Das Buch
In den frühen Achtzigern waren Bobby Cassidy und Joey Miller unzertrennlich; Jugendfreunde und angehende Geschäftspartner. Jetzt führen sie ein tristes Leben und haben seit über zehn Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt. Doch eine einmalige Gelegenheit könnte das ändern. Mit Unterstützung des verpeilten Max Mojo und des treuen Hamish May könnten sie das Unmögliche möglich machen und die legendären Miraculous Vespas für ein einmaliges Festival wiederbeleben – auf einer abgelegenen, unbewohnten schottischen Insel.
Schotten dicht ist das stürmische Finale der Schottland-Trilogie von David F. Ross – absurd komisch und doch mit viel Herzschmerz.
Der Autor
David F. Ross wurde 1964 in Glasgow geboren. Nach diversen Gelegenheitsjobs ist er heute Design Director bei einem der größten Architekturbüros Schottlands und hält weltweit Vorträge. Mit Frau und zwei Kindern lebt er in Kilmarnock.
Lieferbare Titel
Schottenrock
Schottendisco
DAVID F. ROSS
SCHOTTEN DICHT
Roman
Aus dem schottischen Englisch
von Daniel Müller
Wilhelm Heyne Verlag
München
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel THE MAN WHO LOVED ISLANDS bei Orenda Books, London.
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Copyright © 2018 by David F. Ross
Copyright © 2019 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Redaktion: Thomas Brill
Lektorat: Markus Naegele
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design
Herstellung: Udo Brenner Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN: 978-3-641-24209-1
V001
Für Karen …
und die unbeugsamen Menschen
von Ayrshire.
»We’re no longer as thick as thieves, no,
We’re not as thick as we used to be.«
– The Jam, »Thick as Thieves«
»Sonst alles in Ordnung bei dir?«
»Aye. Ach, keine Ahnung, Mann. Bei dir?«
»Meine Alten haben sich getrennt. Scheint endgültig dieses Mal. Er ist wieder hoch in den Norden. Überrascht mich nicht, um ehrlich zu sein. Er braucht die Stadt halt wie der Fisch das Wasser.«
»Das tut mir leid, Joe.«
»Ach, drauf geschissen. Bringt mich nicht um den Schlaf, die Sache. Er und ich … na ja, gab eigentlich nie so ’ne richtige Verbindung zwischen uns. Fußball, aber das war’s dann auch schon. Nicht wie bei dir und dem ollen Harry.«
Die Worte waren wie von selbst aus seinem Mund gekommen, doch sobald er sie ausgesprochen hatte, bereute Joey Miller sie auch schon. Es fühlte sich noch zu früh dafür an. Er saß auf einer klammen Holzbank am Rand des Teichs im Kay Park, neben ihm sein bester Freund, Bobby Cassidy – ein Freund, den er seit fast vier Monaten nicht gesehen hatte.
»Das sollte jetzt nicht … ach, Scheiße! Warum mach ich mir auf einmal wegen jedem Wort so eine Platte?«, entfuhr es Joey.
Bobby lächelte. »Schon in Ordnung, Mann. Ich weiß doch, was du sagen wolltest.«
»Also, was ist jetzt? Erzählst du’s mir endlich, oder muss ich weiter rumraten?«, fragte Joey und kam damit auf den, zumindest aus seiner Sicht, eigentlichen Grund für ihr Treffen zu sprechen.
»Was erzählen?«
»Na, wo du seit Juli gesteckt hast, Mann!«
Joey war gereizt. Die ersten zehn Minuten ihres Wiedersehens hatten sie mit Nichtigkeiten verplempert und das Fernsehprogramm des Vorabends besprochen. Kein Wort über die großen Themen. Die Themen, die Bobby im Sommer arg zu schaffen gemacht hatten. Erst die Wiederauferstehung seines älteren Bruders Gary, von dem die Familie schon geglaubt hatte, dass er im Falklandkrieg gefallen war, dann, in derselben Woche, der plötzliche Tod seines Vaters. Das wäre für niemanden leicht zu verkraften gewesen. Anstatt sich jedoch an seinen besten Freund zu wenden, war Bobby einfach verschwunden, hatte sich de facto in Luft aufgelöst, sobald sein alter Herr unter der Erde lag. Selbst seine jüngere Schwester Hettie hatte danach nichts mehr von ihm gehört und sich Sorgen gemacht. Gary, sein traumatisierter und von eigenen Sorgen geplagter Soldatenbruder, zögerte nach der Beisetzung anfänglich, kehrte dann aber doch in die Mannschaftsunterkünfte seiner Einheit nach London zurück. Bobbys gebeutelte Mum Ethel befand sich seit der Hiobsbotschaft über Garys angeblichen Tod in einem Zustand glückseliger Ahnungslosigkeit: Vollgepumpt mit Unmengen an Beruhigungsmitteln, vegetierte sie seither in einer Art Wachkoma vor sich hin und bekam nichts vom weiteren Zerfall ihrer Familie mit. Diese Familie, deren Mitglieder sich einst so nahe zu stehen schienen, war jetzt nur noch ein Scherbenhaufen. Eigenartigerweise schien Joey der Einzige zu sein, der sich darüber Gedanken machte.
»Ich musste einfach weg, Mann. Bin hier nicht mehr klargekommen. War alles zu viel für mich«, sagte Bobby. »Tut mir echt leid, aber ich konnt’s dir nicht erzählen.«
»Und wo bist du dann hin?«, fragte Joey.
»Benidorm«, antwortete Bobby.
»Für vier verschissene Monate?«
»Mehr oder weniger.«
»Muss ja der verdammte Oberhammer gewesen sein, dieses Benidorm«, sagte Joey. »Hast’n Job bei Judith Chalmers gelandet, oder was?« Der Ton hatte sich geändert.
»Lass gut sein, Joe. Das brauch ich gerade echt nicht, okay?« Bobby lehnte sich nach hinten und stützte den Rücken gegen die Latten der Parkbank. Er zog den Reißverschluss seiner schwarzen Harringtonjacke zu, um sich gegen die Kälte des einsetzenden Winters zu schützen. Dann verschränkte er die Arme und lehnte sich wieder nach vorn, die Ellbogen auf die Knie gestützt.
»Und ich dachte, wir wären so was wie beste Kumpels, Bobby. Hab mich wie ein beschissener Vollidiot gefühlt, als die Leute nach dir fragten und ich sagen musste, dass ich keinen blassen Schimmer habe, wo du dich rumtreibst.« Joey schaute zur Seite und bereitete sich darauf vor, seine Hauptbeschwerde vorzutragen. »Und dann die Sache mit Hammy, Mann! Ausgerechnet Hammy, diese Flachzange, erzählt mir, dass du mit Lizzie weg bist und dass er es weiß, weil er im August ’ne beschissene Postkarte von dir bekommen hat.« Joey war wütend, versuchte aber, sich zusammenzureißen.
»Dann wusstest du doch, dass ich in Spanien war, oder nicht? Ich kapier nicht ganz, was das Verhör hier soll«, sagte Bobby.
