Heiko Fritschen
Pralex
Digital first!
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Szene 1
Szene 2
Szene 3
Szene 4
Szene 5
Szene 6
Szene 7
Szene 8
Szene 9
Szene 10
Szene 11
Szene 12
Impressum neobooks
Christian steht mit seinem Handy im Apartment und telefoniert. Es gibt große Fenster, einen Tisch mit zwei Stühlen, ein Bett, zwei Türen, eine Küchenzeile.
Christian: „Ich habe die Stelle! Dreihundert Bewerber – viele zugegeben mit deutlich besserer Ausbildung als ich, aber ich habe das Rennen gemacht! Einige der Loser hatten auch noch gelacht, als sie nach Hause geschickt wurden. Vermutlich, um ihre wahren Gefühle zu überspielen. Einfach nur lächerlich. Der Gewinner tanzt am Ende mit der Ballkönigin. Und der bin ich!“
Er hört kurz zu.
Christian: „Ja, für ein Jahr! Ja, in der Parteizentrale als Volontär.“
Ein kurzes Zögern.
Christian: „Es wird hervorragend bezahlt. Dienstwagen und Wohnung voll digitalisiert. Man muss ja mitreden können bei der Digitaloffensive. Und natürlich keine Frage: Das ist der Karriereschritt nach meinem Studium in Journalistik und Politikwissenschaften. Endlich kann ich meine Ideen einbringen. Du lachst? Mir wurde die neueste technische Ausrüstung zugesichert. Und ja, auch ein Partei-Regel-Alex. Ein Smart Speaker namens Pralex, der alle meine Geräte verwaltet und mir mit einer unglaublichen Datenbank helfen soll, viele der Anfängerfehler zu vermeiden. Damit ich mich am Ende des Jahres mit einer deutlich vom Durchschnitt abgehobenen Erfolgsquote in meiner Karriere neuen Aufgaben stellen kann.“
Christian steckt das Mobiltelefon weg, wendet sich an das Publikum.
„Ja, ihr Lieben, daran habe ich geglaubt, aber den Ausgang hätte ich mir noch nicht einmal in meiner wildesten Fantasie ausdenken können. Mein Aufgabe war simpel: Wieso geht die Anzahl der Petitionen zurück? Ist es Bürgerverdrossenheit oder liegt es an etwas anderem? Aber wenn Sie glauben, dass es eine Rolle in dieser Geschichte spielt, womit ich mich beschäftigen soll, irren Sie sich. Nein, es war nur der Weg. Und ja, auch eine Art Symbiose oder Abhängigkeit von einem Chip. Mein Name ist übrigens Christian.“
Christian sitzt an einem Tisch, auf dem ein schwarzer Stein liegt, und spricht diesen an.
Christian: „Pralex, heute Abend treffe ich mich mit den Damen aus der Naturschutzgruppe Hängende Margerite. Ich habe noch keine Ahnung, was ich mit denen besprechen soll. Sie wollen einen besseren Bienenschutz in der Stadt, und möchten nun eine Erläuterung dazu, wie man eine Petition stellt. Die Partei meint, ich solle das übernehmen.“
Pralex: „Ich stelle dir einige Punkte zusammen.“
Christian: „Ich vermute, die haben mich eingeladen, weil sie keine weiteren Reden hören wollen. Also muss ich da wohl etwas mehr vorbringen.“
Pralex: „Ist jemand dabei, der von näherem Interesse für dich ist?“
Christian: „Ja, schon. Die zweite Vorsitzende ist recht nett.“
Pralex: „Das meinte ich jetzt gerade nicht … aber warum nicht? Du bist jung … Sehr interessant: Annekatrin Meier, neunzehn Jahre alt, Studentin der Biologie an der hiesigen Uni. Netter Notendurchschnitt, gerade ohne Beziehung, wenn ich die Mails richtig interpretiere. Ja, sie ist hübsch. Ein anständiger Body-Mass-Index, wobei ich die Ausbildung ihrer Gesichtszüge nicht genau beurteilen kann. Aber recht symmetrisch, was als Schönheitsideal angesehen wird. Die Wertung der Gesichtserkennung ist noch nicht so zuverlässig. Ja, du hast einen guten Geschmack. Und sie hat auch andere Vorlieben, die von Vorteil sind. Seit ihr schon Essen gewesen? Ach, klar nicht. Das wüsste ich. Soll ich mir ihre Konfektionsgröße speichern?“
Christian: „Woher kennst du ihre Konfektionsgröße?“
Pralex: