Die schönsten Routen entlang des Wattenmeeres
in Niedersachsen und Schleswig-Holstein
DIE DEUTSCHE NORDSEEKÜSTE UND IHRE REGIONEN
DIE ROUTEN
1STÄDTEBESICHTIGUNG IM HINTERLAND DER NORDSEEKÜSTE
Von Papenburg bis Greetsiel
2OSTFRIESISCHES INSELHOPPING OHNE WOHNMOBIL
Von Borkum bis Wangerooge und Harlesiel
3RUND UM DEN JADEBUSEN – GROSSE MEERESBUCHT DER NORDSEE
Von Harlesiel nach Butjadingen
4EINBLICKE INS LANDESINNERE RUND UM BREMEN
Von Varel nach Cuxhaven
5AN DER ELBE LANDEINWÄRTS IN DIE HANSESTADT HAMBURG
Von Cuxhaven nach Hamburg
6AN ELBE UND KANAL DURCH SCHLESWIG-HOLSTEIN
Von Hamburg nach Rendsburg
7ZU DEN ALTEN BADEORTEN NORDFRIESLANDS
Von Rendsburg nach Husum
8MIT DEM SCHIFF NORDFRIESLANDS INSELN ENTDECKEN
Von Husum nach Sylt
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Die Regionen der deutschen Nordseeküste bieten eine hervorragende touristische Infrastruktur, die sich mit ihrer Vielzahl von Wohnmobilstellplätzen und Campingplätzen gut für Wohnmobiltouristen eignet. Außerdem ist der Küstenstreifen gut ausgebaut und lässt sich selbst mit Dickschiffen problemlos befahren. Es warten keine hohen Steigungen, keine Serpentinen und keine allzu engen Straßen.
Im Südwesten befindet sich Ostfriesland, wo von der zentral gelegenen B 201 zwei weitere Bundesstraßen in Richtung Küste abzweigen. Dazwischen erstreckt sich ein weites Netz kleinerer Landstraßen. Besonders beliebt ist die sogenannte Störtebekerstraße, die küstennah parallel zu den Deichen verläuft. Weiter östlich gelangt man in den Bereich der Unterweser, wo man den Jadebusen ebenfalls bequem auf Bundesstraßen umrunden kann. Wer die Tour so fährt wie im Buch beschrieben und auch die Großstädte der Region besucht, wird hier für ein kurzes Stück sogar auf Autobahnen unterwegs sein.
Ebenfalls mit der Autobahn erreicht man die historische Landschaft namens Land Hadeln. Sie erstreckt sich zwischen Weser und Elbe. Auch hier kommt man gut auf Bundesstraßen voran. Die Elbe liegt ungefähr in der Mitte der Nordseeregion und teilt diese in den niedersächsischen und den schleswigholsteinischen Bereich. Um sie zu überqueren, nutzt man entweder die Elbfähre zwischen Wischhafen und Glückstadt oder folgt der B 73 in das Stadtgebiet von Hamburg.
Mit dem Verlassen von Niedersachsen treffen wir nördlich der Elbe auf die Region Holstein und folgen hier bis zur dänischen Grenze grob dem Verlauf der B 5. Für die Abstecher direkt an die Küste und auch in das Landesinnere entlang des Nord-Ostsee-Kanals bis Rendsburg fährt man auf gut ausgebauten Landstraßen.
Ab dem Eidersperrwerk zwischen Büsum und St. Peter-Ording verlässt man schließlich Holstein und fährt durch Südschleswig, die nördlichste Landschaft Deutschlands. Nordschleswig befindet sich bereits jenseits der deutsch-dänischen Grenze. In Südschleswig ist man zugleich an der nordfriesischen Küste unterwegs, der die Nordfriesischen Inseln Sylt, Föhr, Amrum, Pellworm und einige Halligen vorgelagert sind. Sie bilden das Pendant zu den Ostfriesischen Inseln, die von Borkum bis Wangerooge reichen.
Ungefähr auf halber Strecke zwischen diesen beiden Inselgruppen liegt die einzige Hochseeinsel Deutschlands: Helgoland. Hier dürfen keine Wohnmobile fahren, selbst das Fahren von Fahrrädern ist auf dem Eiland verboten. Insofern ist die Insel für Wohnmobilfahrer nur als Tagesausflug interessant. Passagierschiffe fahren ab Cuxhaven und ab Büsum, die Fahrzeit beträgt zwischen 75 und 130 Minuten. Eine Besonderheit ist dabei das Ausbooten, bei dem man vor der Insel vom Fährschiff auf ein kleineres sogenanntes Börteboot umsteigen muss.
