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Fußnoten

Farage glaubt, dass die Polarkappen in der Arktis wieder anwachsen und die Berichte über ihr Abschmelzen bewusste Übertreibungen seien, Teil einer Verschwörung von Umweltaktivisten, die, wie könnte es anders sein, mit den »EU-Föderalisten« unter einer Decke stecken. Er findet, dass die strengen Waffengesetze, die nach dem Massaker von Dunblane eingeführt wurden, abgeschafft gehören, und er hält das »Grundprinzip« aus Enoch Powells Rede von den »Strömen von Blut« – Powell erklärt darin, die geplanten Einwanderungs- und Antidiskriminierungsgesetze würden zu Gewalteskalationen führen – für zutreffend.

Im Original ebenfalls Deutsch.

Jonathan Freedland, »The Young Put Jeremy Corbyn In, But He Betrayed Them over Brexit« im Guardian vom 27. Juni 2016.

Dieser Essay entspricht dem Text einer Rede, die ich am 10. November 2016 in Berlin bei der Verleihung des Welt-Literaturpreises gehalten habe.

Siehe »Small Change: Why the Revolution Will Not Be Tweeted«, in: The New Yorker, 4. Oktober 2010.

Siehe Jose Antonio Vargas, »The Face of Facebook: Mark Zuckerberg Opens Up«, in: The New Yorker, 20. September 2010.

Lanier: »Als in den frühen 1990er Jahren die ersten individuellen Webseiten auftauchten, hatten sie noch etwas Persönliches. Bei MySpace blieb davon noch etwas erhalten, auch wenn die Regulierung der Formate bereits begonnen hatte. Facebook setzte diesen Prozess fort und organisierte die Menschen zu Multiple-Choice-Identitäten, während Wikipedia den persönlichen Standpunkt gänzlich zu eliminieren versucht.«

Vielleicht liegt der Grund, dass es unter den Älteren nicht mehr Widerstand gegen soziale Netzwerke gab, ja darin, dass Eins-Nuller die Software des Web 2.0 nicht auf die gleiche Weise nutzen wie Zwei-Nuller. Eine vergleichbare Situation findet sich bei der Handynutzung beider Generationen. Für mich ist SMS-Schreiben einfach nur ein neues Medium für eine altgewohnte Kommunikationsform: Ich schreibe meinen Freunden in satzzeichengespickten, voll ausformulierten englischen Standardsätzen – und sie antworten mir auf die gleiche Weise. SMS-Sprache kommt bei uns nicht vor. Unsere Beziehung zur englischen Sprache ist älter als die Beziehung zu unseren Mobiltelefonen.

Der Essay erschien am 6. September 2012 im Magazin der New York Times.

In der deutschen Synchronfassung wird Michael von Frank Röth gesprochen, Lisa, die uns später noch begegnet, von Caroline Ebner und alle anderen Rollen von Christian Weygand. (Anm. d. Ü.)

Schopenhauer führt weiter aus, dass eine mildere Form von Langeweile auch bei im Haus lebenden Hunden und Katzen nachzuweisen sei.

Wie wir erfahren, hat auch Bella mit der Schwerkraft zu kämpfen – »Und ich habe einen falschen Schneidezahn, weil ich gestolpert und auf eine Betonkante gekracht bin« –, und vielleicht ist das ja der Ort, an dem sich Schopenhauer und die Komödie treffen, irgendwo in der tragikomischen Unausweichlichkeit des Reinfalls.

Um uns die Wirkung von Lisas schlichter Darbietung zu erklären, können wir wiederum auf Schopenhauer zurückgreifen, der uns die Kraft des Volkslieds erläutert: »Alles Entbehrliche wirkt nachteilig.«

Auch Schopenhauer – obwohl er sehr giftig über Frauen schreibt, seine Mutter gehasst und seine Zimmerwirtin bekanntermaßen die Treppe hinuntergestoßen hat – führt aus, dass Frauen eine beständigere Neigung zum Mitgefühl haben als Männer.

Dafür in der Kategorie »Bester animierter Spielfilm«, zusammen mit Shaun das Schaf – Der Film und Alles steht Kopf.

Der Text des »Blumenduetts« kann ebenfalls als transzendente Verschmelzung der vielen zum einen gelesen werden: »Schwer wölbt sich der Jasmin / Unter dem dichten Dach, wo sich der weiße Jasmin / Mit den Rosen mischt […] / Komm, lass uns gemeinsam hinabgleiten.«

Das Sotheby’s Magazine hat mich gebeten, über das erste Kunstwerk zu schreiben, das ich je besessen habe. Ich hätte gern geschwindelt, habe am Ende aber doch beschlossen, die (schändliche) Wahrheit zu sagen.

