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Ein Spiel, sie zu knechten,
Sie ewig zu binden,
Ans Brett sie zu fesseln,
Den Mattzug zu finden.

Ein Spiel für sie alle,
Ob König, ob Dirne,
Für Alte und Kinder
Mit Grips in der Birne.

Ein Spiel um zu lernen
Und um zu verstehen –
Und trotzdem so spannend
Wie Krimis zu sehen.

TEIL 1
DIE FIGUREN

Beruf: König

König zu sein ist gar kein schlechter Beruf: Man ist sein eigener Chef, lebt in einem Schloss mit Hofangestellten und wenn man mal Geld braucht, erhöht man die Steuern. Doch leider sind Arbeitsstellen für Könige heutzutage ziemlich rar und so verwundert es nicht, dass viele von ihnen diesen schönen Beruf an den Nagel hängen um stattdessen einen anderen zu erlernen: Tortenbäcker etwa. Oder Malermeister.

Früher hatten es die Könige da leichter. Damals dachte man noch, die Welt sei ein großer quadratischer Obstkuchen und ungefähr so flach wie Omas Kuchenblech. Und so teilte man sie einfach auf in lauter kleine Stückchen, bis jeder König sein eigenes hatte. »Lieber kurz und klein, doch mein«, pflegten sie zu sagen, »als ein Tortenbäcker sein«, denn Tortenbäcker müssen früh aufstehen, und das machen Könige nicht gern.

Hauptsache, das Landstück war groß genug um ein Schloss darauf zu errichten. Ein ordentliches Schloss solltest du als König nämlich schon haben, sonst merken die anderen Leute womöglich gar nicht, dass du einer bist. Also ließen sich die Könige dieser Welt allesamt prachtvolle Herrschaftssitze errichten und bunt streichen, damit man sie nicht verwechselte:

König Brauns Schloss wurde schokoladenfarben angemalt, damit man es nicht für das von König Grün hielt.

König Grün ließ sich ein froschfarbenes Schloss anfertigen, damit man nicht denken konnte, es gehöre König Banane.

König Banane und seine Frau ließen ihr Schloss hingegen mit einem honiggelben Außenanstrich versehen, denn Gelb war ihre Lieblingsfarbe. Doch gerade als man dazu übergehen wollte, die Innenräume zu tapezieren, brachen jene schrecklichen Tortenkriege aus, von denen später noch die Rede sein soll. Und weil die verängstigten Malermeister lieber zu Hause blieben, musste König Banane das Tapezieren selber übernehmen.

Doch so geschickt Könige in ihrem außergewöhnlichen Beruf auch sein mögen – in den kleinen, ganz alltäglichen Dingen sind sie leider manchmal ein bisschen dullidulli. Jedenfalls ist nur so zu erklären, dass König Banane die Wände nicht mit Tapeten beklebte, sondern mit leuchtend gelben Bananenschalen, und dies auch noch für eine ausgezeichnete Idee hielt. Doch schon bald begannen diese Schalen zu faulen und zu riechen, bis sie schließlich derartig stanken, dass das schöne neue Schloss gleich wieder abgerissen werden musste.

Auf den Ruinen saß König Banane und fand, dass einzig und allein die Tortenkriege Schuld an seinem Scheitern waren. Und damit dies niemals wieder geschehen konnte, beschloss er in einer Mischung aus Rache, schlechtem Gewissen und gutem Willen, etwas gegen diese Sauerei zu unternehmen.

Aber auch davon später mehr, denn zunächst soll die Rede von König Weiß sein.

König Weiß

Das Land von König Weiß lag am Knusperrand der damals bekannten Kuchenblechwelt. Dahinter kam nur noch Wasser. Und was hinter dem Wasser kam, wusste man nicht so genau.

Mitten in diesem Land nun hatte König Weiß der Erste in der Zeit vor den Tortenkriegen ein hübsches Schloss errichten las­sen, in dem inzwischen sein Sohn, König Weiß der Zweite, residierte. Alles hier war weiß: die Wände, die Möbel, die Fensterläden, die Türen, die Säulen, die Vorhänge und sogar die Mäuse auf dem Dachboden.

