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Karte Gwildor
Titelseite

Inhalt

Eine grausame Bezahlung

Feuer in den Bergen

Eine schwierige Entscheidung

Schnelles Wasser, scharfe Felsen

Ein tödlicher Schatten

Angriff!

Ketos’ Zorn

Der Köder

Gefährlicher Ozean

Festhalten!

Geheimnis voraus

 

 

 

 

 

Mit besonderem Dank an Stephen Chambers
Für William

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Tom und Elenna sind solche Dummköpfe! Sie denken, dass ihre Missionen endgültig vorbei sind und mein Meister geschlagen ist.

Aber das ist nicht wahr! Malvel besitzt den Stab des Hexenmeisters, der aus dem Baum des Seins geschnitzt wurde. Alle Königreiche werden schon bald um seine Gnade betteln.

Wir reisen ins Land Seraph und suchen die Ewige Flamme. Wenn wir den Stab in der Flamme verbrennen, wird unsere schwarze Magie nicht mehr aufzuhalten sein. Tom und Elenna können uns jagen, wenn sie wollen, aber sie werden auf mehr als nur Biester treffen. Dieses Mal sind sie allein, kein Zauberer kann ihnen helfen.

Ich hoffe, Tom und Elenna sind für eine Begegnung mit mir bereit.

Ich warte schon lange auf meine Rache.

Voller Schadenfreude, Petra die Hexe

Eine grausame Bezahlung

„Das war wirklich ein langer Tag“, dachte Brenner. „Aber auch ein guter.“ Er kletterte vorsichtig aus seinem Fischerboot und befestigte es an dem Holzsteg. Brenner blinzelte in die Sonne, die auf dem Meer von Seraph glitzerte, und lächelte. Der Ozean sah aus wie eine sich bewegende blaue Glasscheibe.

Brenner war an der Küste aufgewachsen. Er liebte die salzige Luft und das Geräusch der Wellen, auf denen sein Boot schaukelte und die sanft gegen das Holz schlugen. Es hatte etwas Friedliches, allein auf dem Wasser zu sein.

Trotz seiner Müdigkeit begann er, die Holzkisten mit den Fischen vom Boot zu laden. Es war ein guter Fang: Meerforellen und Streifenbarsche. Auf dem Markt würde er viel verkaufen können. Brenner sah schon die Gesichter der Leute vor sich – sie würden von seinem Fang beeindruckt sein.

Als er die letzte Kiste auf dem Steg abstellte, fiel ein Schatten auf ihn. Brenner drehte sich um. Nur ein paar Schritte entfernt stand, auf einen Stab gestützt, ein Mann in einem langen dunklen Umhang.

„Entschuldigung“, sagte Brenner. „Ihr habt mich erschreckt!“ Er streckte lächelnd die geballte Faust aus. Aber der Fremde erwiderte die übliche Begrüßungsgeste des Landes Seraph nicht.

„Woher er wohl kommt?“, wunderte sich Brenner. Der starre Blick des Fremden bereitete ihm Unbehagen.

Im Sonnenlicht wirkte das Gesicht des alten Mannes blass wie verdorbenes Fischfilet. Immer noch auf seinen Stab gestützt, zog der Fremde einen Zauberstab aus Rosenholz aus seiner Tasche. Auf dem Griff schimmerten elfenbeinfarbene Dornen. Fellstreifen waren um die Lederriemen gewickelt.

„Das sind Zähne“, erkannte Brenner plötzlich. „Die Elfenbeindornen sind Zähne.“

Der Fremde bemerkte Brenners Blick. Er betrachtete den Zauberstab und schien tief in Gedanken versunken zu sein. Dann steckte er ihn wieder in seine Tasche, dabei ließ er Brenner nicht aus den Augen.

„Seltsam, dass ich ihn nicht kommen gehört habe“, dachte Brenner. „Der Holzsteg knarrt doch sonst immer so.“

„Was kann ich für Euch tun?“, fragte er den Unbekannten.

Die Lippen des Fremden verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. Seine Zähne waren so gelb wie vergilbtes Pergament.

„Ich würde gerne Fisch kaufen.“

Brenner wusste, dass etwas nicht stimmte. Der Mann starrte ihn die ganze Zeit so sonderbar an. Zu den Fischen hatte er kein einziges Mal hinübergeblickt. Brenner kniete sich hin und öffnete mit zitternden Händen eine Kiste.

