Malachy McCourt
Der Junge aus Limerick
Erinnerungen
Aus dem Englischen von Claudia Feldmann
FISCHER Digital
Malachy McCourt wurde 1932 in New York geboren. Er ist der jüngere Bruder von Frank McCourt und wuchs wie Frank in Irland auf. 1952 kommt er durch die Hilfe seines Bruders zurück nach New York. Malachy McCourt ist verheiratet und hat fünf erwachsene Kinder. Er lebt als Schriftsteller und Schauspieler in New York.
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Während Bruder Frank als Englischlehrer arbeitet, macht sich der jüngere Malachy auf, New York zu erobern. Er arbeitet als Hafenarbeiter, wird Barkeeper, spielt Theater und verdingt sich als Goldschmuggler nach Indien. An Geld und Frauen mangelt es ihm nicht. Aber die Erinnerung an die Kindheit in Limerick und an seine Eltern bleibt lebendig.
Dieses E-Book ist der unveränderte digitale Reprint einer älteren Ausgabe.
Erschienen bei FISCHER Digital
© 2018 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Covergestaltung: buxdesign, München
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
Impressum der Reprint Vorlage
ISBN dieser E-Book-Ausgabe: 978-3-10-562241-4
Im Englischen lautet diese Zeile »Blessed are you amongst women.« Malachy McCourt verstand als Kind immer »Blessed are you a monk swimming«. Der Originaltitel des vorliegenden Buches, »A Monk Swimming«, nimmt Bezug auf dieses Mißverständnis. (A.d.Ü.)
Für meine geliebte, geistvolle, grandiose
Diana,
Die das Leben, die Liebe und den Gesang des Morgens
Mit einem kraftvollen Ja begrüßt.
Ich vergöttere dich.
Bei jedem Treffen in Limerick gab es immer eine Geschichte. Ob Jungen oder Mädchen, Männer oder Frauen, nackte Tatsachen galten als kalt und unmenschlich. Deshalb mußte jedes Ereignis in Worte verpackt werden. In warme Worte, üppige Worte, in schillernde, poetische, derbe oder sogar blasphemische Worte.
Und so wurden kalte Abende gewärmt mit Mythen und Märchen von anrüchigen Abenteuern und tollkühnen Taten und mit furchteinflößenden Beschreibungen der Höllenqualen, die den Übeltäter erwarteten. Wir Kinder saßen im Dunkeln, zitternd vor Begeisterung und Schrecken, und lauschten, ohne einen Muckser von uns zu geben.
Mein Vater Malachy und seine Kumpels, Mr. Meehan, Mr. Looney und Mr. Moran, sponnen ihr silbriggoldenes Garn und ließen allein durch ihre Wortgewalt unsere armselige Umgebung verschwinden. Und dann sang mein Vater seine patriotischen Oden an Irland, zum Beispiel die über Roddy McCorley, der auf der Brücke am Toome sterben mußte. Meine Mutter sang trübselige Liebeslieder wie »We Are in Love with You, My Heart and I«.
Der Tod senkte Schweigen über unser Haus. Erst das Baby Margaret Mary und dann die Zwillinge, Eugene mit vier und Oliver mit viereinhalb. Die Armut tötete sie. Mein Vater verschwand, um eine lebenslange Sauftour zu beginnen, von der er nie zurückkehrte, und ich haßte ihn, weil er mich im Stich ließ. Es dauerte viele Jahre, bis meine Mutter wieder eins von ihren trübseligen Liebesliedern sang; sie verfiel in eine tiefe Depression, und die Liebe verflüchtigte sich auf Nimmerwiedersehen in den feuchten, grauen Himmel über Limerick.
Die Armen werden immer bei uns sein, steht in der Bibel, und da ich das zweifelhafte Privileg genoß, in eine Familie geboren worden zu sein, die nicht nur arm, sondern bettelarm war, faßte ich den glühenden Entschluß, immer bei jemandem zu sein, aber, beim heiligen Jesus Christus, ich würde niemals arm oder gar bettelarm sein.
Ich mochte es nicht, ständig klamm zu sein. Ich mochte es nicht, den ganzen Winter über zu frieren und naß zu sein. Ich mochte es nicht, in Schaufenster voller Fleisch, Süßigkeiten, Kekse und Brot zu blicken, bis mir fast die Augen aus den Höhlen traten und mir der Mund schmerzte vor Gier, einmal etwas Handfestes zwischen die Zähne zu bekommen. Ich mochte es nicht, von Flöhen aufgefressen zu werden, die mein bitteres Blut verschlangen. Ich mochte es nicht, Läuse und Nissen in meinen Haaren, meinem Hintern, meinen Achseln, meinen Brauen und in sämtlichen Nähten der Hose und Jacke zu haben, die ich trug. Ich mochte die Pickel und Furunkel auf meiner Haut nicht, ganz zu schweigen von der Pein der Krätze und Flechten. Ich mochte es nicht, schlecht gestopfte Kleider und zerschlissene Stiefel zu tragen, die van Gogh nicht einmal eines Blickes gewürdigt hätte. Ich mochte es nicht, mit getrockneter Scheiße in meiner Hose herumzulaufen, weil diese mangels eines tragbaren Ersatzes nicht gewaschen werden konnte. Ich mochte es nicht, wenn die Bessergestellten, die Tee und Kuchen und elektrisches Licht in jedem Raum hatten, sich über mich lustig machten und mich verspotteten.
Ich mochte noch nie den Geruch von frischgezimmerten, frischlackierten Särgen, die hereingebracht wurden, um unsere Toten für immer von uns fortzunehmen.
Ich war ein sonniger kleiner Kerl mit wildem Herzen und mörderischen Instinkten. Eines Tages würde ich es denen schon zeigen – ja, ihr miesen, beschissenen, arschkriecherischen, schleimscheißerischen, hochnäsigen, eingebildeten, hurensöhnigen, etepeteten, dünnbrettbohrenden Snobs. Eines Tages gehe ich zurück nach Amerika, wo ich geboren bin, und furze euch ins Gesicht.
Und das tat ich.
In unserer Familie erzählt man sich die Geschichte, daß meine Mutter eines Tages mit meinem Bruder Frank und mir und den Zwillingen im Kinderwagen spazierenging, als ein riesiges schwarzes Auto am Bordstein hielt. Ein schick gekleideter Chauffeur sprang heraus und öffnete einer mit Juwelen und Pelzen behängten Dame den hinteren Wagenschlag. Sie setzte den elegant beschuhten Fuß auf den Boden und befahl der Mutter stehenzubleiben, was diese auch prompt tat. Dann erging sich die vornehme Lady in verzückten Schwärmereien über mich – daß sie noch nie einen so hübschen kleinen Jungen gesehen hätte: das blonde Haar, die schimmernden Zähne, die wundervolle Haut und dieses Lächeln – und sagte, sie würde der Mutter jede beliebige Summe geben, wenn sie mich dafür adoptieren dürfe.
Die Mutter überlegte und überlegte und überlegte, wie es in der Geschichte heißt, und sagte dann, es sei ein verführerischer Vorschlag, aber sie wisse nicht, wie sie mein Verschwinden meinem Vater, der sich seinerseits damals noch nicht aus dem Staub gemacht hatte, erklären solle, und lehnte das Angebot ab.
In späteren Jahren wurde mir sowohl von der Mutter als auch von meinen Brüdern oft vorgehalten, es sei ein großer Fehler gewesen, mich im Familienkreis zu belassen. Ich persönlich war hingegen immer davon überzeugt, daß sich eine vornehme Dame außerhalb der Ehe in kompromittierende Umstände gebracht und dann meine Mutter dafür bezahlt hatte, mich aufzuziehen. Wie sonst ließe sich meine leichte und mühelose Anpassung an das gute Leben, das Leben in Amerika erklären?
Mein Bruder Frank hatte es 1949, mit neunzehn, irgendwie geschafft, in die Vereinigten Staaten zu kommen, und dann genug Geld gespart, um mich 1952, als ich zwanzig war, nachzuholen. Zweihundert Dollar kostete meine Überfahrt auf dem edlen Schiff America. Was für ein herrliches Leben: saubere Betten, saubere Laken, ein Kopfkissen, Licht zum Lesen, und dann das Essen! So viele Mahlzeiten, wie man wollte, so große Portionen, wie man wollte, und man konnte sogar mitten in der Nacht Sandwiches bekommen. Und es gab einen Swimmingpool. Aber es war immer noch peinlich, geflickte Kleider und Schuhe zu tragen, und alles war viel zu dick für das sonnige Klima, dem wir entgegenglitten.
Was ich denn in den Vereinigten Staaten von Amerika machen wolle, wurde ich gefragt, doch wie, in Gottes Namen, sollte ich den Leuten klarmachen, daß ich mit dreizehn von der Schule abgegangen war und keinerlei Beweis dafür hatte, daß ich überhaupt je dort gewesen war, da ich zweimal die Prüfungen in den Sand gesetzt hatte und als Dummkopf galt, dazu verdammt, mein Dasein als Bettler oder Verbrecher zu fristen oder, noch schlimmer, bis ans Ende meiner Tage wie ein Maultier zu schuften.
Doch die Amerikaner waren nett zu mir, und so erzählte ich ihnen, ich würde Arzt, Ingenieur, Chirurg, Pilot, Steuermann werden – egal was, Hauptsache, es zauberte ein Lächeln auf das Gesicht dieser freundlichen Leute. In Wirklichkeit wußte ich, daß ich überhaupt nichts konnte, außer Geschichten und Lügen erzählen.
Als ich in den Staaten ankam, war Frank von der Armee nach Deutschland geschickt worden, und so holte mich eine Familie McManus ab und kümmerte sich ein wenig um mich. Auch ich mußte mich registrieren lassen und ein paar Jahre in der Armee dienen. Dann, mit dreiundzwanzig, wurde ich entlassen und hatte noch immer keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen sollte.
Ich ging zu den Docks, und da ich schwor, weder den Kommunisten noch der Mafia anzugehören, durfte ich mich als Arbeiter eintragen lassen. In England war man einfach ein »Dockarbeiter«, aber hier in den Staaten war man ein »Schauermann«, eine spannend klingende Bezeichnung für einen Arbeiter, der Schiffsladungen löscht. Der Job hatte etwas angenehm Monotones, vor allem, wenn man gesund, kräftig und in der Hirnregion nicht allzu üppig ausgestattet war.
New York war damals noch ein florierender Hafen, Sammelstelle für ausgefalleneres Frachtgut als Bruder Frank und mich. Hell’s Kitchen, ein hartes und heruntergekommenes Viertel an der West Side von Manhattan, direkt am Hudson River, war fest in irischer Hand, und an den Piers standen Schilder mit der Aufschrift »Keine Spaghettifresser«. In Brooklyn waren die Italiener am Ruder, und die stellten auf ihren Piers Schilder mit dem Schriftzug »Keine Whiskeysäufer« auf.
Ich wanderte von Pier zu Pier, zu den Heuerhallen von Jersey City, Bayonne und Hoboken, hallenden, stinkenden Gebäuden mit grünen Wänden, schmutzigem Boden und dem üblichen flackernden Neonlicht. Frühmorgens trudelten wir ein, schnatternd vor Kälte, in der typischen Schauermann-Uniform: schwere Stiefel, dicke Hose, Pullover, Kolani, Wollmütze, Arbeitshandschuhe und Lasthaken. Wenn viele Schiffe angekommen waren, durften wir Greenhorns arbeiten bis zum Umfallen. Kamen keine Schiffe, konnten wir uns den ganzen Tag in der Nase bohren. Und es war ein herrliches Gefühl für einen Jungen aus Limerick, in New York zu sein und sich in der Nase zu bohren.
Das war 1955, in den Tagen der Waterfront Commission, die gegründet worden war, um Gewerkschaften auszuschalten. Jedesmal, wenn eine Gewerkschaft einen Versuch unternahm, die grauenhaften und gefährlichen Arbeitsbedingungen zu verbessern, durch die Arbeiter verstümmelt und getötet wurden, setzten die Bosse die Propagandamaschinerie in Gang, um die Gewerkschaft unter dem Deckmäntelchen der Aufdeckung von Korruption außer Gefecht zu setzen.
Elia Kazan, der seine Freunde an den Ausschuß für unamerikanische Umtriebe verpfiff, durfte zur Belohnung für seinen Verrat bei dem Film Faust im Nacken Regie führen. Mit vereinten Kräften schafften es Hollywood, die Regierung und die Kirche, unsere Gewerkschaft, die International Longshoreman’s Association, nahezu zu zerstören, indem sie die Verfechter der Gerechtigkeit an die Luft setzten.
Es gab da einen engagierten kleinen Kerl mit Brille, der meinte, die Gewerkschaft müsse sich mehr einsetzen. Wieder und wieder ging er vor Gericht. Sie schossen auf ihn, schlugen ihn zusammen, präparierten sein Auto, aber er ließ sich nicht unterkriegen. Das Herz ist ein Wunder, wie Synge zu sagen pflegte.
Ich hielt mich aus dem Gewerkschaftskram heraus, weil ich keine Lust hatte, mich zusammenschlagen zu lassen, und als unbedarfter junger Immigrant wußte ich damals über diese Dinge auch kaum Bescheid.
Aber geklaut wurde auf den Docks, daß sich die Balken bogen! Wir versorgten uns mit erstklassigen italienischen Schuhen, und an manchen Tagen ließen wir die Hosen runter und wickelten uns meterweise Anzugstoff um den Körper, so daß man zur Feierabendzeit Scharen von wohlbeleibten Mannsbildern von der Pier watscheln sah. Wenn eine Ladung mit irgendwelchen Alkoholika ankam, wurde es ein turbulenter Tag mit Gabelstaplern, die im Rausch über den Rand der Pier gefahren wurden, Männern, die in Laderäume fielen, Prügeleien, Streitereien und allerlei anderen Lustbarkeiten.
