O'Connell, Pia Ein irischer Todesfall

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Prolog

Mein Herz schwillt an vor Stolz, als ich unsere neuen Geschäftsräume am exklusiven Merrion Square in Dublin betrete. »O’Shea & Associates« prangt auf einer glänzenden Messingtafel neben der leuchtend blauen Eingangstür, und darunter steht sehr dezent in zarter Kursivschrift »Private Investigators«.

Wir sind erst vor wenigen Wochen aus unserem nüchternen Büro am Stadtrand ausgezogen. Dort waren wir jahrelang tätig, nachdem wir uns aus der umgebauten Garage meines Teilhabers in Carlow, einer Kleinstadt im Südosten Irlands, hochgearbeitet hatten.

Wir, das sind mein Geschäftspartner Tadhg Kelly, unsere Assistentin Cloe McLoughlin und ich, Elli O’Shea, geborene Feuchtwanger.

Wenn ich die Granitstufen erklimme, die so typisch für die Georgianische Architektur am Merrion Square sind, habe ich das Gefühl, angekommen zu sein.

Beschwingt schreite ich durch die Eingangstür, in einer Hand den ausgezeichneten Cappuccino vom Deli an der Ecke; mit der anderen greife ich nach der Post und den Tageszeitungen, die Cloe mir entgegenstreckt. Wenn keine Termine außer Haus anstehen, genieße ich morgens die Aussicht aus meinem Büro auf den Merrion Square bei einer Tasse Kaffee und lese nebenbei in aller Ruhe Zeitung.

Außer BREXIT scheint es zurzeit kein anderes Thema zu geben. Genervt überfliege ich die Schlagzeilen der irischen Presse, schlage die nächste Seite auf und lasse vor Schreck beinahe die Kaffeetasse fallen. Ich kenne dieses Gesicht. Ein Gesicht, das ich zuletzt vor einer halben Ewigkeit gesehen habe. Ein Gesicht, das sich fest in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Gierig verschlinge ich den Artikel der Irish Times: »… wurde nach 25 Jahren hinter Gittern entlassen … im Gefängnis ein Buch geschrieben … in Gesprächen mit mehreren Verlagen …« Darauf ließ der Journalist eine Zusammenfassung der Tat und des Urteils folgen.

Benommen starre ich aus dem Fenster. Mein Kaffee ist eiskalt, als ich mich endlich aus meiner Lähmung löse. Mit einem Schlag holt mich die Vergangenheit wieder ein. Wie in einem Film spulen sich die Bilder vor meinem inneren Auge ab. Ich sehe uns, wie wir damals waren, mein Mann Seán, unser Sohn Patrick und ich. Damals, vor einem viertel Jahrhundert, als wir nach Irland auswanderten, eine junge Familie, die sich dort ein neues Leben aufbauen wollte.

Glasklar sehe ich alles wieder vor mir. Es ist, als wäre es gestern gewesen. Unsere Ankunft in Irland, unser erstes Haus in Carlow, unser erster Fall …

Flughafen München, an einem Donnerstag 1994

Mein Vater weint. Eben noch haben wir uns fröhlich verabschiedet, und nun steht er vor mir mit feuchten Augen und einem verräterischen Zucken um die Mundwinkel. Mein Papa, der harte Knochen, der sich höchstens mal einen Wutanfall gönnt, aber mit Gefühlen sonst sehr sparsam, fast knauserig umgeht, hat tatsächlich rote Augen. Plötzlich habe auch ich einen Kloß im Hals und versuche krampfhaft, meine Tränen zu bekämpfen. Hinter Papa steht meine Mutter und heult hemmungslos. Ich habe meinen Vater noch nie weinen sehen, und der Anblick ist zu viel für mich. Ich verabschiede mich hastig, nehme meinen Sohn Patrick an der Hand und gehe mit ihm durchs Gate. Am Münchner Flughafen ist viel los, und es dauert eine Weile, bis wir mit unseren ganzen Taschen und Täschchen durch die Sicherheitskontrolle sind. Patrick schleppt seinen roten Kinderrucksack mit seinen Lieblingsspielsachen an und versucht, das schwere Teil auf das Laufband zu legen.

»Sie sind aber fest bepackt, wo soll’s denn hingehen?«, fragt uns der Sicherheitsbeamte und hilft uns, das Handgepäck ordnungsgemäß in die grauen Plastikschalen zu legen.

»Nach Irland«, sage ich und füge hinzu, »wir wandern aus!«

Genau, wir wandern aus, Patrick, mein Mann Seán und ich. Nein, ganz so stimmt das nicht, Patrick und ich wandern aus, Seán kehrt nach Hause zurück. Irland, die grüne Insel am Rande Europas, auf der die Uhren noch anders gehen, wo die Menschen freundlich sind und der Lebensrhythmus gemächlich ist. Céad míle fáilte – die Insel der Thousand Welcomes, eine Insel voll Musik und Tanz, Literatur und Guinness, unendlichen einsamen Stränden und spektakulären Klippen, schlicht – eine Insel für mich.

Allein mit einem Vierjährigen im Wartebereich des Flughafens zu sitzen kann ganz schön anstrengend sein. Wir sind früh dran, die Stuhlreihen an den Gates sind noch nicht alle besetzt, und wir richten uns häuslich ein. Patrick nimmt seinen Batman aus dem Rucksack und lässt ihn über die Stuhllehnen balancieren. Ich bekomme den Spiderman in die Hand gedrückt mit genauen Anweisungen, was er zu tun und zu sagen hat. Die beiden Figuren müssen gegeneinander antreten. Wer kann höher springen, schneller laufen und mehr Feinde besiegen? Natürlich gewinnt Batman jeden der Wettbewerbe. Aus den Augenwinkeln mustere ich meine Mitreisenden. Es ist die übliche Mischung: Iren, die in Deutschland leben und zu Besuch nach Hause fliegen; Deutsche, die ihrer Kleidung nach zu urteilen in Irland Wanderurlaub machen und jede Menge Regen erwarten; ein paar jüngere Leute, dem Aussehen nach Studenten; eine Gruppe Angler aus Niederbayern, die fest entschlossen scheinen, den Iren etwas Trinkkultur beizubringen und vielleicht auch den einen oder anderen dicken Fisch zu fangen; mehrere Iren mittleren Alters, die ich nicht ganz einordnen kann, und ein paar Geschäftsleute, die es sich mit Zeitung und Kaffee gemütlich machen. Ein Paar scheint genau wie wir deutsch/irisch zu sein, denn es unterhält sich zweisprachig mit den beiden Kindern. Die Mutter spricht auf Englisch auf die Kinder ein, der Vater brummt auf Deutsch dazwischen. Beide Kinder antworten nur auf Deutsch. Aha, die Familie lebt also hier. Ich sehe mir die beiden Kinder etwas genauer an. Vielleicht kommen sie ja während der Wartezeit als Spielkameraden für Patrick infrage? Beide ziehen ihre Gameboys aus der Tasche und versinken binnen Sekunden in ihrem jeweiligen Spiel. Na ja, dann eben nicht.

