Widmung

Für Grace und Elijah. Hart arbeiten und an sich selbst glauben:
Dann kommt man dahin, wo man hin möchte.

Danksagungen

Wenn man mich vor 20 Jahren, als ich Philosophie studierte, gefragt hätte, ob ich gerne ein Buch schreiben würde, hätte ich geantwortet: „Sicher. Über Platons Symposion.“ Nun, jetzt habe ich ein Buch geschrieben, aber über einen Haufen Kästen und Schachteln, die ich im Laufe eines Jahres gebaut habe. Dafür schulde ich vielen Menschen Dank. Ich werde Joe Mazurek ewig dankbar sein, für die Freundlichkeit, das Holz und die Zeit in seiner Werkstatt. Von ihm lernte ich, wie man Möbel baut.

Die Schachteln in diesem Buch wären nicht das, was sie sind, wenn mir Mike Pekovich nicht geduldig zugehört hätte, wann immer ich über Entwürfe und Techniken sprechen wollte. Ich bin auch allen anderen Mitgliedern meiner ‚Arbeitsfamilie‘ bei der Zeitschrift Fine Woodworking dankbar. Ich schätze mich glücklich, mit so intelligenten, einfühlsamen und freundlichen Kollegen zu arbeiten. Sie zeigten nie Ermüdungserscheinungen, wenn ich schon wieder mit einer neuen Schachtel auftauchte. Noch wunderbarer und ermutigender war, dass ihnen die Arbeiten sogar gefielen.

Anissa, Dir danke ich dafür, dass Du sie so sicher und gut organisiert aufbewahrt hast, nachdem ich sie fertig gestellt hatte. Schließlich möchte ich auch all jenen danken, die meinen Blog lasen, während ich die Schachteln baute und über sie schrieb. Ich hatte nie erwartet, dass sich viele Menschen dafür interessieren würden, freue mich aber, dass es doch so viele taten.

Inhalt

Einleitung

Über Design

Arbeitstechniken für Kästen

Ein Jahr mit Schachteln

Materialien/Bezugsquellen

Einleitung

Als kleiner Junge spielte ich Baseball. Dabei lernte ich Folgendes von meinem Vater: Wenn man besser werden will, beim Aufschlag, beim Laufen von Base zu Base, beim Fangen von hohen Bällen, gibt es nur eins: Üben. Man muss es wieder und immer wieder machen, bis es einem in Fleisch und Blut übergeht. Beim Arbeiten mit Holz ist es genauso. Wenn man bessere Schwalbenschwanzzinkungen schneiden möchte, muss man in die Werkstatt gehen und welche schneiden. Und dann noch welche. Und dann noch ein paar Hundert. Wenn man das ein paar Jahre oder ein Jahrzehnt wiederholt, schneidet man irgendwann Zinken wie Christian Becksvoort*.

Ich habe die Herstellung von Schwalbenschwanzzinkungen und aller anderen Verbindungen im Möbelbau immer wieder geübt. Es hilft und ich bin besser geworden. Allerdings gibt es eine Fähigkeit, die ich nicht genug geübt habe: Das Entwerfen. Die Fähigkeit, ansprechende Möbelstücke zu entwerfen, kann man meiner Meinung nach erlernen. Man kann auch schöne Möbelstücke nach eigenen Entwürfen bauen, wenn man es lange und intensiv genug übt. (Natürlich sollte man auch das Entwerfen immer wieder üben. Es gibt einige Prinzipien und Konzepte, die dabei hilfreich sein können. Ich werde im Folgenden auf sie zurückkommen, um das, was ich über sie weiß, weiterzugeben.) Ich nahm mir etwas vor: Ich wollte in 52 Wochen 52 Schachteln entwerfen und bauen.

