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JOHN GRAY

Männer sind anders.
Frauen auch.

Männer sind vom Mars.
Frauen von der Venus.

Aus dem Amerikanischen
von Matthias Schossig

Inhalt

Danksagung

Einleitung

1. Männer stammen vom Mars, Frauen von der Venus
  Der Zauber der Liebe
  Guter Wille allein ist nicht genug!
2. Männliche Lösungsmodelle und weibliche Verbesserungsvorschläge
  Eigenheiten der Marsianer
  Eigenheiten der Venusianerinnen
  Hören Sie auf, Männern Ratschläge zu erteilen!
  Lernen Sie zuzuhören!
  Wie man mit liebenswerten Eigenheiten kreativ umgehen kann
3. Die geheimen Mittel gegen den Stress
  Die Höhle als Zufluchtsort
  Das befreiende Gespräch
  Voneinander lernen
4. Wie motiviert man das andere Geschlecht?
  Wenn ein Mann liebt …
  Eine Frau, die liebt …
  Wie man die Waage hält zwischen Geben und Nehmen
  Nehmen lernen
  Geben lernen
5. »Du kannst mich einfach nicht verstehen!«
  Gefühle ausdrücken oder Fakten vermitteln?
  Die Sprache der Frauen
  Die Sprache der Männer
  Gemeinsame Schritte auf dem Weg zu einer besseren Kommunikation
6. Männer sind wie Gummibänder
  Pendeln zwischen Nähe und Autonomie
  Zeit, mit ihm zu sprechen
  Wenn Männer schweigen
  Ein Mann braucht seine Höhle
  Respektvoller Umgang mit den Bedürfnissen des Partners
7. Frauen sind wie Wellen
  Wie Männer auf die Welle reagieren
  Das reinigende Wellental
  Wenn sie im Wellental und er in der Höhle ist
  Kein Freikauf aus dem Auf und Ab der Welle!
  Die guten wie die schlechten Tage annehmen
8. All die Liebe, die Sie brauchen
  Die zwölf Arten der Liebe
  Der edle Ritter
  Die Kunst, den Partner nicht zu vergraulen
  Warum Männer sich nicht ändern wollen
9. Wie man Streit vermeidet
  Was geschieht, wenn wir uns streiten?
  Vier Strategien, um sich vor Verletzungen zu schützen
  Warum wir uns streiten
  Die Anatomie eines Streits
  In schwierigen Zeiten zusammenstehen
10. Punkte sammeln beim anderen Geschlecht
  Kleine Ursache – große Wirkung
  Siebenundsiebzig Methoden, um bei einer Frau Punkte zu sammeln
  Aufmerksamkeit in neue Bahnen lenken
  Wenn Frauen keine Punkte geben
  Warum Männer weniger geben
11. Wie teile ich meine schwierigsten Gefühle mit? – Die Liebesbrieftechnik
  Erster Schritt: Schreiben Sie einen Liebesbrief
  Zweiter Schritt: Einen Antwortbrief schreiben
  Dritter Schritt: Lesen Sie Ihren Liebesbrief und die Antwort darauf gemeinsam mit Ihrem Partner
  Eine sichere Atmosphäre für Liebesbriefe
  Miniliebesbriefe
  Wann man einen Liebesbrief schreiben sollte
  Warum wir Liebesbriefe schreiben müssen
  Werden Sie aktiv!
12. Wie man um Unterstützung bittet und sie auch erhält
  Warum Frauen nicht fragen
  Erster Schritt: Um das bitten, was Sie bereits bekommen
  Zweiter Schritt: Üben Sie, um mehr zu bitten
  Dritter Schritt: Positives Fragen
13. Den Zauber der Liebe lebendig erhalten
  Warum Beziehungen manchmal »verrückt spielen«
  Die Mülleimertheorie
  Die Neunzig-Prozent-Regel
  Ein heilender Brief
  Der Grund für Ihren Ärger liegt nie dort, wo Sie ihn vermuten
  Der Spätzünder
  Warum wir süchtig sind
  Der Wechsel der Jahreszeiten in der Liebe

Danksagung

Ich danke meiner Frau Bonnie dafür, dass sie die Reise mit mir unternommen hat, die zu diesem Buch geführt hat. Ich danke ihr dafür, dass sie mir gestattet hat, unsere Geschichte zu erzählen, und ganz besonders dafür, dass sie mein Verständnis der weiblichen Perspektive und die Fähigkeit, sie entsprechend darzustellen, erweitert hat.

Ich danke unseren drei Töchtern Shannon, Julie und Lauren für ihre nicht nachlassende Liebe und Dankbarkeit. Die Herausforderung, die damit verbunden ist, Kinder zu haben, hat mich dazu geführt, die Schwierigkeiten besser zu verstehen, die meine Eltern gehabt haben, und sie noch mehr zu lieben. Selbst Vater zu sein hat mir besonders geholfen, meinen Vater zu verstehen und zu lieben.

Ich danke meinem Vater und meiner Mutter für ihre liebevolle Fürsorge um ihre neunköpfige Familie. Ich danke meinem ältesten Bruder David für das Verständnis, das er meinen Gefühlen und Gedanken entgegengebracht hat. Ich danke meinem Bruder William dafür, dass er mich zu höheren Leistungen angespornt hat. Ich danke meinem Bruder Robert für die langen interessanten Gespräche bis zum Morgengrauen und für seine glänzenden Ideen, aus denen ich immer großen Nutzen gezogen habe. Ich danke meinem Bruder Tom für seine Ermutigung und seine positive Einstellung. Ich danke meiner Schwester Virginia, weil sie an mich geglaubt und meine Seminare begleitet hat. Ich danke meinem verstorbenen Bruder Jimmy für seine Liebe und Bewunderung, die mir in schwierigen Zeiten noch immer eine Stütze ist.

Ich danke meiner Agentin Patti Breitman, deren Hilfe, brillante Kreativität und Begeisterung dieses Buch von seinen allerersten Anfängen bis zu seiner Fertigstellung begleitet hat. Ich danke Susan Moldow und Nancy Peskie für ihre qualifizierten Hinweise und Anregungen. Ich danke den Mitarbeitern bei Harper/Collins für ihre geduldige Unterstützung.

Ich danke den vielen, vielen Teilnehmern meiner Beziehungsseminare, die mir ihre Geschichte erzählt und mich ermutigt haben, dieses Buch zu schreiben. Ihre positiven und liebevollen Reaktionen haben mir geholfen, ein so kompliziertes Thema auf so einfache Weise darzustellen.

Ich danke meinen Klienten, die mir tiefe Einblicke in ihre persönlichen Schwierigkeiten gewährten und sich auf ihrem Weg meiner Unterstützung anvertraut haben.

Ich danke Steve Matineau für seinen Scharfsinn und seinen Einfluss, der sich wie ein roter Faden durch dieses Buch zieht.

Ich danke allen Helfern, die mit Leib und Seele dabei waren, wenn die Beziehungsseminare organisiert wurden, in denen dieses Material ausprobiert, getestet und entwickelt wurde: Elley und Ian Coren in Santa Cruz, Debra Mud, Gary und Helen Francel in Honolulu, Bill und Judy Elbring in San Francisco, David Obstfield und Fred Kilner in Washington D. C., Elizabeth Kling in Baltimore, Clark und Dottie Bartell in Seattle, Michael Najarian in Phoenix, Gloria Manchester in Los Angeles, Sandee Mac in Houston, Earlene Carillo in Las Vegas, David Farlow in San Diego, Bart und Merril Jacobs in Dallas sowie Ove Johansson und Ewa Martensson in Stockholm.

Ich danke Richard Cohen und Cindy Black von Beyond Words Publishing für ihre liebevolle und herzliche Unterstützung bei meinem letzten Buch »Men, Women und Relationships« (»auseinander geliebt«), in dem die Ideen dieses Buches ihren Anfang genommen haben.

Ich danke John Vestman von den Trianon Studios für seine hervorragenden Audioaufnahmen meines vollständigen Seminars und Dave Mortenson und den Mitarbeitern von Cassette Express für die sorgfältige Behandlung des Materials.

Ich danke den Mitgliedern meiner Männergruppe dafür, dass sie ihre Geschichte mit mir geteilt haben, besonders Lenney Eiger, Charles Wood, Jaques Early, David Placek und Chris Johns, die mir beim Verbessern des Manuskripts wertvolle Hinweise gegeben haben.

Ich danke meiner Sekretärin Ariana für ihre effiziente und verantwortliche Übernahme meines Büros, während ich mit diesem Buch beschäftigt war.

Ich danke meinem Anwalt (und adoptierten Großvater meiner Kinder) Jerry Refold dafür, dass er immer für mich da war.

Ich danke Clifford McGuire für seine feste Freundschaft seit 20 Jahren. Ich könnte mir keinen besseren Freund und Resonanzboden für meine Ideen vorstellen.

Einleitung

Eine Woche nach der Geburt unserer Tochter Lauren waren meine Frau Bonnie und ich völlig erschöpft. Jede Nacht weckte Lauren uns viele Male auf. Bonnie hatte eine schwere Geburt gehabt und musste noch schmerzstillende Mittel nehmen. Sie konnte kaum laufen. Nach fünf Tagen schien es ihr etwas besser zu gehen. Ich konnte sie allein lassen und wieder zur Arbeit gehen.

Während ich im Büro war, gingen ihr die Schmerztabletten aus. Anstatt mich anzurufen, bat sie meinen Bruder, der gerade zu Besuch war, ihr welche mitzubringen. Sie musste jedoch den ganzen Tag warten, bis mein Bruder mit den Tabletten zurückkam. Dabei musste sie sich trotz ihrer Schmerzen die ganze Zeit auch noch um das Baby kümmern.

Ich hatte keine Ahnung, dass sie einen so schlimmen Tag gehabt hatte. Als ich nach Hause kam, war sie sehr ärgerlich. Ich missdeutete den Grund ihres Ärgers und dachte, dass sie mich dafür verantwortlich machen wollte.

Sie sagte: »Den ganzen Tag habe ich schreckliche Schmerzen gehabt. Ich hatte keine Tabletten mehr. Ich bin ans Bett gefesselt, und niemand kümmert sich um mich!«

Sofort brachte ich zu meiner Verteidigung vor: »Warum hast du mich dann nicht angerufen?«

Sie sagte: »Ich habe ja deinen Bruder gebeten, mir Tabletten zu bringen, aber er hat es vergessen. Den ganzen Tag habe ich auf ihn gewartet. Was soll ich denn tun? Ich kann kaum laufen. Ich fühle mich so elend.«

An diesem Punkt explodierte ich. Ich hatte ohnehin an dem Tag ein etwas dünnes Fell. Ich wurde schrecklich wütend darüber, dass sie mich nicht angerufen hatte. Ich tobte, weil sie mich für alles verantwortlich machte, obwohl ich noch nicht einmal wusste, dass ihr die Tabletten fehlten. Ein Wort zog das andere nach sich, und schließlich ging ich hinaus. Ich war müde, gereizt und hatte genug. Wir waren beide an den Grenzen unserer Belastbarkeit angelangt.

Dann geschah etwas, das mein Leben veränderte.

Bonnie sagte: »Halt! Bitte geh nicht fort. Gerade jetzt brauche ich dich am meisten. Ich habe Schmerzen. Ich habe seit Tagen nicht mehr geschlafen. Bitte hör mich an.«

Ich hielt einen Moment inne und hörte ihr zu.

Sie sagte: »John Gray, du bist ein Schönwetterfreund. Solange ich die liebe kleine Bonnie bin, bist du immer für mich da, aber wenn es einmal schwierig wird, läufst du gleich fort.«

Sie stockte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Jetzt zum Beispiel: Mir tut alles weh, und ich habe dir nichts zu bieten. Bitte komm doch her und nimm mich in die Arme. Du brauchst gar nichts zu sagen. Ich möchte nur deine Arme um mich spüren. Bitte geh nicht fort.«

Ich ging zu ihr und nahm sie schweigend in die Arme. Sie fing an, leise zu weinen. Nach ein paar Minuten dankte sie mir, dass ich nicht weggegangen war, und sagte, wie gut es ihr getan hatte, von mir gehalten zu werden.

In diesem Moment ging mir auf, was es wirklich heißt zu lieben – ohne Bedingungen und Vorbehalte. Ich hatte mich immer für einen liebevollen Menschen gehalten, aber Bonnie hatte Recht. Ich war ein Schönwetterfreund. Solange sie glücklich und freundlich war, erwiderte ich ihre Liebe. Aber wenn sie einmal unglücklich oder ärgerlich war, fühlte ich mich schuldig und fing an zu streiten oder mich zu distanzieren.

An diesem Tag ließ ich sie jedoch nicht im Stich – zum allerersten Mal. Ich blieb, und es war wunderbar. Ich war fähig, ihr in dem Moment etwas zu geben, in dem sie es wirklich brauchte. Ich hatte das Gefühl, das ist die wahre Liebe: sich wirklich um jemanden zu kümmern, auf die gemeinsame Liebe zu vertrauen, in der Stunde der Not füreinander da zu sein. Ich konnte es nicht fassen, wie einfach es für mich war, sie zu unterstützen, wenn mir erst einmal gezeigt worden war, wie.

Wie konnte mir das die ganze Zeit entgangen sein? Sie brauchte nichts anderes, als von mir im Arm gehalten zu werden. Eine Frau hätte instinktiv gewusst, was in diesem Augenblick angebracht gewesen wäre. Als Mann jedoch wusste ich nicht, dass eine Berührung, ein Festhalten und Zuhören ihr so wichtig waren. Indem ich diese Unterschiede erkannte, bekam meine Beziehung zu meiner Frau einen vollkommen neuen Stellenwert. Ich hatte nicht gewusst, dass es so leicht war, einen Konflikt zwischen uns beizulegen.

Früher war es für mich normal, dass ich in schwierigen Zeiten einer Beziehung desinteressiert und gefühllos wurde, einfach weil ich es nicht besser wusste. Aus diesem Grund war meine erste Ehe sehr schmerzvoll und schwierig gewesen. Erst durch den Vorfall mit Bonnie wurde mir klar, wie ich mein Verhalten ändern konnte.

Das inspirierte die sieben Jahre Forschung und Entwicklung von Einsichten in das Wesen von Mann und Frau, die in diesem Buch dargelegt werden. Indem ich lernte, wie sich Mann und Frau ganz praktisch und spezifisch unterscheiden, machte ich die Erfahrung, dass meine Ehe kein ständiger Kampf zu sein brauchte. In diesem neuen Bewusstsein für unsere Unterschiede konnten Bonnie und ich unsere Kommunikation dramatisch verbessern. Wir lernten neu, uns aneinander und miteinander zu freuen.

Durch die ständige Suche nach dem Erkennen unserer Unterschiede haben wir neue Möglichkeiten entdeckt, auch unsere übrigen Beziehungen zu verbessern. Wir haben Dinge gelernt, die unsere Eltern niemals für möglich gehalten hätten, geschweige denn, uns hätten lehren können. Als ich begann, meine Erfahrungen auch mit meinen Klienten zu teilen, besserten sich auch bei ihnen die Beziehungen.

Auch heute, sieben Jahre später, erhalte ich immer noch Dankesbriefe von Paaren und Einzelpersonen, die von meinen Seminaren profitiert haben. Ich erhalte Bilder von glücklichen Familien mit Kindern und Briefe, in denen sie mir dafür danken, dass ich ihre Ehe gerettet habe. Natürlich war es ihre eigene Liebe, die die Beziehung gerettet hat. Doch ohne ein tieferes Verständnis des anderen Geschlechts wären sie längst geschieden.

Susan und Jim waren seit neun Jahren verheiratet. Wie bei den meisten Paaren begann ihre Beziehung voller Liebe. Aber nach Jahren wachsender Frustration und Enttäuschung verloren sie ihre Leidenschaft füreinander und entschlossen sich aufzugeben. Bevor sie jedoch den letzten Schritt machten und sich scheiden ließen, kamen sie in eines meiner Wochenendseminare. Susan sagte: »Wir haben alles versucht, aber in unserer Beziehung geht nichts mehr. Wir sind einfach zu verschieden.«

Während des Seminars stellten sie erstaunt fest, dass ihre Unterschiede nicht nur völlig normal waren, sondern dass man sich geradezu auf sie verlassen konnte. Es beruhigte sie zu hören, dass auch andere Paare dieselben Verhaltensmuster erlebt hatten. In nur zwei Tagen lernten Susan und Jim ein völlig neues Verständnis des Wesens von Mann und Frau kennen.

Sie verliebten sich aufs Neue. Ihre Beziehung veränderte sich wie durch ein Wunder. Scheidung war überhaupt kein Thema mehr, vielmehr freuten sie sich darauf, den Rest ihres Lebens gemeinsam zu verbringen. Jim sagte: »Was ich jetzt über unsere Unterschiede gelernt habe, hat mir meine Frau zurückgegeben. Das ist für mich das größte Geschenk. Wir lieben uns wieder.«

Sechs Jahre später liebten sie sich noch immer. Kürzlich bekam ich von ihnen eine Einladung, ihr neues Haus und ihre Familie zu besuchen. Sie dankten mir, dass ich ihnen geholfen hatte, einander zu verstehen und zusammenzubleiben.

Kaum jemand würde widersprechen, wenn man behauptet, dass Männer und Frauen verschieden sind. Die meisten jedoch wüssten nicht, wie genau sie diesen Unterschied definieren sollten. In den letzten Jahren sind viele Bücher erschienen, die sich mit dem berühmten »kleinen Unterschied« befasst und ihn zu beschreiben versucht haben. Sicher sind auf diesem Gebiet viele Fortschritte gemacht worden. Leider jedoch vergrößern viele Bücher zu diesem Thema das Misstrauen der Geschlechter gegeneinander. Oft wird ein Geschlecht als das Opfer des anderen dargestellt. Was uns bisher fehlte, war ein Handbuch zum Verständnis für die Unterschiedlichkeit gesunder Männer und Frauen.

Um die Beziehungen zwischen Mann und Frau zu verbessern, muss zunächst das Verständnis für ihre Unterschiede hergestellt werden. Gesundes Selbstbewusstsein und Gefühl für die eigene Würde sowie gegenseitiges Vertrauen, Verantwortungsgefühl und mehr Liebe folgen beinahe automatisch aus diesem Verständnis. Ich habe im Laufe meiner Praxis mehr als 25 000 Klienten in Beziehungsseminaren über ihre diesbezüglichen Erfahrungen befragt. Dadurch war es mir möglich, in positiven Begriffen zu definieren, wie Männer und Frauen sich unterscheiden. Während Sie diese Unterschiede beim Lesen dieses Buches erkunden, werden Sie erleben, wie auch bei Ihnen die Mauern von Missverständnis und Misstrauen zu bröckeln beginnen.

Wenn Herzen sich öffnen, wird Verzeihen möglich. Wir werden wieder motiviert, Liebe und Fürsorge zu geben und anzunehmen. Ich hoffe, dass Sie Ihren Partner mit neuen Augen sehen werden. Dann wachsen Sie über die Anregungen, die in diesem Buch gegeben werden, hinaus und werden eigene Wege finden, mit dem anderen Geschlecht auf liebevolle Weise umzugehen.

Alle Regeln, die in diesem Buch aufgestellt, und alle Anregungen, die gegeben werden, sind vielfach getestet und erprobt. Über 90 Prozent der befragten 25 000 Seminarteilnehmer haben mit Entschiedenheit bestätigen können, dass sie sich in den beschriebenen Beispielen wiederfinden konnten. Wenn Sie beim Lesen des Buches merken, wie Sie an bestimmten Stellen mit dem Kopf nicken und denken: »Das bin ja ich!«, dann sind Sie nicht der Einzige, dem es so geht. Genau wie die vielen anderen können auch Sie diese Einsichten nutzen, indem Sie sie in Ihrem Leben anwenden.

»Männer sind anders. Frauen auch.« zeigt neue Strategien, wie wir in unseren Beziehungen Spannungen abbauen und Liebe erzeugen können, indem wir erst einmal in allen Einzelheiten erkennen, wie verschieden wir sind. Anschließend werden praktische Anregungen gegeben, um Frustrationen und Enttäuschungen zu reduzieren und sich stattdessen gegenseitig Glück und menschliche Nähe zu schenken. Beziehungen müssen nicht immer zu einer »Kiste« werden. Nur wenn wir uns nicht oder falsch verstehen, gibt es Spannungen, Gefühllosigkeit und Konflikt.

Sehr viele Menschen sind von ihren Beziehungen enttäuscht, obwohl sie ihre Partner lieben. Sobald es Spannungen, Enttäuschungen und Ärger gibt, wissen sie nicht, wie sie es anstellen sollen, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Indem Sie verstehen, wie unterschiedlich Männer und Frauen sind, werden Sie neue Wege kennen lernen, mit dem anderen Geschlecht umzugehen, ihm zuzuhören und es zu unterstützen. Sie werden lernen, die Liebe, die Ihnen zusteht, selbst zu erzeugen. Vielleicht werden Sie sich beim Lesen dieses Buches wundern, wie überhaupt jemand eine erfolgreiche Beziehung haben kann, ohne vorher diese Dinge zur Kenntnis genommen zu haben.

»Männer sind anders. Frauen auch.« ist, davon bin ich überzeugt, das Handbuch für liebevolle Liebesbeziehungen unserer Zeit. Anhand dieses Handbuches können wir lernen, wie wir uns als Männer und Frauen auf allen Gebieten unseres Lebens unterscheiden. Männer und Frauen haben nicht nur eine unterschiedliche Art, sich verständlich zu machen, sondern sie denken, fühlen, reagieren, lieben und freuen sich anders. Außerdem nehmen sie ihre Umwelt grundverschieden wahr und haben völlig unterschiedliche Bedürfnisse. Es ist, als kämen sie von zwei verschiedenen Planeten, sprächen verschiedene Sprachen und würden sich unterschiedlich ernähren.

Durch ein neues, weitergehendes Verständnis der Unterschiede zwischen Männern und Frauen wird vielen Frustrationen im Umgang mit dem anderen Geschlecht der Boden entzogen. Missverständnisse können rasch beseitigt oder von vornherein vermieden werden. Falsche Erwartungen können leicht korrigiert werden. Wenn Sie daran denken, dass Ihr Partner völlig anders ist als Sie – so als käme er von einem anderen Planeten –, können Sie sich viel leichter entspannen und mit seiner Andersartigkeit abfinden, anstatt zu versuchen, ihn zu ändern.

Das Wichtigste an diesem Buch ist jedoch, dass Sie praktische Methoden erlernen werden, die Probleme, die aus den Unterschieden zwischen Mann und Frau entstehen, zu lösen. Es ist nicht nur eine theoretische Analyse psychologischer Differenzen, sondern ein praktisches Handbuch für erfolgreiche und liebevolle Beziehungen.

Die dargestellten Prinzipien sind offensichtlich. Sie können sie sofort in Ihrem eigenen Erfahrungsbereich verifizieren. Anhand zahlreicher Beispiele wird auf einfache und deutliche Weise das zum Ausdruck gebracht, was Sie intuitiv schon immer geahnt haben. Es wird Ihnen allmählich immer leichter fallen, wirklich Sie selbst zu sein und sich nicht in Ihren Beziehungen zu verlieren.

Männer sagen gewöhnlich, wenn sie diese neuen Einsichten gewonnen haben: »Endlich bin ich ich selbst. Wie haben Sie das nur gewusst? Endlich habe ich nicht mehr das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt.«

Frauen sagen: »Endlich hört mein Mann auf mich. Ich muss nicht mehr um Anerkennung kämpfen. Seitdem Sie unsere Unterschiede erklärt haben, versteht mich mein Mann. Vielen Dank.«

Dies sind nur zwei von vielen spontanen Reaktionen, die mir entgegengebracht wurden, wenn die Teilnehmer an meinen Seminaren begriffen hatten, dass Männer tatsächlich vom Mars und Frauen von der Venus kommen. Die Wirkung dieses Lernprogramms zum Verständnis des anderen Geschlechts ist nicht nur dramatisch und direkt, sondern auch langanhaltend.

Sicherlich kann der Weg zu einer liebevollen Beziehung manchmal recht steinig sein. Alle Beziehungen haben ihre Probleme. Es kommt lediglich darauf an, wie man mit ihnen umgeht. Probleme können zu Ablehnung und Streit führen, aber auch als Gelegenheiten dienen, um Nähe und Liebe, Fürsorge und Vertrauen in einer Beziehung zu stärken. Die in diesem Buch vermittelten Einsichten sollen keine »Schnellreparatur« sein, die alle Probleme beseitigt. Sie sollen vielmehr ein neues Denken unterstützen und Sie in die Lage versetzen, in Ihrer Beziehung die Kraft zu finden, um die Probleme Ihres Lebens zu meistern und verletzenden Streit im Keim zu ersticken. Mit diesem neuen Bewusstsein haben Sie ein Werkzeug zur Hand, um die Lebe, die Sie verdient haben, auch zu bekommen, und Ihrem Partner die Liebe und Unterstützung zu geben, die er verdient.