Mir gehen tausend Gedanken durch den Kopf. Jetzt hier am Gate des Flughafens, mit den Boardingcards in der Hand, werde ich zum ersten Mal, seit wir übers Auswandern gesprochen haben, nervös. Der Abschied von meinen Eltern liegt mir schwerer im Magen, als ich mir eingestehen möchte. Was, wenn es mir in Irland doch nicht gefällt? Werde ich meine Familie, meine Freunde zu sehr vermissen? Wir haben alle Brücken hinter uns abgebrochen, die Wohnung aufgegeben, den Job gekündigt. Wer weiß, ob ich so schnell wieder etwas finden würde?

Mein Spiderman wird gerügt, weil er unaufmerksam ist und Batmans Kommandos nicht befolgt hat. Ich reiße mich zusammen und bringe Spiderman zurück ins Spiel. Die beiden haben sich scheinbar versöhnt, weil sie jetzt gemeinsam gegen eine imaginäre Macht kämpfen müssen. Ich gebe mein Bestes, und wir sind gerade dabei, die Welt zu retten, als unser Flug aufgerufen wird. Frauen und Kinder zuerst! Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Wir suchen rasch unser Handgepäck zusammen und begeben uns zum Aer-Lingus-Schalter. Eine lange Schlange wartender Passagiere hat sich bereits gebildet, aber wir stolzieren einfach daran vorbei bis ganz nach vorne. Menschen mit Behinderungen und Familien mit Kleinkindern dürfen zuerst einsteigen. Eine alte Dame im Rollstuhl wird von einer adrett gekleideten Aer-Lingus-Mitarbeiterin geschoben. Die gebrechlich wirkende Seniorin bedankt sich überschwänglich, die Aer-Lingus-Mitarbeiterin winkt nett ab, sagt, das sei doch selbstverständlich, und erklärt ihr, dass sich nach der Landung auch wieder jemand um sie kümmern wird. Sie soll nur den Stewardessen an Bord Bescheid geben, dass sie Assistance brauche. Zu uns gesellt sich noch eine allein reisende Mutter mit zwei kleinen Kindern und einem Baby im Tragetuch. Sie wirkt ziemlich gestresst. Die Kinder sind vielleicht drei und vier Jahre alt und sehr lebhaft. Mir wird sofort klar, wem diese schrille, panische Stimme gehört hat, die ich zuvor schon ein paarmal in der Wartehalle vernommen hatte. Während die Mutter nach den Pässen in ihrer Tasche sucht, stiehlt sich das ältere der beiden Kinder davon und inspiziert den Papierkorb.

»Siiina«, kreischt die Mutter aus vollem Hals.

Ich zucke zusammen, als die Schallwelle auf mein Ohr trifft. Das Kind ist keine zwei Meter von ihr entfernt. Patrick und ich tauschen erschrockene Blicke aus. Das Mädchen lässt sich jedoch nicht beirren und stochert weiter im Papierkorb herum.

»Siiina«, kreischt die Mutter erneut in gestochenem Hochdeutsch, »komm sofort zu mir«. Wieder keine Reaktion. »Siiiina, wenn du jetzt nicht kommst, dann fliegt das Flugzeug ohne dich!«

Widerwillig reißt sich das Kind vom Papierkorb los und geht langsam, mit schleppendem Schritt, zur Mutter. Das jüngere Kind hat sich währenddessen der Ticketlesemaschine genähert und untersucht diese ausgiebig.

»Tiiimo«, kreischt die Mutter wieder. »Tiiimo, nimm sofort die Finger von der Maschine«.

Keine Reaktion.

»Tiiimo, du kommst jetzt zu mir, sonst fliegen wir ohne dich!«

Zumindest Drohungen scheinen zu wirken. Die Menschenmenge hinter mir wird allmählich unruhig. Ich nehme Wortfetzen wahr wie, »hoffentlich nicht neben mir«, »so ein Organ« und »die armen Kinder«.

Lieber Gott, bitte mach, dass wir ganz weit weg von denen sitzen!, schicke ich ein stilles Stoßgebet zum Himmel. Mein Blick fällt auf das Baby im Tragetuch, das immer noch selig schlummert, und schließlich auf die Mutter. Sie ist nicht mehr die Jüngste, vermutlich Spätgebärende, sicher schon Anfang Vierzig. Ihre Wickeltasche ist aus feinstem Leder, die Babyschnullerkette von HABA und das Schmusetier von Sigikid. Die Frau spricht in einer Lautstärke mit ihren Kindern, als stünde sie vor Publikum, und wirft nach Aufmerksamkeit heischende Blicke um sich wie ein eitler Pfau.

Endlich geht es los. Ich gebe Patrick seinen Kinderausweis und sein Ticket, damit er es selbst der Dame an der Ticketlesemaschine überreichen kann. Er ist ja schon vier und schon groß und kann das, wie er mir vorher hundert Mal versichert hat. Er macht seine Sache gut, und schnell haben wir die Kontrolle passiert. Hinter mir Gekreische, mich drückt das Gewissen. Vielleicht hätte ich der Mutter von Timo und Sina, die ich insgeheim Frau Pfau nenne, meine Hilfe anbieten sollen? Aber sie wird das schon schaffen, beruhige ich mich. Hauptsache, wir sitzen im Flieger nicht nebeneinander. Die alte Dame wird vor uns im Rollstuhl an Bord geschoben. Es dauert ein kleines bisschen, bis sie ihren Platz in der ersten Reihe eingenommen hat. Ich schau auf unsere Boarding Card, Reihe 6, Platz A und B. Patrick bekommt den Fensterplatz, und ich sitze in der Mitte. Unser Handgepäck ist verstaut, mein Buch und Patricks Malbuch sind in den Taschen vor uns untergebracht, die Wasserflasche steckt auch in Reichweite und den Kaugummi nehme ich gerade in den Mund, als Frau Pfau mit ihren Kindern an Bord kommt. Mit bangem Blick beobachte ich, wie sie der Stewardess ihre Boarding Cards zeigt, worauf diese sie in Reihe Fünf unterbringt. Verdammt!

Wider Erwarten ist der Flug ruhig. Wir haben gelesen, gemalt, Batman und Spiderman ihren ewigen Kampf gegen das Böse aufnehmen lassen und warten nun darauf, etwas zu essen zu bekommen. Die Stewardessen beginnen gerade damit, das Essen zu verteilen. Patrick möchte ein 7up dazu, und ich nehme einen Orangensaft und Kaffee. Das irische Frühstück schmeckt, wie irisches Frühstück im Flugzeug halt so schmeckt, aber wir haben Hunger und essen alles auf. Dann beginnt Patrick, müde zu werden. Ich kann richtig zusehen, wie ihm immer wieder die Augen zufallen und er sie dann mit aller Macht wieder aufreißt. Schließlich gewinnt die Müdigkeit die Oberhand, und er schläft ein. Ich nehme mein Buch zur Hand und nippe an meinem Kaffee. Zum Glück ist er nicht mehr so heiß. Die Stewardessen kommen und räumen ab, als plötzlich aus der Reihe vor uns ein leises Wimmern ertönt. Das Wimmern steigert sich zu einem ausgewachsenen Brüllen. Das Baby ist wach. Und es ist ganz die Mama.

Eine Stunde später landen wir in Dublin. Das Baby hat eine ganze Stunde lang gebrüllt. Die Stimmung an Board ist mörderisch. Ich beneide Patrick, der trotz Geplärr tief und fest geschlafen hat. Mein Schädel brummt, und ich habe eine Scheißlaune. Am liebsten hätte ich mir Kaugummi in die Ohren gestopft. Der ältere Herr neben mir lächelt mich verschmitzt an und fummelt an seinem Ohr herum.

«Jetzt kann ich es wieder einschalten«, sagt er, »das war ja nicht mehr auszuhalten.«

Dem kann ich nur zustimmen und wünsche mir in dem Moment auch, ich hätte ein Hörgerät. Ich wecke Patrick, und wir steigen aus. Uns weht ein starker, eiskalter Wind entgegen, als wir die Gangway hinuntergehen und auf das offene Rollfeld hinaustreten. Zu Hause in Regensburg hatten wir gestern noch 22 Grad und Sonnenschein. Für Juni eigentlich ganz normal. Die Temperatur hier fühlt sich wie höchstens 12 Grad an. Dicke graue Wolken hängen tief am Himmel. Hastig ziehen wir unsere viel zu dünnen Jacken zu und folgen den anderen Passagieren. Der leichte Nieselregen schafft es, uns auf dem kurzen Weg vom Flugzeug zum Flughafengebäude komplett zu durchnässen. Wir gehen durch die Wartehalle, die bereits brechend voll ist mit anderen Reisenden, und folgen den Luggage-Schildern. Am Kofferband angekommen, sehe ich mich nach einem Gepäckwagen um. Der Flughafen ist in einem ziemlich desolaten Zustand. An der Decke fehlen Abdeckplatten, sodass man die Kabel sehen kann, die vereinzelt heraushängen. Der Fußboden ist verdreckt, mit Kaugummi verklebt und von einer undefinierbaren Farbe. Die wenigen Sitzmöbel sind alle besetzt und waren vermutlich noch nie schön. Die dunkle Halle ist voller Menschen aus allen möglichen Ländern, und der Geräuschpegel ist so laut wie auf einem Basar. Das Kofferband hat sich noch nicht in Bewegung gesetzt, deshalb gehe ich mit Patrick noch schnell zur Toilette. Auch hier sieht es ziemlich schmuddelig aus. Ein Waschbecken ist verstopft, darin hat sich eine modrige Brühe aufgestaut. Zwei Kabinentüren sind mit handgeschriebenen Out of Order-Zetteln beklebt, und der Boden ist in einem unbeschreiblichen Zustand. Wir reihen uns in die lange Schlange der Wartenden ein.

»Nichts anfassen«, sage ich mehrfach zu Patrick, als wir endlich in der Kabine sind, »fass ja nichts an.«

Auf dem Rückweg zum Kofferband kommen wir an den Gepäckwägen vorbei und nehmen gleich einen mit. Patrick möchte auf dem Gepäckwagen reiten und klettert hinauf. Das Kofferband ruht immer noch, während die Passagiere dicht aneinander gedrängt darum herumstehen.

»Siiina« und »Tiiimo« kreischt es auf der gegenüberliegenden Seite, als sich das Band endlich in Bewegung setzt. Ich versuche, Frau Pfau durch die Menschenmenge hindurch auszumachen, aber es gelingt mir nicht. Nach einer Weile lichten sich die Reihen. Unsere Koffer sind natürlich wieder die letzten. Ich wuchte die schweren Teile auf den Gepäckwagen, setze Patrick oben drauf und gehe Richtung Ausgang.

»Papi«, juchzt Patrick, als uns Seán plötzlich entgegenkommt. »Papi!« Wir liegen uns in den Armen. Endlich wieder vereint! Patrick kann sich vor lauter Aufregung gar nicht mehr bremsen. Er plappert los und erzählt seinem Papi alles, was in den letzten vier Wochen ohne ihn passiert ist. Mit großen aufgerissenen Augen und weit ausholenden Handbewegungen untermalt er seinen Bericht. Seán nimmt ihn lächelnd auf den Arm, und gemeinsam gehen wir zum Auto.

»Wie bist du eigentlich in die Abfertigungshalle gekommen«, frag ich ihn noch auf dem Weg ins Parkhaus.

»Ach, kein Ding«, antwortet Seán, »einer der Sicherheitsbeamten ist auch aus Carlow. Ich habe ihm erzählt, dass ich euch abhole und dass ich euch schon so lange nicht mehr gesehen habe, und da hat er mich reingelassen.«

Ich staune wieder über die irische Unkompliziertheit.

Meine Kopfschmerzen sind unerträglich, ich möchte nur noch ins Bett. Seán erzählt und erzählt und strahlt über das ganze Gesicht. Er tut furchtbar geheimnisvoll, macht Andeutungen über eine Überraschung und kann sich dabei selbst kaum zurückhalten, nicht schon jetzt alles auszuplaudern. Wir fahren durch den stetigen Nieselregen aus Dublin hinaus Richtung Carlow. Seán hat dort ein Haus gemietet. Als Übergangslösung, damit wir eine Basis haben, von der aus wir gemeinsam auf Haussuche gehen können. Carlow ist seine Heimatstadt, hier lebt seine Familie. Ich vermute, dass die Überraschung etwas mit dem gemieteten Haus zu tun hat, lehne mich zurück und versuche, mich zu entspannen, damit meine Kopfschmerzen etwas nachlassen. In meiner momentanen Verfassung ist es mir schnurzegal, wie das Haus aussieht; Hauptsache, es hat ein Bett, und ich kann mich endlich hinlegen. Zum Glück führt Patrick die Unterhaltung. Die beiden lachen und quatschen und blödeln rum, sind glücklich, endlich wieder zusammen zu sein. Mir fällt auf, dass Seán nicht den üblichen Weg nach Carlow nimmt. Ich will gerade nachfragen, warum er eine andere Route fährt, als er auf einmal in die Einfahrt eines Hotels einbiegt und den Wagen parkt. Barberstown Castle lese ich noch auf den Schildern, da steigen wir auch schon aus.

Was soll das jetzt?, denke ich mir, als Seán mich zärtlich in den Arm nimmt und flüstert: »Für meine Prinzessin soll das neue Leben in Irland in einem Schloss beginnen.«

»Ach du meine Güte«, denk ich mir. Das ist lieb gemeint, aber ich habe überhaupt keine Lust, jetzt auch noch eine Nacht in einem Hotel zu verbringen, egal wie fantastisch und luxuriös es sein mag und den übergewichtigen Koffer aus- und wieder einzupacken. Eigentlich möchte ich nur endlich in Carlow ankommen und mich hinlegen. Aber Seán hat sich solche Mühe gegeben und er freut sich so darüber, dass seine Überraschung geglückt ist, da kann ich ihm die Stimmung nicht verderben und heuchle Begeisterung. Patrick ist natürlich entzückt.

