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Die amerikanische Originalausgabe erscheint 2019 unter dem Titel »HEAL«
bei Beyond Words Publishing, Inc., Hillsboro, Oregon, USA.
© 2019 Kelly Noonan Gores
1. eBook-Ausgabe 2019
1. Auflage
Deutsche Erstausgabe
© 2019 der deutschsprachigen Ausgabe
Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, München
Übersetzung: Ulrich Magin
Alle Fotos im Innenteil des Buches stammen von Heal Film, LLC mit Ausnahme von S. 201 und 213
Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München
Layout und Satz: Danai Afrati & Robert Gigler, München
Konvertierung: Bookwire
ePub-ISBN: 978-3-95550-307-9
Alle Rechte vorbehalten.
www.scorpio-verlag.de
Dieses Buch ist Ihnen gewidmet, liebe Leserin, lieber Leser, wo immer Sie sich auf Ihrer Reise zur Heilung gerade befinden. Möge es den starken Heiler in Ihnen erwecken und Ihnen auf dem Weg zurück zur kraftvollen Gesundheit eine Stütze sein!
Vorwort von Dr. Joe Dispenza
Einleitung
1. Was ist Gesundheit?
2. Der Körper ist keine Maschine
Zwischenspiel: Anita Moorjanis Geschichte
3. Die Kraft des Unterbewussten
Zwischenspiel: Joe Dispenzas Geschichte
4. Der Placeboeffekt, Wahrnehmung und Überzeugung
5. Die Krankheit des Widerstandes
Zwischenspiel: Elizabeth Craigs Geschichte
6. Nahrung und Natur als Medizin
Zwischenspiel: Eva Lees Geschichte
7. Erschließen Sie das Unfassbare
Schlussfolgerung
Danksagung
Tägliche Erinnerungen für Ihren Weg der Heilung
Weiterführende Literatur
Unsere Experten
Über die Autorin
Endnoten
In welch einer fantastischen Zeit leben wir! Seit der Jahrtausendwende sind Informationen – und das mehr als in jeder Zeit zuvor im Laufe der Geschichte der Menschheit – immer leichter zugänglich geworden. Wir leben in einer schönen neuen Welt. Und in diesem großartigen Informationszeitalter wird Nichtwissen zu einer bewussten Entscheidung. Durch die neuen Technologien können wir jeden Tag exponentiell in immer mehr Bereichen immer mehr eigenständige Entscheidungen treffen. Da Informationen nur einen Klick weit entfernt sind, können wir uns neu, anders und besser entscheiden. Es braucht keinen Lehrer und keine formale Ausbildung mehr, um an Informationen zu gelangen, die früher ausschließlich in den Händen von Behörden, Experten und Torwächtern des Wissens waren. Dadurch finden immer mehr Menschen weltweit den Mut, aktiv ihre eigene Diagnose zu recherchieren und ihren Lebensstil entsprechend radikal zu verändern. Millionen Menschen erkunden alternative Heilmethoden (ohne einen Arzt zu konsultieren oder Medikamente zu schlucken), und das mit beträchtlichem Erfolg. Wieder andere versenken sich, ohne einen Priester, Pastor oder Rabbi zu fragen, ganz tief in das bereits gut erforschte Wissen der alten Religionen, der Theologie und der Natur unserer Wirklichkeit. Diese Forschungen verschaffen ihnen profunde mystische Erfahrungen, die ihr gesamtes Leben für immer verändern.
Bei neuen Informationen ermöglicht das Verständnis dieses neuen Wissens einen umfassenderen Sinn der Bewusstheit Ihrer selbst und Ihrer Umwelt. Er erhebt Sie über Ihre gewohnte, alltägliche Wahrnehmung der Wirklichkeit. Die Bewusstheit von etwas »Neuem« führt auf eine neue Bewusstseinsebene, und ein Wandel im Bewusstsein bedeutet auch einen Wandel in der Energie. Als Ergebnis stärkt und erweckt Sie das Wissen. Warum? Weil Wissen, damals wie heute, vor allem eines ist und sein wird: Macht.
Je mehr Sie über sich selbst erfahren, desto mehr Eigenverantwortung können Sie übernehmen. In einem gewissen Sinne übernehmen Sie die Macht über sich selbst, indem Sie sich nicht länger für ein hilfloses Opfer halten, das blind daran glaubt, keinerlei Kraft zur Veränderung des eigenen Lebens zu haben. Der Erwerb von Wissen kann dazu führen, dass Sie nicht länger Ihre Macht unbewusst an jemanden oder etwas abgeben (oder sich auf jemanden oder etwas verlassen), das Ihr Leben für Sie erledigt. Deshalb bereitet das Informationszeitalter den Weg für eine neue Ära des Bewusstseins.