Ich bin gebeten worden, einen einleitenden Essay zu einem Band mit Fotos von Billie Holiday zu schreiben. Und ich habe auch tatsächlich versucht, einen Essay über Billie zu schreiben, doch jeder Ansatz schien mir viel zu formell und kalt. Am Ende habe ich mich dann entschieden, zu einer Art Bauchrednerin zu werden.

Und ich habe dieses Detail später in einem Roman verwendet.

Hier muss ich kurz erwähnen, dass ich nicht gewohnheitsmäßig herumsitze und mir über meine eigenen längst fertig geschriebenen Romane den Kopf zerbreche. Die Frage wurde mir vom Guardian gestellt, und der Text ist Teil einer Serie, in der Autorinnen und Autoren über die Ursprünge und Inspirationen eines bestimmten Werkes reflektieren.

Ich saß bei meinen Schwiegereltern in Nordirland vor dem Fernseher, als das Telefon klingelte. New York war dran, eine Frau von der Zeitschrift Harper’s Bazaar, Gemma Sieff. Sie fragte, ob ich Interesse daran hätte, Bücher zu rezensieren. Ich hatte einen vier Monate alten Säugling und eine fehlgeleitete Vorstellung von mütterlichem Kampfgeist. Ich sagte ja. Und hielt genau ein halbes Jahr durch.

Auf Deutsch finden sich die besprochenen Erzählungen in dem Band Keine Liebe mehr: Akzeptierte und akzeptable Erzählungen (Fischer Taschenbuch, 2016). (Anm. d. Ü.)

Leider ist die Duchess am 24. September 2014 von uns gegangen.

Im deutschen Original beim Grazer Literaturverlag Droschl. (Anm. d. Ü.)

Auf Deutsch 1999 unter dem Titel Schnee in Alabama erschienen und inzwischen vergriffen; die hier besprochene Kurzgeschichtensammlung ist bisher nicht übersetzt. (Anm. d. Ü.)

Dieser Vortrag wurde am 27. Oktober 2016 als Inaugural Philip Roth Lecture in der Newark Public Library gehalten.

Meine Mutter, die immer noch in dieser Maisonettewohnung lebt – und unsere einstigen Zimmer alle vermietet hat –, hegt eine große Schwäche für Toiletten: Erst kürzlich hat sie sich dort, wo ursprünglich ihr Schlafzimmerschrank war, eine dritte einbauen lassen. Das Thema Toilette ist für Yvonne nie erschöpft, wie ihre Kinder alle zur Genüge wissen; die Faszination geht bis in ihre eigene Kindheit auf Jamaika zurück, wo sie nur ein Erdloch zur Verfügung hatte. Sie kommt von praktisch keiner Reise ohne ein Foto der dortigen Örtlichkeiten zurück: Plumpsklos aus Ghana, blitzsaubere Toiletten aus Port Verde, Überschalltoiletten aus Japan …

Sofern man links war.

Mein Bruder Ben vermutet, es müsse sich um ein »Geldbäumchen« gehandelt haben, was thematisch natürlich gut passt.

Nach dem Tod meines Vaters entdeckte ich zwischen seinen Sachen seine früheren Auftragsarbeiten – hauptsächlich Katalogfotos mit Models aus den fünfziger und sechziger Jahren – sowie einen ganzen Fundus Familienfotos, die sich, was ich als Kind nie vermutet hätte, als ungemein spannend erwiesen. Mein Lieblingsbild ist eine Familienszene. Darin ist Harvey selbst zu sehen, mit seiner ersten Frau Blanche und seiner ältesten Tochter, meiner Halbschwester Diana, der er nach allem, was ich höre, ein sehr viel weniger brauchbarer Vater war: emotional distanziert und häufig auch einfach abwesend. Das Foto ist auf S. 425 abgebildet. Ich bemerke die vielen hereinbrechenden Schatten, den dramatischen Kampf des Lichts, das versucht, der schleichenden Dunkelheit zu entkommen. Ich bemerke die vielen begrenzenden Rahmen, die ungelenken Winkel, die Mischung aus Natürlichem und Inszeniertem, den Kontrast aus Wärme und Kälte. Er hat dem Foto selbst keinen Titel gegeben – das wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Aber ich war so frei, ihm einen zu geben.

In einer Gruft in Rom hat man die Knochen von etwa viertausend Kapuzinermönchen, die dort zwischen 1500 und 1870 beigesetzt wurden, zu inszenierten Szenen angeordnet: Voll bekleidete Skelette beten in Zimmern, die ganz aus Knochen bestehen, mit Kronleuchtern aus Knochen, Sesseln aus Knochen und Wänden aus lauter Schädeln. Im letzten Zimmer ist ein Memento mori in den Boden eingelassen: »Was ihr seid, waren wir einst; was wir sind, werdet ihr sein.«

Inzwischen liegen alle sechs Bände auf Deutsch und auf Englisch vor. (Anm. d. Ü.)

Bieber und Buber sind unterschiedliche Schreibweisen desselben deutschen Nachnamens. Wie könnte ich mir anmaßen, solche Hinweise des Universums einfach zu ignorieren?

Um nur die am häufigsten angeführten Beispiele zu nehmen.

Liebe Leserinnen und Leser – würden Sie ihn bitte googeln? Ursprünglich war er Teil dieses Essays, doch wie sich zeigt, ist es unwahrscheinlich teuer, den kompletten Text eines Popsongs abzudrucken.

Und außerdem eine gespenstisch zutreffende Definition eines Großteils unseres heutigen Onlinelebens, siebzig Jahre vor Entstehung des Internets.

Aus einer Reihe von SMS-Nachrichten von Bieber an Gomez, die geleakt und im Internet veröffentlicht wurden.

Und auf Deutsch Römischer Reigen. (Anm. d. Ü.)

 

 

 

Die vorliegende Übersetzung wurde mit dem Übersetzerstipendium des Freistaats Bayern 2018 ausgezeichnet.

 

 

 

Vorangestellte Mottos entnommen aus:

 

Hurston, Zora Neale, Ich mag mich, wenn ich lache: Autobiographie. Zürich, Ammann, 2000. Übersetzt von Barbara Henninges.

 

Daniel Kehlmann, F. © 2013 Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg.

und

für Robert B. Silvers, in memoriam

Zora Neale Hurston

»Augen sind keine Fenster. Da sind Nervenimpulse, aber niemand liest sie, zählt sie, übersetzt sie und denkt über sie nach. Such, so lange du willst, niemand ist zu Hause. Die Welt ist in dir, und du bist nicht da.«

Daniel Kehlmann

Ich saß in Rom beim Abendessen mit alten Freunden, als mich einer von ihnen plötzlich ansah und meinte: »Eigentlich ist dein bisheriges Schreiben doch ein einziges, fünfzehn Jahre währendes Psychodrama.« Alle lachten – ich auch –, aber ein wenig getroffen fühlte ich mich schon und quälte mich über mehrere Wochen mit diesem Gedanken herum. Jetzt schreibe ich ihn sogar in dieses Vorwort. Es stimmt schon, ich denke seit vielen Jahren laut und habe mich oft gefragt, ob ich mich damit nicht auf die eine oder andere Weise lächerlich mache. Ich glaube, diese Sorge entspringt dem Wissen, dass ich eigentlich gar nicht richtig qualifiziert dafür bin, so zu schreiben, wie ich es tue. Ich bin keine Philosophin oder Soziologin, keine echte Literatur- oder Filmprofessorin, keine Politikwissenschaftlerin, keine professionelle Musikkritikerin, keine ausgebildete Journalistin. Ich unterrichte in einem Studiengang, der mit dem Master of Fine Arts abschließt, habe aber selbst keinen solchen MFA und auch keinen Doktortitel. Meine Beweisführung – soweit vorhanden – ist praktisch immer sehr intim. Ich empfinde das so – Sie auch? Dieser Gedanke beschäftigt mich – und Sie? Essays, die von der affektiven Erfahrung eines einzelnen Menschen handeln, stehen schon ihrem Wesen nach auf verlorenem Posten. Sie haben nur ihre Freiheit. Und die Leserin ihrerseits ist ebenso ungewöhnlich frei, weil ich ihr absolut nichts voraus-, keine Macht über sie habe. Sie darf meine Gefühle jederzeit von sich weisen, sie darf sagen: »Nein, so habe ich das noch nie empfunden«, oder auch: »Mein Gott, dieser Gedanke ist mir wirklich noch nie gekommen!«

 

Ein Hinweis noch: Mir ist klar, dass mein recht ambivalenter Blick auf das menschliche Ich komplett aus der Mode ist. Die Essays, die Sie jetzt in Händen halten, wurden während der achtjährigen Präsidentschaft Barack Obamas in England und Amerika verfasst und sind folglich Produkte einer vergangenen Welt. Angesichts der Dinge, mit denen wir seither konfrontiert sind, ist es natürlich nahezu unmöglich, sich noch irgendein Gefühl der Ambivalenz zu erhalten – weder diesseits noch jenseits des Atlantiks. Millionen mehr oder weniger formloser Ichs werden sich jetzt notgedrungen zu Protestlern, Aktivistinnen, Demonstranten, Wählerinnen, Aufwieglern, Anklägerinnen, Lobbyisten, Soldatinnen, Verfechtern, Verteidigerinnen, Historikern, Expertinnen, Kritikern verdichten. Ein Feuer lässt sich nicht mit Luft bekämpfen. Genauso wenig kann man aber um eine Freiheit kämpfen, die man nicht mehr als solche erkennen kann. Der Leserin, dem Leser, die sich ihre Neugier auf die Freiheit erhalten haben, bringe ich diese Essays dar –

 

