IMPRESSUM: Nelles Pocket: Andalusien – Costa del Sol, Costa de la Luz

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ISBN 978-3-86574-564-4

- F1420 -

HÖHEPUNKTE

xxRonda (S. 28): Eine eindrucks-volle, von einer kühnen Brückenkons-truktion überspannte Schlucht, die äl-teste Stierkampfarena des Landes und ein hübsches, lebhaftes Stadtzentrum locken viele Besucher hierher.

xxWeiße Dörfer (Pueblos blan-cos) (S. 30): Ein strahlend weißes Dorfensemble auf einem hohen Berg-gipfel oder an einem steilen Felsab-bruch – dieses klassische andalusische Postkartenmotiv lässt sich auf der „Rou-te der Weißen Dörfer“ nach Herzenslust und aus jedem Blickwinkel fotografie-ren und entdecken.

xxAlpujarras (S. 34): Eine der schönsten und rauesten Bergland-schaften Spaniens, mit reizenden, von den Mauren geprägten Bergdörfern und der imposanten Schlucht xxBar-ranco del Poqueira (S. 34).

xxGranada (S. 35): Die ge-schichtsträchtige Stadt am Fuß der Sierra Nevada ist weltberühmt für die kunsthistorisch einmaligen Paläste, Höfe und Gärten der xxAlhambra (S. 37) – der letzten, erst 1492 aufgege-benen Festung der Mauren.

xxCabo de Gata (S. 47): Die Halbinsel südöstlich von Almería mit vulkanischen Felsformationen, feinen Sandstränden und einer seltenen Flo-ra ist als Naturpark geschützt.

xxSevilla (S. 61): In der südspa-nischen Metropole pulsiert das Leben zwischen Tradition und Moderne. Ne-ben den großen Sehenswürdigkeiten – xxKathedrale (S. 63), xxReales Alcázares (S. 64) und xxBarrio de Santa Cruz (S. 66) – warten roman-tische Plätze, stilvolle Einkaufsstraßen und zahllose Bars und Restaurants auf Entdeckung. Höhepunkte im Jahreslauf

sind die Prozessionen zur xxSemana Santa (Karwoche; S. 61 u. 17) und das Volksfest xxFeria de Abril (S. 61 u. 17).

xxWallfahrt von El Rocío (S. 74 u. 17): Das verschlafene Dorf ist ein-mal im Jahr, am Pfingstwochenende, Ziel einer großen Wallfahrt.

xxParque Nacional de Doñana (S. 74): Der Nationalpark umfasst das Mündungsgebiet des Río Guadal-quivir, in dem Reste von Korkeichen-wäldern gedeihen und eine reiche Tierwelt beheimatet ist.

xxCórdoba (S. 80): Im 10. Jh. war Córdoba das strahlende Zentrum von „Al-Andaluz“ und eine der größten Städte der Welt; seine arabischen Herr-scher hinterließen den einzigartigen Bau der xxMezquita mit ihrem be-rühmten Säulenwald. Trotz der christ-lichen Rückeroberung 1236 blieb sie der Nachwelt erhalten – umgewidmet zur Kathedrale.

xxMedina Azahara (S. 84): Vor den Toren Córdobas erstrecken sich die eindrucksvollen Überreste der einstigen Palaststadt der arabischen Omaijaden-Dynastie.

xxSierras de Cazorla y Segura (S. 88): Eindrucksvolle Berglandschaft, in der die Quelle des Río Guadalquivir entspringt.

xBenalmádena (S. 24): Ein be-sonders malerisches Dorf an der be-rühmten Costa del Sol.

xGibraltar (S. 25): Der berühmte Fels an der Straße von Gibraltar ist bis heute in britischer Hand.

xCosta de la Luz (S. 51): Mit endlosen Sandstränden, hübschen Dörfern und dem wellenbewegten Atlantik ist die „Küste des Lichts“ ein Paradies für Ruhe suchende Urlauber – und für Windsurfer.

EINSTIMMUNG

Leidenschaftlicher Flamenco, stolze Toreros, katholische Büßerrituale bei der Semana Santa, Fiestas unter hei-ßer Sonne – Andalusien verkörpert den Inbegriff von „typisch spanisch“. Immerhin liegt die Wiege des Flamen-co ebenso wie die des Stierkampfs in der – heute autonomen – Region An-dalucía. Die Andalusier sind sehr stolz auf ihre Kultur und ihre Traditionen und pflegen sie nicht nur auf großen Festen, sondern auch im täglichen Le-ben.