Aus neurowissenschaftlicher Sicht bedeutet Lernen, dass neue Synapsen verbunden werden. Jedes Mal, wenn Sie etwas Neues lernen, knüpft Ihr Gehirn Tausende frische Netzwerke, die sich als Muster ins Gehirn einprägen. Die jüngsten Forschungsergebnisse belegen, dass sich die Zahl der Verbindungen in Ihrem Gehirn wortwörtlich verdoppelt, wenn Sie sich nur eine Stunde lang auf ein Konzept oder eine Idee konzentrieren. Diese neuen Fußabdrücke des Bewusstseins sind die physischen Belege, dass Sie durch Interaktion mit der Umgebung etwas erlernt haben. Dieselben Forschungen zeigen jedoch auch, dass diese neuen Netzwerke binnen Stunden oder Tagen in sich zusammenfallen, wenn Sie über das Erlernte nicht immer wieder neu nachdenken oder sich die Zeit nehmen, es ganz zu verstehen. Das Lernen knüpft neue Synapsen, das Erinnern wartet und erhält die neuen Verbindungen.
Alleine durch ein bisschen Konzentration und Wiederholung wird also eine intellektuelle Information in Ihrer Biologie verankert. So kann Wissen Sie verändern. Sie sehen die Dinge nicht so, wie sie sind, sondern so, wie Sie sind. Sie setzen Ihrem Gehirn eine neue Brille auf, durch die es die Welt betrachten kann, und eine Nebenwirkung davon ist das Begreifen neuer Möglichkeiten – Möglichkeiten, die Sie nicht einmal erkennen konnten, bevor Sie dieses neue Wissen hatten. Unser Gehirn »sieht« nur so, wie es programmiert wurde, was bedeutet, dass es nur sieht, was Sie schon kennen.
Die Menschen machen ihr Bestes aus dem, was sie wissen; wissen sie von einer Sache nichts, könnte man sagen, dass es diese für sie nicht gibt. Entsprechend kann man sagen, dass etwas entsteht, indem sie sich dessen gewahr oder bewusst werden. Allerdings ist ein solcher Wissenserwerb noch bar jeder Erfahrung. Erkennen Sie eine neue potenzielle Wirklichkeit oder Möglichkeit, müssen Sie deshalb mit diesem Wissen etwas anfangen.
Das bedeutet: Je genauer Sie wissen, was Sie tun und warum Sie es tun, desto leichter wird das Wie. Und deshalb geht es hier und heute nicht mehr darum, dass etwas gewusst wird – sondern um das Gewusst, wie.
Als Mensch, der nach Wahrheit, Wissen, Weisheit und Information strebt, liegt Ihre nächste Aufgabe darin, Ihr Wissen anzuwenden, es zu personalisieren und zu zeigen, was Sie philosophisch und theoretisch gelernt haben. Das bedeutet, dass Sie neue und andere Entscheidungen treffen, die erfordern, dass Sie sich mit Ihrem Körper beschäftigen. Richten Sie Ihr Verhalten an Ihren Absichten aus, Ihr Handeln an Ihrem Denken – dann machen Sie neue Erfahrungen.
Erfahrungen bereichern die Synapsenverbindungen in Ihrem Gehirn. Begrüßen Sie neue Erfahrungen, dann baut dieses Ereignis am intellektuellen Kreislauf im Gehirn mit – und verstärkt ihn. In dem Augenblick, in dem sich die Kreisläufe zu Netzwerken organisieren, schüttet das Gehirn einen entsprechenden chemischen Wirkstoff aus. Wir nennen ihn ein Gefühl oder eine Emotion. In dem Augenblick, in dem Sie sich durch das neue Erlebnis froh, gesund und vollständig fühlen, lehren Sie Ihren Körper chemisch, was Ihr Geist intellektuell begriffen hat. So gelangt die neue Information in Ihren Körper und nicht nur in den Geist, und sie verändert Ihren gesamten Seinszustand. Sie gewöhnen wahrlich Ihren Körper an einen neuen Geist. Und in diesem Augenblick richten sich Körper und Geist auf die neue Information aus.
