Vorab:
Es wird ein bisschen
schwierig werden

Also, mit anderen Worten, es wird nicht einfach: Denn ich müsste eigentlich vieles gleichzeitig erzählen. Nur können Sie nicht vieles gleichzeitig lesen. Aber ich müsste vieles gleichzeitig erzählen, da sich vieles gleichzeitig abspielen wird. Das ist eigentlich wie ein riesiges Theater oder wie ein Wimmelbild. Da tut sich hier was und da was und dann hängt alles auch noch miteinander zusammen und das eine beeinflusst das andere. Also, es wird nicht einfach werden. Ich will Sie nur schon mal darauf vorbereiten: Aber vielleicht haben Sie ja mein anderes Buch Über Gott, den Urknall und den Anfang des Lebens gelesen. Dann wissen Sie ja ungefähr, wie ich arbeite, und wenn nicht, dann erzähle ich es Ihnen jetzt noch mal. Nur ganz kurz.

Also, Sie sind da als Kohlenstoffeinheit, als Biochemie mit Überbau. Sie sind da. Ich bin ja auch da. Und Sie sind deswegen da, weil es eine Welt gibt, in der sich Dinge abgespielt haben, die sich nach wie vor – ich will mal ganz vorsichtig sein – durchaus in weiten Zügen rekonstruieren lassen, aber sich doch nicht so richtig beweisen lassen. Und das ist das Problem. Ich weiß, Sie verlangen natürlich von der Wissenschaft Beweise, Beweise, Beweise. Und was wir Ihnen liefern können, sind immer nur Indizien, Indizien, Indizien. Und dann auch nur Rekonstruktionen. Womit ich schon beim Thema bin: Es geht um die Evolution des Lebens. Wie ist es auf diesem Planeten überhaupt dazu gekommen, dass heutzutage ebensolche Kohlenstoffeinheiten wie Sie und ich existieren und dass wir uns Gedanken darüber machen können, wie mal alles angefangen hat?

Evolution oder
Schöpfung?

Wie konnte das denn kommen? War das ein Fehler? Oder ein Ausrutscher? Sind wir nur die Montagsproduktion? Oder war das alles von Anfang an in der Materie angelegt? Offenbar gibt es ja die Möglichkeit, dass Materie über sich selbst nachdenken kann. Ich hoffe, Sie tun das gerade. Ich will Sie nur schon mal so langsam einnorden in eine Gedankenwelt, die man normalerweise für den Alltag gar nicht braucht.

Es geht darum, wie die Welt ist. Wir finden eine Welt vor, die offenbar geprägt ist von lauter Erfolgsrezepten. Wo auch immer wir hinschauen, alles funktioniert tadellos, perfekt. Die Lebewesen sind in ihren Organismen derartig ineinander und miteinander verwoben, dass man sich natürlich die Frage stellen könnte: Ist das alles Zufall? Oder ist hier jemand am Werk gewesen, der das Ganze erst angesetzt und eingesetzt hat? Also, kurzum: Evolution oder Schöpfung? Oder gehört Evolution etwa zur Schöpfung dazu beziehungsweise ist »Schöpfung« nur ein anderes Wort für Evolution? Machen wir uns folgendes Bild: Schauen wir uns um, schauen wir uns ganz einfach nur um. Wir sehen ein einfaches Lebewesen. Schauen uns selbst an. Wir sind doch alle irgendwo Egomanen. Also, schauen wir uns doch selbst an. Schauen Sie doch einfach mal auf den Zeigefinger Ihrer linken Hand. Jetzt stellen Sie sich für einen winzigen Moment vor, Sie schneiden sich in diesen Zeigefinger. Wie das so ist beim Zwiebelschneiden. Zack! Sie beschädigen sich also selbst. Das sollen Sie jetzt nicht tun. Sie bleiben jetzt schön hier und lesen weiter. Aber stellen Sie sich vor, Sie beschädigen sich, und dann können Sie praktisch an sich selbst beobachten, wie Sie sich selbst reparieren. Aber nicht, weil Sie das wollen, sondern weil es einfach so abläuft. Es funktioniert einfach. Bei dieser kleinen Wunde in Ihrem linken Zeigefinger können Sie also schon sehen, dass es offenbar Prozesse gibt, die in organischer Materie ablaufen, deren Ziel es ist, einen Zustand wiederherzustellen, der vorher schon gut war. Also nicht: Früher war alles besser. Aber früher waren offenbar Prozesse schon sehr gut, und die laufen nach wie vor in uns ab. Das ist nur ein winziges Beispiel. Sie kennen da natürlich viele, viele andere, wie das Leben auf diesem Planeten miteinander und ineinander zusammenhängt. Wie es verwoben und vernetzt ist. Was ist da passiert? Machen wir uns also folgendes Bild: Wie kommt ein Pfeil in das Schwarze einer Zielscheibe? Ganz einfach. Jemand hat ihn hineingeschossen. Genau mitten rein. Ein Meister, der/eine Meisterin, die schon seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue geübt hat, diesen Pfeil in das Schwarze hineinzuschießen. Und jetzt wollen wir das mal vergleichen: Wir sehen also um uns herum nur lauter Pfeile im Schwarzen der Zielscheibe, und zwar im Zentrum des Schwarzen, also mittendrin. Ich weiß nicht, ob Sie den Film Robin Hood kennen mit Kevin Costner. Dem gelingt es ja – wahrscheinlich nur im Film –, einen Pfeil in einen anderen Pfeil hineinzuschießen. Also, tiefer ins Schwarze geht es nicht mehr und genauso funktionieren auch Lebewesen. Das sind absolut perfekte Organismen. Also kommen wir zurück zu unserem Bild. Wir haben es offenbar mit jemandem zu tun, wenn wir diesem Bild glauben, der hier mit unglaublicher Perfektion einen Pfeil nach dem anderen exakt in die Mitte des Schwarzen einer Zielscheibe hineingeschossen hat. Dazu bedarf es natürlich wahnsinnig viel Übung. Und wenn man das Bild so nähme, müsste man natürlich vermuten, dass es jemanden geben müsse, der das Bogenschießen perfekt, und zwar wirklich 100-prozentig genau beherrscht.

Wie ist die andere Variante? Die will ich Ihnen jetzt erzählen. Die andere Variante ist ganz anders. Die ist komplett anders. Da brauchen Sie noch fünf Sekunden dafür, dass Sie da auch mitgehen. Weg von einem Meister, der das alles gewollt hat, hin zu einem völlig regellosen Bogenschützen, der irgendwohin Pfeile schießt. Und die Pfeile landen einfach irgendwo und dann, ja, dann malt man eben genau um die Pfeile herum mit dem Stift eine Zielscheibe. Und die, die danach kommen, die haben natürlich das Gefühl: Junge, Junge, der hat ja überall