Dieses E-Book ist der unveränderte digitale Reprint einer älteren Ausgabe.
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
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Umschlaggestaltung Anzinger | Wüschner | Rasp, München
Impressum der zugrundeliegenden gedruckten Ausgabe:
ISBN Printausgabe 978-3-499-14020-4
ISBN E-Book 978-3-688-11643-0
www.rowohlt.de
ISBN 978-3-688-11643-0
Für Jeannie
«Wonach schaust du?» fragte Jeannie.
Es war ein warmer Spätoktobernachmittag. Wir hatten unsere Teetassen auf die Terrasse vor unserem kleinen Landhaus, das wir «die Brücke» nennen, mitgenommen. Der Name ist für diesen Teil von Minack sehr passend. Von hier hat man einen weiten Ausblick auf die Moorlandschaft, das Meer und die Flußbiegungen des Lizard. Jeannie und ich saßen oder standen oft dort, um das Spiel der Vögel oder der eines Fuchses zu beobachten. Wir betrachteten die wechselnden Farben des Lichts, den Wandel der Jahreszeiten oder die grünbraunen, flachen Farnkräuter. So verbrachten wir viel Zeit.
«In der Ecke von Bills Feld», sagte ich, «sehe ich bei der Hecke rechts etwas Schwarzes. Zuerst hielt ich es für eine Rabenkrähe …»
«Und jetzt?»
«Ohne Fernglas kann ich es nicht erkennen.»
«Ich hole es dir.»
Jeannie ging zurück zur Haustür. Sie begegnete Lama, die wie ein zusammengerolltes Kissen in der Vertiefung eines alten Felsens lag. Er und noch einige andere Feldsteine bildeten das Fundament des Hauses. Seit Urzeiten lag dieser Stein dort, ein stabiler Zeuge der Geschichte … Athelstan, das Mittelalter, die spanische Armada, Marlborough, der Verlust der amerikanischen Kolonien, die Bastille, der Prinzregent und Beau Brummel, Trafalgar, Wilhelm IV. und das Reformgesetz, Melbourne, die junge Königin Viktoria, die sich in Albert verliebte, die wirren Leidenschaften der Schwestern Brontë, die große Weltausstellung, Oscar Wilde, Mafeking, das lebenslustige Zeitalter Eduards VII., Blériot, Paschendael, Marconis erste Botschaft über den Atlantik, Pferde, die das Land verließen, alte Werte, die verblaßten, Jumbo Jets, die ihre Spuren am Himmel hinterließen, eingemottete Ozeandampfer, Zementbauten, Autobahnen, Überbevölkerung … der Felsen, auf dem Lama zusammengerollt lag, war derselbe wie am Anfang aller Dinge.
«Hier ist es.»
Ich besaß dieses Fernglas noch nicht lange. An den Rändern war die Lackierung jedoch bereits etwas abgeblättert, so daß es etwas ungepflegt aussah. Ich war dafür zwar nicht selbst verantwortlich, wohl aber meine Vergeßlichkeit. Kurz nach seinem Kauf hatten Jeannie und ich einen Spaziergang mit Penny und Fred, den beiden Eseln, entlang den Klippen gemacht.
Penny war zufällig in unser Leben getreten. An einem Frühsommerabend gingen wir in die «Plume of Feathers», eine Kneipe in Scorrier, unweit von Redruth in Cornwall. Wir hatten nichts Besonderes vor, wollten nur ein oder zwei Drinks nehmen und dann wieder aufbrechen. Aber während ich mein Glas leerte, führte der Wirt, der nebenbei auch Pferdehändler war, Jeannie zu einem hinter der Bar liegenden Feld. Sie erblickte an einer Hecke einen einsamen schwarzen Esel mit struppigem Fell. Er stand spreizbeinig da. Offensichtlich hatte der Hufschmied schlechte Arbeit geleistet. Der Wirt und Pferdehändler war ein schlauer Fuchs. Er wollte das Tier verkaufen und überlistete Jeannie mühelos, indem er an ihr tierliebendes Herz appellierte. Nach einer Stunde war der Kauf abgeschlossen. Anstatt zu zweit in unserem Landrover nach Hause zu fahren, schleppten wir noch ein Tier mit uns. Während ich am Steuer saß, legte die Eselin ihren Kopf sanft auf meine Schulter, als wolle sie dadurch ihre Dankbarkeit zeigen. Ich fühlte mich zwar geschmeichelt, aber nicht glücklich. Ich wußte nichts über Esel. Ich war sogar darauf gefaßt, daß sie mich plötzlich beißen würde. Ich teilte Jeannies Liebe zu diesen Tieren nicht, sondern war eher mißtrauisch ihnen gegenüber. Und als einen Monat später Penny, wie wir sie getauft hatten, Fred zur Welt brachte, hielt ich den Besuch in der «Plume of Feathers» für den folgenschwersten Kneipenbesuch meines Lebens.
