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© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2018
© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2018
Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.
Projektleitung: Barbara Fellenberg
Lektorat: Angelika Lang
Bildredaktion: Angela Kotow
Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München
eBook-Herstellung: Bettina Maschner
ISBN 978-3-8338-6791-0
3. Auflage 2019
Bildnachweis
Coverabbildung: Jochen Arndt
Fotos: Fotolia; Getty Images; Istock; Jessen, Maike; Jumpfoto; Mauritius; Plainpicture; Shutterstock; Stock Food; Stocksy; Unsplash: (Pina Messina), (Martin Adams), (Lee-Myungseong); Westend61
Syndication: www.seasons.agency
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DIESES BUCH HILFT …
… zu verstehen, was das Mikrobiom ist und wie wichtig es für den ganzen Körper und Ihre Gesundheit ist.
… Ihnen zu erkennen, dass eine gestörte Darmflora die Ursache ist, warum Sie kein Gewicht verlieren.
… herauszufinden, mit welchen Bakterien Sie abnehmen können.
… Ihren Speiseplan so zu verändern, dass Sie Ihre gute Darmflora stärken.
… Ihnen, durch eine abwechslungsreiche Ernährung Ihr Immunsystem im Darm zu pushen.
… zu verstehen, dass die Ursache vieler Darmerkrankungen eine gestörte Darmflora ist.
… Ihnen, mikrobiomschädliche Faktoren in Ihrem Leben zu erkennen und zu eliminieren.
… sich eine große Sammlung an darmfreundlichen Rezepten anzulegen.
… Ihnen, mit der Mikrobiom-Diät dauerhaft schlank zu werden und zu bleiben.
Der Darm ist ein immunologisch besonders wichtiges Organ unseres Körpers. Er beherbergt und trainiert 80 Prozent aller an der Immunabwehr beteiligten Zellen. Diese erkennen Eindringlinge von außen wie Keime, Bakterien und Viren als körperfremd und sorgen dafür, dass die Störenfriede schnell identifiziert und bekämpft werden. Zeitgleich leben im Darm über 100 Billionen Bakterien und andere Keime, die als Darmflora oder Mikrobiom bezeichnet werden. Diese »guten« Bakterien helfen bei der Verdauung, produzieren Vitamine sowie Nährstoffe, schützen das Immunsystem und regulieren das Gewicht.
Wie passt das zusammen? Warum bekämpft das Immunsystem nicht die eigenen Bakterien im Darm und welche Folgen hat dies für unseren Körper? Die Antworten auf diese spannenden Fragen, vor allem auch in Bezug auf das Körpergewicht, finden Sie in diesem Ratgeber. Nur so viel sei vorab verraten: Das Mikrobiom und das darmeigene Immunsystem sind wie zwei Seiten einer Medaille. Die Darmbakterien unterstützen die natürliche Entwicklung des darmeigenen Immunsystems (GALT), und im Gegenzug wird das Mikrobiom durch dieses verteidigt. Immun- und Abwehrzellen des GALT lernen dabei erst durch engen Kontakt mit den Darmbakterien, gesunde von krank machenden Keimen zu unterscheiden.
Aus der Mikrobiomforschung weiß man heute, dass eine intakte Darmflora einen großen Einfluss auf Körper und Psyche hat. Dazu gehören der Verlauf chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen, Schutz gegen Stress, Stabilisierung der Psyche, Beeinflussung des Gewichts und sogar Prävention gegen Darmkrebs.
Im Rahmen der Mikrobiomforschung wurden viele einzelne Bakterienarten gefunden und untersucht. So weiß man heute, dass Bakterienarten existieren, die Kohlenhydrate aufspalten und aus diesen Fettsäuren produzieren können. Dabei gibt es Bakterienstämme, die Fettsäuren für den Eigenbedarf, zum Beispiel für Darm- und Leberzellen, herstellen, und solche, die Fettsäuren produzieren, die in die Körperzellen gelangen und in der Folge auch gern auf unseren Hüften landen.