Zadie Smith

New York

18. Januar 2017

Als ich das letzte Mal in Willesden Green war, ging ich zusammen mit meiner Tochter meine Mutter besuchen. Die Sonne schien. Wir schlenderten über die Brondesbury Park in Richtung Hauptstraße. Gerade war der sogenannte »Französische Markt« im Gange, eine einigermaßen erstaunliche Ansammlung von Ständen, die auf der Betonfläche zwischen den hübsch verwinkelten Überresten der ursprünglichen Willesden Library samt Türmchen (beides von 1894) und dem brutal-backsteinernen gestrandeten Kreuzfahrtschiff des sogenannten Willesden Green Library Centre (von 1989), einem maßgeblichen örtlichen Wahrzeichen, das jährlich fast fünfhunderttausend Besucher verzeichnet, französische Produkte feilbieten. Wir gingen im Sonnenschein die Großstadtstraße entlang zu der Betonfläche – zum Markt. Es war völlig anders als der Gang über den schattigen Feldweg eines urigen Marktfleckens zum perfekt erhaltenen Platz aus dem 18. Jahrhundert. Es war sogar anders als der Gang zu einem der vielen Bauernmärkte, die in ganz London an den Kreuzungen aus dem Boden schießen und persönlichen Reichtum mit einem markanten Interesse an ungewöhnlichen Käsesorten vereinen.

Trotzdem war es aber sehr schön. Der Französische Markt von Willesden verkauft billige Handtaschen. Er verkauft CDs mit altmodischem Jazz und Rock ’n’ Roll. Er verkauft Schirme und Kunstblumen. Er verkauft Nippes und Krimskrams und Kinkerlitzchen, die in Thema und Ausführung nicht immer auf den ersten Blick als französisch zu erkennen sind. Er verkauft Wasserpistolen. Er

Nun ist es ja bekannt, dass Menschen, wenn sie über längere Zeit zweckfrei an einem Ort in der Großstadt herumhängen, Gefahr laufen, »asozial« zu werden. Und tatsächlich hocken da drüben vier obdachlose Trinker auf einer der seltsamen architektonischen Ausbuchtungen der Bibliothek und trinken Special Brew aus der Dose. Auf dem Dorf säßen sie vielleicht unter einem Baum oder wären längst von einem Bauern mit der Mistgabel verjagt worden. Ich will gar nicht behaupten, dass ich wüsste, wie es auf dem Dorf zugeht. Hier in Willesden jedenfalls hockten sie auf ihrem Vorsprung, und wir anderen versammelten uns ohne jeden Sinn und Zweck auf der wenig ansprechenden Betonfläche und standen einfach im Sonnenschein herum, als wären wir so etwas wie eine

Wir hatten Gelegenheit, ansatzweise ein Gefühl für den Fortbestand dessen zu entwickeln, was vor uns war. Natürlich nicht so sehr wie die Bewohner von Hampstead oder die Leute, die in den pittoresken Marktflecken im ganzen Land leben, aber hier und da ist auch in Willesden die Vergangenheit noch erhalten. Und darüber sind wir froh. Was gar nicht heißen soll, dass wir übertrieben nostalgisch wären, was Architektur betrifft (da muss man sich ja nur die Bibliothek anschauen!), aber wir finden es trotzdem schön, uns daran zu erinnern, dass wir das gleiche Recht auf Lokalgeschichte haben wie alle anderen auch, obwohl viele von uns erst kürzlich hier eingetroffen sind und aus allen Winkeln der Welt stammen.

Am Markttag gönnen wir uns das Gefühl, dass unser Viertel mit seinem vielfältigen Gemisch aus Menschen und Architekturstilen trotzdem ein Ort von einer gewissen Schönheit bleibt, der ein Mindestmaß an Erhalt und Fürsorge verdient. Es ist, will ich damit nur sagen, eine schöne Abwechslung für uns. Allerdings gibt sich ein Kleinkind nur eine gewisse Zeit damit zufrieden, seiner Großmutter dabei zuzusehen, wie sie all die vielen Leute aus Willesden begrüßt, die die Großmutter so kennt. Also drehten meine Tochter und ich eine Runde. Und weil sich auf der Hauptstraße nicht gut Runden drehen lassen, wandten wir uns rückwärts, zur Bibliothek. Naturgemäß auch rückwärts in der Zeit, auch wenn ich meine Tochter nicht mit meinen Erinnerungen gelangweilt habe, sie gar nicht damit langweilen konnte: Sie ist noch klein und außerhalb der Reichweite jeder Nostalgie. Stattdessen langweile ich jetzt Sie damit. Da, an dem Tisch dort, habe ich immer gelernt. Dort drüben, wo früher die Telefonzellen waren, habe ich mich mit einem