Ich habe diesen Besuch jedoch nie bereut. Die Umgebung von Minack ist für den Aufenthalt von Eseln sehr geeignet. Minack liegt mehr als eine Meile von der Landstraße nach Sparnon, Poljigga und Lands End entfernt. Sie führt an einem gewundenen, von Hecken gesäumten Pfad vorbei, und an einem Tohuwabohu von Farmhäusern entlang hinunter zum Meer und zum Cottage. Der Zustand der Straße zwingt die Autofahrer, langsam zu fahren. Wir haben zwanzig Morgen Land von einem Gutsbesitzer aus Cornwall gepachtet. Die Felder und Wiesen erstrecken sich bis hinunter zum Strand. Wir züchten für den Vorfrühlingsmarkt gelbe Narzissen und im Sommer in den Gewächshäusern Tomaten. Wenn auch die Blumenfelder viel Land beanspruchen, so bleibt noch genug Platz, auf dem sich die Esel tummeln können. Früher durften Fred und Penny in dem Wäldchen, das an das Cottage grenzt, umherwandern. Aber wir mußten sie schon bald aus dem Wald verbannen, weil sie anfingen, die Baumrinden der Ulmen abzureißen und aufzufressen. Natürlich sind auch die Narzissenfelder für sie tabu, sobald Anfang Dezember die jungen grünen Sprößlinge ihre Köpfe aus der Erde stecken. Vor dieser Zeit jedoch wandern sie von einer Wiese zur anderen. Manchmal begegnen wir ihnen auf einer Wiese nahe am Meer. Zwei Esel, die sich vor dem Hintergrund grauer Felsen und dem Meer abheben, sind ein hübscher Anblick.
Aber sie brauchen auch etwas Abwechslung. Etwa einen Spaziergang entlang der Klippen nach Lamorna, dem in einem tiefen Tal verstreut liegenden Dorf. Es hat einen kleinen Hafen für Fischerboote und eine Bucht, die mich an manchen Sommertagen an eine Lagune auf der Insel Moorea unweit von Tahiti erinnert. Der Weg, den wir entlanggehen, ist sehr schmal. Auf beiden Seiten wachsen Brombeerbüsche und bis an die Hüften reichende Farnkräuter. Hätten wir ihn nicht selbst immer wieder gerodet, würde es bald keinen Pfad mehr geben. Im Laufe des Jahres beschneiden wir das Unterholz, so daß es immer einen Pfad gibt, wenn auch einen mit Dornen besäten. Wir gehen im Gänsemarsch, die Esel ohne Halfter. Wir treffen unterwegs selten jemanden, da wir diesen Spaziergang immer früh morgens machen.
Auch an dem Morgen, an dem ich mein Fernglas verlor, sahen wir niemanden. Wir waren nur über die Minack-Grenzhecke hinaus zu der Landzunge von Carn Barges gegangen. Dort blieben wir stehen, um die Stella, das Versorgungsschiff von Trinity House, das die Leuchtfeuer kontrolliert, zu beobachten. Das Schiff fuhr etwa eine Meile von der Küste entfernt westwärts zum Wolf Rock. Es war kein besonderes Erlebnis. Wir haben das Schiff schon oft beobachtet. Wir führen ein Leben, das uns die Möglichkeit dazu gibt. Wir haben Zeit zu beobachten. Leider hatte ich auch Zeit, etwas zu vergessen. Nachdem ich die Stella mit meinem Fernglas ausgemacht hatte, legte ich es auf einen Felsblock. Auf unserem Spaziergang machen wir immer eine Pause über der Bucht von Lamorna. Dort lassen wir die Esel zwischen den Gräsern herumtrödeln, was ihnen besonderen Spaß zu machen schien. Als wir dieses Mal zu dieser Stelle kamen, sah ich einen Krabbenfischer unter uns, der seine Reusen einzog. Ich wollte sehen, was er gefangen hatte. In diesem Augenblick merkte ich, daß ich mein Fernglas irgendwo zurückgelassen hatte.
«Verdammt noch mal!» sagte ich.
«Es war niemand in der Nähe», meinte Jeannie, «es wird noch dort liegen, wenn wir zurückkommen.»
Es tat es nicht.
In einer solchen Situation kommen einem sofort Zweifel. Hatte ich das Fernglas auf diesem Stein liegengelassen, es auf die Farnkräuter gelegt oder unter einen Holunderbusch? Wir durchforschten das Gebüsch, fanden aber kein Fernglas. Ich fragte mich, ob vielleicht ein Spaziergänger es gefunden haben könne und die paar hundert Meter zu dem Cottage gegangen sei, um seinen Fund abzugeben. Als wir zu unserem Haus zurückkehrten, war nur Geoffrey da. Geoffrey, unser Gehilfe, ist seit einigen Jahren in Minack. Er hatte niemanden gesehen.
