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Liebe Leserinnen und Leser

Wie bei allen Fällen der Kaminski-Kids haben auch bei diesem Band meine drei Kinder Sidi, Anuschka und Saskia tatkräftig mitgeholfen. Vielen Dank dafür! Bedanken möchte ich mich für die wertvollen Anregungen auch bei Alicia Smith (13), Bianca Wilson und Sarah Hoehn. Und natürlich bei meiner Frau Andi, ohne die dieses Buch nie möglich geworden wäre.

Mein Dank geht ebenfalls an Manuela Griffel und André Widmer (Kriminalpolizei) sowie Simon Carrel und Claudia Bucheli (Pädagogen) für ihre sachkundige Beratung.

Nicht zuletzt möchte ich mich auch bei meinen Lektorinnen Vera Hahn und Anne Helke sowie bei meinem Lektor und Freund Christian Meyer bedanken, der seit Beginn der Kaminski-Kids in sämtlichen Bänden entscheidende Impulse eingebracht hat.

Viel Spaß wünscht Euch allen

CarloMeier

Carlo Meier
fanclub@kaminski-kids.com

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Carlo Meier
Die Kaminski-Kids:
Tatort Ocean Queen

www.fontis-verlag.com

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Carlo Meier

Die Kaminski-Kids:
Tatort Ocean Queen

Mit Illustrationen von Matthias Leutwyler

20Jahre
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2019 by Fontis-Verlag, Basel
Umschlag und Illustrationen: Matthias Leutwyler, Luzern
Typografie Umschlag: Fontis-Verlag Basel, Vera Hahn
E-Book-Vorstufe: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel
E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Jäger, Marburg

ISBN (EPUB) 978-3-03848-522-3
ISBN (MOBI) 978-3-03848-523-0

www.fontis-verlag.com

Inhalt

Kapitel 1 – Eintritt verboten

Kapitel 2 – Der war’s!

Kapitel 3 – Der rätselhafte Fund

Kapitel 4 – Bill

Kapitel 5 – Heimliche Ermittlungen

Kapitel 6 – Im verbotenen Bereich

Kapitel 7 – Der blinde Passagier

Kapitel 8 – Erwischt!

Kapitel 9 – Mojo

Kapitel 10 – Der Plan

Kapitel 11 – Das gefährliche Versteck

Kapitel 12 – Die Durchsuchung

Kapitel 13 – Der Verdacht

Kapitel 14 – Alarm in der Security-Zentrale

Kapitel 15 – Das geheime Kennwort

Kapitel 16 – Der Trick

Kapitel 17 – Die Verhaftung

Kapitel 18 – Beweis auf Film

Kapitel 19 – Die Flucht

Kapitel 20 – Im Gewimmel verschwunden

1. Eintritt verboten

«Halt!»

Der Sicherheitsbeamte drückte auf einen großen roten Knopf, und sofort glitt die Glastür zu.

Der Eingang zum Schiff war nun versperrt.

Ein zwei Meter großer Mann in weißer Uniform stellte sich den Kids in den Weg. «Ich bin Pieter, Leiter der Bord-Security», sagte er und zeigte auf Zwockel, den Opa an der Leine hielt. «Hunde sind an Bord der Ocean Queen verboten. Habt ihr die Vorschriften beim Buchen nicht gelesen?»

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«Wir haben nicht gebucht», antwortete Simon. «Opa hat die Reise gewonnen, für sich und drei Begleitpersonen. Bei einem Gewinnspiel im Radio.»

Pieter zuckte seine breiten Schultern. «Trotzdem sind Hunde verboten. Tut mir leid, den müsst ihr an Land lassen.»

«Alles, was recht ist!», meldete sich ein Mann aus der Warte-Reihe hinter den Kids. «Sehen Sie denn nicht, dass der alte Mann blind ist? Haben Sie Tomaten auf den Augen?»

«Genau», fügte seine Frau hinzu. «Das ist ein Blindenhund! Lassen Sie ihn doch an Bord, seien Sie kein Unmensch!»

Der Security-Leiter überlegte kurz. Dann drückte er eine Taste an seinem Funkgerät und sprach leise hinein.

