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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Projektleitung: Barbara Fellenberg

Lektorat: Angelika Lang

Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München

Foodstyling: Kramp & Gölling, Reeßum

eBook-Herstellung: Bettina Maschner

impressum ISBN 978-3-8338-7004-0

1. Auflage 2019

Bildnachweis

Coverabbildung: Henrike Schechter

Illustrationen: Claudia Lieb, doc-stock; Fotolia; Getty Images; GU (Klaus Maria Einwanger); imago images; istockphoto; Jumpfoto; Kramp & Gölling; Mauritius; plainpicture; Science Photo Library; shutterstock; Stockfood; Your Photo Today

Fotos: Kramp & Gölling, Hamburg; Trunk Archiv & Gallery Stock

Syndication: www.seasons.agency

GuU 8-7004 02_2019_02

Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

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BESCHWERDEFREI TROTZ AUTOIMMUNERKRANKUNG

SIE KÖNNEN DAS ERREICHEN DURCH …

Wichtig bei Autoimmunerkrankungen ist, die Gesundheit zu unterstützen, anstatt die Krankheit zu bekämpfen!

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Dr. Nicole Schaenzler

ist promovierte Philologin und seit über 25 Jahren als Medizinjournalistin tätig. Als Fachautorin hat sie zahlreiche Bücher zu medizinischen und naturheilkundlichen Themen geschrieben, so auch für den GRÄFE UND UNZER VERLAG, etwa »Risiko Bauchfett«, »Magen & Darm natürlich behandeln« oder »Hashimoto ganzheitlich behandeln«. Zudem ist sie seit fast 20 Jahren Herausgeberin des Gesundheitsmagazins TOPFIT in München.

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Markus Breitenberger

ist Heilpraktiker in München mit Schwerpunkt Klassische Homöopathie. Seit 20 Jahren behandelt er mit einem ganzheitlichen Therapieansatz vor allem Menschen mit Autoimmunerkrankungen und anderen komplexen chronischen Beschwerden. Er ist Co-Autor des im GRÄFE UND UNZER VERLAG erschienenen Gesundheitsratgebers »Hashimoto ganzheitlich behandeln« und gefragter Referent zu diesem Thema.

HILFE DURCH DIE GANZHEITLICHE THERAPIE

Autoimmunkranke müssen nicht nur mit Schmerzen und anderen erheblichen Beeinträchtigungen zurechtkommen, sondern sie müssen oft auch starke Medikamente einnehmen, deren Nebenwirkungen weitere gravierende Gesundheitsprobleme mit sich bringen können. Mindestens ebenso belastend ist das Wissen darum, an einer Erkrankung zu leiden, die weiter fortschreitet und zu irreparablen Schäden führen kann: an Gelenken, Nervenfasern, Haut, Schilddrüse und vielen anderen Organen. Sich krank zu fühlen ist schon schlimm genug. Doch das Gefühl, der Krankheit ohnmächtig ausgeliefert zu sein, ist mindestens ebenso schlimm – wenn nicht schlimmer. Wir möchten Ihnen Anregungen geben, wie Sie sich aus dieser Ohnmacht befreien können. Auch wenn die Schulmedizin davon ausgeht, dass bei einer Autoimmunerkrankung nur die Unterdrückung des Immunsystems die Therapie der Wahl sein kann, möchten wir Ihnen nahebringen, wie Sie mit den Methoden der ganzheitlichen Therapie Ihr Immunsystem so umstimmen können, dass es sich beruhigt und nicht länger heftige Entzündungsreaktionen initiiert. Dazu gehört auch, Organe, die wie Darm, Leber und Nebennieren direkt oder indirekt in das Krankheitsgeschehen involviert sind, in die Behandlung mit einzubeziehen. Eine antientzündliche Lebensweise in Kombination mit den verschiedenen Maßnahmen der Regulationstherapie kann Ihnen helfen, Ihre Lebensqualität wieder zurückzuerlangen. Vor allem aber werden Sie sich Ihrer Situation nicht mehr hilflos ausgeliefert fühlen, sondern im Gegenteil feststellen, dass Sie selbst viel dazu beitragen können, Ihre Beschwerden positiv zu beeinflussen.

Wir wünschen Ihnen alles Gute!

