Du kannst an der Olive
zupfen, so oft du willst,
davon wird sie nicht
schneller reif.
Toskanisches Sprichwort
ISBN 978-3-89798-538-4
eISBN 978-3-89798-620-6
© BuchVerlag für die Frau GmbH,
Leipzig 2018
Fotos: Colourbox.de (Titel, S. 2, 7, 13, 18/19, 21, 25, 39, 42/43, 53, 61, 63, 65, 71, 79, 94/95, 103, 109, 115), Fotolia.com (S. 32/33 Luisapuccini, S. 49 youlia20, S. 69 kab-vision, S. 94/95 Slawomir Fajer, S. 99 PhotoKD, S. 121 Doris Heinrichs)
Einband, Satz, Typografie:
Susanne Weigelt, Leipzig
Druck: Salzland Druck, Staßfurt
Bindearbeiten:
Müller Buchbinderei GmbH Leipzig
Printed in Germany
www.buchverlag-fuer-die-frau.de
Ein mythisches Gewächs
Symbolik allerorten
Schwarz oder grün
Flüssiges Gold
Kleine Kraftpakete
Geschmack und Würze
Aromatische Alleskönner
Einlegen und Marinieren
Vorspeisen und Snacks
Beilagen und Gemüse
Fleisch und Fisch
Süßes und pikantes Gebäck
Rezeptverzeichnis
Es soll Athene gewesen sein, die der Menschheit den ersten Olivenbaum schenkte, so zumindest die Legende. Sie und Poseidon stritten, wer über die wichtigste Stadt der Insel Attika herrschen solle. Zeus entschied, wohl vom Familienstreit genervt, dass er dem die Stadt zuspreche, der den Menschen ein unvergängliches Geschenk bringe. Poseidon entschied sich für einen Brunnen. Wasser musste die Menschen in dieser sonnenverbrannten Gegend doch begeistern. Schlecht nur, dass seine Quelle nichts als Salzwasser spendete – nicht wirklich verwunderlich für den Gott der Meere. Athene, immerhin auch die Göttin der Weisheit, stieß ihre Lanze in den trockenen Boden und ließ einen Baum wachsen, der sich als langlebig, genügsam und dabei fruchtbar erwies. Seine Früchte waren essbar und lieferten ein Öl, das für Kraft, Gesundheit und Schönheit sorgte. Was für eine Gabe! Logisch, dass Zeus seine Tochter zur Siegerin erklärte und die Stadt, die fortan Athen hieß, ihr zusprach. Bis heute darf man auf der Akropolis einen Olivenbaum bestaunen, der Vater aller Olivenbäume sein soll – zumindest nach Aussage der Fremdenführer.
Eine schöne Geschichte, aber mehr auch nicht. Archäologen haben an der Fundstätte Nahal Zehora (Israel) Olivenkerne aus der Zeit um 8.000 v. Chr. entdeckt. Da war an den griechischen Olymp noch nicht einmal zu denken. Erwiesen ist, dass bereits in der Jungsteinzeit Olivenölvorräte in großen Tonkrügen gelagert wurden. Dennoch fehlt jeder Hinweis, wie sich der Olivenanbau entwickelte. Niemand vermag mit Sicherheit zu sagen, wann und wo die Kultivierung des Ölbaumes begann, wer es als erster wagte, die Früchte des Baumes zu kosten, zu verarbeiten und schließlich ihr Öl zu pressen. Einig sind sich die Wissenschaftler nur, dass – über alle Klimaveränderungen hinweg – die Wildformen der Olivenbäume im Gebiet um Gibraltar, die Ägäis, Zypern und im Nahen Osten wuchsen.
Minoer, Assyrer, Babylonier, Phönizier, Perser … alle kannten die Ölfrucht. Bereits im 6. Jahrtausend v. Chr. wurde in Galiläa Olivenöl in großen Mengen gehandelt und konsumiert. Der Codex Hammurapi, eine Sammlung babylonischer Rechtssprüche von 2.000 v. Chr., und ägyptische Papyri aus der Zeit um 2.300 v. Chr. gelten als die ältesten schriftlichen Zeugnisse für die Verwendung der Ölfrüchte. Auf Kreta stehen die wohl ältesten Olivenbäume Europas, bei einzelnen geht man von einem Alter zwischen 4.000 und 5.000 Jahren aus. In Ägypten wurden Olivenbäume, die dort »tat«