Inzwischen war ein feuchter Nebel vom Meer aufgestiegen. Es war zwecklos, einen Wanderer, der eventuell das Fernglas an sich genommen hatte, bis nach Lands End zu verfolgen. Ich hätte ihn nicht gefunden. Ich gab die Suche auf und war über mich selber und meine Unentschlossenheit verärgert. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Bis zum nächsten Tag tat ich nichts. Als dann das Wetter besser wurde, nahm ich meine Detektivarbeit wieder auf. Das Ergebnis war ziemlich überraschend.
Auf dem Weg zwischen Minack und seinem Nachbargrundstück steht eine Warntafel von Trinity House. Die Öffentlichkeit wird darauf hingewiesen, sich von dem einige hundert Meter vom Fuß der Klippe entfernten, unbewohnten Leuchtturm fernzuhalten. Die Warnung ist jedoch zweideutig. Viele Fremde verstehen sie als Verbot, weiterzugehen. Sie sind über die Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit erbost. Ich habe einige solcher enttäuschter Spaziergänger getroffen. Ich habe ihnen dann erklärt, daß sich dieses mißverständliche Verbot nur auf das Land in unmittelbarer Nähe des Leuchtturms bezieht. Ich habe ihnen auch gesagt, daß man Trinity House zwingen sollte, die Warntafel an die entsprechende Stelle zu versetzen.
Die mit schwarzen Buchstaben auf die weiße Tafel gemalte Warnung war daher umstritten. Ich hatte jedoch nie unfreundliche Bemerkungen darauf gekritzelt gesehen. Aber als ich an dem Morgen, an dem ich nach der Person suchte, die mein Fernglas an sich genommen haben könnte, zu der Warntafel kam, las ich eine zusätzliche Notiz darauf. Sie mußte erst kürzlich geschrieben worden sein. Ich war noch zwei Tage zuvor dort gewesen und hatte nichts Außergewöhnliches bemerkt. Die Notiz lautete: «Verflucht seien diejenigen, die mir den Zugang verwehren.» Unterschrieben war sie mit dem Namen Brown.
Ich hatte natürlich Verständnis für Mr. Brown. Mich selbst ärgerte nicht nur die Tafel, sondern auch gelegentlich das laute und überflüssige Nebelhorn des Leuchtturms. Das Signal wurde durch Fernbedienung ausgelöst. Aus einigen Meilen Entfernung gab jemand die Nebelwarnung an das Trinity House weiter. Der diensthabende Offizier drückte dann auf einen Knopf und löste damit das Nebelsignal aus. Ob die Sicht in unserer Gegend gut oder schlecht war, interessierte ihn dabei nicht.
Damals jedoch war ich froh, daß das Trinity House mit seiner Verbotstafel einen Hinweis gegeben hatte. Zu dieser Jahreszeit saßen normale Urlauber wieder in ihren Büros. Wer jetzt, so glaubte ich, eine so eindeutige Botschaft an einer einsamen Klippe in Cornwall hinterließ, war auch imstande, ein Fernglas an sich zu nehmen, das er auf einem Felsen gefunden hatte. Es mußte ein Fremder gewesen sein, jeder andere hätte das Fernglas zu dem Cottage gebracht. Mein Opfer mußte ein fremder Wanderer sein. Ich ging also davon aus, daß er die Nacht in einer der Jugendherbergen in Cornwall verbringen würde.
In dem schönen Ort Cot Valley, unweit von St. Just, gab es eine solche Herberge. Ganz bestimmt hatte Mr. Brown dieses Ziel, nachdem er seine herausfordernde Botschaft geschrieben hatte. Es ergab sich, daß mich ein anderes Ereignis daran hinderte, während der nächsten zwei Tage meiner Vermutung nachzugehen. Dann aber stellte sich heraus, daß ich mich nicht geirrt hatte. Ein Mr. Brown war in der fraglichen Nacht dort gewesen. Er hatte aber weder erwähnt, daß er ein Fernglas gefunden habe, noch hatte der Herbergsvater ihn mit einem solchen gesehen. Der Gast blieb nicht lange dort, hinterließ aber in dem Gästebuch seine Adresse, die der Herbergsvater mir freundlicherweise gab.
Es war eine Adresse im Norden des Landes. Ich schrieb dorthin, erhielt aber keine Antwort. Wochen verstrichen. Dann schrieb ich noch einmal und wies darauf hin, daß ich die Angelegenheit der Polizei übergeben würde, wenn ich nicht innerhalb einer Woche eine Antwort erhalten würde. Ich muß daran erinnern, daß ich nur einer Vermutung nachging und eigentlich nichts Konkretes über diesen Mr. Brown wußte. Nur ein unlogisches Gefühl, eine unbestimmte durch nichts gerechtfertigte Vermutung ließ mich annehmen, daß Mr. Brown der Dieb sei.
Und er war es auch. Eines Morgens brachte mir der Postbote ein Päckchen, in dem der ramponiert aussehende Feldstecher mit seinem angekratzten Lack lag. Es war auch ein Zettel mit einer neuen Adresse beigefügt. Der Absender gehörte zu einem Offiziers-Ausbildungs-Korps. Er entschuldigte sich bei mir – eine leere Entschuldigung. Sollte ich dem kommandierenden Kommandeur des Ausbildungslagers schreiben, daß einer seiner Offiziersanwärter sich des Diebstahls schuldig gemacht haben würde, wenn ich ihn nicht ertappt hätte? Ich unterließ es. Ich schrieb auch nicht an Mr. Brown, sondern nur an meine Versicherungsgesellschaft, die inzwischen meine Behauptung, daß mein Fernglas verlorengegangen sei, akzeptiert hatte. Ich schickte das Geld zurück, das sie mir überwiesen hatte. Aber was soll man von Mr. Brown halten? Ich würde gern wissen, ob er sich an seinen Spaziergang an den Minack-Klippen erinnert.
Jetzt sah ich über das enge Tal hinweg auf Bills Feld und richtete meinen Blick auf das, was ich einen Moment lang für eine Rabenkrähe gehalten hatte. Nunmehr sah ich deutlich, daß es eine schwarze Katze war.
«Eine schwarze Katze», sagte ich zu Jeannie, «sie ist im Begriff abzuspringen.»
Ihr Körper zitterte, die Pfoten suchten nach einem Halt, nach einem bequemen Sprungbrett. Eine Maus war ihr Opfer. Ein Satz … ins Leere. Sie war zu früh oder zu spät gesprungen. Ich würde es nie erfahren, weil alles, was ich sehen konnte, ein gespreiztes Hinterteil war – und eine sichtbare Enttäuschung.
«Laß mich mal durchschauen», sagte Jeannie. Ich gab ihr das Fernglas.
«Sie tut so, als sei nichts geschehen. Sie hat einen Grasbüschel gefunden, für den sie sich interessiert.»
Dieser Augenblick sollte unser Leben in Minack verändern. Ich wußte es nur noch nicht.
Die schwarze Katze dort drüben bei der Hecke war im Begriff, nach Minack zurückzukehren.
Auch Lama sah ich das erste Mal nur aus der Ferne. Es geschah vor zwölf Jahren Anfang März. Ich beobachtete sie, als sie sich eines Morgens zwischen den Narzissenbeeten herumtrieb. Einige Tage später sah ich sie dann wieder. Sie lag zusammengekauert auf der Wiese, auf der wir Ringelblumen gesetzt hatten. Zwischen dem Rotgold der Blumen wirkte sie wie ein schwarzes Büschel. Ich verschwendete keinen Gedanken an sie. Für mich war sie eine wilde schwarze Katze, die sich zufällig in unserer Gegend aufhielt. Sie würde wieder fortgehen, sobald sie das Jagdrevier in Minack langweilte. Eine Wildkatze ist wie ein Fuchs, ein Bussard oder eine Eule, die eine Zeitlang in einem Gebiet umherschweifen und so tun, als sei es ihr Eigentum. Haben sie genug davon, suchen sie einen anderen Landstrich auf.
Ich hatte auch Besseres zu tun. Ich mußte mich um die Blumen kümmern. Die Saison hatte bereits begonnen. In dieser Zeit reagiert mein Intellekt ziemlich eingleisig. Briefe bleiben unbeantwortet, Rechnungen unbezahlt, Besucher werden abgewiesen und irgendwelche Zerstreuungen kommen nicht in Frage. Wir haben uns jetzt darauf spezialisiert, gelbe Narzissen zu züchten, Manificence, Joseph McLeod, Hollywood, Dutchmaster, California und andere Sorten. Sechs Wochen lang beherrschen sie unser Leben. Sie werden täglich in aller Eile auf den Londoner Markt gebracht. Bei warmem Wetter fluchen wir, weil die Knospen zu rasch aufblühen. Wir verfluchen auch die Treibhaus-Narzissen aus dem Landesinnern, die den Markt überschwemmen. Sie sind sehr oft mit unserem voll aufgeblühten Blumen konkurrenzfähig. Manchmal gibt es auch eine freudige Überraschung, so zum Beispiel dann, wenn wir die Post öffnen und feststellen, daß die Preise vom Tag zuvor unerwartet hoch liegen. Die Blumensaison ist für uns eine hektische Zeit. Wir müssen die Blumen pflücken, Sträuße binden, sie verpacken, damit sie am Nachmittag noch den Blumenzug in Penzance rechtzeitig erreichen.