»Ein Schloss! Wir schlafen in einem Schloss!« Er überschlägt sich fast, als er unser Gemach sieht. Es liegt im obersten Stockwerk des alten Turmes aus dem 13. Jahrhundert. Über eine schmale Wendeltreppe gelangt man aufs Dach, von dort genießt man einen fantastischen Weitblick über grüne Wiesen und Felder. Von den ursprünglichen 335 Acres sind zwar nur noch 20 Acres übrig geblieben, aber das tut der Aussicht keinen Abbruch. Dem Prospekt entnehme ich, dass ein gewisser Nicholas Barby gegen Ende des 13. Jahrhunderts Barberstown Castle erbauen ließ und dass es seitdem durch viele Hände gegangen ist. Die Hände, die mich am meisten beeindrucken, gehören Slow Hand Eric Clapton, der von 1979 bis 1987 Eigentümer von Barberstown Castle war. Da haben wir ihn nur um sechs Jahre verpasst! Wer weiß, welche großartigen Lieder er hier geschrieben hat.

Ich muss zugeben, dass die Idee mit der Übernachtung hier vielleicht doch nicht so schlecht war. Clapton ist immerhin einer meiner Lieblingsmusiker. Meine Stimmung hebt sich und wird noch besser, als der Nieselregen endlich nachlässt und die Sonne durch die Wolken spitzt. Beim Spaziergang im angrenzenden Park verfliegt mein Kopfweh fast vollständig, und ich fange langsam an, die Umgebung zu genießen. Es ist wie im Urlaub, so als hätte ich noch einen Tag Aufschub bekommen, bevor mein neues Leben in Irland wirklich beginnt. Beim Abendessen beschreibt Seán das Haus, das er gemietet hat. Es ist nichts Besonderes, sagt er, aber seine Mutter wohnt nur eine Straße weiter, und das sei ja ganz praktisch. Außerdem liegt es sehr zentral, und man kann zu Fuß alles in der Stadt erreichen. Und das Wichtigste: Das Haus ist voll möbliert und eingerichtet. Geschirr, Bettzeug, der ganze Hausstand – alles ist vorhanden. Die Besitzerin hat es von ihrer kürzlich verstorbenen Mutter geerbt und alles so gelassen, wie es war. Sie weiß noch nicht, ob sie es verkaufen oder auf Dauer vermieten wird. Jedenfalls hat Seáns Mutter Fidelma mit ihr ausgehandelt, dass wir es möbliert mieten können, bis wir selbst etwas Längerfristiges gefunden haben. Eines wird mir klar, ein Schloss ist es sicher nicht. Ich stochere in meinen Kartoffeln herum und versichere Seán, dass es bestimmt okay sein wird. Außerdem werden wir ja nicht für immer dort wohnen, und als Übergangslösung sei es geradezu ideal. Ich schiebe mir das letzte Stückchen Turkey & Ham in den Mund, lasse die gekochten Kartoffeln auf meinem Teller liegen und frage Patrick, ob er noch eine Nachspeise haben möchte. Er möchte, und zwar warmen Apple Pie mit Sahne. Wir einigen uns darauf, dass wir uns die Nachspeise teilen. Für Seán und mich gibt es noch jeweils eine Tasse Kaffee dazu. Der Speisesaal ist fast leer, wir sind die einzigen Gäste. Vielleicht liegt es am Kaffee, denk ich mir, als ich an der schlammigen Brühe nippe. Die Einrichtung ist opulent, in sich gemusterte dunkelrote Samttapeten an den Wänden, mächtige blitzende Kronleuchter und weiße Stuckverzierungen an der Decke. Die Möbel aus dunklem Holz, mit schön geschwungenen Tisch- und Stuhlbeinen auf einem ocker-gold-gelben Teppich mit rotem Muscheldesign. Die Fenster behangen mit schweren rot-gold-blau gemusterten Brokatvorhängen, die immense goldene Kordeln zieren. Aufwendige Blumengestecke und leuchtende silberne Kerzenständer auf blütenweißen Tischdecken vervollständigen die Dekoration. Irgendwie will die fürstliche Einrichtung nicht zu den hart gekochten Kartoffeln mit dem faden Turkey & Ham passen. Vom Kaffee ganz zu schweigen! Nur der Apple Pie findet meine uneingeschränkte Zustimmung, der war wirklich lecker. Ich schlage vor, vom Speisesaal in die Bar zu wechseln, um den Abend noch mit einem Glas Guinness ausklingen zu lassen.

Seán guckt mich komisch an und meint: »Kinder dürfen nicht in die Bar.« Er fügt erklärend hinzu: »Weil dort Alkohol ausgeschenkt wird.« Das ist mir bei unseren bisherigen Besuchen auf der Insel noch nie aufgefallen. Da wir einen Vierjährigen schlecht unbeaufsichtigt in einem Hotelzimmer lassen können, gehen wir alle drei nach oben. Ich erzähle Seán von den sonntäglichen Besuchen in der Sportgaststätte des Fußballvereins meines Vaters, in denen regelmäßig riesige Mengen an Alkohol ausgeschenkt wurden, und das immer im Beisein einer Meute Kinder. Alle Spielerfamilien haben sich dort mit Kind und Kegel nach dem Spiel getroffen und bei der einen oder anderen Halben Bier das ganze Fußballspiel noch mal Revue passieren lassen. Die Männer an einem Tisch, laut diskutierend und gestikulierend, die Frauen am Tisch daneben, bei Tee oder Kaffee den neuesten Klatsch austauschend. Von uns Kindern saß niemand am Tisch. Wir hatten die Kellerräume der Gaststätte, in der die Kegelbahn untergebracht war, zu unserem Reich erkoren und tauchten nur ab und zu in der Gaststube auf, um von unserer AfriCola oder unserem Sinalco zu nippen oder um ein Zehnerl für den Kaugummiautomaten zu erbetteln. Seán meint, das sei mit einer Bar nicht zu vergleichen und ab sechs Uhr abends werden Kinder dort nicht mehr geduldet. Der Wirt kann sogar seine Schanklizenz verlieren, wenn sich Minderjährige zu dieser Zeit noch im Barbereich aufhalten. Ich finde diese Regelung für ein Hotel reichlich unpraktisch, andererseits bin ich sowieso ziemlich geschafft.

Beim Anblick des Himmelbetts wird mir erst bewusst, wie müde ich bin. Das Zimmer hat im 14. Jahrhundert vermutlich auch nicht anders ausgesehen. Die Wände unverputzt, sodass man die riesigen Granitquader sehen kann, der Fußboden von mächtigen dunklen Eichenbrettern belegt, schwarze schmiedeeiserne Kerzenleuchter an den Wänden und an der Decke. Ein großer Teppich, dessen Farben schon komplett verwittert sind, bedeckt die Wand gegenüber der Eingangstür. Das Himmelbett, fast schwarz vor Alter, mit gedrechselten Pfosten und aufwendigen Schnitzereien, ist mit üppigen roten Brokatvorhängen verhangen und steht wie ein Schiff im Raum. Patrick klettert auf das Bett und verkündet freudestrahlend, dass er heute hier schlafen wird. Na klasse, und ich hatte mich schon so aufs Kuscheln mit Seán gefreut. Das schmale Beistellbettchen in der Ecke wird wohl ungenutzt bleiben. Wir kramen unsere Schlafanzüge aus den Koffern und gehen ins Badezimmer. Es ist wesentlich nüchterner gestaltet und will nicht so recht zu dem mittelalterlichen Schlafzimmer passen, allerdings bin ich ausgesprochen froh darüber, denn ein Donnerbalken mit Waschschüssel und Wasserkrug wäre dann doch eine Spur zu rustikal gewesen. Als ich aus dem Bad komme, liegen Seán und Patrick schon im Bett. Seán erzählt gerade leise eine seiner selbst erdachten Geschichten, die Patrick so liebt. Beide sehen sehr glücklich aus, und ich schlüpfe schnell zu ihnen unter die Decke. Zu dritt liegen wir unter dem roten Brokathimmel und genießen es, wieder vereint zu sein.