Man kann also sagen, dass Wissen zum Geist und Erfahrung zum Körper gehört. Sie beginnen nun, die Wahrheit dieser Philosophie zu verkörpern. Indem Sie das tun, schreiben Sie Ihre biologische Programmierung neu und geben neuen Genen auf neue Weise ein Signal, weil neue Informationen aus der Umwelt eintreffen. Wir wissen aus der Epigenetik, dass wir, wenn die Umwelt den Genen etwas meldet und das Endergebnis der Umwelterfahrung eine Emotion gewesen ist, im wahrsten Wortsinne neuen Genen auf neue Art ein Signal geben. Und da alle Gene Protein herstellen und die Proteine für die Struktur und Wirkweise des Körpers ursächlich sind (der Selbstausdruck der Proteine ist der Selbstausdruck des Lebens), ändern Sie tatsächlich Ihr genetisches Schicksal. Das lässt vermuten, dass Sie Ihren Körper in einem Augenblick heilen können.
Und wenn Sie einmal eine Erfahrung erzeugen können, dann sollten Sie es auch ein zweites Mal schaffen. Treffen Sie dieselben Entscheidungen und erzeugen Sie dadurch immer wieder dieselben Erfahrungen, dann konditionieren Sie im Laufe der Zeit Ihren Geist und Ihren Körper neurochemisch dazu, als Einheit zu wirken. Haben Sie etwas so oft getan, dass der Körper ebenso gut wie der Geist weiß, wie es geht, geschieht es automatisch, natürlich und mühelos. Kurz gesagt, wird es zur Fähigkeit, zur Gewohnheit, zur Lebensweise. Haben Sie diese Ebene des Könnens erreicht, müssen Sie nicht mehr länger darüber nachdenken, wie Sie es tun. Dann haben Sie wahrlich Ihren Daseinszustand verwandelt, denn nun ist die Information integraler Bestandteil von Ihnen. Sie beginnen, die Philosophie zu meistern. Sie sind zu diesem Wissen geworden.
So erwachen gerade viele gewöhnliche Menschen auf der ganzen Welt und tun das, was jahrhundertelang für ungewöhnlich gehalten wurde. Indem sie das tun, gehen sie vom Philosophen zum Initianten und zum Meister über, vom Wissen zur Erfahrung und zur Weisheit, vom Geist zum Körper und zur Seele, vom Denken zum Tun und zum Sein und vom Lernen mit dem Kopf zum Praktizieren mit der Hand und zum Wissen aus dem Herzen heraus. Und das Schöne daran ist, dass uns allen die biologische und neurologische Ausrüstung dafür zur Verfügung steht.
Das Ergebnis Ihrer wiederholten Mühen verändert nicht nur, was Sie sind, sondern es erzeugt zusätzliche Möglichkeiten im Leben, die ein Ergebnis Ihrer Bemühungen sind. Warum sonst tun Sie es? Und was meine ich mit dem Wort Möglichkeiten? Ich spreche von der Heilung von Krankheiten und von Ungleichgewichten sowohl im Körper wie im Geist. Ich spreche darüber, wie Sie sich selbst ein besseres Leben erschaffen, indem Sie nicht mehr die immer gleichen unbewussten Entscheidungen treffen, die von den Traumata der Vergangenheit programmiert wurden. Merzen Sie diese alten Entscheidungen, Verhaltensweisen und Erfahrungen aus und leben Sie mit neuen Entscheidungen, Verhaltensweisen und Erfahrungen, dann kann sich das Ergebnis in einer neuen Arbeitsstelle, einer neuen Beziehung, neuen Chancen und neuen Abenteuern des Lebens zeigen.
Das Buch und der Dokumentarfilm Heal gehören zu einer neuen und anderen Art des Journalismus, der weit mehr umfasst als eine Gruppe Wissenschaftler, Forscher oder Heiler, die neue Theorien über unsere Gesundheit vertreten. Weil Sie normale Leute beobachten – Menschen wie du und ich –, die mit unterschiedlichen Heilmethoden experimentieren, die grundlegend die Gesundheit zu transformieren vermögen, ist Heal eine praxisorientierte und wahrhafte Untersuchung der Heilung. Diese Geschichten von persönlicher Verwandlung und Transformation sind nicht die typische Hollywood-Story eines glamourösen Triumphs gegen alle Widerstände, sondern Berichte ganz gewöhnlicher Menschen, die – um echte Fortschritte in ihrer Genesung zu erfahren – tief in sich geblickt haben, um herauszufinden, was es wirklich braucht, um Gedanken, Gefühle und Taten stetig zu verändern. Es sind wahre Berichte, und sie sprechen uns unmittelbar an.
