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Charissa
Egal, wie sehr sich Charissa auch bemühte, die Beulen in ihrem hellblauen Pullover zu glätten, es nützte nichts. Der Kleiderbügel hatte deutliche Spuren hinterlassen. Sie hätte sich noch einmal im Spiegel anschauen sollen, bevor sie das Haus verlassen hatte. Jetzt musste sie mit diesen Hörnern vor ihre Studenten treten.
Na toll!
Sie würde ihr Seminar auf keinen Fall in ihrem Spaghettiträger-Top halten, denn Justin Caldwell und seine Kumpel würden dann bestimmt nur auf ihre übergroßen Brüste stieren. Seit sie diesen Kurs übernommen hatte, hatte Charissa mehrmals die Webseite mit den Kursleiter-Benotungen aufgerufen, und es war nicht schwer zu erraten, wer sie als „superscharf wie Chili“ bewertet hatte. Doch sie empfand das nicht als Kompliment. Dass einige Studenten sie als sehr streng beschrieben, schmeichelte ihr allerdings. Charissa Sinclair sei nicht leicht zufriedenzustellen. Das freute sie. Ein Student hatte geschrieben, der Kurs habe ihn in seinem „Wunsch zu schreiben“ bestätigt. Doch dann fuhr er fort, Charissa habe ihm auch dabei geholfen, seine „Gramatikenntnisse“ zu verbessern. Offensichtlich hatte er vergessen, die Rechtschreibprüfung zu aktivieren.
Eigentlich sollte sie den Bewertungen nicht so viel Bedeutung beimessen, dachte sie, als die Studenten in den Seminarraum kamen. Und sie sollte auch ihren Namen nicht bei Google suchen. Aber das war mittlerweile zu einer Gewohnheit für sie geworden, die sie einfach nicht ablegen konnte. Vielleicht würde sie sich in der nächsten Fastenzeit darauf konzentrieren, gegen ihre Eitelkeit anzukämpfen.
„Ich gebe Ihnen jetzt Ihre Arbeiten zurück“, sagte sie, sobald sie die Tür geschlossen hatte und Stille eingekehrt war. „Handy weg, Justin.“ Sie reichte ihm seine Arbeit. Er tippte weiter. Abwartend blieb sie neben ihm stehen. Wie gern sie ihm das Telefon in diesem Moment weggenommen und es ihm um die Ohren gehauen hätte. „Sofort!“ Widerwillig steckte er es in seinen Rucksack.
„Das waren überwiegend gute erste Versuche“, fuhr sie fort, während sie zum Lehrerpult zurückging. „Doch einige von Ihnen haben sich in der Analyse ausschließlich auf den ersten Abschnitt des Artikels konzentriert. Bei Ihrer Überarbeitung müssen Sie allerdings den ganzen Essay von Berry mit einbeziehen. Mit anderen Worten, lesen Sie die ganze Argumentation, bevor Sie eine Interpretation und Kritik schreiben.“ Also ehrlich! Hielten die Studenten sie eigentlich für so blöd? Dachten sie wirklich, sie würde nicht merken, dass sie nur die erste Seite des Essays gelesen hatten? „Außerdem sind die meisten in ihren Arbeiten nicht darauf eingegangen, dass dieser Essay im Jahr 1971 geschrieben wurde. Also: Inwiefern sind Berrys Gedanken zur amerikanischen Politik und Kultur von prophetischem Wert für unseren postmodernen Kontext? Verwenden Sie nicht nur Zitate aus seinem Essay. Ich will keine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Interpretieren Sie. Setzen Sie sich mit seiner Argumentation auseinander. Zeigen Sie, dass Sie zu kritischem Denken fähig sind, wenden Sie die rhetorischen Mittel an, die Sie an die Hand bekommen haben, und liefern Sie eine qualitativ gute Prosa ab.“
Die meisten Studenten hörten ihr gar nicht zu, sondern hatten sich bereits in die Randbemerkungen zu ihren Arbeiten vertieft. Charissa trank einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und wartete einen Augenblick ab, bevor sie wieder die Aufmerksamkeit ihrer Studenten forderte. „Bevor Sie sich zur Überarbeitung Ihrer Aufsätze in Zweiergruppen zusammenfinden, möchte ich einige allgemeine Gedanken zum Überarbeitungsprozess mit Ihnen teilen. Bei der Überarbeitung konzentrieren sich viele Studenten nur auf die sprachliche Ebene des Textes. Sie suchen nach den passenden Begriffen. Zwar ist die Wortwahl für Ihre Aufsätze sehr wichtig, denn ausdrucksstarke, präzise Sprache verleiht unseren Argumenten mehr Gewicht, aber bei der Überarbeitung geht es nicht nur darum, sprachlich am Text zu feilen. Haben Sie das große Bild im Blick. Denken Sie über das Thema nach. Denken Sie über –“
Nicht ohnmächtig werden. Ihr war schon wieder schwindelig. Schnell trank sie noch einen Schluck Wasser. Sie hatte gelesen, dass sie ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen sollte, um –
„Verlieren Sie das große Bild nicht aus dem Blick. Das Thema und –“
Sie strich sich mit der Hand über die Stirn. Der ganze Raum drehte sich um sie. „Scheuen Sie nicht davor zurück, Teile wegzulassen, die nicht dem größeren Zweck dienen –“
Auch wenn Sie –
Die Gesichter verschwammen vor ihren Augen. Sie streckte die Hand aus, hielt sich am Pult fest, taumelte und stürzte zu Boden.
* * *
Sollte dieser Zwischenfall in irgendeiner Form in den sozialen Medien auftauchen, würden Köpfe rollen. Charissa konnte nicht genau sagen, welcher ihrer Studenten ihr zuerst zu Hilfe geeilt war, aber Justin war ihr jedenfalls viel zu nah, als sie wieder zu sich kam, und ihr gefiel sein Grinsen nicht, als er auf sein Telefon schaute, bevor er es wieder in die Tasche steckte. „Alles in Ordnung, Miss Sinclair?“ Sidney, eine ihrer Lieblingsstudentinnen, kniete neben ihr.
Vorsichtig drehte sich Charissa um. An Aufstehen war nicht zu denken.
„Kann ich Ihnen irgendetwas bringen?“, fragte Sidney.
Die Studenten standen um Charissa herum und schauten sie erschrocken an. Zum Glück trug sie eine Hose und keinen Rock. „Ich … nichts. Nichts.“ Mühsam richtete sie sich auf und legte den Kopf auf ihre Knie. Sie hoffte nur, dass diese Ohnmachtsanfälle nicht noch häufiger auftreten würden, dass Bethany dieses Spielchen nicht noch einmal mit ihr treiben würde. „Es geht schon. Setzen Sie sich wieder auf Ihre Plätze.“ Aber sie traute sich noch nicht aufzustehen.
„Könnte mal jemand Hilfe holen?“, rief Sidney.
„Nein. Nein, mir geht es gut.“ Charissa rappelte sich auf und ließ sich dankbar auf dem Stuhl nieder, den Ben ihr schon zurechtgestellt hatte. Sie sollte eigentlich immer etwas zu essen in der Tasche haben, Mandeln oder Käse, irgendetwas mit viel Protein. Sie musste nur etwas essen und alles war wieder in Ordnung.
