Elizabeth Jane Howard

Die Zeit des Wartens

Die Chronik der Familie Cazalet
~ Band 2 ~

Roman

Aus dem Englischen übersetzt
und mit Anmerkungen versehen
von Ursula Wulfekamp

dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Über Elizabeth Jane Howard

Elizabeth Jane Howard wurde am 26. März 1923 in London geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin und Modell, bevor sie 1950 ihren ersten Roman schrieb. Der Ruhm kam erst vierzig Jahre später – mit der fünfbändigen ›Chronik der Familie Cazalet‹. Im Jahr 2000 verlieh Queen Elizabeth II. ihr den Verdienstorden Commander of the British Empire. Am 2. Januar 2014 verstarb Howard im Alter von neunzig Jahren in ihrem Haus in Suffolk.

 

Ursula Wulfekamp, 1955 im südenglischen Salisbury geboren, übersetzt seit über dreißig Jahren Belletristik und kunsthistorische Sachbücher aus dem Englischen. Zu den von ihr übersetzten Autorinnen gehören u.a. Tracy Chevalier, Maeve Binchy und Joanne Harris. Ursula Wulfekamp lebt in Prien am Chiemsee.

Über das Buch

Als der Krieg ausbricht, verbringen die Mitglieder der Familie Cazalet gerade ihre Ferien in Sussex. Bald schon werden die Männer eingezogen, und die Frauen beschließen aus Angst vor den Bombenangriffen, nicht nach London zurückzukehren. Mit dem idyllischen Leben ist es vorbei, doch die Cazalets lassen sich nicht unterkriegen: Gefasst begegnen sie den kriegsbedingten Einschnitten, trotzen den schlechten Nachrichten von der Front und kümmern sich mit vereinten Kräften um das große Anwesen.

Mit großem Einfühlungsvermögen erzählt Elizabeth Jane Howard im zweiten Band der ›Chronik der Familie Cazalet‹, wie Louise, Polly und Clary darum kämpfen, in diesen schwierigen Zeiten ihre Träume zu bewahren.

Impressum

Die Übersetzerin dankt dem Deutschen Übersetzerfonds für die Förderung ihrer Arbeit.

 

 

 

2020 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

© Elizabeth Howard 1991

Die Originalausgabe erschien erstmals 1991 unter dem Titel

›Marking Time‹ bei Macmillan, London.

© der deutschsprachigen Ausgabe:

2018 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Auf Deutsch erschien der Roman erstmals 1995 unter dem Titel

›Septemberhimmel‹ bei Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House.

Umschlaggestaltung: dtv unter Verwendung einer Illustration von Garry Walton, vertreten durch Meiklejohn.co.uk

 

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eBook-Herstellung im Verlag (01)

 

eBook ISBN 978-3-423-43448-5 (epub)

ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-14752-1

 

Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Bücher finden Sie auf unserer Website www.dtv.de/ebooks

ISBN (epub) 9783423434485

Endnoten

David Garrick (17171779): berühmter englischer Schauspieler, Dramatiker und Theaterdirektor, nach dem weltweit mehrere Theater benannt sind.

Andrews Lebersalz: ein Mittel gegen Magenübersäuerung mit leicht abführender Wirkung.

Wie grün war mein Tal, engl. How Green Was My Valley: 1939 erschienener Roman des walisischen Schriftstellers Richard Llewellyn (19061983), der von einer Familie von Bergarbeitern in einer Bergarbeitersiedlung erzählt.

Lyons’ Corner House: eine Kette von Teesalons, betrieben von dem Restaurant- und Lebensmittelunternehmen J. Lyons & Co.; die sogenannten »Corner Houses« befanden sich an der Kreuzung größerer Straßen oder in deren Nähe und waren damals berühmt wegen ihres Art-déco-Interieurs.

Lady Rydal empfand es offenbar selbst in einem Automobil als Zumutung: Der Stadtteil Stoke Newington liegt rund sieben Kilometer nordöstlich des Zentrums von London und galt bei höheren Gesellschaftsschichten als ein für sie unbewohnbares Viertel.

The Berkeley: ab den 1920er-Jahren eines der exklusivsten Hotels in London, damals am Piccadilly gelegen.

Dartington Hall School: 1926 gegründete, reformpädagogische Schule, die antiautoritären Prinzipien folgte.

weiße Federn: Weiße Federn gelten im angelsächsischen Raum als Symbol der Feigheit. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde der »Orden der weißen Feder« gegründet mit dem Ziel, weiße Federn an Männer zu »verleihen«, die den Kriegsdienst vermeiden wollten, um sie damit öffentlich zu denunzieren.

Ivor Novello (18931951): walisischer Musical-Komponist und Schauspieler, der in England seinerzeit zu den beliebtesten Entertainern gehörte. Für das Musical The Dancing Years (1939) schrieb er nicht nur das Drehbuch und die Musik, sondern übernahm darin auch die Hauptrolle.

als Finne hätte man zweifellos Angst: Am 30. November 1939 griff die Sowjetunion Finnland an, dieser Krieg wurde erst am 13. März 1940 beendet, Finnland musste u.a. große Teile von Karelien an die Sowjetunion abtreten.

Wrens: die Abkürzung für Angehörige des Women’s Royal Naval Service, den im Ersten und Zweiten Weltkrieg Frauen zugänglichen Teil der britischen Kriegsmarine.

ATS: die Abkürzung für Auxiliary Territorial Service, die Frauenabteilung des britischen Heeres.

High Church: Die Church of England, die seit 1531 nicht mehr die Autorität des Papstes anerkennt, hat zwei Strömungen: die sogenannte High Church, der Anglokatholizismus, der Rituale und Praktiken der katholischen Kirche übernahm, und die Low Church, die eher evangelikal ausgerichtet ist und zumeist protestantisch-calvinistische, oft auch volkskirchliche Positionen vertritt.

Generalstreik: Bei dem landesweiten neuntägigen Generalstreik 1926 heuerte die Regierung Freiwillige aus der Ober- und Mittelschicht an, um größere Ausfälle im öffentlichen Leben zu verhindern.

WAAF: die Women’s Auxiliary Air Force, die weibliche Unterstützungsorganisation der britischen Air Force.

Hendon: Der Flugplatz in Hendon, rund zwölf Kilometer vom Zentrum Londons entfernt, bestand von 1908 bis in die 1960er-Jahre hinein und war ein bedeutendes Zentrum der frühen englischen Luftfahrt; während des Zweiten Weltkriegs wurde er allerdings vorwiegend zu Transportzwecken genutzt.

Peter Jones: ein sehr großes, exklusives Warenhaus, das seit dem 19. Jahrhundert existiert.

»eine Daks, von Simpson’s«: Daks war die erste Hose, die Männer dank der verstellbaren Bundweite ohne Gürtel oder Hosenträger tragen konnten. Simpson hatte 1894 in London eine Herrenschneiderei eröffnet, aus der sich ein Bekleidungshaus entwickelte, das schon früh Garderobe von der Stange anbot.

Rebecca: ein Theaterstück, das die Autorin Daphne du Maurier nach ihrem 1938 veröffentlichten Thriller selbst adaptierte.