Als mich Kelly Noonan Gores bat, bei dem Dokumentarfilm Heal mitzuwirken, war ich über alle Maßen froh, dass sich endlich jemand ans Werk machte, auf einer ganz neuen Ebene zu untersuchen, wie man von chronischen Krankheiten genesen kann. Ich war erleichtert, dass sie bei ihrer Arbeit auf Beweise gestoßen war, denn diese stellen die nächsthöhere Ebene an Information dar. Sie sprechen lauter als jede Stimme.
Es ist eine Geschichte, die endlich erzählt werden muss, und ich freue mich sehr, dass Kelly das so ernsthaft, klar und mit offenem Geist getan hat. Sie zeigt, dass es möglich ist, dass der Geist den Körper heilt. Mein Forschungsteam und ich haben tatsächlich mehrere Experimente durchgeführt, die belegen, dass die Heilung im Geist beginnt. Wir wissen heute, dass unser Geist ununterbrochen auf unseren Körper einwirkt und dass unser Körper ununterbrochen auf unseren Geist einwirkt. Das bedeutet, dass man den Geist ändern muss, wenn man den Körper ändern will – und umgekehrt. Bedenken Sie, dass Sie, um Ihre Reise der Heilung anzutreten, zunächst erkennen müssen, wie Sie darüber denken, um dann Ihre Gedanken und Gefühle zu verändern.
Die längerfristigen Auswirkungen von Stresshormonen können genetische Hebel umlegen und Krankheiten auslösen. Stress bedeutet, dass Gehirn und Körper aus dem Gleichgewicht kommen, von Natur aus stellt die Stressreaktion des Körpers dieses Gleichgewicht wieder her. Im Stress zu sein ist gleichbedeutend mit einem immerwährenden Notstand, bei dem es ums Überleben geht. Eine längere Zeit im Notfallmodus zu leben raubt dem Körper die natürlichen Ressourcen für die Heilung. Alle Organismen in der Natur tolerieren kurzfristige Stresszustände; befinden wir uns aber ständig im Stress, dann schaltet sich die Stressreaktion ein, und wir können sie nicht mehr abschalten. Und das macht uns krank. In einfachen Worten: Wir vergeuden sämtliche Lebenskraft des Körpers auf eine – reale oder imaginäre – Gefahr der Außenwelt, und in uns ist keine Kraft mehr für Wachstum und Genesung.
Aufgrund der Größe des menschlichen Vorderhirns und des Neocortex können wir Gedanken realer machen als alles andere. Das legt nahe, dass eine Stressreaktion schon erfolgt, wenn wir an ein Problem nur denken oder uns künftige Worst-Case-Szenarios vorstellen. Überdenken Sie das. Ihre Gedanken machen Sie wirklich krank. Das ist ein gutes Beispiel für die Verknüpfung von Körper und Geist. Und es stellt sich die Frage: Wenn uns unsere Gedanken krank machen können, können uns unsere Gedanken dann auch gesund machen?
Mein Forschungsteam und ich wollten herausfinden, ob das so ist. Wir nahmen eine Gruppe von 117 Probanden und maßen zu Beginn eines viertägigen Workshops das Stresshormon Cortisol. Wir maßen zudem einen chemischen Marker des Immunsystems, das Immunoglobulin A (IgA). IgA ist eines der stärksten Körperagenzien bei der Bekämpfung von Bakterien, Viren, Pilzen und Keimen. Es wirkt besser als eine Grippeimpfung. Wir baten die Teilnehmer, jeden Tag unter meiner Anleitung zehn bis fünfzehn Minuten lang Emotionen wie Angst, Wut, Frust, Trauer und Ressentiments gegen positive Gefühle wie Dankbarkeit, Wertschätzung, Freundlichkeit, Liebe und Freude einzutauschen. Wir brachten ihnen bei, das Herz zu öffnen und die betreffenden Emotionen wahrhaft zu empfinden.
Nach vier Tagen sank ihr Stresshormonspiegel um mehr als 16 Prozent. Wichtiger noch: Im Schnitt erhöhte sich ihr IgA-Spiegel um 49,5 Prozent. So mächtig werden Sie, wenn Sie gelernt haben, Ihre Gedanken und Gefühle selbst zu beherrschen. Die Teilnehmer an der Studie stärkten ihr Immunsystem ganz einfach um fast 50 Prozent, indem sie ihre Innenwelt veränderten. Nur durch das Denken wurde neuen Genen etwas gemeldet, die dann innerhalb von Tagen neue Proteine (IgA) produzierten. Kein Medikament, keine von außen eingeführte Substanz erreicht das. Ihr Nervensystem ist der beste Apotheker.