Einmal, als ich in Brooklyn arbeitete, kam eine Ladung künstlicher Blumen an, deren zehnte, wie üblich, bei den Arbeitern hängenblieb. Die Dinger waren zu nichts zu gebrauchen, also fragte ich einen anderen Iren, der an diesem Tag dort war, ein älterer Kerl namens McCabe, weshalb sie das Zeug mitgehen ließen.
»Ach, weißt du«, sagte er, »die könnten in Geschenkkartons verpackte Scheiße rüberschippern, und die würden sie auch noch klauen.«
»Sie« waren natürlich die Italiener, die grundsätzlich alles mitgehen ließen, im Gegensatz zu den Iren, die nur aus Prinzip stahlen – so jedenfalls erklärte es mir mein älterer Kollege.
Meine Lieblingsfracht war Gummi, gewaltige, fünfhundert Pfund schwere Ballen von dem Zeug, aus Malaysia importiert. Ab und zu rutschte dem Kranführer ein Ballen aus großer Höhe aus dem Netz, und dann hüpfte das Ding wie ein riesiger Flummi über die Pier, so daß selbst arthritisgeplagte Greise mit jugendlichem Elan in Sicherheit hechteten.
Neben dem Hin- und Herschleppen von Waren mit dem Handkarren hielt ich mich fit, indem ich beim New York Rugby Football Club spielte. Das war ein Mischmasch von Auswanderern aus Großbritannien, Neuseeland, Australien und Südafrika mit einer kleinen Prise anglophiler Amis, von denen einige hofften, als Engländer durchzugehen. Eine Zeitlang war ich der einzige Ire in der Mannschaft, abgesehen von einem Typen namens Brad Brady aus Cork, der so sehr einen auf englisch machte, daß er kaum sprechen konnte.
Viele von den Briten beschwerten sich über die Grobheit der Amis und ihre mangelnde sportliche Fairneß. »Denen ist der Sieg tatsächlich wichtiger als das Spiel, alter Knabe.« Vielleicht würden sie eines Tages ihren Irrtum erkennen, ins Königreich zurückkehren, gute Manieren lernen und brave Untertanen werden.
Es gab jede Menge Biergelage, Wettsaufen und dergleichen. Bei unserem jährlichen Festessen wurden Toasts auf den Präsidenten und die Queen ausgebracht. Als ich einen Toast auf den Präsidenten von Irland ausbrachte, wurde das für unzulässig erklärt. Daraufhin schlug ich vor, den Toast auf die Queen zu streichen. Obwohl ich damit Roberts Knigge für Verfahrensfragen folgte, stieß mein Vorschlag auf wenig Beifall.
Wir spielten gegen jedes College, das wir auf den Rasen kriegen konnten, von Princeton über Boston bis Dartmouth. Eines meiner ersten Spiele war gegen Harvard, und es war ein rauhes Spiel mit vielen Fouls und Handgreiflichkeiten. Der Schiedsrichter schickte mehrere Spieler vom Platz, unter anderen einen Jungen aus Boston namens Kennedy, unsereins bekannt als Ted.
Ich konnte es einfach nicht fassen, daß ich in der sogenannten »zivilisierten Mittelschicht« zugelassen wurde. Himmel, hier stand ich, ein einfacher Arbeiter, auf du und du mit Studierten, Ärzten, Ingenieuren und Börsenmaklern. Manchmal hatte ich Angst, daß sie eines Tages die Wahrheit herausfinden würden – daß ich ungebildet war, ein Gossenkind aus Limerick, ein Emporkömmling. Meine Waffe, meine Verteidigungstaktik, um auch weiterhin akzeptiert zu werden, bestand darin, mehr und schneller zu trinken als jeder andere aus der Mannschaft, mehr Lieder zu singen, der Held jeder Party zu sein. Ich wußte, daß sie mich in einer anderen Umgebung nicht einmal nach der Uhrzeit gefragt hätten, aber hier waren wir alle Verbannte, denen nichts anderes übrigblieb, als das Spiel zu spielen, das Glas zu leeren, das Lied zu singen und zu verbergen, was immer verborgen werden mußte.
Diese Rugby-Gelage waren fast immer reine Männerveranstaltungen. Wir Männer von Welt überfielen ein College und beeindruckten sämtliche Studenten mit unserem savoir faire. Gelegentlich hing eine langbeinige, blonde Studentin am Arm eines dieser amerikanischen Heldentypen. Ich guckte, gierte und ging, da ich wußte, daß ich an so eine nie rankommen würde.
Frauen faszinierten mich: ihr Duft, die bebenden, blühenden, berstenden Brüste, der Hintern, die Lippen, die Beine, das Weiche und Runde all ihrer Körperteile, die süße Stimme und diese geheimnisvolle, von Schenkeln und flaumigem Haar geschützte Stelle. Aber was, in Gottes Namen, sollte ich zu ihnen sagen?
Da ich mit Schüchternheit geschlagen war, tobte ich meine überschüssige Energie auf dem Schlachtfeld aus und übte mich während der Spielpause im Händeschütteln mit dem Unterbeschäftigten. Wichsen nannte man das bei uns Iren, sprich: den Samen zur Erde fallen lassen, oder wohin die Flugbahn ihn gerade trug.
Mutter Kirche vertrat sehr klare Ansichten zum Thema fleischliche Sünden, und ich wurde nie das Gefühl los, ein Sünder zu sein, unwürdig, ein Geschwür in den Augen Gottes. Ich dachte an Onans biblische Ermahnung: Spritz deinen Samen lieber in den Bauch einer Hure, als ihn auf dem Boden zu verschwenden.
Warum, so frage ich mich zu diesem späten Zeitpunkt, ist es weniger sündig, seinen Pimmel in eine bezahlte Lady zu stecken als zu wichsen? Das wär’ doch mal ein Thema für die Theologen.
Wie dem auch sei, die Rugby-Geschichten waren sexfrei, mit Ausnahme eines affigen Briten namens Harold, der ein lahmes Bein hatte und auf diese typische, nasale Art sprach. Manche von den ach so klassenbewußten Briten reden, als würden sie gleich ihren Geist aushauchen, als sei jeder Atemzug ihr letzter. Dieser Typ jedenfalls, der, um es höflich auszudrücken, ziemlich korpulent war, hatte einen kleinen Freund namens Johnny. Der war so ein Federgewicht von der Sorte, die sich kaum traut, einen Staubwedel zu benutzen, aus Angst, damit jemanden tödlich zu verletzen, aber unser Harold, dessen sportliche Tage schon lange vorbei waren, bestand darauf, daß Johnny spielte.
Die nackte Angst jagte Johnny über das Feld. Er benahm sich wie eine Gazelle, die weiß, daß im Busch hungrige Löwen auf sie warten, und lief, als hätte man ihm eine reife Erdbeere zwischen die Arschbacken gesteckt und ihm aufgetragen, sie auf keinen Fall zu zerdrücken.
Irgendwann hatte Johnny es satt, ständig mit der Nase im Dreck zu liegen, und floh mit einem Klamotten-Designer nach Kalifornien. Harold starb wenig später an gebrochenem Herzen.
