James Baldwin

Nach der Flut das Feuer

›The Fire Next Time‹

Aus dem amerikanischen Englisch
von Miriam Mandelkow

Mit einem Vorwort
von Jana Pareigis

dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Über James Baldwin

James Baldwin, 1924 in New York geboren, war vieles: ein verehrter, vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und eine Ikone der Gleichberechtigung aller Menschen, ungeachtet ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Herkunftsmilieus. Er starb 1987 in Südfrankreich, aber sein Bann ist ungebrochen bis heute. Zuletzt erschien die Neuübersetzung des Romans ›Giovannis Zimmer‹.

 

Die ebenfalls vielfach ausgezeichnete Übersetzerin Miriam Mandelkow wurde 1963 in Amsterdam geboren und lebt heute in Hamburg. Zuletzt erschienen in ihrer Übersetzung Werke von Samuel Selvon, Ta-Nehisi Coates und Richard Price.

 

 

Mehr über James Baldwin: www.james-baldwin.de

Über das Buch

James Baldwin war 10 Jahre alt, als er zum ersten Mal Opfer weißer Polizeigewalt wurde. 30 Jahre später, 1963, brach ›Nach der Flut das Feuer‹ – ›The Fire Next Time‹ – wie ein Inferno über die amerikanische Gesellschaft herein und wurde sofort zum Bestseller. Baldwin rief dazu auf, dem rassistischen Albtraum, der die Weißen ebenso plage wie die Schwarzen, gemeinsam ein Ende zu machen. Ein Ruf, der heute wieder sein ganzes provokatives Potenzial entlädt.

Impressum

Neuübersetzung

2020 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Die Originalausgabe erschien 1963 unter dem Titel ›The Fire Next Time‹ bei Dial Press in New York.

© 1962, 1963 by James Baldwin. Copyright renewed. All rights reserved including the right of reproduction in whole or part in any form. This edition is published by arrangement with the James Baldwin Estate.

© der deutschsprachigen Ausgabe:

2019dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Umschlaggestaltung: Wildes Blut, Atelier für Gestaltung, Stephanie Weischer unter Verwendung eines Fotos von Gettyimages/Brosa

 

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eBook-Herstellung im Verlag (01)

 

eBook ISBN 978-3-423-43585-7 (epub)

ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-14736-1

 

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ISBN (epub) 9783423435857

Endnoten

God gave Noah the rainbow sign Aus dem Spiritual Mary, Don’t You Weep. Das Lied stammt aus der Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg; 1915 von den Fisk Jubilee Singers eingespielt, wurde es später zu einer Hymne der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.

Ergreift die Bürde des weißen Mannes Rudyard Kipling, »Die Bürde des weißen Mannes«, Die Ballade von Ost und West. Selected Poems. Ausgewählte Gedichte. Zürich 1992. Deutsch von Gisbert Haefs.

Down at the Cross (auch Glory to His Name), geschrieben 1878 von Elisha A. Hoffman, vertont von John Stockton. Das Kirchenlied preist die Erlösung durch Jesus Christus.

The Negro Problem Titel einer 1903 vom Pädagogen und Bürgerrechtler Booker T. Washington (18561915) herausgegebenen Aufsatzsammlung über Bildung und Berufschancen von Afroamerikanern nach dem Ende der Sklaverei. Dieser Schlüsselbegriff wurde bis in die Sechzigerjahre hinein – mit unterschiedlichen Vorzeichen – von Schwarzen und Weißen benutzt und diskutiert. Berühmt ist der Kommentar des Soziologen, Philosophen und Bürgerrechtlers W.E.B. Du Bois (18681963) in The Souls of Black Folk (1903; dt. Die Seele der Schwarzen in der Übersetzung von Barbara und Jürgen Meyer-Wendt bei Orange Press, Freiburg 2003) zu diesem Begriff: »Wie fühlt es sich an, ein Problem zu sein?«

Die Schwarzen in diesem Land – dem Einzigen, in dem es streng genommen und gesetzlich definiert »Negroes« gibt Im Original lautet der Satz: »Negroes in this country – and Negroes do not, strictly or legally speaking, exist in any other – are taught really to despise themselves.« (New York: Vintage 1993, S.25.) Die Akzentverschiebung im Deutschen ergibt sich aus der Grundsatzentscheidung zur Übersetzung des Wortes »Negro«, s. Nachbemerkung, S. 115ff.

Ham jüngster Sohn Noahs. Laut biblischer Überlieferung (Genesis 9, 2127) sah Ham die Blöße seines schlafenden Vaters, worauf dieser Hams Sohn Kanaan dazu verfluchte, auf ewig seinen Brüdern in Knechtschaft zu dienen. Die amerikanischen Kolonien benutzten den »Fluch Hams« zur Rechtfertigung der Sklaverei.

Elmer Gantry Sozialkritischer Roman (1927) des amerikanischen Schriftstellers Sinclair Lewis (18851951) über die protestantische Erweckungsbewegung in den USA. 1960 verfilmt mit Burt Lancaster und Jean Simmons.

wie es in dem Lied heißt: »I’m gonna pack my suitcase, I’m gonna move on down the line/Yes, pack my suitcase, I’m gonna move on down the line/Where there ain’t nobody worried baby, and I know ain’t nobody crying« aus Every Day I Have the Blues, erstmals 1935 von Pinetop Sparks eingespielt.

