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Ein Projekt/un progetto der Arbeitsgruppe/del Gruppo di ricerca „Geschichte und Region/Storia e regione“

Herausgeber/a cura di: Arbeitsgruppe/Gruppo di ricerca „Geschichte und Region/Storia e regione“, Südtiroler Landesarchiv/Archivio provinciale di Bolzano und/e Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen/Centro di competenza Storia regionale della Libera Università di Bolzano

Redaktion/redazione: Andrea Bonoldi, Francesca Brunet, Siglinde Clementi, Andrea Di Michele, Ellinor Forster, Florian Huber, Stefan Lechner, Hannes Obermair, Gustav Pfeifer, Karlo Ruzicic-Kessler, Martina Salvante, Philipp Tolloi.

Redaktionsanschrift/indirizzo della redazione: Geschichte und Region/Storia e regione, via Armando-Diaz-Str. 8b, I-39100 Bozen/Bolzano, Tel. + 39 0471 411972, Fax +39 0471 411969

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Korrespondenten/corrispondenti: Giuseppe Albertoni, Trento · Thomas Albrich, Innsbruck · Helmut Alexander, Innsbruck · Agostino Amantia, Belluno · Marco Bellabarba, Trento · Laurence Cole, Salzburg · Emanuele Curzel, Trento · Elisabeth Dietrich-Daum, Innsbruck · Alessio Fornasin, Udine · Thomas Götz, Regensburg · Paola Guglielmotti, Genova · Maria Heidegger, Innsbruck · Hans Heiss, Brixen · Martin Kofler, Lienz · Margareth Lanzinger, Wien · Werner Matt, Dornbirn · Wolfgang Meixner, Innsbruck · Luca Mocarelli, Milano · Cecilia Nubola, Trento · Tullio Omezzoli, Aosta · Luciana Palla, Belluno · Eva Pfanzelter, Innsbruck · Luigi Provero, Torino · Reinhard Stauber, Klagenfurt · Gerald Steinacher, Lincoln/Nebraska · Rodolfo Taiani, Trento · Michael Wedekind, München · Rolf Wörsdörfer, Darmstadt/Regensburg

Geschichte und Region/Storia e regione erscheint zweimal jährlich/esce due volte l’anno.

Einzelnummer/singolo fascicolo: Euro 30,00 (zuzügl. Versand/più spese di spedizione), Abonnement/abbonamento annuo (2 Hefte/numeri): Euro Euro 42,00 (Abonnementpreis inkl. MwSt. und zuzügl. Versand/ IVA incl., più spese di spedizione). Alle Bezugspreise und Versandkosten unterliegen der Preisbindung.

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Layout: Fotolitho Lana Service; Umschlaggestaltung/copertina: Dall’Ò&Freunde.

Umschlagbild/foto di copertina: Foto „Die Post ist da“, Senafè (Eritrea), Dezember/dicembre 1935, Fotograf unbekannt, Quelle: Sammlung Oskar Eisenkeil, L 55580, Tiroler Archiv für photographische Kunst und Dokumentation; Inserat für/inserzione per Cafe de l’Europe Restaurant. In: Aufbau, 1. März 1940, S. 9.

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. È vietata la riproduzione, anche parziale, con qualsiasi mezzo effettuata, compresa la fotocopia, anche ad uso interno o didattico, non autorizzata.

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Gefördert von der Kulturabteilung des Landes Tirol./Pubblicato con il sostegno dell’ufficio cultura del Land Tirol.

Inhalt / Indice

Editorial / Editoriale
Community of Images
Zugehörigkeiten schaffen / Costruire appartenenze

Tra valle, regione, Stato e Impero. I profughi trentini nella Prima guerra mondiale e il concetto di spazio

Gruppenzugehörigkeit als fotografisches Ereignis. Gruppenbilder aus dem Italienisch-Abessinischen Krieg 1935–1941

Die Austrian Refugee Groups am Central Park. Identifikationen mit und (Raum-)Wahrnehmungen von „Ur-Wiener-Gemütlichkeit“ im New York der 1930er und 1940er Jahre

Konfessionelle Räume in der Westukraine: Annäherungen, Abgrenzungen und Überlagerungen

Das Frauenhaus in Bozen. Ein Fallbeispiel für das spätmittelalterliche Bordellwesen

Franz Gottfried Troilo: dalla Valle Lagarina alla corte dell’imperatore Rodolfo II

“Verrei a vivere, ove ora tu vivi, terra libera, terra beata!”. Esuli austriaci negli Stati Uniti d’America (XIX secolo): un progetto in corso

Missionskreuz – Kruckenkreuz – Hakenkreuz. Die Tiroler Kapuzinermissionare in der Mandschurei und der „Anschluss“ 1938

Diroll divers – oder: Die Dialektik von Einheit und Vielfalt regionalgeschichtlich betrachtet. Ein Rezensionsessay zu Francesca Brunet/Florian Huber (Hg), Vormärz. Eine geteilte Geschichte Tirols / Una storia condivisa trentino-tirolese, Innsbruck 2017.

Johannes Feichtinger/Heidemarie Uhl (Hg), Habsburg neu denken. Vielfalt und Ambivalenz in Zentraleuropa. 30 kulturwissenschaftliche Stichworte

Elio Krivdić/Günther Dankl (Hg.), Artur Nikodem.
Maler und Fotograf der Moderne

Stefan Lechner, Die Absiedlung der Schwachen in das „Dritte Reich“. Alte, kranke, pflegebedürftige und behinderte Südtiroler 1939–1945

Gustav Pfeifer/Maria Steiner (Hg.), Bruno Kreisky und die Südtirolfrage / Bruno Kreisky e la questione dell’Alto Adige

Eva Pfanzelter/Dirk Rupnow (Hg), einheimisch, zweiheimisch, mehrheimisch. Geschichte(n) der neuen Migration in Südtirol.

