Seelengefährten, die uns zutiefst
menschlich machen
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Copyright © Verlag »Die Silberschnur« GmbH
ISBN: 978-3-89845-358-5
eISBN: 978-3-89845-872-6
1. Auflage 2019
Umschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendung des Motivs #93215377, www.photos.com
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Wir sollten begreifen, dass alles das Werk des Großen Geistes ist. Wir sollten wissen, dass der Große Geist in allem wohnt: in den Bäumen, im Gras, in den Flüssen, in den Bergen und selbst in den vierbeinigen und geflügelten Wesen.
Wichtiger noch: Wir sollten verstehen, dass der Große Geist auch über all diesen Dingen und Wesen ist. Wenn wir das alles tief im Herzen verstehen, dann werden wir den Großen Geist fürchten und lieben und erkennen: Und dann werden wir sein und handeln und leben nach dem Willen des Geistes.
Black Elck
Vorwort
Einführung – Was ist Spiritualität?
1. Wir sind alle sterblich
Wissen Tiere, dass sie sterben müssen?
2. Götter, Kobolde und kleine grüne Männchen
Haben Tiere einen Sinn für das Übernatürliche?
3. Lieder, die von Herzen kommen
Warum singen Vögel?
4. Kunst um der Kunst willen
Warum zeichnen Tiere?
5. Evolution und Ethik
Können Tiere Recht und Unrecht unterscheiden?
6. Partner fürs Leben
Können Tiere lieben?
7. Spielen macht Spaß
Warum tanzen Kraniche?
8. Die Augen der Hoffnung
Sind sich Tiere ihrer selbst bewusst?
9. Das nachdenkliche Selbst
Würden wir in einer Welt ohne Tiere unsere Seele verlieren?
10. Jemand, nicht etwas
Haben Tiere eine Seele?
Anmerkungen und Bildnachweise
Über den Autor
Tiere sind uns Menschen in vielen Dingen überlegen. Denken wir nur daran, dass sich viele Tiere vor Ausbruch eines Erdbebens in auffälliger Weise unruhig verhalten. So beobachtet man in China von wissenschaftlicher Seite aus das Verhalten der Tiere, um die Früherkennung eines Erdbebens zu ermöglichen und noch rechtzeitig reagieren zu können.
Von Ratten wissen wir, dass sie ein ankerndes Schiff rechtzeitig verlassen, bevor es wenige Tage später auf See versinken wird. Denken wir auch an die Zugvögel, die jedes Jahr Tausende von Kilometern zu ihrem Winterquartier fliegen, um mit Sicherheit im Frühling zu ihren Heimatorten zurückzukehren – ohne sich durch Karten, Kompasse oder Leuchttürme orientieren zu müssen.
Wer oder was ermöglicht den Tieren diese höheren Fähigkeiten, über die der Mensch nur in Ausnahmefällen oder in einem ganz geringen Maß verfügt?
Liegt bei den Tieren eine innere Programmierung vor? Arbeitet ihr Instinktverhalten wie ein eingebauter Computer? Oder sind es geistige Kräfte, die sie leiten oder rechtzeitig warnen? Sind sie vielleicht nur sensibler für Mitteilungen aus höheren Sphären als wir Menschen?
Dem Einwand eines Wissenschaftlers, dass die jährlichen Flüge der Zugvögel auf genetisches Instinktverhalten zurückzuführen seien, soll folgendes Beispiel gegenübergestellt werden: Ein Taubenzüchter aus Hamburg übermittelte seinem Kollegen in Bayern eine Botschaft durch eine Brieftaube. Dieser behielt die Taube längere Zeit bei sich, bevor er sie mit seiner Rückantwort versah und nach Hamburg zurückschickte. In der Zwischenzeit war der Hamburger Taubenzüchter mitsamt seinen Tauben nach Kaiserslautern umgezogen. Doch jene ausgesandte Taube flog nicht – wie zu vermuten wäre – nach Hamburg, sondern direkt zu dem ihr noch unbekannten neuen Heimatort ihres Besitzers. Man könnte einwenden, dass diese paranormalen Erscheinungen nicht unbedingt besagen, dass Tiere eine Seele haben, sondern allein Ausdruck ihrer geistigen Fähigkeiten sind.
Warum steht mancher Hund schon in freudiger Erwartung schwanzwedelnd an der Tür, wenn sich eine geliebte Person dem Haus naht, ohne dass er deren Schritte schon vorher wahrnehmen konnte?
Von der Liebe wissen wir, dass ihr eine besondere Schwingungsqualität eigen ist. Verbindet sich aber die Liebe mit paranormalen Fähigkeiten, so lassen sich bei Tieren unfassbare Wunder beobachten. Liebe ist eine seelische Qualität. Ein Hund wurde von seinen Besitzern schweren Herzens bei Freunden in Kalifornien zurückgelassen, als sie wegen eines neuen Arbeitsplatzes nach Wisconsin umziehen mussten. Nach einigen Monaten bellte es vor ihrer Tür. Als sie öffneten – sie trauten ihren Augen nicht – stand ihr Hund vor ihnen, außer sich vor Freude. Er war über dreitausend Kilometer weit gelaufen. Die Liebe zu »Herrchen und Frauchen« hat ihn diesen weiten Weg gehen lassen. Wer aber hatte ihm den Weg gewiesen? War es die Liebe, die wie ein Magnet wirkte?
