Katharina Lamprecht, Bruchköbel bei Frankfurt a. M., ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Hypnotherapeutin (hsb) und Systemische Supervisorin (DGSP).
Stefan Hammel arbeitet als Klinik- und Psychiatriepfarrer, Kinder-, Familien- und Hypnotherapeut sowie als Ausbilder für Psychotherapie und leitet das Institut für Hypnosystemische Beratung in Kaiserslautern.
Adrian Hürzeler, Reinach / Schweiz, ist selbstständiger Coach und Achtsamkeitstrainer mit eigener Praxis für Persönlichkeits- und Führungsentwicklung.
Martin Niedermann, Bern / Schweiz, ist professioneller Geschichtenerzähler (VEE), hypnosystemischer Coach (hsb), und Dozent. Auftritte in verschiedenen Formationen mit Musik, Liedern und Geschichten.
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ISBN 978-3-497-02775-0 (Print)
ISBN 978-3-497-60962-8 (PDF-E-Book)
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Inhalt
Geschichten als Heilmittel?
1 Atem, Herz und Kreislauf
Mantarochen
Die Reise des Adlers
Sicherheitsdruck
Streit am Fluss
Die hydraulische Pumpe
Der neue Dampfkochtopf
Lachesis
Der Teich
Die Zahnbürste
Der Wasserhahn
Die gute Absicht kehrt zurück
Gartenbewässerung
Wie Mutter und Kind
Memory
Mieter gesucht
Der Kopfschmerzkuss
2 Innere Organe, Essen und Verdauen
Wenn die Wildschweine kommen
Energiequelle
Schwer verdaulich
Die Heinzelmännchenhilfsarmee
Kampf mit dem Monsterschnupfen
Verdauungsapparat
Die Insulinrezeptoren wecken
Gegen den Strom
Pac-Man
Wunderkeks
Bierbrauen
Schachspielereien
3 Muskeln, Knochen, Sehnen
Dasselbe
Warum stemmst du den Himmel?
Ja sagen, Nein sagen
Der Bär tanzt, wenn er will
Takelage
Die Krusten wegbrennen
Brennnesseln
Ein Frosch hilft
Auf und Ab
Der Bremsschlauch
Die Putzaktion
4 Haut und Haare
Öffne das Tor
Bleib bei Dir
Wasserwege
Was ich bestreiche
Ameisen helfen
Kreisrundes Haarwachstum
Als die Allergie begann
Der Leibwächter
Ausgestrichen
Die Wächter auf der Mauer
Insektenstiche
Das Jucken
5 Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Gleichgewicht
Den Vorhang öffnen
Die Tapete festdrücken
Die Klappe dichten
Mein Held im Ohr
Das gestürzte Gehör
Das Röhrensystem
Die Feineinstellung der Tonhöhenunterscheidung
Das Gyroskop
Ohrarbeit
6 Schmerz und Körpergefühl
Störche lieben die Sonne
Der Kopfschmerzregler
Funken im Strom
Der Kopfschmerz im Fuß
Das Zahnvögelchen mit dem roten Schwänzchen
Als die Bilder sprechen lernten …
Doktor Dachs
Schiffsmotoren
Nebelwandern
Im Reich des Rückenschmerzes
Alarmglocke
Muschelwunder
7 Schlafen und Wachen
Vierzehn Engel
Schnarcher raus!
Im gleichen Rhythmus atmen
Noch tiefer schlafen
Schubladen im Kopf
Tief atmen
Die Erinnerung des Körpers
Das Kettenkarussell
Der Kopf sucht keinen Schlaf
Der Brunnen
Die Welt verändern
8 Lust und Liebe
Für wen soll ich heulen?
Der kleine Franz
Was ist Liebe?
Schreibpotenz
Wellen wollen wallen
Kopfbahnhof
Nur eine Nacktschnecke
9 Unfälle, Verletzungen, medizinische Eingriffe
Nicht der Baum!
Der Maulwurf Buddelflink
Kopfsache
Starke Äste
Knie beugen
Den Apfelbaum schneiden
Tumore abhobeln
Etwas mehr abgeben
Teer
Beinahe positiv gedacht
Liebe Hand
Lass alle Zellen leben!