Das Mikrobiom von übergewichtigen Menschen ist weniger variantenreich und es überwiegen die Bakterienarten, die Fettsäuren herstellen für Körperfettzellen. Die gute Nachricht lautet: Was noch bis vor einigen Jahren in der Schulmedizin als kaum vorstellbar galt, ist heute durch evidenzbasierte Wissenschaft erwiesen – das Mikrobiom kann über eine gesunde Ernährung beeinflusst werden! Dafür benötigt es weder besondere, den Geldbeutel belastende Lebensmittel noch eine besondere Technik. Im Gegenteil: Fermentierte Lebensmittel, die seit Jahrtausenden hergestellt werden, enthalten lebende Bakterien, die als sogenannte Probiotika geschwächte oder die »richtigen« Bakterienarten im Darm unterstützen. Als Bakterienfutter dienen Nahrungsmittel, Präbiotika, die es durch den Magen-Darm-Trakt bis in den Dickdarm schaffen, um dort zu wertvollen kurzkettigen Fettsäuren und Milchsäure verstoffwechselt zu werden.
In Kapitel 1 und 2 dieses Ratgebers finden Sie viele weitere spannende Fakten und Hinweise auf die neuesten Studien zum Thema, ausführliche Informationen zu den Nahrungsmitteln, die das Mikrobiom unterstützen und die schlank machen, sowie wertvolle Expertentipps zum Gelingen der Diät. Bitte bedenken Sie aber, dass Studienergebnisse von Labor- oder Tierversuchen nicht unbedingt auf Menschen übertragbar sind.
In Kapitel 3 finden Sie den großen Rezeptteil auf Basis dieser Erkenntnisse. Die Mikrobiom-Diät-Rezepte sind schnell zubereitet und eignen sich auch bei Berufstätigkeit.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!
Dr. med. Suzann Kirschner-Brouns | Prof. Dr. med. Wolfgang Kruis | Ira König |
Billionen von Bakterien und anderen Mikroben (Hefen, Viren, Einzeller) leben in unserem Darm und bilden dort das Mikrobiom. Sie unterstützen unter anderem die Verdauung, versorgen den Körper mit Vitaminen und Nährstoffen, sorgen für ein intaktes Immunsystem und steuern auf fantastische Weise auch das Körpergewicht. Die gute Nachricht lautet: Wenn wir unsere Darmbakterien durch eine entsprechende Ernährung formen, nehmen wir leichter ab und bleiben langfristig schlank.
In diesem Kapitel lesen Sie spannende Informationen über Essen und Verdauung, um zu verstehen, wie das Zusammenspiel zwischen Darmbakterien und Körperzellen funktioniert und wie unsere Nahrung diesen Prozess beeinflusst.
Diese Tatsache betrifft Pflanzen ebenso wie Tiere und den Menschen. Sowohl in unserem größten Organ, der Haut, als auch in der kleinsten Zelle, dem roten Blutkörperchen, können lebensnotwendige Prozesse nur dann reibungslos ablaufen, wenn kontinuierlich für Energienachschub in Form von Sauerstoff und Nahrung gesorgt wird. Dieser Aufgabe kommt der Bewohner der westlichen Welt äußerst gewissenhaft nach, denn jeder von uns verputzt hierzulande im Lauf seines Lebens 30 Tonnen Nahrungsmittel. Das entspricht dem Inhalt eines Schiffscontainers. Die Zufuhr von Nahrung ist aber nur die halbe Miete für den Prozess der Energiegewinnung, denn erst durch Zerkleinerung und Aufspaltung der Nahrungsmittel in Kohlenhydrate, Proteine und Fette werden Nudeln, Fleisch, Obst und Gemüse für den Körper nutzbar gemacht. Dieser Vorgang geschieht in unserem Verdauungssystem und hier vor allem in seinem Herzstück, dem Darm.