Freitag

Am nächsten Morgen stehen wir schon früh auf. Wie gestern Abend sind wir auch heute die einzigen Gäste im Speisesaal. Nach eingehendem Studium der Frühstückskarte entscheide ich mich für ein Full Irish Breakfast mit Tee und frisch gepresstem Orangensaft. Seán wählt dasselbe, und Patrick möchte Pancakes mit Maple Syrup und dazu ein Glas Orangensaft. Kurze Zeit später kommt der Kellner und bringt unsere Teller, die schier überquellen: Jeweils zwei Würstchen, zwei Streifen Speck, ein Spiegelei, jeweils eine Scheibe black und white Pudding, gebackene Bohnen in Tomatensoße, gebratene Champignons und eine gegrillte Tomate drängen sich darauf. Dazu gibt es Toast, Butter, Orangenmarmelade und eine riesige Kanne Tee mit Milch. Bis zum Abendessen brauchen wir erst einmal nichts mehr! Die Würstchen gebe ich nach einem Bissen gleich an Seán weiter und nehme schnell einen Schluck Tee, um den scheußlichen Geschmack aus dem Mund zu bekommen. Es ist immer das Gleiche. Ich beiße in freudiger Erwartung in ein irisches Würstchen und werde jedes Mal wieder bitter enttäuscht. Rein äußerlich sehen Irish Sausages fast aus wie Nürnberger Bratwürste, nur leider ist das die einzige Ähnlichkeit. Die Dinger schmecken dermaßen widerlich, ein Geschmack, den man nur dann ertragen kann, wenn man damit aufgewachsen ist. Das restliche Frühstück mundet mir ausgezeichnet, der Speck ist knusprig, das Spiegelei genau richtig gebraten, und die Beilagen passen wunderbar dazu. Besonders der Toast hat es mir angetan, denn er schmeckt tausendmal besser als bei uns in Deutschland. Patrick schafft nur die Hälfte seiner Pfannkuchen; ich soll mir welche nehmen, aber ich platze gleich, also opfert sich Seán und hilft Patrick mit seinen Pancakes.

Gegen elf Uhr sind wir endlich unterwegs in Richtung Carlow. Die Straße ist eng und stark befahren. Alle paar Kilometer kommen wir durch ein Dorf oder eine Kleinstadt. Die Strecke zieht sich, und obwohl Carlow nur um die achtzig Kilometer entfernt liegt, brauchen wir fast zwei Stunden dafür. Patrick ist von der Autofahrt müde geworden und schläft. Seán erzählt von seiner Arbeit. Hewlett Packard baut in Leixlip ein riesiges neues Werk, und Seán ist Teil der Start-up Crew. Sein Team ist jung und besteht vorwiegend aus Uniabsolventen, die er selbst eingestellt hat. Im Vergleich zu seiner alten Arbeit bei Siemens in Regensburg trägt er hier sehr viel mehr Verantwortung und auch die Arbeit insgesamt gefällt ihm besser. Eigentlich hätte er auch bei Siemens bleiben können, doch dort gab es für ihn keine Aufstiegsmöglichkeiten. Trotz interner mündlicher Zusage auf seine Bewerbung bekam eine Kollegin den Vorzug. Seán war damals außer sich. Irgendwie habe ich es daher auch Siemens zu verdanken, dass ich jetzt hier mit Kind und Kegel auf der Landstraße Richtung Carlow unterwegs bin, um ein neues Leben in Irland anzufangen. Nachdem Seán kurz nach diesem beruflichen Rückschlag von der Stellenausschreibung bei Hewlett Packard gelesen, und sich dort beworben hatte, bekam er die Stelle angeboten; ab dann gab es kein Halten mehr. Alles ging so schnell, dass ich gar nicht richtig darüber nachdenken konnte, was das für uns bedeuten würde. Ich ließ mich von seiner Euphorie anstecken, von seiner Freude, nach sieben Jahren im Ausland wieder nach Hause zurückkehren zu können. Zurückkehren mit Frau und Kind, einem super Job und bald auch schon einem neuen Haus. Ich habe es als Abenteuer gesehen, mich darauf gefreut, das Gewohnte, Muffige, Alltägliche hinter mir zu lassen. Auf zu neuen Ufern!, lautete mein Motto. Und jetzt sitze ich im Leihwagen Richtung Carlow und bekomme kalte Füße.

Die kalten Füße habe ich nicht nur figurativ, denn irgendetwas funktioniert mit der Heizung nicht. Als wir in der Einfahrt vor unserer neuen Bleibe parken, bin ich komplett durchgefroren. Das Haus sieht von außen ganz ordentlich aus. St. Philomena steht auf dem Schild anstelle einer Hausnummer. Schon wieder eine Heilige, von der ich noch nie gehört habe. Seán kramt den Hausschlüssel aus der Hosentasche und sperrt die Haustüre auf. Ich hebe den verschlafenen Patrick aus seinem Kindersitz und setze ihn mir auf die Hüfte. Gemeinsam betreten wir das Haus. Was für ein Schock! Siebzigerjahre Dekor – Tapeten, Vorhänge, Teppichböden, alles! Könnte glatt als Retrostil durchgehen, wenn nicht alles so abgewohnt aussähe. Ein Haus wie aus einer Zeitkapsel. Ich mache mich auf Erkundungsgang und folge dem mit orange-rostroten Kringeln gemusterten Teppichboden nach oben. Die Schlafzimmer sehen auch nicht besser aus. Zaghaft lege ich meine Hand auf die Klinke der Badezimmertür, drücke sie herunter und schiebe langsam die Tür auf. Hellgrüne Kacheln, halbhoch gefliest, strahlen mich an, darüber eine grün-gelb-orangefarbene psychedelische Musterorgientapete, grün auch die Toilette, das Bad und das Waschbecken. Über diesem thront ein beigefarbenes Plastikregal mit integriertem Spiegel und Spritzschutz, jeweils drei Zahnbürstenhaltern links und rechts sowie einer Seifenschale, alles aus einem Guss. Was es alles gibt!? Die obligatorischen Wasserhähne sind links und rechts vom Becken angebracht. Entweder man wäscht sich die Hände mit kaltem oder mit heißem Wasser. Will man warmes Wasser, muss man zuvor den Stöpsel einstecken, das Becken mit heißem und kaltem Wasser volllaufen lassen und das Wasser kurz vermischen – doch das macht natürlich kein Mensch. Was haben die Iren nur gegen die gute alte Mischbatterie? Der beige-grün gesprenkelte Linoleum Fußboden sieht dagegen ziemlich neu aus, vermutlich wurde er erst kürzlich verlegt. Wenig begeistert lasse ich meinen Blick noch mal über das Siebzigerjahre-Bad schweifen, doch dann denk ich mir, Hauptsache, es ist sauber; wir bleiben ja nicht für immer hier. Nach diesem tröstlichen Gedanken mach ich mich wieder auf den Weg nach unten, um mir noch die Küche anzusehen. Sie wirkt auf den ersten Blick eigentlich ganz nett, irgendwie gemütlich, auch wenn sie anscheinend schon ein dutzend Mal gestrichen wurde. Die Holzstühle haben Bastsitze, und der Tisch erinnert mich mit seiner Besteckschublade und dem Linoleum-Belag an den alten Küchentisch meiner Großeltern. Auch hier ist alles alt, aber sauber. Der Gasherd scheint noch aus dem vorigen Jahrhundert zu stammen.

