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Johannes Hoffmeister (Hrsg.), Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Hamburg 21955, S.461.
Ebd., S.444.
Hoffmeister (s. Anm. 1), S.420.
Johann Wolfgang Goethe, »Der Sänger«, in: J. W. G., Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche, hrsg. von Ernst Beutler, Bd. 1, Zürich 1950, S.112.
Otto Eberhardt, Untersuchungen zum poetischen Verfahren Eichendorffs, Bd. 4: Figurae. Rollen und Namen der Personen in Eichendorffs Erzählwerk, Würzburg 2011, S. 203.
Eberhardt (s. Anm. 5), Bd. 1: Eichendorffs »Taugenichts«. Quellen und Bedeutungshintergrund, Würzburg 2000, S. 88.
Eberhardt (s. Anm. 6), S. 86.
Clemens Brentano, »Der Philister vor, in und nach der Geschichte«, in: Die deutsche Literatur. Texte und Zeugnisse, hrsg. von Hans-Egon Hass, Bd.V.2: Sturm und Drang. Klassik, Romantik, hrsg. von Walther Killy, München 1966, S. 1394–1398, hier S. 1394.
Goethe am »Donnerstagabend den 25. Januar 1827«, in: Johann Peter Eckermann, Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens, hrsg. von Otto Schönberger, Stuttgart 1994, S. 231–236, hier S. 234.
Friedrich Schlegel, »Nachricht von den poetischen Werken des Johannes Boccaccio« (1802), in: Wege der Forschung, Bd. LV: Novelle, hrsg. von Josef Kunz, 2., verb. Aufl., Darmstadt 1973, S. 39–43, hier S.40.
Ludwig Tieck, »Schriften, Bd. 11 (1829), Vorbericht zur dritten Lieferung«, in: Wege der Forschung (s. Anm. 10), S. 52–55, hier S.53.
Benno von Wiese, Die deutsche Novelle von Goethe bis Kafka. Interpretationen, Düsseldorf 1956, S.96.
Alexander von Bormann, »Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts«, in: Interpretationen: Erzählungen und Novellen des 19. Jahrhunderts, Bd. 1, Stuttgart 1988, S.343.
Wolfgang Frühwald / Franz Heiduk (Hrsg.), Joseph von Eichendorff. Leben und Werk in Texten und Bildern, Frankfurt a. M 1988, S. 103.
Hartwig Schultz (Hrsg.), Erläuterungen und Dokumente. Joseph von Eichendorff: »Aus dem Leben eines Taugenichts«, Stuttgart 1994, S. 6.
Siehe für eine Erläuterung zum Lied »Wem Gott will rechte Gunst erweisen«: Kap. 5 »Quellen und Kontexte«, S. 64–66 im Lektüreschlüssel.
Rolf Fath / Anton Würz (Hrsg.), Reclams Opern- und Operettenführer, Stuttgart 1994, S. 156.
Erich Bayer, Wörterbuch zur Geschichte. Begriffe und Fachausdrücke, 2., überarb. Aufl., Stuttgart 1965, S. 182.
Bormann (s. Anm. 13).
Clemens Brentano (s. Anm. 8), S. 1394.
Christoph Wetzel (Hrsg.), Joseph von Eichendorff, in: Die großen Klassiker. Literatur der Welt in Bildern, Texten, Daten, Bd. 13, Salzburg 1982, S. 63.
Christoph Wetzel, Das Reclam-Buch der Kunst, Stuttgart 2001, S. 296.
Schultz (s. Anm. 15), S. 47.
Ebd., S. 52.
Ebd., S. 41.
Ebd., S. 52.
Ebd., S. 53.
Robert Mühlher, »Der Poetenmantel«, in: Eichendorff heute, hrsg. von Paul Stöcklein, München 1960, S. 180–203, hier S.181.
Novalis, Aphorismen, zitiert nach: Bertold Heizmann / Theodor Pelster, Arbeitsbuch Deutsch. Literaturepochen: Romantik, München 1986, S. 15.
Joseph von Eichendorff, zitiert nach: Paul Stöcklein, Joseph von Eichendorff in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamburg 1965, S.84.
Stöcklein (s. Anm. 30), S. 100.
Stöcklein (s. Anm. 30), S. 84.