Damals, als ich Lama zum erstenmal sah, züchteten wir auch viele andere Blumensorten. Freesien in einem Gewächshaus, mehrere tausend Bournemouth-Gem-Veilchen und Felder von Goldlack, der im Winter blüht. Außerdem noch Beauty-of-Nice-Sorten, De-Caen-Anemonen, Ringelblumen und Vergißmeinnicht. Für uns begann in jenen Tagen die Blumensaison im Oktober und zog sich durch die Wintermonate bis Ende März hin. Wir hatten zwei Mädchen, Jane und Shelagh, die uns bei der Arbeit halfen – und Geoffrey Semmens, der noch bei uns ist.
Jane verließ uns und zog auf die Scilly-Inseln. Sie lebt jetzt auf der Insel Tresco mit ihren beiden Kindern und Dick, ihrem Mann. Dick ist ein hervorragender Holzmodellierer. Er arbeitet auch in den berühmten Tresco-Gärten. Shelagh ist tot. Sie starb unerwartet eine Woche nach ihrem zwanzigsten Geburtstag. Jeannie hatte ihr zu diesem Tag eine weiße Rüschenbluse geschenkt, und ich erinnere mich noch an Shelaghs Aufregung, als sie das farbenprächtige Päckchen aufmachte. Sie wollte die Bluse zu einer besonderen Gelegenheit vierzehn Tage später anziehen. Sie hat die Bluse nie getragen. Niemand wußte, daß sie ein schwaches Herz hatte. Als sie eines Morgens mit dem Fahrrad nach Minack fuhr, bekam sie einen Anfall. Ich könnte schwören, daß ich in dem Augenblick, als sie starb, das Knirschen ihrer Fahrradreifen auf dem Kies draußen vor unserem Schlafzimmerfenster gehört habe. «Shelagh ist gekommen», sagte ich damals zu Jeannie, «sie stellt ihr Fahrrad unter.»
Wir waren mit Shelagh und Jane während der ganzen Zeit sehr zufrieden. Ihre Begeisterung und Liebe für die Blumen, das Sträußebinden, Verpacken und Pflücken, stand in keinem Verhältnis zu ihren dünnen Lohntüten. Sie waren stolz auf, das Resultat ihrer Arbeit. Als es große finanzielle Sorgen für Jeannie und mich gab, erleichterten sie uns das Leben. Dank ihrer Hilfe konnte sich Jeannie um das schwarze Kätzchen, das ich als erster zwischen den Narzissenbeeten und später auf der Wiese mit den Ringelblumen gesehen hatte, kümmern. Die beiden Mädchen verbündeten sich mit ihr. Ich dagegen blieb ein Außenseiter. Aber die eigentliche Ursache liegt anderswo.
Ich muß nämlich gestehen, daß ich mit einer Abneigung gegen Katzen aufgewachsen bin. Meine Eltern mochten Hunde. Als Junge hatte ich einen alten englischen Schäferhund, der Lance hieß und einen anderen, der Roy gerufen wurde. Ich liebte beide Hunde sehr. Es gab noch einen Bastard mit weißem Fell, Bruce. Er begleitete mich von Glendorgal, unserem Familiensitz an der Nordküste von Cornwall, zu meinem ersten Semester in Copthorne, einer Vorbereitungsschule. Außerdem existierten noch die Malteserhündchen, die meine Mutter besonders gern hatte: Mary, dann Gay, dann Pickles. Am Ende der Ferien trennte ich mich von ihnen allen tränenüberströmt. Zu Beginn der Ferien war es genau umgekehrt. Wir hatten jedoch keine Katzen bei uns. Meine Familie betrachtete diese Tiere als Parasiten. Ich glaube heute zu wissen warum. Meine Familie achtete darauf, daß die Gesetze eingehalten wurden. Hunde waren behördlich registriert, Katzen nicht. Ein Hund war daher ein höherstehendes Tier, Katzen die armen Weißen der Tierwelt.
Meine ablehnende Haltung Katzen gegenüber war tief in mir verwurzelt. Das änderte sich, als ich Jeannie kennenlernte. Aber auch nicht sofort. Es ist gar nicht einfach, einen Flirt zu beginnen, wenn der eine Partner ein bestimmtes Verhalten des anderen ablehnt. Ich habe oft zu erkennen gegeben, daß ihre verschrobene Haltung Katzen gegenüber nicht gerade reizvoll sei. Als sie und ich einmal Arm in Arm eine Londoner Straße hinunterschlenderten, riß sie sich plötzlich von mir los, rannte über die Straße, und alles nur, weil sie eine räudige, gefleckte Katze erblickt hatte. Sie glaubte, daß durch ihre freundliche Anteilnahme die Katze ihr seelisches Gleichgewicht wiederfinden würde.