»Was ist mit meiner Postkarte, du Arsch?«, sagte Joey.
Bobby lachte, Joey hingegen war weiter ernst. Aus der Seitentasche seiner Harrington fischte Bobby eine gefaltete Karte hervor, auf der ein Cartoon zu sehen war: Eine blonde Diana-Dors-Doppelgängerin mit gigantischem Vorbau lag verführerisch lächelnd auf einem bunten Badehandtuch, während über ihr ein altersschwacher Wegweiser baumelte, der auf ihren Busen zeigte. »Wish you were here …«, stand auf dem Schild. Joey riss Bobby die Karte aus der Hand und drehte sie um. Auf der Rückseite stand nur sein Name, darunter der Stadtteil, in dem er wohnte: Onthank.
»Hab sie nicht abgeschickt. Konnte mich einfach nicht an deine Adresse erinnern. Ich war ja fast nie bei dir, weil du immer bei mir rumgehangen hast.« Bobby klang versöhnlich.
Joey nicht. »Und was hast du die ganze Zeit über getrieben? Dich am Strand geaalt? Billige Sonnenbrillen verkauft?«
»Na ja, Lizzie konnte spontan ’ne Woche weg, und da ich mich gerade fies mit Gary gezofft hatte, dachte ich nur: ›Scheiß drauf, Alter!‹ Hab meine Tasche gepackt, Kohle und Reisepass eingesteckt und bin mit ihr los. Last-Minute-Flug, ziemlich günstig. Eigentlich wollten wir nur die eine Woche bleiben, aber dann war da diese Freundin von Lizzie, die in Benidorm über so’n Work-and-Travel-Programm gejobbt hat. Die hat ihren Boss gefragt, ob wir ein bisschen bleiben können, und der Typ hat jedem von uns einen Job gegeben. Ich konnte da sogar als DJ arbeiten. Es war der Wahnsinn, Mann. Solltest mitkommen, nächsten Sommer.«
»Und was ist mit Hettie?«, fragte Joey.
»Was soll mit ihr sein? Sie hat ihr eigenes Leben. Wir sind keine kleinen Kinder mehr.«
»Sie ist erst sechzehn, Bobby. Sechzehn! Und sie hat gerade ihren Vater und ihre beiden Brüder verloren.«
»Wie jetzt, sie hat gerade ihre beiden Brüder verloren?«, fragte Bobby. »Wir sind doch noch da, verdammt!«
»Aye. Sicher doch.«
Joeys Haltung begann Bobby zu nerven. »Jetzt mal Klartext, Joe, was soll der Mist? Diese Sorge um Hettie und so. Was geht’n dich das überhaupt an?«
Im Kopf hatte Joey die Antwort schon parat, sprach sie aber dann doch nicht aus. Mit der Wahrheit hätte er sich selbst in die Defensive gebracht, und dafür war er noch nicht bereit. Stattdessen entschied er sich für eine lange und unbehagliche Pause. Wie es aussah, hatte sich sein bester Freund in den zurückliegenden Monaten stark verändert. Waren sie vorher unzertrennlich gewesen, schien es jetzt, als gäbe es nur wenig, was sie noch verband.
»Mitgekriegt, dass Weller die Band aufgelöst hat?«, fragte Joey schließlich in einem Versuch, an alte Zeiten anzuknüpfen.
»Hat’n bisschen gedauert. Hammy hat’s mir gesteckt, als er uns im September besucht hat …«
»Hammy hat euch besucht?«, rief Joey, dessen Frustlevel explosionsartig nach oben schnellte. DEFCON 2 war erreicht: erhöhte Einsatzbereitschaft, Mobilisierung der Reserve. Spätestens jetzt hatte er das Gefühl, nach allen Regeln der Kunst verarscht worden zu sein. Und zwar zweimal.
»Nur um das klarzukriegen: Erst bist du nicht hier, um meinen Achtzehnten mit mir zu feiern, und dann erzählt dir Hammy fuckin’ May vom Split zwischen Weller und The Jam?« Damit war das Maß voll.
»Na ja, ist eben nichts für die Ewigkeit.« Das klang härter, als Bobby es beabsichtigt hatte.
»Aye, sieht ganz so aus«, rief Joey.
»Ich glaub, ich geh jetzt mal besser.« Bobby stand auf und stellte sich vor Joey. »Dann sehen wir uns vielleicht am Wochenende, oder?« Joey antwortete nicht, schaute ihn noch nicht mal an. Bobby drehte sich um und machte sich auf den Weg Richtung Innenstadt.
Als er fünfzig Meter entfernt war, stand Joey auf, um seinem Freund nachzurufen. Aber wieder kamen die Worte nicht über seine Lippen. Er wollte Bobby sagen, dass er ihn vermisst hatte und dass er gern wieder zu einer Art Normalität in ihrer Freundschaft zurückkehren würde.
Stattdessen flüsterte er nur: »Manches ist sehr wohl für die Ewigkeit, Kumpel.«
»Doch ach! Es schwindet alle Schönheit sacht,
unmerkbar wie der Zeiger an der Uhr.«
– William Shakespeare, »Sonnet 104«
Hellwach.
Hellwach in einer fremden und doch nur allzu vertrauten Umgebung. Hellwach, obwohl du weißt, dass du es besser nicht sein solltest und alle Menschen in einem Tausend-Meilen-Radius schlafen, um Kräfte für die nächste Runde zu sammeln. Die nächste Runde Arbeit oder Spaß oder was auch immer sie tun, um sich selbst daran zu erinnern, dass sie am Leben sind. So sagt es mir zumindest mein verwirrtes Gehirn.
»Wie soll ich mich darüber freuen, allein mit meinen Gedanken zu sein, wenn sie doch nichts weiter tun, als mich zu quälen? Wenn sie mich im Schlaf heimsuchen, bis ich aufwache, und mich dann in den wachen Momenten peinigen, bis ich ihnen nicht mehr entkommen kann?«
Die unerträgliche Einsamkeit um drei Uhr morgens. Der verzweifelte Blick aus einem anonymen Hotelfenster. Ein mittlerweile fast schon planmäßiger Zwischenstopp während der x-ten Umschiffung einer unfassbar harten Matratze. Es ist die gleiche Aussicht wie vor einer Stunde. Und die gleiche wie in einer Stunde. Blinkende Lichter weisen auf Leben hin, aber da ist kein Leben. Noch nicht zumindest. Denn alle Welt schläft. Außer ich. So scheint es jedenfalls.