King Alfred’s: einer der Stützpunkte der Royal Navy in Hove, Sussex, wo Kandidaten der RNVR – die Royal Navy Volunteer Reserve, die 1903 gegründete freiwillige Reserve der britischen Marine – für den Kriegseinsatz ausgebildet wurden.

Shirley Temple (eigentlich Shirley Jane Temple, 19282014): US-amerikanische Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin, die bereits mit vier Jahren erstmals in einem Film mitwirkte und eine der erfolgreichsten Kinderdarstellerinnen aller Zeiten war.

RNVR: die Royal Navy Volunteer Reserve, die 1903 gegründete freiwillige Reserve der britischen Marine.

er heißt Mervyn, wie sonst: das walisische »Mervyn« galt bis in die 1970er-Jahre hinein als Name für etwas einfältige, gutgläubige Jungen und Männer.

ein Pfund elf Pence pro Gallone: 1940 hatte 1 Pfund (in der damaligen vordezimalen Zeit waren das 20 Shilling; ein Shilling war 12 Pence) den Gegenwert von rund 50 Euro (2018).

Local Defence Volunteers: Bald nach der Kriegserklärung des Vereinigten Königsreichs an das Deutsche Reich bildeten sich freiwillige Bürgermilizen, die im Mai 1940 in den offiziell gebildeten Local Defence Volunteers (LDV) aufgingen. Alle nicht wehrtauglichen Männer zwischen 17 und 65 Jahren wurden aufgerufen, sich zu dieser Heimwehr zu melden. Im Juli 1940 wurde die LDV in British Home Guard umbenannt.

Louisa May Alcott (18321888): amerikanische Schriftstellerin, die, aus armen Verhältnissen stammend, zu einer sehr erfolgreichen und politisch engagierten Autorin wurde. Insbesondere ihr Jugendroman Little Women (dt. »Betty und ihre Schwestern«), in dem sie ihre naturverbundene Kindheit beschreibt, gilt in angelsächsischen Ländern als Klassiker.

Das scharlachrote Siegel, engl. The Scarlet Pimpernel: Roman der ungarisch-stämmigen britischen Schriftstellerin Emma Orczy (18651947) aus der Zeit der Französischen Revolution, in dem es einem beherzten Engländer gelingt, französische Adelige nach ihrer Verurteilung zum Tod nach England in Sicherheit zu bringen.

Eine Geschichte aus zwei Städten, engl. A Tale of Two Cities: Roman von Charles Dickens (18121870), ebenfalls aus der Zeit der Französischen Revolution.

The Huguenots: Damit ist vermutlich der Roman The Refugees: A Tale of the Huguenot Persecution: A Tale of Two Continents von Arthur Conan Doyle (18591930) gemeint, der im 17. Jahrhundert in Paris und der kanadischen Wildnis spielt.

Swan and Edgar: Das traditionsreiche Warenhaus, das ab dem frühen 19. Jahrhundert bis 1982 bestand, war ein beliebter Treffpunkt für Verabredungen.

Lilliput: anspruchsvolle monatliche Kultur-, Fotografie- und Satirezeitschrift.

Blenheim: Blenheim Palace diente ab 1940 als Stützpunkt des MI5, des britischen Inlandsgeheimdienstes, zur Spionageabwehr.

Amy Sandheim (gest. 1958): Die Tochter eines Londoner Uhrmachers war eine Schmuckdesignerin, die ihre Stücke häufig individuell auf ihre Auftraggeber/innen abstimmte und überaus gefragt war.

Enrico Cecchetti (18501928): berühmter italienischer Balletttänzer, der ab 1910 bei den Ballets Russes als Ballettmeister tätig war. Als Ballettpädagoge entwickelte er die sogenannte Cecchetti-Methode.

Le Spectre de la Rose: Das 1911 uraufgeführte Ballett handelt von einer jungen Frau, die mit dem Geist der Rose tanzt, die sie bei einem Debütantinnenball erhielt.

DFC: »Distinguished Flying Cross«, militärische Kriegsauszeichnung der Royal Air Force.

Susie Cooper (eigentlich Susan Vera Cooper, 19021995): englische Keramik-Künstlerin, deren Art-déco-Arbeiten und Blumenmuster auf Gebrauchsgeschirr von den 1920er- bis in die 1980er-Jahre hinein recht verbreitet waren; mittlerweile sind sie sehr gesucht und kostspielig

John Evelyn (16201706): englischer Schriftsteller, Gartenbauer und Architekt, der insbesondere wegen seiner ausführlichen Tagebücher bekannt ist.

Academy: ein Kino in der Oxford Street, in dem ab Anfang des 20. Jahrhunderts anspruchsvolle Filme, vielfach auch in der Originalfassung, gezeigt wurden; es wurde 1986 geschlossen.

Kriminalroman mit einem eitlen Inspektor namens Hanaud: Die fiktive Gestalt spielt die Rolle des Ermittlers in sechs Krimis des englischen Schriftstellers Alfred Edward Woodley Mason (18651948) und gilt als erster bedeutender Polizeiermittler des 20. Jahrhunderts und als Vorbild für Agatha Christies Hercule Poirot.

Richard von Bordeaux: ein Stück der britischen Dramatikerin und Krimininalautorin Elizabeth Mackintosh (1896–1952), die auch unter den Pseudonymen Gordon Daviot und Josephine Tey schrieb.

ITMA: ITMA steht für »It’s that man again« (etwa: »Der Mann schon wieder«), gemeint ist Hitler; eine Komiksendung der BBC mit vielen witzigen Figuren. Sie lief von 1939 bis 1949.

Anne: Gemeint ist Anne von Böhmen (13661394), erste Gemahlin von Richard II. von England (13671400), der aus Bordeaux gebürtig war und dem Haus der Plantagenets angehörte. Das Theaterstück machte John Gielgud 1933 zum Star.

Geoffrey Grigsons New Verse: New Verse war eine einflussreiche zweimonatliche Lyrikzeitschrift, die der englische Literaturkritiker, Dichter und Naturhistoriker Geoffrey Grigson von 1933 bis 1939 herausgab. Unter demselben Titel erschienen mehrfach Anthologien mit Zusammenstellungen der in der Zeitschrift veröffentlichten Gedichte zeitgenössischer Dichter.

Myra Hess und Anthony Eden: Myra Hess (18901965) war eine berühmte britische Pianistin, die während des Zweiten Weltkriegs Klavierkonzerte zur Mittagszeit in der National Gallery organisierte. Anthony Eden (18971977) war ein britischer Politiker der Konservativen, der vor dem Zweiten Weltkrieg Außenminister gewesen war und während des Kriegs in Churchills Kriegsregierung als Kriegsminister diente.

Attacke der Leichten Brigade: Damit wird ein Angriff britischer Kavalleristen auf die russische Armee während des Krimkriegs bezeichnet, bei dem die Briten sehr große Verluste erlitten. Bekannt ist dies in Großbritannien insbesondere durch das Gedicht »The Charge of the Light Brigade« (1854) von Alfred Tennyson.