„Zehn Minuten Pause“, ordnete eine Stimme an. Nathan Allen betrat den Klassenraum und winkte die Studenten nach draußen. „In zehn Minuten kommen Sie wieder rein“, wiederholte er, als die jungen Leute plaudernd den Seminarraum verließen. Hinter dem Letzten von ihnen schloss er die Tür. „Ich rufe John an.“
„Nein, es geht mir gut.“
„Charissa.“
„Er wird sich nur unnötig Sorgen machen.“ Zum Glück war sie nicht auf den Bauch gefallen, aber ihr Ellbogen schmerzte. Sie hatte die Wucht des Aufpralls mit dem rechten Ellbogen abgefangen, wie es schien. Sie drückte ihn an ihren Körper.
Nathan musterte sie besorgt. „Ich denke, du solltest zum Arzt gehen und dich untersuchen lassen. Nur, um sicherzugehen, dass du dich nicht ernsthaft verletzt hast.“
„Das ist nicht nötig. Nur mein Ego hat einen Dämpfer abbekommen.“ Sie versuchte es mit einem trockenen Lächeln. „Aber ich werde darüber hinwegkommen.“ Was war peinlicher: ihre Abschlusspräsentation im letzten Semester zu verpassen, weil sie verschlafen hatte, oder vor ihren Studenten in Ohnmacht zu fallen? Obwohl sie an diesem Missgeschick keine Schuld trug, war es gut möglich, dass sich Dr. Gardiner und die anderen Fakultätsmitglieder fragen würden, ob sie mit diesem Kurs nicht doch überfordert war. Sie würde so schnell wie möglich das Gespräch mit Dr. Gardiner suchen, um voreiligen Entscheidungen in Bezug auf ihre Person vorzubeugen.
„Ich übernehme deinen Unterricht für heute“, bot Nathan an. „Ich habe gerade etwas Luft.“
„Ich bekomme das schon hin. Aber vielen Dank.“ Entschlossen stand sie auf – offensichtlich zu früh – und setzte sich ganz schnell wieder hin, bevor sie zu taumeln begann. Sie war definitiv nicht in der Lage, ihr Seminar zu Ende zu bringen, und es wäre den Studenten gegenüber nicht fair, die Überarbeitung ihrer Aufsätze zu verlangen, ohne ihnen zu erklären, worauf sie zu achten hatten. Mit einem tiefen Seufzer gab sie nach. „Vielleicht sollte ich doch lieber nach Hause gehen.“
Nathan holte sein Mobiltelefon aus der Tasche. „Ich rufe Hannah an. Sie holt dich bestimmt gern ab. Denn ich denke, dass du im Augenblick nicht selbst fahren solltest.“
So, wie sie sich im Augenblick fühlte, würde sie ihm garantiert nicht widersprechen.
* * *
Genau wie Nathan gesagt hatte, fuhr Hannah eine halbe Stunde später vor der Universitätsbibliothek vor. „Wohin soll ich dich fahren?“, fragte sie Charissa, nachdem diese sich angeschnallt hatte. Der Sicherheitsgurt wurde zunehmend unbequemer.
„Nach Hause, bitte.“
„Soll ich dich nicht lieber zum Arzt bringen?“
„Nein, das ist nicht nötig. Ich glaube, ich muss nur etwas essen und mich hinlegen.“ Die beiden Haferkekse aus dem Snack-Automaten hatten nicht wirklich gegen den Schwindel geholfen. „Danke, Hannah.“
„Gern geschehen.“
Wenn Mara sie abgeholt hätte, wäre sie bestimmt mit Fragen bombardiert worden oder hätte sich gut gemeinte Tipps und Geschichten von Maras Schwangerschaftserlebnissen anhören müssen. Aber Hannah schwieg während der Fahrt, und Charissa, der Smalltalk sowieso ziemlich schwerfiel, war sich nicht sicher, ob sie ein Gespräch beginnen sollte. Normalerweise war Hannah immer diejenige, die ein Gespräch begann. Vielleicht war sie müde. „Geht es dir gut?“, fragte sie Hannah nach einigen Minuten unbehaglichen Schweigens. „Wir haben dich am Sonntag im Gottesdienst vermisst.“
„Ja. Danke. Ich hatte nur Kopfschmerzen, sonst nichts.“
„Nathan hat uns die Sache mit deinem Haus erzählt. Es ist doch toll, dass ihr nicht erst einen Käufer dafür suchen müsst.“
„Das stimmt. Eine tolle Gebetserhörung.“
„Und wann fahrt ihr nach Chicago, um deine Sachen zusammenzupacken?“
„Ich denke, am Samstag.“
„Wenn ihr wieder zurück seid und Hilfe beim Ausladen braucht, hilft John euch bestimmt gern.“
Hannah hielt den Blick fest auf die Straße gerichtet. „Danke. Das weiß ich zu schätzen.“
Als sie ein paar Minuten später bei ihrem Haus ankamen, ließ Hannah den Motor weiterlaufen. „Soll ich dir ins Haus helfen?“, fragte sie.
„Nein, das geht schon, danke. Du kannst gern noch mit reinkommen, wenn du möchtest.“
„Lieber nicht. Du solltest dich jetzt ausruhen. Sag Bescheid, wenn du sonst noch etwas brauchst, okay?“
„Das mache ich“, erwiderte Charissa. „Dann sehen wir uns am Freitag?“
„Am Freitag?“
„Zur Gebetsgruppe –“
„Stimmt“, sagte Hannah. „Am Freitag.“
Während Charissa vorsichtig die Stufen zur Haustür hinaufstieg, fügte sie noch einen Namen zu ihrer Gebetsliste hinzu: Becca, Mara, Jeremy, Abby. Und Hannah Allen.
Becca
Im Land der Schlösser und Ritter war die Ritterlichkeit verloren gegangen. Mit einem verächtlichen Blick ging Becca an einem halben Dutzend junger Männer vorbei, die in der U-Bahn ihren Platz behaupteten und nicht einmal für eine Mutter mit zwei kleinen Kindern aufstanden. „Halt dich gut fest, Liebes“, sagte die Mutter und legte die Hand ihrer Tochter an eine Haltestange. Das kleinere Mädchen trug sie auf dem Arm.
Nur Touristen unterhielten sich in dem Waggon. Sie waren an ihrem Akzent zu erkennen und daran, dass sie das Gleichgewicht verloren, wenn die U-Bahn beschleunigte oder eine Rechtskurve nahm. Becca hatte sich früher auch mit beiden Händen an den Haltegriffen festgeklammert. Jetzt stellte sie sich lässig in den Gang, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Nicht, dass sich die Londoner überhaupt für sie interessiert hätten. Sie konzentrierte sich auf die bunten Linien des U-Bahn-Netzes oberhalb der Fenster und stieg am Russell Square aus.