Andalusien ist geografisch äußerst abwechslungsreich und kann fast je-den Urlaubswunsch erfüllen. Millio-nen Besucher aus Mitteleuropa zieht es jedes Jahr an die sonnenverwöhn-ten Strände der Costa del Sol, rund um Málaga erstrecken sich moderne Ferienorte mit perfekter touristischer Infrastruktur. Doch die Costa del Sol ist nur ein Teil von Andalusien; ursprüng-licher, aber auch windiger präsentiert

sich die Costa de la Luz mit ihren Sur-ferstränden am Atlantik, während im Hinterland die bis zu 3481 m hohe Sierra Nevada, das Tal des Guadalqui-vir, Oliven- und Korkeichenhaine und sonnenverbrannte Ebenen das Bild bestimmen.

Andalusien blickt auf eine lange Geschichte zurück: Römer, Westgoten, Juden, „Mauren“ (Araber und Berber) haben ihre Spuren hinterlassen. Aus der Zeit der muslimischen Herrschaft sind in Städten wie Córdoba, Grana-da oder Sevilla eindrucksvolle Bauten erhalten. Auch die postkartenschönen Weißen Dörfer sind maurischen Bau-meistern zu verdanken.

Unter der heißen Sonne gedeihen süße Trauben. Sie werden zu schweren Weinen und edlem Sherry veredelt: Jerez de la Frontera ist das Zentrum der Sherry-Produktion. Ein trockener Fino, dazu ein Tapas-Teller mit Oliven, Serrano-Schinken, Tortilla und Chorizo – auch kulinarisch ist Andalusien eine Reise wert.

Von den Ursprüngen

Um 20 000 v. Chr. Die Cueva de la Pileta in Andalu-sien zählt zu den bemerkenswertesten Zeugnissen prähistorischer Kunst.

Um 2500 v. Chr. Monumentale Grab- und Kultbau-ten (wie z. B. in Antequera) der Megalithkultur.

Um 1100 v. Chr. Die Phönizier errichten Handels-stützpunkte entlang der Küste, darunter das spätere Cádiz und Málaga.

Ab 600 v. Chr. Die Karthager übernehmen die phönizischen und griechischen Handelsplätze an der Küste Süd- und Ostspaniens. Sie steigen zur führenden See- und Handelsmacht im westlichem Mittelmeerraum auf.

Römer und Westgoten

Ab 206 v. Chr. Die Gründung der ersten römischen Kolonie Itálica bildet den Auftakt für eine tiefgrei-fende Romanisierung des Landes. Aus Spanien stammen die römischen Kaiser Trajan, Hadrian und Theodosius.

Ab 400 n. Chr. Zerfall des Römischen Imperiums, die Völkerwanderung beginnt. Die Vandalen geben Andalusien (Land der Vandalen) den Namen.

450-711 Die Westgoten etablieren sich auf der Ibe-rischen Halbinsel und wählen Toledo zur Hauptstadt ihres Königreiches. 587 werden sie unter Rekkared I. christianisiert.

781 Jahre muslimische Herrschaft

711 Der berberische Heerführer Tarik besiegt die Truppen des westgotischen Königs Roderich in Andalusien. Fast die gesamte Halbinsel gerät unter maurische (arabisch-berberische) Herrschaft.

722 Beginn der christlichen Rückeroberung.

756 Der Omaijade Abd ar-Rahman I. aus Syrien, ein Araber, gründet das Emirat von Córdoba.

929 Abd ar-Rahman III. erhebt Al-Andaluz zum un-abhängigen arabischen Kalifat des Westens. Wirt-schaft, Kultur und Wissenschaft blühen auf.

1031 Das Kalifat von Córdoba löst sich in zahlreiche Teilkönigreiche (Taifas) auf.

1066 Erstes Pogrom Europas: Muslime massakrie-ren 4000 jüdische Mitbürger in Granada.

1085 Einnahme von Toledo durch den kastilischen König Alfonso VI.

1086-1145 Die Berberdynastie der Almoraviden stellt die Herrscher in Al-Andaluz.

1150 Die berberischen Almohaden besiegen die Almoraviden und residieren fortan in Sevilla.

1212 In der Schlacht von Las Navas de Tolosa unter-liegen die Almohaden, und König Fernando III. von Kastilien erobert danach fast ganz Südspanien.