Ich habe erst vor zwölf Stunden eingecheckt, und doch kenne ich schon jeden Quadratzentimeter dieses Zimmers, als hätte ich es selbst entworfen und eingerichtet. Der pflegeleichte Parkettboden. Die in Beige, der Farbe des kleinsten gemeinsamen Nenners, gestrichenen Wände. Die aufgehängten Drucke, nahe Verwandte der Bilder in all den anderen Budget-Hotel-Zimmern (das Geschäft läuft nicht mehr so wie früher), in denen ich schon geschlafen habe. Rauchmelder. Sprinklerköpfe. Thermostate von Siemens. Allesamt ein Beleg dafür, dass es sich in diesen Hotels um die immer gleiche Einrichtung handelt. Ein alter Toshiba-Fernseher mit silberfarbenem Gehäuse, der ziemlich wackelig auf der Corian-Arbeitsfläche in der Zimmerecke thront. Flachbildschirm? Fehlanzeige. Dafür viele Sender in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Mein verzerrtes Spiegelbild auf dem leicht gewölbten Bildschirm, als die Nachttischlampe wieder angeht. Furnierflächen, die Echtholz imitieren sollen, aber nicht so wirklich zueinander passen. Die Vision eines fremden Menschen von Komfort und Heimeligkeit.
Zwei weiße Tassen. Beide bereits mehrfach benutzt. Ein winziger Wasserkocher, der ebenfalls schon einiges geleistet hat. Leere Tütchen, ehemals mit Teebeuteln und Instantkaffee gefüllt. Nichts im Kühlschrank. Nichts zu tun. Zurück zum Fenster. Vergebliches Bitten, die Sonne möge doch endlich aufgehen. Einfach nur, um die Einsamkeit zu vertreiben. Zurück auf die unnachgiebige Pritsche. Licht aus. Ein weiteres Mal.
Schmerzen, reale und eingebildete, melden sich. Nachwehen der sechzehn Stunden, die es hierher gebraucht hat. Mahnungen, dass ich zu alt für diesen Quatsch bin. Dass Langstreckenreisen im Arbeitskontext Aufgabe und Privileg junger Männer sind. Leichte, aber präzise Jabs aus der Dunkelheit. Treffer, die das Punktekonto des irrationalen Teils meines Gehirns füllen. Der Teil, der subtil andeutet, dass ich meine Tochter möglicherweise nie wiedersehen werde, und es dann dabei belässt, auf dass sich dieser Gedanke in meinem Kopf festfrisst. Der Teil, der mich darauf hinweist, wie weit entfernt sie von mir ist, obwohl die Welt immer kleiner wird. Geschickt sät er die Samen des Zweifels aus, die im Handumdrehen zu wuchern beginnen, außer Kontrolle geraten wie mutierende Leyland-Zypressen. Je weiter ich von ihr entfernt bin, desto losgelöster fühle ich mich von ihrem Alltag, ihrem Leben. Andere Probleme. Andere Zeitzone. Eine halbe Welt weit weg. Aus den Augen … und so weiter und so fort. Der vernünftigere Teil meines Gehirns, der Teil, der mich funktionieren lässt, wehrt sich nicht. Er scheint das Einzige in und an mir zu sein, das tatsächlich schläft. Er hat kein Problem damit, dass die Irrationalität für die nächsten paar Stunden die Kontrolle übernimmt.
Licht an. Noch einmal. Konnte die Dunkelheit schon als Kind nicht leiden. Jetzt ist es wieder so. Ein erneuter Gang zu dem kleinen, von Rissen übersäten Waschbecken im Nebenraum dieser klimatisierten Gefängniszelle. Ein Weg, der selbst zu einer Art zirkadianem Rhythmus wird. Ein anderes Licht, scharf, stechend, verströmt von der horizontalen Röhre über dem kleinen Spiegel. Ein Spiegel, der mich daran erinnert, dass ich nicht mehr bin als der Sohn meines Vaters. Die gleichen scharf gezeichneten Falten um die Augen. Die gleichen grauen Schläfen. Die gleiche lederartige Gesichtshaut. Die gleiche Wampe, die ich alle paar Monate anstarre und wegzutrainieren beschließe, aber dann doch nicht angehe. Die Talfahrt hat begonnen. Ich kann die Uhr nicht mehr zurückstellen. Verschwunden das Gefühl von damals, als ich noch so gar nicht wie er aussah. Damals, als ich noch überzeugt war, eine andere DNA zu besitzen. Damals, als ich mir schwor, nicht die gleichen Fehler zu machen. Damals, als ich noch vorhatte, so zu werden, dass man mich nie mit ihm vergleichen würde. Sehnsüchtig nach Schlaf wird – zumindest vorerst – die Reue in das Unterbewusstsein verbannt.
Der Boden besteht nicht nur deshalb aus Parkett, weil er so einfacher zu pflegen ist, sondern weil Leute wie ich Pfade in einen Teppich trampeln würden. Draußen wird es dunkler. Ein Nebel legt sich über die Canyons der Stadt. Die Spitzen der Gebäude verschwinden. Bald schon werden ihre Bewohner unter der grauen Decke den Sonnenaufgang sehen, vor mir. Und darauf bin ich neidisch. Die Stunden in dieser Zeitzone vergehen schrecklich langsam. Träge nur zerrinnen sie, genauso wie es Dalí einst in seinem Bild darstellte. Zumindest während der schier endlosen Stunden der ersten paar Nächte.
Ich mache Musik an. Nichts Bestimmtes, einfach ein Friss-oder-stirb-Shuffle durch die scheinbar unendliche Sammlung auf einem mobilen Gerät. The Durutti Column mit »Otis«. Dann »We’re All Going To Die«, dann »Dress Sexy At My Funeral« … es mag nicht ihre Absicht sein, aber diese Songs ziehen mich nur noch weiter runter. Musik, die einst so wichtig für mich war, verstärkt nun meine schlechte Stimmung und verhöhnt mich mit ihren Botschaften:
»Said somethin’ I did not mean to say … all just came out the wrong way«.
Und er hatte recht damals vor all den Jahren: Nichts ist für die Ewigkeit.
Morgen wird es ein wenig einfacher sein. Ein wenig, bestimmt …
TEIL EINS
FEGEFEUER DER TIEFSINNIGKEITEN
Kapitel 1
Oktober 2014. Shanghai, China
Der Wendepunkt. Endlich. Er betrachtet noch einmal die Worte auf der gefalteten Seite des schwarzen DIN-A5-Notizbuchs. Die Tinte ist seit drei Tagen trocken, vielleicht auch schon seit vier. Er kann sich zwar nicht mehr daran erinnern, die Sätze überhaupt geschrieben zu haben, aber er fühlt jetzt eine Klarheit in seinen Gedanken, die zu dem Zeitpunkt, als die Feder das Papier berührte, noch in weiter Ferne lag.
Der Schlaf von Joseph Miller lässt sich nach wie vor nur als polyphasisch beschreiben, bestenfalls polyphasisch. Er schaut zu der großen Uhr in der Ecke des Zimmers – die Kopie eines antiken Modells, deren Minutenzeiger stillzustehen scheinen. Allein die Bewegung des fein gearbeiteten, emaillierten Sekundenzeigers weist darauf hin, dass die Uhr noch funktioniert. Für Joseph fühlt es sich an, als würde die Zeit sich in einem Maße verlangsamen, dass man meinen könnte, der Uhrenschlüssel wäre verloren gegangen. Tage sind wie Wochen. Eigentlich sollte es andersrum sein. In seinem Alter beklagen die Menschen für gewöhnlich die zunehmende Geschwindigkeit in ihrem Leben, haben das Gefühl, dass die Zeit sich zu beschleunigen scheint, während sie sich gleichzeitig unaufhaltsam von ihrem jüngeren Selbst entfernen. Ihm jedoch kommt es so vor, als würde nach und nach alles zum völligen Stillstand kommen.