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AUTOIMMUNERKRANKUNGEN AUS GANZHEITLICHER SICHT

In diesem Kapitel lernen Sie die Hintergründe von Autoimmunerkrankungen kennen und erfahren, wie sich die Krankheiten auswirken. Wir zeigen Ihnen aber auch, dass Sie Ihrer Erkrankung nicht hilflos ausgeliefert sind.

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DAS IMMUNSYSTEM ALS AGGRESSOR

Der Krankheitsbeginn ist meist schleichend – bis plötzlich der erste Schub auftritt. Er ist so heftig, dass schnell klar ist: Jetzt wird nichts mehr so sein, wie es vorher war. Tag für Tag damit konfrontiert zu werden, dass offenbar eine fremde Macht die Kontrolle über den eigenen Körper übernommen hat – damit müssen hierzulande etwa acht Millionen Menschen fertig werden. Sie leiden an einer von etwa 80 Autoimmunerkrankungen. Diese bilden nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen inzwischen die dritthäufigste Erkrankungsgruppe und betreffen insgesamt mehr als fünf Prozent der Menschen in den westlichen Industrieländern. Experten rechnen allerdings damit, dass die Zahl der Autoimmunerkrankungen in den nächsten Jahren weiter ansteigt.

Die Beschwerden können ganz unterschiedlich sein, dennoch teilen die Betroffenen ein gemeinsames Schicksal: Sie leiden an einer chronischen, oftmals in Schüben verlaufenden und bislang unheilbaren Krankheit, die durch entzündliche Prozesse in Gang gehalten wird und die schwere Schäden an Organen und Geweben anrichten kann. Die durch die Krankheit hervorgerufenen Beeinträchtigungen können so massiv sein, dass sie den Alltag bestimmen, Einfluss auf den Lebensrhythmus, die Lebensgestaltung, Lebensqualität und die Lebenspläne nehmen.

DIE IMMUNABWEHR – BOLLWERK GEGEN ANGRIFFE VON AUSSEN

Im Zentrum des Geschehens einer Autoimmunerkrankung stehen weder Krankheitserreger noch Tumorzellen, die Angriffe auf körpereigenes Gewebe gehen vielmehr ausgerechnet vom Sicherheitsdienst des Körpers, vom Immunsystem, aus. Die Frage, was genau das Immunsystem aus dem Lot gebracht hat, dass es den eigenen Körper zum Feind erklärt, stellt die Mediziner vor große Rätsel. Wie lässt sich das Immunsystem wieder dahin bringen, den Körper nur vor den Einflüssen zu schützen, die ihn tatsächlich auch bedrohen?

Fakt ist: Unser Körper wird ständig mit fremden Einflüssen und Substanzen konfrontiert, die ihm großen Schaden zufügen können. Dennoch schafft es der Mensch seit Jahrtausenden, den überall von außen lauernden Anfeindungen durch Bakterien, Viren und Pilze, durch andere Keime und Giftstoffe zu trotzen. Das verdankt er dem Immunsystem.

Dieses hocheffiziente Netzwerk von Organen, Geweben und speziell ausgebildeten Zellen steht rund um die Uhr in Bereitschaft und läuft jederzeit zu Höchstform auf, wenn es gilt, durch eine fein austarierte Abwehrleistung den Körper gesund zu erhalten. Sogar Fehler im eigenen System spürt ein intaktes Immunsystem auf und beseitigt sie, zum Beispiel, wenn etwas bei der Teilung von Körperzellen schiefgeht (Mutation) und Zellen unkontrolliert wachsen.

Körpereigene Schutzbarrieren

Um effektiv zu sein, muss die Abwehr im ganzen Körper funktionieren. Zig Billionen Zellen stehen im Dienst des Immunsystems, die weit verzweigt und buchstäblich von Kopf bis Fuß agieren. Ein Teil von ihnen arbeitet ortsgebunden, andere zirkulieren im Blut oder in der Lymphe, um Krankheitserreger rechtzeitig abzufangen, bevor sie in die Körperzellen gelangen können. Weitere Mitwirkende sind die verschiedenen Immunorgane wie Knochenmark oder Thymus(drüse), die für die Bildung, Reifung und Spezialisierung bestimmter Immunzellen zuständig sind. Aber auch Lymphknoten, Milz oder Mandeln leisten einen wichtigen Beitrag zur Abwehrfunktion gegen Eindringlinge.

