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Remo Kroll und Frank-Rainer Schurich

Polizistenmorde

Vier authentische Kriminalfälle aus der DDR

Bild und Heimat

eISBN 978-3-95958-780-8

1. Auflage

© 2019 by BEBUG mbH / Bild und Heimat, Berlin

Umschlaggestaltung: fuxbux, Berlin

Umschlagabbildung: © photopsist (Einschusslöcher);

Autorenmaterial (Auto)

Ein Verlagsverzeichnis schicken wir Ihnen gern:

BEBUG mbH / Verlag Bild und Heimat

Alexanderstr. 1

10178 Berlin

Tel. 030 / 206 109 – 0

www.bild-und-heimat.de

Vorwort

Unser neues Buch schlägt ein bisher unbekanntes Kapitel der DDR-Kriminalgeschichte auf: heimtückische Morde an Angehörigen der Deutschen Volkspolizei. Auf Basis der originalen Akten rekonstruieren wir die realen Tathergänge und schildern minutiös die kriminalistischen Untersuchungen, die Spurensuche und -sicherung sowie die Befragungen und Vernehmungen. Jedoch nur zwei der insgesamt vier hier dargestellten Verbrechen konnten aufgeklärt, zwei Mörder ermittelt werden. In den anderen beiden Fällen wurde der Täter nie gefunden. Die Untersuchung dieser Verbrechen mit einem hohen personellen und technischen Aufwand gestaltete sich sehr komplex, kompliziert und intensiv – und war letztlich nicht von Erfolg gekrönt. Aber die Kriminalisten wissen nur zu gut, dass Stärke nicht immer mit Siegen einhergeht. Es sind nicht die Erfolge, aus denen man lernen muss, sondern die Niederlagen. Auch deshalb dieses Buch.

Zum Handwerkszeug eines guten und kreativen Ermittlers gehört auf der ganzen Welt, einen Fall aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Aber diese beiden nicht aufgeklärten Verbrechen an Volkspolizisten beweisen, dass zuweilen sehr gut ausgebildete und erfahrene Kriminalisten, auch vom Ermittlungsdruck beherrscht, diese Grundregel außer Acht lassen können und sich plötzlich dort befinden, wo sie eigentlich nicht sein sollten: auf der anderen Seite, wo es falsche Verdächtigungen, unrichtige Geständnisse und Spuren gibt, die gar keine sind. Den Kriminalisten muss aber zugutegehalten werden, dass sie nach umfangreichen Analysen erkannt haben, dass die Verdachtsmomente nicht ausreichen. So wurde zum Beispiel das Ermittlungsverfahren gegen Olaf Rühmer wegen Verdachts des Mordes an Hauptwachtmeister Lutz Lawrenz in der Trelleborger Straße in Berlin-Pankow von der Generalstaatsanwaltschaft Berlin gemäß Paragraph 148 Absatz 1 Ziffer 1 StPO der DDR eingestellt, weil sich die Beschuldigung oder der Verdacht einer Straftat nicht als begründet erwiesen hatte. Die geführten Untersuchungen gegen Olaf Rühmer erbrachten keinerlei Beweistatsachen für seine Täterschaft. Das war ein später Sieg des Rechts.

Die Namen der Täter und Zeugen sowie einige Handlungsorte haben wir aus personenrechtlichen Gründen verändert. Für die neu erfundenen Namen erklären Verlag und Autoren, dass Personen mit diesen Namen in den behandelten vier authentischen Kriminalfällen niemals existiert oder agiert haben. Etwaige Übereinstimmungen sind rein zufällig.

Eine Ausnahme bilden die Namen der ermordeten Volkspolizisten: Karl Lindner, Manfred Biernaczyk, Gerhard Gergaut und Lutz Lawrenz. Wir haben uns trotz einiger Bedenken entschlossen, die Opfer mit Vor- und Nachnamen zu nennen – wie andere Autoren vor uns, die über wahre Kriminalfälle berichteten. Man sollte den ermordeten Volkspolizisten die Ehrbezeugung nicht durch eine Anonymität nehmen.

Zitate aus den Originaldokumenten, zum Beispiel aus Gutachten und Vernehmungsprotokollen, sind wie die dazugehörige Dokumentenquelle in einigen Fällen kursiv gesetzt, insbesondere dann, wenn es sich um längere Texte handelt. Dadurch ist im Sinne einer besseren Lesbarkeit auf den ersten Blick sichtbar, welche Details und Aussagen zitiert wurden. Auslassungen in den Dokumenten sind durch (…) gekennzeichnet. Die Abbildungen haben wir den Akten der BStU entnommen.

Wir danken allen sehr herzlich, die unser Projekt engagiert unterstützt haben, an erster Stelle Frau Christel Brandt von der BStU für die Bereitstellung der Akten.

Oft werden wir gefragt, warum wir so alte Geschichten neu erzählen. Die Antwort ist relativ einfach: Als sie passierten, waren es eben keine »alten Geschichten«, sondern solche, in denen Menschen zu Tode gekommen waren und die Angehörigen Wunden davontrugen, mit welchen sie fortan leben mussten. Wir widmen dieses Buch deshalb den Opfern und ihren Familienangehörigen und haben den Wunsch, dass diese blutigen Taten und die Umstände ihrer versuchten oder geglückten Aufklärung niemals vergessen werden.

Remo Kroll und Frank-Rainer Schurich