„Könnte ich bitte einen Kaffee bekommen?“, fragte sie den älteren Kellner hinter dem Tresen, nachdem sie das Café auf dem Platz betreten hatte. An diesem ungewöhnlich milden Frühlingstag herrschte Hochbetrieb im Park; es wimmelte regelrecht von Joggern, Hundebesitzern und Leuten, die es sich mit einem Buch auf einer der Parkbänke gemütlich gemacht hatten. Während der Kellner ihren Kaffee zubereitete, beobachtete sie die Gäste, die die Vögel fütterten, obwohl es verboten war. Die frechen Tauben ließen sich von den Habicht- und Eulennachbildungen offenbar nicht beeindrucken.
„Bitte schön, meine Liebe“, sagte der Kellner und stellte den Becher vor ihr auf den Tresen. Sein freundliches Lächeln gab Becca beinahe den Rest. Sie zählte eilig ihre Münzen ab und suchte sich einen Tisch, an dem sie ungestört lernen konnte. Sie war mit ihren Seminararbeiten im Verzug, und obwohl ihre Professoren nachsichtig mit ihr gewesen waren, ging ihre Gnadenfrist nun doch langsam zu Ende. Für die Trauer – das hatte sie inzwischen erkannt – gab es ein Verfallsdatum, und wenn dieses überschritten war, dann hatte man nur noch wenig Mitleid und Verständnis zu erwarten, außer vielleicht von denen, die ebenfalls einen Verlust erlitten hatten.
„Aber wir wollen doch nur die alte Becks zurück!“, hatte Pippa gesagt, als Becca wieder einmal eine Einladung zum Karaoke-Abend abgelehnt hatte. „Komm schon. Es würde dir bestimmt guttun, mal wieder etwas Spaß zu haben.“
Doch sie hatte kein Interesse daran. Sie schaute hoch, als ein Mann im Trainingsanzug an ihr vorbeijoggte und an einer Bank in der Nähe Sprünge, Dehnungsübungen und Liegestütze machte.
Kein Interesse.
Auch ihre Freunde aus der Schule und dem College, von denen einige ihr besorgte und tröstende E-Mails geschickt hatten, als sie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter erhalten hatten, kümmerten sich inzwischen wieder um ihre eigenen Angelegenheiten. Sie nahm ihnen das nicht übel. Zumindest nicht allzu sehr. Einige von ihnen hatten bestimmt auch Verluste erlebt, die Becca ihrerseits nicht wahrgenommen oder für die sie nur wenig Verständnis gezeigt hatte.
Am Nachbartisch warf eine junge Frau in ihrem Alter einer weißen Taube ein paar Krümel zu. „Pst“, sagte sie, als sie merkte, dass sie dabei beobachtet wurde. „Verrate mich nicht.“ Sie klopfte ihre Hände ab und goss sich aus einer kleinen Kanne eine Tasse Tee ein.
Becca musterte ihr Gesicht. Die Art, wie sie den Tee eingoss, hatte eine Erinnerung in ihr wachgerufen. „Du kommst mir irgendwie bekannt vor“, sagte sie, während sie gedanklich alle Möglichkeiten durchging und schließlich bei der wahrscheinlichsten hängen blieb. „Du arbeitest nicht zufällig in dem Hotel hier in der Nähe, oder?“
„Doch, im Tavistock Inn. Aber heute habe ich meinen freien Tag.“ Sie drehte sich zu Becca um, und ihr Gesicht leuchtete auf, als sie sie wiedererkannte. „Jetzt erinnere ich mich: Du hast ein paarmal mit deiner Mutter Tee bei uns getrunken, richtig? Ihr kommt aus Amerika, und sie hat dich vor Weihnachten hier besucht.“
Becca versuchte, den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken. Warum hatte sie dieses Gespräch begonnen? Jetzt würde jeden Moment die unausweichliche Frage kommen. Dass sie sich ausgerechnet an diesen Tisch hatte setzen müssen … ausgerechnet neben …
„Deine Mutter ist so nett. Sie hat ein Empfehlungsschreiben verfasst und es meinem Vorgesetzten gegeben, bevor sie abgereist ist. Das hat noch nie jemand für mich getan, und ich hatte gar keine Gelegenheit, mich bei ihr zu bedanken. Das war wirklich sehr freundlich von ihr.“
Ja, dachte Becca, das passte zu ihrer Mutter. Um weiteren höflichen Fragen zuvorzukommen, platzte sie mit der ungeschönten Wahrheit heraus: „Meine Mutter ist gestorben.“
Das Mädchen schaute sie betroffen an. Vielleicht hatte Becca auf genau diese Reaktion gehofft, als sie so schonungslos gesagt hatte, was passiert war: Schock. Vielleicht wünschte sie sich Mitgefühl von einer Fremden, weil das Mitgefühl ihrer Freunde mehr und mehr abflaute. „Deine Mutter –“
„Ja, an Krebs.“
„Aber sie hat keinen Ton –“
„Damals wusste sie es noch nicht.“ Becca legte beide Hände um ihren Kaffeebecher und konzentrierte sich auf drei Tauben, die auf weitere Leckerbissen warteten. „Ich bin übrigens Becca.“ Wenn sie schon eine solch schockierende Nachricht mit einer Fremden teilte, dann war es nur fair, sich namentlich vorzustellen.
„Ich bin Claire. Und leider erinnere ich mich nicht mehr an den Namen deiner Mutter.“
„Meg. Meg Crane.“
„Mrs Crane, richtig.“ Mitfühlend schaute sie Becca an. „Du hast ihre Augen.“
Diese Augen füllten sich nun mit Tränen. Pippa hatte ihre Mutter kennengelernt. Und Harriet und Simon auch. Doch keiner von ihnen hatte diese Beobachtung gemacht. Ich hoffe, unser Baby hat deine Augen, hatte ihr Vater an dem Tag, als die erste Ultraschalluntersuchung gemacht wurde, an ihre Mutter geschrieben. Becca hatte die Karte in Megs Schreibtisch gefunden und nach der Beerdigung in ihre Tasche gesteckt. Es war eine der wenigen Karten, die sie nach London mitgenommen hatte.
„Es tut mir leid, Becca. Ich wollte nicht …“
„Nein. Ist schon gut. Es ist nur …“
Claire nickte. „Ich weiß.“ Irgendetwas an ihrem Tonfall sagte Becca, dass sie tatsächlich Bescheid wusste. Vielleicht entwickelte man, wenn man trauerte, auch ein feines Gespür für verwandte Seelen. „Ich habe gemerkt, dass es ihr nicht gut ging, als sie hier war“, fuhr Claire fort. „Sie ist ja auch früher abgereist, aber ich konnte doch nicht ahnen, dass es ihr so schlecht ging. Es tut mir wirklich leid.“
Der Grund dafür war nicht der Krebs, erwiderte Becca im Stillen, sondern ihr Kummer. Wegen mir. Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Tasche und putzte sich die Nase. „Danke. Ich erinnere mich, dass sie gesagt hat, du seist sehr freundlich zu ihr gewesen.“ Ganz anders als ich, dachte sie noch, und dieses Eingeständnis schmerzte.