Und dann der Tag, an dem ich ihren Eltern vorgestellt werden sollte. Ich ging in etwas bedrückter Stimmung zu ihrem großen Haus auf einem Hügel in St. Albans. Sie bereiteten mir jedoch einen herzlichen Empfang. Sie führten mich in den Salon und boten mir eine Tasse Tee an, die ich auf ein Tischchen neben meinen Stuhl stellte, bevor ich mich setzte. Jeannie beobachtete mich aus der anderen Ecke des Zimmers. In diesem Augenblick kam Tim, die große blaue Perserkatze, ins Zimmer stolziert. Sie ging auf mich zu und sprang auf meinen Schoß. Die ungezwungene Heiterkeit meines Besuchs war schnell gestört. Ich packte diesen von mir gehaßten «Parasiten» und schleuderte ihn von mir fort. Unglücklicherweise flog die Katze in die falsche Richtung und landete auf dem Tischchen neben mir, auf dem meine Teetasse stand. Ich kroch kurz darauf auf allen vieren umher, um den Inhalt mit meinem Taschentuch aufzuwischen. Außerdem mußte ich mich bei meinen zukünftigen Schwiegerelten entschuldigen.
Nach unserer Heirat tat Jeannie alles mögliche, um mich zu einer anderen Ansicht über Katzen zu bekehren. Eines Nachmittags ging ich in ihr Büro im Savoy und traf dort ihre Sekretärin, die mit einem rötlichgelben Kätzchen spielte. Es hatte bereits einen Namen bekommen. Der 8. Armee war gerade der Durchbruch bei El Alamein gelungen, und das Kätzchen hatte den Namen des Siegers bekommen: Monty. Es erhielt auch ein Zuhause, denn ich nahm es noch am selben Abend mit in unser Haus in Mortlake. Sieben Jahre war Monty dort und noch weitere acht in Minack. Als er starb, war er für mich ein ebenso treuer Freund gewesen wie jener alte englische Schäferhund aus meiner Kindheit. Ich vertraute Monty meine geheimsten Gedanken an. Er war für mich ein zuverlässiger Anker. Es gelang ihm sogar, meine Meinung über seine Artgenossen zu ändern. Ich begann die Vorzüge seiner Rasse zu würdigen.
Aber auch wiederum nicht vollkommen. Als er starb, hielt ich es für unvorstellbar, ihn später einmal durch eine andere Katze zu ersetzen. Ich war noch immer immun gegen den Katzencharme im allgemeinen. Als wir zum erstenmal nach Minack kamen, gab es dort eine grau-weiße Katze, die in der Nachbarschaft des Cottage umherstrich. Sie war offensichtlich in eine Fußangel geraten, denn sie hatte nur drei Beine. Sie sah mich flehentlich an, so als wolle sie sagen: «Du bist also der neue Bewohner dieses leeren Hauses … bitte, laß mich dazugehören.» Jeannie hätte eine so herzzerreißende Situation ohne weiteres umgestimmt. Ich dagegen blieb ungerührt. Ich scheuchte die Katze einfach fort. Monty war der neue Herr von Minack, und ich wollte nicht, daß er einen Konkurrenten bekam. Dennoch mußte ich seitdem oft an jene dreibeinige Katze denken.
Als Monty starb, versuchte ich mich damit zu trösten, daß ich behauptete, nie wieder eine andere Katze haben zu wollen. Aber ich sagte auch noch etwas anderes zu Jeannie, ohne zu ahnen, daß es einmal Wirklichkeit werden würde. Damals meinte ich: «Die einzige Katze, die ich noch einmal haben wollte, müsse schwarz sein, während eines Sturmes zu dem Cottage kommen und wir dürften nicht versuchen festzustellen, woher sie gekommen sei.» Selbst in meiner schlimmsten Anti-Katzenzeit habe ich immer daran geglaubt, daß schwarze Katzen Glück bringen. Meine Vorstellungen über das Auftauchen einer schwarzen Katze schienen aber zu phantastisch und wurden bestimmt nicht wahr.
Aber es geschah doch … obschon Jeannie, Jane und Shelagh etwas nachgeholfen haben.
Während jener Blumensaison wurden meine etwas starren Gedanken von Zeit zu Zeit durch den Anblick von Untertassen verwirrt, die ich an unerwarteten Plätzen fand. Nicht nur bei dem kleinen Gewässer am Eingang von Minack, den wir Montys Katzensprung getauft hatten, sondern auch auf der Steinmauer in der Nähe des Schuppens, in dem wir die Blumen zu Sträußen banden. Oft sogar noch viel weiter entfernt. So stieß ich mitunter auf eine leere Untertasse auf dem Goldlackfeld oder auf einem Pfad zum Zwiebelfeld. Ich begriff allmählich, daß diese Untertassen meine Feinde waren. Jeannie, Jane und Shelagh waren nämlich zu der Überzeugung gelangt, daß es Zeit war, für Monty einen Ersatz zu finden. Die kleine schwarze Katze trieb sich vor unseren Augen herum und streifte durch die Gegend. Warum sollte man nicht etwas nachhelfen, damit sie sich entschloß, in Minack zu bleiben. Warum sollte man sie nicht mit Milch und gutem Futter heranlocken?