Opa setzte derweil seine dunkle Sonnenbrille auf und tappte mit der freien Hand im Leeren voran.

Möwen kreischten in der salzigen Luft. Das tiefe Tuten eines auslaufenden Schiffs hallte durch den Hafen.

Pieter beendete sein Funkgespräch und trat zur Seite. «Alles klar.» Er machte mit seinem kräftigen Arm eine einladende Geste. «Weil der Gast ohne seinen Blindenhund nicht auskäme, darf das Tier an Bord – Ausnahmeregelung!»

«Super!», rief Raffi. «Klasse, Mann!»

Der Leiter wandte sich um, nickte dem Sicherheitsbeamten drinnen zu, und dieser ließ die gläserne Eingangstür der Ocean Queen wieder aufgleiten.

«Na endlich», seufzte der Mann hinter den Kids. «Geht doch!»

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Auf dem Schiff tuschelten zwei gutaussehende dunkelhäutige Jungs vom Zimmerservice miteinander.

«Geh du die Austern holen und bring sie der alten Schachtel», murmelte Wayan leise.

«Ich?» Putu schaute seinen Bruder an. «Du bist doch ihr Zimmerboy, nicht ich!»

«Die Alte merkt das eh nicht, uns kann doch keiner auseinanderhalten.»

Tatsächlich sahen die beiden Zwillinge genau gleich aus, hatten dieselbe kaffeebraune Hautfarbe, schwarze Lockenpracht und eine geschmeidig schlanke Gestalt.

«Warum willst du denn tauschen?», fragte Putu.

«Ich möchte wissen, wie das hübsche Mädchen da drüben heißt.» Wayan zeigte auf Debora, die soeben mit Simon, Raffi, Opa und Zwockel an Bord kam.

«Alles klar.» Die beiden Jungs grinsten sich zu.

Wayan lief zur Reling und nahm Debora den Koffer ab. «Ich bin euer Zimmerboy», strahlte er. «Ich bringe euch zur Kabine.»

«Oh, danke», lächelte Debora.

«Es ist mir ein Vergnügen!» Wayan nahm auch Raffis Tasche, während Simon Opas Rollkoffer zog.

Zwockel tippelte schön brav an Opas Leine und guckte sich aufmerksam um.

Wayan eilte zur Decktür, um sie vor Debora zu öffnen. Doch da er beide Hände voller Gepäckstücke hatte, war das gar nicht so einfach. Mit vorgerecktem Ellenbogen drückte er die Klinke runter, dabei fiel ihm fast Raffis Tasche zu Boden.

Mit einem angestrengten Lächeln hielt er die Tür auf. «Bitteschön, die Dame!»

Debora trat schmunzelnd hindurch. «Vielen Dank, aber ich könnte meinen Koffer auch selbst tragen.»

«Kommt gar nicht in Frage! Hier entlang, bitte.»

Simon und Raffi zwinkerten sich grinsend zu, während sie hinter Opa und Zwockel über den weichen Teppich den Flur entlangschlenderten.

Gedämpfte Musik drang aus unsichtbaren Deckenlautsprechern, und ein Hauch von Vanille-Aroma hing in der gekühlten Luft.

Vor den Aufzügen hielt Wayan an und wartete auf Opa und die Kids.

«Oh!» Rasch stellte er das Gepäck ab und eilte zu Raffi zurück. «Dir ist da was runtergefallen.»

Er hob es auf und gab es ihr.

Es war ein Geldschein.

«Danke! Hab ich gar nicht gemerkt!» Sie steckte den Schein tief in die Hosentasche. «Das wäre jetzt voll blöd gewesen, mein ganzes Taschengeld für die Reise weg!»

«Kann ich verstehen, ist mir auch schon passiert», erzählte Wayan. «Doch statt Taschengeld war’s bei mir die Lohntüte, und damit war der ganze Wochenlohn weg – auf Nimmerwiedersehen.»

Debora musterte ihn erstaunt. «Jemand muss die Tüte doch gefunden haben … und keiner hat sie dir zurückgegeben?»

«Leider nicht.» Wayan zuckte die Schultern. «An Bord kümmert sich jeder nur um sich. Nur wenige halten zusammen. Aber die gehen dafür gemeinsam durch dick und dünn.»