Bei der Küstenwache: Die Coastal Forces stellten zwischen 1914 und 1918 eine Abteilung der Royal Navy dar und waren während des Zweiten Weltkriegs vorwiegend im Ärmelkanal und in der Nordsee im Einsatz, aber auch im Mittelmeer und vor der norwegischen Küste.

Mrs. Beeton: Kurzbezeichnung von Mrs Beeton’s Book of Household Management, ein erstmals 1861 veröffentlichtes Kochbuch traditioneller britischer Gerichte, das sich bis in unsere Zeit großer Beliebtheit erfreut.

Lord Haw-Haw: der englische Spitzname mehrerer Radiosprecher englischsprachiger Propagandasendungen, die unter dem Namen »Germany Calling« von Deutschland aus an Zuhörer in Großbritannien, Irland und den USA ausgestrahlt wurden.

Coconut Grove: ein Nachtclub, der in den Kriegsjahren (und danach) sehr populär war und wo insbesondere Jazz und lateinamerikanische Musik gespielt wurden.

»All The Things You Are«: ein Song aus dem Musical Very Warm For May (1939) von Jerome David Kerr (Text von Oscar Hammerstein) mit der Zeile »You are the promised breath of springtime«.

Queen-Charlotte-Ball: seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert einer der prestigeträchtigsten Debütantinnenbälle der Londoner Gesellschaft.

Memorial Theatre, Stratford-upon-Avon: Das ursprüngliche Shakespeare Memorial Theatre wurde 1879 eröffnet, das Gebäude brannte 1926 ab und wurde durch den heute noch bestehenden Neubau ersetzt, der seit 1961 den Namen Royal Shakespeare Theatre trägt.

His Excellency, the Governor: romantische Komödie (1898) des schottischen Dramatikers Robert Marshall (18631910).

Moiseiwitsch: Gemeint ist Benno Moiseiwitsch (18901963), namhafter russischer Pianist, dessen Spiel sich durch Eleganz und Leichtigkeit des Anschlags auszeichnete.

Noch dazu von den Italienern: In Wirklichkeit wurde die HMS Ark Royal am 13. November 1941 von einem deutschen U-Boot torpediert und ging am Tag darauf unter. Die fälschliche Zuschreibung mag darauf zurückzuführen sein, dass die Italiener während der ersten Kriegsjahre dreimal behaupteten, den Flugzeugträger der Royal Navy versenkt zu haben.

»Alles Schöne seh, als wär’s ein letztes Mal dir gegeben«: Zeile aus dem Gedicht »Fare Well« des englischen Dichters und Schriftstellers Walter de la Mare (18731956).

George du Maurier im Punch: George du Maurier (18341896) war ein franko-britischer Autor und Zeichner, der ab 1865 für die satirische englische Zeitschrift Punch Karikaturen zeichnete, in denen er insbesondere das affektierte Gebaren der viktorianischen Gesellschaft aufs Korn nahm.

I care for nobody, no, not I, and nobody cares for me: Tatsächlich heißt die Zeile »I care for nobody, no, not I, if nobody cares for me«, dt. etwa: »Ich kümmere mich um niemanden, nein, ich doch nicht, wenn sich niemand um mich kümmert« oder auch »Alle sind mir gleichgültig, wenn ich ihnen gleichgültig bin«. Das Zitat stammt aus dem traditionellen Volkslied »There Was a Jolly Miller Once« (dt. etwa »Es war einmal ein fröhlicher Müller«) aus dem 18. Jahrhundert.

 

 

 

 

Für Dosia Verney

Was bisher geschah

Die folgende Vorgeschichte dieses Romans ist für Leserinnen und Leser gedacht, die mit dem vorhergehenden Band Die Jahre der Leichtigkeit nicht vertraut sind.

William und Kitty Cazalet, von der Familie »der Brig« und »die Duchy« genannt, haben ihr Haus in der Chester Terrace in London geschlossen und leben nur noch in ihrem Landsitz Home Place in Sussex. Die Augen des Brig lassen immer mehr nach, und so arbeitet er zunehmend seltener in der Holzfirma, die er zusammen mit seinen beiden älteren Söhnen Hugh und Edward leitet. Darüber hinaus gibt es noch den jüngsten Sohn Rupert sowie die ledige Tochter Rachel.

Hugh ist mit Sybil verheiratet, sie haben drei Kinder. Polly, die Älteste, ist zu Beginn dieses Romans vierzehn und wird gemeinsam mit ihrer Cousine Clary zu Hause unterrichtet. Der dreizehnjährige Simon besucht zusammen mit seinem Cousin Teddy ein Internat, William (Wills) ist gerade zwei geworden. Der zweite Sohn, Edward, ist mit Villy verheiratet (Viola Rydal, deren verwitwete Mutter Lady Rydal generell als Zuchtmeisterin gilt). Sie haben vier Kinder. Die sechzehnjährige Louise sitzt seit Kurzem nicht mehr mit ihren Cousinen im häuslichen Unterricht, sondern hat bereits ein Trimester an einer Hauswirtschaftsschule absolviert. Ihr Bruder Teddy, der ausgesprochen sportlich ist, geht seit zwei Jahren auf ein Internat, während die achtjährige Lydia eine kleine Tagesschule besucht. Roland (Roly) ist vier Monate alt und damit das Nesthäkchen.

Der dritte Sohn, Rupert, war mit Isobel verheiratet, mit der er zwei Kinder hatte: Clary, die im selben Alter wie Polly ist und mit ihr zusammen Unterricht erhält, und den mittlerweile achtjährigen Neville, der in London eine Tagesschule besucht. Isobel starb bei Nevilles Geburt, Ruperts zweite Frau Zoë ist mit ihren vierundzwanzig zwölf Jahre jünger als er. Die beiden haben keine Kinder.

Die unverheiratete Tochter Rachel kümmert sich um ihren nahezu blinden Vater und engagiert sich in der Kinderherberge, einer Wohltätigkeitseinrichtung, die zu Beginn des Romans gerade zum zweiten Mal aus London in ein Haus des Brig ganz in der Nähe von Home Place evakuiert wird. Rachels gute Freundin heißt Margot Sidney, wird aber allgemein Sid genannt; sie unterrichtet Geige und lebt in London, ist aber häufig in Home Place zu Gast.

Edwards Frau Villy hat eine Schwester, Jessica, die mit Raymond Castle verheiratet ist. Die beiden haben vier Kinder – weitere Cousins und Cousinen für die Cazalet-Kinder. Angela, deren erste unglückliche Liebe Rupert Cazalet galt, ist mittlerweile zwanzig und arbeitet in London. Der sechzehnjährige Christopher interessiert sich für alles, was mit Natur zu tun hat, und ist ein überzeugter Pazifist. Nora, ein Jahr älter als er, besuchte mit Louise die Hauswirtschaftsschule. Judy ist mit neun Jahren die Jüngste und geht auf ein Internat.

Am Ende von Die Jahre der Leichtigkeit erbten die Castles von einer Großtante Raymonds ein Haus und etwas Geld, sodass sie ihr schäbiges Zuhause in East Finchley aufgeben und in das Haus der Großtante in Frensham, Surrey, ziehen konnten.

Miss Milliment ist die sehr alte Hauslehrerin der Familie; sie war bereits Villys und Jessicas Gouvernante und unterrichtet jetzt Clary und Polly.

Diana Mackintosh ist Edwards Geliebte; von seinen vielen Affären ist diese die ernsthafteste. Diana ist verheiratet und hat drei Kinder.

Abgesehen von Home Place, dem Familiensitz, besitzt der Brig zwei in der Nähe gelegene Häuser, die er im Lauf der vergangenen Jahre erwarb und renovieren ließ: die Mill Farm, die gegenwärtig von der Kinderherberge genutzt wird, und das Pear Tree Cottage, das als Ausweichquartier für die Cazalets und die Castles dient.

Die drei Cazalet-Söhne unterhalten jeweils ein Haus in London. Hughs und Sybils ist in Ladbroke Grove, dort wohnt Hugh unter der Woche, wenn er in London arbeitet. Das Haus von Edward und Villy steht in der benachbarten Lansdowne Road, wo sie während der Schulzeit der Kinder leben. Rupert und Zoë besitzen ein kleines Haus in Brook Green.

Die Cazalets beschäftigen eine ganze Reihe von Dienstboten, die wesentlichsten in diesem Roman sind: die Köchin Mrs. Cripps, der Chauffeur Tonbridge, der Gärtner McAlpine und sein Gärtnerjunge Billy, der Pferdeknecht Wren, das Hausmädchen Eileen – die alle in Home Place sind – sowie Ellen, Ruperts Kindermädchen für Clary und Neville, die seit der Geburt von Wills und Roland mehr denn je zu tun hat.

Die Jahre der Leichtigkeit endete 1938 mit Chamberlains Ansprache nach dem Münchner Abkommen – »ein ehrenhafter Friede«. Die Zeit des Wartens setzt ein Jahr später ein, nach dem Überfall der Deutschen auf Polen. Alle Zeichen stehen auf Krieg. Aus den Großstädten werden Kinder evakuiert, die Menschen warten darauf, dass Chamberlain das Ergebnis des britischen Ultimatums an Hitler verkündet.

Home Place

September 1939

 

Jemand hatte das Radiogerät ausgeschaltet, und trotz der vielen Menschen im Raum herrschte absolute Stille – in der Polly spürte und beinahe auch zu hören glaubte, wie ihr Herz klopfte. Solange niemand sprach und sich niemand bewegte, herrschte noch Frieden, die allerletzten Minuten …

Aber der Brig, ihr Großvater, bewegte sich doch. Schweigend stand er auf, blieb einen Moment stehen, legte eine Hand zitternd auf die Lehne seines Stuhls und fuhr sich mit der anderen langsam über die trüben Augen. Dann ging er durch den Raum und gab seinen beiden ältesten Söhnen, Pollys Vater Hugh und ihrem Onkel Edward, nacheinander einen Kuss. Sie wartete, dass er auch Onkel Rupe küsste, doch das tat er nicht. Sie hatte ihn noch nie einen Mann küssen sehen, aber das hier erschien ihr eher wie eine Entschuldigung und eine Ehrenbezeugung. Es ist dessentwegen, was sie durchgemacht haben, als es das letzte Mal Krieg gab, und weil es umsonst war, dachte sie.

Polly sah alles. Sie sah, dass Onkel Edward den Blick ihres Vaters auffing und ihm zuzwinkerte, und dass sich das Gesicht ihres Vaters verzog, als erinnerte er sich an etwas, an das zu denken er kaum ertragen konnte. Sie sah ihre Großmutter, die Duchy, stocksteif dasitzen und Onkel Rupert mit einem Ausdruck blanker Wut anstarren. Sie ist nicht auf ihn wütend, sie hat Angst, dass er eingezogen wird. Altmodisch, wie sie ist, glaubt sie, es wären nur die Männer, die kämpfen und sterben müssen. Sie versteht nichts. Polly verstand alles.

Allmählich rutschten alle auf ihren Stühlen hin und her, tuschelten miteinander, zündeten sich Zigaretten an, die Kindern wurden zum Spielen nach draußen geschickt. Das Allerschlimmste war eingetreten, und sie machten mehr oder minder weiter wie sonst. Genau das tat ihre Familie in kritischen Situationen. Als es vor einem Jahr einen ehrenhaften Frieden gegeben hatte, da waren alle plötzlich ganz anders gewesen, aber Polly hatte das gar nicht richtig mitbekommen, denn kaum war sie von ihrer Überraschung und Freude überwältigt worden, hatte es sich angefühlt, als hätte ihr jemand einen Schlag versetzt. Sie war in Ohnmacht gefallen. »Du bist weiß geworden und hast die Augen verdreht, und dann bist du umgekippt. Es war maßlos spannend«, hatte ihre Cousine Clary gesagt und das in ihr Erfahrungsbuch notiert, das sie führte für die Zeit, wenn sie Schriftstellerin sein würde. Jetzt spürte Polly, dass Clary sie ansah, und gerade, als sich ihre Blicke begegneten und Polly zustimmend nickte, ja, komm, lass uns verschwinden, setzte in der Ferne das an- und abschwellende Heulen einer Sirene ein, und ihr Cousin Teddy rief: »Ein Luftangriff! Wahnsinn! So schnell!«, und alle standen auf, und der Brig sagte, sie sollten ihre Gasmasken holen und in der Halle warten, um gemeinsam zum Unterstand zu gehen. Die Duchy verschwand, um die Dienstboten zu informieren, ihre Mutter Sybil und Tante Villy meinten, sie müssten Wills und Roly aus dem Pear Tree Cottage holen, und Tante Rach sagte, sie müsse zur Mill Farm, um der Vorsteherin mit den evakuierten Kindern zu helfen – kurz, kaum jemand tat, was der Brig wollte.

»Wenn du deine Schreibsachen mitnehmen möchtest, trage ich deine Maske«, erbot sich Polly, während sie in ihrem Zimmer nach den Kartons mit ihren Gasmasken suchten. »Mist! Wo haben wir sie hin?« Sie hatten sie immer noch nicht gefunden, als die Sirene wieder losging, jetzt aber nicht auf- und abschwellend, sondern mit einem gleichmäßigen Heulton. »Entwarnung!«, rief jemand aus der Halle.

»Muss ein falscher Alarm gewesen sein«, sagte Teddy. Er klang enttäuscht.