«Ich halte es für falsch», sagte ich streng zu ihnen, als wir alle zusammen vor der Bank standen und Anemonensträuße banden. «Ich bin dagegen, daß ihr diese Katze ermutigt, hierherzukommen.»
«Aber sie hat Hunger», warf Jane ein.
«Heute morgen habe ich Hühnerfutter gestreut», sagte Shelagh, «einiges davon fiel zwischen den Kies, und die Katze hat es wie ein Vogel herausgepickt.»
«Erinnerst du dich an dein Versprechen», sagte Jeannie.
«Ich habe nichts versprochen», erwiderte ich zu meiner Verteidigung.
Natürlich war es kein Versprechen gewesen. Ich hatte mir nur unmögliche Bedingungen ausbedungen. Eines Tages würde sich die Katze, verführt durch die drei Frauen, entschließen, in Minack leben zu wollen. Aber dadurch ließ ich mich nicht beirren. Ich würde alles tun, um mich von ihrer Gegenwart zu befreien. Ich würde Wasser auf sie schütten und sie verscheuchen. Ich hatte nichts versprochen, nur unerfüllbare Bedingungen gestellt.
Ich hielt mein Wort.
Am Ostersonntag wütete den ganzen Tag ein Südoststurm. Bis zum späten Abend umbrauste er das Haus. Als wir ins Bett gingen, hörte ich plötzlich ein Schreien in der Nähe der Tür. Es klang wie das Quietschen schlecht eingestellter Bremsen … Als ich die Tür aufmachte und sie versuchte, gegen den Wind zu halten, lief ein schwarzes Kätzchen herein.
«Seltsam», sagte ich erstaunt und war mir dabei bewußt, daß ich meine Unabhängigkeit in diesem Augenblick verloren hatte. Ich würde bald wieder einen Krampf in den Beinen haben, sobald ich im Bett lag und müßte bald wieder alltägliche Opfer für das Wohlergehen des Kätzchens auf mich nehmen. Auch wußte ich, daß ich von jetzt ab nie wieder ohne die quälende Frage fortgehen konnte: «Wer wird sich um die Katze kümmern.»
Trotzdem gab es für mich noch eine Möglichkeit zur Flucht. Ich hatte schließlich die Bedingungen gestellt, daß die schwarze Katze, die bei einem Sturm an unsere Haustür kommen würde, herrenlos sein mußte. Angenommen, jemand würde sich wegen dieser Katze Sorgen machen? Angenommen, sie wäre von weither gewandert und hätte sich verirrt? Wie glücklich wären ihre Besitzer – und ich mit ihnen –, wenn ich sie finden würde!
Aber es gelang mir nicht, sie zu finden. Als ich mich an unseren Fischhändler erinnerte, glaubte ich die Lösung gefunden zu haben. Mir fiel ein, daß er mir erzählt hatte, daß die Katzen scharenweise über die Felder gelaufen kämen, so oft er an einer noch so einsamen Farm haltmache. Er kannte jede Katze vom Sehen.
Unser schwarzes Kätzchen dagegen hatte er nie zuvor gesehen, noch hatte jemand ihm gesagt, daß eines entlaufen sei. Auch unsere eigenen Nachforschungen verliefen ergebnislos. Es war eine geheimnisumwitterte Katze, die aus dem Moor oder den Klippen aufgetaucht war. Sie wollte offenbar beweisen, daß auch unrealistische Bedingungen erfüllt werden können. Ich mußte mich geschlagen geben. Die Katze durfte bleiben – und sie bereicherte von dieser Zeit an unser Leben.
Wir nannten sie Lama, weil dem Dalai Lama damals die Flucht aus Tibet gelungen war. Sie schienen etwas gemeinsam zu haben. Beide waren einer Gefahr entronnen. Es war natürlich ein lächerlicher Vergleich, aber Tiere erhalten ihre Namen gewöhnlich aus lächerlichen Anlässen. Wir hatten ihr den Namen gegeben, bevor wir etwas über ihr Geschlecht wußten. Ich hielt sie für einen Kater … nicht lange! In der zweiten Nacht sprang Sammy, ein ziemlich aktiver Kater von der Farm oben an der Landstraße, durch unser Schlafzimmerfenster und auf mein Bett, in dem Lama in Jeannies Armen schlief. «Lama ist eine Katze», rief ich hysterisch aus dem Kopfkissen und sah schon im Geist einen Wurf Kätzchen nach dem anderen vor mir niederkommen. «Wir müssen sie morgen sofort zum Tierarzt bringen.»
