Dieses E-Book ist der unveränderte digitale Reprint einer älteren Ausgabe.
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
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Umschlaggestaltung Anzinger | Wüschner | Rasp, München
Impressum der zugrundeliegenden gedruckten Ausgabe:
ISBN Printausgabe 978-3-499-24758-3
ISBN E-Book 978-3-688-11679-9
www.rowohlt.de
ISBN 978-3-688-11679-9
Für alle Frauen, die der Ansicht waren,
Christine hätte beim Phantom bleiben sollen
Die Pariser sind immer auf einem Maskenball
GASTON LEROUX, Das Phantom der Oper
Im Laufe der vergangenen anderthalb Jahrhunderte sind zahlreiche Versionen der Geschichte vom Pariser Opernhaus und seinem angeblichen «Phantom der Oper» erschienen. Als wahrheitsgetreueste von allen wurde häufig Gaston Leroux’ Darstellung empfunden, weil sie sich auf Akten der Pariser Behörden aus der Zeit der fraglichen Vorkommnisse stützt.
Auch Hollywood hat sich des Buches auf unterschiedliche Weise angenommen und sich dabei dramaturgische Freiheiten erlaubt, wann immer dem jeweiligen Produzenten oder Regisseur danach war. Die berühmteste Version, das ungeheuer erfolgreiche und später auch verfilmte Musical von Andrew Lloyd Webber, lieferte wieder eine ganz eigene Interpretation der Geschichte.
Doch erst als ich auf die privaten Tagebücher von Mademoiselle Christine Daaé stieß (und ihre Echtheit überprüfte), kam die wahre Geschichte ans Licht, die in diesem Buch erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll.
Ursprünglich hatte ich beabsichtigt, den Inhalt der Tagebücher aus Hochachtung vor den Familien vom Mademoiselle Daaé sowie der Brüder Chagny für sich zu behalten. Dann aber gelangte ich nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss, dass es im Hinblick auf Christine und Erik unverantwortlich gewesen wäre, die Wahrheit weiterhin im Dunkeln zu lassen.
Jahrzehntelang wurde Erik in der gleichermaßen romantischen wie schauerlichen Legende vom Phantom der Oper als mörderischer Bösewicht dargestellt, Christine als die hilflose, manipulierte Unschuld und der Vicomte Raoul de Chagny als heldenhafter, grenzenlos verliebter Verehrer.
In Wahrheit aber unterscheiden sich die tatsächlichen Ereignisse jener Monate im Pariser Opernhaus grundlegend von der offiziellen Version, wie sie von Monsieur Leroux und den Pariser Behörden verbreitet wurde (höchstwahrscheinlich, wie ich annehme, in der Absicht, Ruf und Einfluss der Familie Chagny zu schützen).
Das meiste von dem, was diese Quellen als Tatsachen hinstellen, wurde ihnen von einem geheimnisvollen, lediglich «der Perser» genannten Individuum zugetragen, das sich als enger Vertrauter des Phantoms ausgab. Doch weder bei meinen ausführlichen Recherchen noch in den Dokumenten, welche dieser Arbeit zugrunde liegen, konnte ich den geringsten Hinweis darauf finden, dass eine solche Person jemals existiert hat. Dies alles lässt aus meiner Sicht nur eine mögliche Schlussfolgerung zu – nämlich die, dass diese mysteriöse Figur lediglich der Phantasie Leroux’ und der Pariser Behörden entsprungen ist, erfunden mit dem Ziel, die Brüder Chagny zu entlasten.
Aus diesem Grund bezieht sich die Geschichte, die in diesem Buch erzählt wird, bis in die kleinsten Einzelheiten unmittelbar auf die Tagebücher der Christine Daaé. Darüber hinaus habe ich lediglich Details aus ihrer privaten Korrespondenz mit der Ballettlehrerin Madame Maude Giry verwendet, mit der Christine offenbar eine tiefe Freundschaft verband.
Dies ist also die ganze Geschichte von Christine, Erik und den Gebrüdern Chagny – und endlich die wahre Geschichte.
Colette Gale
August 2007