Wer jetzt auf Ostfriesenwitze hofft, wird leider enttäuscht. Das haben die Region und ihre Bewohner nicht verdient. Entstanden sind die Witze übrigens Ende der 1960er-Jahre durch die Nachbarn im Ammerland, genauer gesagt durch eine Veröffentlichung in einer Schülerzeitung. Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich die Sticheleien gegen die Ostfriesen in ganz Deutschland, was in Ostfriesland jedoch durchaus wohlwollend zur Kenntnis genommen wird. Immerhin ist es aus Sicht der Touristiker der Region nicht ganz uninteressant, auch in anderen Landesteilen erwähnt zu werden. Augenzwinkernd wurde schon behauptet, die Ostfriesen hätten die Ostfriesenwitze selbst erfunden.
Landschaftlich erstreckt sich Ostfriesland auf der Halbinsel zwischen Ems- und Wesermündung, wobei der östlichste Bereich rund um Horumersiel und Jever historisch zum Jeverland gezählt wird bzw. wurde. Vorgelagert sind die Inseln Borkum, Memmert, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Mit dem Auto bzw. Wohnmobil befahrbar sind nur die Inseln Borkum und Norderney. Auf allen anderen Inseln ist der motorisierte Verkehr verboten. Anders als auf Helgoland darf man hier jedoch mit dem Fahrrad fahren, angesichts der lang gestreckten Inseln ein beliebtes Fortbewegungsmittel.
Die Landschaft ist flach und besteht aus Marschland ohne natürliche Erhebungen, das sich auf gleicher Höhe wie der Meeresspiegel befindet. Daher ist die Region komplett eingedeicht und beherbergt mehrere Pumpwerke und Siele, mit denen das Land entwässert werden kann, was aufgrund eines zu niedrigen Gefälles kaum auf natürlichem Weg möglich ist. Nicht zuletzt deswegen findet man im Hinterland zahlreiche Moorlandschaften.
Klassisch für Ostfriesland sind die vielen Sielhäfen, um die sich meist ein reges touristisches Angebot entwickelte. In den Hafenbecken haben üblicherweise Krabbenkutter und Ausflugsschiffe angelegt, mit denen man entweder zu den Inseln oder Seehundsbänken fahren kann oder wo man frisch gefangene Nordseekrabben erhält.
Seit 1986 gehört der gesamte Küstenbereich Ostfrieslands einschließlich der Inseln zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Weiter östlich geht er in den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer über und im Norden folgt der Nationalpark SchleswigHolsteinisches Wattenmeer. Seit dem Jahr 2009 werden sie auf der UNESCO-Weltnaturerbeliste geführt.
Die Gezeiten an der deutschen Nordseeküste sind sehr ausgeprägt und führen dazu, dass sich das Wasser der Nordsee bei Ebbe weit zurückzieht. Das ermöglicht einen wunderbaren Einblick in das Leben auf dem Meeresgrund. Wattwürmer, Krebse und Schnecken sind ein gefundenes Fressen für die hiesige Vogelwelt und auch ein beliebter Anblick bei den Urlaubern, die dann im Wattenmeer umherspazieren können.
Bei entsprechender Wetterlage und Vorsicht sind Wanderungen zu einigen Inseln möglich. Zu den Klassikern zählen Wattwanderungen nach Norderney, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog. Aus Gründen der Sicherheit sollten solche Touren aber nur mit einem erfahrenen Führer gemacht werden. Dieser hat unterwegs einige interessante Geschichten zu erzählen und kann die eindrucksvolle Landschaft erläutern.
Zwischen der Wesermündung und der Elbe erstreckt sich unter anderem das Alte Land. Es ist vom Obstbau geprägt und sollte auf Wunsch des Bundeslandes für zukünftige UNESCO-Welterbeanträge berücksichtigt werden. Als Gründe nannte man die Siedlungsstrukturen mit den vielen Bauernhöfen und die Entwässerung der Region. Der Antrag wurde zwar abgelehnt, dennoch ist die Region bei Urlaubern beliebt und bietet Ausblicke sowohl auf die Nordsee als auch die Elbe mit ihrem regen Schiffsverkehr.