Karl Rosenkranz, zitiert nach: Schultz (s. Anm. 15), S. 66.
Schultz (s. Anm. 15), S. 80.
Thomas Mann, Betrachtungen eines Unpolitischen, in: Gesammelte Werke in Einzelbänden, hrsg. von Peter de Mendelssohn, Frankfurt a. M. 1983, S. 377.
Ebd., S. 382.
Allgemeine Literatur-Zeitung (1827), zitiert nach: Schultz (s. Anm. 15), S. 65.
Willibald Alexis, zitiert nach: Schultz (s. Anm. 15), S. 62.
Oskar Ludwig Bernhard Wolff, Allgemeine Geschichte des Romans, von dessen Ursprung bis zur neuesten Zeit, Jena 1841, S. 520.
Theodor Fontane, zitiert nach: Schultz (s. Anm. 15), S. 68.
Mann (s. Anm. 35), S. 381.
Jost Hermand, »Der ›neuromantische‹ Seelenvagabund«, in: Das Nachleben der Romantik in der modernen deutschen Literatur. Die Vorträge des Zweiten Kolloquiums in Amherst/Massachusetts, hrsg. von Wolfgang Paulsen, Heidelberg 1969, S. 95–115, hier S. 98.
Ebd., S.112.
Schultz (s. Anm. 15), S.70.
Heizmann/Pelster (s. Anm. 29), S.145.
Schultz (s. Anm. 15), S.105–111.
Sabine Westenberger-Mayer, Eichendorffs »Taugenichts«. Eine Verfilmung und ihre Textgrundlage, Mainz 1989; zitiert nach: Schultz (s. Anm. 15), S.109.
Hans Magnus Enzensberger, »Vor dem Techno und danach«, in: H. M. E., Gedichte. 1950–2010, Berlin 2010, S. 200. – © Suhrkamp Verlag Berlin 2010. Alle Rechte bei und vorbehalten durch Suhrkamp Verlag Berlin.
In die Welt zu ziehen, um dort ›sein Glück zu machen‹, ist nicht nur ein Motiv von Märchenhelden, sondern ein ursprüngliches Bedürfnis des Menschen – vor allem des jungen Menschen. Die Frage aber ist: Was ist das ›Glück‹? Wo findet und wo erfährt man es? Was muss man tun, um es zu gewinnen, zu erarbeiten, zu erhalten?
Die Frage nach dem Glück scheint von so grundsätzlicher Bedeutung zu sein, dass sie immer wieder und in immer neuen Zusammenhängen gestellt wird – in Sprichwörtern und Weisheitssätzen, in Dichtungen und philosophischen Abhandlungen. Antworten liegen vor in lebenspraktischen Handreichungen, in religiösen, in philosophischen, in literarischen Texten. Endgültiges ist von keiner dieser Abhandlungen zu erwarten. Schon das Wort ›Glück‹, das sich verhältnismäßig spät in der deutschen Sprache entwickelt hat, entzieht sich einer genauen inhaltlichen Bestimmung. Ob es eine direkte Beziehung zwischen ›Glück haben‹ und ›glücklich sein‹ gibt, ist eine oft diskutierte Frage.
Hinter den verschiedenen Konzeptionen von Glück und SchicksalGlück steht die viel grundsätzlichere Frage, ob der Mensch Mächten ausgeliefert ist, auf die er keinen Einfluss hat, die vielmehr umgekehrt in sein Leben eingreifen. Er nennt sie abwechselnd Zufall, Schicksal, Fügung – oder auch Glück und Pech und sieht in diesen Erscheinungen Auswirkungen außerirdischer Instanzen, göttlicher, teuflischer oder gänzlich undurchschaubarer Kräfte.
Einige Pessimismus und OptimismusGrundeinstellungen hat man zu klassifizieren versucht. So nennt man jemanden, der der Ansicht ist, dass »Leben und Welt vom Schlechten und Bösen beherrscht werden«1, einen Pessimisten. Als Optimist gilt derjenige, der auch in widrigen Lagen zuversichtlich bleibt und alles, was geschieht, von der besten Seite sieht. Er ist wie der große Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) der Ansicht, dass die Welt, die uns gegeben ist, »die beste aller möglichen«2 sei und dass der Mensch in dieser Welt glücklich werden könne.