Das innere Kurorchester
Läuferglück
10 Infekte und Entzündungen
Ansteckende Gesundheit
Gut zum Kotzen
Melde dich
Wasserrohre
Wanderfreuden
Ochsenweisheit
Nüsse suchen
Strandmuscheln
Häuschenschnupfen
In der Höhle
Renovierungsarbeiten
Zwei Füße im Gespräch
Nimm die Erkältung mit
Die Waschstraße
Lieber Husten, wie geht’s?
Meine Impfung
Anhang
Stichwortverzeichnis
Alphabetisches Verzeichnis der Geschichten
Literatur
Geschichten als Heilmittel? |
Das ist nun schon so lange her und könnte doch auch gerade gestern geschehen sein. Eines Abends, kurz vor Geschäftsschluss, betrat eine Frau, sichtlich leidend, eine Apotheke und verlangte nach einem Medikament. Die benötigte Mixtur war verschreibungspflichtig, und die Frau hatte kein Rezept dafür. Der Apotheker durfte ihr das Mittel nicht geben. Er überlegte: Der Weg zum nächsten Arzt war weit. Am selben Tag würde sie das nötige Rezept nicht mehr bekommen, und bis zum nächsten Tag würde sich ihr Zustand wahrscheinlich verschlechtern. Was sollte er tun? „Einen Augenblick!“, sagte der Apotheker und ging in sein Labor. Er mischte destilliertes Wasser mit einigen Aromen und etwas Farbstoff, füllte die Mischung in ein kleines Fläschchen ab und schrieb ein paar lateinische Worte darauf. Das Fläschchen überreichte er der Dame mit den Worten, diese Mischung sei besonders stark und müsse genau nach seiner Vorschrift eingenommen werden, drei Mal täglich vor den Mahlzeiten. Eine Woche später betrat die Frau wieder die Apotheke und bedankte sich bei dem Apotheker. Sie sei von ihrem Leiden dank seines hervorragenden Mittels vollständig geheilt.
Der Apotheker Émile Coué, von dem hier die Rede ist, hatte in Nancy die damals neue Technik der Hypnose erlernt. Schon bald begriff er, dass kein Pendel, kein Magnet und kein hypnotischer Blick notwendig waren, damit Suggestionen ihre Wirkung entfalteten. Ein Ritual mit einem zauberhaften Augenblick, in den hinein die Suggestion gesprochen wird, war durchaus nützlich, aber es brauchte dafür keine speziell zu erlernende hypnotische Technik. Die gegebenen Suggestionen werden umgesetzt, wenn sie so vermittelt werden, dass sie mit Sinn und Bedeutung gefüllt erscheinen, sodass der Hörer sie für sich als relevant und plausibel empfindet. Nützlich ist es, wenn dieser Augenblick frei von Skepsis ist. Die Hypnotiseure versuchten dies zu erreichen, indem sie ihre Worte in einem schlafähnlichen Zustand gaben, in dem der Patient zur Kritik nicht fähig war. Die kritischen Stimmen des Patienten, die als stillschweigende Gegensuggestionen die heilenden Worte des Hypnotiseurs zu zerreden drohten, können jedoch auch auf vielfältige andere Weise umgangen werden.
Coué hatte die Möglichkeit entdeckt, Heilung durch die Gabe eines Placebos zu stimulieren. Eine weitere Möglichkeit, um Suggestionen mit einer gefühlten Plausibilität zu versehen und kritische Einwände zu unterbinden, besteht darin, suggestive Mitteilungen in das Gewand einer Geschichte zu kleiden. Gute Geschichten werden üblicherweise nicht kritisch diskutiert. Auf einen Witz, eine Anekdote oder eine Fabel wird kaum jemand antworten: „Das geht doch gar nicht …“ Vielmehr erlaubt man ihrer Wirkung, sich still im Inneren zu entfalten – wie die Wirkung eines Medikaments.