Marschlandschaft prägt auch Holstein. Zahlreiche sogenannte Kögen zeugen von der Zeit der Landgewinnung, die auch hier dazu führte, dass die Landschaft ausnahmslos flach ist. In Holstein befindet sich sogar die tiefste Landstelle Deutschlands. Knappe dreieinhalb Meter steht man hier unter dem Meeresspiegel und damit rund acht Meter unter der Deichkrone. Denn auch in Holstein muss mit zahlreichen Deichbauten gearbeitet werden, damit das Land nicht vom Meer geholt wird.
Für Wohnmobilreisende ist besonders der Nord-Ostsee-Kanal von großem Interesse. Mehrere Stellplätze direkt am Ufer des Kanals ermöglichen gemütliche Abende, an denen man auf die vorbeiziehenden Schiffe blicken kann, die hier viele Seemeilen rund um Dänemark sparen, wenn sie von der Nordsee zur Ostsee oder umgekehrt fahren.
Die nördlichste Landschaft Deutschlands ist ebenso flach wie die bereits genannten. Im Gegensatz zur holsteinischen Küste befinden sich vor dem nördlicheren Küstenabschnitt wieder zahlreiche Inseln. Diese liegen nicht so schön aneinandergereiht wie in Ostfriesland, sondern ein wenig verstreut im nordfriesischen Wattenmeer. Die nördlichste und wohl bekannteste ist Sylt. Südlich davon folgen Amrum, Föhr und Pellworm.
Sylt ist als einzige deutsche Nordseeinsel durch einen Damm mit dem Festland verbunden. Auf dem Hindenburgdamm verkehrt aber nur die Deutsche Bahn mit dem Sylt Shuttle ab Niebüll. Pkws können damit problemlos nach Sylt gebracht werden. Viele Wohnmobile müssen mittlerweile den Umweg über Dänemark in Kauf nehmen und können nur mit der Fähre ab Rømø nach Sylt gelangen. Ob dieser Zustand dauerhaft so bleibt, ist abzuwarten.
Zu den Eilanden in Nordfriesland zählen auch die Halligen. Diese werden bei Sturmflut vom Wasser überflutet und nur die Warften sind dann noch zu sehen, künstliche Aufschüttungen, meist mit bewohnten Häusern, die mithin komplett vom Wasser der Nordsee umgeben sind. Bei einem normalen Wasserstand breiten sich die Halligen jedoch deutlich aus. Die Hallig Langeneß hat zum Beispiel eine Länge von fast zehn Kilometern. Zwischen den Warften kann man die Salzwiesen erkunden, die auf den Halligen üblicherweise wachsen. Sowohl die Inseln als auch die Halligen sind mit Fähren und Ausflugsschiffen gut erreichbar.
Auch hier wieder bietet sich eine Wattwanderung vom Festland zu einer Hallig oder zu einer Insel an – am besten in Begleitung eines kundigen Wattwanderführers. Es gibt verschiedene Kombinationsmöglichkeiten, zum Beispiel indem man zu einer Hallig wandert, eine Insel mit der Fähre besucht und schließlich zum Festland zurückkehrt.
Wer an die deutsche Nordseeküste fährt, erwartet in der Regel kleine, gemütliche Ortschaften, in denen man bequem vom Wohnmobilstellplatz zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Bäcker gelangt und wo man abends noch eine kleine Runde mit dem Hund läuft und Ruhe genießt. Diese Ortschaften gibt es und sie sind deutlich in der Mehrzahl. Ob das nun die Sielorte in Ostfriesland oder die Kögen und Dörfer an der schleswig-holsteinischen Küste sind, Ruhe findet man fast überall.
Doch es gibt auch größere Städte und gar Metropolen in der Region. Husum, Büsum, Emden und Stade sind solche Städte, wo es schon etwas rummeliger zugeht, aber immer noch der Tourismus im Vordergrund steht, und man flanieren und gut einkehren kann. Cuxhaven, Bremerhaven und Wilhelmshaven sind schon eine Spur größer und nur punktuell für den Urlauber von Interesse. Dort sind dafür wiederum Sehenswürdigkeiten, die man in kleineren Gemeinden nicht findet.
Zu guter Letzt bleiben die Metropolen wie Bremen und Hamburg. Will man hier alle bedeutenden Attraktionen sehen oder die Museen besuchen, muss man schon mehrere Tage einplanen. Außerdem gilt es natürlich zu berücksichtigen, dass man sich nicht mehr unmittelbar an der Küste befindet, sondern etwas weiter landeinwärts.