Was wollte ich in diesem Jahr erreichen? Vor allem wollte ich meiner Entwurfsästhetik einen Schub verleihen, um sie schneller zu einer gewissen Reife zu bringen. Außerdem würde die Herstellung dieser 52 Kästen in ebenso vielen Wochen meine technischen Fähigkeiten verbessern. Habe ich also nach einem Jahr fast ununterbrochener Tischlerei meiner Ziele erreicht? Ich weiß, dass sich meine technischen Fähigkeiten verbessert haben. Meine Verbindungen sind passgenauer und die Oberflächen sind besser als je zuvor. Außerdem glaube ich, dass meine Entwurfsfähigkeiten besser sind und dass mein ästhetisches Empfinden sich deutlich weiterentwickelt hat.

Ich sollte darauf hinweisen, dass ich nicht wirklich jede Woche einen Kasten gebaut habe. Weil ich oft auf Dienstreisen bin, mich gelegentlich vor einer Videokamera zur Schau stellen muss und auch sonst ein ausgefülltes Leben führe, war das schlicht unmöglich. Manchmal habe ich einige Tage für einn Kasten gebraucht. Manchmal waren es mehrere in einer Woche. Für einen der Kästen brauchte ich acht Wochen. Als ich mit diesem Vorhaben begann, war mir klar, dass ich am Ende nicht 52 Unikate würde vorweisen können. Manche der Entwürfe stellte ich in mehreren Fassungen her und verwendete jeweils anderes Holz für den Korpus oder einen anderen farbigen Lack für den Deckel (oder nahm andere kleine derartige Änderungen vor), um zu sehen, welche Version mir am besten gefiele. Manchmal veränderte ich auch den Entwurf, bis ich zu einer wirklich ausgereiften Fassung gelangte. Ich habe die 52 Schachteln ursprünglich in einem Blog auf meiner Internetseite te vorgestellt: www.mekwoodworks.com. Fotos meiner Arbeiten findet man auch auf Instagram@kenney.matt.

Im Nachhinein bin ich glücklich, dass ich diese Arbeit auf mich genommen habe, auch wenn es gelegentlich schwierig war (etwa, wenn die Temperatur in meiner unbeheizten Werkstatt in Neuengland fast bis auf den Nullpunkt fiel). Natürlich sind die Fortschritte, die ich selbst als Möbeltischler und -entwerfer gemacht habe, sehr befriedigend, aber noch größer ist die Befriedigung, dass viele andere Holzwerker mir berichtet haben, sie hätten von meinem Projekt ebenfalls profitiert. Es habe ihren Blick für neue Möglichkeiten der Gestaltung und Konstruktion geweitet. Das ist wunderbar. Ich bin immer bereit, meine Leidenschaft für dieses Handwerk mit anderen zu teilen, und wenn diese Leidenschaft in einigen von ihnen dann ebenfalls erwacht ist, habe ich etwas viel besseres erreicht, als ich am Anfang vorhatte.

* Legendärer US-amerikanischer Möbeltischler. Becksvoort ist
besonders bekannt für seine virtuosen Verbindungen.
www.chbecksvoort.com

 

 

Uber Design

Seit ich den Kasten 52 fertiggestellt habe, ist einige Zeit verstrichen, und ich habe viel darüber nachgedacht, was mich umtrieb, als ich die Kästen entwarf. Ich weiß nicht, ob ich beim Bau dieser 52 Schachteln viel über Design in einem umfassenderen Sinn gelernt habe, aber über die Art und Weise, wie ich selbst an das Entwerfen herangehe, habe ich sehr viel gelernt. Ich habe ein Verständnis dafür gewonnen, was mir bei der Gestaltung wichtig ist und über den Vorgang, der sich abspielt, wenn ich entwerfe. Außerdem habe ich einige Detaillösungen entwickelt, die jetzt für meine Arbeiten typisch sind. Das war mein Ziel, als ich anfing und deshalb halte ich das Projekt für einen Erfolg. Auch wenn das nicht nur für mich gilt, ist mein übergeordnetes Ziel beim Entwerfen eine harmonische, elegante Schachtel, die sich durch ruhige Schönheit auszeichnet. Wenn ich auf dieses Ziel hinarbeite, stehen sechs unterschiedliche, aber verwandte Elemente im Vordergrund: die Gesamtproportionen, Schlichtheit, passende Größenproportionen zwischen Details und der Gesamtgröße des Kastens, möglichst genau ausgearbeitete Details, das bestmögliche Holz für den betreffenden Kasten; und eine Farbigkeit, die den Entwurf der Schachtel betont. Im Folgenden werde ich versuchen, diese Elemente möglichst gut zu erklären.

