Marianne Grädel
Dusi
Erzählung
Impressum
© 2018 Blaukreuz-Verlag Bern
Fotos: Archiv Marianne Grädel
Umschlaggestaltung: diaphan gestaltung, Liebefeld
Satz: diaphan gestaltung, Liebefeld
Druck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN des E-Books: 978-3-85580-533-4
ISBN der Print-Ausgabe: 978-3-85580-530-3
«Grossi guldigi Summervögel flüge über d Strasse.
Grossi guldigi Summervögel flüge usem Wald ufs Fäld.
Jetzt guet Nacht du schöni Wält, mir wei itz ga schlafe,
jetzt guet Nacht du schöni Wält, mir wei itz ga schlafe.
Grossi guldigi Summervögel flüge über d Strasse.
Grossi guldigi Summervögel flüge usem Wald ufs Fäld.
Ihre Summer isch verby, ihri Freud vergange,
über Nacht chas Winter si, s heisst, es gäb e länge.
Grossi guldigi Summervögel flüge über d Strasse.
Grossi guldigi Summervögel flüge usem Wald ufs Fäld.
Darum rueie si dert, und anders chunnt ad Reihe,
d Chnospechindli, brun und rund, tröime scho vom Maie.»
(aus: «Es singt es Vögeli ab em Baum» von Sophie Haemmerli-Marti, Verlag Sauerländer, 1958)
Vorwort
Prolog
Frühling
Sommer
Herbst
Winter
Epilog
Bildteil
Dank
Zur Autorin
Was soll von einem Leben bleiben? Die Frage stellt sich meist erst an Beerdigungen. Hier wird bilanziert und manchmal schöngeredet. Wir wissen wenig von den inneren Kämpfen, die ein Mensch Zeit seines Lebens ausficht. Sichtbar werden nur die Auswirkungen, die Kreise, die ein Menschenleben zieht.
Im vorliegenden Buch geht es um die Auseinandersetzung mit dem Inneren und dem Äusseren im Leben von Dusi (gesprochen Duschi) Fischer-Gremsperger. Ich stütze mich dabei auf Berichte ihrer Familie, auf ihre Aufzeichnungen aus der frühen Kindheit in Ungarn (Originalzitate sind im Buch kursiv gedruckt) und eigene Erinnerungen an sie. Sie war meine Grossmutter. In langen Gesprächen mit Verwandten und Freunden wurde immer klarer, was Dusi als Mensch ausmachte. Dies ermöglichte es mir, ihr inneres Ringen zwar in schriftstellerischer Freiheit darzustellen aber doch hoffentlich sehr nahe an der Wirklichkeit festzumachen.
Dusi lebte gewiss kein Leben wie im Bilderbuch. Die Bilder, die sie mit ihrem Leben, unter Aufbietung all ihrer Kräfte, erschaffen hat, sind aber bunt und facettenreich. Sie erhellen aus der Vergangenheit immer noch unseren Alltag und halten die Frage wach, was von unserem eigenen Leben bleiben soll.
«Um das Kapitel Spiel und Spielgefährten abzuschliessen, möchte ich nur noch ein Spiel erwähnen, das ich ganz alleine als Geheimnis mit einem himmlischen Gefährten spielte, nämlich dem Mond. Schon als Kind liebte ich die Silbersichel am hellen Abendhimmel. Stand sie hoch genug oben und war es mir vergönnt, noch ein wenig auf dem Hofplatz zu sein, so sprang ich hin und her und sah zum Himmel auf, ob sie mir folge. Und immer war sie genau über mir. Ich konnte die kunstvollsten, raschesten Wendungen machen, von einer Ecke gerade in die andere springen, der Mond kam unfehlbar mit. Das kam mir seltsam vor, dass er so bereit war, gerade mein Spiel mitzuspielen, denn es gab doch noch so viele Leute in Rácalmás, die er auch begleiten könnte, wenigstens zur Abwechslung.»
Aus Dusis Kindheitserinnerungen, niedergeschrieben 1965 im Alter von 51 Jahren als Brief an ihre jüngere Schwester Klarika