Da ich durch die Schufterei in den Docks ein paar Scheine in der Tasche hatte, schien mir ein ordentliches Plätzchen zum Schlafen angebracht, und ich fand eines auf der West Eighty-first Street, in einem Apartment gegenüber vom Museum of Natural History, in das ich, da es so nah war, nie einen Fuß setzte. Der Zimmergenosse, der mir anbot, seine Bude zu teilen, war ein langer, dünner Kerl, Bauingenieur von Beruf und total plemplem. Er schleppte sich mit dem Namen George Giles Green durchs Leben. George war Pilot im Korea-Krieg gewesen, und während er wegen dieses längst vergessenen Konflikts von zu Hause fort war, hatte sich seine Angetraute wohl gelangweilt. Sie hatte sich mit einem anderen Kerl davongemacht, der rein zufällig dem jüdischen Glauben angehörte, was in George postum die wärmsten Gefühle für Adolf Hitler weckte. Die Juden kontrollierten alles, sagte er, auch die Wahlen. Wenn er sein bürgerliches Wahlrecht ausübte, so informierte er mich wiederholt und wortreich, manipulierten sie die Stimmzettel, so daß George gegen seinen Willen für jüdische Kandidaten stimmte.
Als glühender Anhänger guccibeschuhter Päpste strafte mich der gute alte G.G.G. jedesmal mit eisigen Blicken, wenn ich ihm meine üppig ausgeschmückten fleischlichen Abenteuer berichtete, bis ich sie irgendwann zur Strafe für mich behielt.
Auf unserem Wohnzimmertisch stand als ewiger Wächter ein steinerner Vogel mit erhobenem Schnabel und gefalteten Flügeln, das Ganze in Grüngrau – eine ornithologische Katastrophe. George ermahnte mich, auf meine Worte zu achten, da unser Freund, der Flattermann, die Angewohnheit hatte, nachts, wenn wir im Bett lagen, in die anderen Apartments des Hauses zu fliegen und sämtlichen Juden, die dort lebten, jedes einzelne Wort mitzuteilen, das wir gesprochen hatten. Und es gab eine Menge zu berichten, da unsere Gespräche zu dem Zeitpunkt so ergiebige und spannende Themen wie die neuesten Missetaten der Juden (G.G. G.) und das Wetter (ich) umfaßten.
Unsere Wohngemeinschaft endete bereits nach wenigen Monaten, und zwar an dem Abend, als G.G.G. und ich gerade dasaßen und die abendliche Mahlzeit verdauten. Mein Zimmergenosse hatte mich über die täglichen Taten der Anhänger Moses informiert, und ich war friedlich über ein Buch gebeugt. Plötzlich bewegte sich etwas auf dem Boden. Mit flammendem Blick und Schaumflöckchen in den Mundwinkeln kroch der Bewunderer Eichmanns auf mich zu. »Runter!« drängte er. »Runter auf den Boden! Schnell, schnell!«
George war bei der letzten Polizeiaktion in Korea dabeigewesen, und obwohl er Pilot gewesen war, kannte er sich auch mit dem Bodenkrieg aus. Da sich meine Kenntnisse über Kriegsführung weder auf den Himmel noch auf das Schlachtfeld erstreckten, sondern lediglich ein paar Kneipenprügeleien umfaßten, beugte ich mich seiner größeren Erfahrung und nahm an, wir stünden unter Beschuß, obwohl wir uns im sechsten Stock befanden. Angst beschleunigte meinen Hechtsprung auf den Teppich, wo ich mich bäuchlings meinem schäumenden Freund gegenüber wiederfand.
Nachdem ich alle zur Verfügung stehenden Sicherheitsvorkehrungen ausgeschöpft hatte, um mich vor einem Heckenschützenfeuer vom Museum of Natural History zu schützen, wagte ich eine Frage an George.
»Was ist los, George?«
»Hörst du sie denn nicht?!«
»Wen?«
»Die Juden-Taxifahrer.«
Ich bemühte mich, nachdenklich auszusehen, und in der Tat dachte ich nach, nämlich darüber, weshalb er es nicht über sich brachte, das Adjektiv »jüdisch« zu benutzen.
»Was ist mit ihnen, George?«
»Als wenn du das nicht wüßtest! Man hat ihnen befohlen zu hupen, wenn sie an diesem Haus vorbeifahren!«
»Verstehe. Und wieso liegen wir auf dem Boden?«
»Sie können unsere Schatten an der Decke sehen!«
Es ist ganz schön peinlich zu merken, daß man auf die Sperenzchen eines erstklassigen Vollblutidioten reingefallen ist, also sprang ich auf und pflaumte ihn an: »Du hast doch wohl den Arsch offen!«
Woraufhin der geifernde George erwiderte, ich sei ein hirngewaschener Judenfan, kein Stück besser als dieser Judasvogel, und für jemanden wie mich gäbe es in einer anständigen christlichen Gesellschaft keinen Platz, von seiner Wohnung ganz zu schweigen, und ich solle mich gefälligst verziehen. Ich ging am nächsten Morgen, nach einer unruhigen und schlaflosen Nacht.
Ich traf den alten G.G.G. jahrelang nicht wieder, bis ich ihn eines Tages auf der Third Avenue erblickte, wo er gegenüber von Malachy’s I., einer Kneipe, die mir zu der Zeit gehörte, auf und ab lief. Ein wenig beklommen ging ich auf ihn zu. Er schien sich zu freuen, mich zu sehen, und so lud ich ihn ein, über die Straße und in meine Kneipe zu kommen. Er zögerte und lud mich dann seinerseits ein, in der darauffolgenden Woche mit ihm im New York Athletic Club zu essen.
Ich war erleichtert, daß der Gute anscheinend wieder normal geworden war, und nahm sein Angebot an. Der New York Athletic Club war damals eine Bastion von francoliebenden, mussolinibetrauernden, gottesfürchtigen Hitlerianern, aber da ich in jenen Tagen nicht allzu wählerisch war, begab ich mich trotzdem dorthin, um mein Gratisessen nicht zu verpassen. George bedachte mich mit einer lauwarmen Begrüßung, wir genehmigten uns ein Gläschen irischen Whiskey (nota bene: kein anderer Whisky darf mit einem »e« geschrieben werden), und dann lud er mich ein, mir die neuen Ringkampfmatten im Trainingsraum anzusehen.
Arglos, wie ich war, willigte ich ein, und wir gingen zum Trainingsraum, um uns die besagten Matten anzusehen. Unterwegs erklärte mir George, er lebe jetzt hier, da er sich an diesem Ort sicher vor den Juden fühle. Allmächtiger, es ging also wieder los! Aber ich hatte noch nichts gegessen. Und die neuen Matten hatte ich auch noch nicht gesehen.
Wir betraten den Trainingsraum, in dem sich keine Menschenseele tummelte, und George sagte mit einer Handbewegung zu dem Stapel Matten: »Da sind sie!«
Ich erwiderte etwas Geistreiches wie: »Sehr schön.« Ein Blick auf den guten alten George zeigte mir, daß der Wahnsinn in ihm wieder zum Vorschein gekommen war – irrer Blick, Schaum vor dem Mund und so weiter –, und seine erstickte Stimme erklärte mir, ich hätte eine Juden-Hure gefickt und ihr erzählt, ich sei George Giles Green, und jetzt sei sie schwanger und verlange Geld von ihm. Ich sagte natürlich, daß das nicht wahr sei, eine schlappe Verteidigung, ich geb’s ja zu, aber was Besseres fiel mir in dem Moment nicht ein. George beachtete meinen Widerspruch überhaupt nicht, was wohl niemanden überraschen dürfte.