Ich bin mir darüber im Klaren, dass in meinem Buch viele Verallgemeinerungen über Männer und Frauen zu finden sind. Sie werden sich mit einigen der Rollenbeschreibungen sicherlich weniger identifizieren können als mit anderen. Dafür sind wir einfach zu unterschiedlich. In meinen Seminaren kommt es sogar vor, dass Männer sich in den Beispielen für Frauen und Frauen in denen für Männer wiederfinden. Ich nenne das einen »Rollentausch«.

Wenn Sie merken, dass Sie in Ihrem Leben diesen Rollentausch ganz oder teilweise vollzogen haben, ist das völlig in Ordnung. Falls Sie mit einigen Teilen dieses Buches nichts anfangen können, überspringen Sie sie einfach und lesen Sie im nächsten Abschnitt weiter – oder schauen Sie tiefer in sich hinein. Viele Männer versagen sich bestimmte Aspekte ihrer Männlichkeit, um liebevoller und fürsorglicher sein zu können. Entsprechend verneinen viele Frauen einige ihrer weiblichen Eigenarten, um ihren »Mann im Leben« zu stehen und in Bereichen erfolgreich zu sein, die normalerweise die Domäne der Männer sind. Falls das bei Ihnen der Fall ist, wird das Lesen dieses Buches und die Anwendung der Übungen, Strategien und Techniken Ihre Beziehungen nicht nur mit neuer Leidenschaft erfüllen, sondern Sie werden den männlichen und weiblichen Aspekt Ihrer Persönlichkeit immer besser ausbalancieren lernen.

Ich gehe in diesem Buch nicht auf die Frage ein, warum Männer und Frauen verschieden sind. Dies ist eine äußerst komplizierte Frage, auf die es vielfältige Antworten gibt, von biologischen Differenzen über elterliche Einflüsse, Erziehung, Geburtsfolge, kulturelle Konditionierungen innerhalb der Gesellschaft, bis zu Einflüssen von Medien und Geschichte. Ich habe diese Thematik erschöpfend behandelt in meinem vorangegangenen Buch »Men, Women und Relationships: Making Peace with the Opposite Sex« (Männer, Frauen und Beziehungen: Frieden schaffen mit dem anderen Geschlecht).

Der Nutzen, den sie aus den in diesem Buch vermittelten Einsichten ziehen können, ist zwar unmittelbar wirksam, aber es kann keine Therapie und kein persönliches Beratungsgespräch ersetzen, besonders wenn es sich um Opfer von Beziehungskrisen und gestörten Familienverhältnissen handelt. Sogar gesunde Menschen können in schwierigen Zeiten eine Therapie oder ein Beratungsgespräch gut gebrauchen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die allmähliche Transformation, die in Therapie, Eheberatung und in Gruppensitzungen stattfindet, unschätzbaren Nutzen für uns und unsere Beziehungen bringen kann.

Dennoch haben mir immer wieder Teilnehmer meiner Seminare zu verstehen gegeben, dass sie mehr aus einem neuen Verständnis der Unterschiede von Mann und Frau gelernt haben als in Jahren der Therapie. Ich bin jedoch der Meinung, dass es oft erst die jahrelange Therapie war, die es ihnen ermöglicht hat, die neuen Einsichten erfolgreich in ihrem Leben und in ihren Beziehungen umzusetzen.

Wenn wir ungelöste Gefühle aus unserer Vergangenheit mit uns herumtragen, brauchen wir – selbst nach jahrelangen Bemühungen in Gruppen- und Einzeltherapien – eine positive Vorstellung davon, wie eine gesunde Beziehung aussehen kann. In diesem Buch wird eine solche Vision vermittelt. Auf der anderen Seite können neue Ansätze im Verhältnis der Geschlechter zueinander auch dann notwendig werden, wenn unsere Vergangenheit sehr harmonisch und liebevoll verlaufen ist, denn die Zeiten wandeln sich. Es ist von zentraler Bedeutung, neue und gesunde Wege zu lernen, wie man miteinander umgehen und sich verständigen kann.

Ich bin davon überzeugt, dass jeder aus den Einsichten, die in diesem Buch vermittelt werden, Nutzen ziehen kann. Die einzige negative Reaktion, die ich jemals von den Teilnehmern meiner Seminare gehört habe ist: »Ich wünschte, mir hätte das schon vor Jahren jemand gesagt.«

Es ist jedoch nie zu spät, mehr Liebe in Ihr Leben zu bringen. Sie müssen nur den ersten Schritt tun. Wenn Sie in Ihrem Leben befriedigendere Beziehungen mit dem anderen Geschlecht eingehen wollen, dann ist dieses Buch das Richtige für Sie, ganz gleich, ob Sie sich in einer Therapie befinden oder nicht.

Es ist mir eine Freude, dieses Wissen mit Ihnen zu teilen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie nie aufhören, an Weisheit und Liebe zu wachsen. Ich wünsche uns allen, dass wir uns weniger trennen und in stabileren Beziehungen und Ehen zusammenbleiben. Unsere Kinder haben eine bessere Welt verdient.

JOHN GRAY

15. November 1991

Mill Valley, Kalifornien

Guter Wille allein ist nicht genug!

Die Probleme, mit denen Mann und Frau heute konfrontiert sind, nehmen ihren Anfang, sobald sie vergessen, dass sie in ihrem Wesen verschieden sind. Männer erwarten immer noch von Frauen, dass sie denken und reagieren wie Männer. Frauen erwarten von Männern, dass sie sich benehmen wie Frauen. Ohne ein klares Bewusstsein für unsere Andersartigkeit können wir uns niemals dafür öffnen, einander zu verstehen und zu respektieren. Stattdessen sind wir fordernd, zurückweisend, kritisch und intolerant.