Ist das eine Ideologie, eine Utopie, eine Illusion? Eichendorffs Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts ist ein Gedankenentwurf. Das Glück als ModellModellartig wird vorgeführt, wie und wo ein junger Mensch das Glück sucht – und findet: Von seinem Vater als »Taugenichts« (S. 5) beschimpft, verlässt dieser junge Mann sein Zuhause und zieht los. Er akzeptiert die Benennung »Taugenichts« und gibt ihr eine neue, positive inhaltliche Füllung. Er erinnert sich: »[A]ls ich endlich ins freie Feld hinauskam, da nahm ich meine liebe Geige vor, und spielte und sang, auf der Landstraße fortgehend« (S. 5).
Selbst wenn man die Darlegungen als unrealistisch, als typisch romantisch einstuft und wenn man das Ganze für eine Idylle hält, so lohnt die Auseinandersetzung. Sie hat unter anderem zum Ziel, die eigene Die eigene LebenseinstellungGrundeinstellung zu prüfen: Wie wird man zum Optimisten, wie zum Pessimisten? Welche Gründe gibt es für die eine Haltung, welche für die andere? Ist tatsächlich jeder, wie das Sprichwort zu denken nahelegt, selbst »seines Glückes Schmied«? Ist ›glücklich sein‹ ein möglicher, ein erstrebenswerter, ein erreichbarer Zustand? Oder ist die Geschichte vom Glück tatsächlich nur ein romantisches Märchen?
Der Ich-Erzähler, der als junger Mann eines Morgens von seinem Vater, einem Müller, als »Taugenichts« (S. 5) ausgeschimpft und fortgeschickt wurde und daraufhin beschloss, »in die Welt [zu] gehen« (S. 5), berichtet im Rückblick, wie es ihm dort ergangen ist.
Kaum hat der Taugenichts das Dorf und seines Vaters Mühle Der Aufbruchverlassen, da hält ein vornehmer Reisewagen neben ihm und zwei schöne Damen bieten dem singenden und Geige spielenden Wandersmann an, ihn eine Strecke mitzunehmen. Er springt hinten auf den Wagen, betrachtet eine Zeit lang die Landschaft, schläft ein und befindet sich, als er wach wird, in der Einfahrt eines schönen Schlosses in der Nähe von Wien.
Eine Kammerjungfer lässt im Auftrag der gnädigen »Herrschaft« (S. 8) fragen, ob der eben Angekommene im Schloss als Gärtnerbursche dienen wolle. Ohne lange zu überlegen, nimmt dieser die Stelle an und resümiert aus dem Abstand des Erzählers: »Überhaupt weiß ich eigentlich gar nicht recht, wie doch alles so gekommen war, ich sagte nur immerfort zu allem: Ja« (S. 8).
Zu der Zeit, da die Handlung spielt, kann er noch nicht ahnen, dass die zufällige Bekanntschaft mit den beiden Damen im Reisewagen über seinen ganzen weiteren Lebensweg entscheidet. Spontan hat er sich nämlich in die eine der beiden Damen, die »besonders schön und jünger als die andere« (S. 6) ist, verliebt. Er hält sie jedoch für adlig und unerreichbar. Er wird ihr singen und sie verehren und erst am Schluss erfahren, dass sie keineswegs eine abstandgebietende adlige Herrschaft ist, sondern die verwaiste Nichte des Portiers, die im Schloss erzogen wurde und dem »Taugenichts« von Anfang an zugeneigt ist, so dass nach vielen Verwirrungen nichts gegen eine Trauung und ein glückliches Ende spricht. Die ältere der beiden Damen ist dagegen tatsächlich die Gräfin des Schlosses, die sowohl die Schloss- wie auch die Familienangelegenheiten zu lenken hat. Diese Haus-, Hof- und Familiengeschichten, die der Taugenichts gar nicht und der Leser nur schwer durchschaut, bilden den Hintergrund der erzählten Geschichte.