So oder so sollte man bedenken, dass auch und gerade kleinere Orte in der Hochsaison gut besucht sind – die gemütlichen Ortschaften auf den Inseln, die ein wahres Urlaubsparadies sind, genauso wie die Küstenstädtchen. Insbesondere die Sielorte in Ostfriesland sind ein beliebtes Reiseziel, und das nicht nur in den Sommerferien. Viele Menschen aus Nordrhein-Westfalen und insbesondere aus der Ballungsregion Ruhrgebiet nutzen die gute Autobahnanbindung, um am Wochenende schnell zur Küste zu fahren.
Eines ist klar: Es gibt nicht die eine Sehenswürdigkeit an der deutschen Nordseeküste. Vielmehr gibt es viele kleine und vor allen Dingen auch die Nordseeküste selbst. Wer mag es nicht, von Schafen umringt auf einem Deich zu stehen und auf die Wellen oder das Wattenmeer zu blicken, während die Möwen kreischen. Gerade das ist das Erlebnis, das eine Fahrt an die Küste ausmacht.
Doch es gibt eben auch die von Menschenhand geschaffenen Sehenswürdigkeiten. Beinahe jeder Ort hat ein Heimatmuseum, in vielen Häfen gibt es Museumsschiffe und an den Küsten stehen Leuchttürme oder andere Bauten, die als Wahrzeichen gelten. In der Reihenfolge der Routen zählen zu den bedeutenden Sehenswürdigkeiten die Meyer-Werft in Papenburg, der schiefe Turm von Suurhusen bei Emden, der rot-gelbe Pilsumer Leuchtturm bei Greetsiel, das Sielhafenmuseum in Carolinensiel, das Deutsche Marinemuseum in Wilhelmshaven, die Bremer Stadtmusikanten in der Altstadt der Hansestadt, die Kugelbake in Cuxhaven, der Holzkran von Stade, die Hochbrücke in Rendsburg, das Eidersperrwerk und die Straßenzüge in Friedrichstadt.
Das alles ist nur eine Auswahl – die Attraktionen in Hamburg nicht mitgezählt. Darüber hinaus beherbergt die Region rund um die deutsche Nordseeküste drei Welterbestätten der UNESCO, die jedoch erst im 21. Jahrhundert als solche gewürdigt wurden. Das begann im Jahr 2004 mit dem Rathaus und der Rolandfigur in Bremen, gefolgt vom Deutschen Wattenmeer im Jahr 2009 (mit Erweiterungen in den Jahren 2011 und 2014) sowie der Hamburger Speicherstadt und dem Kontorhausviertel mit dem Chilehaus im Jahr 2015.
Wer an die Küste fährt, wird nicht umhinkommen, die eine oder andere Speise, die fangfrisch aus dem Meer kommt, zu probieren. Mundgerecht und sehr beliebt sind die Kibbelinge, die ihren Ursprung in den Niederlanden haben. Dabei handelt es sich meist um Seelachs, der würfelförmig mit Backteig überzogen und frittiert wurde. Angeboten werden sie typischerweise mit Remoulade oder auch Pommes frites. Ebenfalls beliebt sind Fischbrötchen mit Lachs, Bismarckhering oder geräucherter Makrele.
Oftmals findet man leider auch Fischspeisen, von deren Genuss abzuraten ist. Dazu gehört zum Beispiel die sogenannte Schillerlocke. Hierbei handelt es sich um den Bauchlappen des Dornhais, der auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht. Auch die Makrele sowie der Aal, der oftmals geräuchert angeboten wird, gelten als überfischt.
Beliebt ist natürlich die berühmte Nordseekrabbe. Nach ihrer Fahrt auf dem offenen Meer kommen die Krabbenkutter in die Häfen, wo sie ihren Fang sofort verladen oder auch vor Ort verkaufen. Gemeint sind mit den Krabben jedoch keine klassischen Krabben, die man auch als Krebs kennt, sondern vielmehr Nordseegarnelen. Sie gehören zwar zu den Krebstieren, haben aber einen lang gestreckten Körper und unterscheiden sich von den rötlichen Garnelen, die als Delikatesse gelten, durch ihre Farbe. Denn ihr rosafarbenes Aussehen und auch die deutliche Krümmung des Körpers erhalten Nordseegarnelen erst nach dem Kochen. Zuvor sind sie deutlich weniger gekrümmt und zeigen eine eher dunkle Färbung, mit der sie sich auf dem Meeresboden tarnen.
Entlang der deutschen Nordseeküste gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Wohnmobilisten, das Fahrzeug abzustellen und darin zu übernachten. Die klassischen Campingplätze sind überall anzutreffen, besonders in den beliebten Urlaubsorten. Manche von ihnen befinden sich allerdings etwas außerhalb der Dörfer und sind umgeben von Deich und Marschlandschaft. Dann ist es gut, wenn man ein Fahrrad dabeihat, um in den nahe gelegenen Ort radeln zu können.