Wer hat nicht von jenen wahren Berichten vernommen, dass sich ein Hund nach dem Hinscheiden seines Besitzers auf dessen Grab legte, bis er selbst dort starb?
Eine andere bewegende Geschichte: Ein älterer, alleinlebender Mann hatte in seinem entlegenen Haus mehrere Katzen, die er über alles liebte. Bei einer plötzlichen Krankheit wurde er in die etwa 20 km entfernte Klinik gebracht und dort stationär behandelt. Eines Tages miaute es vor seiner Zimmertür. Als man öffnete, sprang seine Lieblingskatze aufs Bett. Wie war sie in das Krankenhaus hineingekommen? Woher wusste sie, wo ihr Herrchen lag? Die Krankenschwestern und Ärzte waren von dieser Begebenheit so gerührt, dass ihr Patient seine Lieblingskatze im Zimmer behalten durfte.
Wer behauptet, bei solchen Wiedervereinigungen von Tier und Mensch müsse immer der Liebesmagnet des Menschen vorrangig sein, den mögen die Liebestaten und Liebesbeweise selbst unter Tieren unterschiedlicher Rassen nachdenklich machen.
Liebe ist der höchste Ausdruck seelischen Verhaltens. Wer dem Tier eine Seele abspricht, kann dieses nur im Kopf tun, nicht aber mit dem Herzen, denn der Kopf ist oft Widersacher des Herzens. Tieren jedoch fehlt der Verstand, der uns Menschen allzu oft unglücklich macht und unsere Gefühle unterdrückt. Tiere – wie auch Kinder – leben ihre Gefühle und seelischen Regungen unmittelbar aus. Darin sind sie uns Erwachsenen überlegen und können uns als Beispiel dienen für Aufrichtigkeit, Unmittelbarkeit, Hingabe und bedingungslose Liebe, die das Endziel unserer vielen Reinkarnationen auf Erden sein sollte.
Ein weiterer Gesichtspunkt sollte uns nachdenklich und zugleich dankbar machen: Ohne die Hilfe des Tieres wäre die Kulturentwicklung der Menschheit undenkbar: Was vor allem Pferd, Kamel, Rentier, Elefant, Rind, Hund und Katze als liebevolle Helfer und Freunde des Menschen geleistet haben, verdient eine eigene Darstellung. Wesentlich ist, dass die menschliche Zivilisation nicht einseitig als feindliche Auseinandersetzung und Bezwingung der Tierwelt gesehen werden darf. Die Entwicklung von Handel, Verkehr und Transport sowie Ackerbau war ohne die Hilfe der Tiere nicht denkbar, von dem heiklen Ernährungsproblem einmal abgesehen.
Wohl steckt die Angst vor dem wilden Tier noch in uns allen. Doch ist es nicht die herrschsüchtige Betrachtungsweise des Menschen, Tiere wie Schlangen, Tiger, Löwen, Wölfe, Haie als seine geborenen Feinde zu behandeln? Würde »Friede mit der Natur« nicht heißen, auch mit diesen Tieren auf verschiedene, ihrer Natur entsprechende Weise in ein freundschaftliches Verhältnis zu treten? Nicht sie haben dem Menschen je den Krieg erklärt. Es ist eine Projektion des unfriedlichen Menschen, dass sie uns als geborene Feinde und Beutestücke sähen. Eher hat sich in ihrem Gedächtnis die Angst vor dem jagenden und ausrottenden Menschentier aufgrund von jahrtausendealter Erfahrung festsetzen müssen.
Das vorliegende Buch von Gary Kowalski kann nicht diese ganze Geschichte und weitergehende Problematik wiedergeben. Doch es vermag eines aufzuzeigen, was die Grundlage alles Weiteren sein muss und was über alle Nützlichkeitserwägungen weit hinausgeht: Alle »höheren« Tiere, nicht allein unsere Haustiere, sind liebesfähige, empfindsame Seelen. In ihrer Liebe spiegelt sich die des Schöpfers. In ihrer so vielfältigen Variation derselben Geschöpflichkeit liegt eine Botschaft des »Großen Geistes«, ohne die Erde und Menschheit ärmer wären.
Jeder braucht einen spirituellen Führer – einen Geistlichen, einen Rabbi, einen Berater, einen klugen Freund oder einen Therapeuten. Mein kluger Freund ist ein Hund. Er verfügt über tiefes Wissen, an dem er mich teilhaben lässt. Er schließt leicht Freundschaften und ist nicht nachtragend. Er hat Freude an einfachen Vergnügungen und nimmt jeden Tag so, wie er kommt. Wie ein wahrer Zenmeister isst er, wenn er Hunger hat, und schläft, wenn er müde ist. Er hat keine Komplexe, was den Sex betrifft. Und vor allem schenkt er mir eine bedingungslose Liebe, die nachzuahmen den Menschen wohl anstünde.