Andere Studien zeigen, dass in vier Tagen eine Gruppe aus willkürlich ausgewählten Probanden, die ihr Denken veränderten, andere Entscheidungen trafen, neue Verhaltensweisen zeigten und neue Emotionen erlebten, ihre Gene ebenfalls verbessern konnten. Das Ergebnis: Gene, die Krebswachstum und Tumore reduzierten, wurden geregelt. Gene, die Stammzellen signalisierten, verletztes Gewebe zu reparieren, und zwar gemeinsam mit den Genen, die oxidativen Stress verringern, wurden binnen 96 Stunden aktiviert. Die Botschaft dieser Ergebnisse lautet, dass wir unseren Genen nicht ausgeliefert sind. Wir sind unser eigener Gentechniker.
Gehen wir einen Schritt zurück und betrachten die drei Arten von Stress. Physischer Stress besteht dann, wenn eine Verletzung, ein Unfall oder ein Trauma den Körper aus dem Gleichgewicht bringt. Chemischer Stress ist das Ergebnis langfristiger Exposition gegenüber Toxinen, Bakterien, Viren, schlechten Blutzuckerspiegeln, Allergien, Katern, falscher Ernährung oder Umweltgiften – die alle die Fähigkeit des Körpers zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung schädigen können. Schließlich gibt es den emotionalen oder psychologischen Stress, der im Westen die Ursache von 75 bis 90 Prozent aller Arztbesuche ist. Verkehrsstaus, schlechte Internetverbindungen, finanzielle Probleme, Familientragödien, alleinerziehende Elternschaft sowie Konflikte und Termindruck bei der Arbeit können alle zum emotionalen oder psychologischen Stress führen.
Weil jeder Stress letztendlich zu psychologischem Stress wird, ist die Fähigkeit, Ihre psycho-emotionalen Reaktionen handzuhaben, tatsächlich einer der besten Wege zu Ihrer Gesundheit. Warum? Weil Sie, wenn Sie auf die äußeren Umweltbedingungen immer auf dieselbe emotionale Weise reagieren, denselben Genen in derselben Weise Signale senden. Folglich bleibt Ihr Gesundheitszustand immer gleich oder verschlechtert sich sogar. Das ist der beste Weg in ein genetisch bestimmtes Schicksal.
Ich habe bei meiner mehr als dreißigjährigen Arbeit mit chronisch Kranken die Erfahrung gemacht, dass, wenn es drei unterschiedliche Arten von Stressoren gibt (physisch, chemisch und emotional), die zu einem Ungleichgewicht im Körper führen, es auch drei Arten gibt, den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen – physisch, chemisch und emotional. Yoga, Akupunktur, Sport, Chiropraktik und Massagen können physischem Stress entgegenwirken und so das physische Gleichgewicht im Körper wiederherstellen. Gesündere Nahrungsmittel, eine Reduktion der Kalorien und die Einnahme von Vitaminen, Kräutern und Medizin können im Verbund ein besseres chemisches Gleichgewicht erzeugen. Die Summe aller Mittel, die den Geist beruhigen und ihn sich der Gedanken und Gefühle bewusster werden lassen, erzeugt emotionales Gleichgewicht. Und Meditation, Energiepsychologie, EMDR (Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung), EFT (Techniken der Emotionalen Freiheit) oder Psychotherapie bringen unser neuroemotionales Gleichgewicht zurück.
Nach meinem Verständnis zieht eine Rekalibrierung von zweien dieser drei Systeme, wenn sie wieder im Gleichgewicht sind, das dritte System automatisch mit. Wird jemand beispielsweise physisch und chemisch ausgeglichener, kommt es auch zum emotionalen Ausgleich. Wird er chemisch und emotional ausgeglichener, dann wird er vermutlich auch physisch ausgeglichener. Und ebenso wird jemand, der physisch und emotional ausgeglichener wird, dadurch auch chemisch ausgeglichener.
Und darum geht es in diesem Buch. Es leitet Sie an, wie Sie Ausgeglichenheit und Gesundheit erlangen können. Sie erfahren, dass die westliche Medizin eine fantastische Hilfe bei akuten Zuständen ist. Wenn Sie sich den Arm brechen oder einen Blinddarmdurchbruch erleiden, sollten Sie als Erstes einen Arzt aufsuchen. Um jedoch von einer chronischen Krankheit zu genesen, müssen Sie Ihren Lebensstil ändern. Schlucken Sie nur eine Pille oder ein paar Medikamente, um die Symptome zu lindern, ist das noch lange keine Heilung. Um wahrhaft zu heilen, müssen Sie die Art verändern, wie Sie denken, handeln und fühlen. Aus der Gesamtheit des Denkens, Tuns und Fühlens setzt sich Ihre Persönlichkeit zusammen, und Ihre Persönlichkeit erschafft sich ihre eigene Realität. Ändern Sie Ihre Persönlichkeit und Sie verändern Ihre eigene Realität.