„Möchtest du darüber reden?“, fragte Claire. „Ich meine, über deine Mutter?“
Becca überlegte einen Augenblick und rückte ihren Stuhl zurecht. Ja. Das wollte sie tatsächlich.
* * *
Es war der „Flugzeugeffekt“, redete sich Becca ein, während sie Claire im Laufe der nächsten Stunde ihr Herz ausschüttete: Man stieg in Chicago ins Flugzeug, setzte sich neben einen Fremden, und wenn man in Philadelphia ankam, kannte man seine ganze Lebensgeschichte. Oder umgekehrt.
Claire hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen, und Becca teilte einige ihrer liebsten Kindheitserinnerungen mit ihr: wie sie mit ihrer Mutter alte Filme mit Cary Grant angeschaut hatte, wie sie zu Liedern von Frank Sinatra getanzt und Abba-Songs geschmettert hatten, wenn Großmutter nicht zu Hause gewesen war, und wie sie zugehört hatte, wenn ihre Mutter Lieder von Debussy, Chopin oder Liszt auf dem Klavier spielte. „Sie wollte mir auch Klavierunterricht geben, aber ich wollte lieber tanzen. Darum hat Mama gespart, damit ich Ballettunterricht nehmen konnte, und sie hat nicht eine einzige meiner Aufführungen versäumt.“
„Eine wundervolle Mutter.“
„Das ist sie. Ich meine, war sie.“ Becca biss sich auf die Lippe. „Hier“, sie holte ihr Telefon hervor, „ich zeige dir ein Foto von ihr. Ich meine, du kennst sie ja. Aber das hier ist nur wenige Tage vor …“ Sie scrollte durch ihre Fotos, bis sie das Bild fand, das sie suchte: ihre Mutter mit dem blauen Schmetterling auf der Schulter. Das war eines ihrer Lieblingsfotos, nicht nur wegen des Ausdrucks in Megs Gesicht – die Verblüffung, das Staunen, die Freude –, sondern weil das Gesicht ihrer Mutter irgendwie zu leuchten schien.
„Oh. Sie sieht wunderschön aus!“ In Claires Augen schimmerten Tränen.
Wie konnte es sein, dass ein Mädchen, das ihr eigentlich vollkommen fremd war, sich so tief anrühren ließ von ihrem Schmerz, während Beccas Freundinnen keinerlei Interesse an Fotos oder Geschichten von ihrer Mutter zeigten? „Der Schmetterling hat die gleiche Farbe wie das Kleid, das sie zur Hochzeit ihrer besten Freundin tragen wollte. Aber eine Woche vorher ist sie gestorben. Darum habe ich ihrer Freundin angeboten, das Kleid zu tragen und an Mamas Stelle zu stehen.“
„Darüber hätte sie sich bestimmt gefreut.“ Claire gab ihr das Telefon zurück.
Becca konnte nicht anders, sie redete einfach weiter. „Sie hat mir auch eine Geschichte von meinem Vater erzählt. Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, weil er starb, bevor ich geboren wurde. Er hat sie am Valentinstag zum Tanzen eingeladen – sie müssen damals etwa in der neunten Klasse gewesen sein –, und sie hat ihr ganzes Geld gespart, weil sie sich in ein blaues Chiffonkleid verliebt hatte und es unbedingt kaufen wollte. Doch meiner Großmutter hat das Kleid nicht gefallen. Darum hat sie es nicht gekauft. Dieses Brautjungfernkleid war ganz ähnlich wie das Kleid von damals.“ Becca drückte die Handflächen an ihre Augen. „Ich wünschte, sie hätte die Gelegenheit gehabt …“
So viele verpasste Gelegenheiten. So viele „Wenn sie doch nur …“ Sie alle fachten das Gefühl von Reue in Becca an. „Weißt du, worüber ich in den vergangenen Tagen immer wieder nachdenken musste?“, fragte sie und rieb sich das Gesicht. Claire wartete. „Über meine Hochzeit.“
„Du willst heiraten?“
„Nein. Ich meine, noch nicht. Ich meine, ich bin in einer festen Beziehung, aber … nein.“ Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Nase. „Ich denke über die Zukunft nach, darüber, dass ich keinen Vater habe, der mich zum Altar führt, und dass meine Mutter nicht da sein wird, um diesen Augenblick mit mir zu erleben. Sie wird keinen dieser besonderen Augenblicke mehr mit mir teilen.“ Das war der Teil, den sie sich nicht vorstellen, den sie nicht akzeptieren konnte. Diese Endgültigkeit, dieses „Nie wieder“. Nie wieder würde ihre Mutter sie tröstend in den Arm nehmen. Nie wieder würde sie die Freude ihrer Mutter teilen. Und obwohl sie sich versöhnt und in Liebe voneinander verabschiedet hatten, würde sie das Vertrauen ihrer Mutter nie wieder zurückgewinnen können. Oder ihre Anerkennung.
„Das kann ich gut verstehen“, erwiderte Claire. „Ich werde für dich beten.“
Obwohl Claire diese Worte nicht in der sorglosen, oberflächlichen Art aussprach wie die meisten anderen, versteifte sich Becca. Es war ein Leichtes, trauernden Menschen zu sagen, dass man für sie betete. Ob man dieses Versprechen dann auch hielt, war etwas ganz anderes. Doch eigentlich spielte es auch keine Rolle. Was nützte Gebet schon? Ein Gebet waren nur Worte, hinausgesprochen ins Leere, damit sich die Person, die das Gebet sprach, besser fühlte; ansonsten bewirkte es nichts. „Vielen Dank, dass du mir zugehört hast.“ Becca räumte ihren Müll zusammen und steckte ihn in den leeren Becher.
„Gar kein Problem. Jederzeit gerne wieder! Ich meine das ernst. Komm einfach im Hotel vorbei.“ Claire nahm einen Zettel aus ihrer Tasche, kritzelte ihre Telefonnummer darauf und reichte sie Becca. „Gehst du eigentlich zur Kirche?“, fragte sie.
„Nein.“ Auf ein solches Gespräch hatte sie gerade überhaupt keine Lust. Eigentlich schade, denn sie hätte sich eine Freundschaft mit Claire vorstellen können. Aber nicht auf dieser Basis. Aus reiner Höflichkeit steckte sie den Zettel in ihre Tasche. „Entschuldige, ich muss jetzt los.“
Claire schien noch etwas sagen zu wollen, aber Becca hängte sich eilig ihre Tasche über die Schulter. „Komm ruhig jederzeit vorbei“, bot Claire erneut an, „wenn du reden möchtest.“
Danke, lieber nicht. Becca verabschiedete sich mit einem flüchtigen Winken und setzte sich in Bewegung. Claire war offensichtlich ein „Jesus-Mensch“. Und was Becca auf gar keinen Fall brauchte war Jesus.
Mara
„Sie wird sich bestimmt bald allein umdrehen“, sagte Mara zu Abby, als Madeleine auf dem Teppich im Wohnzimmer von Jeremys Apartment den Kopf hob und sich abstützte. „So hat Jeremy sich immer fortbewegt. Er ist von einer Seite des Zimmers zur anderen gerollt.“ Es war unglaublich, welche Fortschritte ihre Enkelin in nur zwei Wochen gemacht hatte. Maras Entschlossenheit wuchs: Auch wenn Abby und Jeremy es vielleicht übergriffig fanden – sie wollte Maddie jede Woche mindestens einmal sehen, und am liebsten sogar noch öfter. Sie würde ihr Angebot, auf sie aufzupassen, also auf jeden Fall aufrechterhalten.
Falls Abby erstaunt gewesen war, ihre Schwiegermutter um 8:30 Uhr vor der Tür stehen zu sehen, hatte sie sich dies jedenfalls nicht anmerken lassen. Sie hatte auch keine Einwände erhoben. Nachdem Mara die Jungen an der Schule abgesetzt hatte, hatte sie beschlossen, einfach unangemeldet bei ihrer Schwiegertochter reinzuplatzen. „Leg dich doch noch ein wenig hin“, bot sie an. „Ich passe auf sie auf. Ich brauche erst in einer Stunde im Crossroads-Haus zu sein.“
„Hat Jeremy nichts gesagt?“
„Was denn?“
„Meine Schicht im Krankenhaus hat sich geändert. Ich arbeite jetzt nachmittags. Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, keine Nachtschicht mehr zu haben!“
„Oh. Er hat wohl vergessen, es mir zu erzählen.“
„Das ist auch erst seit dieser Woche so.“
Dann war es vielleicht gar nicht mehr nötig, dass sie an einigen Vormittagen in der Woche auf Madeleine aufpasste. Vielleicht konnte sie stattdessen abends aushelfen, wenn beide arbeiten mussten. Falls Jeremy Arbeit hatte.
Abby drehte Madeleine auf den Rücken und rasselte mit einem Spielzeugäffchen, um ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Maddie strahlte. „So schön kann meine Süße lachen?“, fragte Abby und ging mit ihrem Gesicht so nah an das ihrer Tochter heran, dass sich ihre Nasen berührten. Maddie kicherte. „So schön kannst du lachen?“ Das Mädchen lachte gurgelnd, und auch Mara begann zu lachen.
„Ach, dieses Baby!“, schwärmte Mara und setzte sich neben ihrer Enkeltochter auf den Boden. „Ich könnte sie auffressen, so süß ist sie.“ Mara drückte den Bauch des blauen Elefanten. Das Quietschen brachte Maddie erneut zum Lachen. „Schläft sie jetzt etwas besser?“
„Ja, so langsam wird es.“
„Wenn man in der Nacht geschlafen hat, geht es einem doch gleich viel besser.“
Abby nickte. „Möchtest du etwas trinken?“
„Nein, alles gut. Danke. Aber hol dir doch selbst etwas. Ich passe solange auf sie auf.“
Während Abby sich eine Tasse Tee machte, lag Mara mit Madeleine auf dem Fußboden, kitzelte sie am Bauch und rasselte mit ihrem Spielzeug. Ein Baby ließ die ganze Welt gleich viel freundlicher erscheinen. „Ich glaube, ich habe Jeremy letzte Woche verärgert“, sagte Mara, als Abby mit ihrer dampfenden Tasse zurückkam. „Bestimmt hat er dir von der Idee mit der Kellerwohnung erzählt.“
„Ja. Das war ein sehr großzügiges Angebot von dir. Wir sind sehr dankbar dafür.“
„Ich bin nicht sicher, ob er das auch so sieht.“ Mara richtete sich auf, und ihre Hand ruhte auf Madeleines Bauch.
„Er weiß, dass du es nur gut gemeint hast. Aber weißt du, er möchte gern selbst für seine Familie sorgen.“
„Ja, das verstehe ich. Ich wünschte, ich hätte mein Angebot vorher besser durchdacht. Aber du kennst mich ja, ich gerate immer wieder in Schwierigkeiten, weil ich rede, ohne vorher darüber nachzudenken.“
„Es ist ja nichts passiert, Mama.“
Mara drückte Madeleine einen Kuss auf beide Wangen. Sie würde alles für sie tun. Für alle. Alles, was in ihrer Macht stand.
„Ich bin froh, dass du heute Morgen vorbeigekommen bist“, sagte Abby und nahm einen weiteren Schluck Tee aus ihrem Becher. „Ich war kurz davor, dich anzurufen.“ Mara zog fragend die Augenbrauen in die Höhe. „Ich mache mir nämlich Sorgen um Jeremy. Ich habe den Verdacht, dass er wieder trinkt.“
Das kam unerwartet, wie ein Schlag in die Magengrube. „Wie kommst du darauf?“
„In der Woche, bevor meine Schicht geändert wurde, kam er an einigen Abenden spät nach Hause. Und ich meinte, Alkohol gerochen zu haben. Er hat sich ganz normal verhalten, aber …“
„Nein. Nein, ich verstehe. Selbst ein kleines bisschen könnte …“
„Genau.“
Alkohol war etwas, bei dem Jeremy kein Maß kannte. Seit fünf oder sechs Jahren war er jetzt trocken, und es war ein langer Weg dorthin gewesen. Obwohl Abby zweifellos über seine früheren Kämpfe mit der Sucht Bescheid wusste, kannte sie ihn nur clean.
„Im Augenblick steht er ziemlich unter Druck“, fuhr Abby fort, „und ich weiß, dass er sehr niedergeschlagen ist. Vielleicht sogar deprimiert. Ich habe ihm gesagt, dass ich auch umziehen würde. Dass, wenn sich die Arbeitslage hier nicht bessert, wir irgendwohin ziehen sollten, wo er einen neuen Job finden kann.“
Mara bemühte sich um Gelassenheit und versuchte zu überspielen, dass sich diese Information wie ein weiterer Schlag in den Magen anfühlte.
„Meine Eltern haben gesagt, die Situation in Ohio sei etwas besser als hier. Aber ich denke, wir sollten vielleicht sogar noch weiter in den Süden ziehen. Nach Texas zum Beispiel. Dort könnte er das ganze Jahr über auf dem Bau arbeiten.“
Nach Texas?
Abby stellte ihren Becher auf den Couchtisch und nahm Madeleine auf den Arm. „Wenn er eine Vollzeitbeschäftigung findet, dann könnte ich meinen Job aufgeben und mit Maddie zu Hause bleiben. Er weiß, wie sehr ich mir das wünsche. Eigentlich wünschen wir es uns sogar beide.“
Mara würde alles für sie tun. Alles, was in ihrer Macht stand. Aber sie ziehen lassen?
O Gott!
Bitte nicht!
