Giuseppe Verdi
La Traviata
Giuseppe Verdi
La Traviata
Textbuch (Italienisch – Deutsch)
Einführung und Kommentar
von Kurt Pahlen
unter Mitarbeit von Rosmarie König
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Bestellnummer SDP 51
ISBN 978-3-7957-9198-8

Originalausgabe März 1984
© 2014 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
Alle Rechte vorbehalten

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Inhalt
7   Zur Aufführung
9   Textbuch (Italienisch-Deutsch) mit
 Erläuterungen zu Musik und Handlung
150   Inhaltserzählung
176   Zur Geschichte der »Traviata«
207   Gedanken zu »La Traviata«
217   Alphonsine Plessis – Marie Duplessis –
Marguerite Gautier – Violetta Valéry
227   Verdi – seine Stoffe und Textdichter
242   Kurze Biographie Verdis
252   Die Opern Verdis
Giuseppe Verdi (1813–1901), etwa 40 Jahre alt.
Zur Aufführung
TITEL
»La Traviata«
(stets mit italienischem Originaltitel zitiert)
BEZEICHNUNG
Oper in drei Akten (der zweite in zwei Bilder geteilt).
Text: Francesco Maria Piave nach dem Roman und dem Drama »Die Kameliendame« von Alexandre Dumas (Sohn), im französischen Original: »La dame aux camélias«, 1848 bzw. 1852.
Musik: Giuseppe Verdi
Uraufführung: Venedig, Teatro La Fenice, 6. März 1853
PERSONENVERZEICHNIS
Violetta Valéry,
»die Kameliendame«, Pariser Kurtisane .     Sopran
Flora Bervoix, ihre Freundin,
ebenfalls Pariser Kurtisan e
.......................
Mezzosopran
Annina, Violettas Kammerzofe
...................
Sopran oder
Mezzosopran
Alfred (Alfredo) Germont
.............................
Tenor
George Germont, sein Vater
..........................
Bariton
Gaston, Vicomte de Letorières,
Alfreds Freund
..........................................
Tenor
Baron Douphol
.............................................
Bariton
Marquis d’Obigny
..........................................
Baß
Dr. Grenvil, Arzt
..........................................
Baß
Joseph, Violettas Diener
................................
Tenor
Ein Diener Floras
..........................................
Baß
Ein Bote
..........................................................
Baß
Freunde und Freundinnen Violettas und Floras aus der Pariser »Halbwelt«. Dienerschaft in den Salons Violettas und Floras. Gruppen von Zigeunerinnen, Stierkämpfern usw. teilweise maskiert. Unsichtbarer Chor (im 3. Akt).
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ZUR AUFFÜHRUNG
SCHAUPLÄTZE UND ZEIT
1. Akt Paris um 1840, im Salon Violettas, der »Kamelien-
dame«.
2. Akt, 1. Bild: Auf dem Lande in der Nähe von Paris (im
Roman geortet in Bougival).
2. Bild: Salon Floras in Paris.
3. Akt: Wohnung Violettas in Paris.
ORCHESTERBESETZUNG
2 große Flöten (die zweite auch Piccolo), 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, 1 Paar Pauken, Große Trommel, Becken, Triangel, möglichst starke Streicherbesetzung. Dazu Bühnenmusik (unsichtbar): Harfe, ferner »Banda« gebildet ad libitum aus 3 verschieden gestimmten Klarinetten, Flügelhorn, Trompeten, Hörner, Baßflügelhorn, Bombardons, Schlagwerk usw.
AUFFÜHRUNGSDAUER
(ohne Pausen) etwa 2 ¼ Stunden.
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Textbuch (Italienisch – Deutsch)
mit Erläuterungen
zu Musik und Handlung
MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Das Vorspiel ist kurz – wie die Mehrzahl der Opernpräludien Verdis. Aber es gehört zu den stimmungsvollsten und einheitlichsten, die er komponiert hat. Es gibt keine Vorbereitung des ersten Akts, dessen Festestreiben kommt hier nicht vor. Die Grundstimmung ist die der Liebe und des Todes,
die ja die wahren Grundthemen der Oper bilden.
Die ersten Klänge, ätherisch und überirdisch von den geteilten hohen Violinen angestimmt, nehmen Violettas Tod voraus, der am Ende der Oper
steht. Es sind Klänge von berückender Zartheit:
Sie gewinnen vorübergehend Spannung, schwingen sich auf, werden von Klarinetten und Hörnern gestützt, aber auf die kurze Euphorie folgt ein langsamer, wie hoffnungsloser Abstieg im Unisono. Und dann klopfen Holzbläser, Hörner und tiefe Streicher den echt Verdischen Begleitrhythmus, zu dem die Geigen, nun mit innigstem Ausdruck, ja mit Leidenschaft, die große Liebesmelodie anstimmen, die im Werk
leitmotivisch und stets bedeutungsvoll verwendet werden wird:
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VORSPIEL
VORSPIEL
PRELUDIO
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MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Die Melodie breitet sich aus, nach dem ersten Erklingen wiederholt Verdi sie in tieferer Lage (von Violoncelli, Klarinette und Fagott »breit gesungen«), die Geigen stimmen eine lebhaftere Umspielung an. Stoßen hier die Ideen der Liebe und des weltlichen Treibens zusammen? Die Kontrapunktierung der so entgegengesetzten Stimmungen legt außermusikalische Deutungen nahe: Stehen hier das Leben der Kurtisane und das der geläuterten liebenden Frau einander gegenüber? Leise
verströmend, ersterbend klingt das Vorspiel aus.
12
VORSPIEL
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MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Nun rauscht Feststimmung auf; brillante Tanzrhythmen ertönen, leicht dahinschwebende Melodien, zu denen sich eine elegante Gesellschaft auf
der Bühne sorglos und übermütig dahinbewegt:
Verdi gewährt mit diesen hellen, freudigen Klängen dem Bühnengeschehen Zeit zur Entfaltung, dem Promenieren, dem »Konversieren«, der verschiedenartigen Gruppierung der Personen. Auch als der Chor dann einsetzt, bleibt sein Plauderton noch unverbindlich,
elegant, leicht.
Violetta übernimmt in ihren ersten Worten die beschwingten Rhythmen, die auch nicht aussetzen, als die Gäste für einen Augenblick sich nach
Violettas Gesundheit erkundigen.
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1. AKT
ERSTER AKT
Salon in Violettas Hause.
Im Hintergrunde eine offene Tür, welche zu einem andern Saale führt, rechts und links zwei weitere Türen; im Vordergrund links ein Kamin, daneben ein Trumeau, in der Mitte des Saales eine reich
besetzte Tafel.
Einleitung
(Violetta sitzt auf einem Divan und plaudert mit dem Doktor und einigen Freunden; einige Gäste gehen dem eintretenden Baron und dem Marquis, welcher Flora
am Arm führt, entgegen.)
Chor (Tenöre) (zu den Eintre-
tenden):
Weshalb kommt ihr so spät zu
dem Feste?
Sagt, wo wart ihr?
Chor (Bässe): Wir spielten bei
Flora,
und beim Spiel, da vergißt man
die Zeit.
Violetta (geht den Ankömmlin-
gen entgegen):
Flora, ihr Freunde, ich heiß
euch willkommen!
Heiter soll uns die Nacht heut
vergehn!
Laßt die Gläser nun fröhlich
erklingen!
Flora und Marquis: Sind Sie wie-
der genesen?
ATTO PRIMO
Salotto in casa di Violetta.
Nel fondo è la porta che mette ad altra sala; ve ne sono altre due laterali; a sinistra un caminetto con sopra uno specchio. Nel mezzo è una tavola riccamente imbandita.
Introduzione
(Violetta, seduta sopra un divano, sta discorrendo col Dottore e con alcuni amici, mentre altri vanno ad incontrare quelli che soprag-giungono, tra i quali il Barone e
Flora al braccio del Marchese.)
Coro (Tenori) (a quelli che giun-
gono):
Dell’invito trascorsa è già
l’ora …
Voi tardaste …
Coro (Bassi): Giocammo da
Flora,
E giocando quell’ore volar.
Violetta (va loro incontro):
Flora, amici, la notte che resta
D’altre gioie qui fate brillar …
Fra le tazze più viva è la
festa …
Flora e Marchese: E goder voi
potrete?
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MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
    Brausend setzt der Chor aller Anwesenden mit einem Bekenntnis zum
Lebensgenuß ein.
Eine Verlangsamung, aber noch keineswegs das Ende der festlichen Rhythmen tritt ein, als Gaston seinen Freund Alfredo einführt und
vorstellt.
16
1. AKT
Violetta: Ich hoffe!
Unserm Fest geb ich heute
mich hin,
es vertreibt mir alles Leid, das
mich bedrückt.
Alle (ohne Violetta): Ja, wir ge-
ben der Freude uns hin.
Gaston (tritt mit Alfred ein):
Dies ist Alfred Germont,
meine Schöne,
der Sie schon seit langem
bewundert.
Es gibt wenige Freunde wie
diesen.
Violetta: Vielen Dank, ich weiß
die Ehre wohl zu schätzen.
(Violetta reicht Alfred die Hand
zum Kuß.)
Marquis:
Lieber Alfred!
Alfred:
Bin hoch erfreut …
(Sie drücken einander die Hand.
Unterdessen tragen die Diener die
Speisen auf.)
Gaston (zu Alfred): Nun siehst
du: hier gibt’s Freunde und lu-
stiges Leben.
Violetta (zu den Dienern): Alles
fertig?
(Ein Diener bejaht durch ein Zei-
chen.)
Ihr Freunde, bedient euch;
heiter und fröhlich sei jeder
bei mir!
Alle (ohne Violetta): Ja, wie ger-
ne! Die Sorgen entschwinden,
Violetta: Lo voglio;
Al piacere m’affido,
ed io soglio
con tal farmaco i mali sopir.
Tutti (senza Violetta): Sì, la vita
s’addoppia al gioir.
Gastone (entrando con Alfredo):
In Alfredo Germont,
o signora,
Ecco un altro che molto
v’onora;
Pochi amici a lui simili sono.
Violetta: Mio Visconte,
mercè di tal dono.
(Violetta dà la mano ad Alfredo,
che gliela bacia.)
Marchese: Caro Alfredo …
Alfredo: Marchese …
(Si stringono la mano. I servi frattanto avranno imbandito le vi
vande.)
Gastone (ad Alfredo): T’ho det-
to: l’amistà qui s’intreccia al
diletto.
Violetta (ai servi): Pronto è il
tutto?
(Un servo accenna di sì.)
Miei cari, sedete:
È al convito che s’apre ogni
cor.
Tutti (senza Violetta): Ben dice-
ste … le cure segrete
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MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Weiter fließt die frohe Musik ungetrübt dahin, hält inne, während Violetta ihre Gäste auffordert, es sich an den bereitgestellten Tischen bequem zu machen. Dann ist die fröhliche Melodie Nr. 3 wieder da, der beinahe ausgelassene Chor, bis die Musik bei den Gesprächen am Tisch abermals in das ruhigere Thema Nr. 4 übergeht. Es unterstreicht Gastons
bedeutungsvolle Worte über die Zuneigung Alfredos zur Gastgeberin.
Ist es Zufall, daß gerade bei den Worten des Barons, eines typischen Vertreters des oberflächlichen Müßiggängerlebens, das Orchester in das
leichtfüßige, ja fast frivole Thema Nr. 3
18
1. AKT
wo so freundlich die Tafel uns
lockt.
(Alle setzen sich, Violetta nimmt zwischen Alfred und Gaston Platz. Gegenüber sitzt Flora zwischen dem Marquis und dem Baron; die übrigen sitzen nach Be-
lieben.)
Alle: Oh, diese Tafel!
Ein wahrer Genuß!
Gaston (spricht leise mit Violetta,
dann sagt er):
Alfred spricht nur von Ihnen!
Violetta: Sie scherzen!
Gaston: Als Sie krank lagen,
war er voll Sorge.
Täglich frug er nach Ihnen.
Violetta: Tatsächlich?
Was bin denn ich für ihn …
Gaston: Ich ver sichre …
Violetta (zu Alfred): Also wirk-
lich? Doch weshalb?
Ich begreif s nicht.
Alfred (seufzend):
Ja, es ist wahr.
Violetta: Nun, so dank ich von
Herzen.
(zum Baron) Machten Sie sich,
Baron, auch viel Sorgen?
Baron: Nun, ich kenne Sie doch
erst ein Jahr lang …
Violetta: Aber er erst seit wenig
Minuten!
Flora (leise zum Baron): Was Sie
sagten, war nicht gerade höf-
lich.
Baron (leise zu Flora): Mir miß-
fällt dieser Jüngling …
Flora: Weshalb?
Fuga sempre l’amico licor.
(Siedono in modo che Violetta re-
sti tra Alfredo e Gastone, di fronte
vi sarà Flora, tra il Marchese ed il
Barone, gli altri siedono a pia-
cere.)
Tutti: È al convito che s’apre
ogni cor.
Gastone (parla piano, a Violetta,
poi dice):
Sempre Alfredo a voi pensa.
Violetta: Scherzate?
Gastone: Egra foste, e ogni di con
affanno
Qui volò, di voi chiese.
Violetta: Cessate.
Nulla son io per lui …
Gastone: Non v’inganno.
Violetta (ad Alfredo): Vero è
dunque? … Onde ciò? …
Nol comprendo.
Alfredo (sospirando):
Sì, egli è ver.
Violetta: Le mie grazie vi rendo.
(al Barone) Voi, barone, non fe-
ste altrettanto …
Barone: Vi conosco da un anno
soltanto.
Violetta: Ed ei solo da qualche
minuto.
Flora (piano al Barone): Meglio
fora se aveste taciuto.