Dabei sollten Sie bedenken, dass ich beschreibe, wie ich an das Entwerfen herangehe, nicht wie Entwürfe allgemein entstehen und schon gar nicht, wie Sie selbst entwerfen sollten. Die beschriebenen Prinzipien sind jedoch nicht so von meiner persönlichen Ästhetik abhängig, dass Sie nach ihnen nicht auch Schachteln (oder Möbel) entwerfen könnten, die vollkommen anders aussehen als meine. Eigentlich wäre mir das sogar viel lieber, als wenn Sie einfach eine Kopie einer meiner Kästen bauen würden.

Legen Sie zuerst die Proportionen fest. Wenn sie stimmen, hat man einen guten Anfang für den Kasten.
Wenn sie misslungen sind, ist das Stück nicht mehr zu retten.

Gute Proportionen sind überaus wichtig

Wenn es um Kästen (und Möbel allgemein) geht, ist nichts so wichtig wie die Wahl von Abmessungen (Länge, Breite und Höhe), die miteinander harmonieren. Eine Schachtel sollte so gute Proportionen aufweisen, dass jemand, der sie ansieht und vielleicht sogar in die Hand nimmt, sich überhaupt keine Gedanken darüber macht, wie sich die Länge, Breite und Höhe zueinander verhalten. Wenn man die Proportionen genau richtig wählt, treten sie in den Hintergrund und werden zu einer kräftigen, aber ruhigen Grundlage für die Schönheit der Schachtel.

Wie gelangt man also zu diesem Ziel? Ein guter Ausgangspunkt sind die altbewährten Grundsätze des Goldenen Schnitts und der Fibonacci-Folge. Mehr als ein Anfang sind sie aber nicht. Wenn man sich zu sehr auf sie verlässt, können die Schachteln klobig wirken. Das wurde mir vor vielen Jahren klar, als ich den Goldenen Schnitt verwendete, um alle Abmessungen einer Schachtel festzulegen. Die Breite und Länge sind sehr gut, aber der Kasten war zu hoch. Sie sieht aus wie eine fette kleine Kröte. Ich baute eine neue Version, die länger und breiter war (diese beiden Werte hingen nach dem Goldenen Schnitt voneinander ab), reduzierte die Höhe aber deutlich.

Heute verwende ich den Goldenen Schnitt als grobe Richtlinie, um zwei der drei Abmessungen festzulegen. Welche beiden das sind hängt davon ab, ob man den Kasten vor allem von oben oder von vorne betrachten wird. Falls eher von oben, lege ich Länge und Breite nach dem Goldenen Schnitt fest, falls eher von vorne, dann die Länge und Höhe. Aber dieses Verhältnis ist nur ein Anfangspunkt. Man kann jede der beiden Abmessungen etwas abändern, um zu einem ansprechenderen Ergebnis, oder vielleicht noch wichtiger, einem nützlicheren Maß für den beabsichtigten Zweck zu kommen. Solange man sich in der Nähe des Goldenen Schnitts bewegt, kann es eigentlich nicht schief gehen.

Zwei Dimensionen entwerfen

Bei meiner Entwurfsarbeit taucht eine Besonderheit auf, die damit zusammenhängt, wie ich den Goldenen Schnitt einsetze. Ich fange bei der Gestaltung einer Schachtel immer mit der Ansicht an, die man zuerst erblickt, also mit der Draufsicht oder der Vorderansicht. Ich lege die Proportionen fest, die Anordnung der Fächer oder Schubladen, bei einem gestapelten oder nebeneinander stehenden Kastensatz auch die Größen der Schachteln, aus denen er besteht, usw. Ich variiere diese Elemente spielerisch, um eine ansprechende Anordnung und harmonische Proportionen zu erhalten. Erst dann berücksichtige ich beim Entwurf auch die dritte Dimension.