Das erneute Lesen der niedergeschriebenen Worte sorgt für eine vorübergehende Fokussierung. Er hat sich zu einer Aufgabe entschlossen, die ihn anfänglich zu überfordern schien. Eine Art Verantwortungsbewusstsein scheint zurückgekehrt zu sein. Er weiß, dass er das Beste aus diesem klaren Moment herausholen muss, bevor er wieder im Nebel versinkt.
»Mr. Miller? Mr. Miller, alles in Ordnung bei Ihnen, Sir?«
Joseph Miller schaut nach links, zur Quelle der Stimme, die die Stille so sanft durchbrochen hat.
»Mr. Miller, Ihr Büro in Schottland hat versucht, Sie zu erreichen.«
Es ist eine angenehme Stimme, wie Joseph findet: weiblich, jung, lebensbejahend, kalifornisch. Alles, was er nicht ist. Er findet es eigenartig, dass eine Hotelangestellte durch eine geschlossene Zimmertür hindurch nach dem Gast ruft. Die Zimmermädchen klopfen nur einmal und marschieren dann einfach rein. Die Rezeption meldet sich über den Zimmeranschluss, um über etwaige Nachrichten zu informieren. Er schaut zum Telefon. Es blinkt rot. Dann sieht er die Umschläge, die unter der Tür hindurch in sein Zimmer geschoben wurden – wobei er sich nicht daran erinnert, diese Tür überhaupt abgeschlossen zu haben. Fast kommt es ihm so vor, als hätte man die Frau draußen im Flur losgeschickt, um sicherzustellen, dass der Gast, vor dessen Zimmertür sie jetzt steht, nicht geflohen oder gar gestorben ist.
»Mr. Miller?«
Der Klang der Stimme lockt ihn zur Tür. Es ist, als gehöre sie einer homerischen Sirene: Er weiß um die Gefahren, die auf der anderen Seite lauern, aber er kann nicht widerstehen.
Die Stimme will nicht aufhören, lockt weiter: »Mr. Miller, Ihre Kollegen wollten Ihnen zum Geburtstag gratulieren … und im Namen von DoubleTree Hotels möchte auch ich Ihnen alles Gute zu Ihrem Ehrentag wünschen.«
»Ja, sorry. Sekunde, bitte.« Joseph Miller räumt die Sammlung kleiner brauner Fläschchen und deren verschütteten Inhalt, größtenteils Pharmazieerzeugnisse unterschiedlicher Herkunft, beiseite. Dann schaut er in den Spiegel. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist das größte Wrack im ganzen Land? Sehr wahrscheinlich der menschliche Totalschaden, der mich da gerade anglotzt.
Er schlüpft in ein weißes T-Shirt mit Kaffeefleck, an dessen Entstehung er sich nicht mehr erinnert, und zieht eine schwarze Levi’s an. Kinn und Wangen sind von einer Woche Wildwuchs bedeckt. Als tourender Rockstar im besten Alter hätte man ihm diesen Look vielleicht durchgehen lassen, aber so … Bisher hatte Joseph es trotz seiner psychischen Probleme und Panikattacken irgendwie geschafft, stets jünger auszusehen, als er eigentlich war. Bisher. Bis letztes Jahr, als das Grau wie eine Lawine über seine Schläfen hinwegjagte und seine Haut, seine Zähne und bizarrerweise auch seine Fingernägel zu verkümmern begannen, als wäre sein Körper ein Apartment im Besitz von Peter Rachman. Er dreht den Kaltwasserhahn auf, drückt mit den feuchten Händen seine wild in alle Richtungen abstehenden Haare glatt und presst einen tiefen Seufzer hervor.
»Es tut mir leid, wenn ich Sie gestört haben sollte, Mr. Miller.« Die bezaubernde Stimme gehört zu einer unerhört vital aussehenden jungen Frau: naturblondes Haar, das bis kurz über die Schultern ihres schwarzen Business-Outfits herunterhängt; Zähne, die wie Xenonscheinwerfer aus einem perfekt geformten Mund strahlen, und leuchtend blaue Augen, die auf Joseph hinunterblicken. Sie trägt Schuhe mit hohen Absätzen, in denen sie ein kleines Stück größer ist als er. Ihr blendend weißes Hemd ist gerade so weit geöffnet, dass es einen wundervoll geformten Busen erahnen lässt. Sie stellt sich als Megan Carter vor, Guest-Relations-Managerin. Aber so, wie sie es sagt, klingt es, als wäre hier jeder Hotelangestellte ein Manager für irgendwas. Ihm fällt auf, dass die Positionsbezeichnung auf ihrem Namensschild eine andere Reihenfolge hat. Sie wirkt nervös, als wäre es ihr erster Tag in dieser Funktion, und hält einen großen, mit Früchten gefüllten und Folie umwickelten Bastkorb in der Hand. Das Ganze ist mit einer lilafarbenen Schleife verziert, auf der in Silberlettern »Congratulations« steht. In der anderen Hand hält sie einen Stapel Nachrichten und Umschläge. Sie reicht ihm beides auf einmal.
»Tut mir leid, Mr. Miller. Wir wussten nicht, dass heute Ihr Geburtstag ist.«
»Wundert mich nicht. Wie hätten Sie das auch wissen sollen.« Die Worte klingen härter, als er es beabsichtigt hat. »Sorry, ähm … ich bin einfach ein bisschen … neben der Spur, wissen Sie?« Er bemerkt ihre Verwirrung. »Erschöpft. Jetlag und so.«
Sie lächelt. Er lächelt nicht zurück. Das letzte Mal ist so lange her, dass er nicht weiß, wie das gehen soll, dieses Lächeln, ohne unnatürlich zu wirken.
Ein paar träge Sekunden vergehen, ohne dass einer der beiden spricht oder sich bewegt. Der jungen Frau kommt die kurze Zeitspanne wie eine Stunde vor. Ihre Erfahrungen mit ungewöhnlichen oder schwierigen Gästen sind begrenzt. Sie ist erst seit einem Monat Manager of Guest Relations, und zwar aufgrund einer internen Beförderung, mit der die Hotelleitung auf die steigende Zahl von Kunden der Kategorie »weiß, angelsächsisch, protestantisch« reagieren wollte. Die Expo 2010 hatte während ihrer sechsmonatigen Dauer fast fünfundsiebzig Millionen Menschen nach Shanghai geführt – ein Besucherheer, dessen charakteristische Merkmale Double Tree genauestens analysierte. Die großen Anzeigenkampagnen, die anschließend von der Hotelkette in westlichen Medien geschaltet wurden, zeigten Wirkung, und so hatte sich dieses Hotel besonders gut entwickelt.