Barone (piano a Flora): M’è in-
crescioso quel giovin …
Flora: Perchè?
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MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
zurückfällt? Es führt die Szene, die immer lärmender wird, bis zum Einsatz des Trinklieds, das Baron Douphol sich darzubringen weigert, aber
Alfredo auf Vorschlag Gastons und aller Anwesenden übernimmt.
20
1. AKT
Mir hingegen gefällt er recht
gut!
Gaston (zu Alfred):
Sag, warum bist du heute so
schweigsam?
Marquis (zu Violetta):
In Ihrer
Gegenwart scheint er be-
fangen.
Violetta (schenkt Alfred ein):
Nun, worauf wolln wir
trinken?
Alfred (galant):
Auf Erfüllung der heimlichen
Wünsche!
Alle:
Zum Wohle!
Zum Wohle! Stoßt an!
Gaston: Lieber Freund, haben
Sie keinen Trinkspruch, diese
fröhliche Stunde zu krönen?
(Der Baron verneint.)
(zu Alfred):
Aber du …
Alle (ohne Alfred und Gaston):
Ja, ja, ein Trinkspruch.
Alfred:
Leider bin ich kein
Dichter …
Gaston:
Doch, darin bist du
Meister!
Alfred (zu Violetta): Ist’s auch
Ihr Wunsch?
Violetta: Ja.
Alfred (steht auf):
Ja? Also gut.
Marquis: So laß hören, fang an.
Alle (ohne Alfred): Ja, laß hören,
fang an.
A me invece simpatico egli è.
Gastone (ad Alfredo):
E tu dunque non apri più
bocca?
Marchese (a Violetta): È a mada-
ma che scuoterlo tocca …
Violetta (mesce ad Alfredo):
Sarò l’Ebe che versa.
Alfredo (con galanteria):
Ech’io bramo immortal come
quella.
Tutti: Beviamo.
Beviamo, beviam.
Gastone: O barone, nè un verso,
nè un viva troverete in quest’-
ora giuliva?
(Il Barone accenna di no.)
(ad Alfredo): Dunque a te …
Tutti (senza Alfredo e Gastone):
Sì, sì, un brindisi.
Alfredo: L’estro
Non m’arride …
Gastone: E non sei tu maestro?
Alfredo (a Violetta): Vi fia grato?
Violetta: Sì.
Alfredo (s’alza.): Sì? …
L’ho già in cor.
Marchese: Dunque attenti …
attenti al cantor.
Tutti (senza Alfredo): Sì, attenti
al cantor.
21
MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Die Spannung ist geschickt gesteigert: Alfredo ist sichtlich ein Neuling in dieser Runde. Dann setzt äußerst schwungvoll das Orchester mit der Hauptmelodie des Trinkliedes (italienisch: Brindisi) ein. Alfredo nimmt den mitreißenden Walzerrhythmus auf, in den dann jubelnd der Chor
einfällt.
Violetta hat sich erhoben und erwidert auf die von Alfredo dargebrachte Huldigung mit einer zweiten Strophe des gleichen Liedes (Nr. 5) und
wiederum rundet der Chor diese ab.
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1. AKT
Trinklied
Alfred:
O Freunde, nun leeret in vol-
len Zügen
den Kelch, den die Schönheit
kredenzet,
und ehe die flüchtigen Stunden
fliehen,
genießt diesen edlen Trank.
O trinket frisches Leben
vom Munde einer Schönen,
(mit Beziehung zu Violetta)
die Liebe ist unser Sehnen,
das uns beglückt und erfreut!
Drum leeret, ihr Freunde, in
vollen Zügen
den Kelch, den die Liebe uns
beut!
Alle (ohne Violetta und Alfred)
Leeret den Kelch, den die Lie-
be uns beut.
Violetta (steht auf):
Wer froh das Leben mit mir
genießen will,
der soll mir stets willkommen
sein.
Jeder, der nicht dem Vergnü-
gen sich weihet,
wird diese Torheit bereun!
Genießt das rauschende
Leben,
so lang die Liebe glühet!
So lang die Rose noch blühet,
soll uns ihr Duft erfreun!
Genießet das Leben
im Taumel der Freude!
Brindisi
Alfredo:
Libiamo, libiamo ne’ lieti calici
Che la bellezza infiora,
E la fuggevol ora
S’inebrii a voluttà.
Libiam ne’ dolci fremiti
Che suscita l’amore,
(indicando Violetta)
Poichè quell’occhio al core
Onnipotente va.
Libiamo, amor fra i calici
Più caldi baci avrà.
Tutti (senza Violetta ed Alfredo):
Ah! Libiam, amor fra’ calici
Più caldi baci avrà.