Das Ziel ist Schönheit, nicht eine Höchstzahl von Gestaltungselementen. Durch das Fortlassen unnötigen Schmucks wird die Kreativität herausgefordert. Wenn der Kasten auf die richtige Weise schlicht ist, ist er auch schön.

Schlicht ist schön

Während ich an der Weiterentwicklung meines Gefühls für Proportionen arbeitete, entdeckte ich etwas Wunderbares: Schöne Schachteln benötigen keine Schmuckelemente. Ich begann, alles fortzulassen, was ich fortlassen konnte, und ließ nur die Proportionen, die klaren Linien, die Geometrie der Formen und die Farbe des Holzes für sich sprechen. Diese Elemente können ausreichen, um einen Kasten wirken zu lassen. Inzwischen strebe ich mit Leidenschaft nach Schlichtheit. Ich bin versessen darauf, etwas wirklich Schönes aus so wenig Elementen wie möglich zu schaffen. Diese Einschränkung erleichtert es sogar, zu guten Entwürfen zu gelangen, weil man nicht ziellos von einer Option zur nächsten stolpert. Stattdessen arbeitet man im Rahmen der Vorgaben und entdeckt neue Wege, sie zu erfüllten. Man wird kreativer. Man beherrscht eine bestimmte Zahl von Entwurfselementen, anstatt von einem zum nächsten zu gehen, ohne jemals zu verstehen, wie man sie einsetzen kann, um einen schönen Kasten zu gestalten. Man sollte sich eher auf ein oder zwei Elemente konzentrieren, immer wieder mit und an ihnen arbeiten und sich dabei fragen: „Wie kann ich sie anders einsetzen?“ Dadurch zwingt man sich, kreativ zu sein und gelangt zu besseren Entwürfen.

An kleine Schachteln gehören kleine Griffe

Viele meiner Kästen sind klein. Das gilt nicht nur für die Außenabmessungen. Alles an ihnen ist klein. Alle Elemente einer Schachtel – von der Länge, Breite und Höhe bis zur Stärke der Wände und der Größe des Griffs – sollten harmonisch aufeinander abgestimmt sein. Gute Proportionen gehen über die grundlegenden Abmessungen hinaus. Meine kleinsten Kästen haben Wände, die nur 5 mm stark sind. Wenn die Schachteln größer werden, nimmt auch die Wandstärke zu. Auch die Größe der Griffe stimme ich auf die Größe des Kastens ab. Die Notwendigkeit, alle Teile einer Schachtel so zu bemessen, dass sie in der Gesamtschau harmonisch wirken, wird oft übersehen. Ich habe schon kleine Schachteln mit dicken Wänden und großen, wuchtigen Griffen gesehen. Es sieht einfach nicht richtig aus.

Achten Sie auf die Größenverhältnisse. Jedes Detail eines Kastens, vom Griff bis hin zur Maserung, sollte in der Größe auf die Proportionen der Schachtel abgestimmt sein.

Man sollte aber nicht nur die Größe der Bestandteile beachten. Auch die Maserung sollte zu den Proportionen des Kastens passen. Ein kurzer, kleiner Kasten braucht eine wirklich dichte Maserung. Wenn nur einige wenige, weit auseinander liegende Maserlinien an der Wandung zu sehen sind, oder schlimmer noch, hässliche Fladerungen, sehen die Seitenteile wie Stücke eines großen Bretts aus. Wenn die Holzfasern dicht und gerade verlaufen, wirkt die Wand wie ein normales Brett von einem kleinen Baum. Vielleicht wirkt das etwas absurd, es macht aber wirklich einen Unterschied.