Editorial

Erzwungene oder freiwillige Migration nach Übersee ist spätestens seit dem 18. Jahrhundert eine der großen welthistorischen Signaturen. Mit Beginn der transozeanischen Expansion der Frühen Neuzeit, verstärkt dann mit dem Sklavenhandel von Westafrika nach Amerika bis hin zu den großen Auswanderungsbewegungen aus Europa in die Vereinigten Staaten oder nach Südamerika erwies sich überseeische Migration als Auslöser und Kollateraleffekt einer neuen Globalisierung. Aber auch im Binnenraum der Kontinente zeichneten sich im 19. Jahrhundert freiwillige oder erzwungene Bevölkerungsbewegungen vermehrt ab. Wanderung aus wirtschaftlichen Gründen wie durch Krieg ausgelöste Phänomene von Flucht, Deportation oder Vertreibung äußerten sich in „Alteuropa“ im 19. Jahrhundert erst recht seit der Epoche der Weltkriege als Phänomene von enormer Wucht und Wirkungsmacht.

Der Soziologe Anthony Giddens hat 1990 zu den „Konsequenzen der Moderne“ die „Entbettung“ sozialer Systeme gerechnet. Als Entbettung bezeichnet Giddens „das ‚Herausheben‘ sozialer Beziehungen aus ortsgebundenen Interaktionszusammenhängen und ihre unbegrenzte Raum-Zeit-Spannen übergreifende Umstrukturierung.“¹ Die Entbettung personaler und sozialer Beziehungen aus bisher stabilen Zusammenhängen und das Auflösen von räumlichen und zeitlichen Verknüpfungen, die Giddens in begrifflich abgeklärter Terminologie beschreibt, sind Phänomene von treibender Dynamik, die Menschen und soziale Gruppen oft aufs Äußerste belasten. Sie sind es vor allem dann, wenn sie erzwungen sind, wenn etwa Exil und Flucht die Betroffenen zu unerhörten, oft unzumutbaren Anpassungen nötigen. Aber auch neue Grenzziehungen, die oft langfristige Zugehörigkeiten unterbrechen oder diese völlig zerstören, erzielen ähnlich negative Effekte.

Wie aber behaupten größere Bevölkerungen und soziale Gruppen, die sich auf den schwierigen, oft extrem fordernden Weg zeitweiliger oder dauernder Migration begeben, ihr Selbstbild? Wie stabilisieren sie ihre Zugehörigkeit und bilden ihren sozialen, kulturellen und religiösen Zusammenhang neu aus? Und in eine andere Richtung gefragt: Wie verlau-fen Prozesse von Destabilisierung und Auflösung sozialer Verbindlichkeiten, mit welchen Mitteln und auf welchem Weg werden sie kompensiert, falls dies überhaupt möglich ist?

Die von der Migrationssoziologie entworfenen theoretischen Konzepte richten sich häufig auf die Aufnahmegesellschaften von Zielorten und Regionen, an denen sich vor allem Flüchtende, Exilanten oder im Krieg Deportierte beziehungsweise Evakuierte zumindest zeitweilig niederlassen.² Die theoretischen Figuren der Absorption, Assimilation, Akkulturation und Integration erweisen sich aber zunehmend als zu nor-mativ aufgeladen und unterkomplex. Zudem beziehen sie sich vor allem auf die vorläufigen oder definitiven Zielregionen und ihre Gesellschaften, nicht aber auf die Selbstkonzeption von Betroffenen und deren Umgang mit der jeweiligen Situation.

Das Thema dieser Selbstkonzeption steht im Mittelpunkt zen-traler Beiträge dieses Heftes, das aus einer Tagung von „Geschichte und Region / Storia e regione“ und dem Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen im September 2016 in Bozen hervorgegangen ist. Die ersten „Bozner Gespräche zur Regionalgeschichte“ führten junge Historikerinnen und Historiker zur Vorstellung Ihrer Forschungsschwerpunkte zusammen, wobei ein Panel den Erfahrungen von Krieg, Flucht und Vertreibung gewidmet war. Die anregenden und reflektierten Vorträge des Panels legten ihre Veröffentlichung nahe, auch als Impuls der Ermutigung an eine neue Historiker*innen-Generation. Sie wurden ergänzt durch weitere the-matische Beiträge, die den Fokus des Heftes abrunden.

In diesem Zusammenhang erweist sich der Rückgriff auf das geflügelte, bereits zum Klassiker geronnene Schlagwort der Imagined Communities als hilfreich.³ Das von dem Historiker Benedict Anderson 1983 geprägte Konzept einer „vorgestellten Gemeinschaft“ verweist auf den fiktionalen und konstruktivistischen Charakter von Nationen und national definierten Gruppen. Es erhellt, dekonstruiert und dementiert den Versuch, soziale und nationale Gruppen als essentialistische Gemeinschaften zu begreifen,⁴ als soziale Aggregate, die durch tiefgreifende Prägungen von Identität und Kultur einander festgefügt verbunden sind.⁵ Es sind – so Anderson – vor allem die Vorstellungen von Zusammengehörigkeit, die Kohäsion stiften und Gemeinschaft generieren. Man kann aber auch sein Epitheton gleichsam spielerisch umkehren und nach einer community of images fragen, um jenen Bildern nachzugehen, die Verbindlichkeiten ermöglichen, sie stabilisieren und zu Gruppen festigen.