Immer wieder stirbt die Liebe, trotz der besten und liebevollsten Absichten. Irgendwie schleichen sich die Probleme ein. Ressentiments bauen sich auf. Die Kommunikation bricht zusammen. Das Misstrauen wird größer. Ablehnung und Unterdrückung sind die Folge. Der Zauber der Liebe hat sich verflüchtigt. Wie kann das passieren? Warum muss es so weit kommen?

Um diese Fragen zu beantworten, wurden komplizierte Philosophien und psychologische Modelle entwickelt. Dennoch geschieht es immer wieder nach dem gleichen Schema. Die Liebe stirbt. Tatsächlich hat fast jeder das schon erlebt.

Täglich sind Millionen auf der Suche nach einem Partner, mit dem sie das besondere Gefühl der Liebe erleben können. Millionen Menschen tun sich jedes Jahr zusammen, weil sie sich lieben, und müssen schon bald ihre Beziehungen wieder beenden, weil sie das Gefühl füreinander verloren haben. Von denjenigen, welchen es gelingt, ihre Liebe so lange lebendig zu halten, dass sie schließlich heiraten oder eine dauerhafte Beziehung eingehen, lässt sich die Hälfte irgendwann wieder scheiden und geht auseinander. Von denen, die zusammenbleiben, bleibt wiederum die Hälfte in ihrer Beziehung unbefriedigt. Sie bleiben zusammen, weil sie sich einander verpflichtet fühlen oder Angst haben, noch einmal von vorn anzufangen und wieder zu scheitern.

Tatsächlich sind nur sehr wenige Menschen in der Lage, mit ihrer Liebe zu wachsen. Es ist jedoch möglich. Wenn Männer und Frauen in der Lage sind, sich gegenseitig zu respektieren und ihre Unterschiede anzunehmen, hat die Liebe eine Chance.

Indem wir die verborgenen Unterschiede des anderen Geschlechts verstehen, können wir unsere Herzen öffnen und Liebe sowohl geben als auch annehmen. Indem wir unsere Unterschiede akzeptieren und achten, können wir kreative Lösungen entdecken, durch die wir schließlich das bekommen, wonach wir uns sehnen. Das Wichtigste jedoch ist, dass wir lernen, wie wir unseren Partner lieben und unterstützen können.

Liebe ist etwas Wunderbares, und sie kann von Dauer sein, wenn wir nicht vergessen, dass wir verschieden sind.

Wie man mit liebenswerten Eigenheiten kreativ umgehen kann

Der Hervorhebung dieser beiden Hauptfehler folgt nicht, dass Venusfrauen und Marsmänner auf ihre herkunftsbedingten Eigenheiten verzichten müssen. Verbesserungsvorschläge zu machen und Lösungsmodelle zu entwickeln, sind wertvolle Fähigkeiten. Der Fehler liegt im Timing und in der Art, wie man sich ausdrückt.

Eine Frau weiß den Heimwerker in ihrem Mann wohl zu schätzen, solange er nicht ausgerechnet dann hervorkommt, wenn sie sich gerade über irgendetwas ärgert. Männer sollten daran denken, dass es nicht angebracht ist, einer Frau Lösungen anzubieten, wenn sie verärgert scheint und über Probleme spricht. Stattdessen sollte er sie anhören. Nur dann wird sie sich allmählich ganz von selbst besser fühlen. Sie braucht niemanden, der sie repariert.

Auch ein Mann weiß das Verbesserungskomitee in seiner Partnerin sehr wohl zu schätzen, solange es sich nicht direkt mit ihm beschäftigt. Frauen sollten daran denken, dass ungefragte Ratschläge und Kritik ihn befürchten lassen, er werde nicht mehr geliebt, und man wolle ihn kontrollieren. Er braucht ihre Akzeptanz. Nur dann wird er aus seinen Fehlern lernen. Er braucht niemanden, der ihn verbessert. Er kann es ganz alleine.

Wenn wir diese Unterschiede einsehen, wird es auch leichter, die Empfindlichkeiten unseres Partners zu verstehen und ihn besser zu unterstützen. Darüber hinaus hilft es uns bei der Erkenntnis, dass wir im Timing oder in der Art unseres Vorgehens wahrscheinlich einen Fehler gemacht haben, wenn unser Partner sich uns widersetzt.

Wenn eine Frau sich den Lösungen eines Mannes widersetzt, hat er das Gefühl, seine Kompetenz wird in Frage gestellt. Die Folge ist, er fühlt sich angezweifelt und missachtet. Wahrscheinlich wird er daraufhin sein Bemühen einstellen. Seine Bereitschaft zuzuhören nimmt verständlicherweise ab.

Wenn das passiert, kann ein Mann, statt sich zurückzuziehen, Verständnis dafür zeigen, dass sie sich seinen Lösungsvorschlägen widersetzt, indem er sich an ihre herkunftsbedingte Andersartigkeit erinnert. Er kann sich darüber Gedanken machen, dass er wahrscheinlich einen Fehler gemacht hat, als er in dem Moment Lösungen anbot, wo eigentlich Anteilnahme und Fürsorge gefragt waren.

Hier sind einige kurze Beispiele, wie ein Mann unwissentlich die Gefühle einer Frau herabmindern oder unerwünschte Lösungsvorschläge machen kann. Versuchen Sie, bei jedem Beispiel zu sagen, warum sie sich widersetzt:

»Du solltest dir nicht so viele Sorgen machen.«

»Das ist doch nicht so schlimm!«

»Gut, es tut mir leid. Schwamm drüber.«

»Warum tust du es nicht einfach?«

»Aber wir reden doch!«

»Stell dich nicht so an. So habe ich es doch gar nicht gemeint.«

»Wie konntest du das sagen? Vorige Woche habe ich einen ganzen Tag mit dir verbracht. Es war doch wunderbar!«

»Natürlich mache ich mir etwas aus dir. Das ist doch lächerlich!«

»Würdest du jetzt mal zur Sache kommen?«

»Wir müssen nichts weiter tun, als …«

»In Wirklichkeit hat es sich ganz anders abgespielt.«

Jeder dieser Sätze mindert entweder die Gefühle der Frau herab, versucht sie zu erklären oder bietet eine Lösung an, die ihre negativen Gefühle plötzlich in positive verwandeln soll. Der erste Schritt, den ein Mann tun kann, um dieses Fehlverhalten zu ändern, besteht darin, sich dieser Bemerkungen zu enthalten. Später werden wir dieses Thema ausführlich behandeln. Es ist schon ein großer Schritt, wenn man anfängt zuzuhören, ohne herabmindernde Kommentare oder Lösungsvorschläge.