Megan Carter denkt an ihre Ausbildung. Für gewöhnlich gleiten die Gäste an ihrer aalglatten Ich-wünsche-Ihnen-noch-einen-schönen-Tag-Fassade vorbei. Sie gehen ihrer Wege, ohne weiter über die Guest-Relations-Managerin nachzudenken, und wenn sie es doch tun, dann höchstens, weil sie sich widerwillig eingestehen, dass Amerikaner tatsächlich die Kunst des Service perfektioniert haben. Eine subtile, flüchtige Interaktion: Das ist ihre Aufgabe, der Zweck ihres Daseins, und im Moment passt ihr das sehr gut. Denn so kann sie unter der gepflegten Fassade eine nicht allzu weit entfernte Vergangenheit verbergen, in der sie es mit einem kriminellen und gewalttätigen Ehemann, dessen fanatisch religiöser Mutter und ihrem eigenen, an ihrem Schicksal vollkommen desinteressierten Vater zu tun hatte.
Geheiratet hatte sie den Mann vor beinahe sechs Jahren. Madison Megan Carter und Vincent Antonio Sevicci: schon in Kindertagen ein Paar, später dann Prom-King und Prom-Queen an der Albany High School. Die Eheschließung, die zumindest äußerlich etwas vom amerikanischen Traum hatte, wurde im Beisein von Familienangehörigen, Freunden und Gemeindemitgliedern in der wundervollen Epworth Chapel of the Holy Father vollzogen. Es war ein klarer Novembertag, derselbe, an dem ihr Heimatland zum ersten Mal in seiner Geschichte einen schwarzen Präsidenten wählte. Ein Tag historischer Umbrüche, voll von großen Träumen für viele, wenn auch nicht für alle. Noch bevor die Hochzeitsfotos geliefert waren, hatte der frischgebackene Ehemann ihr bereits das Auge blau geschlagen und das Schlüsselbein gebrochen. Sie ist schon immer ein Tollpatsch gewesen, lautete die allgemein akzeptierte Erklärung, wenn sie komplizenhaft den angeblichen Sturz von der steilen Kellertreppe in ihrem neuen Heim schilderte. Hatte sie denn die ganze Zeit über Scheuklappen aufgehabt?
Liebe kann wirklich blind machen, sagt sie sich jetzt, um die peinigende Erkenntnis zu verdrängen, dass ihre eigene Selbstüberschätzung der Grund für all dieses Elend gewesen ist. Sie hatte von seinen Verbindungen zu bestimmten Kreisen gewusst, aber die Italiener, so glaubte sie zumindest, achteten ihre Frauen. Nach der Hochzeit lud Vinnie über Monate hinweg seine Crew in den Keller des gemeinsamen Hauses ein. Ihr fiel der außerordentlich große Respekt auf, den ihr die Männer entgegenbrachten, wenn sie Pizza und Bier nach unten trug. Aber sie hörte auch Vinnies Kommentare, als sie wieder hochging, und das schallende Gelächter der Männer, das darauf folgte. Ihr fiel es schwer, diese Schroffheit zu ignorieren, wie die Frauen der anderen es zu tun schienen. Für ihr Schweigen wurden sie mit Pelzen, Juwelen und Bargeld bezahlt, aber diese Dinge interessierten Megan nicht sonderlich. Sie wollte nicht das Dasein eines preisgekrönten Schoßhündchens fristen. Sie wollte ihre eigene Identität, wollte ihren eigenen Träumen nachjagen und auch jene verwirklichen, von denen sie mal geglaubt hatte, es wären ihre gemeinsamen.
Sie ließ die von Kokain und Schnaps befeuerten Prügelorgien über sich ergehen, schluckte sein unberechenbares Verhalten, ebenso die vermutete, aber nie nachgewiesene Rumhurerei. Nach etwas mehr als einem Jahr dieses Elends, als sie verkündete, dass sie schwanger war, trat er ihr mehrmals in den Bauch. Vinnie war paranoid und überzeugt, das in ihr heranwachsende Baby sei nicht von ihm. Er war ein Psychopath. Unfassbar eigentlich, dass er diese Tatsache während ihrer Beziehung in der Highschool hatte verheimlichen können. Andererseits war er ein Meister darin, Dinge zu verheimlichen.
»Hör auf mich, Kleine. Entweder verschwindest du, oder er wird dich irgendwann verschwinden lassen.« So lautete der simple, aber intuitive Ratschlag einer erfahrenen Krankenschwester, die beschlagen darin war, in den Gesichtern von Patientinnen mit Hämatomen und Prellungen zu lesen. Vinnie hatte die Seite ihres Krankenbetts nur für einen Moment verlassen, um zur Toilette zu gehen, aber dieser Moment und diese Worte hatten gereicht.
Als sie das Baby verlor, war das Maß voll. Der Schlussstrich, den sie ziehen wollte, musste definitiv und endgültig sein. Nur auf diese Weise wäre der Tod des Kindes nicht vollkommen umsonst. Und so räumte Megan eins von Vinnies Bargeldlagern aus und ließ die Summe mit der Hilfe eines ihr nahestehenden und vertrauenswürdigen Ex-Kollegen aus der Bank, in der sie früher einmal gearbeitet hatte, auf einem Privatkonto verschwinden. Gemeinsam erschufen die beiden eine neue Identität für Megan, beschafften ihr die notwendigen Papiere und fälschten genügend Referenzen, damit sie problemlos Arbeit im Ausland finden und eine Aufenthaltserlaubnis bekommen konnte. Von all dem bekam Vinnie nichts mit, obwohl es direkt vor seiner römischen Nase geplant wurde.
Und dann, eines Tages, als Vinnie und seine Crew gerade einen Deal in Miami zum Abschluss brachten, verschwand sie einfach.
Obgleich Zivilisten, insbesondere Ehefrauen, seit jeher als unantastbar in diesen Kreisen galten, vermuteten die »Ehrenmänner«, denen Vinnies Mannschaft unterstand, anfänglich einen Angriff von Rivalen hinter Megans Verschwinden. Was die Flüchtige am Ende verriet, war das ausgeräumte Bargeldlager. Vinnie hatte das Geld weiterhin im Keller gewähnt, tief vergraben unter mehreren Schichten Erde und Dreck.
Auch heute noch schaudert es sie, wenn sie an ihre Tat zurückdenkt. Und es läuft ihr kalt den Rücken hinunter, wenn sie sich vorstellt, wie er in seiner Raserei die Einrichtung kurz und klein schlägt und sich dabei wünscht, es wäre ihr Gesicht.
Vielleicht ist er ja auch schon tot. Der im organisierten Verbrechen so fundamentale »Sinn für die Familie« hat schließlich auch seine Grenzen. Wenn das von ihr entwendete Geld für seine Vorgesetzten gedacht war, besteht durchaus die Chance, dass weder Ehre noch Familienbande ihn zu retten vermochten. Die Angelegenheit ist nicht gerade einfach für sie: Sie will ihn zwar nie im Leben wiedersehen, aber das bedeutet nicht, dass sie sich seinen Tod wünscht.