Obwohl er nicht in Bestform war, konnte er sich verdammt schnell bewegen, was in diesem Fall bedeutete, daß er einen Aufwärtshaken vom Stapel ließ, der Mohammed Ali, dem König der Fäuste, einen Jauchzer entlockt hätte, wenn er denn richtig gezielt hätte. Er landete ein paar Grad westlich des Kinns auf dem Unterkiefer. Wie sich herausstellte, durfte ich die Matten ein wenig genauer inspizieren, als ich bei Georges Einladung beabsichtigt hatte.
Als ich wieder zu mir kam, war ich allein, mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden ausgestreckt. George hatte sich aus dem Staub gemacht. Ich verließ den Athletic Club mit leerem Magen und heftig schmerzendem Kinn. Das letzte, was ich von George hörte, war, daß er sich an einem sicheren Ort befand, gut versorgt von Leuten in weißen Kitteln. In ihrer Gesellschaft benahm er sich überaus liebenswürdig, da er sie für Mitglieder des Ku-Klux-Klans in Zivil hielt.
Die Lektion, die ich daraus lernte und über die Jahre immer wieder bestätigt fand, war, daß alle Antisemiten und Bigotten im allgemeinen entweder krank oder dumm sind. Ha, dachte ich, als mir dieses grandiose Stückchen Soziologie dämmerte, bin ich nicht ein kluger kleiner Immigrant, daß ich das rausgekriegt habe?
Zu meinen Rugby-Kumpels gehörte ein Kerl namens Bob Lichenstein, und zu den Unsicherheiten seines Lebens gehörte wiederum die Tatsache, daß er aus New Jersey stammte. Irgendwann heiratete er eine der Töchter von Big Jim Folsom, dem Gouverneur von Alabama, und von da an hörte die Mannschaft nichts anderes mehr als »Big Jim hier« und »Big Jim da«. Er war einer der unverfrorensten gesellschaftlichen Aufsteiger, die mir je untergekommen sind, und er sah, daß ich von der gleichen Sorte war.
In den East Seventies gab es einen gastlichen Ort mit dem Namen Michael II., wo sich, wie Bob mir sagte, die Sprößlinge reicher amerikanischer Familien trafen, um zu tratschen und sich gegenseitig fertigzumachen. Außerdem teilte er mir mit, daß unter ihnen solche Inzucht herrschte, daß die Männer mittlerweile impotent und nicht mehr in der Lage waren, ihre Ohren oder sonst irgendwas steifzuhalten, und daß es daher ganze Schwärme von Mädchen aus der Oberschicht gab, die es kaum erwarten konnten, die Schenkel zu spreizen und ihre Ehre zeugungskräftigen, rugbyspielenden, dünnbehaarten Kerlen aus New Jersey und frisch eingetroffenen irischen Immigranten darzubieten.
Mit dreiundzwanzig ließ meine gesellschaftliche Gewandtheit noch immer arg zu wünschen übrig, aber ein paar ordentliche Fingerbreit 86prozentigen Lebenswassers gestatteten es mir, mich einigermaßen locker unter den besagten Sprößlingen zu bewegen und den Ruf der Iren als den wortgewandten Charmeuren der englischsprechenden Welt zu bestätigen. Manche sagten, ich schwafele Dünnschiß, andere meinten, ich wolle mich einschleimen, aber die jungen Frauen fanden mich süß, und das reichte mir.
Als es dann allerdings darum ging, den Kolben zu ölen, sah ich mich mit einem akuten Mangel an zu durchstoßenden Jungfernhäutchen konfrontiert. Wenn die jungen Dinger wie in früheren Zeiten Fächer gehabt hätten, hätten sie alle dahinter über meine Verführungsversuche gekichert. Alle, mit Ausnahme von Anita Whitney.
Ach, Anita! Ob sie eine von den Whitneys war? Keine Ahnung, und es war mir auch schnurz, denn sie hatte eine erstklassige Figur, aufregende Beine und einen langen, eleganten Hals. Und ihr Gesicht, ihre Haltung versprachen heiße Kämpfe im unteren Gürtelbereich. Die großen, mandelförmigen Augen, dunkel und schillernd und lachend. Die erlesene Nase und der volle, sinnlich geschwungene Mund, der so rubinrot glühte, daß ich mir schwor: »Wenn ich es je schaffe, meine Lippen auf ihre zu pressen, rühre ich sie nicht mehr von der Stelle, bis ich tot umfalle.«
Es kam der Tag, an dem der britische Schriftführer des New York Rugby Football Club verkündete, Ihre Majestät QE2 und ihr Bettgenosse Prinz Phil kämen nach New York und empfingen treue Untertanen in der Exerzierhalle in der Sixty-sixth Street. Der Club hatte eine begrenzte Anzahl Karten bekommen, und aus Jux nahm ich mir zwei davon, mit dem Plan, das Objekt meiner Träume, Anita Whitney, einzuladen. Sie nahm an, und dann kam der große Abend, und wir standen vor der Halle – sie nervös wegen der königlichen Gestalten, ich zappelig wegen Anita an meinem Arm. Wir passierten problemlos die damals noch sehr lockere Sicherheitskontrolle und betraten die große Exerzierhalle.
Irgendwie hatte ich angenommen, da würde eine überschaubare Menge von Leuten rumlaufen, Hände schütteln und in die königlichen Ärsche kriechen. Von wegen – hier waren ungefähr sechstausend hysterische Briten und sonstige Anglophile, die sich aufführten wie Fußball-Hooligans zu Thatcher-Zeiten. Seriös aussehende alte Kolonialherren mit den dazugehörigen Damen schubsten sich durch, um einen guten Aussichtspunkt zu ergattern, und kreischten – jawohl, kreischten: »Die Queeeeen, guck doch, die Queen!«
Die Hitze, das grelle Licht, der Schweiß und der Gestank von Tausenden von ungewaschenen Briten war zuviel für meine schöne Anita, die plötzlich von einem Schwächeanfall gepackt wurde. Wir mußten uns durch eine wilde Horde prügeln, um aus dem Gewühl herauszukommen.
Halleluja! Dort drüben, an der Ecke der Halle, war eine gewaltige Eichentür, bewacht von einem Bullen namens Jimmy Snow, den ich kannte. Ich bat ihn um Hilfe, und er ließ uns durch.
Es war eines dieser holzvertäfelten Vorzimmer, kühl und ohne plappernde Engländer, und in der einen Ecke entdeckte ich eine Bar mit dazugehörigem Barmann in weißem Jackett und schwarzer Fliege. Im Handumdrehen hatte ich mir von diesem menschlichen Bernhardiner zwei gut eingeschenkte Cognacs besorgt und machte mich daran, meine schöne, schwache Anita wiederzubeleben. Mein Angebot, die Getränke zu bezahlen, lehnte unser Retter ab, und so bestellten wir noch ein paar mehr, die den ersten widerstandslos folgten.