In diesem schönen weißen Schloss nun saß König Weiß der Zweite eines schönen Morgens in seinem schönen weißen Mantel neben seiner schönen weißen Gattin auf seinem schönen weißen Thron und klagte: »Weiß, weiß, weißer geht’s nicht. Ich weiß nicht, aber irgendwie möchte ich dieses ewige Weiß einfach mal für eine Weile nicht mehr sehen.«

»Verständlich«, sagte die Königin. »Wir könnten ja mal zu König Bunt und seiner Gattin rübergehen und Hallo sagen.«

»Nicht schon wieder«, stöhnte der König. »Außerdem gehe ich jede Wette ein, dass König Bunt sowieso wieder zum Mittagessen bei uns auftaucht.«

»Wie wär’s stattdessen mit einem kleinen Privatduell zur Aufmunterung?«, fragte die Königin. »König Grün hätte ganz sicher Lust. Er hat mich erst neulich wieder gefragt, ob du nicht …«

»Du weißt doch ganz genau, dass ich außer Übung bin«, unterbrach sie ihr Gatte mürrisch.

»Du müsstest halt mal wieder ein bisschen trainieren.«

»Verzichte.«

»Oder wollen wir ein paar Tage Urlaub am Meer machen?«

»Wollen schon. Aber als König kann ich unmöglich weg. Das Land will schließlich regiert sein.«

»Du könntest dich doch vertreten lassen.«

»Von wem denn – von König Schlabberlatz etwa? Oh nein, einen mit seinen Manieren möchte ich nicht im Haus haben. König Blau hat gerade Ärger mit den Taschengeldforderungen seiner Tochter, wie man hört. König Rot bekommt sicher wieder keine Erlaubnis von seiner Frau. Und König Bunt ist auch keine gute Idee, sonst ist die Speisekammer nämlich wieder leer, wenn wir zurückkommen.«

»Ich dachte da eher an unseren Sohn«, entgegnete die Köni­gin. »Schließlich ist er alt genug und irgendwann wird er ohnehin König Weiß der Dritte sein. Außerdem ist ja seine Kusine Bianca gerade zu Besuch, die kann ihm helfen.«

Fritz, das war der Prinz des Landes – ein kluger, freundlicher Junge und der Liebling aller älteren Tanten, die ihm eine glänzende Zukunft als Schwiegersohn voraussagten. Vorausgesetzt allerdings, er würde seine Schüchternheit noch ablegen, denn Fritz war eher von der vorsichtigen Sorte.

Seine Kusine Bianca war ganz anders: unordentlich, voller Tatendrang und mit einem ziemlich vorlauten Mundwerk ausgestattet. Galt es etwas auszuprobieren, war sie die Erste, die sich draufstürzte und wenn wohlmeinende Erwachsene darauf hinwiesen, dass das vielleicht nicht besonders klug sei, machte sie es extra.

»Meint ihr wirklich, dass ihr mich vertreten könnt?«, fragte König Weiß die beiden. »Immerhin ist es eine große Verantwortung, Ersatzkönig zu sein.«

»Natürlich können wir das«, sagte Bianca. »Wir sind doch keine Babys mehr.«

»Nun gut. Eigentlich kann ja auch nicht viel passieren, solange ihr hier keinen Unsinn anstellt …«

»Wir stellen hier keinen Unsinn an«, versprach Fritz.

»… und euch dreimal täglich die Zähne putzt.«

»Wenn’s unbedingt sein muss«, murrte Bianca.

»… und vor dem Essen die Hände wascht.«

»Auch das noch!«

»… und solange ihr keine Tortenschlachten macht.«

»Warum eigentlich nicht?«

»… und, ganz wichtig«, König Weiß erhob mahnend den Zeigefinger, »hütet euch vor König Schwarz! Er ist tückisch. Man weiß nie, ob er vielleicht …«

»Können wir jetzt?«, unterbrach ihn seine Frau ungeduldig.

»Äh … ja«, sagte ihr Gatte, »wir können.«

Und dann machten sich die beiden auf in den Urlaub.