Ein Placebo ist ein Heilmittel ohne Wirksubstanz. Wenn nun gar kein Wirkstoff in dem Mittel enthalten ist, was wirkt denn dann am Placebo? Der Wirkstoff ist die Geschichte, mit der es verabreicht wird, und das vermeintliche Mittel ist lediglich Teil eines Rituals, das der Geschichte Bedeutung verleiht. Das wirkstofflose Mittel sorgt dafür, dass die Geschichte nicht als Bericht aus einer fremden Realität, sondern als Teil der physischen Wirklichkeit des Patienten erlebt wird.
Geschichten sind Placebos. Als solche sind sie Heilmittel, …
● … wenn sie mit der subjektiv als echt erlebten Wirklichkeit des Hörers verflochten werden,
● … wenn sie so erzählt werden, dass sie für den Hörer mit Sinn und Bedeutung erfüllt sind,
● … wenn sie eine Hoffnung, eine Such- oder Erwartungshaltung in ihm stimulieren und
● … wenn sie auf ein Anliegen, eine Frage oder ein Bedürfnis des Hörers Bezug nehmen.
Wahrhaftig aber sollte niemand die Wirkung von Placebos unterschätzen, denn auch unsere gebräuchlichen Medikamente wirken zu einem großen Teil durch den Placeboeffekt. Bevor Émile Coué die Wirkung von Placebos entdeckte, untersuchte er systematisch die Wirksamkeit von Suggestionen im Alltag. Als Apotheker bemerkte er, dass die Wirksamkeit jedes Medikaments, das er verabreichte, davon abhing, was er den Patienten dazu sagte. Erklärte er, das verabreichte Mittel sei ausgezeichnet und werde schnell wirken, so wurden die Patienten deutlich schneller gesund, als wenn er nichts dazu sagte.
Geschichten sind Heilmittel. In der hypnotherapeutischen Arbeit werden sie verwendet, um die unbewussten Bereiche des psychischen und körperlichen Informationsaustauschs zu veranlassen, Menschen zu heilen.
Wenn wir mit dem Unbewussten sprechen möchten, mit der Tiefen dimension von Körper und Psyche, ist es gut, wenn wir in seiner Muttersprache mit ihm kommunizieren, das heißt, in der Sprache der Träume. Wer Haustiere hat und sie beim Schlafen beobachtet, weiß, dass auch Tiere Träume haben. Während sie schlafen, können wir an ihren Bewegungen und Lautäußerungen erkennen, dass sie gerade jagen oder kämpfen, sich bedroht fühlen oder fliehen. Die menschliche Sprache hat es möglich gemacht, Träume mitzuteilen, sodass andere unsere Träume teilen. Das geschieht vornehmlich in der Form von Geschichten. Geschichten sind gelenkte Träume. In einer Geschichte teilen wir aber nicht nur Wissen und Lebenserfahrung, sondern auch die Emotionen und Körperreaktionen, die zu der Geschichte gehören. Körpersymptome, die sich aus chronischen und akuten Belastungen heraus entwickelt haben, können aufgelöst werden, wenn wir sie von der Lebensgeschichte, aus der heraus sie entstanden sind, unterscheiden und trennen oder dieser Geschichte eine neue Deutung geben. Diese neue Deutung kann durch einen plausiblen Kommentar gegeben werden, etwa durch die Aufforderung ans Gehirn, das Symptom nicht mehr zu zeigen, wenn sich das Auslöseereignis nicht genauso wiederholt. Sie kann auch in der Sprache der Träume angeboten werden, etwa in der Form einer Metapher, Fabel oder Anekdote.
Möchten Sie gern eine Einschätzung gewinnen, wie viele Erkrankungen aus einer Traumatisierung oder anderweitigen existentiellen Belastung entstehen? Sie können das im Selbstexperiment herausfinden.