Violetta (s’alza):
Tra voi saprò dividere
Il tempo mio giocondo;
Tutto è follia nel mondo
Ciò che non è piacer.
Godiam, fugace e rapido
È il gaudio dell’amore;
È un fior che nasce e muore,
Nè più si può goder.
Godiam … c’invita un fervido
Accento lusinghier.
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MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Dann wenden Violetta und Alfredo sich einander zu für kurze Augenblicke eines Duetts; obwohl der flotte Walzerrhythmus fortdauert, gewinnen ihre Worte – besonders die Alfredos’ tiefere Bedeutung. Dann reißt die Tischgesellschaft die Führung an sich und intoniert schwungvoll gewissermaßen eine dritte, letzte Strophe des Brindisi, das mit vollem Chor- und Orchesterklang zu Ende geht und zu den wirkungsvollsten
Opernstücken gehört.
24
1. AKT
Sie soll uns die Sorgen zer-
streun!
Alle (ohne Violetta und Alfred):
Ja! Drum leeret die Becher,
und freudige Lieder,
sie mögen erklingen die ganze
Nacht,
und Jubel und fröhliches La-
chen ertöne,
bis wieder der Morgen er-
wacht.
Violetta (zu Alfred): Ein Rausch
ist unser Leben …
Alfred (zu Violetta): Für den, der
niemals geliebt hat!
Violetta (zu Alfred): Doch wer
soll mich belehren?
Alfred (zu Violetta): Wie gern
wär ich bereit!
Alle: Füllet1 die Becher, und
freudige Lieder,
sie mögen erklingen2!
Nun füllet die Becher, und fro-
hes Lachen ertöne,
bis wieder uns der Tag3 er-
wacht.
1  Violetta singt hier: »Nun so leeret …«
und Alfred: »So leeret …«
2  Von hier an singen Violetta und Alfred:
»die ganze Nacht!
Und Jubel und fröhliches Lachen ertöne,
bis wieder der Morgen erwacht.«
3  In der letzten Wiederholung heißt es »Morgen«
statt »Tag«.
Tutti (senza Violetta ed Alfredo):
Ah! Godiamo …
la tazza e il cantico
La notte abbella e il riso;
In questo paradiso
Ne scopra il nuovo di.
Violetta (ad Alfredo): La vita è
nel tripudio.
Alfredo (a Violetta): Quando non
s’ami ancora.
Violetta (ad Alfredo): Nol dite a
chi l’ignora.
Alfredo (a Violetta): È il mio de-
stin così …
Tutti: Ah, sì godiamo1
la tazza e il cantico
La notte abbella e il riso;
In questo paradiso
Ne scopra il nuovo di.
1  Violetta nur: »Ah, godiamo …« und Alfredo:
»Godiamo …«
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MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Verdi bleibt im schwingenden Dreivierteltakt, dem Walzer, dem damaligen Modetanz der europäischen Salons. Die Musik kommt aus dem angrenzenden Raum, sie wird zumeist ausgeführt von einem echten Bühnenorchester. Sie schwebt leicht, sie klingt froh und graziös. Sie wird aber hier nicht – wie in zahllosen Opern – choreographisch ausgewertet. Sie bleibt, während wir uns die Gesellschaft im Nebenraum beim Tanz vorstellen, untermalende Musik zu einem Duett, das auf den ersten Blick
gar nicht zu ihr zu passen scheint.
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1. AKT
Walzer und Duett
(Im Nebenraum erklingt Musik.)
Alle (ohne Violetta):
Musik!?
Violetta: Dort in dem Saale könnt
ihr jetzt tanzen.
Alle (ohne Violetta):
Oh, wie
schön, sehr gern!
Wir nehmen dankbar an.
Violetta: Gehn wir hinüber …
(Alles wendet sich der Tür nach
dem Nebenraum zu, als Violetta
von plötzlicher Schwäche befal-
len wird.)
O Gott!
Alle (ohne Violetta):
Was ist denn?
Violetta: Gar nichts, gar
nichts …
Alle (ohne Violetta): Was soll das
Zögern?
Violetta (macht einige Schritte):
So kommt nur!
(ist neuerdings genötigt, sich zu
setzen)
O Himmel!
Alle (ohne Violetta und Alfred):
Die Arme!
Alfred (zu Violetta): Oh, was ist
denn?
Valzer e Duetto
(S’ode musica dall’altra sala.)
Tutti (senza Violetta): Che è ciò?
Violetta: Non gradireste ora le
danze?
Tutti (senza Violetta): Oh, il gen-
til pensier! … tutti accet-
tiamo.
Violetta: Usciamo dunque …
(S’avviano alla porta di mezzo, ma Violetta colta da subito pallore
dice.)