Dr. Verwoerd Hendrik Frensch Verwoerd (19011966), 1958 bis 1966 Premierminister der Südafrikanischen Union; gilt als »Architekt« der Apartheid.

Nation of Islam (Abk. NOI, auch bekannt als Black Muslims) 1930 in Detroit, Michigan, gegründete religiös-politische Organisation, die unter anderem das Ziel verfolgte, auf US-amerikanischem Boden einen eigenen Staat für Afroamerikaner zu errichten; von 1934 bis zu dessen Tod geführt von Elijah Muhammad (18971975), seit 1977 von Louis Farrakhan (*1933).

U.S.O. United Service Organizations, eine gemeinnützige Organisation zur Unterstützung der US-amerikanischen Streitkräfte.

NAACP National Association for the Advancement of Colored People. Eine der ältesten und einflussreichsten schwarzen Bürgerrechtsorganisationen der USA, gegründet 1909, mit Hauptsitz in Baltimore.

Tricknologie (Kofferwort aus trick und technology) Systematische Täuschung, vorzugsweise der Machtlosen durch die Mächtigen, ein Begriff, den die Nation of Islam geprägt hat.

»I know my robe’s going to fit me well, I tried it on at the gates of hell« (Ich weiß, dass mein Gewand mir steht, am Tor zur Hölle hab ich’s ausprobiert) aus A Child of Our Time, einem 1944 in London uraufgeführten Oratorium des englischen Komponisten Michael Tippett (19051998) über die nationalsozialistische Judenverfolgung. Eingefügt in die an Bach und Händel angelehnte Komposition sind fünf traditionelle Spirituals, um die Universalität von Unterdrückung zu thematisieren.

John Birch Society (JBS) 1958 in Indianapolis gegründete ultrarechte Organisation.

Dreifünftel-Mensch Das Wahlmännersystem der USA erlaubte den Südstaatlern, ihre Sklaven bei der Ermittlung der Bevölkerungszahl als Dreifünftel-Menschen mitzuzählen und so ihr politisches Gewicht zu erhöhen.

Dred Scott versus Sandford Ein 1856/57 vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten verhandeltes Grundsatzverfahren, dessen Ausgang als einer der wesentlichen Auslöser des Amerikanischen Bürgerkriegs gilt. In dem Prozess versuchte der Sklave Dred Scott die Freiheit für sich und seine Frau einzuklagen, da sie zeitweise in sklavenfreien Bundesstaaten und Territorien der USA gelebt hatten. Das 1857 durch Chief Justice Roger B. Taney verkündete Urteil verneinte hingegen die Bürgerrechte von Afroamerikanern; die Scotts seien zu einer Klage gar nicht berechtigt, da sie nicht Teil des »souveränen Volkes« seien.

The New Negro Titel einer 1925 vom amerikanischen Philosophen Alain LeRoy Locke (18861954) herausgegebenen Anthologie mit Prosa, Lyrik, Theaterstücken und Essays einer neuen Generation afroamerikanischer Autoren. Der Begriff stand in der Harlem Renaissance für ein neues Selbstbewusstsein der Schwarzen in Amerika.

Senator Byrd Robert Carlyle Byrd (19172010), 1959 bis 2010 demokratischer US-Senator für den Bundesstaat Virginia, begann seine politische Karriere Anfang der 1940er Jahre im Ku Klux Klan, was er später als schwersten Fehler seines Lebens bezeichnete.

in Anlehnung an die Bibel Genesis 9, 117, Gottes Bund mit Noah: »Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen in allerlei Fleisch, dass nicht mehr hinfort eine Sintflut komme, die alles Fleisch verderbe.« (1315)

Zur Selbstbenennung Schwarzer Amerikaner Im deutschsprachigen Raum gelten seit den 1980er-Jahren, in denen die ersten Vereine ADEFRA (Schwarze Frauen in Deutschland) und ISD (Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland) entstanden und mit ihnen das Bewusstsein einer Schwarzen Community, die Begriffe Afrodeutsche und Schwarze Deutsche als Selbstbezeichnungen. Dass es bis zu diesem Zeitpunkt an Möglichkeiten der Selbstbenennung fehlte, zeigt zum Beispiel die Autobiografie des 1925 in Berlin geborenen Theodor Michael, Deutsch sein und schwarz dazu: Erinnerungen eines Afro-Deutschen (München: dtv 2013): Er nennt alle Schwarzen, egal welcher Herkunft, »Landsleute«.

»Colored«, »Afro-American«, »African-American« und »people of color« Da diese Begrifflichkeiten bei Baldwin nicht vorkommen, finden sie auch keine Entsprechung in der Übersetzung; dasselbe gilt für die heute übliche Großschreibung des Adjektivs »Schwarz«, die darauf hinweist, dass es sich bei dieser Zuschreibung um ein politisches Konstrukt handelt, oder die Schreibweise N****. Hätte Baldwin sich in einem gesellschaftlichen Kontext bewegt, in dem diese Diskussionen um den Sprachgebrauch geführt werden, hätte er insgesamt anders geschrieben. Das gilt im Übrigen auch für Genderfragen.

Mit dem Verzicht auf das Wort W.E.B. Du Bois, »The Name ›Negro‹«, The Crisis (März 1928), S.9697.

Wie ich euch nenne Zitiert nach Davis W. Houck, »›Who’s the Nigger Now?‹: Rhetoric and Identity in James Baldwin’s Revolution from Within.« James Baldwin Review (Oktober 2017), 110130, S.119.

Jana Pareigis