* * *
Als Mara Charissa nachmittags bei der Vorbereitung des Abendessens half, fragte sie, ob sie Näheres über Jeremys und Abbys Pläne wisse. „Nein, gar nichts. John hat mir nichts davon erzählt.“ Charissa setzte das Messer an und schnitt das Gemüse für die Asiapfanne klein. Diese Woche würde sie die Kochwette gewinnen. „Und ich hoffe sehr, dass es nicht John war, der ihn in Versuchung gebracht hat. Ich habe nämlich mitbekommen, dass er Jeremy letzte Woche auf einen Drink eingeladen hat. Ich habe allerdings nicht gefragt, wo sie waren. Es tut mir so leid! Wenn wir Bescheid gewusst hätten, dann hätten wir niemals –“
„Nein, ich weiß.“
„In den vergangenen Wochen ist er auch nicht zum Gottesdienst gekommen.“ Charissa gab die grüne Paprika in die Pfanne und sprang erschrocken zurück, als das heiße Öl spritzte. „Letzte Woche ist Abby allein mit Madeleine gekommen. Sie stellt mittlerweile tiefgehende Fragen über das Leben und den Glauben, aber ich befürchte, dass John noch nicht wirklich weitergekommen ist. Es tut mir leid, Mara! Ich bete für euch. Können wir sonst noch etwas tun?“
Nein. Nichts. Niemand konnte etwas tun.
Hannah
Hannah goss sich eine Tasse Tee ein und schaute hinaus in die morgendliche Dunkelheit. Sie hätte Maras verzweifelten Anruf bezüglich Jeremy entgegennehmen sollen. Stattdessen hatte sie einige Stunden gewartet, ihrer Freundin dann eine oberflächliche Nachricht geschickt und ihr versichert, sie werde für sie beten – was sie bisher allerdings noch nicht getan hatte. Zumindest nicht von ganzem Herzen.
Am liebsten würde sie das Gruppentreffen am Abend schwänzen. Sie könnte sagen, dass sie früh am Samstagmorgen nach Chicago aufbrechen wollten und ihr das alles zu viel werden würde. Das war nicht unbedingt eine Lüge. Sie hatte wirklich keine Kraft dazu. Und mehr noch als das: Sie verspürte auch nicht den Wunsch, sich mit den anderen zu treffen.
Auf Nathans Drängen hin hatte sie Steve Anfang der Woche geschrieben, dass sie am Wochenende nach Chicago kommen würden, um ihre Sachen zusammenzupacken. Er hatte sofort geantwortet und sie in den Gottesdienst eingeladen, was sie jedoch abgelehnt hatte. „Wie wäre es denn mit einem Abschiedsfest nach dem zweiten Gottesdienst?“, hatte er daraufhin geschrieben. „Dann hätten wir wenigstens die Gelegenheit, uns von dir zu verabschieden und dir unsere guten Wünsche mit auf den Weg zu geben.“ Widerwillig hatte sie zugestimmt. Ob Nancy und Doug wohl auch kommen würden?
In Bademantel und Pantoffeln kam Nathan in die Küche geschlurft. „Du bist aber schon früh auf.“ Normalerweise saß er schon mit seiner Bibel und dem Notizbuch am Tisch, wenn Hannah herunterkam. „Hast du nicht gut geschlafen?“
„Nicht besonders.“
„Habe ich wieder geschnarcht?“
„Nein.“
Er gab Kaffeepulver in die Kaffeemaschine und schaltete sie an. „Dir geht gerade viel durch den Kopf, nicht?“
Sie nickte. Morgen würde sie nach fast acht Monaten zum ersten Mal wieder ihr Haus betreten. Sie und Nathan würden dort und in ihrem Büro ihre Sachen zusammenpacken. Wenn sie beide zügig arbeiteten, konnten sie es an einem Tag schaffen. Die Nacht würden sie in einem Hotel verbringen. Und nachdem sie die in aller Eile organisierte Abschiedsfeier hinter sich gebracht hatten, würden sie in den Transporter steigen, und sie würde ihr altes Leben endgültig hinter sich lassen. Dass sie sich so wenig Zeit nahmen, würde der Gerüchteküche in Bezug auf die „wahren Gründe“ für ihren Weggang noch zusätzlich Nahrung geben. „Ich hoffe nur, dass Heather beim Ausräumen nicht im Haus bleibt“, sagte sie, ohne den Blick vom Küchenfenster zu nehmen. „Ich möchte allein in meinem Haus sein.“
„Dann sag ihr das doch einfach.“
„Du weißt doch, dass ich so was nicht mache.“
„Warum nicht?“
„Weil ich anderen Leuten in der Regel nicht sage, was ich möchte.“
„Und auch nicht, was du brauchst“, fügte er leise hinzu – wobei seine Worte nichts Anklagendes hatten.
Hannah stellte ihren Becher ab. Er drehte sie sanft zu sich herum und ergriff ihre Hände. „Dann musst du das üben“, sagte er. „Ich stelle mich gern als Übungsobjekt zur Verfügung. Sag mir eine Sache, die du dir wünschst.“
Sie zögerte. Auf die Worte „Ich wünsche mir“ sollte eigentlich etwas Bedeutsames folgen. Zum Beispiel, dass Gottes Reich kommen sollte. Oder dass sie eine treue Verwalterin der Dinge sein wollte, die Gott ihr anvertraut hatte. Diese Worte für weniger wichtigere Dinge zu verwenden erschien ihr selbstsüchtig.
„Komm schon, Shep. Irgendetwas.“
Sie schaute ihn an. „Ich wünsche mir …“
„Sprich es schnell aus. Ohne darüber nachzudenken. Ich wünsche mir …“
Okay. Prima. Er wollte, dass sie geradeheraus war? Dann würde sie jetzt geradeheraus sein. „Ich wünsche mir, auf der anderen Bettseite zu schlafen.“
Nathan lachte. „Okay. Das war doch richtig gut. Sie gehört dir. Wir tauschen gleich heute Abend. Was noch?“
Als sie längere Zeit nicht antwortete, fragte er: „Überarbeitest du deine Wünsche gerade, oder weißt du wirklich nicht, was du willst?“
„Beides.“
„Okay. Dann sag etwas, das du gerade gedanklich überarbeitest.“
Hannah schloss die Augen und platzte heraus: „Ich möchte ein Haus, das uns beiden gehört.“ Sie öffnete die Augen, um seine Reaktion sehen zu können. Sie konnte sie nicht deuten.
„Sprich weiter.“
Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er würde nachfragen, was ihr auf der Seele lag, bis er sicher war, dass sie alles ausgesprochen hatte. Darum atmete sie tief durch und sagte: „Ich wünsche mir ein Haus, in dem ich nicht das Gefühl habe, ein Dauergast zu sein, in dem ich mich nicht als Eindringling fühle.“
„Aber du bist doch kein Eindringling –“
„Nein, hör zu“, sie hob die Hand und legte ihre Finger an seine Lippen, um nicht unterbrochen zu werden. „Du hast mich gefragt, und ich spreche jetzt aus, was ich empfinde, Nate. Das ist dein Haus. Deins und Jakes. Das wird immer so sein. Egal, wie oft wir die Möbel umstellen und es neu dekorieren, es ist und bleibt dein Haus. Und es fällt mir schwer, mich hier einzuleben. Ich weiß nicht, wie ich es zu meinem Zuhause machen kann. Zu unserem Zuhause.“
Die Kaffeemaschine hörte auf zu gurgeln. Im Obergeschoss klingelte ein Wecker. Jake würde jeden Moment aufstehen und sich für die Schule fertig machen. Sie hätte dieses Gespräch nicht anfangen sollen. „Siehst du? Ich hätte es lieber für mich behalten sollen.“
Er goss sich eine Tasse Kaffee ein. „Das habe ich nicht gedacht.“
„Dann sag etwas. Was hast du gedacht?“
„Dass ich wünschte, du würdest dich frei genug fühlen, um mit mir über deine Gefühle zu reden. Ich dachte, wir hätten bereits einiges aufgearbeitet. Ich dachte, dass du mir gegenüber offen und ehrlich sein kannst, anstatt mir nur vorzuspielen, dass alles in Ordnung ist.“
„Aber du wusstest doch, dass nicht alles in Ordnung ist. Ich habe dich doch an meinen Sorgen und Problemen teilhaben lassen.“
„Das stimmt“, erwiderte er. „Ich weiß um deine Gefühle in Bezug auf die Westminster-Gemeinde, auf Heather, ich weiß um deine Trauer um Meg und dass dir das alles sehr zusetzt. Aber ich wusste nicht, dass du hier unglücklich bist.“
Sie war nicht unglücklich. Hatte sie etwa gesagt, sie sei unglücklich? Er hatte sie gedrängt, über ihre Wünsche zu sprechen, und sie hatte einen benannt. Wenn sie das doch nur gelassen hätte! Sie wusste schon, warum sie ihre Gedanken und Wünsche lieber für sich behielt, denn in der Offenheit lag immer auch die Gefahr eines Konfliktes. Es fiel ihr leichter, den Mund zu halten, ihre Sehnsüchte allein vor Gott auszubreiten und ihn um die Gnade zu bitten, die Geschenke, die ihr angeboten wurden, annehmen zu können, anstatt zu versuchen, ihre Wünsche selbst in die Tat umzusetzen. „Vergiss einfach, was ich gesagt habe. Ich wollte das alles nicht.“
„Und was wolltest du dann? Wolltest du dich weiter elend und wie ein Eindringling fühlen, und das alles mit dir selbst ausmachen? So kann eine Ehe nicht gelingen, Hannah.“ Oben waren Schritte zu hören. „Wir reden später weiter“, sagte Nathan in einem Tonfall, der wahrscheinlich nicht so klingen sollte, als würde er gerade mit einer Achtjährigen reden. Doch genau so klang er. Anschließend begrüßte er Jake mit einem fröhlichen: „Hey, Kumpel! Hast du Lust auf Rührei?“ Hannah stellte ihre halbvolle Teetasse ab, band die Schleife an ihrem Bademantel neu und verzog sich nach oben.
* * *
Er hat recht, dachte sie, während sie in Megs Garten die Vogelhäuschen mit Futter füllte und anschließend die Post sortierte. Doch auch er war ihr gegenüber nicht ganz aufrichtig, denn offensichtlich gab es ein Problem mit Jake, das Nathan nicht mit ihr besprach. Natürlich erwartete sie nicht von ihm, dass er Jakes Vertrauen missbrauchte, aber es wäre doch bestimmt möglich, sie an seinen Schwierigkeiten als Vater teilhaben zu lassen, ohne gleich intime Einzelheiten über seinen Sohn preiszugeben. Wie sollten sie als Mann und Frau Anteil nehmen an dem, was in dem jeweils anderen vorging, wenn er sie von seinen Vaterpflichten ausschloss?
Durch das Küchenfenster beobachtete sie, wie die Meisen dankbar das Vogelhäuschen umschwärmten. Ach, wenn sie jetzt doch nur mit Meg zusammen am Tisch sitzen und eine Tasse Tee trinken könnte! Meg würde sie nicht verurteilen, weil sie sich so unglücklich fühlte – wie eine Fremde in ihrem neuen Leben. Meg würde ihr aufmerksam und voller Mitgefühl zuhören und für sie beten. Nicht, dass Mara und Charissa kein Mitgefühl hatten. Aber zu ihnen empfand Hannah nicht dieselbe Verbindung wie zu Meg. So einfach war das. Sie vermisste ihre Freundin. Ganz schrecklich sogar!
Seltsam, dass Megs Haus, das sie bei ihrem ersten Besuch vor einigen Monaten als so bedrückend und einsam empfunden hatte, inzwischen einer der wenigen Orte war, an dem Hannah das Gefühl hatte, auf ihre Seele hören und durchatmen zu können.
Sie setzte sich an Megs Tisch und barg den Kopf in ihren Händen. Nur noch zwei Wochen bis Karfreitag, und noch nie hatte sie sich so unvorbereitet gefühlt. Normalerweise nutzte sie die Fastenzeit zum Beten, und um darüber nachzudenken, ihr altes Wesen abzulegen und stattdessen für Christus zu leben. Vielleicht hatte sie Karfreitag und Ostern deshalb so wenig Beachtung geschenkt, weil sie vor Megs Tod schon so intensiv über dieses Thema nachgedacht hatte. Stundenlang hatte sie über die Kreuzigungs- und Auferstehungstexte meditiert. Warum also scheute sie sich jetzt davor?
Charissa hatte sie gebeten, den Text für heute Abend auszuwählen. Doch keine der Gebetsübungen hatte sie wirklich angesprochen. War das nicht schrecklich? Keine Stelle aus der Bibel hatte ihr Interesse geweckt und sie dazu inspiriert, sich näher mit ihr zu befassen. Aber so war es nun mal. Sie verspürte keine Lust, in der Bibel zu lesen. Sie wollte nicht beten. Wenigstens würde sie die Gottesdienste in der Westminster-Gemeinde nicht mitgestalten müssen. Daran teilnehmen allerdings schon. Wenn auch widerwillig. Aber vor der Gemeinde stehen? Nein.
Müde rieb sie ihre Augen. Sie akzeptierte die geistliche Dürre, ohne nach einer Quelle zu suchen. Das war ihr bewusst. Aber sie war zu ausgelaugt, um auf die Suche zu gehen. So war es nun mal. Vielleicht war es nun an Gott, sie in der öden, ausgedörrten Landschaft ihrer Seele zu suchen.
Teil 2
Zerbrochen und ausgegossen
* * *
Wie ein Hirsch nach frischem Wasser lechzt, so sehne ich mich nach dir, mein Gott! Ich dürste nach Gott, nach dem wahren, lebendigen Gott. Wann darf ich zu ihm kommen, wann darf ich ihn sehen? Tränen sind meine Nahrung bei Tag und Nacht, weil man mich ständig fragt:
„Wo bleibt er denn, dein Gott?“
Psalm 42,2–4
5
Charissa
Trotz der vielen Arbeit, die auf sie wartete – die Bücher, die sie zu lesen hatte, die Arbeiten, die sie zu schreiben und zu benoten hatte, und die Seminare, die es vorzubereiten galt –, hatte Charissa festgestellt, dass die paar Stunden ehrenamtlicher Arbeit im Crossroads-Haus ihrem Leben einen neuen Sinn gaben. Die Begegnung mit Menschen, die buchstäblich nichts besaßen, ließ die Dankbarkeit für das, was ihr alles geschenkt worden war, in ihr wachsen. Dieser bewusste Dienst an ihren Mitmenschen hatte sie auf eine Weise geformt, wie sie es sich niemals hätte vorstellen können.