Vier Jahre sowie einige Umwege und Zwischenstationen später ist sie hier in Shanghai angekommen und hat ihren zweiten Vornamen zu ihrem ersten gemacht. Ein ganzer Ozean trennt sie von ihrem früheren Leben. Und sie wird niemals zurückgehen.
Kapitel 2
Juni 1986. Benidorm, Spanien
»Ich hab echt langsam genug von diesem Scheiß hier, Bobby.«
»Wie bitte? Was ist denn mit all diesen anregenden Konversationen, dieser humorvollen Schlagfertigkeit der Gäste? Wie kann man davon je genug haben?«
»Lass stecken. Bitterbösen Sarkasmus krieg ich auch in Ayrshire rund um die Uhr.«
»Tja, dann ist unsere Zeit hier vielleicht langsam abgelaufen.« Bobby Cassidy hatte seinen letzten Kommentar leise ausgesprochen, war sich aber sicher, dass Lizzie King, mit der er seit vier Jahren zusammen war, ihn gehört hatte. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken. Bobby hatte dieser Tage häufig das Gefühl, dass sie sich schon wie eins dieser ewig verheirateten Ehepaare aufführten. Von ihr ignoriert zu werden war vor diesem Hintergrund nichts Besonderes mehr.
Bobby und Lizzie hatten viel gemeinsam durchgemacht, seit sie sich 1982 in Kilmarnock kennengelernt hatten. Damals war Lizzie eine zentrale Person für den Beginn von Bobbys DJ-Karriere gewesen: Sie hatte ihn für die Party zu ihrem achtzehnten Geburtstag angeheuert – Bobbys erstes Booking überhaupt, der erste Schritt, um zusammen mit seinem damals besten Freund Joey Miller den großen Traum von einem mobilen DJ-Business zu verwirklichen. Dann, während der surrealen Ereignisse des Sommers 1982, war sie ihm eine Stütze gewesen, eine Schulter, an der er sich ausheulen konnte, und dafür würde er ihr bis in alle Ewigkeit dankbar sein. Mit der Zeit stellte sich eine übermäßige Vertrautheit zwischen Bobby und Lizzie ein – eine Folge der klaustrophobischen Arbeits- und Lebensbedingungen der gemeinsam in Benidorm verbrachten Sommermonate –, und dieses Übermaß an Vertrautheit begann nun von beiden seinen Tribut zu fordern.
Vier Jahre zuvor waren sie nach Spanien gegangen, um der Situation zu Hause zu entfliehen, wenngleich auch aus unterschiedlichen Gründen. Bobby versuchte dem immensen Druck zu entkommen, der ihm nach dem frühen Tod seines Vaters und den belastenden Umständen der Rückkehr seines Bruders aus dem Falklandkrieg zu schaffen machte. Lizzie floh vor den Verhältnissen in der viel zu engen Sozialwohnung ihrer Eltern und dem tristen Schicksal schottischer Fabrikarbeiter, das auch für sie vorherbestimmt zu sein schien. Sie wollte ein Leben ohne die immergleichen Streitereien darüber, ob diesen Monat zuerst die Miete und dann der Buchmacher bezahlt oder ob ihr arbeitsloser Vater endlich mal etwas Produktiveres mit seiner Zeit anstellen würde, als Lizzies Stiefmutter zu schwängern. Gäbe es bei University Challenge die Spezialkategorie Fortpflanzung, Frank King hätte in der beliebten Quizshow problemlos alle Fragen und Rätsel gemeistert. Sicherlich, Lizzies Familie bestand aus guten, wohlmeinenden Menschen, aber suboptimale Lebensentscheidungen und die Konsequenzen der brutalen Einschnitte der Thatcher-Politik hatten ihr Dasein in eine freudlose Plackerei verwandelt, einen ständigen Kampf um das Allernotwendigste. Obwohl sie damals erst achtzehn gewesen war, hatten die Umstände Lizzie bereits zermürbt. Sie hegte keine unrealistischen Träume, strebte nicht nach einer Karriere als Stewardess, wollte sich aber sehr wohl das Leben in einem etwas farbenfroheren Teil der Welt ansehen – selbst wenn dieser viele Ähnlichkeiten mit ihr vertrauten Orten in England aufwies. »Im Grunde ist es wie Blackpool, bloß mit mehr Sonne und ’ner größeren Auswahl an Geschlechtskrankheiten«, hatte ihr ein Freund mit Arbeitserfahrung in der spanischen Tourismusbranche das Urlaubsdomizil Benidorm beschrieben. Damals hatte ihr das ausgereicht. Benidorm verhieß mehr Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung als all diese unwürdigen Arbeitslosenprogramme der Tory-Regierung zusammengenommen.
Im August 1982 waren Lizzie und Bobby spontan für ein paar Wochen in den Süden geflogen, um im darauffolgenden Jahr die komplette Saison in Benidorm zu verbringen. Die Tage waren lang, die Arbeit erschöpfend, aber größtenteils unterhaltsam: Lizzie arbeitete als Animateurin bei Twenty’s, Bobby als Barkeeper-Gehilfe. Trotzdem feierten die beiden – wie alle anderen auch, die mit ihnen in Benidorm arbeiteten –, als würde es kein Morgen geben. Bobbys enger Freund Hamish May kam öfter zu Besuch: eine Woche hier, ein verlängertes Wochenende da. Joey Miller jedoch, seit Schulzeiten Bobbys bester Freund überhaupt, lehnte die Einladungen in den Süden stets ab, sodass Bobby irgendwann auch nicht mehr fragte. Lizzie mochte Joey, aber sie sah auch, dass er für Bobby zu einer ständigen Erinnerung an all die Dinge geworden war, vor denen dieser zu fliehen versuchte: zum einen Bobbys depressiver und traumatisierter Bruder Gary, der am Wahnsinn des gerade überlebten Krieges verzweifelte, zum anderen seine jüngere Schwester Hettie, ein moralisches Gewissen auf zwei Beinen, das Bobby jetzt, da er sein Leben ohne derartige Einschränkungen genießen wollte, gar nicht gebrauchen konnte.
Bobby Cassidy und Lizzie King spazierten ohne festes Ziel am Strand entlang. Bobby linste verstohlen auf seine Uhr. Er wollte unbedingt wieder zur Bar zurück, in der das Viertelfinale der Fußballweltmeisterschaft übertragen wurde. Er hatte zweitausend Peseten auf einen Sieg der Argentinier gegen die englische Auswahl gesetzt. Hamish – oder Hammy, wie er selbst genannt werden wollte – wartete dort sicher schon auf ihn mit der ersten Runde eiskalter San Miguels. Für Bobby fühlte es sich an, als wären er und Lizzie beim letzten Walzer angelangt, aber noch zögerte er, der Partnerschaft den Gnadenschuss zu verpassen. Wenn überhaupt, dann würde es Lizzie sein, die der Beziehung das Kissen aufs Gesicht drücken musste, um sie beide von diesem Elend zu befreien.