Machen Sie eine Tabelle mit drei Spalten. Schreiben Sie in eine erste Spalte alle Körpersymptome oder Erkrankungen, deren Anfang Sie ungefähr datieren können, in die zweite Spalte den Anfangszeitpunkt. Sie können auch Zeiten der Symptomverschlimmerung oder des Wiederauftretens früherer Symptome mit in die Liste aufnehmen. Wenn Sie denken, das Symptom war „schon immer“ da, schreiben Sie „0 J.“ und verstehen Sie darunter das Embryonalalter, die Geburt und das erste Lebensjahr. Beim Eintrag „0 J.“ überlegen Sie außerdem, ob ein Elternteil (und vielleicht Großelternteil) das Symptom bereits hatte und seit wann. In die dritte Spalte schreiben Sie, welches Ereignis im Umfeld von Lebensbedrohung, Tod, Verlust und Unwillkommensein zu dieser Zeit oder kurz zuvor stattfand, wenn es ein solches gab. Wenn Sie unter Heuschnupfen leiden, überlegen Sie, was zur Jahreszeit dieser Pollen im ersten Jahr des Auftretens oder im Vorjahr stattfand. Dort, wo Sie an eine bestimmte Zeit (nach dem Kleinkindalter) kaum Erinnerungen haben, schreiben Sie: „Lieber vergessen?“ Dort, wo ein Ereignis nur mittelgradig belastend war, aber klare Parallelen zu einem früheren schwer belastenden Ereignis hat, schreiben Sie „Rückverweis auf das Alter von (RAV) …“ Ich vermute: Wahrscheinlich gibt es zu sehr vielen Symptomen in der linken Spalte einen relevanten Eintrag in der rechten.
Nun besteht unser Gehirn und Nervensystem nicht aus zwei Netzwerken, einem körperlichen und einem psychischen, sondern aus einem einzigen. Die Unterscheidung von Körper und Psyche entstammt nicht der Biologie, sondern unserer Sprache und Kultur. Die Lebensphilosophie, die unserer Sprache zugrunde liegt, verweist auf die platonische Trennung von Körper und Seele. Sprachen und Kulturen, die ihre Lebensphilosophie aus anderen Quellen beziehen, machen es leichter zu verstehen, dass es nur einen Menschen gibt, der sein eigener Körper ist.
Die Selbstregulation unseres Körpers durch Träume endet nicht bei dem, was wir „psychisch“ nennen, bloß weil Platon vor zweieinhalb Jahrtausenden beschlossen hat, der Mensch sei ein Lebewesen, dessen unsterbliche „Psyche“ (griechisch für „Seele“) in einem sterblichen „Soma“ („Leib“) gefangen gehalten werde. Da es ein Mensch ist, den wir lediglich, wenn wir von „Körper“ und „Psyche“ reden, durch zwei unterschiedliche Brillen betrachten, wirken die Geschichten gleichermaßen, egal, ob wir gerade die Körper-Brille oder Seelen-Brille aufgesetzt haben, um das, was wir erleben, zu beschreiben.
So wirken therapeutische Geschichten bei Belastungen, die wir als „rein körperlich“ und „nicht psychisch“ beschreiben würden, ebenfalls sehr gut. Nasenbluten kann gestoppt werden, wenn wir uns einen Wasserhahn für das Blut vorstellen und mit der Hand eine Bewegung machen, als ob wir ihn schließen und uns das Körpergefühl und Geräusch dabei vorstellen. Die Wundheilung nach einer Operation kann beschleunigt werden, wenn wir uns einen Film vorstellen, der uns mit einem Blick durch ein Mikroskop im Zeitraffer zeigt, wie die Zellen zusammenwachsen. Die Schmerzen nach einer Verbrühung können reduziert werden, indem wir uns vorstellen, die Haut sei ein Kind, das wir liebevoll in den Armen wiegen und dem wir zur Beruhigung ein Lied singen.
Längst gibt es im deutschsprachigen Raum Ärzte und Zahnärzte, Heilpraktiker, Psychotherapeuten, Seelsorger, Heil- und Sozialpädagogen, Hebammen und Krankenschwestern, die mit Mitteln der Hypnotherapie im Übergangsfeld zwischen psychotherapeutischer und medizinischer Arbeit tätig sind.