Der vorliegenden Ausgabe von „Geschichte und Region / Storia e regione“ bietet das Konzept der community of images einen Schlüssel zu Möglichkeitsräumen und Vorstellungswelten, aus denen Zugehörigkeiten erwachsen können. Es handelt sich um Zugehörigkeiten, die unter den Bedingungen großen Drucks gebildet werden, unter den Konditionen von Krieg und Auswanderung wie auch von intensiven Erfahrungen von Dorfbewohnern und Dorfbewohnerinnen, die in Grenzregionen leben und mit Grenzziehungen konfrontiert waren. Die Schauplätze, von denen die Beiträge handeln, führen nach Nord- und Südamerika, Afrika wie Zentral- und Osteuropa.

Dieser Umgang mit Fotografien durch die Akteure zeigt plastisch, wie diese im Kriegsverlauf unterschiedliche Codes der Selbstdeutung prägten, in denen der vermutlich identitäre Bezug als Südtiroler eine beschränkte Rolle spielte. Die „Kontingenz sozialer Zugehörigkeiten“⁶ wird in der Analyse von Markus Wurzer eindrücklich unterstrichen.

Eine weitere Form des Aufbaus von Zugehörigkeiten erschließt die Studie von Susanne Korbel über Austrian refugees im New York der Dreißiger Jahre. Die größte Stadt der USA war das Ziel vieler Exilanten, Exilantinnen und Geflüchteter, die Wien aus politischen Gründen oder ob rassischer Verfolgung unter austrofaschistischer oder NS-Herrschaft verlassen hatten. Nicht ohne Eleganz veranschaulicht Korbel, wie manche von ihnen die heimatliche Lebenswelt in New York effektvoll re-inszenierten. Sie gewannen in der US-Metropole neue Beheimatung dank der Eröffnung von Cafés und Lokalitäten, wo sie Lebenswelt und Atmosphäre Wiens neu aufleben ließen. Austrian Cafés am Hudson River stilisierten sich zum Klang von Wiener Liedern, Operetten musikalisch als Erinnerungsorte. Neben dem Interieur á la viennoise und der passenden Gastronomie wirkte die Musik als Medium der Verbindung zwischen Herkunft und Exil. Der Rückgriff auf Wiener Lieder und Operetten erfolgte in Lokalen wie dem Café Vienna nicht nur als nostalgisches Zitat und matte Reproduktion der Originale, sondern als Form des Umgangs mit der neuen Situation und ihren Herausforderungen. In performativer Manier entstanden Neufassungen von Liedern und Kurzoperetten, die die eigene Situation zum Thema machten und in gelungenen Sprachspielen bearbeiteten, wobei sie nostalgisch, aber auch prospektiv den kulturellen Codes der alten Heimat zum Revival verhalfen.

Komponisten wie Jimmy Berg schrieben Operetten von Weltruf wie „Das Weiße Rössl am Wolfgangssee“ zum „Weißen Rössl am Central Park“ um, nicht ohne die Fluchtgründe und die prekäre Situation der im Exil Lebenden in die bekannten Melodien textlich neu einzuflechten. Die zwischen Englisch und Wiener Dialekt changierenden Textpassagen verarbeiteten spielerisch die eigene Lage, die einem US-Publikum bis hin zur Präsidenten-Gattin Eleanor Roosevelt eindringlich nahegebracht wurde. Dennoch klangen – wie Korbel analysiert – ursprünglich lebhafte Hoffnungen auf Rückkehr und eine nur temporäre Exil-Situation, wie sie noch um 1939 spürbar gewesen war, im Verlauf der Vierziger Jahre deutlich ab. Der zunächst noch liminale Schwebezustand zwischen Herkunft und Zukunft hatte sich in eine definitive Situation verwandelt.

John Starosta Galante widmet sich den komplexen Loyalitäten einer zahlenmäßig überaus starken Gruppe von Migranten: Er blickt auf jene Italiener, die ab 1900 von der Halbinsel nach Argentinien, vor allem nach Buenos Aires, emigriert waren. Für sie begann mit dem Ersten Weltkrieg, zumal nach dem Intervento Italiens am 23. Mai 1915, eine Phase intensiver Politisierung und Nationalisierung. Die statistische Größenordnung der aus Italien stammenden Migranten beeindruckt: Rund 1,8 Millionen Menschen erreichten zwischen 1876 und 1914 den südamerikanischen Großstaat, der neben den USA und Brasilien zu den führenden amerikanischen Aufnahmeländern rechnete. Starosta Galante betont die relativ gleichmäßig verteilte Herkunft aus italienischen Regionen, mit deutlichen Spitzen für die norditalienischen Regionen Piemont und Lombardei, gegen die Sizilien und Kampanien sichtbar abfielen.

Wie aber begriffen die Zuwanderer ihre Zugehörigkeiten: Wog die regionale Herkunft mehr als das Selbstverständnis als „Italiener“, welcher Grad an Integration und Identifikation mit dem Aufnahmeland Argentinien wurde erreicht? Galante präsentiert in die-sem Zusammenhang das Konzept der italo-argentinidad, als eine Form der schwebenden, stetig neu auszuhandelnden Balance fluider Identifikation. Dabei spielte die sozi-ale Zugehörigkeit eine maßgebliche Rolle, da die italienischstämmigen Argentinier neben einem Sockel wohlsituierten Mittelstands vor allem auch Handwerk und Arbeiterschaft umfassten.