Dann ging die große Tür auf, und hereinmarschiert kam Elizabeth II. mit Gouverneur Nelson Rockefeller, gefolgt von Philip, Duke of Edinburgh, Bürgermeister Robert Wagner und einem ganzen Geschwader von Typen in hübschen bunten Militäruniformen. Einer von den Generälen kam zu der Stelle, wo Anita und meine Wenigkeit uns hinter unseren Cognacs versteckten, und verkündete uns, Ihre Majestät sei bereit für die offizielle Empfangszeremonie. Er fragte nach unseren Namen und forderte uns auf, uns in einer Reihe aufzustellen. Ungefähr zehn Leute schwangen sich in die gewünschte Formation, woraufhin der Generalmajor einen nach dem anderen Liz und Phil vorstellte, die die Reihe entlanggingen, Hände schüttelten und begrüßten: Gouverneur Rockefeller, Bürgermeister Wagner, Mrs. Rock, Mrs. Wag, Mr. Soundso, Miss Anita Whitney, Mr. Malachy McCourt. Nachdem die Vorstellung abgeschlossen war, kam Phil von Edinburgh auf mich zu und machte ein bißchen Small talk.
»Was tun Sie hier in New York?«
»Ich arbeite als Schauermann in den Docks. Bei Ihnen nennt man das ›Dockarbeiter‹.«
»Sie sind Ire, nicht wahr?«
»Allerdings.«
»Gestern gab es an der Pier eine Demonstration gegen uns. Sie waren nicht zufällig dabei?«
»Nein. Die Arbeit drängte, da die Miete fällig war.«
»Ich verstehe. Wie gefällt Ihnen Amerika?«
»Ausgezeichnet. Es war dumm von George, darauf zu verzichten.«
»Wir machen alle Fehler.«
Unser Plausch wurde unterbrochen, als die kleine Queen zu uns rüberspaziert kam und mich fragte, was ich denn in New York so mache. Mein neuer Kumpel Phil sagte: »Frag ihn lieber nicht so genau, meine Liebe.«
»Aha. Nun, wollen wir uns dann auf den Weg machen?«
Phil sagte: »Wie du meinst«, gab mir die Hand, und dann dackelten sie davon. Phil drehte sich noch einmal um und sagte, falls ich mal nach London käme, solle ich ihn besuchen.
Aber sicher.
Bei dieser Gelegenheit hatte ich das Glück, die Antwort auf eine Frage zu finden, die seit langem die Gemüter sowohl der treuen als auch der übrigen Untertanen bewegte: was nämlich die Queen mit ihren alten Kleidern macht.
Sie trägt sie.
Während unseres Gesprächs von Landmann zu Edelmann stand die süße Anita mit offenem Mund neben mir, sprachlos angesichts meiner Kühnheit und Gesprächigkeit. Ich erklärte ihr, ich begänne gerade, mich an den Umgang mit Untergebenen zu gewöhnen. Wir verließen die Exerzierhalle und machten einen kleinen Zug durch die Kneipen, und nicht eine Menschenseele glaubte uns unsere Begegnung mit dem House of Hanover an diesem Abend.
Als sich der Winter von 1955 festsetzte, ergatterte Bruder Frank eine Unterkunft an der Downing Street im Village. Aus irgendeinem Grund nannte sich das Ganze eine »Kaltwasserwohnung«, obwohl das Zeug, das aus dem Hahn kam, ziemlich heiß war. Die Badewanne stand in der Küche, und die Toilette war hinten links auf dem gefliesten Flur. Da ich eine neue Schlafstätte brauchte, hoffte ich, der komische Vogel, der sich mein Bruder nannte, würde mir gestatten, diese luxuriösen Gemächer, die die atemberaubende Summe von fünfundzwanzig Dollar im Monat kosteten, mit ihm zu teilen, was er auch tat. Frank war fast nie da, weil er an der New York University studierte, in den Docks arbeitete, gelegentlich Nachtwache bei einer Bank schob und außerdem noch versuchte, ein bißchen Zeit mit seiner Zukünftigen zu verbringen, einer ziemlich launischen Frau, im folgenden »das Kriegsministerium« genannt. Im großen und ganzen hatte ich die Bude also für mich allein. Con Edison schickte mir regelmäßig eine Stromrechnung, was recht, wenn auch nicht billig war, aber ich weigerte mich, auch noch die Gasrechnung zu bezahlen, da in unserer Bleibe bedauerlicherweise nicht die geringste Spur von einem Gasofen oder irgendeinem anderen Gerät, das Gas benötigte, zu finden war.
Es kamen noch weitere lästige Rechnungen für diverse Dienstleistungen, die ich meistens nicht bezahlen konnte, weil als erstes der Alkohol bezahlt werden mußte. Eine glänzende Idee und ein Gang zum nächsten Schreibwarenladen brachten die Rechnungsflut vorübergehend zum Versiegen. Die kleine Investition von ungefähr drei Dollar versorgte mich mit einem Stempel, der, nachdem er mit Tinte befeuchtet und auf den Umschlag einer Rechnung gedrückt worden war, für jedermann sichtbar verkündete: »Verstorben«.
Con Edison stellte mir prompt den Strom ab, so daß mir als einziges Licht die blinkende Leuchtreklame der Bar im Erdgeschoß blieb. Zum Glück fand ich heraus, daß ich, wenn ich mein Blinzeln auf das Blinken der Reklame abstimmte, trotzdem ganz gut lesen konnte.
Aber an den meisten Abenden war ich ohnehin nicht zu Hause, sondern machte mich auf den Weg durch verschiedene Nachtclubs. Das Clavin’s an der East Fifty-eigth Street hatte sich als Alternative zum Michael II. mit seiner maulfaulen Truppe etabliert, dazu immer mal ein gelegentlicher Abstecher ins P.J. Clarke’s, um die Ecke in der Third Avenue, und so blieb ich im Dunstkreis meiner Stammkneipen, der lustige, laute Lümmel aus Limerick.
Hinter der Bar des Clavin’s waltete ein gewisser Hugh Magill, ein gutgebauter, aufgeweckter Einsachtziger, der von zahlreichen Schulen und Colleges geflogen war und gelegentlich in den gehobeneren Klapsmühlen der Ostküste gastierte. Er war ein außerordentlich belesener Mann, und seine persönliche Hitliste wurde von Hemingway angeführt. Zu meiner grenzenlosen Überraschung und Begeisterung gehörte er zum Club der zahl- und namenlosen P.-G.-Wodehouse-Fanatiker, und so fielen wir einander mit Freudenschreien um den Hals und zitierten das Evangelium nach Jeeves und Bertie Woosters Gejammer.
An diesem edlen Ort wurde meine Identität als Trinker begründet. Die Stammgäste des Clavin’s waren berühmt dafür, daß sie sich von den steuerlich abschreibbaren Gaben erfolgreicher Städter finanzierten, und um mich von dieser Ansammlung von Wohlfahrtsempfängern abzuheben, beschloß ich, ausschließlich Powers Irish Whiskey zu trinken, für den ich selten bezahlte, und wenn, dann mit einer Zeile von P.G. Wodehouse.