Auf einer Länge von bis zu acht Metern gewinnt der menschliche Darm Tag für Tag, ohne zu murren – meistens jedenfalls – und ohne schlappzumachen, aus dem Essen alle notwendigen Nährstoffe, Mineralstoffe und Vitamine, die der Körper zum Überleben braucht. Die Anatomie des Darms ist dafür ebenso perfekt konstruiert wie die aufeinander abgestimmten Verdauungsprozesse. Seit ungefähr 30 Jahren ist wissenschaftlich erwiesen, dass der Darm unendlich viel mehr ist als nur ein Fließband, in dem zerkleinert, gespalten und resorbiert wird. Damals gewannen Grundlagenforscher zunehmend Einblicke in die wahre Bedeutung und das Ausmaß der Darmflora – und das nicht nur im Hinblick auf den Verdauungsprozess. Heute weiß man, dass im Darm mehr mikroskopisch kleine Bewohner (Bakterien, Hefen, Viren) leben, als es in unserer Milchstraße Sterne gibt. Voller Staunen und Bewunderung erforschen Mediziner und Wissenschaftler aus aller Welt seitdem den Kosmos Darm und finden jeden Tag neue spannende Zusammenhänge.
Experten bezeichnen dieses neu entdeckte Universum im Körper als »Darmorgan« oder »Mikrobiota« (übersetzt »kleine Leben«). Am gebräuchlichsten ist inzwischen das Wort »Mikrobiom«. Darunter versteht man die Gesamtheit der entschlüsselten Gene der menschlichen Darmbakterien. Alle zusammen besitzen sie 150-mal mehr Gene als der menschliche Körper. In diesem Buch benutzen wir der Abwechslung halber Mikrobiota, Mikrobiom und Darmflora synonym, das heißt, alle Begriffe meinen dasselbe.
Die Mikrobiota besteht aus ca. 100 Billionen Keimen, hauptsächlich Bakterien. Im Gegensatz zu schädlichen Bakterien sind diese »guten« Bakterien für den Menschen nicht nur unbedenklich, sondern geradezu unverzichtbar. Sie sind nicht nur bei der Gewinnung von Nährstoffen und Vitaminen aus der Nahrung behilflich, sondern tragen auch ganz wesentlich dazu bei, ob wir gesund bleiben oder krank werden, ob wir dick oder dünn sind und sehr wahrscheinlich auch, ob wir eines Tages an Demenz erkranken. Diese spannenden und zum Teil auch überraschenden Zusammenhänge wurden in vielen Studien in den letzten Jahren untersucht und bewiesen (siehe ab >).
Alle Menschen auf der Welt haben ungefähr die gleiche Menge dieser guten Bakterien im Darm. Kein Mensch hat jedoch exakt die gleiche Zusammensetzung der Mikrobiota. Sogar bei eineiigen Zwillingen, die grundsätzlich dieselben Gene für alle Körperzellen besitzen, unterscheiden sich die Bakterien der Darmflora. Zudem verändert sich auch im Lauf des Lebens die Zusammensetzung der Bakterienarten und -stämme bei ein und demselben Menschen.
Babys verfügen über mehr Bakterien für den Abbau von Muttermilch, ältere Menschen über weniger Bakterien gegen Stress (vielleicht sind sie dann nicht mehr so nötig, weil man im Alter gelassener wird); die Mikrobiota bei Vegetariern wiederum ist eine andere als bei Menschen, die große Mengen Fleisch essen. Übergewichtige Menschen besitzen – leider – mehr Bakterien für den Abbau von Kohlenhydraten, und bei Japanern finden sich sogar Bakterien im Darm, die auf die Verwertung von Meeresalgen spezialisiert sind (Sushi). Je nach Alter, Geschlecht, Gewicht, Kulturkreis, Ernährungsgewohnheit, Lebensstil, Hobby, Krankheit und so weiter besitzt also jeder von uns eine individuelle Darmflora.