Die Details ausarbeiten

Ein Kasten hat mehr aufzuweisen als die Gesamtmaße und den Griff, den man am Deckel anbringt. Die Entwurfsphase ist erst dann wirklich beendet, wenn man jedes Element bedacht und ausgearbeitet hat. Wenn ich eine Schachtel mit einem Deckel baue, der in einen Falz an den Oberkanten der Seiten eingelegt wird, mache ich mir Gedanken darüber, wie hoch der Falz sein soll, weil dadurch auch bestimmt wird, wie dick die Oberkante der Seiten wirken. Ich überlege auch, wie stark der Deckel sein sollte, weil dadurch festgelegt wird, wie weit er sich über die Seiten erhebt. Das sind Kleinigkeiten, aber sie wirken sich deutlich auf die Schönheit und den Reiz des Kastens aus. Das Ziel sollte sein, dass jedes Detail des Kastens das Ergebnis sorgfältiger Überlegungen ist. Denken Sie über die Verbindungen nach. Wenn Sie die Ecken auf Gehrung arbeiten, sollten Sie einen guten Grund dafür haben. Möchten Sie die Enden des Griffes anschrägen? OK. Warum? Und: Soll die Schräge nach oben oder nach unten verlaufen? Darauf müssen Sie Antworten geben können. Auf diese Weise kommt man zu einem durchdachten Entwurf, zu einem guten Entwurf. Es ist eine schwierige Aufgabe, weil sie Disziplin erfordert. Wie jeder andere möchte auch ich am liebsten gleich mit der Arbeit anfangen. Man muss diesem Impuls aber widerstehen, bis man genau weiß, was man erreichen möchte, und wie man dorthin gelangt. Dieses Wissen bekommt man, wenn man sich vorher gedanklich mit allen Details beschäftigt.

Sorgfältige Holzauswahl

Die Resteholzkiste drüben in der Ecke der Werkstatt? Fangen Sie gar nicht erst an, in ihr zu stöbern, um Holz für ihre nächste Kiste zu suchen. Beschränken Sie sich nicht auf merkwürdige Restholzstücke und Rohlinge irgendwelcher exotischen Tropenhölzer. Die Holzart, die Farbe des Holzes und sein Zuschnitt, der Faserverlauf und die Größe der Poren – das sind alles Faktoren, die bei der Holzauswahl für einen Kasten berücksichtigt werden wollen. Mit der Holzauswahl muss man sich ebenso penibel Mühe geben wie mit dem Entwurf. Es hängt alles zusammen.

Ich gehe nie an die Restekiste. Ich habe zwar ein Lager mit kleinen Brettern, die ich beiseitegelegt habe, weil ich wusste, dass sie die Eigenschaften haben, auf die ich beim Bau eines Kastens Wert lege, aber auch da achte ich genau darauf, was ich auswähle. Viel eher kaufe ich eine starke Bohle, die ich je nach Bedarf zu dünnen Brettern auftrenne, so dass die Kante der Bohle zur Fläche des kleinen Bretts wird. So erhalte ich Bretter mit stehenden Jahresringen und kann jeden Aspekt des Holzes, das ich einsetze, selbst bestimmen.

Seien Sie wählerisch. Das Holz, das man für einen Kasten verwendet, ist überaus wichtig. Lassen Sie sich Zeit und suchen sie ein Stück Rohholz, das der Gestaltung des Kastens entgegenkommt.

Denken Sie alles durch. Der Entwurf ist erst dann fertig, wenn Sie jeden Aspekt eines Kastens bedacht haben, bis hin zur Richtung des Faserverlaufs und der Größe der Griffe.

Bringen Sie das Holz zur Geltung. Kräftige Farben heben die Schönheit der natürlichen Holzfärbung hervor.

Mit Farben arbeiten

Diesem Thema kann man sich nicht vorsichtig nähern. Ich verwende Farben und Stoffe, wenn ich Kästen baue. Sie gehören genauso zu meiner ästhetischen Welt wie die Verwendung von riftgeschnittenen einheimischen Laubhölzern (Kirsche, Nussbaum, Eiche, Ahorn und so weiter). Mehr als nur ein in Würden ergrauter Holzwerker hat sich deshalb mit Grausen von meinen Schachteln abgewendet. Glücklicherweise war die Zahl derer, die mir sagten, dass sie die bunten Farben, die ich bei meinen Schachteln verwende, sehr schön fänden, noch viel größer. Warum arbeite ich mit Farbe? Ich finde, dass die Farbe, die durch Lasuren, Lacke und Stoffe ins Spiel kommt, den Kästen zusätzliches Leben einhaucht. Es gibt einem traditionellen Material einen Hauch Modernität und macht ein sonst eher hartes Material gerade weich genug, um ihm eine angenehme Wärme zu verleihen.