Unser Buch verstehen wir als Beitrag, um die Arbeit der heilkundlich orientierten Professionen zu unterstützen und zu ergänzen. Natürlich ist es gut, mit allen Mitteln auf Heilung hinzuwirken. Ideen wie die, man müsse sich zwischen guten „alternativen“ und bösen „herkömmlichen“ Heilmethoden entscheiden, unterstützen wir nicht. Menschen, die mit körperlichen Symptomen zu tun haben, empfehlen wir, sich nicht ausschließlich auf suggestivem Weg kurieren zu wollen, sondern zunächst einen Arzt zu konsultieren und dessen Meinung über ihren Gesundheitszustand einzuholen.
Ein Wort zum praktischen Gebrauch dieses Buches: Mit der Einteilung der Kapitel haben wir die Geschichten bestimmten Themenbereichen zugeordnet, in denen wir sie erprobt haben, beziehungsweise, wo sie aus unserer Sicht gut einzusetzen sind. Sollten wir aber nun die Geschichte zur Ohrenentzündung bei den Ohren oder bei den Entzündungen unterbringen? Sollen die Knochenbrüche zu den Knochen oder den Unfällen? Soll eine schmerzhafte Muskelverspannung bei den Muskeln oder bei den Schmerzen einsortiert werden? Ganz gleich, welche Einteilung wir erprobten, stellten sich solche Fragen. Um als Leser herauszufinden, welche weiteren Geschichten bei einem bestimmten Symptom oder Krankheitsbild nützlich sein können, lohnt sich immer ein neugieriger Blick in die anderen Kapitel und ins Stichwortregister. Als Stichworte wählten wir nicht unbedingt die Begriffe, die die medizinischen Gegebenheiten fachlich genau wiedergeben, sondern die, unter welchen ein Problem unserer Auffassung nach am ehesten gesucht wird. Überhaupt lässt sich die Aufzählung von Krankheits- und Symptombegriffen und ihre Zuordnung zu den Geschichten nicht ansatzweise vollständig gestalten. Die gewählten Stichworte sind eher Beispiele, zusammengetragen in der Hoffnung, dass die Leser vielfältige weitere Möglichkeiten finden, wo diese und ähnliche Geschichten zum Einsatz kommen können. Für diejenigen, die zuordnen möchten, welche körperlichen Belastungen speziell mit welchen Geschichten zielführend bearbeitet werden könnten, haben wir die wenigen uns bekannten Bücher zum Thema in einem kleinen Literaturverzeichnis am Ende des Buches zusammengestellt. Dort findet sich auch ein alphabetisches Register der Geschichten, mit Angabe der jeweiligen Verfasser.
1 Atem, Herz und Kreislauf |
Im Bereich der Hypnotherapie werden therapeutische Geschichten zu vielen Zwecken eingesetzt, die mit Herz- und Kreislauffunktionen zu tun haben.
Geschichten können bei Herzrasen, bei zu langsamem oder unregelmäßigem Herzschlag eingesetzt werden oder bei Durchblutungsstörungen wie dem Raynauld-Syndrom. Einiges spricht dafür, dass Geschichten zum Abbau von Thrombosen verwendet werden können. Geschichten können verwendet werden, um Nasenbluten oder die Blutung einer frischen Operationswunde zu stillen und sogar als Erste-Hilfe-Maßnahme, um den Blutverlust beim Abriss von Gliedmaßen zu reduzieren.
Geschichten können eingesetzt werden, um den Atem zu regulieren, um Hustenreiz zu vermindern und um asthmatische Krämpfe zu lösen. Äußerst nützlich sind Geschichten, um die Therapie von Schlaganfallpatienten zu unterstützen.
Geschichten, die geeignet sind für Menschen mit Schlafapnoe finden sich im Kapitel zu Schlaf, eine Geschichte zur Bearbeitung von Venenentzündungen im Kapitel zu Infekten und Entzündungen.
Mantarochen
Asthma, Herzinfarkt, Herzrasen, Hyperventilation, Panikstörung, Schlafapnoe
Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Taucher und begegnen einem Manta rochen. Kennen Sie diese Tiere? Haben Sie die ruhigen, majestätischen Flossenschläge dieser Meeresbewohner einmal gesehen? Welche Ruhe! Welche Anmut! Welche Kraft! Wenn Sie sich das vorstellen können, dann grüßen Sie doch bitte Ihren Körper: Bei den ersten Vorzeichen einer etwaigen Krise, so ähnlich, wie Sie es berichtet haben, soll er – bewusst oder unbewusst – diesen Mantarochen betrachten, solange, bis Sie wissen: Sie sind in Sicherheit.