Der italienische Kriegseintritt wirkte auf diese ebenso große wie heterogene Bevölkerungsgruppe wie eine Wasserscheide der Zugehörigkeiten: Die Aufrufe zur Mobilisierung, die bourgeoise Wortführer wie Antonio Devoto lancierten, fanden beachtlichen Widerhall: Sie mobilisierten über 10 000 Freiwillige zum Einrücken nach Italien, starteten Kriegskomitees und patriotische Spendenbereitschaft, die aber die Neutralitätspolitik von Präsident Hipolito Yrigoyen nicht aufweichten. Der Kriegseintritt Italiens war auch ein Fanal für die rege italienischstämmige Anarchisten-Szene am Rio de La Plata. Sie brachte der Mobilisierung und dem Kriegsfuror nur Verachtung entgegen und entfaltete trotz ihrer überschaubaren Zahl, in Kundgebungen und Presseprodukten einen dynamischen Diskurs, der Pazifismus, Anarchie und Anti-Etatismus verknüpfte. Stärker sozialkritisch traten Syndikalisten auf den Plan, die die Kritik am Krieg mit dem Angriff auf Armut, Ausbeutungs- und Lohnverhältnisse verbanden. Die Dynamisierung der Kriegsjahre verlieh auch der italo-argentinidad – so Galante – einen neuen Rahmen. Sie aktivierte den Bezug auf die eigene soziale und nationale Herkunft, stärkte den ideologischen Rekurs auf italienische Gesinnungsgenossen und begriff sich zugleich als genuinen Teil eines neuen Argentinien. Der Krieg generierte damit in paradoxer Weise einen italienisch grundierten Patriotismus für den neuen Heimatstaat und seine Zivilgesellschaft, in dem sie den „lateinischen Charakter“ Italiens wiederfanden.

Auf den großräumigen Entwurf zur Formierung von italo-argentinidad folgt der Beitrag von Sabine von Löwis, der das Potenzial einer theoretisch gehaltvollen Mikrostudie eindrücklich entfaltet. Die Autorin widmet sich zwei Dörfern gleichen Namens, Sokyrynci in der Westukraine, die aus ursprünglicher Einheit aufgrund der Grenzlage und durch den Fluss Zbruč in zwei Einheiten geteilt wurden. Diese Spaltung setzte mit der polnischen Teilung ab 1772 ein und blieb bis 1945 aufrecht. Von Löwis nutzt für ihre Untersuchung die Raumkonzepte von Martina Löw und Benno Werlen, die auf das Zusammenspiel von erfahrenen und imaginierten Räumen abheben. Dieses Geflecht gewinnt an Zugkraft durch den praxeologischen Handlungskontext, mit dem Menschen und soziale Gruppen ihren sense of place gestalten. Im Fall der westukrainischen Dörfer erlangten zudem religiöse und konfessionelle Dimensionen besondere Bedeutung: Auch hier folgte aus der ursprünglich orthodoxen Konfession eine Teilung in eine griechisch-katholische Gemeinde im westlichen und eine orthodoxe im östlichen Dorf. Die konfessionelle Ausrichtung folgte der politischen Herrschaft, aufgrund der das östliche Sokyrynci ab dem späten 18. Jahrhundert dem Russländischen Reich, das westliche Pendant hingegen der Habsburgermonarchie angehörte. Wie von Löwis eingehend rekonstruiert, stand die über lange Zeit gezogene politische Grenze Kontakten und Austausch keinesfalls im Wege, sondern wurde im Zusammenspiel der Konfessionen rituell und im Alltag immer wieder durchlässig gestaltet. Dass diese Interaktion in jüngster Zeit durch verschärfte Nationalisierung drastisch nachließ, ist eine bemerkenswerte Folge der rezenten politischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine. Die auch gegenwärtig verstärkte Betonung einer „ukrainischen“ Kirche folgt dem verschärften politischen Klima und der anti-russischen Stimmung.

Der instruktive, historische Tiefe mit Aktualität verbindende Dorfvergleich von Löwis bündelt die hohe Erklärungskraft, die das Konzept von communities of images auf vielen Ebenen erschließt. Die Imagination von Räumen und das Gestalten von räumlichen Erfahrungen, Lebensvollzügen und sozialen Praktiken sind von tiefer Prägekraft, erst recht dann, wenn sie sich in Extremsituationen wie Krieg, Flucht oder Vertreibung realisieren müssen. Diese Erkundung bildet eine wichtige heuristische Option, für die Geschichtswissenschaften ebenso wie zur Erklärung aktueller gesellschaftlicher Umbrüche.

Drei Forumsbeiträge schließen inhaltlich an die Hauptbeiträge an: Die Migrationsforscherin Edith Pichler beschreibt jüngste Facetten der Zuwanderung aus Italien in die deutsche Hauptstadt Berlin. Dabei stellt die chronische Wirtschaftskrise Italiens einen mächtigen Treiber-Effekt, verstärkt durch die Sogkraft der Metropole mit ihren Lebenschancen, ihrer kulturellen Vielfalt und Diversität. Pichler bettet jüngste Berlin-Bewegungen aus Italien ein in die langfristigen Migrationen aus der Halbinsel in die Bundesrepublik, die bald nach 1960 einsetzten. Das anregende Bild von Gastronomie und Kreativität, das Italiener in der capitale tedesca oft nach außen vermitteln, ist die Kehrseite prekärer und zukunftsarmer Perspektiven, die im vormaligen Belpaese viele Jugendliche belasten.

Ins 19. Jahrhundert zurück greift der Projektentwurf von Francesca Brunet, worin sie auf die italienische Emigration vor und nach der Revolution von 1848 eingeht. Bereits im Vormärz verließen politisch aktive, vor allem junge Männer italienische Territorien der Habsburgermonarchie, um in den Vereinigten Staaten eine neue Existenz zu finden. Mitunter handelte es sich um Personen, die nach einer Begnadigung oft in letzter Minute ihre Heimat verlassen mussten, noch öfter um freiwillige Exilanten, die der Unterdrückung des Metternich’schen Obrigkeitsstaates entgehen wollten. Brunet gibt einen ersten Einblick in eine Recherche, die Frühformen politischen Exils und ihre biografischen wie politischen Prägungen eingehend auseinandersetzt.