Derweil rennt meine Tochter wie eine Verrückte den langen Flur der Bibliothek entlang, zusammen mit einem anderen Kleinkind, das den gleichen Einfall hatte. Dann biegt sie ab und flitzt direkt in den Willesden Bookshop, einer bibliotheksunabhängigen Buchhandlung, die ihre Räumlichkeiten von der Stadt gemietet hat und, allen Aussagen der Stadtteilverwaltung von Brent zum Trotz, ein unentbehrlicher lokaler Dienstleister ist. Geführt wird der Laden von Helen. Helen ist eine unentbehrliche lokale Größe. Ich würde ihre Unentbehrlichkeit etwa wie folgt umschreiben: »Den Menschen geben, was sie wollen, bevor sie wissen, dass sie es wollen.« Eine wichtige Kategorie. Ganz anders als das von Mr Rupert Murdoch berühmt gemachte Konzept, den Leuten zu geben, was sie wollen. Mit dieser Version von Gemeinwohl, wie sie der Dirty Digger darstellt, sind wir inzwischen alle bestens vertraut – schließlich leben wir seit dreißig Jahren damit. Helens Version ist anders und spielt sich zwangsläufig in sehr viel kleinerem Umfang ab.

Helen gibt den Menschen aus Willesden das, was sie wollen, obwohl sie noch gar nicht wussten, dass sie es wollen. Kluge Bücher, sonderbare Bücher, Bücher über das Land, aus dem sie kommen, oder über das Land, in dem sie angekommen sind. Kinderbücher mit Kindern, die zumindest ein klein wenig so aussehen wie die Kinder, die sie lesen. Radikale Bücher. Klassische Bücher. Abstruse Bücher. Bekannte Bücher. Sie liest sehr viel, sie hat immer eine Empfehlung parat. Hoffentlich haben auch Sie so eine Helen in einem Buchladen in Ihrer Nähe und wissen, wovon ich spreche. 1999 hatte ich keine Ahnung, dass ich David Mitchell lesen will,

Und während ich mit Helen nostalgisch in solchen Erinnerungen schwelgte und schon überlegte, ob es nicht möglich wäre, wieder einmal eine Buchpremiere an diesem Ort abzuhalten, hörte ich zum ersten Mal von den Plänen der Stadtteilverwaltung, das Library Centre abzureißen, mitsamt dem Buchladen, dem Türmchen aus dem 19. Jahrhundert, der Betonfläche und dem Vorsprung, wo die vier Trinker hockten. An seine Stelle sollten Luxus-Eigentumswohnungen treten, eine stark verkleinerte Bibliothek, »Geschäftsräume«, aber kein Buchladen. (Steve, der Besitzer, konnte sich die gestiegene Pacht nicht mehr leisten. Das Gleiche ist ihm mit seinem Buchladen in Kilburn passiert, der kürzlich nach dreißig Jahren schließen musste.) Meine Mutter kam herein, mit Käse im Gepäck. Zu dritt beklagten wir die Veränderungen und den Kulturvandalismus, den sie aus unserer Sicht bedeuteten. Oder aus der Gegenperspektive betrachtet: Wir standen sinnlos herum, wie es von fortschrittsfeindlichen, wirtschaftlich ahnungslosen Liberalen wie uns zu erwarten war, und jammerten über das Unvermeidliche.

Ein paar Tage später stieg ich ins Flugzeug zurück nach New York, wo ich einen Teil des Jahres unterrichte. Von der Logik her sollte es einfacher sein, schlechte Nachrichten aus der Heimat mit Fassung zu tragen, wenn man selbst weit weg ist, doch wer schon einmal unter Exilanten gelebt hat, weiß, dass genau das Gegenteil

Ja. Genau das passiert gerade. Mit minimalster Rücksprache und unter Einsatz von Einschüchterungstaktik, Geheimniskrämerei sowie ein wenig unverblümter Betrügerei. Die Mitglieder der örtlichen Behörde befinden sich zweifellos in einer schwierigen Lage: Die prozentualen Kürzungen in Brent zählen landesweit zu den höchsten und wurden von der Regierung verordnet. Aber die chronische finanzielle Misswirtschaft lässt sich ohne weiteres bis zur letzten Labour-Regierung zurückverfolgen, und so wird der Staffelstab der Schuldzuweisungen immer weiter herumgereicht. Die derzeitigen Planungen für Willesden Green verschaffen der Baubranche derart offensichtlich einen profitablen Grundstücksdeal – und entheben sie gleichzeitig der Verpflichtung zum Bau von Sozialwohnungen –, dass man sich, wenn man darauf hinweist, fast schon vorkommt wie ein Kind. Wer außer einem Kind würde in der aktuellen Wirtschaftslage überhaupt etwas anderes erwarten?