Die Geschichte „Mantarochen“ kann von Asthma- und Infarktpatienten genutzt werden, um den Körper zu veranlassen, im Krisenfall den Kreislauf und die Atmung stabil zu halten. Das trägt zu einer Weitung der Blutgefäße und Atemwege bei, die helfen kann, die kritische Situation zu überwinden. Die Metapher enthält Suggestionen, um die Frequenz und Intensität des Herzschlags und des Atems zu regulieren, die Muskeln zu entspannen und eine emotionale Beruhigung herbeizuführen.
Die Reise des Adlers
Asthma, Epilepsie, Herzbeschwerden, Herzrhythmusstörung, Hyperventilation, Panikstörung, Schlafapnoe, Wehen
Ich stelle mir vor, ich wäre ein Adler, irgendwo im Hochgebirge, in den Alpen vielleicht, und es braut sich ein Gewitter zusammen. Wenn man als Adler in eine Gewitterfront gerät, kann man ganz schön herumgeschüttelt werden. Der Adler kommt damit zurecht, aber er zieht das ruhigere Wetter vor. Darum fliegt er zum nächsten Gebirgskamm hinüber und gleitet auf die andere Seite, dahin, wo das Wetter ruhiger ist und die Berge nicht ganz so hoch und nicht so zerklüftet. Und von dort aus vielleicht über den nächsten Kamm, Richtung Süden, wo aus den schroffen Bergen runde Kuppen werden, und wenn er von dort aus weiterfliegt, werden aus den Bergen große, steile Hügel und daraus dann flachere, immer flachere Hügel, bis er in einer Ebene anlangt, und wenn er dort ist, kommt irgendwann das Meer. Da, wo die Wellen sich brechen, schäumen sie wild, aber weiter draußen werden sie ruhig. Der Adler fliegt weiter und weiter, bis er wieder Land erreicht, eine Palme, einen Baum … Er lässt sich nieder und ruht sich aus. Meinen Körper bitte ich, dass er das umsetzt, ganz von selbst, immer wieder, bei den ersten Vorzeichen, dass sich etwas zusammenbrauen könnte. Ich weiß, mein Körper, du kannst das! Ich sage dir jetzt schon danke!
Die Geschichte eignet sich für die Stabilisierung von Atem, Puls und Blutdruck und für die Reduzierung der Häufigkeit, Dauer und Intensität von Muskelkontraktionen, etwa bei vorzeitigen Wehen. Sie setzt einen vorbewussten Anker, das heißt, das Unbewusste wird gebeten, schon bei den Vorzeichen einer körperlichen Krise, noch bevor die Situation in das Bewusstsein dringt, in hilfreicher Weise zu reagieren.
Sicherheitsdruck
Blutdruck, Herzbeschwerden
Als ich in Australien war, habe ich viele Kängurus gesehen, und viel über sie gelernt. Die Jungen heißen Joey und leben bis zu acht Monate in dem Beutel der Mutter. Am Anfang haben sie ja noch richtig viel Platz darin, aber mit der Zeit wird es eng. Trotzdem fühlen die Joeys sich darin sehr wohl, geborgen und beschützt.
Wenn die Mütter unterwegs sind und es nicht eilig haben, werden die Kleinen in ihrem Beutel nur sanft hin und her geschaukelt, ihre Mutter bewegt sich auf allen vier Beinen und dem Schwanz langsam und gemächlich. Wenn aber Gefahr droht oder die Mutter es besonders eilig hat, dann springt sie nur mit den Hinterbeinen, der Schwanz bleibt in der Luft und sie kann riesengroße Sätze machen. Manchmal ist sie dabei bis zu 50 km / h schnell und die Sprünge werden oft neun Meter lang. Da kann man sich vorstellen, dass das Joey, vor allem wenn es schon groß und kurz davor ist, den Beutel zu verlassen, ganz schön hin und her geschaukelt wird. Und außerdem drückt auch die Beutelwand ziemlich fest auf das Junge, von allen Seiten wird es zusammengepresst. Ein Wunder, dass die Joeys da keine Beklemmungsgefühle kriegen. Aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein: Je mehr der Druck des Beutels zunimmt, umso geborgener und sicherer fühlt sich das Junge. Es hat ja auch was Beruhigendes, diese Vorstellung, ganz gehalten zu werden. Oder wie ginge es Ihnen, als Kängurukind?