Seán kommt in die Küche; als er sieht, wie ich den Herd inspiziere, meint er nur: »Die Gasflasche müsste noch ganz voll sein.«

»Welche Gasflasche?«

»Sie steht draußen vorm Küchenfenster. Die Vermieterin hat gesagt, sie hat gerade erst eine neue bringen lassen.«

Ich schaue ihn verständnislos an. Er sperrt die Hintertür auf und führt mich in den Garten. Tatsächlich! Direkt unterm Küchenfenster steht eine große orangefarbene Gasflasche. Wie auf dem Campingplatz, nur größer. Als ich irgendetwas von Gasleitung und unterirdisch murmele, ist es an Seán, mich verständnislos anzusehen.

» Nein, nein«, antwortet er schließlich und lacht, »eine öffentliche Gasversorgung gibt es hier nicht. Wenn die Flasche leer ist, kaufen wir eine neue.«

Wieder was dazugelernt! Der Garten erscheint mir im Übrigen äußerst pflegeleicht. Wo andere Gras haben ist hier Beton. Das gesamte Grundstück ist von einer mit Efeu bewachsenen Betonsteinmauer umgeben; ein paar Sträucher kümmern in einem Hochbeet an der Mauer entlang vor sich hin; eine Wäscheleine hängt träge quer zwischen Haus und Mauer, und das war’s. Wir gehen zurück ins Haus. Es wird Zeit, endlich unsere Koffer auszupacken. Seán und ich nehmen den Master Bedroom, und Patrick darf sich eines der anderen zwei Schlafzimmer aussuchen. Unsere Sachen sind schnell verstaut. Der Großteil steht noch in Kisten verpackt bei der Spedition in Regensburg und wartet darauf, abgerufen zu werden.

»Meine Mutter hat uns zum Tee eingeladen, sobald wir mit Auspacken fertig sind. Wollen wir los?«

Patrick strahlt mich an. Mir knurrt der Magen, ich habe plötzlich einen Riesenhunger. Wir gehen die hundert Meter zum Haus von Seáns Eltern zu Fuß.

Seine Mutter steht schon in der Einfahrt und begrüßt uns überschwänglich: »Welcome to Ireland!« Mit weit ausgebreiteten Armen kommt sie auf mich zu und umarmt mich, dann Patrick, dann Seán. »Come in, come in!« Sein Vater steht in der Tür und schüttelt mir sehr herzlich die Hand. Sie führen uns ins Esszimmer, wo bereits der Teetisch gedeckt ist, und binnen Sekunden habe ich eine Tasse Tee in der Hand und ein Stück Apple Pie auf dem Teller. Seáns Mutter redet und redet, und ich sitze da und versuche, ihr zu folgen. Ob mir das Haus gefalle, ob ich schon alles ausgepackt hätte, wie der Flug war, wann unser restliches Gepäck kommt, wie es meinen Eltern geht und meinen Großeltern und meiner Urgroßmutter. Als sie Luft holt, fragt Seán, ob er noch ein Stück Apple Pie haben kann, und ich nehme mir gleich auch noch eins. Ich sage, dass ich noch verschiedenes besorgen muss, weil wir nichts im Haus haben, und Seáns Mutter empfiehlt mir, gleich bei Darrers einen Großeinkauf zu machen. Wenn ich nur Milch oder Brot oder andere Kleinigkeiten brauche, soll ich einfach zum Corner Shop an der Ecke gehen, der ist bis zehn Uhr abends geöffnet, auch am Sonntag.

Sie plappert noch über dieses und jenes, doch auf einmal wird sie ganz ernst, beugt sich vertraulich zu Seán und sagt: »Dein Onkel Jim ist heute Morgen gestorben. Ganz plötzlich.« Sie schaut mich an und fügt mit gedämpfter Stimme hinzu, dass es ihr leid tut, uns gleich am ersten Tag unserer Ankunft so schlechte Nachrichten überbringen zu müssen, aber die Beerdigung würde übermorgen stattfinden. Man warte nur auf die Rückkehr seiner Frau Michelle, die seit zwei Wochen bei ihrer Schwester in den USA zu Besuch ist. Michelle hat natürlich sofort den nächsten Flug gebucht. Die Nachricht war ein so großer Schock für sie, dass sie erst noch ärztlich behandelt werden musste. Die zwei erwachsenen Söhne von Onkel Jim haben sich in der Zwischenzeit um die Modalitäten gekümmert und dafür gesorgt, dass der Onkel zu Hause aufgebahrt wird; heute Abend um sieben Uhr beginnt der Rosenkranz.

»Kavanaghs machen die Beerdigung«, sagt Seáns Mutter noch. »Ich gebe euch Bescheid, sobald ich die genaue Uhrzeit weiß.«.

Ich wende mich an meinen Schwiegervater und drücke ihm mein Beileid aus. Jim war sein jüngerer Bruder, und sein unerwarteter Tod hat ihn ziemlich erschüttert.

»Er war immer kerngesund«, meint er kopfschüttelnd. »Ich habe erst letzte Woche mit ihm eine Runde Golf gespielt. Da war er wie immer.«

Meine Schwiegermutter mischt sich ein und meint, er habe vielleicht ein schwaches Herz gehabt. Damit könne man jahrzehntelang beschwerdefrei leben, und plötzlich ist es aus. »Vielleicht hat auch der Ärger in der Firma dazu beigetragen«, fügt sie noch hinzu.

»Er war doch erst achtundfünfzig«, seufzt mein Schwiegervater. »Das ist doch kein Alter.« Leise fügt er hinzu: »Seit unserer Kindheit hat er jeden Tag einen Löffel Lebertran genommen. Er hat immer gelacht, dass er uns damit alle überleben wird. Und jetzt ist er tot.«

Wir sitzen stumm um den Esszimmertisch herum und starren ins Leere. Seán nickt mir kurz zu, wir stehen auf und beginnen, uns zu verabschieden. Ich helfe Patrick, seine Jacke anzuziehen, und wir machen uns auf den Weg. Unterwegs meint Seán noch, es sei schon verdammt seltsam, so plötzlich und ohne Vorerkrankung zu sterben. Andererseits habe Onkel Jim sein ganzes Leben lang geraucht und getrunken; so gesehen ist es vielleicht doch normal, wenn das Herz aufgibt. Was sollte es auch sonst gewesen sein?