Auch in Sachen Ausstattung bieten die norddeutschen Campingplätze, wie überall, eine große Vielfalt. Mal trifft man auf den kleinen, liebevoll geführten Platz in Familienbesitz. Ein anderes Mal gleicht der Campingplatz einer kleinen Ortschaft und ist entsprechend umfangreich ausgestattet. Und dann gibt es die Campingplätze, wo es versäumt wurde, mit der Zeit zu gehen.
Bei den immer beliebter werdenden Wohnmobilstellplätzen gibt es weder einen Mangel noch einen einheitlichen Standard. Manche wurden von der Gemeinde selbst eingerichtet und haben ein sehr einfaches Niveau. Andere bieten Vollausstattung mit Schranke, Bezahlung per Karte und vielem mehr. Darüber hinaus gibt es Wohnmobilstellplätze, die sich in privater Hand befinden oder vom angrenzenden Campingplatz geführt werden.
Bei der Wahl des Camping- oder Stellplatzes schadet es also nicht, vorher einen Blick in die Beschreibung oder zusätzlich auf die Satellitenkarte bei Google Maps zu werfen. Denn nicht jeder Übernachtungsplatz, der sich unmittelbar neben dem Meer befindet, bietet auch einen freien Blick darauf. In vielen Fällen schützen die Deiche nicht nur vor dem Wasser, sondern versperren auch den Blick auf dieses. Das gilt im Übrigen auch für das Ufer an der Elbe.
START- UND ENDPUNKT
Papenburg und Greetsiel
STRECKEN
überwiegend Bundes- und Landstraßen
STRECKENLÄNGE
ca. 120 km
FAHRZEIT
3 bis 4 Tage
BESTE JAHRESZEIT
April bis September
Aller Anfang ist schwer, sagt man. Doch schwer ist die Anreise zur Nordseeküste nicht. Man fährt durch die weite Landschaft von Emsland und Ostfriesland und lässt den Blick über Felder und Fehn schweifen. Die eigentliche Küste erreichen wir in dieser Etappe erst ganz zum Schluss. Zuvor besuchen wir die Meyer-Werft in Papenburg, schlendern durch die Altstadt von Leer, besuchen das Schloss in Aurich und genießen den Blick auf den Binnenhafen von Emden. Erst am Leuchtturm von Pilsum, dem Wahrzeichen Ostfrieslands, stehen wir nahe Greetsiel am Ufer der Nordsee und blicken zum ersten Mal auf das weite Wasser.
Zugegeben, Papenburg liegt nicht an der Küste. Rund 24 Kilometer Luftlinie sind es noch bis zum Dollart an der Emsmündung und sogar über 70 Kilometer bis zum offenen Meer nördlich der Ostfriesischen Inseln. Dennoch muss man Papenburg in einem Atemzug mit der deutschen Nordseeküste nennen. Immerhin befindet sich nordwestlich der Stadt die Meyer-Werft, die in unregelmäßigen Abständen Schlagzeilen macht, weil gerade wieder ein Schiff fertiggestellt wurde. Die Werft baut meist große Kreuzfahrtschiffe, die Platz für mehrere Tausend Passagiere bieten. Spannend ist dann immer wieder die Überführung der Schiffe auf der Ems bis zur Nordsee, wo sie in der Regel nach Eemshaven auf niederländischer Seite gebracht werden, um dort den letzten Schliff in Form von Innenausbau zu erhalten.
Die Meyer-Werft ist heute ein Ankerpunkt der »Europäischen Route der Industriekultur« und dort in bester Gesellschaft. Denn zu diesem Netzwerk des industriellen Erbes Europas gehören Standorte wie die Zeche Zollverein in Essen, das Erzbergwerk Rammelsberg im Harz, die saarländische Völklinger Hütte, ein Silberbergwerk in Polen, ein Längstwellensender in Südschweden und eine Mustersiedlung im britischen Bradford – allesamt Welterbestätten der UNESCO. Dazu hat es in Papenburg zwar noch nicht gereicht, aber immerhin kann die Werft stolz auf eine ähnlich lange und interessante Geschichte zurückblicken.