Also muss ich mir jetzt eine ungeheure Naivität bescheinigen. Das trifft auf die meisten Romanautoren zu, allen vielfach behaupteten tiefen gesellschaftspolitischen Einsichten zum Trotz. Und ich bewahre mir zudem noch eine besondere Naivität im Hinblick auf Großbritannien, die vielen, vor allem vielen jüngeren Menschen, wahrscheinlich ziemlich lustig vorkommt. Richtig erklären kann ich das nur, indem ich noch einmal kurz auf die Vergangenheit zurückgreife. Es handelt sich um eine kurze Geschichte über

Aber die Dinge ändern sich. Ich brauche den Staat heute nicht mehr so wie damals, und der Staat ist nicht mehr, was er damals war. Er ist an dieser neuen, gemeinsamen globalen Realität beteiligt, in der Staaten deregulieren, um Gewinne zu privatisieren, und dann re-regulieren, um die Verluste wieder zu verstaatlichen. Ein mit großem Elan von der Labour-Regierung angestoßener Prozess wird jetzt von David Camerons Koalition aus Torys und Liberal Democrats zur Perfektion geführt. Die oben beschriebene reizende Geschichte vom gütigen Vater Staat ist längst ins Reich der Märchen verbannt: Sie ist nicht mehr nur naiv, sondern phantastisch im wahrsten Sinne des Wortes. Die Erfahrung, dass die eigene

Ich langweile mich ja selbst damit, wenn ich solche Geschichten erzähle. Und ganz besonders langweilig ist die Unterstellung, jedes Argument zur Verteidigung öffentlicher Bibliotheken müsse zwangsläufig ein sozialliberales Argument sein. Ich habe erst vor Kurzem überhaupt mitbekommen, dass die persönliche Haltung zu Bibliotheken – nicht zu Schulen oder Krankenhäusern, sondern zu Bibliotheken! – Ausdruck eines ideologischen Bruchs sein kann. Ich dachte immer, eine Bibliothek sei einer der wenigen Schauplätze, an dem sich der Drang zur Erhaltung und der Wunsch nach Verbesserung – diese beiden Pole unseres politischen Geistes – problemlos und natürlich verbinden ließen. Und außerdem, was soll denn das für eine Liberale sein, die keine Partei mehr findet, für die sie noch stimmen kann, und dem Staat nicht mehr mit Dankbarkeit begegnet, sondern vielmehr mit Abneigung und mitunter sogar Angst?

Am nächsten komme ich einem Gefühl von Zugehörigkeit oder einem politischen Imperativ inzwischen eigentlich nur noch mit der Aussage des altgedienten Sozialdemokraten Tony Judt: »Wir müssen den Staat wieder neu denken.« Vor allem aber muss ich weniger naiv werden. Das Geld ist weg, und die Bedingungen, die Judts Generation bereits ererbt und die meine Generation von Judts geerbt hat, werden, falls überhaupt je, zu meinen Lebzeiten ganz sicher nicht wieder eintreten. Das sind die schlechten Nachrichten aus der Heimat. In politischer Hinsicht bleibt einer Sozialliberalen nur noch die Fähigkeit, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass Fatalismus bloß eine Falle ist und man nicht nur auf eine Art naiv sein kann. Noch einmal Judt:

Was für ein Problem ist denn eine Bibliothek? Es liegt auf der Hand, dass sie für viele Menschen überhaupt kein Problem darstellt, sondern nur eine Art Relikt. Am äußersten Pol dieser Sichtweise steht der unerschütterliche Glaube des Technokraten: Wozu brauchen wir noch die physische Realität, wo doch jedes Buch der Welt online zu finden ist? Ein solches Argument denkt die Bibliothek als Funktion, nicht als eine Vielzahl einzelner Räume. Dabei ist jede Bibliothek ein ganz eigenes Problem, und »das Internet« kann all diese Einzelprobleme ebenso wenig lösen, wie es ihnen in ihrer Gesamtheit den Todesstoß versetzen würde.

Jeden Morgen erkämpfe ich mir einen Platz in der überfüllten Unibibliothek, in der ich auch diesen Text schreibe, obwohl doch jede einzelne Studentin hier zu Hause sitzen und mit ihrem MacBook auf Google Books herumstöbern könnte. Und die Kilburn Library, die, ihrem Namen zum Trotz, ebenfalls der Stadtteilverwaltung von Brent untersteht, aber im begüterten Queen’s Park liegt, floriert nicht nur, sondern ist auch wegen Renovierung geschlossen. Die Kensal Rise Library wird nicht etwa geschlossen, weil sie nicht beliebt wäre, sondern weil sie keinen Profit macht, wobei die Tatsache, dass der Förderverein der Bibliothek bereit wäre, sie selbsttätig weiterzuführen (sofern das All Souls College in Oxford, dem die Bibliothek gehört, ihm das erlaubt), völlig außen vor bleibt. Da fällt es doch schwer, nicht zu dem Schluss zu kommen, die Bibliothek von Willesden Green solle nicht zuletzt deswegen verstümmelt werden, weil die Behörden die Möglichkeit eines lukrativen Immobiliengeschäfts wittern.