Wenn der Mann versteht, dass es seine Wahl des Zeitpunkts und sein Ton ist, die von der Frau abgelehnt werden, und nicht seine Lösungen an sich, wird er viel besser mit dem Widerstand der Frau umgehen können. Er wird es nicht so persönlich nehmen. Indem er das Zuhören lernt, wird er erleben, wie sie ihn in wachsendem Maße schätzt, auch wenn sie sich vorher über ihn geärgert hat.

Wenn ein Mann sich den Anregungen einer Frau widersetzt, hat sie das Gefühl, er macht sich nichts aus ihr und respektiert ihre Bedürfnisse nicht. Die Folge ist, dass sie sich alleingelassen fühlt und ihr Vertrauen verliert.

Wenn das passiert, sollte sie lieber zu verstehen versuchen, warum er sich ihr widersetzt, indem sie sich an die herkunftsbedingte Andersartigkeit der Männer erinnert. Sie kann darüber nachdenken und merken, dass sie ihm wahrscheinlich ungebetene Ratschläge oder Kritik erteilt hat, anstatt einfach nur ihre Bedürfnisse mitzuteilen, ihm Informationen zukommen zu lassen oder ihn um etwas zu bitten.

Hier sind einige kurze Beispiele, wie eine Frau unwissentlich einen Mann ärgern kann, indem sie ihm einen Rat gibt oder ihn auf scheinbar harmlose Weise kritisiert. Während Sie diese Liste durchgehen, denken Sie daran, dass sich viele kleine Dinge addieren und schließlich eine riesige Mauer der Ablehnung bilden. Versuchen Sie, bei jedem dieser Sätze zu erkennen, warum er sich kontrolliert fühlt:

»Diese Teller sind immer noch nass. Sie werden nach dem Trocknen Flecken haben.«

»Deine Haare sind schon wieder ganz schön lang.«

»Da drüben ist ein Parkplatz, dreh doch einfach um.«

»Du willst mit deinen Freunden zusammen sein, und was ist mit mir?«

»Du solltest einen Klempner bestellen. Der wird genau wissen, was er zu tun hat.«

»Warum warten wir eigentlich auf einen Tisch? Hast du uns keinen reserviert?«

»Du solltest mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Sie vermissen dich.«

»Du hast schon wieder vergessen, es mitzubringen. Vielleicht solltest du es an eine bestimmte Stelle legen, damit du es nicht vergisst?«

»Du fährst zu schnell. Fahr lieber langsamer, sonst bekommst du noch einen Strafzettel.«

»Du nimmst dir nicht genügend Zeit.«

»Du solltest mich vorher anrufen. Ich kann nicht einfach alles stehen und liegen lassen und mit dir zum Mittagessen gehen.«

Wenn eine Frau nicht weiß, wie sie einen Mann direkt um Unterstützung bitten oder auf konstruktive Weise eine Meinungsverschiedenheit austragen kann, fühlt sie sich vielleicht völlig machtlos. Sie weiß nicht, dass sie bekommen kann, was sie braucht, wenn sie weder ungefragte Ratschläge noch Kritik äußert. In den folgenden Kapiteln werden wir auf diese Thematik noch weiter eingehen. Es ist jedoch ein großer Schritt, einem Mann das Gefühl zu geben, er wird akzeptiert, anstatt ihn zu kritisieren und zu verbessern.

Wenn sie erkennt, dass nicht ihre Bedürfnisse, sondern nur die Art, wie sie sie vorbringt, abgelehnt werden, kann sie es weniger persönlich nehmen und kooperative Möglichkeiten ausloten, sie vorzubringen. Allmählich wird sie erleben, dass ein Mann durchaus zu Verbesserungen bereit ist, wenn er das Gefühl hat, dass sie in ihm die Lösung des Problems sieht, nicht das Problem selbst.

Sind Sie eine Frau, so empfehle ich Ihnen, sich von heute an eine Woche lang darin zu üben, sich jeglicher ungebetener Ratschläge oder Kritik zu enthalten. Sie werden merken, dass die Männer, mit denen Sie zu tun haben, das zu schätzen wissen. Sie werden weitaus aufmerksamer sein und besser auf Sie reagieren.

Sind Sie ein Mann, so schlage ich vor, sich darin zu üben, immer, wenn eine Frau zu Ihnen spricht, ihr zuzuhören und zwar einzig und allein um zu verstehen und zu respektieren, was sie gerade durchmacht. Verkneifen Sie es sich, einen Lösungsvorschlag zu machen oder ihre Gefühle ändern zu wollen. Sie werden erstaunt sein, wie sehr sie das zu schätzen weiß.

Voneinander lernen

Als Marsmänner und Venusfrauen noch friedlich zusammenlebten, lag das größtenteils daran, dass sie ihre Unterschiedlichkeit anerkennen konnten. Die Marsmänner hatten gelernt zu respektieren, dass Venusfrauen sprechen mussten, um sich besser zu fühlen. Selbst wenn der Marsmann nicht viel zu sagen hatte, lernte er, sie zu unterstützen, indem er ihr einfach nur zuhörte. Und die Venusfrauen lernten, dass sie ihren Marsmännern eine große Hilfe sein konnten, wenn sie respektierten, dass diese sich bisweilen zurückziehen mussten, um mit ihrem Stress fertig zu werden. Die Höhle war für sie kein großes Geheimnis und auch kein Grund zur Beunruhigung.

Die Marsmänner erkannten, dass, selbst wenn sie angegriffen, beschuldigt oder kritisiert wurden, dies nur vorübergehend war. Schon bald würde ihre Venusfrau sich wieder besser fühlen und offen und empfänglich sein. Indem die Marsmänner zuzuhören lernten, entdeckten sie, wie Venusfrauen plötzlich aufblühten, wenn sie über Probleme sprechen konnten.

Alle Marsmänner waren überglücklich, als sie endlich verstanden hatten, dass es keineswegs bedeutete, dass sie versagt hatten, wenn eine Venusfrau anfing, über ihre Probleme zu sprechen. Sie begriffen, dass Venusfrauen aufhörten, auf ihren Problemen herumzureiten und sehr positiv wurden, wenn man ihnen zuhörte. Als sie das verstanden hatten, konnten sie ihrer Partnerin zuhören, ohne sich dafür verantwortlich zu fühlen, alle ihre Probleme zu lösen.