ÄUSSERE SCHUTZBARRIEREN

Die Haut ist der erste Außenposten unseres Immunsystems: Schon der bloße Versuch eines Erregers, die Hautschranke zu überwinden, wird von den Bakterien der Hautflora und von speziellen Proteinen (Defensine), die wie körpereigene Antibiotika wirken, erfolgreich abgeschmettert. Gleiches gilt für die »Schlupflöcher« Augen, Nase, Mund, Ohren oder Genitalien: Sie alle verfügen über wirkungsvolle Mechanismen, um Bakterien, Viren und Pilzen den Weg in das Körperinnere zu versperren.

Der Darm ist der Ort im Körper mit den meisten Abwehrspezialisten: Hier stehen mehr als 70 Prozent der körpereigenen Immunzellen bereit, um feindliche Mikroorganismen, allen voran Bakterien, zu bekämpfen, die versuchen, die Darmschleimhaut zu durchdringen. Mit anderen Worten: Mehr als zwei Drittel der Immunabwehr werden im Darm organisiert. Den Immunzellen im Darm steht eine Gruppe von etwa 100 Billionen Bakterien im Dickdarm zur Seite – die Darmflora oder Mikrobiota –, zu der mehr als 1 000 verschiedene Arten gehören und deren herausragende Bedeutung für unsere Gesundheit man erst in den letzten Jahren entdeckt hat. Von einer intakten Darmflora (siehe >) profitiert das mächtige Immunorgan in vielerlei Hinsicht. Denn die Darmflora ist nicht nur selbst eine Meisterin darin, Krankheitserreger an ihrer Vermehrung zu hindern, sondern sie bietet den Immunzellen auch ein sehr effektives Training: Indem sich die Abwehrzellen immer wieder mit den verschiedenen Bakterien auseinandersetzen müssen, werden sie permanent geschult und lernen, zwischen »gefährlich« und »ungefährlich« zu unterscheiden.

INNERE SCHUTZBARRIEREN

Wenn es feindlichen Eindringlingen doch einmal gelungen ist, die äußeren Schutzbarrieren zu überwinden, dann können die Erreger tatsächlich ins Körperinnere vordringen. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir krank werden. Denn jetzt kommt die innere Abwehr ins Spiel: Noch bevor sich die Eindringlinge in die Zellen einnisten können, treffen sie auf ein hocheffizientes Verteidigungssystem, das sich durch zwei verschieden arbeitende Abwehrmechanismen gewissermaßen doppelt absichert: durch einen unspezifischen und einen spezifischen Anteil. Beide sind aufs Engste miteinander verknüpft und ergänzen sich auf kongeniale Weise.

Das unspezifische Immunsystem

Seine Verteidigungsmechanismen werden schon wenige Minuten nach Kontakt mit dem Eindringling aktiv. Dabei richtet sich der Vernichtungskampf praktisch gegen alles, was als körperfremd identifiziert wird – egal, ob der Körper bereits Kontakt mit der Substanz hatte oder nicht (»unspezifisch«). Mit dieser Abwehr sind wir von Geburt an ausgestattet, deshalb sprechen die Wissenschaftler auch vom »angeborenen« Immunsystem. Da die Akteure der unspezifischen Abwehr so rasch vor Ort sind, um die körperfremden Substanzen zu beseitigen, verschaffen sie dem deutlich langsameren spezifischen Immunsystem genug Zeit, um seine Abwehrstrategie vorzubereiten und den Vernichtungskampf schließlich zielgerichtet zu beenden.

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Ein Makrophage, auch Riesenfresszelle genannt, hat ein Bakterium gefressen und unschädlich gemacht.

AKTEURE DES UNSPEZIFISCHEN IMMUNSYSTEMS

Die Fresszellen (Phagozyten) töten die Erreger ab, indem sie diese in sich aufnehmen und in ihrem Zellinneren verdauen. Es gibt mehrere Gruppen, die sich an unterschiedlichen Orten aufhalten, etwa die kleinen Monozyten und Granulozyten in den Blutbahnen oder die aus den Monozyten gereiften Riesenfresszellen (Makrophagen), die sich vor allem im Gewebe und in der Lymphflüssigkeit tummeln. Makrophagen können Erreger nicht nur direkt durch Verschlingen beseitigen, sondern sie fungieren auch als antigenpräsentierende Zellen (sie zeigen den T-Zellen Bruchstücke von Antigenen auf ihrer Oberfläche, damit sie diese erkennen) und aktivieren so die T-Helferzellen (siehe >).

Die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) sind darauf spezialisiert, gegen virusinfizierte Zellen oder Tumorzellen vorzugehen.

Die Komplementfaktoren des Komplementsystems (= Teil des Immunsystems) sind spezielle Bluteiweiße, die Krankheitserreger, insbesondere Bakterien, zerstören können. Sie haben aber auch die Fähigkeit, die Eindringlinge so zu präparieren, dass diese dann von den Fresszellen und den Immunzellen des spezifischen Immunsystems erkannt und angegriffen werden können.

Die Protagonisten des unspezifischen Immunsystems sind nicht spezialisiert, verfügen über kein »Gedächtnis« und können sich nicht an die Umwelt anpassen. Allerdings sind sie in ihrem Kampf gegen alles Fremde treffsicherer als lange Zeit gedacht. Denn die Zellen der unspezifischen Abwehr erkennen (wie auch die der spezifischen Abwehr) ihre Feinde mithilfe von speziellen Rezeptoren. Ein solcher Rezeptor ist zum Beispiel der Toll-like-Rezeptor (TLR 4), der auf Bakteriengifte reagiert. Dockt ein Erreger an einen TLR an, löst dies eine Kette von Reaktionen aus, die auch die Verteidigungslinie der spezifischen Immunreaktion festlegt.

Das spezifische Immunsystem

Es wird auch »erworbenes« Immunsystem genannt, weil seine herausragenden Abwehrfähigkeiten auf einem stetigen Lernprozess beruhen, für den es jedoch erst verschiedene Reifungs- und Aktivierungsprozesse durchlaufen muss (erst ab der Pubertät ist es voll leistungsfähig). Dabei nutzt es jeden neuen Kontakt mit einem Erreger, um seine Abwehrmechanismen zu verfeinern – und diese passgenau (»spezifisch«) gegen ihn zu richten.

Diese Fähigkeit verdankt das spezifische Immunsystem seinem enormen Anpassungsvermögen (deshalb auch »adaptives« Immunsystem, von Adaption = Anpassung): Durch die direkte Auseinandersetzung mit dem Feind beschafft es sich genau die Informationen, die es zu dessen Eliminierung benötigt. Diese Informationen finden die spezialisierten Abwehrzellen, die B-Zellen, oft mithilfe von T-Helferzelle (siehe >), auf den Oberflächen der Erreger – das Körperfremde wird zum Antigen. Auf ein Antigen reagiert das Immunsystem immer mit der Bereitstellung von Antikörpern (siehe >). Deren Rezeptoren sind genau auf die eine Zielstruktur der fremden Oberfläche zugeschnitten. Die nun folgende Antigen-Antikörper-Reaktion findet nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip statt: Mithilfe ihrer Rezeptoren (Schloss) docken die Antikörper nun an das Antigen (Schlüssel) an und geben es so für andere Abwehrzellen zum Abschuss frei – oder sie sorgen selbst für dessen Zerstörung.

AKTEURE DES SPEZIFISCHEN IMMUNSYSTEMS

T-Zellen (T-Lymphozyten) zählen zur Gruppe der weißen Blutkörperchen. Das »T« steht für Thymus(drüse), dort findet die Ausdifferenzierung der Zellen statt. Gereifte T-Zellen sind mit Rezeptoren an der Oberfläche ausgestattet, mit denen sie die Antigene, die ihnen von den Makrophagen präsentiert werden, identifizieren können. Im Lauf der Abwehrreaktion entwickeln sie sich dann zu verschiedenen spezialisierten Zellen weiter:

ANTIKÖRPER-BILDUNG DER B-ZELLEN
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1. B-Zellen reifen im Knochenmark

2. Haben sie Kontakt mit Antigenen …

3. … werden sie zu Plasmazellen und produzieren viele Antikörper

4. Antigen

5. B-Zellen-Rezeptor

6. Antikörper

Durch Kontakt mit »ihrem« Antigen wird eine B-Zelle zur Plasmazelle und bildet zahlreiche Antikörper.

B-Zellen (B-Lymphozyten) reifen direkt an ihrem Bildungsort, im Knochenmark. Sie sind die einzigen Immunzellen, die Antikörper bilden können. Kommen sie in Kontakt mit »ihrem« Antigen, wandeln sie sich in Plasmazellen um, um dann mit dem Blutstrom zum Ort der Infektion zu reisen. Dabei schütten sie Unmengen Antikörper gegen den Erreger aus (siehe >). Eine Untergruppe, die B-Gedächtniszellen, rekrutiert sich aus ehemaligen Plasmazellen und verfügt über ein Antigen-Gedächtnis.