Ladung zum Duell

Bianca schwang sich erst mal auf den Thron. »Und?«, fragte sie, »wie fühlt sich mein lieber Herr Cousin denn so als Ersatzkönig?«

»Mittelgut bis halbschlecht«, antwortete Fritz. »Ist jedenfalls ein komisches Gefühl, plötzlich den Job des eigenen Vaters zu machen. Ich hoffe nur, es wird nicht so schwierig.«

»Also ich find’s einfach großartig, Chef zu sein«, erklärte Bianca, während sie lässig die Beine über die Armlehne schwang. »Und was soll denn überhaupt schwierig daran sein? Als König kannst du machen, was du willst – fertig. Wie wär’s zum Beispiel mit einer kleinen Tortenschlacht gegen König Schlabberlatz? Oder einer großen?«

»Bloß nicht!«, rief Fritz erschrocken. »Wir haben hoch und heilig versprochen, dass wir keinen Unsinn machen.«

»Das ist doch kein Unsinn«, widersprach Bianca. »Das ist hochwichtige Regierungsarbeit. Ein König darf da nicht so zimperlich sein.«

»Wir machen es trotzdem nicht!«

»Alter Langweiler!«

In diesem Augenblick ertönte ein Trompetensignal.

Das Tor tat sich auf und ein hochnäsiger Herr in Uniform und mit kühn geschwungenem Hut trat ein.

»Was’n das für’n schnöseliger Heini?«, fragte Bianca.

»Ein Herold«, sagte Fritz. »Was der zu sagen hat, ist meistens ziemlich wichtig!«

Der Ankömmling stellte sich räuspernd in Position und verbeugte sich steif. Dann holte er eine Schriftrolle hervor und las in salbungsvollem Ton:

»Hört ihr Leut’ und lasst euch sagen:

König Weiß wird aufgetragen:

Sich von allem loszuwinden

Und zum Kampf sich einzufinden.

König Schwarz ist’s, der natürlich

Nutzt der Stunde Gunst gebührlich:

Und er fordert zum Duelle

König Weiß an dieser Stelle.

Zur Arena komm Er bitte

Eilig und mit schnellem Schritte.

Alles andre gilt hier nicht –

Diese Forderung ist Pflicht!«

Dann rollte er seine Schriftrolle wieder zusammen, verbeugte sich erneut und stakste gestelzten Schritts von dannen.

»Was wollte der jetzt genau, der Herold-Heini?«, fragte Bianca verständnislos.

»Weiß ich auch nicht genau«, sagte Fritz achselzuckend. »Ich habe nur verstanden, dass ich zu irgend so einem Duell mit König Schwarz in eine Arena kommen soll.«

»Das ist doch dieser Typ, vor dem uns dein Vater gewarnt hat. Was ist denn so ein Duell überhaupt?«

»Ich weiß nur, dass mein Vater Duelle nicht besonders mag.«

»Und diese Arena? Wo ist die?«

»Woher soll denn ich das wissen? Ist mir aber auch egal, ich geh sowieso nicht hin.«

»Aber du musst – hat doch der Herr Herold extra gesagt: Eilig und mit schnellem Schritte, ab durch die Mitte, oder so ähnlich. Jetzt guck doch nicht so! Vielleicht wird’s ja auch ganz lustig.«

»Wir können ja mal König Bunt fragen, ob er weiß, wo diese Arena ist«, schlug Fritz vor. »Dann gehen wir kurz hin und sagen König Schwarz, dass er mit dem Duell warten soll, bis meine Eltern zurück sind.«

König Bunt

Vom weißen Schloss bis zum Land von König Bunt war es nur ein Spaziergang. Doch kaum waren Fritz und Bianca losgegangen, da kam er ihnen auch schon entgegen, um sich im Schloss von König Weiß zu einem zweiten Frühstück inklusive Mittagessen mit Kaffeetrinken und anschließendem Abendbrot einzuladen.