Obwohl die Sonne schon längst verschwunden war, lagen immer noch zahlreiche Urlauber am leicht abfallenden Sandstrand. Es war eine bunte Mischung aus Leuten, die entweder wie Madonna – sowohl wie der junge Popstar aus New York als auch wie die christliche Ikone – oder wie Andrew Ridgeley von Wham! auszusehen versuchten. Netzhemden dominierten. Ältere Männer trugen sie, weil sie das schon immer getan hatten. Jüngere Männer, weil sie gerade de rigueur waren. Während ein paar Unangepasste weiße Espadrilles zur Schau stellten, wiesen andere mit teils krebsroten, teils sich pellenden Hautarealen die klassischen Symptome derer auf, die den orangefarbenen Himmelskörper zu lange herausgefordert hatten – als könnten sie gar nicht glauben, dass dieser in der Lage war, ihre blassblaue britische Haut vollends zu versengen. Dann gab es noch die, die so aussahen, als wären sie gerade aufgeschlagen und hätten aus Ermangelung einer überdachten Unterkunft nun vor, Abend und Nacht im Sand zu verbringen. In vielen Fällen war die Übernachtung unter den spanischen Sternen eher eine pragmatische als eine romantische Angelegenheit.
Wie schon so oft in den letzten drei Jahren spazierten Bobby und Lizzie zwischen den potenziellen Strandschläfern entlang, beobachteten und schwiegen.
Irgendwann beendete Lizzie die Stille. »Können wir jetzt bitte mit dem komischen Gehabe aufhören? Wir müssen reden«, sagte sie. »Ich hab dich seit zwei Wochen kaum zu Gesicht bekommen. Und es gibt da ein paar Sachen, über die wir nachdenken müssen.«
»Und dafür musstest du dir ausgerechnet den heutigen Abend aussuchen?« Bobby kam es so vor, als stünde der für die Aufrechterhaltung des Beziehungsgleichgewichts erforderliche Aufwand in umgekehrt proportionalem Verhältnis zu der Freude, die er aus der Partnerschaft zog. Sie waren beide erst zweiundzwanzig Jahre alt, aber ihre Gespräche erinnerten ihn stark an die hässlicheren Momente zu Hause im McPhail Drive, wenn sein Dad Harry und seine Mum Ethel wegen seinem Bruder Gary gestritten hatten. Wie konnte das sein?
»Ich arbeite eben, Lizzie. Genau wie du! Dass es so laufen würde, wusstest du aber schon, bevor wir herkamen. Ist eben auch nicht alles eitel Sonnenschein hier unten«, sagte er mürrisch.
Dabei war es das sehr wohl einmal gewesen. In ihrem ersten Jahr als arbeitstätiges Pärchen im Urlaubsdomizil waren die beiden glücklich und unzertrennlich. In ihrem Leben passierte etwas. Zugegeben, das Gehalt entpuppte sich als genauso bescheiden wie die Behausung, die sie mit sechs anderen Animateuren teilen mussten, aber das schien zweitrangig. Lizzie war häusliche Enge gewohnt. Immerhin bot das Leben in ihrem neuen Mauseloch nicht nur Sonne satt, sondern auch die Möglichkeit, mit Bobby zusammen zu sein. Zum Saisonende 1982 wurde es dann noch ein bisschen enger, als Hammy May zu Besuch kam. Hammy war ein schlauer junger Mann. Ohne große Mühe hatte er all seine Highers mit Bestnoten bestanden, worauf ihm sein stolzer Vater eine ganze Reihe von Karriereoptionen im Diplomatischen Korps, in dem dieser selbst tätig war, in Aussicht stellte. Einzige Voraussetzung: Hammy würde sich auch an der Uni wacker schlagen. Vor ihm lag ein vergleichsweise privilegiertes Leben. Alles, was Hammy tun musste, war, sich anzustrengen und dem Brotkrumenpfad vor seiner Nase zu folgen.
Hammy mochte zwar den Pioniergeist von Stanley May geerbt haben, hatte aber eine grundsätzlich andere Vorstellung davon, wie er diesen einsetzen würde. Obwohl er von einer Vielzahl renommierter Universitäten Zulassungsbescheide erhielt, schlug er sämtliche Angebote aus und entschied sich stattdessen dafür, fünf Monate im Jahr für ein skrupelloses Urlaubsunternehmen als Handlanger in spanischen Beachclubs zu jobben.
Am Ende jeder Sommersaison kehrten sie in ein freudloses und langweiliges Kilmarnock zurück, das im Vergleich zum pulsierenden Leben an der Costa Brava so wirkte, als hätte man den Gebäuden und auch den Menschen jegliche Farbe und jegliches Leben geraubt. Die drei Freunde quartierten sich im Haus der Cassidys ein, das nun vollkommen frei von früheren Familienstreitereien war. In einem unbedachten Schritt, der die Kluft zwischen Bobby und seinem Bruder weiter vergrößerte, verriet der Jüngere der beiden die Prinzipien des Vaters und verwandte einen Teil des Erbes darauf, das Council House der Familie mithilfe der von Margaret Thatcher aufgelegten Right-to-Buy-Initiative zu kaufen. Später argumentierte er, es sei eine Investition gewesen. Bobbys jüngere Schwester Hettie war im Sommer 1983 ins Studentenwohnheim Dowanhill in der Nähe der Glasgow University gezogen, während sein angeknackster Bruder Gary bereits ein Jahr zuvor in die Mannschaftsunterkünfte seiner Einheit in London zurückgekehrt war.
Lizzie war anfänglich wenig begeistert von Hammys Anwesenheit und dessen Rolle als drittes Rad am Wagen des Pärchens, aber das gab sich relativ schnell. Ihr Freund war ein Mensch, der sich nach enger und bedingungsloser Freundschaft sehnte, ja, möglicherweise sogar von ihr abhängig war. Auch ihre Liebesbeziehung zu ihm musste einen stets optimistischen und frohgelaunten Charakter haben. Raum für eine kritische Betrachtung vergangener Ereignisse gab es nicht. Bobby war ein lakonischer junger Bursche mit einem fest auf das Hier und Jetzt gerichteten Blick. Ein unerschütterlicher Optimismus und eine Konflikt vermeidende Grundeinstellung waren die Eigenschaften, die man für eine Position an seiner Seite mitbringen musste. Da sowohl Hammy als auch Lizzie diese für das Zusammenleben mit Bobby unverhandelbaren Bedingungen verstanden, fanden alle bald in ihre Rollen hinein.