Ohimè! …
Tutti (senza Violetta):
Che avete? …
Violetta: Nulla, nulla.
Tutti (senza Violetta): Che mai
v’arresta? …
Violetta (fa qualche passo):
Usciamo …
(è nuovamente obbligata a se-
dere)
Oh Dio! …
Tutti (senza Violetta ed Alfredo):
Ancora! …
Alfredo: Voi soffrite?
27
MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Die sich von einem schweren Hustenanfall, Anzeichen ihrer gefährlichen Krankheit, erholende Violetta und Alfredo setzen hier gewissermaßen die kurz zuvor begonnene und vom Chor unterbrochene Unterhaltung fort. Seine Stimme klingt besorgt, bittend – und so eigentlich dem Walzerrhythmus entgegengesetzt –, während Violetta, obwohl immer stärker von Alfredos Worten berührt, diese Tanzweise dazu benutzen
möchte, das Gespräch nicht zu ernst werden zu lassen.
28
1. AKT
Alle (ohne Violetta, Alfred und
Chor): Was ist geschehen?
Violetta: Ich fühl mich schwach
und müde!
Geht nur hinüber …
(zeigt nach dem andern Saal)
bald werd auch ich bei
euch sein.
Alle (ohne Violetta und Alfred):
Ganz wie Sie wünschen.
(Alle ab, außer Alfred und Vio-
letta)
Violetta (steht auf und blickt in
den Spiegel): Wie bin ich blaß!
(bemerkt Alfred)
Sie hier?
Alfred: Sind Ihre Schmerzen
noch nicht vorbei?
Violetta: ’s ist besser!
Alfred: O Violetta,
ich muß Sie bitten,
sich mehr zu schonen,
ja wirklich mehr zu schonen.
Violetta: Wenn ich das könnte!
Alfred: Wenn Sie erlaubten,
wie wollt ich über Sie wachen
in liebender Sorge um Sie.
Violetta: In Sorge?
Worte wie diese hörte ich nie!
Alfred (feurig): Weil außer mir
dich keiner lieb hat.
Violetta: Ist’s wahr?
Alfred: Ich bin der einz’ge.
Violetta (lachend): Ja freilich!
Wie könnt ich Törin das nur
vergessen!
Tutti (senza Violetta, Alfredo e
Coro): Oh ciel! … ch’è questo?
Violetta: Un tremito che
provo …
Or là passate …
(Indica l’altra sala.)
Fra poco anch’io sarò …
Tutti (senza Violetta ed Alfredo):
Come bramate.
(Tutti passano nell’altra sala, me-
no Alfredo e Violetta)
Violetta (si alza e va a guardarsi
allo specchio): Oh qual
pallor! …
(si volge e s’accorge d’Alfredo)
Voi qui! …
Alfredo: Cessata è l’ansia
Che vi turbò?
Violetta: Sto meglio.
Alfredo: Ah, in cotal guisa
V’ucciderete …
aver v’e d’uopo cura
Dell’esser vostro …
Violetta: E lo potrei?
Alfredo: Oh, se mia
foste, custode veglierei
pe’ vostri
Soavi dì.
Violetta: Che dite? … ha forse
alcuno
Cura di me?
Alfredo (con fuoco): Perchè nes-
suno al mondo v’ama …
Violetta: Nessun?
Alfredo: Tranne sol io.
Violetta (ridendo): Gli è vero! …
Sì grande amor dimenticato
avea …
29
MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Da beendet das Orchester im Nebenraum den Walzer. Das Hauptorchester nimmt nun die überaus einfache Begleitung zu Alfredos
kleiner »Ariette« auf:
Verdi gewährt Alfredo hier eine innige Liebeserklärung, die sich in immer größeres Feuer und schließlich in die zweite, abgewandelte Form der Liebesmelodie (Nr. 2) steigert; diese wird nun zur selbständigen Melodie:
(Notenbeispiel S. 32)
30
1. AKT
Alfred: Du lachst noch? So herz-
los bist du?
Violetta: Vielleicht … auch …
herzlos …!
Wozu jetzt diese Frage?
Alfred: Wenn du ein Herz hast,
warum quälst du den, der dich
liebt?
Violetta: Soll ich das glauben?
Alfred: Es ist die Wahrheit!
Violetta: Und lieben Sie mich
schon lange?
Alfred: Seit einem Jahre!
Ich war bezaubert von
deinem Reiz,
von deinem ganzen Wesen,
und ich entbrannte in Liebe,
liebte mit maßloser Glut.
Alfredo: Ridete? … E in voi v’ha
un core? …
Violetta: Un cor? … sì … forse
… E a che lo richiedete?
Alfredo: Ah, se ciò fosse, non
potreste allora celiar.