Mein Ruf als standfester Säufer wurde durch Clavins Sohn Stewart noch gefestigt, und zwar am Abend seiner Geburt. »Eine Runde für alle!« bellte der frischgebackene Vater. Halb im Scherz bestellte ich eine Flasche Powers, in der Erwartung, als Antwort ein Lachen und ein Glas von dem Zeug zu bekommen, doch Clavin sagte: »Gib sie ihm!«
Da ich annahm, daß mir das gute Stück gleich wieder weggenommen würde, bemühte ich mich, den Flüssigkeitspegel der Flasche so schnell wie möglich zu senken. Mitten in dem Gelage tippte mir ein dünner, ziemlich durchgeknallt aussehender Typ mit dunklem Gesicht an den Schädel und erklärte mir, ich hätte innerhalb von fünfundvierzig Minuten eine ganze Flasche Whiskey geleert, und er sei der Meinung, daß ich das nicht noch mal schaffen würde. Um diese Annahme zu unterstreichen, war er bereit, hundert Dollar darauf zu verwetten. »Bring mir noch ’ne Flasche«, sagte ich zu Magill, und dann lernte ich den Unterschied zwischen gemütlichem Picheln und dem Zwang, sich den bernsteinfarbenen Saft in den Rachen zu quälen.
Von allen Seiten wurde gewettet, und die Atmosphäre veränderte sich von grölender Feierei zu der Totenstille eines Schachturniers. Ohne eine nette Geschichte, die mich ablenkte, und mit fünfundvierzig Minuten Singverbot blieb mir nichts anderes übrig, als den Whiskey einzuschenken (ohne Eis), zu trinken, zu schlucken und zu denken: »Mein Gott! Die Flasche ist noch dreiviertel voll!«
Der größte Teil meines Körpers gab den unerbittlichen Forderungen des Whiskeys nach: »Gib auf, schließ die Augen.« Doch oberhalb des Halses war noch Leben: den Blick auf dem Hunderter, die Lippen am Glas und schlucken, schlucken, schlucken. Reine Willensstärke hinderte den beißenden Fluß daran, die Richtung zu ändern und die Schwerkraft zu überwinden, aufzusteigen und sich über die Wettgierigen zu ergießen.
Endlich – es war noch etwa ein halbes Glas übrig, in Kopf, Lippen und Hirn setzte bereits Lähmung ein – kippte ich den Rest runter, und irgendwo weit weg brach Jubel aus. In Zeitlupentempo schüttelten mir Leute die Hand und schlugen mir auf den Rücken. Mir kam es vor wie eine Szene in einem dieser Boxfilme, wo der Champion auf der Matte liegt und versucht, wieder einen klaren Kopf zu kriegen.
An dem Abend hielt ich zum ersten Mal einen Hundertdollarschein in Händen, an dem Abend bekam ich Beifall für eine schwachsinnige »Mutprobe«, die noch so manches Mal üble Folgen haben sollte, und an dem Abend verdiente ich mir die glühende Anerkennung einer ganzen Menge Leute, von denen die meisten inzwischen die Radieschen von unten wachsen sehen, weil ihr Hirn und ihre Leber sie im Stich gelassen haben.
Einer von den Stammspinnern im Clavin’s war Ed Wilcox, ein ehemaliger Klatschkolumnenschreiber. Eines Abends lauschte der wilde Wilcox aufmerksam einem Typen, der ihm etwas vom Verlust des gesamten Familienvermögens beim Börsenkrach von 1929 vorschwafelte und wie sein Großvater aus dem soundsovielten Stock in den Tod gesprungen war. Daraufhin meldete sich Wilcox zu Wort und sagte, seine Familie habe ein ähnliches Schicksal erlitten. Mitfühlendes Gemurmel machte zunächst die Runde, als Wilcox erklärte, auch sein Großvater sei an der Wall Street gewesen. Er hatte einen Handkarren, von dem er Hot dogs verkaufte, und eines Tages fiel doch tatsächlich so ein dämlicher, ruinierter Broker vom Himmel und krachte mit Schmackes auf seinen Karren, zerstörte ihn völlig und hinterließ die Familie Wilcox mittellos. Ein paar von den Maulfaulen grinsten, andere schnalzten mißbilligend mit der Zunge.
An einem Abend im P.J. Clarke’s sah Wilcox, wie die beiden Football-Spieler Kyle Rote und Frank Gifford auf die Toilette der Kneipe zusteuerten. Prompt rief er weithin hörbar aus: »Na, übt ihr noch ein bißchen den Touch-down?«
Dann gab es noch einen anderen Abend im Clavin’s, zu der Zeit, als die schöne Anita Whitney mit einem masochistischen Typen namens Bill Gray zusammen war, der mehr Narben und gebrochene Knochen hatte als eine ganze Football-Mannschaft. Er war ein übler Kerl, wenn er getankt hatte, und außerdem hatte er einen Hang zu schwärzestem Sarkasmus, was die Ursache für ständigen Streit war. Von Bill zur Weißglut getrieben, griff Anita nach einer Bierflasche und knallte sie ihm in die Fresse, wobei sie ihm eine saftige Schnittwunde am linken Wangenknochen verpaßte. Als das Blut herausquoll, rief Wilcox: »Das Bier geht auf meine Rechnung!« Letzten Endes spielten die Götter Ed Wilcox einen Streich. Ed, ein Mann der schlagfertigen Erwiderung, der schnellen, geistreichen Replik, ein Mann von unglaublicher und ergötzlicher Bosheit, gefürchtet von den Heuchlern, Arschlöchern und Langweilern, bekam Kehlkopfkrebs, was ihn seines Handwerkszeugs beraubte. O ja, er versuchte dranzubleiben, mit Gekrächze und hastig hingekritzelten Bemerkungen, aber es war nicht dasselbe. Es hieß, der Krebs hätte ihn fertiggemacht, aber ich glaube, es war der verbale Coitus Interruptus. Er mühte sich ab, die zahllosen stacheligen Worte aus seinem Mund zu stoßen, aber sie schafften es nicht über die Krebs-Sperrmauer und rutschten wieder runter, zersetzten sich und vergifteten ihren Schöpfer. Ed sprach nie schlecht über jemanden, außer über Angehörige der menschlichen Spezies, und wenn er sich jetzt im wärmeren Teil des Jenseits befindet, bin ich mir sicher, daß der Teufel ihn um Gnade anfleht.
Abend für Abend trafen sich dieselben Leute in dieser Kaschemme, aus Angst, etwas zu verpassen oder während ihrer Abwesenheit Opfer des Tratsches zu werden. Dieselben Besoffenen, dasselbe Gequatsche, derselbe Platz an der Bar, alldieweil uns der Alkohol vorgaukelte, wir wären alle aktive, vitale Leute, die ihr Leben in vollen Zügen genossen. Auch wenn diese Annahme fragwürdig erscheinen mag, hielten wir uns doch immerhin gegenseitig bei Laune.