Ich habe bei meiner eigenen Reise der Heilung, wie auch bei den Tausenden von Fällen, die ich in den letzten zwanzig Jahren untersuchte, festgestellt, dass Heilung bedeutet, dass man gewissermaßen zu jemand anderem wird.
Kelly und ich glauben beide, dass Gesundheit und Wohlbefinden in einer Gemeinschaft genauso ansteckend wirken können wie eine Infektion, die eine Krankheit verursacht. Es ist nicht einfach, unseren Heilungsprozess zu entzaubern und das Ganze in einem leicht verständlichen Stil auszudrücken. Kelly zeigt Ihnen auf einzigartige Weise, was Ihnen möglich ist.
Lesen Sie dieses wunderbare Buch mit einem offenen Geist und dann nehmen Sie sich die Zeit, seine Prinzipien im Alltag anzuwenden. Denn es wurde geschrieben, um Ihr Leben zu verändern.
Danke, Kelly!
Dr. Joe Dispenza
Autor des New-York-Times-Bestsellers Du bist das Placebo – Bewusstsein wird Materie
Vor knapp zehn Jahren dachte ich zum ersten Mal darüber nach, einen Dokumentarfilm über die schier unglaubliche Selbstheilungskraft unseres Körpers und die starke Wirkung unseres Geistes auf unsere Gesundheit und unser Leben zu drehen. Die Saat wurde gelegt, nachdem ich Bruce Liptons Buch The Biology of Belief (Deutsch: Intelligente Zellen: wie Erfahrungen unsere Gene steuern) gelesen hatte. Ich weiß noch, wie ich dachte: Also bestimmen die Gene unser Leben nicht? Das muss doch jeder wissen! Als ich einen Gottesdienst von Dr. Michael Bernard Beckwith im Agape International Spiritual Center besuchte, war das der erste Lichtstrahl, der diese Saat zum Keimen brachte. Dr. Beckwiths Worte inspirierten mich, meinem Herzen zu folgen. Denn er lehrte, dass eine Vision, die uns anzieht, ein sicheres Zeichen dafür ist, dass wir in Einklang sind mit der Aufgabe unserer Seele.
Ich merkte, dass ich, immer wenn ich von unserem Geist und unserem Heilungspotenzial als Menschen sprach, ganz kraftvoll und leidenschaftlich wurde. Das motivierte mich, alles darüber zu lesen, zu lernen und in Erfahrung zu bringen. Und dann las ich vor rund drei Jahren das Buch, das mit den letzten Anstoß zu meinem Film gab, Anita Moorjanis Dying to Be Me (Deutsch: Heilung im Licht: Wie ich durch eine Nahtoderfahrung den Krebs besiegte und neu geboren wurde). Die Woge der Inspiration, die mich durchdrang, als ich ihre bemerkenswerte Geschichte beendet hatte, verlieh mir die Gewissheit, dass ich es einfach tun musste. Wenn Anitas physischer Körper solch eine traumatische Sache heilen kann, dann schafft das jeder! Anders gesagt: Alles fügte sich wie von Gott gegeben. Ich entschied mich, meiner Leidenschaft zu folgen, den großen Sprung ins Unbekannte zu wagen und einen Dokumentarfilm mit meinen liebsten Lehrern zu diesem Thema zu drehen. Und natürlich enttäuschten mich Dr. Beckwiths Predigten nicht. In genau dem Augenblick, in dem ich der Vision meines Herzens folgte, unternahm das Universum alles, damit es klappte. Ich könnte den Arbeitsprozess am Film als ununterbrochenen Flow beschreiben. Natürlich gab es Hindernisse und Schwierigkeiten, aber ich fühlte deutlich, dass mir eine Kraft half, die größer war als ich. Diese Kraft ermöglichte es mir, mich fallen zu lassen und daran zu glauben, dass der Film gedreht werden musste. Ich war der Bote.
Als der Film anlief, war er sofort ein Erfolg. Die vielen positiven Reaktionen zeigten mir, wie viel seine Ideen bei den Menschen auslösten. Ich fasste Mut, verließ mich auf diese Dynamik und machte mich an die Buchversion, um die Botschaft noch weiter zu verbreiten. Ich hatte schon immer gern geschrieben, also war ich äußerst dankbar für diesen natürlichen nächsten Schritt. Als eifrige Leserin – die Kraft von Selbsthilfebüchern löste meine Reise der Heilung aus – überlegte ich mir, dass die Buchversion von Heal den Lesern nicht nur die Möglichkeit böte, die Botschaft mit nach Hause zu nehmen, sondern mir auch die Chance, manches detaillierter und tiefgreifender darzustellen, als es im Film möglich war.
Viele haben mich gefragt, ob ich zu dem Film Heal inspiriert wurde, als ich einen nahestehenden Menschen an eine bösartige Krankheit verlor oder ob ich selbst bereits einmal schwer erkrankt gewesen wäre. Zum Glück lautet die Antwort auf beide Fragen Nein. Und doch entfachten einige meiner (weniger schlimmen) gesundheitlichen Probleme schon früh ein Interesse an althergebrachten und natürlichen Heilmethoden.
Ein Erlebnis hatte ich in meiner Highschoolzeit. Ich war 16 Jahre alt und kam von einem Campingausflug zurück. Dann lag ich eine Woche mit grippeartigen Symptomen im Bett. Nach meiner Genesung blieben die Lymphdrüsen im Hals monatelang geschwollen. Mein Arzt checkte mich auf das Pfeiffer’sche Drüsenfieber und den Epstein-Barr-Virus – beide Male mit negativem Ergebnis. Er verschrieb mir Antibiotika, um die hartnäckige Entzündung zu bekämpfen, aber es nutzte nichts. Als nach zehn Monaten meine Lymphknoten immer noch golfballgroß aus meinem Hals standen (nicht gerade einfach für ein Mädchen in der Highschool), entschloss sich mein Arzt zu einer Lymphknotenbiopsie. Ich erhielt eine Narkose, ein Chirurg schnitt zweieinhalb Zentimeter lang in meinen Hals. Die Biopsie zeigte, dass die Schwellung gutartig war.
Einige Wochen danach begleitete ich meine Mutter nach der Schule zu ihrem Chiropraktiker. Der betastete meine Drüsen und meinte, ich sollte doch eine Woche lang ein paar Schluck Apfelessig pro Tag trinken. Meine Mutter trieb Essig mit Blaubeergeschmack auf, der trinkbar war, und ich befolgte seine Anweisungen. Und tatsächlich: Acht Tage später waren meine Drüsen wieder normal groß und gesund. Nach so vielen Arztbesuchen, einer Operation und drei Dosen Antibiotika stellte sich heraus, dass ich nur eine Flasche Essig aus dem Reformhaus gebraucht hatte. Für mich brach diese Erfahrung den Bann, weil man mir immer erzählt hatte, dass nur die Schulmedizin heilen kann. Ich hatte neues Vertrauen und eine neue Liebe für alternative, natürliche Methoden.
Seitdem ist meine Neugier über den Körper, seine Funktionsweise und darüber, wie Heiler Menschen erfolgreich durch unkonventionelle Methoden kurieren können, stets wach geblieben. Auf meiner Reise lernte ich viele Bereiche kennen, an denen sich Wissenschaft und Spiritualität die Hände reichen. Es verblüfft mich nach wie vor, weshalb traditionelle Heilmethoden wie Akupunktur, Energiemedizin, Kräuterheilkunde und Meditation, die seit Jahrtausenden erfolgreich eingesetzt werden, von der Schulmedizin nicht längst anerkannt sind. Diese Verwunderung und meine Neugierde bringe ich in meine Erkundung der traditionellen und neuen Grenzen des Heilens und Wohlbefindens ein.
Ich bin keine ausgebildete Ärztin. Ich bin auch keine Wissenschaftlerin. Ich bin nur eine Expertin für meine eigenen Lebenserfahrungen. Im Laufe der letzten zwanzig Jahre habe ich unzählige Heiler, alternative Therapeuten und Heilpraktiker in der Hoffnung aufgesucht, hier die Geheimnisse der wahren Gesundheit und des Glücks aufzudecken. Ich lernte Holistische Ernährung am Institute of Integrative Nutrition in New York. Ich beschäftigte mich mit Psychologie, Spiritualität, Quantenphysik, Energie, überlieferter Weisheit und vielen Formen des Heilens. Und obwohl ich fest daran glaube, dass Ernährung und Lebensstil maßgeblich für die Gesundheit sind, ist mir auch klar geworden, dass unser Geist und unsere Gedanken und Überzeugungen eine unmittelbare und mächtige Wirkung auf unseren Körper ausüben.