Nach nur fünf Wochen als Handlanger in der Strandbar des Hotels erhielt Bobby seine große Chance. Lizzies Freundin, eine gelegentliche Sexpartnerin von Sergio, dem Entertainment-Beauftragten des Hotels, legte bei diesem ein gutes Wort für Bobby ein, der sich daraufhin im Rahmen einer unbezahlten Probewoche als DJ beweisen durfte. Er bekam einen Tages-Slot im Hotel und dazu freie Hand, seine eigene Musik zu spielen, ohne Druck und in einer risikoarmen Umgebung. Sein Verdienst nach der bestandenen Probezeit war zwar erbärmlich, aber der DJ-Job stellte einen Fortschritt dar und war um Längen besser, als sich fünfhundert Mal am Tag den Spruch »Hey, Jungchen, machste mir mal eben noch ’n Slow Comfortable Screw Against a Wall klar? Aber pronto, pronto, please!« anhören zu müssen. Bobby liebte seine neue Arbeit. Ihm lief ein wohliger Schauer über den Rücken, wenn die Klänge von Afrika Bambaataa, Man Parrish oder Indeep aus den beeindruckenden Lautsprechern der Hotelanlage wummerten. Dass das Publikum größtenteils desinteressiert war, konnte ihm nicht den Spaß verderben. Zudem gab ihm dieser Job die Möglichkeit, weiter an seiner Technik zu feilen und die Übergänge zwischen den Songs zu üben – eine Chance, die er bei der klassischen Klientel der Heatwave-Disco-Gigs, fast ausnahmslos Gäste von Geburtstags- und Hochzeitsfeiern, nie gehabt hatte. Er experimentierte völlig unbefangen und ließ auch mal New Orders energiegeladenes und von New York beeinflusstes »Confusion« in einen geschmeidigen Pop-Klassiker wie »Little Red Corvette« von Prince übergehen.
Als bald darauf Derek Dees, der semi-legendäre DJ des Valentino’s, so der Name der Hotelbar, die Turntables verließ, um einen vielversprechenderen Posten anzutreten, meldete sich Bobby, nach gerade mal einem Monat als DJ-Lehrling noch einigermaßen nervös, als Kandidat für die Nachfolge des alten Vinyl-Magiers. Damit waren die Tage der eigenen Playlist zwar gezählt, aber Bobby tauschte gern die Freiheit des Experimentierens gegen einen Stammplatz auf der Mainstage des Valentino’s. Equipment und Soundqualität waren ab diesem Moment vom Feinsten, das Programm, in dessen Rahmen Bobby fortan auflegte, dafür allerdings etwas ungewöhnlich. DJ Bobby trat nämlich im Vorprogramm einer bizarren Zaubershow auf, in der eine geschickte Spanierin mit dem Künstlernamen Sticky Vicky sich die eigenartigsten Gegenstände aus der Vagina zog. Anfangs mochte Lizzie den Worten von Bobby nicht glauben, als dieser von den Tischtennisbällen, Eiern, Würstchen und sogar Rasierklingen erzählte, die diese Frau mit viel Eleganz aus den Tiefen ihres Unterleibs zutage förderte.
»Das müsst ihr euch ansehen«, sagte er zu der skeptischen Lizzie und dem sprachlosen Hammy. »Sie zieht sich das Zeug aus der Muschi, als wäre sie eine verdammte Balletttänzerin. Als wäre es … Kunst oder so was.«
Hammy war fest entschlossen, sich selbst ein Bild zu machen. Als Hotelangestellten standen ihm und Lizzie Freikarten zu, und so machten sie sich gleich an ihrem nächsten arbeitsfreien Abend auf den Weg zu einer der täglich sechs Vorstellungen von Vicky Leytons halbstündigem Erwachsenenkabarett. Vor der Show spielte Bobby eine extralange Version von Whams »Club Tropicana« in Endlosschleife.
An ihren freien Tagen nahmen Bobby und Lizzie an den gelegentlich stattfindenden Booze-Cruises – im Grunde Bootsfahrten mit Saufgelage – teil und gingen nachts oft noch eine Runde im Mondschein schwimmen. Hammy vergnügte sich anfänglich ausgiebig an unterschiedlichen Stränden mit unterschiedlichen Touristinnen. Doch irgendwann schien die Gefahr der »tödlichen Ignoranz« in Bezug auf ein neuartiges Immunschwächesyndrom einfach zu real, um diesem Zeitvertreib weiterhin derart intensiv nachzugehen.
Obgleich die drei erst vor Kurzem das Teenageralter hinter sich gelassen hatten, waren sie sich absolut sicher, dass die gegängelte Hamsterrad-Existenz in der Heimat, dieses von Plackerei und Thatchers erbärmlichen und immer weiter sinkenden Almosen geprägte Dasein im grauen und elendigen Kilmarnock, nur etwas für Idioten war. Und zwar für die Idioten, die den Levante-Lifestyle nur einmal im Jahr und selbst dann nur für höchstens eine Woche und probehalber genießen konnten.
Doch gerade als es so aussah, als würden sie vorankommen, schien ihr Glück zu Ende zu gehen. Lizzie wurde schwanger und musste zurück in die überfüllte Wohnung der Eltern. Bobby, der einen Vertrag bis Saisonende im November 1984 unterschrieben hatte, fällte, ermutigt durch Hammy, die egoistische Entscheidung, in Spanien zu bleiben. Wenig überraschend, war dieser Moment für das junge Paar der Anfang vom Ende. Drei Wochen nach ihrer Rückkehr nach Schottland hatte Lizzie eine Fehlgeburt. Bobby und Hammy kamen zum Saisonende nach Hause, aber Lizzie blieb bei ihrer Familie, bis es im Frühjahr 1985 wieder gen Süden ging. Es schien zwar, als hätte das Pärchen den Beziehungskummer gut verkraftet, aber zumindest für Bobby fühlte es sich nie wieder so an wie früher. Zu viel hatte sich verändert. Mit einem Mal gab es da diese Erwachsenenprobleme, ernsthafte Themen, die es Bobby unmöglich machten, seinen unbeschwerten Peter-Pan-Lifestyle weiterzuleben. In seinen Augen hatten sie auch Lizzie verändert. Er sah sie nun anders als früher und konnte ihr gegenüber nicht einmal zugeben, dass er eigentlich erleichtert war. Stattdessen lautete sein Rezept: Distanz vergrößern und emotionale Konfrontationen vermeiden.
Und jetzt, vier Jahre nachdem sie in die unkomplizierte, warme Welt der Ferienhauptstadt der Costa Blanca eingetaucht waren, schien dieser Ort mit einem Mal all das verloren zu haben, was ihn einst so attraktiv für die beiden Jugendlichen gemacht hatte. Lizzie, von der Bobby einmal geglaubt hatte, dass sie die Liebe seines Lebens sein würde, eröffnete ihm bei ihrem Strandspaziergang, dass sie wieder schwanger war. Als sie die Worte aussprach, erhob sich ein lautes Grölen aus den Kneipen an der Strandpromenade. Diego Maradona hatte gerade den Ball über den Kopf von Peter Shilton hinweg in das englische Tor gedonnert. Kurz nachdem er sich durch die gesamte englische Abwehr getanzt hatte, um eines der sagenhaftesten WM-Tore aller Zeiten zu schießen, war die Beziehung zwischen Bobby Cassidy und Lizzie King Geschichte. Mit beißendem Spott eröffnete sie ihm, dass das Baby dieses Mal nicht von ihm war, sondern von Javier, dem Chefanimateur des Hotelkomplexes, in dem sie alle arbeiteten. Hammy meinte später, Bobby hätte Glück gehabt und wäre gerade noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Aber es brauchte eine Weile – und den Umzug in ein anderes Resort –, bis Bobby dies genauso sah.