»Hallo, ihr beiden«, begrüßte er sie, »wohin so eilig?«

»Wir suchen so eine Arena«, sagte Fritz. »Sie kennen nicht zufällig eine?«

»Und ob ich eine kenne. Aber was wollt ihr denn dort?«

»Seine Eltern sind doch im Urlaub«, ergriff Bianca das Wort. »Wir führen derweil die Regierungsgeschäfte, sitzen huldvoll auf dem Thron und planen superwichtige Tortenschlachten. Vorhin hat Fritz sogar eine Einladung zu seinem persönlichen Arenaduell gegen König Schwarz bekommen. Na, was sagen Sie jetzt?«

König Bunt sagte gar nichts, doch er sah ziemlich erschrocken aus.

»Ist das denn was Schlimmes?«

»Oh ja, allerdings! Das heißt: nein, nicht wirklich. Man kann sich bei einem Königsduell nicht wehtun, wenn du das meinst. Allerdings ist es eine Frage der Ehre, daran teilzunehmen.

Und es muss leider auch gesagt werden, dass König Schwarz ein vorzüglicher Duellant ist. So viel ich weiß war der Letzte, der ihn besiegen konnte, König Weiß der Erste – dein seliger Großvater, Fritz. Es war ein großartiger Kampf! Alles sah danach aus, dass König Schwarz gewinnen würde. Tatsächlich war er auch kurz davor. Aber der Eifer hat ihn blind gemacht, so dass er den heimlichen Plan deines Großvaters glatt übersah.«

»Klingt spannend«, fand Bianca.

»In der Arena ist es immer spannend«, bestätigte König Bunt, »denn im Publikum wird auch Torte verkauft und man weiß nie, ob man ein Stückchen abbekommt. König Schwarz dürfte so etwas allerdings egal sein, denn er will sich immer nur duellieren um allen zu zeigen, dass er der Beste ist. Offenbar hat er nur da­rauf gewartet, dass ein Kind auf dem Thron sitzt, um Rache für damals zu üben – Rache am weißen Königshaus.«

»Und ich darf es jetzt ausbaden«, stöhnte Fritz.

»Du könntest dich ja krankmelden«, schlug Bianca vor. »Ich male dir auch rote Punkte ins Gesicht.«

»Solche Ausreden werden leider nicht akzeptiert«, entgegnete König Bunt. »Wer zum Königsduell gefordert wird, muss noch am selben Abend in der Arena antreten, ob’s ihm gefällt oder nicht. Andernfalls gilt er als ehrlos. Tut mir Leid, aber das ist nun mal königliche Tradition und die gilt für euch beide genauso wie für mich und alle anderen.«

»Wieso für uns beide?«, wunderte sich Bianca. »Ich denke, das Duell ist allein Fritz’ Sache und ich schau Torte essend zu, wie er von König Schwarz eins auf den Deckel kriegt.«

König Bunt blickte die beiden kopfschüttelnd an und sprach: »Kann es sein, dass ihr nicht den blassesten Schimmer habt, wie so ein Duell abläuft?«

»Kann gut sein«, sagte Fritz. »Ich nehme an, wir müssen da schießen, fechten oder Karate machen.«

»Also, ich kann sensationell gut boxen«, bemerkte Bianca und trommelte zum Beweis auf König Bunts dickem Bauch herum.

»He, da kriege ich Hunger von«, lachte der und schob Bianca von sich. »Nicht, dass ich besonders viel Ahnung davon hätte, aber so viel kann ich sagen: Schießen und Boxen sind unnötig. Es handelt sich eher um eine Mischung aus Fußball, Mensch-ärgere-dich-nicht, Halma und Schiffeversenken. So ähnlich wie beim Fußball stehen sich dabei zwei Mannschaften gegenüber, allerdings nicht mit elf Spielern, sondern mit sechzehn. Eine ist weiß und eine in der Regel lila, was aber nicht weiter schlimm ist, solange du nicht König Schwarz persönlich bist. Das Spielfeld ist ähnlich wie beim Schiffeversenken in acht mal acht Quadrate aufgeteilt.«

»Also, so ungefähr ziemlich genau neunundvierzig«, bemerkte Bianca.

»Quatsch, das sind doch vierundsechzig«, verbesserte Fritz.