Darüber hinaus konnten Wissenschaftler zeigen, dass sich die Zusammensetzung der individuellen Mikrobiota und in der Folge unsere Gesundheit und unser Gewicht in viel größerem Umfang als bislang gedacht über den Lebensstil (Ernährung, Bewegung, Entspannung) positiv beeinflussen lassen. Das bedeutet: So winzig klein die Bewohner in unserem Darm auch sein mögen, unterschätzen oder gar links liegen lassen dürfen wir sie auf gar keinen Fall. Im Gegenteil: Je mehr wir uns erkenntlich zeigen und uns um die Darmflora aufmerksam kümmern, desto besser schützt sie unsere Gesundheit und sorgt dafür, dass wir eine gute Figur machen und haben.
Unser Verdauungssystem, ein Wunderwerk an Komplexität und Präzision.
Bevor wir auf die vielen spannenden Erkenntnisse der Mikrobiomforschung eingehen, möchten wir zuerst den Verdauungstrakt vorstellen.
Im Mund fängt alles an. Hier werden die festen Nahrungsbestandteile mit den Zähnen zerkleinert und mit enzymhaltigem Speichel vermischt. Dadurch wird die Nahrung weich und kann überhaupt erst hinuntergeschluckt werden. Der Speichel wird reflexartig produziert, das heißt, ob wir wollen oder nicht, läuft uns das Wasser im Mund zusammen, so wie bei dem berühmten Pawlowschen Hund. Bei diesem Versuch wurde gleichzeitig mit dem Fressen, das dem Hund vorgesetzt wurde, eine Glocke geläutet. Später floss im Maul des Hundes bereits dann Speichel, wenn nur die Glocke ertönte. Genauso produzieren unsere Drüsen im Mund Speichel, wenn wir Nahrung auch nur sehen, riechen oder uns auf Spaghetti bolognese freuen. Noch einmal mehr Speichel wird ausgeschüttet beim Kauvorgang und wenn die Nahrung dabei an die Mundschleimhaut stößt.
Wie viel Speichel die Drüsen im Mund produzieren, hängt davon ab, wie viel Flüssigkeit wir am Tag zu uns nehmen: 1 bis 1,5 l Speichel. Mithilfe der im Speichel enthaltenen Enzyme werden die in der Nahrung befindlichen Kohlenhydrate (Stärke) schon im Mund in kleinere Einheiten gespalten. In dieser Größe können sie später problemlos im Dünndarm weiterverarbeitet werden. Durch den Schluckvorgang rutscht der mit Speichel vermengte Speisebrei vom Mund durch die Speiseröhre in den Magen.
Die Speiseröhre ist ein muskulöser Schlauch, der im ersten oberen Teil eine quergestreifte Muskulatur besitzt. Sie dient dazu, den Schluckvorgang willkürlich steuern zu können – nach dem Motto: Möchte ich den Bissen wirklich in den Magen befördern oder doch lieber wieder ausspucken? Ist die Nahrung einmal hinuntergeschluckt, können wir nichts mehr ausrichten, denn die Speiseröhren-Peristaltik (rhythmisch wellenförmige An- und Entspannung glatter Muskulatur) sorgt dafür, dass der Nahrungsbrei automatisch immer tiefer rutscht und auf keinen Fall mehr nach oben. Wenn der Brei am Magen angekommen ist, öffnet sich der Mageneingangsmuskel automatisch. Durch die Magenperistaltik wird der Nahrungsbrei weiter zermahlen und durch die Vermengung mit Magensaft für die weitere Verdauung im Darm aufbereitet.
Der Magensaft besteht aus Salzsäure, eiweißspaltenden Enzymen und Schleim. Es werden täglich ca. 3 l produziert. Wenn die Nahrung den Magen in Richtung Dünndarm verlässt, sind die Brocken nur noch höchstens 0,3 mm groß. Die Nahrung wird also im Magen in erster Linie zerkleinert, denn so richtig verdaut wird hier noch nichts.
Vom Magen gelangt die zerkleinerte Nahrung in den ersten Abschnitt des Darms, den 5 bis 6 m langen Dünndarm. Dieser reicht vom Magenausgang bis zum Beginn des Dickdarms, das ist ungefähr in Höhe der rechten Darmbeinschaufel. Auf seiner gesamten Länge findet die eigentliche Verdauung und hier vor allem die Resorption (Aufnahme) der Nahrung in das Blut statt.