1238-1492 Das Königreich von Granada ist die letz-te Bastion der muslimischen Mauren.

1469 Die Hochzeit der Isabella von Kastilien mit Fernando von Aragón schafft die Grundlage für die Vereinigung beider Königreiche.

1478 Die Inquisition beginnt, zum Christentum konvertierte Juden zu verfolgen.

1492 wird das Königreich Granada eingenommen, damit ist das jahrhundertelange Unternehmen der Reconquista abgeschlossen. Isabella I. und Fernan-do II. erhalten vom Papst den Beinamen „Katholi-sche Könige“. Zwangstaufe bzw. Vertreibung der Ju-den; später auch Verfolgung konvertierter Mauren.

1503 Sevilla erhält das Monopol für den Handel mit den neuen Kolonien.

Die Herrschaft der Habsburger

1516 Nach Fernandos Tod besteigt sein Enkel Carlos I. als erster Habsburger den spanischen Thron.

1519 Carlos I. wird als Karl V. zum deutschen Kaiser gekrönt.

1556-98 Inthronisation von Philipp II., dem Sohn Kaiser Karls.

1568-70 Aufstände der zwangsbekehrten Mauren (Morisken) werden niedergeschlagen.

1609 Ausweisung der letzten Morisken.

Spanien unter den Bourbonen

1701-14 Im spanischen Erbfolgekrieg setzt sich der Bourbone Philipp von Anjou gegen den Habsburger Erzherzog Karl von Österreich durch. Gibraltar fällt im Frieden von Utrecht (1713) an Großbritannien.

1808-14 Truppen Napoleons besetzen ganz Spani-en, nur die Stadt Cádiz wird nicht eingenommen.

1812 Die Cortes (Nationalversammlung) verab-schieden in Cádiz die erste liberale Verfassung.

1814-33 Fernando VII. kehrt aus französischer Ge-

fangenschaft zurück und hebt die Verfassung auf.

1821 Mexiko wird unabhängig.

1873-74 Die erste spanische Republik kann sich nicht lange halten, mit Alfonso XII. beginnt die Res-tauration der Bourbonenherrschaft.

1889 Spanien verliert mit Kuba, Puerto Rico und den Philippinen seine letzten Kolonien.

20. / 21. Jahrhundert

1923 General Primo de Rivera errichtet eine Dikta-tur in Spanien.

1931 Nach den Siegen der Republikaner bei den Kommunalwahlen dankt Primo de Rivera ab, König Alfonso XIII. verlässt Spanien. Die Zweite Republik wird ausgerufen.

1936-39 Die Militärrevolte unter General Franco in Spanisch-Marokko bildet den Auftakt für den Spa-nischen Bürgerkrieg mit einer halben Million Toten.

1939-75 Franco regiert diktatorisch. Im 2. Welt-krieg bleibt Spanien weitgehend neutral, auch we-gen der desolaten Wirtschaftslage. Mit dem Stabi-litätsplan von 1959 geht es wirtschaftlich bergauf.

1975 Nach dem Tod des Diktators Franco leitet Juan Carlos I. mit Ministerpräsident Adolfo Suárez die Demokratisierung Spaniens ein.

1977 Erste freie Parlamentswahlen.

1978 Spanien wird konstitutionelle Monarchie.

1981 Ein Putschversuch von Teilen der Guardia Civil und des Militärs scheitert, da sich König Juan Carlos klar zur Demokratie bekennt.

1982 Spanien tritt der NATO bei.

1986 EU-Beitritt und Wirtschaftsaufschwung.

2002 Euro-Einführung.

2004 Islamistischer Terroranschlag in Madrid.

2008 In Spanien platzt die Immobilienblase.

2011 Schuldenkrise; harter Sparkurs. Andalusien hat die höchste Arbeitslosenquote Europas.

2014 Felipe VI. folgt seinem Vater Juan Carlos I., der abdankt, auf den Königsthron.

2015 Der Tourismus in Andalusien boomt.

2017 Das Unabhängigkeits-Referendum der Kata-lanen und die Inhaftierung führender katalanischer Politiker sorgen für Unruhe in Spanien. Andalusiens Arbeitslosenquote beträgt noch immer 25 %.

2020 Die Zahl der aus Marokko illegal nach Andalu-sien kommenden afrikanischen Migranten ist hoch und deren Rückführung problematisch. Der Grenz-zaun in der Exklave Ceuta wird mehrmals gestürmt.