Ich bin absolut überzeugt, dass wir über mehr Heilkraft verfügen, als man uns glauben macht. Sie müssen mir das aber nicht einfach glauben – ich war unterwegs und habe führende Wissenschaftler, Ärzte und Lehrer auf dem Gebiet der ganzheitlichen Heilkunde befragt, zum Beispiel Deepak Chopra, Bruce Lipton, Marianne Williamson, Michael Bernard Beckwith, Kelly Turner und viele andere.
Heal verlässt sich aber nicht nur auf diese großen Denker, es handelt auch von wirklichen Heilungen von Leuten, denen ich begegnet bin. Eine Heilung kann äußerst komplex und sehr persönlich werden. Sie geschieht aus vielerlei Gründen. Sie kann sich sogar spontan ereignen. Die inspirierenden und emotionalen Geschichten der Überlebenden werden uns zeigen, was funktioniert und was nicht und warum das so war. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Erfolgsgeschichten dieser Menschen unseren eigenen Glauben an unsere Möglichkeiten stärken können.
Dieses Buch will zu einem Bewusstseinswandel beitragen, es will erhellen, was wirklich die Wurzel der Seuche chronischer Krankheiten ist, und was bei ihrer Heilung wahrlich möglich ist. Jüngste wissenschaftliche Ergebnisse belegen, dass wir nicht Opfer unserer unveränderlichen Gene sind; wir sollten auch nicht jeder beängstigenden Diagnose glauben. Denn tatsächlich haben wir viel mehr Kontrolle über unsere Gesundheit und unser Leben, als man uns gelehrt hat. Das Buch gibt Ihnen Kraft durch ein neues Verständnis der Wunder wirkenden Natur des menschlichen Körpers und des außergewöhnlichen Heilpotenzials, das in uns allen ist.
Lassen Sie uns beginnen.
»Die natürlichen Kräfte sind
die wahren Heiler der Krankheiten.«
HIPPOKRATES
Zu viele Menschen fühlen sich machtlos, was ihre Gesundheit anbelangt. Die moderne Gesellschaft lehrt uns, wir seien unseren Genen ausgeliefert, folgten also einem völlig zufälligen (oder bereits entschiedenen) Schicksal. Nur Ärzte in weißen Kitteln mit einem Stethoskop um den Hals und einem Wunder wirkenden Rezeptblock können uns davor bewahren. Sind aber Tablettenpackungen und Operationen wirklich die beste Lösung?
Fast die Hälfte der Einwohner der USA leidet an einer chronischen Krankheit.1 Die Antwort ist also viel komplexer und liegt nicht in der Verschreibung von Pillen oder einer OP. Unter einer chronischen Krankheit versteht man einen Zustand, der andauert oder sich dauerhaft auswirkt, oder aber eine schwer heilbare Krankheit. Man spricht oft von chronisch, wenn die Erkrankung länger als drei Monate dauert, im Gegensatz zu einem akuten Zustand, der plötzlich eintritt und in den meisten Fällen auch schwerwiegender ist. Der Unterschied zwischen einer akuten Erkrankung und einer chronischen Erkrankung ist von Bedeutung, denn – wie Sie in diesem Buch noch erfahren werden – eines der größten Probleme unserer geschwächten Gesundheit und unseres angeschlagenen Gesundheitssystems ist, dass wir das akute Modell auch bei chronischen Krankheiten anwenden. Deshalb gelangen wir nie an die Wurzel des Problems und genesen langfristig nicht.
Noch heute ist die Diagnose Krebs so schrecklich wie vor vierzig Jahren, und er ist leider noch viel zu weit verbreitet. Angstzustände und Depressionen sind, so scheint es, so häufig wie Erkältungen, Autoimmunerkrankungen sind so alltäglich wie Hitzepickel im Sommer. Im letzten Jahrhundert haben Wissenschaft und Technologie schnellere Fortschritte gemacht als je zuvor, und doch sind wir kränker und depressiver als je zuvor.
Was ist hier los? Ist unsere Welt so vergiftet, dass Krankheiten unvermeidlich geworden sind? Natürlich tragen die Chemikalien in den industriell verarbeiteten Lebensmitteln und in unseren Haushaltswaren zu Krankheiten bei. Doch Heal ist nicht ein weiteres Buch über Diät, Ernährung und nachhaltiges Leben. In diesem Buch geht es um die tiefe Vernetzung unseres Geists mit unserer Physis – und wie tief greifend sich unsere Gedanken, Überzeugungen und Gefühle auf unsere körperliche Gesundheit auswirken.
»Geben Sie Ihr Bestes, bis Sie es besser wissen.
Wenn Sie es dann besser wissen, machen Sie es besser.«
MAYA ANGELOU
wohl