»Jedes dieser Felder hat seinen eigenen Namen«, fuhr König Bunt fort. »Das in der Ecke unten links zum Beispiel ist immer dunkel und heißt a1. Das Feld e4 ist eher in der Mitte und h8 ist oben rechts. Darauf stehen wie beim Halma Figuren, die du wie beim Mensch-ärgere-dich-nicht schlagen kannst.«

»Ist ja pipi«, sagte Bianca. »Also, Würfel raus und los geht’s.«

»Oh ja, würfeln wäre schön«, seufzte König Bunt. »Doch leider ist so ein Königsduell kein Glücksspiel. Es kommt vielmehr darauf an, was man im Kopf hat – und ich hab’s halt leider mehr im Bauch. Nein, beim Königsduell ist man immer abwechselnd mit einem Zug dran. Und Weiß fängt grundsätzlich an.«

Bianca rieb sich die Hände und sagte: »Da kann sich König Schwarz aber ganz schön auf was gefasst machen, jetzt, wo wir wissen, wie es geht.«

»Nicht so voreilig, junge Dame«, entgegnete König Bunt. »Zunächst müsst ihr die wichtigsten Regeln kennen lernen. Darüber hinaus gibt es ein paar andere Dinge, die ihr wissen solltet: Wie beginne ich zum Beispiel ein Duell am klügsten? Wie gewinne ich es? Wie trickse ich meinen Gegner aus? Aber solche Fragen solltet ihr lieber jemandem stellen, der ein bisschen mehr von der Sache versteht als ich. Am besten, ihr stattet der Muckibude für Hirngymnastik noch einen Besuch ab, bevor es losgeht. Könnte sein, dass das was bringt.«

»Der was für’n Ding?«, fragte Bianca verständnislos.

»Die Muckibude für Hirngymnastik sollt ihr besuchen. Das ist so eine Art Trainingslager für angehende Duellanten. Sie befindet sich übrigens direkt neben der Arena, zu der ihr wollt. Kommt, ich führe euch hin und esse einfach unterwegs. Hier kriege ich ja doch nichts.«

Gripstraining 1: Das Spielfeld

Frage 1
Wie heißen diese Felder?

Sie heißen b6, c5, f8 und g3.

Frage 2
Eine Schätz-Aufgabe

Das Spielfeld ist selber ein Quadrat und besteht aus vierundsechzig Quadraten. Diese lassen sich, wie im Beispiel unten zu sehen, aber auch zu vielen anderen Quadraten zusammenstellen. Wie viele verschiedene Quadrate sind es insgesamt?

a) 144 Quadrate

b) 204 Quadrate

c) 256 Quadrate

d) 1066 Quadrate

Die richtige Antwort ist b.

Gripstraining zu zweit
Schaf und Wolf

Dieses Spiel wird nur auf den weißen Feldern des Spielfeldes gespielt. Dazu benötigt man eine weiße Figur und vier von der anderen Farbe. Diese stellt man so auf, wie hier abgebildet (Weiß auf d1, Lila auf a8, c8, e8 und g8).

Die dunklen Figuren sind die jagenden Wölfe, die weiße Figur ist das fliehende Schaf. Alle Figuren dürfen jeweils einen Schritt diagonal vorwärts ziehen – das Schaf darf zusätzlich rückwärts gehen. Das Schaf gewinnt, wenn es die gegnerische Grundreihe erreicht. Gelingt es den Wölfen, das Schaf zuvor so einzukesseln, dass es sich nicht mehr bewegen kann, so haben die Wölfe gewonnen. Das Schaf hat den ersten Zug.

Gripstraining zu zweit
Schiffeversenken

Jeder Spieler benötigt ein eigenes Schachbrett mit Figuren. Diese stellt er so, dass sie der andere Spieler nicht sehen kann, auf seinem Brett auf. Gleiche Figuren werden neben gleiche gestellt. Eine Figur (den Bauern) gibt es achtmal – daraus wird eine Seeschlange gemacht. Die anderen Figuren stehen entweder paarweise auf Nachbarfeldern oder, wenn es sie nur einmal gibt, allein. Diese Gruppen sind die Schiffe, aber keins darf ein anderes berühren – es muss immer ein Feld dazwischen sein.