Eine singuläre community of images nimmt sich Lienhard Thaler vor, der der Wahrnehmung österreichischer China-Missionare auch Tiroler Herkunft in der Mandschurei nachgeht. Die Aktivität der Kapuziner, die im Fernen Osten (heute im äußersten Nordwesten der Volksrepublik China) seit 1934 als Missionare eingesetzt waren, ist dank guter Quellenlage eingehend nachvollziehbar. Thaler gibt Streiflichter zur mühsamen Adaptierung der Kapuziner an die neuen Lebensverhältnisse vor Ort und schildert ihre ab März 1938 durch den „Anschluss“ dramatisch verschlechterte Lage: Ihre neue Staatszugehörigkeit als „Deutsche“ machte sie sie nun zu „Feinden“ Chinas, zugleich hob das NS-Regime in der Heimat ihre Tiroler Klosterprovinz auf. Die Ermordung zweier Missionare und die Ausweisung waren die Folge. Der aus seiner ausführlichen Diplomarbeit gezogene Beitrag von Lienhard Thaler erhellt die Möglichkeiten einer Missionsgeschichte, die Sozial-, Kultur und Globalgeschichte, post-colonial studies, Transfer- und Migrationsgeschichte wirkungsvoll abstimmt.

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1 Anthony GIDDENS, Konsequenzen der Moderne, Frankfurt a. M. 1995, S. 33.

2 Reinhard SIEDER, editorial: flucht & asyl. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 28 (2017), 2, S. 5–23.

3 Benedict ANDERSON, Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts, Frankfurt a. M./New York 1988 (Orig.: Imagined Communities. Reflections on the Origin and Spread of Nationalism, London 1983).

4 Vgl. Rogers BRUBAKER, Ethnizität ohne Gruppen, Hamburg 2007 (Orig. Ethnicity without Groups, Cambridge/Mass.-London 2004).

5 Für eine kritische Auseinandersetzung mit Identität siehe Rogers BRUBAKER/Frederick COOPER, Beyond ‚Identity‘. In: Theory and Society 29 (2000), 1, S. 1–47.

6 Stefan HIRSCHAUER, Un/doing Differences. Die Kontingenz sozialer Zugehörigkeiten. In: Zeitschrift für Soziologie 43 (2014), 3, S. 170–191, hier S. 175–183.

Editoriale

Almeno a partire dal XVIII secolo l’emigrazione transoceanica, forzata o volontaria, ha rappresentato uno dei più grandi fenomeni della storia mondiale. Con l’inizio dell’espansione oltreoceano nella prima età moderna – rafforzata poi dal commercio di schiavi dall’Africa occidentale all’America fino ad arrivare ai grandi movimenti migratori dall’Europa verso gli Stati Uniti o il Sudamerica – l’emigrazione oltremare si è rivelata catalizzatore e al tempo stesso effetto collaterale di una nuova globalizzazione. Nel corso del XIX secolo i movimenti di popolazione, volontari o forzati, sono diventati sempre più marcati anche all’interno dei continenti. Tali spostamenti – dovuti a ragioni economiche o a fenomeni conseguenti alle guerre come fughe, deportazioni o espulsioni – manifestarono la loro enorme portata nella “vecchia Europa” già nel XIX secolo e poi soprattutto all’epoca delle guerre mondiali.

Nel 1990 il sociologo Anthony Giddens inserì tra le “conseguenze della modernità” il disembedding (sradicamento) dei sistemi sociali. Così Giddens definiva “lo ‘svincolamento’ delle relazioni sociali dai contesti di interazione localizzati e la loro ristrutturazione oltre i confini spazio-temporali”.¹ Lo sradicamento delle relazioni personali e sociali da contesti precedentemente stabili e il venir meno dei riferimenti spaziali e temporali, concetti limpidamente descritti da Giddens, sono fenomeni di enorme portata che spesso coinvolgono persone e gruppi sociali fino alle estreme conseguenze. Ciò si verifica soprattutto quando essi sono forzati, ad esempio quando l’esilio e la fuga comportano per gli interessati la necessità di inauditi, spesso inaccettabili adattamenti. Del resto anche l’istaurarsi di nuovi confini, che spezzano appartenenze di lunga data o le distruggono completamente, produce analoghi effetti negativi.

Come fanno le popolazioni e i grandi gruppi sociali a costruire una nuova rappresentazione di sé, una volta intrapreso il difficile e spesso estremamente impegnativo cammino della migrazione temporanea o permanente? Come stabilizzano la loro appartenenza e come ricostruiscono il loro contesto sociale, culturale e religioso? E ancora: come avvengono i processi di destabilizzazione e dissoluzione dei legami sociali e con quali strumenti viene realizzata una sorta di compensazione, laddove possibile?

La sociologia della migrazione ha sviluppato concetti teorici spesso focalizzati sulle società di accoglienza delle principali località e regioni verso le quali si dirigono, almeno temporaneamente, profughi, esiliati, deportati o sfollati a causa delle guerre.² I modelli teorici di assorbimento, assimilazione, acculturazione e integrazione si stanno rivelando però eccessivamente normativi e poco articolati. Inoltre essi si riferiscono soprattutto alle regioni e alle società di accoglienza di queste migrazioni temporanee o definitive e non all’autopercezione delle persone coinvolte e alla loro esperienza.