Wir beschließen, gleich noch Darrers Department Store aufzusuchen und das Nötigste für unseren neuen Haushalt zu besorgen. Carlow ist eine Kleinstadt, man kann fast alles zu Fuß erreichen, und das ist auch gut so, denn einen Stadtbus gibt es nicht. Wir schlendern durch mehrere Straßen und biegen schließlich in die Hauptgeschäftsstraße ein. Tullow Street heißt die einspurige Einbahnstraße, wohl einfach deshalb, weil sie nach Tullow führt, einer Kreisstadt 20 km weiter östlich. Ich war bei einem früheren Besuch schon ein paarmal in Darrers Department Store zum Einkaufen und wundere mich jedes Mal aufs Neue, wie viel man auf knapp 100 Quadratmeter zwängen kann. Es gibt dort so ziemlich alles, was man zum täglichen Leben braucht. Lebensmittel, Kurzwaren, Wäsche, Oberbekleidung, Schuhe, Schuluniformen, Bücher, Kosmetik, Essgeschirr, Kochgeschirr, Grußkarten, Zeitungen, Zigaretten, Süßigkeiten und sogar Wein. Alkoholische Getränke kann man normalerweise nur in Off Licences erwerben, das sind Getränkeläden, die Bier, Wein und Hochprozentiges verkaufen und dafür eine besondere, extrem teure Verkaufslizenz benötigen. Darrers besitzt scheinbar nur eine Weinlizenz, und die Auswahl ist überschaubar. Ein paar deutsche Weine erfreuen sich offensichtlich großer Beliebtheit. Manche sind sogar mit englischsprachigen Etiketten beklebt. Oppenheimer Liebfrauenmilch, Blue Nunn und Black Tower sowie ein paar spanische Marken stehen im Regal. Mich beschleicht der Verdacht, dass es sich dabei um fürchterlichen Kopfwehwein handelt, staune aber nicht schlecht, als ich die horrenden Preise für diesen Fusel sehe. Wir gehen weiter und decken uns mit Klopapier, Seife, Zahnpasta sowie Brot, Butter und Milch ein, ferner ein paar Eier, Zucker, Mehl, damit ich Patrick seine geliebten Pfannkuchen machen kann, ein Glas Erdbeermarmelade, Kartoffeln, Karotten, Tomaten, Zwiebeln, Nudeln, Joghurt, Frühstücksflocken, Obst, Saft und Limo. Das Fleisch wollen wir beim Metzger auf dem Rückweg einkaufen. Seán hat die letzten vier Wochen in der Kantine von Hewlett Packard gegessen und deshalb die Küche so gut wie nie benützt. Das Mädchen an der Kasse sagt etwas, das ich nicht verstehe, und trällert dann lauthals mit der Lautsprechermusik mit, während sie unsere Einkäufe in Plastiktüten packt. Wie immer bin ich von so viel natürlicher Unbekümmertheit überrascht. Sie sagt wieder etwas zu mir, was ich aber beim besten Willen nicht verstehe. Zum Glück ist Seán da, lacht und scherzt mit ihr, während sie ihm das Wechselgeld herausgibt.

Als wir mit Einkäufen bepackt dem Ausgang zustreben, überwiegt die Neugier und ich frage ihn: »Was hat sie eigentlich zu mir gesagt?«

Er meint nur: »Sie wollte wissen, ob du Robbie Williams auch so toll findest.« Dabei grinst er mich an und meint: »Ich habe ihr geantwortet, du findest mich noch viel toller.«

Hm, also der Carlower Dialekt ist gewöhnungsbedürftig. Hoffentlich war das junge Mädchen eine Ausnahme, sonst muss ich noch einen Kurs besuchen, Carlowian für Anfänger vielleicht. Seán und seine Familie sprechen so gut wie keinen Dialekt, und auch seine Freunde und Bekannten, die ich bisher kennengelernt habe, sind recht gut zu verstehen.

Ich mache mir darüber jetzt keinen Kopf, außerdem bleiben wir sowieso nicht hier in Carlow. Wir gehen weiter zum Metzger, und ich muss laut lachen, als ich das Schild über dem Laden lese. Family Butcher steht dort in roter Kursivschrift. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Im Laden stehen die beiden Metzger, ganz traditionell mit weißer Kappe, weißer Schürze und rot-weiß gestreiften Hemden über weißen Hosen bekleidet. Sägemehl bedeckt den Fußboden. Die Wurstauslage ist übersichtlich, Luncheon Roll, Chicken & Ham, Onion & Ham, mehr Auswahl an Wurst gibt es nicht, ein Hinterschinken, ein Vorderschinken, fertig.

Während ich ratlos die Auslage betrachte, tuscheln die beiden Metzger mit Seán. Ich schnappe nur ein paar Gesprächsfetzen und Worte auf wie »tragisch« und »unerwartet«. Anscheinend geht es um Onkel Jim. Nachdem die beiden Seán ihr Beileid ausgesprochen haben, wenden sie sich mit einem freundlichen Lächeln an mich und fragen, was ich gerne hätte. Ich nehme jeweils 100 Gramm von der Luncheon Roll, dem Chicken & Ham und dem Hinterschinken.

»100 Gramm?«, wiederholt der kleinere, und die beiden Metzger schauen einander an. Wo ich denn herkomme, wollen sie dann wissen. Als ich Germany antworte, nicken sie wissend. Ich bestelle noch zwei Schweinekottelets, und der andere will wissen, ob ich seasoning draufhaben will. Seasoning? Nun ist es an mir, Seán fragend anzuschauen. »Was ist das denn?«, frag ich verwirrt, als Seán auch schon entgegnet: »Ja, wollen wir.« Wieder draußen bemerke ich, dass das Einkaufen ohne ihn ganz schön anstrengend werden wird.

»Ach was«, meint er nur, »du machst das schon.«

Auf dem Nachhauseweg jagt Patrick hinter jedem Fetzelchen Papier her, das durch die Luft segelt, zusammen mit Bonbonpapier, Chipstüten, leeren Zigarettenschachteln und sogar Plastiktüten.

»Ganz schön viel Abfall hier«, bemerke ich so beiläufig wie möglich. »Patrick, lass den Dreck liegen«, fordere ich ihn schärfer als beabsichtigt auf. Zu Hause hat er immer jedes noch so kleine Papierschnipselchen in den Papierkorb geworfen, aber hier ist er schlicht überfordert. Außerdem kann ich weit und breit keinen Abfalleimer entdecken. Gibt es hier keine Straßenreinigung?, schießt es mir durch den Kopf, als auch schon eine Frau auftaucht, die unterm Gehen eine Schachtel Zigaretten auswickelt, die Verpackung einfach zu Boden fallen lässt, die Zigarette anzündet und weiterstöckelt. Patrick versucht, das Zellophan einzufangen, das mit dem Wind durch die Luft segelt, aber ich schnappe mir seine Hand und ziehe ihn weiter. »Wird Zeit, dass wir was kochen«, murmle ich vor mich hin. »Ich habe einen Riesenhunger.« Zu Hause packen wir erst mal all unsere Einkäufe weg. Seán schält Kartoffeln, unterstützt von Patrick, der die Schalen sofort mit seinem orangefarbenen Spielzeugmüllauto zum Abfalleimer transportiert und dann unter lautem »tut tut« hineinwirft. Müllautos sind zurzeit seine große Leidenschaft. Zu Hause haben wir immer auf die Müllabfuhr gelauert, die einmal die Woche unsere Straße heimgesucht hat. Zu Hause … ich merke, dass ich in Gedanken noch immer in Regensburg zu Hause bin.