»Obwohl wir da unten in dem schrecklichen Unterstand sowieso nichts mitbekommen hätten«, meinte Neville. »Und wahrscheinlich habt ihr schon gehört, sie führen den Krieg als Ausrede an, um nicht an den Strand zu fahren. So etwas Ungerechtes habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört.«

»Sei nicht so dumm, Neville!«, zischte Lydia. »In Kriegszeiten fährt man nicht an den Strand.«

Allgemein herrschte eine streitsüchtige Stimmung, fand Polly, obwohl es ein warmer Septembermorgen war, ein Sonntag. Draußen roch es nach Mr. McAlpines Laubfeuer, und alles sah aus wie immer. Die Kinder waren aus dem Salon geschickt worden – die Erwachsenen wollten sich unterhalten, und das ärgerte natürlich alle, die nicht dazugehören durften. »Ist ja nicht so, als würden sie die ganze Zeit Witze erzählen und brüllen vor Lachen, wenn wir da sind«, sagte Neville, als sie in die Halle abzogen. Bevor jemand ihm beipflichten oder widersprechen konnte, steckte Onkel Rupert den Kopf zur Tür des Salons hinaus und rief: »Jeder, der seine Maske nicht finden konnte, geht sie jetzt suchen, und in Zukunft werden sie im Waffenraum aufgehoben. Und zwar zack, zack.«

***

»Es ärgert mich wirklich, zu den Kindern gezählt zu werden«, sagte Louise zu Nora auf dem Weg hinunter zur Mill Farm. »Sie werden stundenlang zusammensitzen und unser weiteres Leben verplanen, als wären wir Schachfiguren. Wir sollten zumindest die Möglichkeit haben, Einspruch zu erheben, bevor sie uns vor vollendete Tatsachen stellen.«

»Da bleibt einem nichts anderes übrig, als ihnen zuzustimmen und dann zu tun, was man für richtig hält«, antwortete Nora. Womit sie vermutlich meinte, zu tun, was sie wollte, dachte Louise.

»Was hast du nach der Kochschule vor?«

»Dahin gehe ich jetzt nicht zurück. Ich fange eine Ausbildung als Krankenschwester an.«

»O nein, bitte nicht! Bleib doch noch bis Ostern. Dann können wir gemeinsam abgehen. Ohne dich würde es ganz schrecklich werden. Außerdem wette ich, dass sie niemanden unter siebzehn Krankenschwester werden lassen.«

»Mich nehmen sie«, sagte Nora. »Und du kommst bestimmt zurecht. Das mit deinem Heimweh ist doch schon viel besser geworden, das Schlimmste hast du überstanden. Es ist einfach Pech, dass du ein Jahr jünger bist und noch warten musst, um etwas wirklich Nützliches zu machen. Aber dann kannst du viel besser kochen wie ich …«

»Als ich«, korrigierte Louise sie automatisch.

»Also gut, als ich, und das wird sehr nützlich sein. Du kannst dich beim Militär als Köchin bewerben.«

Eine durch und durch abstoßende Vorstellung, dachte Louise. Im Grunde wollte sie überhaupt nichts Nützliches machen. Sie wollte eine große Schauspielerin werden, was Nora, wie sie mittlerweile wusste, für ungemein trivial hielt. Darüber hatten sie in den Ferien heftig … nun ja, nicht richtig gestritten, aber hitzig diskutiert, und seitdem hielt sich Louise mit ihren Zukunftsplänen etwas bedeckt. »Schauspielerinnen sind nicht notwendig«, hatte Nora gesagt, aber auch eingeräumt, dass es, wenn es keinen Krieg gäbe, relativ gleichgültig sei, was Louise mache. Im Gegenzug hatte Louise den Nutzen von Nonnen hinterfragt (Noras Berufswunsch, den sie jetzt allerdings hintanstellen musste – zum Teil, weil sie im vergangenen Jahr gelobt hatte, nicht Nonne zu werden, wenn es keinen Krieg gäbe, und jetzt, weil Krankenschwestern in den kommenden Monaten und Jahren dringend gebraucht würden). Aber Nora hatte erwidert, Louise habe keine Vorstellung von der Bedeutung des Gebets und wie notwendig Menschen seien, die ihr Leben dem Beten weihten. Das Problem war, dass es Louise nicht interessierte, ob die Welt Schauspielerinnen brauchte oder nicht, sie wollte einfach eine sein. Ihre Einstellung war Noras also moralisch unterlegen, was den Vergleich ihrer beider Charaktere in Bezug auf ihren Wert eher unerfreulich gestaltete. Aber Nora kam jeder eventuellen indirekten Kritik zuvor, indem sie unweigerlich einen viel schwerer wiegenden und abstoßenderen Fehler ansprach. »Überheblichkeit ist wirklich eins meiner großen Probleme«, sagte sie etwa, oder: »Sollte ich je auch nur probehalber als Novizin angenommen werden, scheitere ich bestimmt an meiner schrecklichen Selbstgerechtigkeit.« Was konnte man darauf erwidern? Eigentlich wollte Louise sich gar nicht so eingehend kennen, wie Nora es tat. »Wenn du wirklich glaubst, dass du so bist, wie kannst du es dann ertragen?«, hatte sie am Ende des Streits/der hitzigen Diskussion gefragt.

»Mir bleibt ja nichts anderes übrig. Aber zumindest bedeutet es, dass ich weiß, woran ich arbeiten muss. Und jetzt ertappe ich mich schon wieder dabei! Ich bin überzeugt, dass du deine Fehler auch kennst, Louise. Im tiefsten Inneren tun das die meisten Menschen. Es ist der erste Schritt.«

Im Versuch, Nora doch noch vom Wert der Schauspielkunst zu überzeugen, hatte Louise Genies wie Shakespeare, Tschechow und Bach angeführt. (Bach hatte sie listigerweise eingefügt, weil er, wie man wusste, tiefreligiös gewesen war.) »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du jemand wirst wie sie!« Daraufhin war Louise verstummt. Denn in einem ganz kleinen, geheimen Winkel ihrer selbst war sie überzeugt, dass sie tatsächlich so jemand werden würde – zumindest eine Bernhardt oder ein Garrick[1] (denn die Männerrollen hatten es ihr schon immer besonders angetan). Ebenso wie alle früheren Auseinandersetzungen, die sie mit anderen geführt hatte, blieb auch diese ungelöst, nur war sie danach noch überzeugter als zuvor, dass sie genau das tun wollte, und Nora war noch verbissener der Ansicht, dass sie es nicht wollen sollte.

»Andauernd kritisierst du mich!«, hatte sie geschrien.

»Du mich auch«, hatte Nora zurückgeschossen. »So gehen Menschen eben miteinander um. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich Kritik ist – vielleicht hat es mehr damit zu tun, einen Menschen an bestimmten Maßstäben zu messen. Das mache ich bei mir selbst auch, und zwar ständig«, hatte sie hinzugefügt.

»Und natürlich genügst du immer deinen Erwartungen.«

»Aber natürlich nicht!« Ihr unschuldig funkelnder Blick der Entrüstung hatte Louise erneut verstummen lassen. Als sie allerdings die buschigen Augenbrauen ihrer Freundin betrachtete und den leichten, aber unverkennbaren Ansatz eines Damenbarts auf ihrer Oberlippe, war sie doch froh, nicht wie Nora auszusehen, was in gewisser Weise auch eine Kritik darstellte. »Ich halte dich für einen viel besseren Menschen als mich«, hatte sie gesagt, ohne hinzuzufügen, dass sie trotzdem lieber sie selbst war.