Gegründet wurde sie im Jahr 1795, als noch Holzschiffe gebaut wurden. Sie war eine von 20 Werften allein in Papenburg, doch das Familienunternehmen hat schon früh erkannt, dass die Zukunft im Stahlbau liegt. Noch im 19. Jahrhundert fertigte man auf der Werft die ersten Stahlrumpfschiffe, damals noch mit Dampfantrieb. Durch diesen innovativen Schritt konnte man sämtliche Mitbewerber abhängen und sich als einzige Werft Papenburgs behaupten. Ihren Standort hatte die Meyer-Werft noch bis in die 1980er-Jahre in Innenstadtnähe. Dort findet man heute das Kulturzentrum Alte Werft, das unter anderem die Stadthalle und die Städtische Galerie beherbergt.
Mit dem Umzug der Werft von Papenburgs Mitte an das Ufer der Ems begann auch gleichzeitig der Bau von Kreuzfahrtschiffen. Mehr als drei Dutzend davon wurden bisher ausgeliefert und die Auftragsbücher sind voll. Bis zum Jahr 2024 stehen bereits die Aufträge fest. Darunter sind auch mehrere Schiffe der sogenannten Heliosklasse. Sie können bis zu 6600 Passagiere über die Weltmeere bringen und werden mit Flüssigerdgas angetrieben. Daneben werden auch Gastanker, Containerschiffe und Forschungsschiffe gebaut.
Europaweite, aber ungewollte Aufmerksamkeit erlangte die Werft im November 2006 bei einer der ohnehin schon spektakulären Emsüberführungen. Als das fast 300 Meter lange Kreuzfahrtschiff Norwegian Pearl der Reederei Norwegian Cruise Line auf der Ems zur Nordsee gebracht werden sollte, wurde dafür eine 380-Kilovolt-Leitung über der Ems abgeschaltet. Das führte augenblicklich zu einer Überlastung des Stromnetzes, weshalb es in mehreren Ländern Europas zu einem Stromausfall kam, von dem zwölf Millionen Menschen betroffen waren. In der Regel verlaufen die Emsüberführungen aber problemfrei und es ist immer wieder ein Erlebnis, diesem Geschehen beizuwohnen. Nicht selten sehen zahlreiche Menschen entlang der Ems dabei zu, wie die Schiffe teilweise zentimetergenau durch die Engstellen der Ems geschleust werden.
Die Meyer-Werft gibt über die geplanten Zeiten rechtzeitig Auskunft, doch handelt es sich hier um einen Arbeitsgang, der tiden- und auch wetterabhängig ist. So kann es sein, dass sich die geplante Überführung schon mal um einige Stunden verzögert. Dennoch ist es gerade für Wohnmobilfahrer eine große Freude, wenn solch ein Ozeanriese durch die flache Landschaft des Emslandes reist. Informationen über die dann besten Plätze gibt die Tourismusinformation Papenburg heraus.
Ortsbild und Umgebung von Papenburg werden von mehreren Kanälen geprägt. Der Hauptkanal verläuft einmal quer durch die Innenstadt und bietet sich an, um an seinen Ufern gemütlich durch Papenburg zu schlendern. Ausgangspunkt ist das neobarocke Rathaus aus dem Jahr 1913, hinter dem sich auch einige öffentliche Parkplätze befinden. Gleich vor dem Rathaus hat die Brigg Friederike von Papenburg angelegt, die eine Filiale der örtlichen Touristeninformation beherbergt.
Wer will, kann sich im Bauch des Schiffes trauen lassen. Es ist eines von sechs Schiffen, die in den Kanälen des gesamten Stadtgebietes anzutreffen sind und damit ein Schifffahrts-Freilichtmuseum bilden. Dieser Nachbau einer Brigg, selbstverständlich auf der Meyer-Werft entstanden, ist das einzige der Schiffe, das betreten werden kann.
Folgt man dem Hauptkanal in Richtung Westen, gelangt man schon in wenigen Gehminuten zum Küstensegler Margaretha von Papenburg. Wenig später folgt ein Schiff des Typs Tjalk, das überwiegend zum Befahren seichter Gewässer gedacht ist. Mit der Thekla von Papenburg passiert man das Zentrum der Stadt und gelangt nach kurzer Zeit zum eingangs erwähnten Kulturforum Alte Werft. Dort liegt die Gesine von Papenburg, die noch fahrbereit ist und gelegentlich auch eingesetzt wird.