Die Antikörper (Plasmaproteine, Immunglobuline) binden sich an ein – passendes – Antigen, das zuvor als körperfremdes Eiweiß erkannt worden war (im Gegensatz zu einer Autoimmunerkrankung, bei der sich die Antikörper gegen körpereigene Proteine richten) und leiten dessen Untergang ein. Entweder verändern sie die Struktur des Antigens so, dass es handlungsunfähig wird, oder sie verklumpen mit ihm (Agglutination). Es ist aber auch möglich, dass sie es nur für die Immunzellen markieren – den Rest erledigen dann die NK-Zellen oder Makrophagen durch Zersetzen und Verschlingen.

Zytokine steuern als Botenstoffe die Kommunikation der Abwehrzellen, die an der Immunantwort beteiligt sind. Ein Teil wirkt entzündungshemmend, ein anderer fördert die Entzündungen. Über 100 Zytokine haben die Forscher bis jetzt identifiziert, die meisten davon sind Interleukine, sogenannte Mittlerstoffe im Prozess einer Immunantwort. Als Schlüsselzytokine der systemischen Entzündungsreaktion wurden der Tumor-Nekrose-Faktor alpha (TNF-alpha) und das Interleukin 1 (IL-1) identifiziert. Aber auch die Interleukine 4, 6, 12, 13, 17 und 21 spielen bei Entzündungskrankheiten eine wichtige Rolle.

Zwischen fremd und eigen unterscheiden

Dass die Akteure des Immunsystems sofort »wissen«, gegen was sie vorgehen müssen, verdanken sie dem wunderbaren System der Fremd- und Selbsterkennung, das zur Grundausstattung eines intakten Immunsystems gehört und fundamental für unsere Lebenskraft ist. Die Fähigkeit des Immunsystems, zwischen »fremd« und »eigen« unterscheiden zu können, wurde schon vor mehr als 100 Jahren von dem Mikrobiologen Paul Ehrlich (1854–1915) entdeckt. Er war es auch, der von den Ergebnissen seiner Experimente den Begriff »Horror autotoxicus« (= die »Furcht vor Selbstzerstörung«) ableitete und diese zum biologischen Prinzip erklärte. Danach ist es im Wesen des Immunsystems praktisch nicht angelegt, das Körpereigene anzugreifen – es besteht eine immunologische Selbsttoleranz oder, wie die Wissenschaftler heute zu sagen pflegen, eine Immuntoleranz. Stattdessen richten sich die kämpferischen Aktivitäten des Immunsystems ausschließlich gegen die als fremd erkannten, nicht zum Körper gehörenden Eindringlinge. Dabei agiert das Immunsystem so treffsicher, dass Irrtümer praktisch ausgeschlossen sind.

SIE SIND NICHT ALLEIN VON EINER AUTOIMMUNERKRANKUNG BETROFFEN!

Von den etwa acht Millionen Deutschen mit einer Autoimmunerkrankung haben rund 800 000 regelmäßig so starke Gelenkschmerzen, dass sie die Kaffeetasse nicht mehr heben oder die Treppe nicht mehr hinaufgehen können. Zwei Millionen Deutsche leiden unter einer andauernden Überaktivität der Schilddrüse, die das Herz rasen, die Hände zittern, die Pfunde trotz ständigem Heißhunger purzeln und nervöse Unruhe zum permanenten Begleiter werden lässt. Geschätzte vier Millionen Personen machen die umgekehrte Erfahrung: Weil ihre Schilddrüse allmählich ihre Funktion einbüßt, steigt das Gewicht, der Darm wird träge und der Antrieb sinkt. Mehr als 200 000 haben mit Sehstörungen, Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen in Armen oder Beinen zu kämpfen und befürchten, dass sie eines Tages auf einen Rollstuhl angewiesen sein werden. Oder auch: Jedes Jahr müssen etwa 3 000 junge Menschen neu erlernen, wie sie ihren Blutzucker kontrollieren und Insulin spritzen.