Nun befragen sich die beiden Spieler abwechselnd. Der eine könnte zum Beispiel fragen: »a5?« Die Antwort wäre: »Kein Schiff«, wenn der Schuss danebenging oder »Treffer«, wenn er saß. Bei einem Treffer wird die getroffene Figur entfernt und der andere ist gleich noch einmal dran mit fragen. Wenn ein Spieler keine Figuren mehr auf dem Brett hat, hat er verloren.

König und Opposition

Der Weg führte die drei durch das kleine Reich von König Bunt mit all seinen hübschen Blumenwiesen und prachtvoll blühenden Obstbäumen.

»Früher, als ich noch rank und schlank war, habe ich auch mal in der Muckibude trainiert«, verriet der König Fritz und Bianca. »Dann habe ich meine liebe Frau kennen gelernt und die kochte leider viel zu gut. Doch ich war sowieso ungeeignet für eine Sportlerkarriere, denn ich habe immer nur verloren und es war mir auch ziemlich egal. Dabei liegt mir die Rolle des Königs im Duell eigentlich.

Er ist die wichtigste Figur auf dem Feld. An ihm entscheidet sich, ob man gewinnt oder verliert. Ansonsten ist er ein recht gemütlicher Typ, der immer ganz behutsam einen einzigen Schritt nach dem anderen zieht – vorwärts, rückwärts oder schräg. Die Richtung ist egal. Jede der beiden Mannschaften hat ihren eigenen König. Die Herrschaften dürfen allerdings niemals nebeneinander stehen; die Felder zwischen ihnen sind für sie tabu.

Gefährdet, wie er ist, sollte man den König am Anfang eines Duells lieber erstmal möglichst gut verstecken – das haben sie mir damals in der Muckibude für Hirngymnastik jedenfalls so beigebracht. Seine große Stunde kommt später, wenn mehr Platz ist. Dann kann so ein König allerdings sehr wichtig werden, zum Beispiel um den gegnerischen Kollegen an den Rand zu drängen. Stellt euch mal vor, zwei Könige stehen sich im Duell gegenüber: ein lilaner auf dem Feld f8 und ein weißer auf f6. Ich glaube, ich erinnere mich sogar noch, wie man das nennt, nämlich Opposition.

Lila ist dran und muss ziehen. Aber er hat ein Problem, denn auf die Felder neben König Weiß darf er ja nicht treten. Also kann er nur noch nach links auf e8 oder nach rechts auf g8 ziehen. Sagen wir mal, der König zieht von f8 auf e8. Das kann man ähnlich wie beim Schiffeversenken aufschreiben:

Kf8-e8

Das K ist hierbei die Abkürzung für König, f8 ist das Feld, von dem er losgeht und e8 ist das Feld, auf dem er ankommt. Dazwischen ist ein Strich um zu zeigen, dass dies ein ganz normaler Zug war.

So, jetzt lasst uns doch mal sehen, wie der weiße König darauf reagiert, denn nun ist er dran mit ziehen. Er findet es natürlich großartig, dass er seinen Gegner so schön an den Rand gedrängt hat und möchte ihn dort am liebsten auch behalten. Also macht er einen Schritt in dieselbe Richtung wie König Lila eben, nämlich von f6 und auf e6. Und das schreibt sich dann so:

Kf6-e6

König Lila kann wieder nur zur Sei­te gehen – Weiß hat die Opposition und hält ihn am Rand. Egal, wie es jetzt weiter geht, Lila hat keine Chance zu entwischen. Weiß kann ihm jederzeit folgen und ihn mit Hilfe der Opposition hübsch am Rand halten. Dort kann es ziemlich gefährlich werden für Lila, weil man ihn da gemein ins Schach stellen oder sogar schachmatt setzen kann. Zum Beispiel mit einer Dame.«

»Schwach … was für’n Ding?«, fragte Bianca.

»Schach«, wiederholte König Bunt. (Das Wort kommt aus dem Persischen und heißt König.) »Wenn ein König angegriffen wird, sagt man, er steht im Schach. Und dann muss er schleunigst daraus verschwinden, das ist die Regel. Wenn er das nicht mehr kann, so ist er schachmatt und hat verloren. Aber das sollen sie euch in der Muckibude für Hirngymnastik genauer erklären, damit kenn ich mich nämlich nicht so gut aus. Dafür kann ich aber französische Speisekarten lesen.«

»Und wer ist diese komische Dame, von der eben die Rede war?«

»Die große Hilfe des Königs. Sie ist hochgefährlich und mit Abstand die stärkste Figur auf dem ganzen Feld.«

»Klingt wie ein Job für mich«, fand Bianca.