Der Dünndarm besteht hintereinander aus drei Abschnitten: Zwölffingerdarm (Duodenum), Leerdarm (Jejunum) und Krummdarm (Ileum). In den Zwölffingerdarm, der so heißt, weil er zwölf Finger (= 30 cm) lang ist, münden die Gänge der großen Verdauungsdrüsen Leber und Bauchspeicheldrüse sowie der Gallenblase. Die Bauchspeicheldrüse gibt täglich etwa 2 l Bauchspeichel in den Dünndarm ab. Er enthält wichtige Verdauungsenzyme, die Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße in ihre Bestandteile aufspalten.
Für den Verdauungsprozess bleibt der Nahrungsbrei zwischen sechs und zehn Stunden im Dünndarm. Die dabei gewonnenen Nährstoffe werden über die Darmschleimhaut ins Blut und in die Lymphe aufgenommen und an die Organe und Zellen im ganzen Körper verteilt. Um diese Aufgabe optimal erfüllen zu können, ist die Dünndarmschleimhaut extrem stark gefaltet und verfügt über kleine blattförmige Ausstülpungen, die Zotten, sowie tubuläre Einsackungen, die Krypten. Würde man Falten, Zotten und Krypten auseinanderziehen und hintereinander aufreihen, käme der Dünndarm auf eine Länge von 7 km.
Im Dünndarm wird auch der Hauptanteil des Wassers, rund 80 Prozent, aus dem Nahrungsbrei resorbiert. Nur ca. 2 l stammen aus der aufgenommenen Nahrung selbst, die übrige Flüssigkeit setzt sich aus den Verdauungssäften von Magen, Galle und Bauchspeicheldrüse zusammen.
Sodbrennen entsteht, wenn saurer Mageninhalt wieder zurück in die Speiseröhre gelangt und dort die Schleimhaut angreift.
Trinken kann helfen, um den Speisebrei einerseits wieder in den Magen zurückzubefördern und die Magensäure andererseits zu verdünnen.
Trinken Sie ein Glas lauwarmes, stilles Wasser oder Kamillentee.
Bei nächtlichem Sodbrennen ist es sinnvoll, mit leicht erhöhtem Oberkörper zu schlafen.
Wie der Name vermuten lässt, ist der Dickdarm anatomisch dicker als der Dünndarm. Er ist mit 1 bis 1,5 m auch wesentlich kürzer. Der Dickdarm, von Medizinern und mittlerweile auch im normalen Sprachgebrauch als Colon (sein lateinischer Name) bezeichnet, legt sich um den Dünndarm wie ein Rahmen. Dementsprechend gibt es einen im rechten Unterbauch aufsteigenden (Colon ascendens), einen unter dem Zwerchfell querliegenden (Colon transversum) und einen im linken Unterbauch absteigenden Teil (Colon descendens). Am Ende biegt sich der Darm noch einmal s-förmig und geht in sein Endstück, den Mastdarm (Rektum) mit Ausgang (After) über.
Im Dickdarm finden die letzten Verdauungsprozesse statt. Das kann dauern, manchmal bis zu 16 Stunden. Überhaupt scheint Ruhe für die Verdauung wichtig zu sein. Das ist vielleicht der Grund, warum der Darm in ruhigen, ausgeglichenen Zeiten besser arbeitet und unter Stress Verdauungsprobleme auftreten können.
Wichtige Mineralstoffe wie Kalzium werden erst im Dickdarm aus dem verbliebenen Rest des Nahrungsbreis resorbiert. Hier wird auch noch einmal Flüssigkeit entzogen; durch die Eindickung bleibt dann der endgültige Rest von dem, was wir zu uns genommen haben, übrig und wird als Kot ausgeschieden. Durch Beimengung von Schleim wird der Stuhl geschmeidig. Gelangt der Kot in den Mastdarm, wird durch die Nervenreizung in diesem Abschnitt Stuhldrang ausgelöst. Übrigens: Auch wenn wir nichts essen, müssen wir auf die Toilette. Der Stuhl besteht dann aus Schleim und abgestorbenen Darmzellen.