Violetta: Dite davvero? …
Alfredo:
Io non v’inganno.
Violetta: Da molto è che mi
amate?
Alfredo: Ah, sì, da un anno.
Un dì, felice, eterea,
Mi balenaste innante,
E da quel dì tremante
Vissi d’ignoto amor.
31
MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Beide Fassungen werden sich in ähnlicher Bedeutung durch das ganze
Werk ziehen.
In viel leichterem Ton antwortet Violetta auf Alfredos so ernst gemeinte
Liebeserklärung:
Mit glitzernden, aber nicht wärmenden Koloraturen sucht sie Alfredo von
ihrer Abneigung gegen eine tiefere Liebe zu überzeugen.
Die Stimmen vereinen sich, werden zum echten Duett, wenn auch die Texte und die Melodieführung noch deutlich einen Charaktergegensatz
anzudeuten scheinen, der erst gegen Schluß überwunden wird.
32
1. AKT
Liebe, o Liebe, du mächtge
Zauberin,
die alles Leben in dieser Welt
beweget.
Welch ein Geheimnis hält sich
in ihr verborgen!
Wonne, Leid und Entzücken
bringt sie dem Herzen, das ihr
verfiel.
Violetta:
Wenn es so ist, dann gehen Sie,
ich kann nur Freundschaft
geben.
In meinem ganzen Leben
hab ich mich noch nie ge-
bunden.
Ich sag es frei: Ach, gehen Sie,
suchen Sie eine andre.
Nicht schwer ist sie zu finden;
vergessen Sie mich bald!
Alfred:
O Liebe! Welch ein Geheimnis
hält sich in ihr verborgen!
Wonne, Leid und Entzücken
bringt sie dem Herzen,
das ihr verfiel.
Di quell’amor ch’è palpito
Dell’universo intero,
Misterioso, altero,
Croce e delizia al cor.
Violetta:
Ah, se ciò è ver, fuggitemi …
Solo amistade io v’offro:
Amar non so, nè soffro
Un così eroico amore.
Io sono franca, ingenua;
Altra cercar dovete;
Non arduo troverete
Dimenticarmi allor.
Alfredo:
Oh, amore,
misterioso, altero
Croce e delizia al cor.
33
MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Gaston erscheint für einen Augenblick, um nach dem Verbleib seines Freundes und der Gastgeberin zu sehen. Damit kehren der Tanzrhythmus,
die Ausgelassenheit des Festes zurück.
Violetta greift diesen Tonfall auf, um Alfredo abermals vom Thema der Liebe abzubringen. Auch er stimmt in die frohe Melodie ein, aber man
fühlt, wie traurig er geworden ist, als er sich nun zum Gehen wendet.
Da hält ihn Violetta zurück: es ist der entscheidende Augenblick, die entscheidende Geste, aber Verdi behält mit glänzender Psychologie die leichte, ja leichtfertige Melodie bei und paßt ihr die Stimmen an. So, als käme die Musik wirklich vom Tanz im Nebenraum, wo niemand die sich zwischen Violetta und Alfredo abspielende, beider Leben verändernde Szene bemerkt, von ihr gar nichts ahnt. Nun ist auch Violettas Gesangslinie ruhiger und ausdrucksvoller geworden, wärmer auch und
immer mehr von Gefühl durchpulst.
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1. AKT
Gaston (tritt zur Mitteltür herein) :
Holla! Was treibt ihr so lange?
Violetta: Ein wenig plaudern …
Gaston: Haha! Schon gut, so
bleibt nur!
(ab)
Violetta (zu Alfred):
Und nun: nichts mehr von
Liebe.
Wolln Sie’s versprechen?
Alfred: Ich muß gehorchen …
und gehe …
(will ab)
Violetta: So ohne Abschied?
(nimmt eine rote Kamelie von ih-
rem Kleid.)
So nehmen Sie diese Blume.
Alfred: Ich soll?
Violetta: Kommen Sie wieder …
Alfred: Wann denn?
Violetta: Wenn sie beginnt zu
welken.
Alfred: O Gott! Schon morgen?
Violetta: Gewiß … schon
morgen.
Alfred (die Blume ans Herz drük-
kend):
Ich bin unendlich glücklich.
Violetta: Ist’s wahr, daß Sie mich
lieben?
Alfred: O ganz unsagbar liebe
ich dich,
unsagbar lieb ich dich!
Violetta: Sie lieben mich!
Alfred: Ich bin unendlich
glücklich!
1  Während im Italienischen immer der gleiche Text wiederholt wird, legen die deutschen
Übersetzer Violetta und Alfredo Worte in den Mund, die nicht von Piave stammen.