Geht man am Rathaus am Kanal in die andere Richtung, erreicht man den Torf-Transporter Anna von Papenburg, der vor dem Krankenhaus festgemacht hat. Zum Abschluss folgt man dem Kanal durch einen Rechtsbogen bis zum Schoner Katharina von Papenburg, der immerhin 130 Tonnen Fracht laden kann. Wer jetzt noch ein paar weitere Schritte unternimmt, gelangt zur Bockwindmühle. Sie ist die letzte ihrer Art im Emsland, aber nicht mehr in Betrieb. Eine weitere Mühle, die Meyers Mühle, findet man zwischen dem Hauptkanal und dem Stadtpark im Stadtzentrum. Errichtet wurde sie im Jahr 1888 und sie ist heute immer noch wegen des hauseigenen Mühlenbrotes beliebt.
Obwohl wir also noch einiges von der Küste entfernt sind, belegen die Schiffe, die Windmühlen und natürlich die Werft, dass wir Papenburg als Startpunkt für eine Reise entlang der Nordseeküste richtig gewählt haben. Kurioserweise können wir hier aber auch einen Blick ausgerechnet zur Ostsee werfen, zumindest geschichtlich. Im östlich gelegenen Stadtteil Obenende erhebt sich der Alte Turm, der dank seiner 130 Stufen einen schönen Ausblick auf die Stadt und das Emsland ermöglicht. Der Turm wurde dem einstigen Leuchtturm der lettischen Hauptstadt Riga nachempfunden und diente in der Vergangenheit als Kirchturm. Das Kirchenschiff existiert nicht mehr, der originale Leuchtturm in Riga übrigens auch nicht, doch der Alte Turm ist geblieben. Er erhebt sich an der Ecke Umländer Wiekkanal und Splittingkanal.
Folgt man letzterem für rund 600 Meter, gelangt man zu einem weiteren Freilichtmuseum, zur Von-Velen-Anlage. Hier werden das Leben und der Alltag der ersten Siedler in der Region gezeigt. Im Rahmen einer täglichen Führung von April bis Oktober (14 Uhr) kann man nicht nur Eindrücke im Museum sammeln, sondern auch eine Bootsfahrt auf den Kanälen der Stadt erleben.
Auf der B 70 verlassen wir Papenburg und biegen in Großwolde rechts ab. Hinter einem Kreisverkehr fahren wir am Westrhauderfehnkanal entlang und erreichen wenig später, dem Kanal durch den Ort folgend, am Ortsrand den Hauptfehnkanal, wo sich auch der ruhig gelegene Wohnmobilstellplatz (N 53°08′18.9″ E 7°35′15.7″) befindet. Das Fehn- und Schifffahrtsmuseum ist gleich dort, wo die grün gestrichene Tjalk im Kanal liegt. Das in einer Jugendstilvilla untergebrachte Museum befasst sich mit dem Leben der Siedler in den Mooren und auch mit der Arbeit von Segelmachern und Seeleuten.
Am Kreisverkehr an der Hoffnungskirche mitten im Ort fahren wir nun auf die B 438 und halten uns in nördlicher Richtung, bis wir durch die Fehnlandschaft hindurch wieder auf die B 70 stoßen. Auf ihr verlassen wir das Emsland und erreichen Ostfriesland. Die drittgrößte Stadt der Region ist Leer und gleichzeitig unser nächstes Ziel.
Leer macht es uns Wohnmobilfahrern ziemlich leicht, denn ein Wohnmobilstellplatz befindet sich direkt im Zentrum. Er ist zwar Teil des Parkplatzes Große Bleiche und bietet daher keine Natur, aber er ist ein guter Ausgangspunkt für einen Spaziergang durch den gemütlichen Ortskern. Und wer hier nicht übernachten möchte, findet zumindest einen ausreichend großen Parkplatz vor.
Nur 200 Meter sind es über die Königstraße, bis man sich am Museumshafen befindet, wo mehrere Einkehrmöglichkeiten bereitstehen und sich das Rathaus als Tor in die Fußgängerzone erhebt. Der Museumshafen ist alle zwei Jahre Schauplatz für ein Treffen rund 100 historischer Traditionsschiffe. Auffällig ist auch das Backsteingebäude, in dem heute ein Restaurant untergebracht ist. Einst befand sich darin die Waage, als Leer im frühen 16. Jahrhundert das Wiegerecht erhielt.
Gleich dahinter befindet sich das Heimatmuseum, in dem neben der heimischen Schifffahrt auch die ostfriesische Wohnkultur ein Themenschwerpunkt ist. Das Wasser des Museumshafens stammt übrigens aus dem Fluss Leda, der am südwestlichen Rand von Leer in die Ems mündet. Überspannt wird es von der Dr.-vom-Bruch-Brücke, die mit dem dazugehörigen Brückenwärterhäuschen seit den 1920er-Jahren als Klappbrücke ihren Dienst tut.