»Ja, ich könnte wohl irgendwo als Köchin arbeiten«, sagte sie jetzt, als sie in die Auffahrt zur Mill Farm abbogen, wo sie bis vor zwei Tagen gewohnt hatten. Am Freitagvormittag war beschlossen worden, dass alle von dort in die neuen Cottages des Brig ziehen sollten, die zu einem ziemlich großen Haus umgebaut und Pear Tree Cottage getauft worden waren wegen des uralten Birnbaums im Garten. Dort gab es acht Schlafzimmer, aber die waren belegt mit Villy und Sybil sowie Edward und Hugh am Wochenende, und Jessica Castle, die mit Raymond ihren jährlichen Besuch abstattete (er war an dem Tag nach London gefahren, um Miss Milliment und Lady Rydal abzuholen), und so blieb nur noch Platz für Lydia und Neville sowie die ganz Kleinen, Wills und Roland.

Der Umzug ins Pear Tree Cottage hatte den ganzen Tag in Anspruch genommen. Die älteren Kinder waren nach Home Place umquartiert worden, wo bereits Rupert und Zoë wohnten sowie die Großtanten und Rachel. Am Samstag war die Kinderherberge eingetroffen: fünfundzwanzig Säuglinge und Kleinkinder, sechzehn Schwesternschülerinnen sowie die Vorsteherin und Schwester Crouchback. Sie waren in zwei Bussen gekommen, gefahren von Tonbridge und Rachels Freundin Sid. Die Schwesternschülerinnen sollten in der Squashhalle schlafen, die mittlerweile mit drei mobilen Toiletten und einer höchst widerspenstigen Dusche ausgestattet war. Die Vorsteherin und die Schwester waren mit den Kindern in der Mill Farm untergebracht und wurden nachts von wechselnden Schwesternschülerinnen unterstützt. Am Samstagnachmittag hatte Nora vorgeschlagen, dass sie und Louise das Dinner für die Schwesternschülerinnen zubereiteten, was Tante Rachel mit großer Dankbarkeit annahm. Sie war seit dem Morgengrauen auf den Beinen und völlig erschöpft vom Versuch, die Squashhalle so herzurichten, dass Menschen dort nicht nur schlafen, sondern auch ihre persönlichen Habseligkeiten aufbewahren konnten. Das Kochen hatte sich als ausgesprochen schwierig erwiesen, weil alle Küchenutensilien von der Mill Farm ins Pear Tree Cottage gewandert waren und die Ausstattung der Kinderherberge in die Irre gegangen war; der Lastwagen der Firma Cazalet, der sie transportierte, sollte erst um neun Uhr abends auftauchen. So mussten die beiden das Essen im Pear Tree Cottage zubereiten, und Villy sollte es mit ihnen zur Mill Farm fahren. Das bedeutete, unter dem fast beleidigend herablassenden Blick Emilys zu arbeiten, nach deren Verständnis Damen und ihre Töchter nicht einmal ein Ei zu kochen imstande waren. Außerdem zeigte sie ihnen nur höchst widerwillig, wo Dinge aufbewahrt wurden, zum einen, weil sie bei der ganzen Aufregung nicht wusste, wo ihr der Kopf stand, und zum anderen, weil sie sowieso nicht wollte, dass sie ihre Sachen verwendeten. Louise musste zugeben, dass sich Nora wunderbar taktvoll verhielt und offenbar jegliche Beleidigung an ihr abperlte. Sie bereiteten zwei riesige herzhafte Aufläufe zu, und Louise backte eine Ladung süßer Hefebrötchen, weil sie das gerade gelernt hatte und sich sehr gut darauf verstand. Das Essen wurde dankbar angenommen, und die Vorsteherin bezeichnete sie als Retterinnen in der Not.

Als sie das Haus erreichten, empfing sie Babygeschrei. Nora meinte, dass der Fliegeralarm die Kleinen wohl aus ihrem Vormittagsschlaf gerissen hatte und sie dann auch noch in den Unterstand gebracht worden waren, den der Brig hatte bauen lassen. »Obwohl mir völlig schleierhaft ist, wie die Schwestern bei einem Luftangriff nachts von der Squashhalle rechtzeitig dorthin kommen wollen«, fügte sie hinzu. Louise versuchte sich vorzustellen, wie in der Dunkelheit Bomben aus dem Nichts herabfielen, und schauderte. Waren die Deutschen zu so etwas wirklich in der Lage? Wahrscheinlich nicht, dachte sie, aber sie sagte nichts, weil sie es im Grunde gar nicht wissen wollte.

Die Vorsteherin und Tante Rach waren in der Küche. Tante Rach packte Teekisten aus, die Vorsteherin saß am Tisch und schrieb Listen.

Eine Schwesternschülerin füllte aus einer gigantischen Vorratsdose Trockenmilchportionen ab, eine andere stand am Herd und sterilisierte Fläschchen in zwei Töpfen. Es herrschte die muntere Atmosphäre einer Krisensituation.

»Not kennt kein Gebot«, sagte die Vorsteherin gerade. Louise fand, dass ihr Gesicht Ähnlichkeit mit dem einer naturverbundenen Queen Victoria hatte: die gleichen ziemlich vortretenden blassblauen Augen und die gleiche kleine Hakennase, die gleichen vollen, birnenförmigen Wangen, jedoch in der Farbe von Blumentöpfen, durchzogen von geplatzten Äderchen. Ihre Figur hingegen war reinste Queen Mary – die gepolsterte Statur der Jahrhundertwende. Sie trug ein langärmliges marineblaues Sergekleid, dazu eine frisch gebügelte weiße Schürze und eine Haube mit gestärktem Schleier.

»Wir sind hier, um mit dem Lunch zu helfen«, erklärte Nora.

»Euch schickt der Himmel«, sagte Tante Rachel. »In der Speisekammer liegen ein paar Lebensmittel, aber ich habe mich noch nicht richtig darum gekümmert. Irgendwo ist auch ein Schinken, glaube ich, und Billy hat ein paar Salatköpfe gebracht.«

»Und dann sind da noch die Backpflaumen, die Schwester Crouchback gestern Abend eingeweicht hat«, warf die Vorsteherin ein. »Ich lege großen Wert darauf, dass meine Mädchen ihre Backpflaumen bekommen – das spart ein Vermögen an Feigensirup.«

»Sie müssen aber noch gedünstet werden«, gab Nora zu bedenken. »Ich glaube nicht, dass sie bis zum Lunch abgekühlt sind.«

»In der Not frisst der Teufel Fliegen«, sagte die Vorsteherin, klemmte ihren Füller oben an ihre Schürze und erhob sich, wobei ihre Gelenke knacksten.

Louise bot an, die Backpflaumen zu dünsten.

»Nehmen Sie die Fläschchen noch nicht vom Herd. Wenn die schon zwanzig Minuten dort stehen, fresse ich einen Besen. Ach, Miss Cazalet, wo wären wir ohne unsere fleißigen Helferinnen? Aber nicht doch, Miss Cazalet, Sie heben sich noch einen Bruch!« Rachel gab ihren Versuch auf, eine Teekiste aus dem Weg zu räumen, und ließ sich von Nora helfen. Mittlerweile weinten noch mehr Kinder.