Proprio questa auto-rappresentazione è al centro dei contributi della sezione monografica di questo numero della rivista, che ha preso spunto da un convegno organizzato in settembre 2016 a Bolzano da “Storia e regione / Geschichte und Region” e dal Centro di competenza Storia regionale della Libera Università di Bolzano. I primi “Colloqui bolzanini di storia regionale” hanno riunito giovani storici e storiche perché presentassero le loro rispettive aree di ricerca; un Panel era dedicato alle esperienze di guerra, fuga ed espulsione. Gli interessanti stimoli usciti dalle relazioni meritavano la pubblicazione, che vuol essere anche un riconoscimento e incoraggiamento a una nuova generazione di storici/ che. Si sono inoltre aggiunti ulteriori contributi tematici che completano il focus di questo numero.

In questo contesto torna utile il ricorso alla diffusa, ormai classica, nozione delle Imagined Communities.³ Il concetto di “comunità immaginata”, coniata nel 1983 dallo storico Benedict Anderson, si riferisce al carattere fittizio e costruttivista delle Communities als hilfreich.³ Das von dem Historiker Benedict Anderson 1983 geprägte Konzept einer „vorgestellten Gemeinschaft“ verweist auf den fiktionalen und konstruktivistischen Charakter von Nationen und national definierten Gruppen. Es erhellt, dekonstruiert und dementiert den Versuch, soziale und nationale Gruppen als essentialistische Gemeinschaften zu begreifen,⁴ als soziale Aggregate, die durch tiefgreifende Prägungen von Identität und Kultur einander festgefügt verbunden sind.⁵ Es sind – so Anderson – vor allem die Vorstellungen von Zusammengehörigkeit, die Kohäsion stiften und Gemeinschaft generieren. Man kann aber auch sein Epitheton gleichsam spielerisch umkehren und nach einer community of images fragen, um jenen Bildern nachzugehen, die Verbindlichkeiten ermöglichen, sie stabilisieren und zu Gruppen festigen.

Der vorliegenden Ausgabe von „Geschichte und Region / Storia e regione“ bietet das Konzept der community of images einen Schlüssel zu Möglichkeitsräumen und Vorstellungswelten, aus denen Zugehörigkeiten erwachsen können. Es handelt sich um Zugehörigkeiten, nazioni e dei gruppi definiti in chiave nazionale. Esso chiarisce, decostruisce e destituisce di fondamento⁴ il tentativo di concepire gruppi sociali e nazionali come comunità essenzialiste, come aggregati sociali legati tra loro da profondi caratteri identitari e culturali.⁵ Secondo Anderson, sono soprattutto le immagini di appartenenza che creano coesione e generano comunità. Giocando coi termini, si può anche trasformare la sua formula e parlare di una community of images per indagare quelle immagini capaci di produrre legami, stabilità e consolidamento di un gruppo.

In questo numero di “Storia e Regione / Geschichte und Region”, il concetto di community of images offre una chiave per penetrare spazi di possibilità e mondi di immaginazione dai quali possono svilupparsi le appartenenze. Si tratta di appartenenze che si formano in condizioni di estrema pressione: guerra, emigrazione come anche intense esperienze di abitanti di villaggi che vivono in regioni in cui i confini sono più volte cambiati nel corso della storia lontana e recente. I territori presentati dai contributi ci portano dall’America del Nord e del Sud fino all’Africa e all’Europa centrale e orientale.

Il contributo di Francesco Frizzera affronta la percezione dello spazio e di sé da parte delle oltre 100 000 persone che durante la prima guerra die unter den Bedingungen großen Drucks gebildet werden, unter den Konditionen von Krieg und Auswanderung wie auch von intensiven Erfahrungen von Dorfbewohnern und Dorfbewohnerinnen, die in Grenzregionen leben und mit Grenzziehungen konfrontiert waren. Die Schauplätze, von denen die Beiträge handeln, führen nach Nord- und Südamerika, Afrika wie Zentral- und Osteuropa.