VERLUST DER IMMUNTOLERANZ HEISST AUTOIMMUNERKRANKUNG

Als 1957 erstmals Antikörper gegen das körpereigene Schilddrüsengewebe nachgewiesen wurden, war klar: Ganz so unumstößlich ist Ehrlichs Postulat, also das Gebot der Immuntoleranz, leider nicht. Mittlerweile kennen die Mediziner rund 80 Autoimmunerkrankungen, die entstanden sind, weil das Immunsystem seine mächtigen Abwehrstrategen gegen den eigenen Körper aufmarschieren lässt. Fatalerweise läuft die Reaktion des Immunsystems (Immunantwort) gegen das Eigene so präzise und effizient wie immer ab – und auch der Vorsatz ist der Gleiche: Erst wenn das Angriffsziel vollständig vernichtet ist, stellt das Immunsystem seine kämpferischen Aktivitäten wieder ein. Bis heute haben die Forscher kein wirksames Mittel gefunden, um das Immunsystem dazu zu bringen, seinen Irrtum zu revidieren, deshalb nehmen so gut wie alle Autoimmunerkrankungen einen chronischen Verlauf. Allerdings: Ausnahmen bestätigen die Regel. So ist es zum Beispiel gar nicht so selten, dass die Basedow-Krankheit spontan ausheilt (= Spontanremission).

Häufige Angriffsziele

Wie es scheint, ist kein Organ oder Gewebe vor den Attacken eines fehlgeleiteten Immunsystems gefeit. Besonders häufige Angriffsziele sind die Gelenke und das Bindegewebe bei rheumatoider Arthritis, die Myelinscheiden der Nervenzellfortsätze bei Multipler Sklerose, der Darm bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, die Dünndarmschleimhaut bei Zöliakie, die Schilddrüse bei der Basedow-Krankheit oder der Hashimoto-Thyreoiditis, die Haut bei der kutanen Form des Lupus erythematodes oder bei Schuppenflechte, die Bauchspeicheldrüse bei Typ-1-Diabetes, die Wirbelsäule bei Morbus Bechterew. An all diesen Organen und Geweben toben Entzündungsprozesse, die das Potenzial haben, die Strukturen vollständig zu zerstören.

DAS WESEN EINER ENTZÜNDUNGSREAKTION VERSTEHEN

An sich ist eine Entzündung für das Immunsystem eine wichtige Strategie, um in einer bestimmten Region des Körpers effizient gegen Eindringlinge vorgehen zu können. Dann gilt es, die Region abzuschotten, den schädlichen Auslöser auszuschalten, das bereits geschädigte Gewebe zu beseitigen, den Schaden zu reparieren und so den Heilungsprozess einzuleiten. Die typischen Anzeichen einer Entzündungsreaktion sind Rötung, Schwellung, Überwärmung, Schmerzen und eine Funktionsstörung – ausgelöst durch eine Reihe von biochemischen Prozessen, an denen zahlreiche Botenstoffe wie Gewebehormone, Histamine und Prostaglandine beteiligt sind. Auf diese Weise reagiert das Immunsystem nicht nur auf Krankheitserreger, sondern auch auf Fremdkörper oder auf physikalische Reize wie Hitze.

Bei einer Autoimmunerkrankung ist es das körpereigene Gewebe, das die Entzündungsreaktion in Gang setzt. Gesteuert wird sie von den Zytokinen (siehe >). Die Bereitstellung von entzündungsfördernden Zytokinen, die die T- und B-Zellen auf den Plan rufen und so den Entzündungsprozess ankurbeln, und entzündungshemmenden Zytokinen, die das Ende der Entzündung einleiten, ist normalerweise ein sich selbst begrenzender, eng regulierter Vorgang. Gerät der Entzündungsprozess jedoch aus dem Gleichgewicht, dominieren die entzündungsfördernden Zytokine – und die Entzündung wird chronisch.

Selbstkontrolle eines intakten Immunsystems

Noch sind längst nicht alle Mechanismen verstanden. Man weiß jedoch, dass es vor allem in der Hand der T- und B-Zellen (den Vermittlern der Immunantwort) liegt, ob der Nichtangriffspakt gegenüber körpereigenen Zellen eingehalten wird. Kündigen sie ihn auf, sind die Gewebe und Organe des Körpers nicht mehr vor ihnen sicher. Ein intaktes Immunsystem verfügt deshalb über Mechanismen, mit denen T- und B-Zellen praktisch von Beginn ihrer Existenz an auf ihre Toleranzkompetenz geprüft werden. Die Immunologen unterscheiden dabei zwischen zentraler und peripherer Immuntoleranz.