»Mr. Hitler hat unsere Routine völlig durcheinandergebracht. Wenn es so weitergeht, muss ich ihm einmal persönlich schreiben. Der Vormittag ist eine geradezu irrwitzige Zeit für einen Bombenangriff. Aber da sieht man es wieder einmal – Männer!«, sagte sie. »Ich frage nur kurz Schwester Crouchback, ob sie noch etwas auf die Liste setzen möchte – allerdings ist heute Sonntag, nicht? Da haben die Läden geschlossen. Nun ja, besser spät als nie.« Damit stürmte sie zur Tür hinaus und stieß fast mit einer Schülerin zusammen, die zwei Eimer dampfender Windeln trug. »Machen Sie doch die Augen auf, Susan. Und stellen Sie die zum Einweichen nach draußen, sonst vergeht allen der Appetit.«

»Ja, Frau Vorsteherin.« Alle Schwesternschülerinnen trugen kurzärmelige malvenfarben-weiß gestreifte Baumwollkleider und schwarze Strümpfe.

»Schau doch mal, ob du Sid findest, Herzchen, ja?«, bat Tante Rachel. »Wir müssen vor dem Lunch der Schwesternschülerinnen möglichst viele Teekisten aus der Küche schaffen. Sie ist oben beim Verdunkeln.«

***

Das Verdunkeln sämtlicher Fenster in allen drei Häusern und bewohnten Außengebäuden – wozu auch die Squashhalle mit ihrem Glasdach gehörte – beschäftigte den Brig mittlerweile seit mehreren Tagen, mit dem Ergebnis, dass Sid und Villy die Aufgabe übertragen worden war, Holzleisten herzustellen, auf die der Verdunklungsstoff genagelt werden konnte. Sybil, Jessica und die Duchy, die jeweils eine Nähmaschine besaßen, waren beauftragt, Vorhänge für all diejenigen Fenster zu säumen, bei denen keine Holzleisten angebracht werden konnten, und Sampson, der Baumeister, hatte eine hohe Leiter zur Verfügung gestellt, von der aus der Gärtnerjunge das Dach der Squashhalle streichen sollte. Allerdings war er von dort ziemlich bald in einen riesigen Wasserbottich gefallen, was McAlpine als unverdientes Glück bezeichnet hatte; Billys Armbruch und den Verlust zweier Vorderzähne tat er als reine Frechheit ab. So war Sampson der Auftrag erteilt worden, sich um das Dach der Squashhalle zu kümmern, allerdings war das nur eine seiner zahlreichen Aufgaben, sodass er Samstagvormittag, als die Kinderherberge eintraf, noch nicht allzu weit gediehen war. Teddy, Christopher und Simon wurden eingespannt, um einem von Sampsons Männern beim Aufbau des Gerüsts zur Hand zu gehen und ihm dann zu helfen, das schräg abfallende Glasdach mit dunkelgrüner Farbe zu streichen, während innen, im stickigen und immer düsterer werdenden Raum, Rachel und Sid Feldbetten aufstellten, missmutig verfolgt von Lydia und Neville oben auf der Galerie (sie sollten Botendienste übernehmen, aber Tante Rachel enttäuschte sie und ließ sich nicht genügend Botengänge einfallen). An dem Samstag leisteten alle Schwerarbeit, bis auf Polly und Clary, die sich am Morgen zum Bus nach Hastings davonstahlen.

»Wen hast du gefragt?«

»Niemanden. Ich habe es Ellen gesagt.«

»Hast du gesagt, dass ich mitfahre?«

»Ja. Ich sagte: ›Polly möchte nach Hastings, also fahre ich mit ihr mit.‹«

»Aber du wolltest doch auch fahren.«

»Natürlich, sonst säße ich nicht hier, oder?«

»Warum hast du dann nicht gesagt, dass wir beide fahren wollen?«

»Das ist mir nicht eingefallen.«

Das war die aalglatte Seite von Clary, die Polly nicht mochte, aber aus Erfahrung wusste sie, dass es Streit geben würde, wenn sie nachhakte. Und wenn dieser Tag der letzte in Friedenszeiten sein würde, dann sollte er von keinem Streit oder sonst etwas getrübt werden.

Aber irgendwie wurde es trotzdem kein schöner Tag. Polly wünschte sich, so sehr in ihren Unternehmungen aufzugehen, dass sie keine Gelegenheit haben würde, an das womöglich Bevorstehende zu denken. Sie gingen zu Jepson’s, was sie beide eigentlich ausgesprochen gern taten, aber als Clary sich stundenlang Zeit nahm, um einen Füller auszusuchen (der Ausflug diente unter anderem dem Zweck, Clarys Geburtstagsgeld auszugeben), wurde sie ungeduldig und ärgerte sich, dass Clary etwas so Banales derart ernst nehmen konnte. »Mit einem neuen ist das Schreiben doch immer schwierig«, sagte sie. »Man muss die Feder benutzen, damit sie gut wird.«

»Das weiß ich doch. Aber wenn ich jetzt eine breite Feder kaufe, wird sie wahrscheinlich zu breit, andererseits habe ich bei der mittleren nicht das Gefühl, dass sie jemals richtig werden wird.«

Polly blickte zum Verkäufer – einem jungen Mann in einem glänzenden, abgetragenen Anzug –, der zusah, wie Clary jede Feder leckte, bevor sie sie in das Tintenfass tauchte und ihren Namen auf die kleinen Zettel schrieb, die auf der Ladentheke bereitlagen. Er wirkte nicht ungeduldig, nur gelangweilt. Außerdem machte er den Eindruck, als wäre das seine übliche Miene.

Sie waren in der eher schlecht sortierten Papierwarenabteilung der Buchhandlung. Es gab nur Schreibpapier, und man konnte Briefpapier mit eigenem Briefkopf, Besuchskarten und Hochzeitseinladungen bestellen. Außerdem verkauften sie dort Füllfederhalter und Bleistifte. »Es ist sehr wichtig, eine neue Feder anzulecken, bevor man sie benutzt«, erklärte Clary gerade, »aber vermutlich sagen Sie das den Kunden. Könnte ich den Waterman ausprobieren – den lilafarbenen –, nur zum Vergleich?« Er kostete zwölf Shilling und sechs Pence, und Polly wusste, dass sie ihn nicht kaufen würde. Sie beobachtete den Mann, während Clary einen Füller nach dem anderen testete, und schließlich starrte er einfach in die Ferne. Vermutlich machte er sich Sorgen, ob es Krieg geben würde.

Mit einem fragenden Blick zu ihm sagte sie: »Was bringt die Zukunft?«

»Dazu fällt mir gar nichts ein, wenn ich Füller ausprobiere«, sagte Clary ärgerlich.

»Dich meinte ich nicht.«

Beide schauten zum Verkäufer, der sich räusperte, sich über das stark pomadisierte Haar strich und sagte, er verstehe nicht, was sie meine.

»Das wundert mich nicht«, sagte Clary. »Ich nehme den Medium Relief …«

»Das macht sieben Shilling sechs Pence«, sagte er, und Polly merkte, dass er sie schleunigst loswerden wollte.