Der Beitrag von Francesco Frizzera verfolgt die Raum- und Selbstwahrnehmung von Personen, die im Verlauf des Ersten Weltkriegs nach dem Kriegseintritt Italiens auf Anordnung der österreichischen Militärbehörden aus dem Trentino, dem südlichen Landesteil des Kronlands Tirol, in andere Territorien der Habsburgermonarchie evakuiert wurden. Die Internierung von über 100 000 Personen, deren Wohnorte sich nahe der Front befanden, diente ihrem Schutz, sie war seitens der österreichischen Militärbehörden aber auch als Maßnahme gedacht, um die als „national unzuverlässig“ geltenden Trentiner zu disziplinieren. Die aus den Dörfern des Trentino evakuierten, faktisch aber deportierten Personengruppen wurden vielfach in Lagern in Ober- und Niederösterreich wie im Kronland Böhmen über Jahre hin untergebracht, unter denkbar prekären Bedingungen und bei schlechter Versorgung. Auf den ersten Blick anders verlief dagegen die Situation der Bewohner und Bewohnerinnen von Gemeinden, die südlich der mondiale, dopo l’entrata nel conflitto dell’Italia, per ordine delle autorità militari austriache furono evacuate dal Trentino, la parte meridionale del Kronland Tirol, in altri territori della monarchia asburgica. Tale internamento di persone che abitavano vicino al fronte doveva servire a proteggerle, ma venne inteso da parte delle autorità militari austriache anche come una misura disciplinare preventiva nei confronti dei Trentini giudicati “inaffidabili” dal punto di vista nazionale. I gruppi di persone evacuate (o meglio deportate) dai villaggi del Trentino, furono trasferiti in diversi campi nell’Alta e Bassa Austria o in Boemia, dove rimasero per anni in precarie condizioni di alloggiamento e sostentamento. A prima vista la situazione dovrebbe apparire diversa per gli abitanti delle comunità trentine che vivevano a sud del fronte italo-austriaco. Su richiesta dei comandi italiani, essi furono trasferiti nel Regno d’Italia, in località dove si parlava la stessa lingua e quindi – ci si aspetterebbe – in condizioni psicologicamente più rassicuranti. E invece dallo studio emerge una sorprendente somiglianza tra le due esperienze di evacuazione relativamente agli effetti prodotti sulle persone coinvolte. Frizzera attinge principalmente a egodocumenti di donne, come diari, per esplorare il loro legame con la propria terra come pure con i luoghi del proprio temporaneo soggiorno, nonché il loro atteggiamento verso il Tirolo tedesco e verso la monarchia nel suo complesso. Non sorprende che nel corso della guerra si allentino italienisch-österreichischen Front im Trentino lebten. Sie wurden auf Anordnung der italienischen Kommandos ins Regno d’Italia transferiert, mithin in Orte mit gleicher Sprache und damit auf den ersten Blick in vertraute Verhältnisse. Dass sich jedoch die Auswirkungen und Erfahrungsmuster frappant ähnelten, ist eine wichtige Einsicht der Untersuchung. Frizzera zieht vor allem Ego-Dokumente von Frauen wie Tagebücher heran, um aus ihnen den Bezug zur eigenen Heimat, wie zu den temporären Siedlungsorten zu erschließen, zudem ihre Haltung zum deutschsprachigen Tirol und zur Monarchie insgesamt. Es ist wenig verwunderlich, dass sich im Kriegsverlauf die Bindungen an das zunächst noch als „caro Tirolo“ bezeichnete Kronland und an den Verbund mit Österreich insgesamt deutlich lockerten. Mehr noch: Das Umfeld wurde zunehmend als feindselig wahrgenommen und der Rückbezug auf die alte Heimat gewann stark an Bedeutung. Mit anhaltender Entfernung und unter ungewissen Perspektiven der Rückkehr verengte sich der Horizont von Erinnerung und Sehnsucht zunehmend auf die nostalgisch getönte Lebenswelt des eigenen Dorfes. Dieses wurde retrospektiv als eigentlicher Bezugsrahmen emotionaler Zugehörigkeit in den Fokus genommen. Tirol und die Habsburgermonarchie hingegen verloren alsbald jede emotionale Zugkraft und schrumpften zur Schwundkategorie ein. Frizzeras Ansatz ist quellenkritisch genug, um die Genese der Ego-Dokumente und den Zeitpunkt i legami con quello che inizialmente viene chiamato “caro Tirolo” e con l’Austria in generale. Il dato che ci sembra più importante è che l’ambiente circostante venga percepito sempre più come ostile e sempre maggiore importanza venga ad acquisire il richiamo al proprio vecchio paese. Il persistere della condizione di lontananza e le incerte prospettive del ritorno producevano un sempre maggiore restringimento dell’orizzonte della memoria e del desiderio attorno al microcosmo del proprio paese, dipinto coi colori della nostalgia. Fu il paese ad essere retrospettivamente identificato come cornice di riferimento della propria appartenenza a livello emozionale. I riferimenti al Tirolo e alla monarchia asburgica, invece, sbiadirono ben presto perdendo ogni valenza emotiva. La solida analisi delle fonti da parte di Frizzera permette di valutare non solo la genesi degli ego-documenti e i tempi della loro scrittura, ma anche le differenze di genere: sul piano dei riferimenti spaziali e sociali, gli uomini percepirono ed elaborarono le esperienze di trasferimento e internamento in modi molto diversi rispetto alle donne.

Lo storico Markus Wurzer affronta in una prospettiva nuova l’esperienza dei soldati impegnati nella guerra coloniale e di aggressione all’Etiopia del 1935. Prende in considerazione le esperienze biografiche di soldati sudtirolesi perché questi giovani si trovavano sottoposti a molteplici pressioni. Si trovavano impiegati in una guerra coloniale molto aggressiva, condotta dall’Italia fascista con der Niederschrift ebenso zu thematisieren, wie aber auch auf die klar konturierte Geschlechterperspektive zu verweisen: Männer erlebten und verarbeiteten den Transfer, die Internierung und deren Folgen völlig anders als Frauen in gelagerter sozialräumlicher Verortung.