Die Darmschleimhaut: Mukosa, Submukosa, Muskel- und Bindegewebsschichten.
Die Darmschleimhaut kleidet den gesamten Verdauungstrakt aus und besteht aus mehreren Schichten. Sie ist in den einzelnen Darmabschnitten anatomisch unterschiedlich aufgebaut, in Abhängigkeit der Aufgaben von Dünndarm, Dickdarm und Enddarm.
Die Darmschleimhaut ist die Hüterin zwischen Innen und Außen. Sie bildet die wichtigste physikalische Barriere (Darmbarriere), denn hier wird entschieden, welche Nährstoffe in die Organe und Zellen gelangen oder aber welche unverdaulichen und schädlichen Stoffe wieder ausgeschieden werden müssen.
Die Schleimhaut des Dünndarms besteht aus vier Schichten. Die zum Darmlumen hin erste Schicht, die Mukosa, besitzt ca. 1 cm hohe Falten, blattförmige Fortsätze (Zotten) und Einsenkungen (Krypten). Der Mukosa liegt eine einschichtige Zylinderepithelschicht mit sogenannten Mikrovilli auf, auch Bürstensaum genannt. Mikrovilli sind fadenförmige Zellfortsätze, die der Verbesserung des Stoffaustauschs dienen. Falten, Zotten und vor allem der Bürstensaum sorgen für eine gigantische Oberflächenvergrößerung der Dünndarmschleimhaut auf fast 400 Quadratmeter. Das entspricht der Größe eines Basketballfeldes.
Der Bürstensaum ist von einer Schleimhülle umgeben, welche die Darmwand vor Selbstverdauung schützt. Unter der Mukosa liegt die Submukosa, eine Bindegewebsschicht mit Lymph- und Blutgefäßen, Nervenfasern und Immunzellen. Auf diese lockere Verschiebeschicht folgen eine Muskelschicht und eine weitere Bindegewebsschicht. Schmale Bänder aus Eiweißen (Tight Junctions) umschlingen die Darmschleimhautzellen wie ein Gürtel und bilden einen Filter, der verhindert, dass größere Nahrungspartikel oder Schadstoffe in den Körper eindringen können. Durch Bewegungen der Muskelschicht (Darmperistaltik) wird der Nahrungsbrei mit den Verdauungssäften kräftig durcheinandergemischt.
Die Darmschleimhaut trägt ihren Namen nicht von ungefähr. Der Schleim (medizinisch Mukus) ist ein zähflüssiges Sekret, das in den Schleimdrüsen gebildet wird. Er enthält sogenannte Muzine, eine Verbindung aus Zucker und Eiweißen, schützt das Gewebe vor Austrocknung und Keimen und hilft dabei, den aus dem Magen kommenden Nahrungsbrei im Darm zu vermengen und zu verdauen.
Vor allem macht er die Darmwand gleitfähig, damit der Nahrungsbrei ungehindert vom Anfang des Dünndarms bis zum After gleiten kann. Normalerweise ist die Menge an Schleim so gering, dass sie auf dem Kot nicht auffällt.
Die Schleimhaut enthält des Weiteren Enzyme zur Spaltung der Nährstoffe sowie Zellen zur Aufnahme der Stoffwechselprodukte und vor allem auch Immunzellen.
So riesig die anatomischen Ausmaße der Schleimhaut sind, so gewaltig ist auch ihre Bedeutung für unsere Gesundheit. Hier befinden sich bis zu 80 Prozent aller Immunzellen und formieren sich damit zu einem der größten Immunorgane des Körpers. Das macht Sinn, denn so können Krankheitserreger und Bakterien gleich an der Darmwand abgefangen und bekämpft werden.