Ich wende mich dem Herd zu. Die Gasflamme züngelt kurz auf, stirbt aber sofort wieder ab. Beim dritten Versuch klappt es endlich, und ich atme auf.

»Zefix«, entfährt es mir dann, »wir haben das Öl vergessen, und die Läden haben schon zu!«

Seán schaut auf und meint: »Kein Problem, ich lauf schnell zum Corner Shop an der Ecke.«

Zum Glück sind wir in Irland, wo es diese erweiterten Öffnungszeiten gibt. Sehr praktisch.

»Ich geh gleich noch bei meiner Mutter vorbei, vielleicht weiß sie schon, wann die Beerdigung ist.« Er nimmt die Jacke vom Haken und ist auch schon weg. Keine zehn Minuten später kommt er zurück. »Also, heute Abend ist Rosenkranz, morgen früh um zehn Uhr Kirche und anschließend die Beerdigung.« Er fügt noch hinzu: »Wenn du nicht mit zum Rosenkranz willst, ist das okay, aber zur Kirche morgen sollten wir schon alle gemeinsam gehen.« Seán kann meine Gedanken lesen. Ich habe wirklich nicht die geringste Lust darauf.

»Einer von uns muss ja bei Patrick bleiben«, antworte ich und füge heuchlerisch hinzu: »Sonst wäre ich selbstverständlich mitgekommen.«

»Ist schon klar«. Er zwinkert mir zu. »Du bist bestimmt ganz versessen darauf, mit allen meinen Verwandten über einem offenen Sarg Hände zu schütteln.«

Offener Sarg? Vielleicht sollte ich doch mit? Immerhin sind die irischen Wakes berühmt berüchtigt, nicht zuletzt wegen der ungeheuren Mengen an Whiskey und Sherry, die dort angeblich fließen. Ich überlege kurz, entscheide mich dann aber dagegen. Ich will nur noch schlafen. Der erste Tag in Carlow war anstrengend genug. Schwer zu sagen warum, aber ich fühle mich wie gerädert. Patrick reibt sich auch schon die Augen und fängt an zu quengeln. Wir decken den Tisch in der Küche und lassen uns die vorzüglichen Schweinekoteletts mit Kartoffelstampf schmecken.

»In Zukunft gibt es Koteletts nur noch mit Seasoning«, verkünde ich begeistert, »das schmeckt ja sensationell. Was ist da eigentlich alles drin?«

Seán hat keine Ahnung, deshalb nehme ich mir fest vor, beim Metzger oder bei meiner Schwiegermutter Fidelma das Geheimnis des Seasonings zu ergründen. Ich biete an, den Abwasch zu übernehmen, damit Seán sich zum Rosenkranz umziehen kann, drehe den Wasserhahn auf und warte auf warmes Wasser. Eiskaltes Wasser rauscht durch den Wasserhahn.

»Seán«, rufe ich durchs Haus, »wir haben kein warmes Wasser, ist scheinbar was kaputt.«

»Du musst die Immersion einschalten«, schallt es zurück.

Was meint er? Ich laufe die Treppe hoch. » Was muss ich einschalten?«

»Die Immersion in der Hot Press.«

Die Antwort verwirrt mich noch mehr. Wir haben einen heißen Schrank? Seán kommt aus dem Bad, geht auf den Wandschrank im Flur zu und öffnet die Tür. Zum Vorschein kommen zwei elektrische Schalter. Jetzt entdecke ich auch den großen Kupferkessel hinter den Handtüchern und der Bettwäsche. Der war mir heute Mittag gar nicht aufgefallen. Es stellt sich heraus, dass es nur dann fließend Warmwasser gibt, wenn man vorher die Immersion einschaltet und zehn Minuten wartet. Oh Wunder der Technik!

»Der linke Schalter sorgt für ausreichend Warmwasser in Waschbecken oder Spüle«, führt Seán weiter aus, »und wenn du den rechten Schalter zusätzlich runterdrückst und eine dreiviertel Stunde wartest, dann hast du genug für ein Vollbad.«

Ich schaue ihn so verdutzt an, dass er verteidigend hinzufügt: »Das ist bei allen Häusern hier so.« Außerdem müsse er jetzt wirklich los und seine Mutter und seine Schwester Gráinne abholen, er sei schon viel zu spät dran. Mit diesen Worten hetzt er zur Tür hinaus. Leicht beleidigt geh ich zu Patrick ins Wohnzimmer. Woher soll ich denn wissen, wie die Iren ihr Wasser warm machen? Ich dachte, es wäre wie in der restlichen zivilisierten Welt. Hahn auf – warmes Wasser kommt. Hör auf damit, schelte ich mich selbst; andere Länder, andere Sitten! Vielleicht kann man auf diese Weise Energie sparen. Ich muss nur morgen früh daran denken, das Ding rechtzeitig einzuschalten, sonst sieht es mau aus mit Duschen und Haare waschen. Nach Ablauf der zehn Minuten haben wir tatsächlich warmes Wasser. Ich mache Patrick im Bad fertig, bringe ihn ins Bett, decke ihn gut zu und lese ihm noch aus seinem Lieblingsbuch vor. Als er eingeschlafen ist, gehe ich nach unten in die Küche und mache mich an den Abwasch. Dabei denke ich an die Totenwache, zu der Seán aufgebrochen ist. Ich hoffe, die Familie nimmt es mir nicht übel, dass ich nicht mitgegangen bin. Dabei hätte mich eine richtige irische Totenwache schon interessiert.

Samstag

Der nächste Tag beginnt wie immer. Patrick steht um sechs Uhr morgens auf und ist quietschfidel. Dass er immer noch nach deutscher Zeit aufwacht und es in Irland erst fünf Uhr morgens ist, lässt ihn kalt. Mich weniger, denn ich bin ein Morgenmuffel und brauche ewig, um in die Gänge zu kommen. Ich schleppe mich nach unten in die Küche und feuere den Herd an. Seán ist gestern sehr spät nach Hause gekommen und schnarcht noch selig. Es ist eiskalt im Haus. Ich hätte mehr warme Kleidung einpacken sollen, aber wer denkt im Juni schon an Winterpullis? Der Gasherd heizt die kleine Küche ein wenig auf. Ich bringe einen Topf mit Wasser zum Kochen und mache mir eine Tasse Tee. Patrick bekommt warme Milch über seine Cornflakes. Gemeinsam sitzen wir in unseren Schlafanzügen am Küchentisch und schlürfen unsere Getränke.

ImmersionHoffentlich finden wir bald ein passendes Haus,