SHERRY

Nördlich der Bucht von Cádiz, nur wenig über dem Meeresspiegel, liegt das Anbaugebiet des Jerez. In dem Dreieck zwischen Sanlúcar de Barra-meda, El Puerto de Sta. María und Jerez de la Frontera werden die besten und berühmtesten Südweine Spaniens aus der weißen Palomino-Rebe gekeltert.

Die Nähe zum Meer, die enorme Sonnenscheindauer bei relativ großen Niederschlagsmengen und der weiße alberiza-Boden, der sich bei Regen wie ein Schwamm mit Wasser vollsaugt und das Sonnenlicht von unten auf die Trauben zurückwirft, all das trägt dazu bei, dass hier ein Wein von ganz erlesener Qualität entstehen kann.

Das Herstellungs- und Reifeverfah-ren des Sherry ist ungewöhnlich: In den bodegas liegen in langen Gängen

die Eichenfässer in drei bis sieben Rei-hen aufeinandergeschichtet, unten die Fässer mit den ältesten Weinen, den so-leras. Von diesen wird von Zeit zu Zeit jeweils nur etwa ein Drittel des Weines entnommen; der frei werdende Platz im Fass wird aus der nächst höheren Fassreihe, der ersten criadera-Reihe, nachgefüllt. Bis zu sechs criaderas muss ein Wein durchlaufen, bis er ausgereift ist. Die Fässer werden nie geleert. Das Jahr, in dem dieser Vorgang beginnt, wird als das „Alter“ des Weins angege-ben; Mindestalter ist drei Jahre.

Dieses Verfahren, verbunden mit der langen Erfahrung der Weinbauern, hat zur Folge, dass die Qualität des Sherry nicht von jährlichen Klimaschwan-kungen abhängt. Die Menge variiert jedoch deutlich je nach Erntejahr: Zwi-schen ein und zwei Millionen Hektoliter werden hier jährlich produziert.

Eine weitere Besonderheit sind die Mikroorganismen im Wein. Einige Weine bilden im ersten Lagerjahr des Mostes, bevor der oben geschilderte

Prozess beginnt, eine Art Ferment, das Hefeflor genannt wird und die Oxy-dation verhindert; diese deshalb hell bleibenden Weine werden dann als Fino bezeichnet.

Die wichtigsten Typen des gespri-teten (mit Alkohol versetzten) Sherry sind: Fino: 15-17% Alkohol, hell, leicht trocken. Amontillado: 16-18%, bei län-gerer Reife im Most-Stadium auch bis 24%, dunkler, mit einer Spur von Man-delgeschmack. Oloroso: 18-20%, gold-farben, etwas schwerer. Palo cortado: 18-20%, ein sehr dunkler, eher seltener Wein, im Geschmack liegt er zwischen Amontillado und Oloroso. Cream: be-steht aus überreifen Trauben, im Ge-schmack ist er süß, basierend auf dem Oloroso. Moscatel: schwer und süß, wird aus Rosinen der Muscat-Trauben her-gestellt. Manzanilla, was sonst Kamille bedeutet, heißen die finos aus Sanlúcar, sehr trocken und leicht säuerlich.

Insgesamt dreizehn Dörfer, liefern ihre Ernte für die Sherry-Herstellung, die „Erziehung“, wie es heißt. Aber

auch die Weine des Condado (Niebla, Provinz Huelva), aus Chiclana oder aus Montilla-Moriles (Provinz Córdoba) werden nach demselben Verfahren hergestellt, wobei der Montilla jedoch aus anderen Trauben gemacht wird (Pedro Ximénez).

Die Geschichte der Weine von Jerez ist seit den Phöniziern dokumentiert. 1588 brachten die Engländer eine Schiffsladung nach Plymouth. Im 19. Jh. stiegen die Engländer ins Sherry-geschäft ein, und Firmen wie Sande-man, Croft, Williams & Humbert, Terry, Osborne oder Garvey investierten in das lukrative Geschäft.

Mit langstieligen Probierkelchen, venencia genannt, schöpft der Winzer Proben aus den Fässern, um die Reife festzustellen. Die Gläser, aus denen der Wein getrunken wird, haben eine ähnlich schmale Form, um die Blume zu erhalten. In den Bars der Gegend wird kaum ein anderer Wein serviert: kein Tischwein, aber zu tapas ist der eisgekühlte fino genau das Richtige.