Zentrale Immuntoleranz: Schon in der Thymusdrüse müssen die noch unreifen T-Zellen zeigen, ob sie dem Körper freundlich oder feindlich gesinnt sind. Erweisen sie sich als feindlich (autoreaktiv), werden sie kurzerhand eliminiert. Das gleiche Schicksal ereilt unreife B-Zellen im Knochenmark, wenn sie ein autoreaktives Verhalten zeigen.

Periphere Immuntoleranz: Haben die unreifen T- und B-Zellen den ersten Sicherheitscheck erfolgreich absolviert, durchlaufen sie einen Reifungsprozess. Doch bevor sie endgültig im Körper auf Patrouille gehen dürfen, müssen sie sich in den peripheren Organen des Immunsystems – der Milz, den Mandeln und Lymphknoten – einer weiteren Toleranzprüfung durch die regulatorischen T-Zellen (siehe >) unterziehen. Erweisen sich die Immunzellen als angriffslustig gegenüber körpereigenen Antigenen, werden sie von den T-Reg-Zellen sofort herunterreguliert. Es kann aber auch sein, dass die auf Selbstzerstörung ausgerichteten Zellen reaktionsmüde werden und sich selbst abschalten (Anergie). So gesehen, ist das Prinzip der peripheren Immuntoleranz weniger auf Vernichtung der Gefährder (wie die zentrale Immuntoleranz) als vor allem auf deren Ausschaltung durch Neutralisierung ausgerichtet.

Impulse für neue Therapien?

Der peripheren Immuntoleranz ist man erst vor einigen Jahren auf die Spur gekommen. Heute gehen die Forscher davon aus, dass die Ursachen für die fatalen Sicherheitslücken dort liegen. So scheinen für manche Autoimmunerkrankungen in erster Linie Antikörper, für andere Subgruppen vornehmlich T-Zellen von besonderer Bedeutung zu sein. Der Forschungsbedarf ist groß – auch weil man sich durch ein noch besseres Verständnis der an der Aufrechterhaltung der peripheren Immuntoleranz beteiligten Mechanismen wichtige Impulse für die Behandlung von Autoimmunerkrankungen erhofft.

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FORSCHUNG AUF HOCHTOUREN

Was genau ist passiert, wenn feindlich gesinnte Immunzellen plötzlich ungehindert Amok laufen im Körper? Gibt es einen spezifischen Auslöser? Oder verliert das Immunsystem durch ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren seine Selbsttoleranz?

 

Die Forscher versuchen, das Problem von mehreren Seiten aus anzugehen.

THERAPIEANSATZ 1

Die Harmonie zwischen Immunsystem und Körper hängt wesentlich von regulatorischen T-Zellen (siehe >) ab. Lässt sich davon dann auch ableiten, dass ein Mangel an diesen Zellen eine Autoimmunerkrankung auslöst? Könnte man ein gestörtes immunologisches Gleichgewicht wiederherstellen, indem man zielgerichtet T-Reg-Zellen aktiviert oder vermehrt? Diese Fragen beschäftigen die Forscher spätestens seit 1982, als man herausfand, dass Menschen, die infolge eines Gendefekts weniger oder gar keine T-Reg-Zellen bilden, bereits in den ersten Lebensmonaten eine schwere, unbehandelt meist tödlich verlaufende Autoimmunerkrankung entwickeln. Mittlerweile konnten die Wissenschaftler auch bei anderen Autoimmunerkrankungen (etwa bei Typ-1-Diabetes, Lupus erythematodes oder rheumatoider Arthritis) eine reduzierte Anzahl (im Blut) oder eine gestörte Funktion der T-Reg-Zellen nachweisen. Das gilt zwar nicht für alle Autoimmunerkrankungen, dennoch glauben die Wissenschaftler nicht an einen Irrweg und forschen weiter.

THERAPIEANSATZ 2

Andere Forschergruppen beschäftigen sich damit, eine selektive Behandlung zu entwickeln, die autoreaktiven Immunzellen wieder zur Toleranz verhilft. So würden sie »ihr« Antigen wieder als harmlos einstufen und nicht mehr länger attackieren. Ein weiterer Vorteil: Auf diese Weise würde nur noch der eigentliche Aggressor »therapiert« – das Immunsystem als Ganzes bliebe verschont und würde nicht, wie bei der immunsuppressiven Therapie (siehe >), so massiv heruntergefahren, dass der Körper vor Krankheitserregern (und der Entstehung von Krebszellen) nicht mehr ausreichend geschützt ist.