»Ich glaube, ich könnte alles aufgeben und mit den Tieren leben; sie sind so ruhig und selbstgenügsam«, schreibt der Dichter Walt Witman. »Ich stehe da und betrachte sie in einem fort.«
Er fügt hinzu:
»Sie machen sich keine Sorgen und jammern nicht über ihre Lage; sie liegen nachts nicht wach und weinen über ihre Sünden; sie belästigen mich nicht mit Gesprächen über ihre Pflichten gegenüber Gott. Kein Tier ist unzufrieden, keines ist besessen vom Streben nach Besitz; keines kniet vor dem anderen nieder, auch nicht vor Artgenossen, die vor Jahrtausenden starben; und auf der ganzen Welt gibt es kein vornehmes oder unglückliches Tier.«
Natürlich hat mein Hund auch seine Fehler. Er fürchtet sich vor Knallfröschen und versteckt sich im Kleiderschrank, wenn wir den Staubsauger anmachen. Doch im Gegensatz zu mir fürchtet er nicht, was andere von ihm denken, und macht sich keine Sorgen über sein Ansehen in der Öffentlichkeit. Er bellt den Briefträger und den Zeitungsjungen an; doch im Gegensatz zu einigen Leuten, die ich kenne, knurrt er niemals Kinder an und verbellt nicht seine Frau.
Mein Hund ist eine Art Guru. Wenn ich zu ernst und zu beschäftigt bin, erinnert er mich daran, wie wichtig Spaß und Spiel sind. Wenn ich mich zu sehr in abstrakten Ideen verfange, erinnert er mich daran, wie wichtig Bewegung und Körperpflege sind. Entsprechend seiner eigenen Entwicklungsstufe zeigt er mir, dass es möglich sein müsste, ohne innere Konflikte oder Neurosen zu leben – unkompliziert, natürlich und voller Lebensfreude.
Mark Twain meinte vor langer Zeit, der Mensch könne eine Menge von den höheren Tieren lernen. Dass sie weder das statische Rauschen noch die Interkontinentalrakete noch Fernsehprediger erfunden haben, schließt nicht aus, dass sie spirituell entwickelt sind.
Aber was bedeutet es für ein Tier (auch für das Menschen-Tier), spirituell entwickelt zu sein? Meiner Ansicht nach bedeutet es vielerlei: die Herausbildung eines Moralgefühls, Freude am Schönen, Kreativität, die Erkenntnis, Teil eines größeren Ganzen zu sein, wie auch ein Gefühl für Geheimnisse und Wunder hinter alledem. Das sind die kostbarsten Gaben, die wir besitzen; aber es gibt nichts Esoterisches oder Übernatürliches an diesen »spirituellen« Errungenschaften. Ich behaupte sogar, dass Spiritualität ganz natürlich ist, fest in der biologischen Ordnung verwurzelt und in der Ökologie Teil alles Lebendigen.
Ich bin von Beruf Gemeindepfarrer. Meine Arbeit berührt den schwer fassbaren, vielleicht nicht definierbaren Bereich des Geistigen. Ich bete mit Sterbenden und tröste Hinterbliebene. Ich nehme teil an der Freude der Eltern, taufe ihre Kinder und heiße das neue Leben auf der Welt willkommen. Ab und zu helfe ich Menschen, moralische Zweifel zu bewältigen und ethische Entscheidungen zu treffen. Ich wirke auch bei der Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit; ich fördere ihre natürliche Fähigkeit, Ehrfurcht und Mitgefühl zu empfinden. Woche für Woche stehe ich vor meiner Gemeinde und versuche, von den größten Geheimnissen der menschlichen Existenz zu sprechen. Vor einigen Jahren wurde mir aber bewusst, dass Menschen nicht die einzigen Tiere auf Erden sind, die Zugang zur geistigen Welt haben.
Dies ist ein Buch über das spirituelle Leben der Tiere. Bisher wurde viel über die Intelligenz der Tiere und ihre Fähigkeit, Probleme zu lösen, geschrieben. Doch Spiritualität hat mit Problemlösung noch weniger zu tun als mit jenen Problemen, über die wir lediglich nachdenken können. Wir können uns zum Beispiel Gedanken über den Tod machen, ohne jemals das Problem unserer Sterblichkeit zu »lösen«. Wenn ich mich mit dem spirituellen Leben der Tiere befasse, kümmere ich mich daher weniger um die Leistungsfähigkeit des Gehirns, um Gedächtnis und Lernvermögen, sondern mehr um subtilere Aspekte der Intelligenz wie Einfühlungsvermögen, Kreativität und Vorstellungskraft.
Wenn wir die Spiritualität anderer Arten untersuchen, begeben wir uns auf unerforschtes Gelände. Sind sich Tiere ihrer selbst bewusst oder nicht? Haben Tiere Kummer? Denken sie über das Ende des Lebens nach? Können Tiere träumen? Haben sie ein Gewissen, eine Vorstellung von Recht und Unrecht? Machen andere Spezies Musik, oder lieben sie Kunst?