Gastone (sulla porta di mezzo):
Ebben? … che diavol fate?
Violetta: Si folleggiava …
Gastone: Ah! ah! … sta ben …
restate.
(Rientra.)
Violetta (ad Alfredo):
Amor dunque non più …
Vi garba il patto?
Alfredo: Io v’obbedisco …
Parto …
(per andarsene)
Violetta: A tal giungeste?
(Si toglie unfiore dal seno.)
Prendete questo fiore.
Alfredo: Perchè?
Violetta: Per riportarlo …
Alfredo: Quando?
Violetta: Quando
sarà appassito.
Alfredo: O ciel! domani …
Violetta: Ebben, domani.
Alfredo (prende con trasporto il
fiore):
Io son felice!
Violetta: D ’amarmi dite ancora?
Alfredo: Oh, quanto v’am o!...1
Violetta: D’amarmi …
Alfredo: Io son felice!
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MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Sie nehmen Abschied, aber sie wissen, daß es nur für einen Tag sein wird: im italienischen Original schwingt das vorher von Violetta versprochene »Domani!« (morgen) im innigen »Addio« (Lebewohl) mit, der deutsche
Text wiederholt an dessen Stelle zweimal »Schon morgen!«
Noch steht Violetta und blickt gedankenvoll Alfredo nach. Da kehrt zu der übermütigen Festesmelodie die Gesellschaftaus dem Nebensaal zurück (Nr. 3), heiter und lärmend ist der Aufbruch, schon naht der Morgen, und am nächsten Abend wird es, wie täglich, neue Feste geben: das Leben ein einziger toller Rausch, der für viele Selbstzweck ist, für manche vielleicht ein Mittel zur Selbstbetäubung, um die Sinnlosigkeit solchen Daseins nicht
zu gewahren.









Es ist still geworden um Violetta, die noch keine Ruhe finden kann und über das Erlebte nachdenkt. Die Lichter sind herabgebrannt, die
beschwingte Musik ist zu Ende, die Stimmen der Gäste sind verhallt.
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1. AKT
Violetta: O sagen Sie’s noch
einmal …
Alfred: O ganz unsagbar liebe ich
dich, unsagbar lieb ich dich.
(will gehen)
Violetta: Sie gehen?
Alfred: Ich gehe.
(kehrt zurück und küßt ihr die
Hand)
Violetta: Nun gehn Sie …
Alfred: Wir sehn uns wieder.
Violetta und Alfred: Schon
morgen.
(Alfred geht ab.)
Stretta der Einleitung
(Alle kehren vom Tanz erhitzt aus
dem Saale zurück.)
Alle (ohne Violetta):
Unaufhaltsam naht der
Morgen,
es ist Zeit, daß wir nun gehen.
Vielen Dank, verehrte
Freundin,
für das wunderschöne Fest.
Immer heller wird der Himmel,
es ist Zeit, wir müssen gehn!
Vielen Dank für diesen
Abend,
es war wirklich wunderschön.
Neue Feste locken morgen,
und wir sind dazu bereit;
doch wir brauchen etwas Ruhe
vor der nächsten Lustbarkeit.
Geschwind nach Haus!
Ja, wir brauchen etwas Ruhe
vor der nächsten Lustbarkeit.
(Gehen ab.)
Violetta: D ’amarmi dite ancora?
Alfredo: Oh, quanto v’amo!
(per partire)
Violetta: Partite?
Alfredo: Parto.
(torna a lei, le bacia la mano)
Violetta: Addio.
Alfredo: Di più non bramo.
Violetta ed Alfredo: Addio.
(Alfredo esce.)
Stretta dell’Introduzione
(Ritornano tutti dalla sala riscal-
dati dalle danze.)
 Tutti (senza Violetta):
Si ridesta in ciel l’aurora,
E n’è forza di partire;
Mercè a voi, gentil signora,
Di sì splendido gioir.
La città di feste è piena,
Volge il tempo dei piacer;
Nel riposo ancor la lena
Si ritempri per goder.
(Partono dalla destra.)
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MUSIKALISCHE ERLÄUTERUNGEN
Mit einem zu Anfang gar nicht, später spärlich vom Orchester unterstrichenen Monolog beginnt die folgende große Szene, Violettas Selbstgespräch, die berühmte Arie, in die sich zweimal aus der Ferne
Alfre dos Stimme mischt:
Das Rezitativ weicht mit leisen Bläserakkorden dem ersten Teil der Arie, die auf einem wahren Minimum von zarter Streichergrundierung eine bei Violetta ungewohnte, ja ungeahnt innige Melodie bringt, in dunklem und
doch warmem f-Moll:
(Fortsetzung des Notenbeispiels S. 40)
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