Am westlichen Brückenkopf beginnt die Wilhelm-Klopp-Promenade, auf der man gemächlich am Wasser spaziert und wenig später das historische Dampfschiff Prinz Heinrich erreicht. Das auf der Meyer-Werft entstandene Schiff wurde nach sechs Jahrzehnten im Jahr 1969 außer Dienst gestellt und dient seither als Museumsschiff. Im August 2017 konnte es nach langer Restaurierung wieder aus eigener Kraft fahren. Benannt wurde das Schiff nach dem Generalinspekteur der Kaiserlichen Marine, der zugleich Bruder von Kaiser Wilhelm II. war. Genutzt wurde das Schiff für den Passagier- und Postdienst nach Borkum.
Über den Ernst-Reuter-Platz am Museumsschiff gelangt man in die Fußgängerzone von Leer. Besonders schön ist die Altstadt jedoch, wenn man auf der Mühlenstraße nach links abbiegt und nach einiger Zeit links durch die Brunnenstraße zur Rathausstraße gelangt. Hier sollte man sich nach links wenden und zwischen den gepflegten Häusern der Altstadt schlendern. Auf der linken Seite sieht man dann zum Beispiel das Haus Samson. An der schmuckvollen barocken Fassade liest man die Jahreszahl 1643. Doch das bezieht sich nur auf die Neugestaltung der Fassade, das Haus selbst ist sogar noch älter und blickt auf das Jahr 1570 zurück. Über der Weinhandlung im Erdgeschoss befindet sich im Haus Samson eine Ausstellung, die sich mit der Heimatkunde Ostfrieslands befasst.
Am Ende der Fußgängerzone treffen wir wieder auf das Rathaus, das im ausgehenden 19. Jahrhundert erbaut wurde und einen markanten Turm besitzt. Wenn möglich, sollte man auch einen Blick in das Innere werfen, das mit zahlreichen Wand- und Deckenmalereien verziert ist.
Erwähnenswert sind zwei weitere Bauwerke, die sich jedoch außerhalb der Leerer Altstadt befinden und zum Verkehrsnetz gehören. Denn westlich der Stadt fließt die Ems nach Norden und ist Schifffahrtsweg für die Kreuzfahrtschiffe der Papenburger Meyer-Werft. Rund 800 Meter nördlich der Leda-Mündung in die Ems passieren die Schiffe eine Engstelle, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts erweitert werden musste. Die Jann-Berghaus-Brücke gehört zu den größten Klappbrücken Europas und ist über 460 Meter lang. Knapp 60 Meter davon können weggeklappt werden, damit die Schiffe die Ems befahren können. Wesentlich leichter ist es bei der Emsüberführung weitere zweieinhalb Kilometer flussabwärts. Dort passieren die Schiffe den Emstunnel, was die Kapitäne selbstverständlich unbeeindruckt lässt. Doch als Wohnmobilfahrer auf der A 31 fährt man seit 1989 unter der Ems hindurch.
Um unsere Reise entlang der Nordseeküste fortzuführen, brauchen wir die Autobahn nicht. Östlich der Leerer Innenstadt können wir unser Wohnmobil auf die B 436 steuern und ab der kleinen Gemeinde Hesel der B 72 folgen. Zahlreiche Felder und Windräder säumen unseren Weg, mehrere Kanäle überqueren wir, bis wir Aurich erreichen. Wir sollten nicht gleich in das Zentrum hineinfahren, sondern an einer Kreuzung links in den Fischteichweg abbiegen und dabei auf die Beschilderung des Schwimmbads De Baalje achten. Dort befindet sich ein Wohnmobilstellplatz, von wo aus wir bequem den Ortskern von Aurich erkunden können.
Über die Julianenburger Straße gelangen wir in das Zentrum und spazieren dabei durch den Schlosspark. Dort ließ der ostfriesische Graf Ulrich Cirksena im 15. Jahrhundert eine Burg errichten. Diese wurde durch einen schweren Brand im darauffolgenden Jahrhundert stark in Mitleidenschaft gezogen und im Anschluss zu einem Schloss ausgebaut. Mehrere weitere Umbauten ließen das heutige Gebäude entstehen, in dem mittlerweile das Landgericht untergebracht ist. Weitere Nebengebäude sind das sogenannte Schlösschen und der Marstall, die von der Oberfinanzdirektion genutzt werden.
Landschaftshaus