Jede Bibliothek hat ihren eigenen Charakter, ihr eigenes

Der moderne Staat hält nur sehr wenige Orte bereit, an denen das möglich ist. Die einzigen anderen, die mir spontan einfallen, stellen den Glauben an einen allmächtigen Schöpfer als Bedingung für eine Mitgliedschaft. Man sollte meinen, dass es kaum offensichtlicher sein könnte, warum der freie Markt keine effiziente Lösung für Bibliotheken ist: Der freie Markt braucht keine Bibliotheken. Aber anscheinend müssen wir heutzutage auch auf das Offensichtliche immer wieder hinweisen. Es gibt nicht mehr viele Einrichtungen, auf die John Maynard Keynes’ Definition von Dingen, die einzig und allein der Staat noch zu übernehmen bereit ist, so genau zuträfe. Und das Bibliothekserlebnis lässt sich auch nicht online reproduzieren. Es geht nicht nur um Bücher, die man kostenlos lesen kann. Eine Bibliothek ist eine andere Form sozialer Realität (in ihrer dreidimensionalen Variante), sie vermittelt durch ihre bloße Existenz ein Wertesystem, das über das Finanzielle hinausreicht.

Ich glaube gar nicht, dass Argumente zugunsten einer Bibliothek sonderlich ideologisch oder ethisch sind. Ich würde ja sogar denen zustimmen, die sagen, sie seien nicht einmal sonderlich logisch. Ich glaube, für die meisten Menschen ist das eine emotionale Frage. Keine von Logos oder Ethos, sondern eine von Pathos. Das

Wenn die Verluste privater Firmen schon unbedingt auf die bereits schwer belasteten Kommunen umgelegt werden sollen, ist es doch wohl das Mindeste, den Menschen zuzuhören, die uns mitteilen wollen, wo in der Bedürfnishierarchie Dinge wie öffentlicher Raum, Zugang zu Kultur und Erhalt des gewohnten Umfelds aus ihrer Sicht angesiedelt sind. »Aber ich geh da doch nie hin!«, schreibt Mr Nicht-mit-meinen-Steuergeldern auf der Leserbriefseite. Das glaube ich Ihnen gern, Sir. Aber trotzdem. Im vergangenen Jahr konnten britische Bibliotheken insgesamt mehr als dreihundert Millionen Besucher verzeichnen, und das trotz der ganz alltäglichen Vernachlässigung, die sie durch die diversen zuständigen Behörden erfahren. Im Nordwesten Londons sind die Leute sogar bereit, eine Menschenkette vor ihrer Bibliothek zu bilden.

Nachtrag: Kurz nachdem dieser Text in der New York Review of Books erschienen war, wurden Bibliothek und Buchhandlung abgerissen. Doch eine Wirkung hatte der gemeinschaftliche Aufstand der Aktivisten immerhin: Die Bibliothek, die an ihrer Stelle gebaut wurde, läuft tatsächlich gut. Es gibt zwar weniger Bücher dort, das stimmt, dafür beleben viele Studierende, Familien und Leserinnen und Leser die neonlichthellen Räume, und im zweiten Stock hat ein kleines, aber feines Ortsmuseum den Bauunternehmern mehrere hundert Quadratmeter ihrer Topimmobilie abgerungen.

Was mit unserem Wetter geschieht, wird in der Sprache der Wissenschaft und der Sprache der Ideologie abgehandelt, es gibt aber so gut wie keine persönlicheren Äußerungen dazu. Wen wundert’s? Trauernde neigen zum Euphemismus, und denen, die sich schuldig fühlen oder schämen, geht es genauso. Und der wehmütigste all dieser Euphemismen ist »das neue Normal«. Das ist jetzt das neue Normal, denke ich, wenn ein geliebter Birnbaum halb ertrunken seinen Halt im Boden verliert und umstürzt. Die Bahnstrecke nach Cornwall wird weggeschwemmt: das neue Normal. Wir schaffen es nicht einmal mehr, das Wort »unnormal« voreinander laut auszusprechen: Es erinnert uns nur an das, was einmal war. Und man vergisst doch besser, was einmal normal war, wie die Jahreszeiten einmal aufeinanderfolgten, mit maßvoller Anmut, wie sie nur die Dichter zu schätzen wussten.