Ich bin wählerisch bei den Farben, die ich verwende. Grundsätzlich kommt für mich nur Kaseinfarbe in Frage. Im Gegensatz zu Latexfarben (sogar matten Latexfarben) ist Kaseinfarbe nicht gleichmäßig gefärbt. Die Färbung ist wunderbar uneinheitlich. Man könnte fast von einer Textur sprechen. Dadurch wirkt sie wie ein natürliches Material. Die Färbung eines Holzes ist ebenfalls uneinheitlich, sogar in einem einzigen Brett. Wenn man Latexfarbe auf die erdigen, warmen, organischen Oberflächen von Holz aufträgt, ist sie deplatziert. Mit Kaseinfarbe ist das etwas ganz anderes. Sie ist genauso organisch wie Holz und wenn auch ein krasser Kontrast zwischen der strahlenden Farbe und der eher satten Färbung des Holzes zu bestehen scheint, so wirken sie andererseits doch irgendwie zusammengehörig.

Ein Hinweis dazu, wie ich Kaseinfarbe verwende: Es ist zwar ein traditionelles Material, das schon seit Jahrhunderten im Möbelbau verwendet wird, aber ich habe es immer in eher unkonventioneller Weise eingesetzt. Ich bemale einen Deckel oder nur die Kanten eines Deckels oder vielleicht die Füße eines Griffs. Ich bemale auch gerne die Innenseite eines Schachtelbodens, sodass es beim Öffnen der Schachtel zu einer unerwarteten kleinen Farbexplosion kommt. Außerdem wird dadurch das Innere der Schachtel aufgehellt. So erhalten meine Kästen eine moderne Anmutung, auch wenn ich sie aus traditionellen Materialien herstelle.

Weicher Stoff im Inneren

Jetzt zum Stoff: Begonnen habe ich mit dem Verwenden von Stoffen für das Innere von Kästen, lange bevor ich mit dem Projekt der 52 Kästen begann. Ich schätze Stoffe aus dem gleichen Grund, aus dem ich auch gerne den Innenboden einer Schachtel bemale. Es ist ein wunderbarer und unerwarteter Farbeffekt. Außerdem gefällt mir, dass Stoff dem Holz etwas von seiner Härte nimmt. Holz ist ein kräftiges, dominantes Material. In Verbindung mit Stoff, vielleicht sogar mit einem kleinen Blütenmuster, verliert es diese Eigenschaften etwas.

Aber auch in dieser Hinsicht bin ich rigoros. Zum einen muss der Stoff eben aufliegen und bündig abschließen. Er wird nicht von unten gepolstert. Zum anderen muss das Muster des Stoffs in seinen Proportionen gut zur Größe der Schachtel passen. Ein kleiner Kasten verlangt nach einem kleinen Muster. Wenn man einen kleinen Kasten öffnet und nur einen Teil eines großen Blütenmusters sieht, scheint etwas nicht zu stimmen. Wenn man aber einen kleinen Kasten öffnet und ein winziges Blütenmuster sieht, das sich vielmals in dem Kasten wiederholt, scheint alles in Ordnung zu sein. Auch die Farbe des Stoffs sollte auf die Farbe des Holzes abgestimmt sein. Krasse Kontraste wirken nicht sehr ansprechend. Wie bei allem, was ich tue, versuchte ich auch hier, subtil vorzugehen.

Einladender: Holz ist ein wunderbares Material, es ist aber hart und es kann kalt wirken. Ein Stück Stoff ist einladend und gibt dem Kasten etwas Sanftes.