„In Ordnung“, entgegnete Brenner, „welchen Fisch wollt …“

„Such drei aus“, unterbrach ihn der Fremde.

Brenner reichte ihm drei Fische und der alte Mann schob sie unter seinen Umhang. „Und wie wollt Ihr dafür bezahlen?“, fragte Brenner.

„Hier ist meine Bezahlung“, sagte der alte Mann und grinste wieder. Er warf seinen Stab zur Seite und zog einen scharfen Dolch aus seinem Umhang.

Mit gezücktem Dolch griff der fremde Mann an. Brenner wich nach hinten aus und fiel ins flache Wasser. Er rappelte sich wieder auf und lief zum Strand. Wasser spritzte auf.

Brenner wagte einen Blick über die Schulter. Der alte Mann war weg! Auf dem Steg war niemand mehr. „Wo ist er hin?“, keuchte Brenner und wurde langsamer.

„Hier drüben.“

Brenner drehte sich um, als sich plötzlich eine Hand um seinen Hals schloss. Sie war so kalt wie Marmor. Der Fremde stand vor ihm. Aber wie konnte das sein?

Brenner versuchte, sich zu befreien, doch der alte Mann holte mit seinem freien Arm aus und schlitzte Brenners Bein mit dem Dolch auf. Noch bevor er vor Schmerz aufschreien konnte, drückte ihn der alte Mann unter Wasser. Salzwasser brannte in seinen Augen. Er wehrte sich gegen den Griff des Alten.

Aber er war zu stark.

„Jetzt gehörst du mir“, wisperte der alte Mann. Brenner erstarrte. Er wehrte sich nicht mehr. Warum konnte er unter Wasser hören? Plötzlich begriff er es – er hatte die Worte nicht mit seinen Ohren gehört.

Die Stimme des alten Mannes war in seinem Kopf.

Brenners Panik verwandelte sich in Wut. Brenner kämpfte wieder, er trat und boxte um sich. Aber er wurde schwächer. Schwarze Punkte flimmerten vor seinen Augen. Sein Blick trübte sich und er spürte, wie seine Kraft nachließ, wie die Pumpe auf einem sinkenden Schiff. Um ihn herum wurde es dunkel. Er schmeckte Meerwasser in seinem Hals und spürte, wie es seine Lunge füllte.

Plötzlich konnte er wieder atmen. Obwohl er sich immer noch unter Wasser befand, war sein Hals wieder frei. Er öffnete die Augen. Das Wasser war hellblau und so klar wie Winterluft. Er atmete tief ein und sah nach oben. Über ihm schimmerte Tageslicht. „Ich kann atmen … aber wie ist das möglich?“ Er wollte sich hinstellen und rutschte aus, denn seine Beine hatten sich in eine graue Haifischflosse verwandelt. „Das kann nicht sein!“ Er zuckte vor Schreck zusammen. Die Flosse wirbelte eine Sandwolke vom Meeresboden auf und katapultierte ihn an die Meeresoberfläche.

Das Tageslicht war gleißend hell. Wasser rann von den silbrigen Schuppen auf seiner Brust und seinem Bauch. Sein ganzer Körper war mit Schuppen bedeckt und seine Arme … Er hielt sie ins Licht. Stacheln ragten wie Dolche aus seiner Haut. An seinem Hals spürte er Kiemen. Die Luft über Wasser war dünn, als ob er weit oben auf einem Berggipfel stehen würde. Er blickte zum Strand und sah den alten Mann. Wut stieg in ihm auf.

„Sag mir deinen Namen“, befahl der alte Mann.

„Ich habe keinen Namen“, dachte das Biest. Zorn vernebelte seine Gedanken. „Mein Name …?“

Grinsend hob der alte Mann seinen Stab. „Vorwärts, Ketos, Monster der Tiefe!“

Feuer in den Bergen

„Wir sind schon ganz in der Nähe“, sagte Elenna.

Sie saß hinter Tom auf Storms Rücken. Als sie an den Rand eines steilen Bergrückens kamen, zog Tom die Zügel an. Der schwarze Hengst blieb stehen. Tom rieb ihm über die kleine weiße Blesse zwischen den Augen, die an eine Pfeilspitze erinnerte.

„Aber noch nicht nah genug“, entgegnete Tom.