Es schmerzt, sich zu erinnern, wie es früher war. Wie wir den Stecken einer ungezündeten Silvesterrakete in den kalten, trockenen Boden rammten. Auf dem Weg zur Schule den Raureif auf den Ilexbeeren bewunderten. Am zweiten Weihnachtstag im grellen Winterlicht einen langen, belebenden Spaziergang machten. Mit knirschenden Schritten ganze Fußballfelder überquerten. Ein bisschen Sonne am Karnevalsdienstag; ein bisschen mehr zum Grand National Anfang April. Kühle Aprilschauer, Wärme zu Wimbledon. Juli-Hochzeiten, die auf schönes Wetter zählen konnten. Die reelle Chance, sich beim Glastonbury Festival einen Sonnenbrand

Vielleicht werden wir uns ja an dieses neue England gewöhnen und es – so wie die sehr Jungen und die frisch Zugezogenen – für selbstverständlich halten, dass im April die Zeit für Shorts und Sandalen gekommen ist und das Neue Jahr sich traditionell mit einer Sintflut ankündigt. Es heißt, es werde an ganz neuen Orten Schmetterlinge geben, und die Zugvögel würden früher eintreffen und später fortziehen – das könnte doch auch ganz spannend werden, neu und nicht zwingend schlechter. Womöglich haben wir die Vergangenheit ja ganz falsch in Erinnerung! Die Themse war schon seit Generationen nicht mehr zugefroren, und der Traum von der weißen Weihnacht ist nur eine kollektive Dickens-induzierte Wahnvorstellung. Und war es nicht immer schon feucht in diesem Land?

Erstaunlich, durch was für Schotterpisten man sich zwängt, um die vierspurige Schnellstraße direkt vor der Nase zu vermeiden. Es war nie so feucht in England, wie es die bekanntesten Romane behaupten oder unsere amerikanischen Verwandten es glauben. Das Klima hat sich verändert, es verändert sich immer weiter, und mit ihm gehen – neben Bahnstrecken und Häusern, Lebensgrundlagen und sogar Menschenleben – so viele scheinbar unbedeutende Dinge verloren. Nichts war beispielsweise leichter, als davon auszugehen, dass wir in irgendeiner Ecke eines Londoner Gartens immer einen Igel finden würden, den wir mit beiden Händen vorsichtig aufheben und für unsere Kinder auseinanderrollen konnten, oder dass wir beim Picknick den dicken Hummeln dabei zusehen könnten, wie sie am Rand des offenen Marmeladenglases entlangkrochen. Jedes Land hat seine eigene Version solcher ortsgebundener Traurigkeit. (Und jedes Land hat auch seine eigenen Argumente,

Trotz der vielen strengen Worte zu den kindlichen Reaktionen der Öffentlichkeit auf den bevorstehenden Ernstfall wundert mich auch diese Reaktion nicht weiter. Es fällt schwer, ständig die Apokalypse im Hinterkopf zu haben, vor allem wenn man morgens noch aus dem Bett kommen will. Und in der Darstellung fehlt eben immer der Aspekt, wie emotional viele unserer Reaktionen sind. Würde das berücksichtigt, dann wäre die ganze Debattenkultur eine andere. Wir können uns beispielsweise problemlos eine Welt ausmalen, in der die Leugner gar keine Leugner sind, sondern einfach nur knallharte Pragmatiker, Leute, die sagen: »Ich weiß sehr wohl, was da auf uns zukommt, aber meine Enkelkinder interessieren mich nicht; ich interessiere mich nur für mich, meine Aktionäre und die Konkurrenz in China.« Und es gibt tatsächlich einige, die das sagen, wenn auch längst nicht so viele, wie man realistischerweise erwarten könnte.

Eine andere, ebenso natürlich scheinende Reaktion wäre die, ein Gefühl tiefer Religiosität auf die Sorge um die Umwelt zu projizieren, denn diejenigen, die das Land als seliges Geschenk des Herrn betrachten, sollten, rational betrachtet, doch unter den Ersten sein, die es schützen wollen. Auch davon gibt es durchaus einige, aber wiederum nicht einmal halb so viele, wie ich vermutet hätte. Stattdessen soll man die Belege »glauben« oder »leugnen«, als wären wissenschaftliche Abhandlungen nichts weiter als ein paar ans Tor genagelte Luther’sche Thesen. In den USA hat sich sogar ein eigentümliches Schlupfloch in Gottes Schöpfung gefunden, das sich die Hierarchie zunutze macht. Die Argumentation geht dahin, dass

Trotzdem glaube ich nicht, dass wir wissenschaftliche Themen aus bloßer Dummheit zu Glaubensfragen machen. Glaube hat immer auch einen emotionalen Anteil, er ist verkapptes Verlangen. Sicher, bei unseren Regierungen lässt sich die Politisierung der Problematik größtenteils mit Zynismus und böser Absicht sowie wirtschaftlichen Motiven erklären, doch hier unten bei uns ist das Verlangen nach Unschuld die treibende Kraft. Denn beide sogenannten »Seiten« sind voller Schuldgefühle, voller Selbsthass – Martin Amis hat das einmal als »Speziesscham« bezeichnet –, und das projizieren wir nach außen. Es befeuert den kleinlichen Eifer unserer Debatten, selbst noch mitten in der Krise.

Als der Supersturm Sandy tobte, stieg ich, ziemlich schwanger, im Stockdunkeln fünfzehn Stockwerke hinunter, nur um ein WLAN