In diesem Moment ging ein Ruck durch das Schiff. Das tiefe Tuten des Signalhorns ertönte.

Wayan lächelte. «Wir legen ab.»

«Cool!» Die Kids rannten zum Fenster.

Gespannt beobachteten sie, wie das Riesenschiff langsam vom Ufer absetzte.

Unten auf der Pier standen viele Leute und winkten herauf.

Raffi winkte zurück. «Jetzt geht’s los! Ich bin schon ganz aufgeregt!»

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Während die Ocean Queen aus dem Hafen auslief, hielt Zimmerboy Putu im Luxus-Deck vorsichtig ein edles Tablett in den Händen. Darauf waren Austern kunstvoll aufgetürmt und mit Zitronenschnitzen dekoriert.

In einem der vielen Flure drückte sich ein Junge mit zerzaustem Haar herum. Er hatte eine viel zu große Zimmerservice-Uniform an und starrte sehnsüchtig auf die Austern.

Putu wunderte sich über den Jungen. Wenn der im selben Team wie er arbeitete, müsste er ihn eigentlich kennen …

Zudem waren die Zimmerboys zu einem gepflegten Äußeren verpflichtet. Und eine lotterige Uniform und zerzauste Haare konnte man wohl kaum als gepflegt bezeichnen.

Mit einem leisen Kopfschütteln hielt Putu vor der größten Luxus-Suite an. Darin wohnte Miss Radderford. Der Name der reichen Dame stand in verschnörkelter Goldschrift auf einem prunkvollen Schild an der Wand.

Putu machte sich kurz bereit, hier gleich seinen Bruder Wayan zu spielen.

Dann holte er tief Luft und klopfte an die Tür.

2. Der war’s!

Miss Radderford öffnete die Tür der Luxus-Suite. Das weiße Haar der kleinen alten Dame hatte einen violetten Farbton und war luftig hochgeföhnt.

Putu lächelte galant. «Ihre Austern, Madame!»

Sie warf einen Blick auf das edle Tablett und nickte schweigend.

«Wo darf ich es hinstellen?», fragte Putu dienstfertig.

Die Dame schaute ihn befremdet an. «Na, wohin wohl? Da, wo du’s immer hinstellst, Wayan!»

Putu folgte ihrem Blick und sah, dass drinnen auf dem Salontisch bereits andere Köstlichkeiten warteten. Neben einem Dutzend verlockend aussehender Erdbeertörtchen stand eine edle Flasche Sekt in einem Eiskübel.

«Selbstverständlich, Madame!» Der Zimmerboy eilte in den Salon und stellte die Austern auf das Tischchen.

Offenbar hatte er richtig getippt, denn die Dame beschwerte sich ausnahmsweise mal nicht.

Stattdessen sagte sie: «Lass die Muscheln nicht runterfallen, so ungeschickt, wie du immer bist, Wayan – die haben mich ein Vermögen gekostet!»

Putu sah vorsichtig auf. «Es sind Austern, Miss R…»

«Das weiß ich selbst, Dummkopf! Ich habe sie ja höchstpersönlich beim berühmtesten Feinkostgeschäft an Land bestellt.» Sie rümpfte die Nase. «Natürlich gibt’s an Bord auch welche, aber das Zeug bekomme ich nicht herunter.»

Sie ging zur Kommode an der Wand neben dem Schreibtisch. Dort nahm sie aus einer goldenen Dose einen dünnen Zigarillo heraus, der aussah wie eine braune Zigarette ohne Filter. Geübt steckte sie den Zigarillo in ein langes silbernes Mundstück.

Putu beträufelte derweil die Austern fachgerecht mit dem Saft der Zitronen.

Dabei bemerkte er, dass auf dem Salontisch eine schillernde Perlenkette lag. Die war bestimmt mehrere Zehntausend oder noch viel mehr wert. So viel, wie er in seinem ganzen Leben an Bord nie verdienen würde …

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Miss Radderford drehte sich um und musterte misstrauisch das Austern-Tablett. Ihr Blick fiel auf die ausgequetschten Zitronenschnitze, die Putu sorgfältig auf ein Extra-Tellerchen gelegt hatte.