Diese Geschichte lädt dazu ein, einen spürbaren Druck im Körper nicht sogleich als unschön oder gar gefährlich zu betrachten, sondern zu schauen, ob er nicht auch ein behütendes, hilfreiches Element haben könnte. Dadurch vermindert sich Anspannung und entstehende Ängste können abgemildert werden.
Streit am Fluss
Bluthochdruck, Kreislauf, Herzbeschwerden, Schlaf-Wachrhythmus, Schwindel
Vor Zeiten hatten ein Müller und ein Bauer Streit. Sie lebten beide an einem Fluss, oben der Bauer, unten der Müller. Der Bauer leitete Wasser zur Bewässerung über seine Felder. Er freute sich, wenn das Land überschwemmt und mit fruchtbarem Schlamm genährt wurde. Sein Korn würde gedeihen. Für den Müller war es ärgerlich, wenn das Wasser nicht im engen Kanal zu seiner Mühle floss. Wenig Wasser bedeutete keinen Antrieb. Der Müller haderte mit seinem Nachbarn, ein Streit entbrannte und schlussendlich landete der Händel vor dem Richter.
„Was soll ich euch raten? Du brauchst langsames, fließendes Wasser, damit dein Korn gedeiht, du aber kraftvoll geführtes, damit deine Mühle mahlt. Dein Korn soll wachsen, damit es gemahlen werden kann. Doch wachsen und mahlen geht nicht gleichzeitig! Deshalb werdet ihr eure Einnahmen teilen.“ Der Bauer erhielt die Hälfte der Einnahmen der Mühle und der Müller die Hälfte des Ertrages vom Bauern. Eine fruchtbare, streitfreie Zusammenarbeit begann.
Dem unbewussten Steuermann in uns wird ein Ausstieg aus inneren Konflikten gezeigt. Ein hochkomplexer Kreislauf versorgt lebenswichtige Organe. Gelingt es dem Unbewussten, eine Bevorzugung des einen auf Kosten des anderen zu unterbinden, entspannt sich das ganze System.
Die hydraulische Pumpe
Bluthochdruck, Herzbeschwerden, Herzrasen, Herzrhythmusstörung, Kreislauf
„Mein Herz ist eine defekte Pumpe. Mein Blutdruck rasselt. Unter Druck pumpt mein Herz einfach schlecht“, klagte mein Nachbar.
„Du interessierst dich für Pumpen?“, fragte ich zurück. „Ich habe kürzlich eine außerordentliche Pumpe kennengelernt. Ich habe eine kleine Alphütte oben in den Bergen, ohne Strom- und Wasseranschluss, dafür mit viel Ruhe. Das Wasser vom Brunnen vor dem Haus wurde durch eine hydraulische Pumpe vom Bächlein weiter unten hochgepumpt.
Das Wasser habe ich erst in ein Becken gefasst, dann über ein Gefälle in die hydraulische Pumpe geleitet. Nun fließt es in zwei Pumpenkammern, wird durch Ventile in regelmäßigen Abständen gebremst und dadurch entsteht immer wieder ein kleiner Druck. Das Wasser wird so stetig im Schlauch Richtung Brunnen nach oben gedrückt. Es klopft und spritzt in einem beruhigenden Rhythmus und das Wasser gelangt zum Häuschen.
Eines Tages funktionierte die hydraulische Pumpe nicht mehr. Der Wasserkreislauf war unterbrochen und ich hatte kein Wasser. Ein Mechaniker würde die Pumpe komplett auseinandernehmen, ich jedoch begann die Umgebung zu verändern.