Gripstraining 2: Der König

Frage 1
Welcher Weg zur Torte ist der schnellste?

Alle drei Wege sind gleich schnell: Egal, welchen von ihnen man geht, man benötigt immer sieben Züge.

Frage 2
Wie viele Züge braucht der König für diese Wege?

a) Von a1 nach b7
b) Von b7 nach g4
c) Von g4 nach a1?

a) Er braucht sechs Züge.
b) Er braucht fünf Züge.
c) Er braucht sechs Züge.

Gripstraining zu zweit
Wer kommt zuerst auf die andere Seite?

Besonders Pfiffige nutzen für dieses Spiel die Opposition. Denn zwei Könige dürfen niemals direkt nebeneinander stehen – es muss immer ein Feld dazwischen sein.

Gripstraining zu zweit
Wer frisst dem anderen die leckere Torte weg?

Gripstraining zu zweit
Wer ergattert mehr Tortenstücke?

Weiß hat hier den ersten Zug.

Gripstraining zu zweit
Wer hat zuerst seine Tortenstücke eingesammelt?

Jeder sammelt seine eigenen Tortenstücke ein. Die des anderen dürfen nicht eingesammelt werden. Sie blockieren allerdings den Weg.

TIPP: Statt Tortenstücken kann man für die Gripstraining-Spiele auch ganz normale Spielfiguren verwenden. Weiß bedeutet helle Figuren, lila dunkle. Bei bunten Tortenstücken ist die Farbe egal. Das gilt für alle Gripstrainings mit Torten.

Die Dame

Die Dame«, erklärte König Bunt, »ist enorm vielseitig, denn sie kann sowohl gerade ziehen als auch schräg.«

»Das kann der König doch auch«, bemerkte Fritz.

»Ja, aber immer nur einen Schritt nach dem andern. Die Dame jedoch kann dabei so weit gehen, wie sie möchte.

Wenn der Weg frei ist, kommt sie in kürzester Zeit überall hin. Da es aber am Anfang eines Duells eher wuselig zugeht, sollte die Dame ihren großen Auftritt lieber nicht zu früh starten.«

»Meine Mutter macht das auch so«, erzählte Bianca. »Wenn sie ausgehen will, schminkt sie sich stundenlang, während mein Vater wie auf Kohlen sitzt. Er hat Hunger und will los.

Aber Mama sagt dann immer, typisch, und er solle sich gefälligst nicht so anstellen. Außerdem würde ihr neues Abendkleid viel mehr beachtet, wenn sie zu spät kämen.«

»Aber für ein Königsduell ist diese Vorgehensweise genau richtig«, sagte König Bunt. »Stell dir einfach mal vor, du stehst als Dame auf dem Feld d1, Bianca. Wohin kannst du gehen?«

»Ich könnte beispielsweise gerade ziehen auf die Felder a1, h1 oder d8«, überlegte Bianca. »Aber schräg nach a4 oder h5 ginge auch. Und auf den Feldern dazwischen kann ich natürlich ebenfalls stehen bleiben. Zum Beispiel auf c2 oder b3, oder?«

»Stimmt genau«, bestätigte König Bunt. »Und auch das kann man natürlich auf die Schiffe-versenken-Weise schreiben.«

Dd1-b3

»Die Dame hat also den Buchstaben D«, sagte Fritz. »Und sie zieht von dem Feld d1 zum Feld b3.«

»Ist nicht besonders schwierig, nicht wahr? Sonst hätte ich es mir wohl auch schwerlich gemerkt, fürchte ich. Aber jetzt noch etwas sehr Wichtiges, das ihr unbedingt wissen sollt:

Wenn einer von euch einen Schnellimbiss sieht, sagt er es mir bitte. Mit meinem Hunger ist es nämlich inzwischen nicht besser geworden.«