Zu den Immunzellen des Darms gehören bestimmte Lymphozyten (weiße Blutkörperchen für die Infektabwehr: T-Zellen, B-Zellen, Killerzellen). Einige von ihnen produzieren Antikörper als Abwehrstoffe, sobald sie mit den Eindringlingen in Kontakt kommen. Mit dem bloßen Auge sichtbare Ansammlungen von Lymphozyten werden Lymphfollikel genannt. Im gesamten Dünndarm und hier vor allem im letzten Teil, dem Krummdarm, bilden bis zu 80 dieser Ansammlungen noch größere Häufchen, die ca. 1 cm großen Peyer-Plaques. Sie wölben sich in die Darmschleimhaut hinein und sind mit bloßem Auge erkennbar. Die Peyer-Plaques enthalten vor allem Zellen, die Antikörper (IgA) herstellen zur spezifischen Infektabwehr. Zu diesem Zweck checken sie den Darminhalt und bringen Bakterien, große Moleküle oder Viren mit diesen Zellen in Kontakt. Gelangt später die gleiche Sorte Übeltäter erneut in den Darm, kann das Immunsystem sie erkennen und mithilfe der Antikörper direkt unschädlich machen.
Schleimlösende Mittel, die zum Beispiel bei Husten eingenommen werden, können auch die Schleimschicht im Darm auflösen. Also bei Erkältungen nicht zu häufig und lange einsetzen.
Last but not least beheimatet die Darmschleimhaut das Thema dieses Buches: das Mikrobiom. Billionen Darmbakterien, Hefen, Pilze und Viren tummeln sich in ihren Falten.
»Echtes« Gehirn und Bauchhirn stehen in einem regen Informationsaustausch.
Der Verdauungstrakt beherbergt noch etwas Spannendes: das enterische Nervensystem. Von der Speiseröhre bis zum Dickdarm zieht sich ein Netz aus über 100 Millionen Nervenzellen. Damit ist die Zahl der Nervenzellen größer als die des peripheren Nervensystems, das Informationen zwischen Körpergeweben und -zellen und Gehirn austauscht. Das enterische Nervensystem liegt als feine Schicht in der Darmwand und steht in enger Verbindung mit den Immunzellen des Darms. Erstaunlicherweise sind Nervenzellen und Rezeptoren anatomisch gleich aufgebaut wie diejenigen des Gehirns, und es werden auch die gleichen Neurotransmitter (Stoffe, die Informationen von einer Nervenzelle zur anderen übertragen) eingesetzt. Darum heißt das Darm-Nervensystem auch Bauchhirn. Zwischen dem »echten« Gehirn und dem Bauchhirn findet ein permanenter Informationsaustausch über die Botenstoffe Serotonin und Melatonin statt. Das geschieht über den Vagusnerv, den zehnten Gehirnnerv, der unter anderem die inneren Organe steuert. Die EU fördert aktuell das Fünfjahresprojekt MyNewGut-Project (bis 2018, Gut = Darm). Ziel ist es zu untersuchen, inwieweit das Mikrobiom unter anderem über Hormone und Stoffwechselprodukte das Gehirn und unser Verhalten beeinflusst.
Dass Aufregung, Stress und andere Ereignisse zu Verstopfung, Durchfall oder zu weiteren Reaktionen des Darms führen können, ist hinlänglich bekannt. Und auch seit ewigen Zeiten in unserem Sprachgebrauch verankert: Angst macht Bauchschmerzen oder man hat ein schlechtes Bauchgefühl (auf Englisch: gut feeling). Über Jahrtausende haben sich die Menschen auf dieses Gefühl verlassen. In »aufgeklärteren« Zeiten – es ist noch gar nicht so lange her – wurde das Bauchgefühl dann als esoterischer Aberglaube abgetan. Seit einigen Jahren ist es glücklicherweise rehabilitiert und Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschung. Mittlerweile ist bewiesen, dass nicht nur die Psyche den Bauch beeinflusst, sondern umgekehrt das Bauchgefühl in bedeutendem Maß auch die Gemütsverfassung. Heute weiß man, dass mehr Informationen vom Darm zum Gehirn geleitet werden als umgekehrt. Dazu gehören unter anderem biochemische Informationen, die direkt von den Darmbakterien stammen, und solche, die von Mikroben und Zellen der Darmwand gemeinsam hergestellt werden.
