepflastert.« Er ließ die Handläufe los und ging an ihr vorbei.
Tufty drückte sich an die Wand, um ihm Platz zu machen. Dann sah er dem Detective Chief Inspector nach, bis er um die Ecke verschwunden war.
Gleich darauf ertönte noch einmal Rutherfords Stimme vom Stockwerk über ihnen: »Und keine Séancen mehr!«
Tufty wartete, bis man oben eine Tür ins Schloss fallen hörte. »Also … dann eben Pizza, oder?«
Steel ließ die Schultern sacken. »Verdammter Mist.«