Der Historiker Markus Wurzer betrachtet die Erfahrungen von Soldaten, die im italienischen Kolonial- und Aggressionskrieg in Äthiopien ab 1935 eingesetzt waren, aus einer neu fokussierten Perspektive. Er greift lebensgeschichtliche Erinnerungen von Südtiroler Kriegsteilnehmern auf, da diese jungen Männer unter dem Eindruck mehrfacher Herausforderungen standen. Sie fanden sich eingesetzt in einem hoch aggressiven, vom faschistischen Italien mit imperialistischen Zielen begonnenen Kolonialkrieg. Dabei unterlagen sie als Angehörige „fremdnationaler“ Minderheiten im Königreich Italien selbst dem Druck kolonialistischer Herrschaftspraxis, womit der Staat und die faschistische Obrigkeit ihre Existenz im heimatlichen Alltag systematisch entwertete und herabsetzte. Das oft gewiss erzwungene, aber auch freiwillige Einrücken in den Eroberungskrieg erhöhte zwar den Druck unter militärischem Drill und evidenten Kriegsrisiken wie Tod oder Verwundung. Die neue Situation erschloss den jungen Männern aber auch Chancen des Aufstiegs und der Selbstaufwertung. Ausbildung, Beförderung und Anerkennung durch Kameraden und Kommandos waren obiettivi imperialisti. Come appartenenti a minoranze “straniere” nel Regno d’Italia, essi stessi erano sottoposti all’oppressione di un potere di tipo coloniale, attraverso la quale lo stato e il regime fascista svalutava e degradava sistematicamente la loro esistenza nella vita quotidiana della loro Heimat. L’arruolamento, forzato o volontario, nella guerra di conquista accrebbe certo la pressione, con le esercitazioni militari e gli evidenti rischi bellici (morte o ferimenti). Tuttavia, la nuova situazione aprì per questi giovani anche opportunità di crescita e valorizzazione di sé. La formazione, la promozione e il riconoscimento da parte di camerati e comandanti furono più facilmente accessibili durante la guerra e si rivelarono vie per un’ascesa sociale. Nel suo studio Wurzer mostra come le loro identità, successivamente definite come “sudtirolesi in Etiopia”, si siano in realtà integrate in modelli di appartenenza molto più complessi. La sua attenta analisi si basa principalmente sull’analisi delle fonti visive offerte dagli album fotografici che gli stessi reduci durante o dopo la guerra misero insieme accuratamente, utilizzandoli per una definizione retrospettiva di questa fase della propria vita ed esperienza. Wurzer mostra come dalle fotografie di gruppo non risultasse l’evidenza di “identità sudtirolesi”, presunte e definite ex post, ma piuttosto di una rete di appartenenze multipla. Le fotografie rivelano altri motivi: il collante del cameratismo, l’amicizia con soldati di altre province italiane e la propria posizione nella gerarchia im Kriege leichter zugänglich und erwiesen sich als Wege nach oben. Wurzer zeigt in seiner Untersuchung, wie die in späterer Definition scheinbar festgefügten Identitäten als „Südtiroler“ in Äthiopien in weit komplexere Muster der Zugehörigkeit eingepasst wurden. Seine sorgsame Analyse gründet vor allem auf der Auswertung visueller Quellen, von Fotoalben, die Heimkehrer im Krieg selbst oder später sorgsam komponierten und zur retrospektiven Definition dieser Lebens- und Erfahrungsphase verwendeten. Dabei zeigt die Analyse Wurzers, wie in den Fotografien keineswegs die ex post vermuteten Identitäten als „Südtiroler“ im Vordergrund standen, sondern vielmehr ein multiples, durchaus komplexes Geflecht von Zugehörigkeiten. Aus den Fotografien erschließt sich die Bedeutung weiterer Hauptmotive: die Verbindlichkeit militärischer Kameradschaft, die Freundschaft mit Soldaten aus anderen italienischen Provinzen und die eigene Stellung in der militärischen Hierarchie. Und schließlich legten die Südtiroler manche Muster kolonialer Herablassung, die sie zuhause erlebt hatten, auch über Beziehungen zu den Äthiopiern ihres Umfelds, indem sie ihre Hilfssoldaten, ihre „treuen Askari“ in paternalistischer Manier in ihr eigenes Umfeld einpassten, als loyale Diener, die zu ihren „Herren“ aufblickten und ihnen zur Verfügung standen. Neben solchen Rahmungen bekunden die retrospektiven Bilder, mit denen sich Heimkehrer in ihren Wohnorten im heimatlichen Südtirol militare. Infine, il soldato sudtirolese mostra di replicare un certo modello coloniale (subito a casa propria) nei rapporti che instaura con gli etiopi, ad esempio nel paternalismo con cui tratta con i soldati ausiliari, i “fedeli Askari”: devoti servitori, rispettosi e disponibili verso i loro “padroni”. Le immagini retrospettive con cui i reduci, una volta tornati nelle comunità del loro Sudtirolo, costruirono scenari di memoria comune, esprimono comunque anche altre forme di appartenenza.

La gestione di queste fotografie da parte dei loro attori mostra chiaramente come essi abbiano modellato nel corso della guerra differenti codici di autopercezione, nei quali il presunto riferimento identitario di sudtirolesi risulta limitato. L’analisi di Markus Wurzer finisce così col sottolineare con grande evidenza la “contingenza delle appartenenze sociali”⁶.

Un’altra forma di costruzione di appartenenze viene affrontato dallo studio di Susanne Korbel sugli Austrian refugees nella New York degli anni Trenta. La più grande città degli Stati Uniti fu meta di molti esiliati e rifugiati, uomini e donne, che avevano lasciato Vienna per ragioni politiche o per le persecuzioni razziali sotto il regime austro-fascista o nazionalsocialista. Con eleganti pennellate Korbel illustra come alcuni di loro abbiano efficacemente rimesso in scena a New York la piacevole vita, zu Szenen der Erinnerung vereinigten, weitere Formen der Zugehörigkeit.

Eine weitere Form des Aufbaus von Zugehörigkeiten erschließt die Studie von Susanne Korbel über Austrian refugees im New York der Dreißiger Jahre. Die größte Stadt der USA war das Ziel vieler Exilanten, Exilantinnen und Geflüchteter, die Wien aus politischen Gründen oder ob rassischer Verfolgung unter austrofaschistischer oder NS-Herrschaft verlassen hatten. Nicht ohne Eleganz veranschaulicht Korbel, wie manche von ihnen die heimatliche Lebenswelt in New York effektvoll re-inszenierten. Sie gewannen in der US-Metropole neue Beheimatung dank der Eröffnung von Cafés und Lokalitäten, wo sie Lebenswelt und Atmosphäre Wiens neu aufleben ließen. Austrian Cafés am Hudson River stilisierten sich zum Klang von Wiener Liedern, Operetten musikalisch als Erinnerungsorte. Neben dem Interieur á la viennoise und der passenden Gastronomie wirkte die la proverbiale Wiener Gemütlichkeit, della patria abbandonata. La ricostruzione di una nuova patria nella metropoli americana passò attraverso l’apertura di caffè e locali che riportavano in vita il mondo e l’atmosfera della vecchia Vienna. Al suono delle canzoni e delle operette viennesi i caffè austriaci sull’Hudson River si trasformarono in luoghi di memoria. Oltre agli interni á la viennoiseCafé ViennaHeimat