Viele Männer und sogar manche Frauen wissen gar nicht, wie heilsam es sein kann, über Probleme zu sprechen. Sie sind eher skeptisch. Sie haben noch nie erlebt, wie eine Frau sich plötzlich viel besser fühlen kann, wenn sie das Gefühl hat, man hört ihr zu. Mit einem Mal bekommt sie eine viel positivere Sicht der Dinge. Oft liegt diese Skepsis daran, dass sie eine Frau erlebt haben (wahrscheinlich ihre Mutter), der niemand zugehört hat, und die dadurch immer weiter auf ihren Problemen herumritt. Das passiert Frauen, wenn sie sich ungeliebt und unverstanden fühlen. Das wirkliche Problem liegt dann darin, dass sie sich ungeliebt fühlt und nicht etwa, dass sie nicht aufhören kann, über ihre Probleme zu sprechen.

Nachdem die Marsmänner zuzuhören gelernt hatten, machten sie eine erstaunliche Entdeckung. Sie merkten, dass es ihnen tatsächlich half, wieder aus ihrer Höhle herauszukommen, wenn sie einer Venusfrau zuhörten, wie sie über Probleme sprach. Es funktioniert mindestens ebenso gut, wie die Nachrichten zu sehen oder die Zeitung zu lesen.

Es wird leichter für Männer zuzuhören, wenn sie lernen, keine Schuldgefühle mehr dabei zu bekommen und sich nicht mehr für alles verantwortlich zu fühlen. Wenn ein Mann Routine im Zuhören entwickelt hat, kann das für ihn eine ausgezeichnete Methode sein, seine alltäglichen Probleme zu vergessen und gleichzeitig seiner Partnerin Zufriedenheit zu schenken. Sicherlich wird er immer noch seine Höhle brauchen, besonders an Tagen, wenn er stark unter Stress steht. Bisweilen ist er sicherlich auch noch immer auf Ablenkung durch Fernsehen und Sport angewiesen.

Auch die Venusfrauen waren überglücklich, als sie schließlich begriffen hatten, dass es nicht bedeutete, dass ein Marsmann sie nicht mehr liebt, wenn er sich in seine Höhle zurückzog. Sie lernten, in diesen Zeiten toleranter zu sein. Immerhin stand er ja unter ziemlichem Stress.

Venusfrauen empfanden es nicht mehr als Beleidigung, wenn sich ein Marsmann leicht ablenken ließ. Wenn eine Venusfrau sprach und der Marsmann sich ablenken ließ, hörte sie sehr höflich auf zu sprechen, blieb einfach stehen und wartete, dass er davon Kenntnis nahm. Dann fing sie wieder an zu sprechen. Sie hatte Verständnis dafür, dass es für ihn nicht leicht war, seine volle Aufmerksamkeit zu geben. Die Venusfrauen entdeckten, dass die Marsmänner ihnen liebend gern ihre Aufmerksamkeit zuwandten, wenn sie auf entspannte und tolerante Weise darum baten.

Wenn die Marsmänner total beschäftigt in ihren Höhlen saßen, nahmen die Venusfrauen es nicht mehr persönlich. Sie merkten, dass dies keine gute Zeit für sie war, die Marsmänner in ein intimes Gespräch zu verwickeln. Stattdessen unterhielten sie sich lieber mit ihrer Freundin oder machten sich einen schönen Nachmittag, indem sie einkaufen gingen. Weil die Marsmänner sich dadurch geliebt und akzeptiert fühlten, konnten die Venusfrauen beobachten, dass sie viel schneller wieder aus ihren Höhlen herauskamen.

Geben lernen

Die tiefste Angst eines Mannes ist, dass er nicht gut genug oder inkompetent sein könnte. Er kompensiert diese Angst, indem er sich darauf konzentriert, seine Macht und Kompetenz zu vergrößern. Erfolg, Leistung und Effektivität sind für einen Mann das Wichtigste im Leben. Die Marsmänner waren so sehr in diesem Denken gefangen, dass sie sich um überhaupt nichts und niemand anderen mehr kümmerten. Ein Mann erscheint äußerst lieblos, wenn er Angst hat.

Ebenso wie Frauen Angst vor dem Nehmen haben, sind Männer voller Angst, wenn es ums Geben geht. Sich völlig zu verausgaben, indem man anderen gibt, heißt Versagen, Zurechtweisung und Ablehnung zu riskieren. Solche Konsequenzen sind äußerst schmerzhaft für einen Mann, denn tief in seinem Unterbewusstsein unterliegt er dem Irrtum, dass er nicht gut genug ist. Dieser Irrtum hat sich in der Kindheit in ihm gebildet und verfestigt, als man von ihm erwartete, dass er mehr leistete. Wenn seine Leistungen unbemerkt blieben oder nicht anerkannt wurden, glaubte er, nicht gut genug zu sein. Männer sind besonders anfällig für diesen Irrtum. Er erzeugt in ihnen die Angst zu versagen. Sie wollen geben, haben aber vor dem möglichen Versagen Angst, also versuchen sie es gar nicht erst. Natürlich wird er, wenn seine größte Furcht seine Unzulänglichkeit ist, jedem vermeidbaren Risiko aus dem Weg gehen.

Je mehr Liebe ein Mann empfindet, desto größer ist seine Angst vor dem Versagen und desto kleiner damit auch seine Bereitschaft zu geben. Um ein Versagen zu vermeiden, gibt er gerade denen, die er am meisten mag, am zögerndsten.

Ist ein Mann unsicher, dann gleicht er das oft dadurch aus, dass er sich um niemanden kümmert außer um sich selbst. Ein Kommentar, der den meisten Männern äußerst leicht über die Lippen kommt, ist: »Ist mir egal.« Die Marsmänner waren Meister darin. Sie machten sich aus nichts und niemandem etwas. Bis sie schließlich tatsächlich Erfolg hatten und Macht bekamen. Dann erkannten sie, dass sie gut genug waren und wirklicher Erfolg eben auch im Geben besteht. In dem Moment entdeckten sie die Venusfrauen.