Da war der Kerl, der in dem verzweifelten Bemühen, zu unserem erlauchten Kreis zu gehören, behauptete, er sei ein italienischer Prinz, obwohl er aus der Arbeiterschicht der Bronx stammte, was schwer zu verbergen war.
Dann war da Ching Lung, ein ehemaliger Student der University of Columbia, der einen Mercedes fuhr und ihn für gewöhnlich am Bordstein parkte. Sein Vater, ein General unter Chiang Kai-shek, lebte in Taiwan. Sein Onkel stand auf der Gegenseite, er war General unter Mao Tse-tung. Eine wahrhaft gespaltene Familie.
Brigid Berlin, Tochter von Richard Berlin von Hearst Publications, war ein rundliches Mädchen mit niedlichem Gesicht und großzügigem Naturell. Eines Abends schnappte sie sich Daddys Kreditkarte und ein knappes Dutzend von den Kumpels aus dem Clavin’s und düste mit ihnen auf eine Spritztour nach Puerto Rico. Nach ihrer Rückkehr kursierte das Gerücht, man habe ihr aufgrund dieses kleinen Streichs eine längere Ruhe- und Erholungsphase verordnet.
Es gab auch jugendliche Trinker. Eine besonders geschmeidige Jungfer war in einen der älteren Stammgäste verliebt. Er versuchte wirklich alles, um sie ins Bett zu kriegen, aber ohne Erfolg, bis er ihr einen Heiratsantrag machte und sie überredete, mit ihm wegzulaufen. Er kriegte einen seiner Freunde dazu, sich als Priester verkleidet in eine Kirche in New Jersey zu stellen und die Zeremonie abzuhalten. Dann fuhr er schnell mit ihr in ein Motel, wo die Entjungferung stattfand. Sie war ein wenig verletzt, als er ihr die Wahrheit sagte, traf sich aber weiterhin mit ihm – ein Grundzug der menschlichen Natur, den ich heute sowenig verstehe wie damals.
George Hamilton, schon damals gebräunt und mit blendendweißem Gebiß. Douglas Fairbanks Jr., einem Häppchen Frischfleisch niemals abgeneigt. Walter Winchell Jr., ein gewalttätiger junger Mann, dem bei der Erinnerung an Adolf Hitler jedesmal die Tränen in die Augen stiegen. Auch sie gehörten zu den merkwürdigen Kneipengenossen jener verrückten Nächte. Ein seltsamer Haufen!
In meiner Bleibe in der Downing Street gab’s so manche Spontanparty und oft Übernachtungsgäste. Einer von der Clavin’s-Clique, Gordon Patterson, bat mich um Asyl, da seine Eltern ihn vor die Tür gesetzt hatten.
In dem, was wir scherzhaft unser »Wohnzimmer« nannten, stand ein Bett, und zwar ziemlich nah am Fenster. Unser guter Gordon, der die Angewohnheit hatte, mit Schuhen ins Bett zu gehen, zerdepperte mit dem Fuß eine von den Fensterscheiben. Ein Stück Pappe hielt daraufhin den größten Teil der hereindrängenden Elemente ab, und wenn es auch nicht gerade »kuschelig, heimelig und gemütlich« war, wie die Damen aus dem Club sagen würden, so war es immer noch besser als ein Iglu.
Eines windigen, schneegestöbrigen Winterabends legte ich mich schlafen, froh über die Wolldecke auf und die Zimmerdecke über mir. Der inzwischen zum Dauergast avancierte Patterson hatte sich auf dem anderen Bett zusammengerollt. Mein seliger Schlaf wurde von einer Wolke beißenden Rauchs gestört, die sich heimtückisch ins Zimmer schlich und meine Lungen durchdrang. Mit einem Satz sprang ich aus dem Bett, um den Ursprung des Rauchs zu erkunden, und siehe da, da lag unser dreister Gordon, sternhagelvoll, und schnarchte vor sich hin, während die Matratze direkt unter seinem Hintern schmorte. Die Pappabdeckung am Fenster hatte er offenbar rausgetreten, und das Fußende des Bettes war schneebedeckt. Gordon war ein Mann der Extreme – die Füße im Schnee, den Hintern in der Glut.
Eiligst schob ich den Schnee auf den brennenden Teil der Matratze und löschte sie, wie ich dachte. Doch etwa eine Stunde, nachdem ich mich wieder hingelegt hatte, kam der Rauch erneut ins Zimmer. Wieder sprang ich aus dem Bett, holte diesmal direkt einen Eimer Wasser und klatschte ihn über den bereits halbgaren Patterson. Der Kerl rührte sich kaum, aber meine Mission war erfüllt, das Feuer gelöscht, und ich düste wieder ins Bett.
Einige Zeit später wurde ich ohne jede Vorwarnung und ziemlich grob von einer Hand geweckt, die mich schüttelte und knuffte. Als ich die Augen öffnete, um festzustellen, wer es wagte, mich aus dem Schlaf zu reißen, hätte mich fast der Schlag getroffen. Ich erblickte einen Kopf mit einer Krone aus Eisstacheln, eisbesetzte, hervorstehende Augenbrauen und Wimpern und eine vereiste, tropfende Nase. Mit sehr hoher und empörter Stimme teilte mir der arktische Geist mit, er wäre um ein Haar erfroren. Nie zuvor in seinem Leben habe man ihm einen derart schrecklichen Ort zugemutet, er ginge jetzt, und es sei völlig zwecklos, ihn aufhalten zu wollen.
Bei genauerem Hinsehen stellte ich fest, daß der Geist Gordon Patterson war. Er erwähnte weder die zerbrochene Fensterscheibe noch die verbrannte Matratze, noch den einen oder anderen Dollar, den er zur Miete hätte beitragen können. No Sir, er ließ sich ausgiebig über die Mängel aus und verkniff sich jedes Wort der Dankbarkeit für seine rückhaltlose Aufnahme. »Na, denn tschüs«, sagte ich, und weg war er, und mit ihm ein paar von Franks guten Hemden und sein einziger Schlips.
Einige Zeit später baute sich eine Exfreundin von Gordon vor mir auf und schaffte es wie keine andere zuvor oder danach, mir die Sprache zu verschlagen, als sie sagte: »Ich begreife nicht, wie du in so einer Bruchbude leben kannst! Gordon ist so etwas nicht gewöhnt!«
Es ist vierzig Jahre her, seit mir diese Worte mit der Leidenschaft eines Emile Zola bei der Verteidigung von Dreyfus ins Gesicht geschleudert wurden, und wenn ich auch sonst, weiß Gott, nicht auf den Mund gefallen bin, habe ich darauf bis heute keine passende Antwort gefunden. Vielleicht werde ich auf meinem Totenbett irgendwas Kerniges und Treffendes murmeln, was dazu paßt, doch bis jetzt trage ich noch die schwere Bürde der Niederlage und Frank die des unwiderbringlichen Verlusts seiner Hemden.
Ein anderer Gast stahl Franks Regenmantel und ein weiterer seinen Schirm. Als Frank anmerkte – er war nicht der Typ, der sich beschwerte –, es sei doch merkwürdig, daß meine Gäste immer nur seine