Seit ihrem Besuch beim Tierarzt entfernte sie sich nie weiter als eine halbe Meile von Minack. Der Arzt meinte, sie sei etwa fünf Monate alt. Da niemand feststellen konnte, woher sie gekommen war, sei es wohl richtig anzunehmen, daß sie in der freien Natur geboren und viele Wochen lang auf eigene Faust umhergestreunt sei. Später erhielt ich einen Bericht über sie von Joe Richards, der sich um die Wiesen meiner Nachbarn bei den Klippen kümmert. Joe erzählte mir, daß er eine kleine schwarze Katze in dem alten Steinbruch gesehen habe. Er habe sie dort mehrmals gesehen, niemals jedoch weiter westlich. Joe gehörte zu jenen Landbewohnern, denen nicht einmal eine winzige Maus auf einer Wiese entgeht.
Ihm, mir und Jeannie gelang es einmal, das Leben eines Dachses zu retten, der sich in einer Fußangel verfangen hatte. (Zu jener Zeit waren Fußangeln noch gesetzlich erlaubt.) Joe haßte Fußangeln, aber sein Arbeitgeber hatte ihn gebeten, Kaninchen zu fangen, und dafür waren Fußangeln besonders geeignet. Gelegentlich aber fing sich statt dessen ein Dachs oder Fuchs darin. Joe also entdeckte einen hübschen Dachs in. einer der Fallen und, da er ihn nur befreien konnte, indem er ihn bewußtlos schlug, ließ er seinen Stock krachend auf den Kopf des Tieres niedersausen. Der Dachs wurde bewußtlos. Joe wurde unsicher. Hatte er zu heftig zugeschlagen? Er befreite den Dachs aus der Falle, nahm seinen schweren Körper in seine Arme und trug ihn hinunter zur Pink-Hütte in der Nähe des Steinbruchs.
Die Pink-Hütte steht dort nicht immer. Früher gehörte uns die eine, Joe die andere Hälfte. Wir ließen dort die Pflanzkartoffeln treiben. Wir hatten viele der umliegenden Wiesen gepachtet. Es waren keine sehr guten Wiesen, weil sie nach jahrelangem Kartoffelanbau ausgelaugt waren. Sie hätten viel Dünger von einem Bauernhof gebraucht, den wir aber nicht bekommen konnten. Joes Wiesen dagegen waren die besten Kartoffelfelder in der ganzen Gegend. Während unsere Kartoffeln noch die Größe von weißen Murmeln hatten, begann er bereits seine Felder für den Markt abzuernten. Wir beobachteten ihn voller Neid beim Einschaufeln und Füllen der Strohkörbe. Es war eine sehr ländliche Szene. Unter uns die Fischerbotte aus Newlyn und Mousehole, die in den Fischgründen um Lands End herumtuckerten. Tölpelvögel, die vor der Küste ins Wasser tauchten, Schwalben, die über die Felsen glitten, das Schaben der Schaufel im Erdboden, der Sinn der Welt im Stillstand. Es schien nichts zu geben, um diese Stimmung nicht in alle Ewigkeit andauern zu lassen. Und dann sahen wir eines Tages einen Holzpflock, der unweit von dem Steinbruch, wo Joe das Kätzchen Lama gesehen hatte, in den Boden getrieben war. Man muß sich immer vor Holzpflöcken in acht nehmen. Sie sind die Vorläufer der Entwicklung, des materiellen Fortschritts – und dieser Holzpflock war das erste Zeichen, daß ein Leuchtturm unterhalb der Pink-Hütte und dem Steinbruch gebaut werden sollte. Wenig später machte der Bau Fortschritte. Wir hatten aufgegeben, die umliegenden Wiesen zu pachten. Joe war auch fortgegangen, und die Farm hatte den Besitzer gewechselt. Der neue Besitzer hörte auf die Fortschrittsgläubigen und gehorchte ihnen … die alten Hecken seiner Farm wurden planiert, um Feldern im Ausmaß einer Prärie Platz zu machen. Die alten Steine wurden auf riesige Lastwagen geladen und der Schutt oberhalb des alten Steinbruchs auf eine Schutthalde geworfen. Und mit ihm eine große Anzahl von kleinen Tieren, die in den Hecken gehaust hatte. Auf diesem Scheiterhaufen lagen auch leere, blaue und weiße Polythen-Kunstdüngersäcke, zerbrochene Brokkolikisten und merkwürdige Schrottstücke aus Eisen. Auch andere Veränderungen traten ein. Die hohen Ligusterhecken der Wiesen, auf denen wir arbeiteten, wurden umgelegt. Alles dies geschah im Interesse gesteigerter Produktion. Niemand kann deswegen getadelt werden. Wir leben schließlich in einem auf Zweckmäßigkeit ausgerichteten Zeitalter. Ästheten müssen sich da heraushalten.