Die Signale aus dem Darm gelangen in die entsprechenden Hirnregionen und beeinflussen unser Denken, Fühlen und Verhalten in erheblichem Maß. Wir wissen heute, dass der Darm nicht nur ein besonders wichtiges Immunorgan und das größte Nervenorgan des Körpers ist, sondern auch das bedeutendste Sinnesorgan. Er sammelt mehr Informationen über unser Befinden ein als die Haut. Dazu gehören Angaben aus dem Darminneren (Füllungszustand des Darms, beschleunigte oder verlangsamte Verdauung, Veränderungen an der Darmwand, Entspannungszustand usw.), die kontinuierlich und unbewusst in das Gehirn gelangen. Sie helfen bzw. bewirken, dass wir in der Folge entsprechend auf einen Umweltreiz oder eine Situation reagieren. Das geschieht meistens ebenfalls unbewusst.
Forscher haben herausgefunden, dass die Mikrobiota dabei eine entscheidende Rolle spielt. In Studien konnte gezeigt werden, dass durch zusätzliche Gaben des natürlicherweise in der Darmflora vorkommenden Bakteriums Lactobacillus rhamnosus bessere Gedächtnis- und Lerntests erzielt werden können und entspannter auf Stress reagiert wird (siehe >). In anderen Untersuchungen veränderten sich nach vierwöchiger Einnahme bestimmter Darmbakterien die Gehirnareale, in denen Gefühle und Schmerzen verarbeitet werden. In einer Studie von 2016 fand das Team von Philip Strandwitz von der Northeastern University in Boston, USA, heraus, dass es Bakterien im Darm gibt, deren Überleben von einem Botenstoff im Gehirn abhängt: GABA. Dieses Molekül steht in Verbindung mit Stimmungsschwankungen und Depression. Da man ausschließen konnte, dass andere Faktoren für die Vermehrung dieses Bakterientypus verantwortlich sind, erforscht man aktuell, ob eine Therapiemöglichkeit mit diesen Darmbakterien gegen Depression, Stimmungsschwankungen und Angst besteht. Auch wenn hierfür der endgültige Beweis noch fehlt, so sind sich die Wissenschaftler dennoch schon heute darüber einig, dass Darmbakterien aktiv den Erregungszustand des Gehirns verändern können.
Der Darm misst ca. 8 m in der Länge. Seine Oberfläche beträgt ca. 400 m2.
100 Billionen Bakterien leben im Darm.
Sie helfen mit, dass 30 Tonnen Nahrung und 50 000 Liter Flüssigkeit im Lauf des Lebens im Darm verarbeitet werden können.
Zum Darm gehören der Dünndarm und der Dickdarm.
Aufgaben des Dünndarms:
Wasserentzug
Gewinnung von Aminosäuren, Fettsäuren, Einfachzuckern, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen
Aufgaben des Dickdarms:
Er beherbergt den Hauptanteil des Mikrobioms.
Er versorgt den Körper mit Vitaminen, Stoffwechselprodukten.
Er trainiert das Immunsystem, die Immunabwehr.
Der Darm ist unser zweites Gehirn. Er verfügt über ein eigenes Nervensystem, das enterische Nervensystem. 100 Millionen Nervenzellen befinden sich in der Darmwand. Dieses Nervensystem ist neuroendokrinologisch sehr aktiv, das bedeutet, im Darm werden nervlich gesteuert Hormone gebildet, zum Beispiel 90 Prozent des Neurotransmitters Serotonin (siehe >), der antidepressiv und appetitzügelnd wirkt.
Der Darm ist ein besonders wichtiges Immunorgan. 80 Prozent aller Immunzellen befinden sich im Darm, dem darmassoziierten Immunsystem (GALT, siehe >). Es besteht u. a. aus Makrophagen, B- und T-Lymphozyten, M-Zellen.