Empört starrte die reiche Lady den Zimmerboy an. «Du hast jetzt aber nicht etwa Zitrone auf die Muscheln draufgemacht, oder?»

Putu nickte eingeschüchtert. «Das veredelt den Geschmack der Austern, Miss R…»

«Du weißt doch haargenau, dass ich Zitrone hasse!», zischte sie ihn an. «Was ist heute bloß mit dir los, Wayan! Man könnte ja meinen, du wärst zum ersten Mal hier!»

Sie hob die Hand und zeigte angewidert auf die Austern. «Die kannst du gleich in den Müll kippen! Du hast die Muscheln ruiniert!»

«Ich wollte doch nur …», stammelte Putu. «Ich meine, ich …»

«Ja, ja, ja! Weg damit! Du weißt doch, dass ich von Zitrone Ausschlag kriege! Und sie passt auch überhaupt nicht zum Sekt!»

Die kleine Dame stapfte zum Salontisch, zog die edle Flasche aus dem Eiskübel und schüttete den Sekt in einen Blumentopf voller seltener Orchideen.

«Du hast mir den Appetit verdorben, Wayan! Raus mit dir!» Sie wandte sich wieder ihrem Zigarillo zu und stapfte damit auf den großen Balkon der Suite hinaus.

Putu warf die Austern widerstrebend in den Müll. So eine Verschwendung …

Dann eilte er rasch zur Tür, bevor die alte Dame noch mal zurückkam und weiterzeterte.

Als Putu die Suite verließ, schlüpfte der seltsame zerzauste Junge hinein und murmelte: «Zimmerservice.»

Putu wunderte sich immer mehr. Über den eigenartigen Jungen – und dass Miss Radderford offenbar so schnell einen anderen Zimmerboy bestellt hatte.

Hoffentlich war der mies geratene Tausch mit Wayan nicht aufgeflogen. Und hoffentlich bekäme Wayan keine Schwierigkeiten, falls sich die Dame über seinen schlechten Service beschwerte …

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Wayan blieb ein paar Decks tiefer vor der Kabine 10-007 stehen. «So, hier sind wir!»

Opa gab ihm die Schlüsselkarte, die er am Eingang erhalten hatte.

Wayan zog sie mit einer fließenden Bewegung durch das Lesegerät, und die Tür glitt auf.

Lächelnd stellte der Zimmerboy das Gepäck im Wohnraum der Kabine ab.

Während Opa und die Kids eintraten, holte Wayan einen kleinen Tablet-Computer heraus. «Lasst mich mal nachsehen …»

Er gab die Nummer 10–007 ein und begann zu lächeln. «Ah, als Preisgewinner seid ihr VIPs – sehr wichtige Personen! Ihr habt eine große Kabine mit einem Wohnraum und zwei Schlafzimmern, freies WLAN an Bord, Minibar …»

«Cool!» Simon strahlte – vor allem wegen des freien Internets. So konnte er mit seiner Freundin Antje während der ganzen Reise in Kontakt bleiben. Auch Debora freute sich aufs gelegentliche Chatten mit ihrem Freund Manuel.

Wayan öffnete die Tür zum Balkon, der die Sicht aufs offene Meer freigab.

Dann zeigte er den Gästen das erste Schlafzimmer mit einem schön gedeckten Einzelbett und danach das zweite Zimmer mit einem Stockbett und einem Einzelbett.

«Darf ich oben schlafen?», fragte Raffi aufgeregt.

Debora nickte. «Dann bin ich unten, und Simon hat für sich ein Bett.»

«Und Zwockel könnte es sich im Wohnraum bequem machen», schlug Opa vor. «Hach Kinder, ich freue mich so auf die frische Meeresluft und das Urlaubsgefühl auf dem Schiff!»

«Dann wünsche ich jetzt schon viel Spaß!» Wayan trat in das Bad, das zu Deboras Zimmer gehörte, und legte wohlriechende kleine Seifen auf die Spiegelablage.

«Die sind nur für ganz besondere Gäste», lächelte er Debora an. «Eigentlich nur für Luxus-Suiten.»