Draußen stritten sie sich ein bisschen über Pollys idiotische Bemerkung, wie Clary sie nannte. »Bestenfalls fand er dich herablassend«, sagte sie.

»Das war ich nicht.«

»Er dachte aber, dass du es warst.«

»Halt den Mund!«

Clary sah zu ihrer Freundin – na ja, eher ihrer Cousine; wie eine Freundin kam sie ihr nicht gerade vor …

»Entschuldige. Ich weiß, wie sehr dir das zu schaffen macht. Aber es kann noch alles gut werden, Poll. Denk an letztes Jahr.«

Polly schüttelte den Kopf. Sie runzelte die Stirn, und plötzlich sah sie aus wie Tante Rach, wenn sie versuchte, bei Brahms nicht zu weinen.

»Ich weiß schon«, sagte Clary sanft, »du willst nicht nur, dass ich dich verstehe, du möchtest, dass es mir genauso geht wie dir. Stimmt’s?«

»Wenigstens ein Mensch soll das!«

»Ich glaube, unsere beiden Väter tun es.«

»Ja, aber das Problem bei ihnen ist, dass sie unsere Gefühle nur bis zu einem gewissen Grad berücksichtigen.«

»Ich weiß, was du meinst. Als wären unsere Gefühle nur so groß wie unsere Körper, sprich, kleiner. In der Hinsicht sind sie wirklich dumm. Wahrscheinlich können sie sich nicht daran erinnern, wie es war, ein Kind zu sein.«

»In ihrem Alter ganz bestimmt nicht! Ich wette, ihre Erinnerung reicht keine fünf Jahre zurück.«

»Also, ich werde es mir zur Aufgabe machen, mich zu erinnern. Natürlich rechtfertigen sie sich mit dem Argument, dass sie für uns verantwortlich sind.«

»Verantwortlich! Wenn sie nicht einmal einen grauenhaften Krieg verhindern können, in dem wir vielleicht alle umkommen! Noch unverantwortlicher kann man doch gar nicht sein!«

»Jetzt steigerst du dich wieder in etwas hinein«, sagte Clary. »Was sollen wir denn als Nächstes machen?«

»Das ist mir egal. Was hast du noch vor?«

»Ein paar Hefte kaufen und ein Geburtstagsgeschenk für Zoë. Und du wolltest Wolle besorgen. Wir könnten zum Lunch Krapfen essen. Oder Baked Beans?« Beide liebten Baked Beans, weil Simon und Teddy sie im Internat oft bekamen, sie zu Hause aber nicht, weil gebackene Bohnen als gewöhnlich galten.

Mittlerweile schlenderten sie Richtung Seepromenade. Viele Urlauber sahen sie nicht, nur an einem Strandabschnitt waren einige. Sie rutschten auf den unbequemen Steinen hin und her und lehnten sich an die silbrigen hölzernen Wellenbrecher, aßen Sandwiches und Eiscreme und starrten auf das graugrüne Meer hinaus, das planlos und fast verstohlen auf und ab wogte.

»Möchtest du ins Wasser gehen?«

Aber Polly zuckte nur mit den Achseln. »Wir haben unsere Badesachen nicht dabei«, sagte sie, obwohl Clary wusste, dass sie das nicht vom Schwimmen abhalten würde, wenn sie Lust dazu hätte. Ein Stück weiter den Strand entlang hievten Soldaten riesige Stacheldrahtrollen aus einem Lastwagen und stellten sie in regelmäßigen Abständen am Strand auf, überall dort, wo sie Betonpfosten erkennen konnten, die auf halber Höhe in einer Reihe in den Sand eingelassen waren.

»Komm, lass uns was essen gehen«, sagte Clary schnell.

Sie aßen Baked Beans und Toast und jede einen Krapfen mit Marmeladenfüllung und ein Sahneröllchen, und dazu tranken sie einen herrlich starken indischen Tee (den sie zu Hause auch nicht bekamen).

Das heiterte Polly etwas auf, und sie unterhielten sich über normale Dinge wie die Frage, welche Art Mann sie heiraten wollten. Polly meinte, ein Forscher würde ihr gefallen, wenn er heiße Länder erforschte, weil sie Schnee und Eis nicht ausstehen konnte und ihn selbstredend begleiten würde, und Clary sagte, ein Maler, weil das mit dem Bücherschreiben gut zusammenpasste und sie sich wegen ihres Vaters mit Malern auskannte. »Außerdem ist es Malern nicht so wichtig, wie man aussieht. Ich meine, ihnen gefallen Gesichter aus ganz anderen Gründen, deswegen würde er sich an meinem weniger stören.«

»Du siehst doch gut aus«, widersprach Polly. »Deine Augen sind wunderschön, und die sind das Wichtigste.«

»Deine sind genauso schön.«

»Ach, meine sind viel zu klein. Eigentlich scheußlich. Kleine dunkelblaue Stiefelknöpfe.«

»Aber du hast einen wunderbaren Teint – unglaublich weiß und dann blassrosa, wie Romanheldinnen. Ist dir eigentlich aufgefallen«, fuhr sie verträumt fort und schleckte die letzten Sahnereste von den Fingern, »dass Schriftsteller sich immer endlos über das Aussehen ihrer Heldinnen auslassen? Das muss für Miss Milliment doch schrecklich zu lesen sein, weil sie weiß, dass sie nie eine davon war.«

»Aber sie sind ja nicht alle bildschön«, wandte Polly ein. »Denk an Jane Eyre.«

»Und du hast mit deinen Haaren richtig Glück. Obwohl Kupferblond im Lauf der Zeit oft verblasst«, fügte sie hinzu und dachte an Pollys Mutter. »Dann wird es eher wie wässrige Orangenmarmelade. Ach, und Jane Eyre! Mr. Rochester schwärmt doch ständig davon, wie zierlich und klein sie ist. Das ist eine raffinierte Art zu sagen, dass sie hinreißend aussieht.«

»Das sind eben Sachen, die die Leute wissen möchten. Ich hoffe wirklich sehr, dass du nicht zu modern schreiben wirst, Clary. Nicht so, dass niemand versteht, worum es geht.« Polly hatte sich Ulysses aus dem Bücherstapel ihrer Mutter geholt und fand es sehr schwere Kost.

»Ich werde schreiben wie ich«, sagte Clary. »Es ist sinnlos, mir zu sagen, wie ich schreiben soll.«

»Jetzt komm, lass uns die anderen Sachen besorgen.«

Der Lunch kostete vier Shilling und sechs Pence, mehr als erwartet, aber Clary beglich großzügig die ganze Rechnung. »Du kannst es mir zurückzahlen, wenn du Geburtstag hast«, sagte sie.

»Wahrscheinlich ist Miss Milliment mittlerweile daran gewöhnt. Ich glaube, der Wunsch zu heiraten vergeht ziemlich bald.«

»Ach, wirklich? Dann glaube ich nicht, dass ich je heiraten werde. Es ist mir schon jetzt nicht besonders wichtig, und Frauen über zwanzig altern sehr schnell. Denk an Zoë.«

»Kummer lässt Menschen altern.«