„Die Asiapfanne war übrigens der Renner“, erzählte sie Mara, während sie Salatschälchen und Suppenteller für die Gäste des Crossroads-Hauses aus dem Schrank holte. „John hat gesagt, damit hätte ich diese Woche gewonnen, weil keiner von uns nach dem Essen krank geworden ist.“ Mara antwortete nicht. „Noch mal vielen Dank, dass du mir geholfen hast.“
Mara strich das Tischtuch glatt. „Ich habe dir doch gesagt, dass du das in Nullkommanichts lernen wirst.“
„Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber es wäre schon ein großer Fortschritt, wenn ich ein paar gesunde Mahlzeiten in mein Repertoire aufnehmen könnte.“ Charissa freute sich schon darauf, ihren Garten zu bepflanzen und ihr selbst geerntetes Gemüse zu verarbeiten. In der vergangenen Woche hatte sie sich mit unterschiedlichen Samenarten beschäftigt und war dadurch mittlerweile zur Expertin für alte Tomatensorten geworden. Möchtest du vielleicht auch eine Expertin für „Basketballsamen“ werden?, hatte John sie geneckt. Nein, das wollte sie nicht.
„Geht es Ihnen heute wieder besser, Charissa?“, fragte Billy, als er an die Essensausgabe vorrückte. Er kam regelmäßig zum Essen her und hatte schon ein paarmal mit ihr gesprochen und ihr dabei unter anderem auch von seinem Vietnameinsatz erzählt. „Ich habe Sie letzte Woche gesehen. Da ging es Ihnen nicht so gut.“
„Das stimmt“, antwortete sie. „Aber, ja, inzwischen geht es mir wieder besser. Danke.“ Auch ihre Studenten hatten sich gestern nach ihrem Wohlergehen erkundigt, sogar Justin, der seine Fotos zum Glück nicht in den sozialen Medien gepostet hatte, davon hatte sie sich überzeugt. Charissa musste dringend lernen, die Scham zu überwinden und zuzulassen, dass die Leute ihre Besorgnis äußerten – so schwer ihr das auch fiel. Bethany war noch nicht einmal auf der Welt, und schon musste sie lernen, die Kontrolle abzugeben.
„Sie müssen darauf achten, dass Sie genug Eisen zu sich nehmen“, riet ihr Ronni, eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, und hielt Charissa ihr Salatschälchen hin. „Während einer meiner Schwangerschaften habe ich an Blutarmut gelitten. Ich kann Ihnen sagen, ich habe mich hundeelend gefühlt. Sind Sie müde?“
„Nicht übermäßig.“
„Das ist ein gutes Zeichen.“
Ja, das stimmte. Charissa war jetzt im sechsten Monat, und sie hatte das Gefühl, endlich auf die Zielgerade abgebogen zu sein. In ein paar Wochen war das Semester zu Ende, und dann konnte sie sich endlich auf Bethanys Ankunft vorbereiten: das Zimmer ausstatten, einen Windelvorrat anlegen und Babykleidung und alles weitere kaufen, was sie sonst noch brauchte. John informierte sich schon seit Monaten über Kinderwagen, Kinderbetten und Autositze, aber bisher hatte sie ihm noch kein grünes Licht für größere Anschaffungen wie diese gegeben. Die Renovierung des Hauses hatte schon genug gekostet.
Nein, sie wollte sich nicht beklagen, rief sie sich schnell ins Gedächtnis, während sie den Salat auf die Schälchen verteilte. Ein Großteil dieser Menschen besaß kein Haus, manche hatten nicht einmal ein Dach über dem Kopf. Und vermutlich waren die meisten dieser Mütter nicht in der Lage gewesen, eine Grundausstattung für ihre Babys zu kaufen.
„Alles in Ordnung?“, fragte sie Mara, nachdem das Essen verteilt war.
Mara schüttelte den Kopf. Normalerweise plauderte sie fröhlich mit den Gästen, doch an diesem Tag war sie auffallend schweigsam gewesen, sogar jenen gegenüber, die sie schon lange kannte. Sie schnappte sich einen Suppentopf und bedeutete Charissa, ihr in die Küche zu folgen. „Normalerweise macht mir das ja nichts aus“, gestand sie mit leiser Stimme. „Aber heute konnte ich den Alkoholgeruch nicht ertragen. Wann immer ich Alkohol gerochen oder ihn in den Augen der Leute gesehen habe, musste ich an Jeremy denken. Ich fühle mich so schrecklich hilflos.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Soll ich für dich beten?“, fragte Charissa. Mara nickte.
* * *
Später am Nachmittag erhielt Charissa eine E-Mail von Hannah. Sie schrieb, sie habe leider keine Gelegenheit gehabt, einen Text für den Abend auszuwählen. Sie sei nicht einmal sicher, ob sie zur Gruppenstunde kommen könne, da sie am nächsten Morgen sehr früh nach Chicago aufbrechen wollten.
Wie gern Charissa in diesem Moment mit Meg telefoniert hätte! Sie hätte sicher gewusst, wie sie für Hannah da sein und sie ermutigen konnte. Mach dir keine Sorgen wegen des Textes, schrieb Charissa zurück. Ich kümmere mich darum. Aber bitte komm zu unserem Treffen! Auch wenn du nicht so lange bleiben kannst, können wir doch trotzdem für dich beten.
„Hast du schon mit Jeremy sprechen können?“, fragte sie, als John kurz nach 17 Uhr mit Einkaufstüten beladen das Haus betrat.
„Ja. Er passt heute Abend auf Madeleine auf.“
„Und?“
„Er klang ganz okay.“
Sie folgte ihm in die Küche und fing an, die Lebensmittel auszupacken. Chips. Kekse. Cola und Limonade. Kein Wunder, dass John nach der Arbeit unbedingt noch einkaufen gehen wollte. Charissa kaufte solche Sachen nämlich nicht. „Wie wäre es, wenn du mal hinfährst?“, fragte sie.
„Einfach so? Das wäre doch komisch.“
„Vielleicht könnt ihr euch gemeinsam ein Basketballspiel anschauen. Es ist Freitag. Da läuft doch sicher irgendein Spiel, oder?“
„Du bist lustig!“ Er öffnete eine Pringles-Packung und nahm eine Handvoll Chips heraus. „Michigan State gegen Kansas, schon vergessen?“ Sie starrte ihn an. „Halbfinale der Regionalliga.“
„Na dann. Du könntest doch eine Pizza holen und dir das Spiel mit ihm zusammen ansehen.“
„Chuck und ich wollen ins Buffalo Wild Wings und uns das Spiel mit einigen seiner Freunde ansehen.“
Charissa schloss den Vorratsschrank. Sie würde später aufräumen. „Dann lass dir eine passende Ausrede für unseren Nachbarn einfallen, okay? Und bitte ruf Jeremy an.“
Während John telefonierte, suchte sie nach einer Gebetsübung von Katherine, die sie am Abend gemeinsam praktizieren konnten. Sie wurde schnell fündig.