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Manfred Kern

Baradiesischi Zeide

Gedichte

 

Mit einem Vorwort

von Helmut Haberkamm

 

 

 

ars vivendi

 

Vollständige eBook-Ausgabe der im ars vivendi verlag erschienenen Originalausgabe (Erste Auflage Juni 2016)

 

© 2016 by ars vivendi verlag GmbH & Co. KG, Bauhof 1, 90556 Cadolzburg

Alle Rechte vorbehalten

www.arsvivendi.com

 

Umschlaggestaltung: ars vivendi, nach einem Bild von Toni Burghart

© Nachlass Erben Toni Burghart

 

Datenkonvertierung eBook: ars vivendi verlag

 

eISBN 978-3-86913-963-0

 

Inhalt

Vorwort

Hauptteil

Der Autor

 

Vorwort

Fränkisch ist viel mehr als du denkst und kennst

Ein Vorwort von Helmut Haberkamm

 

In Franken sucht man immer zuerst das Trennende, die Unterschiede, niemals das Gemeinsame, das Verbindende. Sobald einer seine Muttersprache benutzt, ist es »kein richtiges Deutsch«. Wenn einer seine Mundart spricht, ist es »kein richtiges Fränkisch«. »So reden mir net! Bei uns haßd des andersch!«, wird da mit hochrotem Kopf gerufen. Sofort wehrt man alles Ungewohnte und fremd Klingende ab, und nur das Eigene lässt man gelten, denn das sei richtig und so, wie es sich gehöre.

Ja, das ist die große »Grux« hierzulande. Deshalb haben die einen Franken keine Ahnung, was die andern reden und schreiben. Deswegen geht auch so wenig zusammen mit den Ober-, Mittel-, Unterfranken. Da können sie noch so viel von Hochfranken, Metropol- und Genussregion schwätzen. Solange sie nicht neugierig sind auf die anderen Franken, nicht ihre Texte, Lieder und Künstler kennenlernen wollen, so lange wird Franken zersplittert und schwächlich bleiben. Leider.

Es ist ein Jammer. Dabei hat dieses Franken doch wirklich erstaunlich viel zu bieten. Es wär’ doch so einfach. Freilich. Natürlich. Einfach so ein schönes Buch wie dieses hier zur Hand nehmen und sich offen, wissbegierig und ohne Vorbehalte darauf einlassen, also wahrhaft »frank und frei«. Wie viel man dann versteht! Was einem da alles aufgeht und einfällt!

Manfred Kern kommt aus dem Rothenburger Land, sein Fränkisch ist vom Hohenlohischen gefärbt, wie das Laub vom Herbst. Der heißt bei ihm »Hirbschd«. Sein Heimatort heißt »Weddri«, auf dem Ortsschild steht: Wettringen. Dort zischt das »sch« durch die Wörter. »Du waaschd«, wenn du was weißt. »Du sellschd«, wenn du was sollst. Oben ist »owwe« und »driwwe« ist drüben. »Moddschl« sagt man dort zu »Borzelküh«. Der »Gonner« ist woanders »des Geierla«. Die »Ebbiare« heißen woanders in Franken »Erpfl«, »Erbirn«, »Grumbern« oder »Bodaggn«.

Welch eine herrliche Vielfalt! Lasst sie uns suchen, genießen und preisen! Es gibt so viel zu entdecken! Vor allem bei Manfred Kern. Er ist ein Zeitenwanderer, ein Worttänzer. Er hat was zu sagen. Mit langem Atem erzählt und schwelgt er im Klangraum seiner Muttersprache. Empfindsam kann er sein, verspielt und zärtlich, aber auch widerspenstig und bissig.

Man muss sich einlesen. Freilich. Natürlich. Aber »zu guader Ledschd« mag man gar nicht mehr aufhören. Dann hört man hier das vertrauteste Fränkisch von der Welt. »Wirschd seeche.«

 

Hauptteil

 

Sand und Dau

firrd Erna

 

Woss brauch ii

in Summer

und di Sunne

und in Strand

und as Meer

wenni dii hobb

 

Ganz allaans

firr mii

in derr Friah

neewe mir

jedn Dooch

wenni aufwach

 

Und kou dir

ganz allaans

firr mii

in derr Friah

neewe mir

jedn Dooch

wenni aufwach

 

E weng Sand

und e weng Dau

 

Aus de verdraamdeschde Winggeli

dubfe

 

Firr immer und ewich

Wenn mir zwaa Engeli sinn

Werri vo morcheds

Bis ind Noochd nei

Bloaß zu dir niiwer schaue

Und uff em Zibfl

Vo meiere Wolge

Rumkaue

 

Wirschd scho seeche

Dess waaßi heid scho

Sou gedd dess naus

 

Und derr Bedrus wird glooche:

O Godd

Edz beowachdi lang gnuach scho

Dess luschdiche Dreiwe doa driwwe

Ii glaab faschd

Dess Wirschdle doa

Will uns zu guader Ledschd

Noch in Himml

Versaue

 

Wirschd scho seeche

Dess waaßi heid scho

Sou gedd dess naus

 

Und derr Herrgodd wird sooche:

Wenn dess e sou is

O Bedrus

Du kennschd mi

Du waaschd

Ii hobb mi bis owwe nou oogfilld

Mid Goddverdraue

Awwer wenner ums Verregge nidd guad dudd

Mußi demm Lumbhous doa

Zu guader Ledschd

Ou sei Schwinge

Hald noch e boar Gwichdli

Noubaue

 

Wirschd scho seeche

Dess waaßi heid scho

Sou gedd dess naus

 

Und ii

Mid em Gwichdle

Ou jedere Schwinge

Werr vo morcheds

Bis ind Noochd nei

Und firr immer und ewich

Bloaß zu dir niiwer schaue

Uff em Zibfl vo meiere Wolge

Rumkaue

 

Drundernei emoll e weng

Uff derr Harfe

Rumhaue

 

Wirschd so seeche

Dess waaßi heid scho

Sou gedd dess naus

 

Geschder woar Dunnerschdooch

Unser Delefon: schwarz.

Wi dess vo de Bfarrer und Doadegreewer.

Ii hädd scho immer liawer e roads gwelld.

Dei Gschmagg had si durchgsedzd.

Awwer ou derr Farb allaa kous nidd leeche,

Mindeschdns bo de Doadegreewer

In ledschder Zeid,

Wi dess versteah sellschd?

Woss froagschd mii?

Ii hobb dengd, du waaschd immer alles?

 

 

As Schennschde am Meer sinn souwisou

Und mir langd scho dess Haifle im Eimachgloos doa

Vill mehr howwi nidd gsochd.

Scheinboar hads glangd.

Aus allem haschd bloaß noch en Ougriff rausglese.

Jaja, ii waaß scho, mei Ousooch woar nidd derr Grund, daßd davou bischd.

Bloaß derr endscheidende Fungge.

Derr ledschde Drobfe zum Iiwerlaafe.

Is mirr alles bekannd.

Muschds nidd widderholle.

Ii hobb dirr nie richdi zuakorchd, ii waaß.

Muschds nidd widderholle.

Haschd mirrs scho dausedmoll gsochd.

Is mirr alles bekannd.

 

 

Ferienpark in traumhafter Lage

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Wellness … Bootsverleih … Minigolf … Wasserski …

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Ii hobb bloaß gsochd: Doa is mirr zu schea.

Und wuss zu schea is, haldis nidd aus.

Scho derr Oubligg vo demm Hochglanzbroschbegd doa

Mei Ironie had di wild gmachd.

Leider uff e ganz falschi Oard.

Dabei: Sou ironisch woars goar nidd gmaand.

Ironie woar immer bloaß mei allerledschds Winggele.

Dordnou bischd mirr nidd noachgfolchd.

Edz brauchi dess Winggele nimmi.

Edz howwi e nei ausbauds Haus firr mii ganz allaans.

Di Ironie is mid dir davou gange.

Woahrscheinli bloaß in e anderi Richdung.

Ii nemm ou, nach Nordn.

Had am Nordbol in Galchehumor droffe.

Had mirrn ins Haus gschiggd.

Daßi nidd sou allaa bin woahrscheinli.

Ke Staabfoode Ironie mehr im Haus.

Dess also haschd gschaffd!

 

 

Geschder woar Dunnerschdooch.

Ann em Dunnerschdooch howwi di keierd.

Oh, Endschuldichung!

Freili, ii hobb nidd dii, du haschd mii keierd.

Souzusooche vom Flegg weg.

Wemmers ganz genau nimmd: Weg vo derr Doris.

Naa, dess vergessi scho nidd:

Widd mi ins Schwimmbegge neigstoaße haschd.

Wi ii boode gange bin scho bo unserer erschde Begeechnung.

Dia Warnung woar woahrscheinli zu deidli firr mii.

Ii kous aafach nidd hoowe,

Dann werri boggi und horch nidd.

Dess is woahrscheinli derr greschde Feahler vo mir.

Und der fiahrd diregd ins Verderwe.

Neili howwis widder emoll gseeche, di Doris.

Bloaß vo Weidm. Im Staddbarg.

Edz hads en braade Oarsch und drei Kinder.

Woss haaßd doa: Na also, siggschd?!

 

 

Di Froach is doch:

Wi weid kous e Mensch in derr Kunschd

Heid friah howwi mirr alli Hoar

Jedn Dooch machi en glaane Fordschridd

Kou guad sei, scho morche verrammli

Aafach sou – zum Vergniache.

Villeichd schaffis sogoar in en Zirgus.

Und wenni noch mehr Gligg hobb,

 

 

Seid geschder denggi ganz ernschdhafd noach

Villeichd selledi glei

Derr erschde Sadz kenned laude:

Vorr zeah Dooch zerrisse vo meiere Waschmaschine

Und als Schluß schwebd mirr vor:

Nemmd eich alli, dia ihr nidd doa seid,

Drunder sedzi e Widmung firr dii.

 

 

Speader emoll baui gwiiß in Dachboude aus

Ii dengg, firr en Mou in meiere Laache und Bosidsion

Di Hennd am Schaldbuld und adredd rausbudzd