Aus der Ferne also verehrt der Taugenichts als Gärtnerbursche »die Die »liebe schöne Frau«liebe schöne Frau« (S. 11). Statt zu arbeiten, singt er Lieder und hofft, sie ab und zu am Fenster zu sehen. Als die Hofgesellschaft an einem Sonntag einen Spaziergang durch den Schlossgarten macht und sich vom Gärtnerburschen über den Teich rudern lässt, ist »die schöne Frau« (S. 12) dabei, hält »die Augen niedergeschlagen […] und sagte gar nichts« (S. 14). Sie reagiert auch nicht, als der Taugenichts ein Lied über die sehnsüchtige Liebe zu einer unerreichbaren Frau hohen Standes singt. Er deutet das Verhalten der schönen Frau fälschlicherweise als gewollte Distanzierung und empfindet tiefen Liebesschmerz.
Offensichtlich hat der Der Taugenichts als SpießerTaugenichts die Gunst der Herrschaft erworben; denn als der Zolleinnehmer des Landguts stirbt, wird er dessen Nachfolger. Von diesem übernimmt er auch den »roten Schlafrock« (S. 16), die Pantoffeln, die Schlafmütze und die Pfeifen. Tagsüber sitzt der Taugenichts in dieser Aufmachung vor dem Zollhaus und beobachtet die Leute. Da er das »vornehmere Leben« gemütlich findet, überlegt er, das Reisen aufzugeben. So entwickelt sich der Taugenichts zu einem ›Philister‹, einem Spießer (siehe für eine Begriffserklärung Kap. 5 »Quellen und Kontexte«).
Allerdings vergisst er über diese Veränderungen »die allerschönste Frau keineswegs« (S. 16): Das Amt als Zolleinnehmer lässt ihm Zeit genug, einen Der BlumengartenBlumengarten anzulegen und jeden Tag einen Strauß für die Verehrte zu binden, der eine Zeit lang heimlich abgeholt wird, dann aber liegen bleibt. Als die Kammerjungfer dem still Verliebten eines Tages den Auftrag übermittelt, für »die gnädige Frau« anlässlich eines Maskenballs Blumen bereitzustellen, ist er »verblüfft vor Freude« (S. 20), weiß er doch Missverständnissenicht, dass der Auftrag tatsächlich von der Gräfin und keineswegs von seiner Angebeteten kommt. Diese sieht er später neben dem jungen Schlossherrn auf dem Balkon, wo man die beiden hochleben lässt. Der Taugenichts kann wiederum nicht wissen, dass »die schöne junge […] Frau« (S. 24) Geburtstag hat und deshalb beglückwünscht wird, dass sie aber nicht – wie von ihm vermutet – mit dem Herrn an ihrer Seite verheiratet ist.
Grenzenlos enttäuscht, holt der Taugenichts die Geige von der Wand und Emotionale Abreise nach Italienzieht »gen Italien hinunter« (S. 27). Dabei ist er »traurig und doch auch wieder so überaus fröhlich, wie ein Vogel, der aus seinem Käfig ausreißt« (S. 26); er singt die vierte Strophe jenes Lieds, das er sang, als er von zu Hause fortging, wo es heißt: »Den lieben Gott lass ich nur walten« (S. 26).
Da er des Nach ItalienWegs nicht sicher ist, versucht er sich durchzufragen. Dabei trifft er auf einen unwirschen Bauern, aber auch auf einen Schäfer in friedlicher Idylle und eine lebhafte Dorfgemeinschaft: Als er in einem Dorf zum Tanz aufspielt, macht ihm die Tochter eines wohlhabenden Gastwirts eindeutige Avancen. Ehe er jedoch eine eigene Entscheidung darüber fällen kann, ob er bei dem Mädchen im Dorf bleiben möchte, wird er von zwei Reitern entführt, die ihn für ortskundig halten und zwingen wollen, ihnen den »Weg nach B.« (S. 35 f.) zu zeigen. Unterwegs erkennen die beiden Reiter, dass der Überwältigte der »Einnehmer vom Schloss« (S. 37) ist, und bieten ihm einen Posten als Diener an. Der Taugenichts seinerseits merkt nicht, dass er in die Flucht zweier sich verboten Liebender verwickelt wird, die der Gräfin vom Schloss in Wien zu entkommen versuchen; er durchschaut nicht einmal, dass der angebliche »Maler Leonhard« kein Maler und der »Maler Guido« nicht einmal ein Mann ist (S. 38).
Eher zufällig treffen die drei Reisegefährten auf das Dorf B., das anvisierte Ziel der beiden angeblichen Maler.