Vivien Keller (23) ist mit ätherischen Ölen aufgewachsen. Selbstgemachte Rezepte gehören seither zu ihrer Leidenschaft. Hiermit inspiriert die Online-Marketing-Managerin die PRIMAVERA-Community auf Social Media und der Firmenwebsite.
Alisa Leube (33) ist gelernte Geigenbauerin und neugierige Weltenbummlerin. Als Tochter der PRIMAVERA-Gründerin Ute Leube schreibt sie heute Texte für das Familienunternehmen und leitet Projekte im Online-Marketing.
Julia Merbele (29) hatte schon als junges Mädchen einen Forscherinnengeist und mischte viele ihrer Kosmetikprodukte selbst. Sie ist ausgebildete PRIMAVERA Aromaexpertin, Referentin und Seminarleiterin.
© 2019 der eBook-Ausgabe Knaur eBook
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
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Redaktion: Désirée Schoen
Redaktion: Désirée Schoen
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ISBN 978-3-426-45616-3
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Wir wollen dich mit diesem Buch in die Welt der Naturdüfte entführen und unsere Begeisterung für ätherische Öle mit dir teilen. In neun Kapiteln führen wir dich mit kraftvollen Rezepten und persönlichen Ritualen durch verschiedene Lebensbereiche. Passend zu jedem Kapitel, stellen wir dir 33 wichtige Duft- und Heilpflanzen vor, deren Wirkung und Anwendung wir im hinteren Buchteil noch umfassender beschreiben. Mit einfachen Anleitungen wollen wir dich dazu inspirieren, selbst kreativ zu werden und den Duft deines ganz persönlichen Glücks zu entdecken.
Erlebe die Natur als Kraftquelle
für ganzheitliche Gesundheit und Lebensfreude.
Wir danken unserem großartigen Team,
unseren weisen Mentorinnen und
Mutter Natur von ganzem Herzen für die
Unterstützung, die dieses Buch möglich gemacht hat.
Seit Jahrtausenden sind die Menschen von der Welt der Düfte fasziniert und versuchen, sie auf den unterschiedlichsten Wegen »einzufangen«. Doch genau wie das Glück des Lebens verfliegen Düfte schnell und lassen sich nicht festhalten. Was sich allerdings fassen lässt, sind die ätherischen Öle, die in den Duft- und Heilpflanzen enthalten sind und die für den Duft einer Pflanze verantwortlich sind. Im intensiv duftenden ätherischen Öl ist die hoch konzentrierte Lebenskraft der Pflanze gebündelt. Mit ihren wirksamen Inhaltsstoffen sind diese Öle kraftvolle und vielseitige Begleiter für Gesundheit und Wohlbefinden. In der Alchemie gilt das ätherische Öl als »die Seele der Pflanze«.
Es wird vermutet, dass die Geschichte der Düfte schon lange vor dem Beginn schriftlicher Aufzeichnungen ihren Anfang nahm. Im alten Ägypten beispielsweise spielten Naturdüfte bereits eine große kulturelle Rolle; und von dort stammt auch der alte Spruch »Kein Tag ist glücklich ohne Wohlgeruch«. Die ursprünglichste Anwendung ätherischer Öle ist das Räuchern von Heilkräutern und Harzen, das damals für religiöse und medizinische Zwecke durchgeführt wurde und bis heute in vielen Kulturen ritueller Brauch ist. Dabei löst die Glut des Feuers das ätherische Öl aus den Pflanzenteilen, lässt sie mit dem Rauch in die Luft aufsteigen und verbreitet so ihren Duft. Daher stammt auch das Wort »Parfüm«, das sich aus dem Lateinischen per fumum, für »durch den Rauch«, ableitet.
Durch die Entdeckung der Wasserdampfdestillation, bei der das ätherische Öl durch Wasserdampf aus den geernteten Pflanzenteilen gelöst wird, wurden die pflanzlichen Duftstoffe schließlich auch in flüssiger Form verfügbar. In einem persischen Fürstengrab aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. wurde das älteste Gerät entdeckt, das auf die Gewinnung ätherischer Öle hindeutet und bis heute als Vorbild für moderne Destillationsanlagen gilt.
In der Aromatherapie wird neben den intensiv duftenden ätherischen Ölen auch mit den sanfteren Pflanzenwässern und den hautpflegenden fetten Pflanzenölen gearbeitet. Das Zusammenspiel dieser natürlichen Pflanzenstoffe entfaltet eine heilsame Wirkung auf die Psyche, mobilisiert die Selbstheilungskräfte und stärkt unser Immunsystem. Die Aromatherapie gilt als komplementärmedizinische Methode der Naturheilkunde und wird zunehmend von Therapeut(inn)en und Heilpraktiker(innen) angewendet. Ihre vorrangigen Einsatzgebiete sind Gesundheitsvorsorge, Körperpflege und Beduftung von Räumen sowie die Behandlung bei psychischer Belastung. Menschen, die im Bereich der Krankenpflege oder der Naturkosmetik arbeiten, wenden ätherische Öle vorwiegend zur Hautpflege und Unterstützung klassischer Behandlungsmethoden an.
Doch ätherische Öle sind nicht nur etwas für Fachleute, weshalb du dich auch als Privatperson in den meisten Apotheken über Aromatherapie informieren und beraten lassen kannst. Als hilfreichen Leitfaden für die Anwendung und ermutigende Inspiration zum Experimentieren wollen wir dieses Buch in deine Hände legen. Mit selbst gemischten Produkten können wir die volle Kraft der Natur nutzen, indem wir die unterschiedlichen Pflanzenstoffe intelligent miteinander kombinieren und sie an unsere individuellen Bedürfnisse anpassen. So haben die duftenden Naturschätze eine tiefe, ganzheitliche Wirkung auf Körper, Geist und Seele.
»Pflanzendüfte sind wie Musik für unsere Sinne.«
Persisches Sprichwort
Ein sehr beliebter Anwendungsbereich natürlicher Düfte ist die Raumbeduftung, da spezielle ätherische Öle wie Baum- und Zitrusöle die Luft reinigen. Gleichzeitig unterstützt das Einatmen der Düfte nachweislich die Gesundheit und das Wohlbefinden. Manche Öle fördern die Konzentration und aktivieren die Sinne, während andere bei der Entspannung helfen und für erholsamen Schlaf sorgen. Es gibt viele unterschiedliche Methoden, um Räume zu beduften. Eine hilfreiche Übersicht findest du weiter hinten in diesem Kapitel.
Ätherische Öle werden im privaten Gebrauch häufig für die Gesunderhaltung eingesetzt. Sie bauen nachweislich Stresshormone ab, schützen vor Ansteckung, stärken das Immunsystem und können beginnende Krankheitssymptome lindern. Dabei sind sie nicht nur kraftvolle Begleiter für die körperliche, sondern auch für die seelische Gesundheit und das innere Gleichgewicht, das in unserer schnelllebigen Zeit oft herausgefordert ist. Für viele Menschen sind ätherische Öle darum ein wichtiger Bestandteil ihrer Haus- und Reiseapotheke.
Streng genommen bezeichnet Aromatherapie die medizinisch-therapeutische Anwendung ätherischer Öle, die nur von Ärzt(inn)en, Heilpraktiker(inne)n und Hebammen durchgeführt werden darf. Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter Aromatherapie die Verwendung ätherischer Öle in allen Lebensbereichen, wie z. B. in der Duftlampe oder im Massageöl.
In der professionellen und häuslichen Pflege kommen ätherische Öle immer häufiger zum Einsatz. Bewährte Rezepturen werden in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Hospizen erfolgreich angewendet. In Kombination mit einem fetten Pflanzenöl als Einreibung, Massage, Waschung oder Kompresse eingesetzt, wirken die ätherischen Öle gleichzeitig sowohl über die Haut als auch den Geruchssinn. Für Fachpersonal gibt es berufsbegleitende Aromapflege-Ausbildungen.
Zur Gesunderhaltung spielt die Hautpflege eine große Rolle. Als größtes Organ des menschlichen Körpers hat die Haut viele wichtige Aufgaben und ist beispielsweise maßgeblich an Entgiftungsprozessen beteiligt. Um diese Funktion zu unterstützen und die Haut gesund zu erhalten, ist die richtige Pflege extrem wichtig. Je nach Hauttyp und individuellem Bedürfnis können ätherische Öle mit Pflanzenwässern und fetten Pflanzenölen kombiniert werden, um unsere äußere Hülle optimal zu pflegen. Die Haut spiegelt außerdem unseren seelischen Zustand wider und erzählt durch ihr Erscheinungsbild von unserem Leben. So ist die Hautpflege ein wichtiger Aspekt unseres Wohlbefindens. Hautanwendungen mit ätherischen Ölen wirken dabei immer gleichzeitig auf der körperlichen sowie der psychischen Ebene.
Viele Menschen kennen ätherische Öle aus dem Wellnessbereich. Nach alter Tradition kommen für einen duftenden Saunaaufguss ein paar Tropfen ätherisches Öl in das Aufgusswasser. Das riecht nicht nur gut, es unterstützt auch die gesundheitsfördernde Wirkung der Sauna. Ebenso eignen sich ätherische Öle ideal für duftende Aromabäder und Massageöle. Je nach Stimmung und Bedürfnis können entspannende, harmonisierende oder aktivierende Düfte gewählt werden.
Ätherische Öle können auch in der Küche verwendet werden. Sie sind traditionelle Mittel zum Aromatisieren von Speisen und Getränken, heute unter dem Begriff »Aromaküche« bekannt. Lebensmittel können so auf besondere Art veredelt und verfeinert werden. Als Ergänzung oder Ersatz für frische Kräuter und Gewürze sorgen ätherische Öle für ein feines Aroma von Gerichten. Besonders im Winter können sie beim Kochen eine aromatische Alternative zu frischen Kräutern sein. Allerdings ist eine sparsame Dosierung wichtig, da ätherische Öle einen intensiven Geschmack haben und nur in starker Verdünnung genießbar sind.
Das naturreine ätherische Öl ist ein Stoffwechselprodukt der Pflanze und wird in verschiedenen Pflanzenteilen wie den Blüten, Blättern, Wurzeln oder Fruchtschalen gespeichert. Mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben schützen ätherische Öle die Pflanze – beispielsweise vor Schädlingen, Krankheiten, Hitze oder Kälte – oder locken Insekten zur Fortpflanzung an. Jedes ätherische Öl hat einen charakteristischen Duft, eine individuelle Konsistenz und eigene Farbgebung.
Das Wort »ätherisch« leitet sich von dem griechischen Wort Aether ab, das für das Himmelreich, die Heimat der Götter und den Ursprung des Lichts, steht. »Ätherisch« bedeutet also »himmlisch« oder »feinstofflich«, was auf die Flüchtigkeit der ätherischen Öle hindeutet. Sie werden in Kopf‑, Herz- und Basisnoten eingeteilt, wobei die schweren Basisnoten langsamer verfliegen als die spritzigen Kopfnoten. Mit ihrer Flüchtigkeit ähneln Düfte dem Glück, das sich auch nie für immer einfangen lässt und nur für Momente lebendig ist.
Die Bezeichnung »Öl« ist beim ätherischen Öl missverständlich, da es sich nicht um ein fettes Pflanzenöl handelt, wie wir es als Lebensmittel kennen. Ätherisches Öl hinterlässt beispielsweise keine Fettflecken. Dennoch ist es nicht wasser-, sondern fettlöslich, weshalb es sich sehr gut für das Mischen mit fetten Pflanzenölen wie Mandelöl eignet. Chemisch betrachtet sind ätherische Öle komplexe Substanzen, die sich aus vielen unterschiedlichen Inhaltsstoffen zusammensetzen, weshalb sie als »Vielstoffgemische« gelten. Alle Inhaltsstoffe haben einzigartige, wichtige Funktionen, die erst in der komplexen Kombination miteinander ihre volle Kraft und Heilwirkung entfalten. Weil es sich um natürliche pflanzliche Rohstoffe handelt, die klimatischen Schwankungen ausgesetzt sind, können die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und somit der Duft eines ätherischen Öls von Jahr zu Jahr etwas variieren. Dieses Phänomen kennen wir von gutem Wein, der je nach den aktuellen klimatischen Anbauverhältnissen seinen individuellen Geschmack entwickelt.
Je nach Herkunft, Anbaugebiet, Höhenlage, Bodenbeschaffenheit und Klima prägen sich die charakteristischen Inhaltsstoffe ein und derselben Pflanzenart unterschiedlich stark aus. Das beeinflusst die Wirkung des ätherischen Öls maßgeblich, weshalb diese verschiedenen Ausprägungen in der Aromatherapie in verschiedene Chemotypen (CT) unterteilt werden. Ein Beispiel hierfür sind die drei Varianten des Rosmarinöls mit den Bezeichnungen Rosmarin Verbenon, Rosmarin Campher und Rosmarin Cineol.
Es gibt unterschiedliche Methoden, um die ätherischen Öle aus duftenden Blüten, Blättern, Zweigen oder sogar der gesamten Pflanze zu gewinnen. Wir stellen dir kurz die drei wichtigsten Verfahren vor.
Die bekannteste Art der Gewinnung ist die Wasserdampfdestillation, durch die über 80 % der ätherischen Öle gewonnen werden. Dabei werden die Pflanzenteile in einen Behälter geschichtet, dem heißer Wasserdampf zugeführt wird, wobei sich das ätherische Öl aus der Pflanze löst und von dem Dampf mitgetragen wird. Während des folgenden Abkühlungsprozesses kondensiert der Dampf und verflüssigt sich zu einem Öl-Wasser-Gemisch. Dabei entstehen zwei unterschiedliche Produkte gleichzeitig, die sich automatisch voneinander scheiden: das Pflanzenwasser und das leichtere, oben schwimmende ätherische Öl, das nun abgeschöpft werden kann. Diese Methode erfordert ein hohes Maß an Erfahrung, um Produkte höchster Qualität zu gewinnen. Viele Faktoren wie Destillationsdauer, Temperatur und Druck spielen dabei eine entscheidende Rolle. Der Aufwand und die Ergiebigkeit unterscheiden sich je nach Pflanze sehr stark. Um beispielsweise 1 Kilogramm Rosenöl zu gewinnen, benötigt man 3–6 Tonnen frischer Rosenblüten, während für 1 Kilogramm Lavendelöl nur etwa 160 Kilogramm frisches Lavendelkraut destilliert werden müssen. Das Pflanzenwasser beinhaltet andere wertvolle Pflanzenstoffe als das ätherische Öl und ist somit ein kostbares Nebenprodukt der Destillation.
Die Kaltpressung ist ein schonendes Verfahren, das zur Gewinnung von ätherischen Zitrusölen, den sogenannten »Agrumenölen«, eingesetzt wird. Das ätherische Öl von Zitrusfrüchten ist in den Öldrüsen der aromatischen Fruchtschalen gespeichert, die unter Wasserzufluss abgerieben und anschließend maschinell gepresst werden. Das entstehende Wasser-Öl-Gemisch wird dann zentrifugiert, wobei das Zitrusöl vom Wasser getrennt und abschließend gefiltert wird.
Es gibt ätherische Öle, die nur durch spezielle Auszugsverfahren mit verschiedenen Lösungsmitteln (z. B. Alkohol) gewonnen werden können. Extrakte, die mit Alkohol gelöst werden, sind unter anderem Vanille, Tonka und Kakao. Manchmal ist beim ersten Schnuppern der Alkoholgeruch noch riechbar; er verfliegt aber mit der Zeit, sodass der Extrakt seinen charakteristischen Duft entwickeln kann. Einige kostbare Blütenarten wie Jasmin können nur mit dem Lösungsmittel Hexan gewonnen werden. Dabei entsteht das sogenannte »Absolue«, das für seinen intensiven Duft bekannt ist und oft erst in starker Verdünnung seinen eigentlichen blumigen Charakter entfaltet. Um 1 Kilogramm Jasmin Absolue zu gewinnen, benötigt man etwa 8 Millionen frische Jasminblüten. Im Handel findet man außerdem zunehmend Produkte, die durch CO2-Extraktion gewonnen werden. Diese Methode ist allerdings noch nicht ausreichend erforscht, um sie aromatherapeutisch einzusetzen.
INTERESSANT Es gibt Pflanzen, aus denen unterschiedliche ätherische Öle gewonnen werden, wie z. B. der Bitterorangenbaum. Aus seinen weißen Blüten wird das bekannte Neroliöl destilliert, während aus den Zweigen, Blättern und unreifen Früchten das ätherische Öl Petit Grain hergestellt wird. Aus den Fruchtschalen der Bitterorange lässt sich durch Kaltpressung zusätzlich das ätherische Bitterorangenöl gewinnen.
Ätherische Öle sind für ihre komplexe, ganzheitliche Wirkung bekannt, die sich sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene vollzieht. In ihren vielseitigen Anwendungsformen können die duftenden Naturschätze über die Nase, die Schleimhäute oder die Haut aufgenommen und sogar innerlich eingenommen werden.
Viele Naturkosmetikprodukte enthalten ätherische Öle, da sie eine beeindruckende Wirkung auf die Haut haben. Sie wirken unmittelbar an der Hautoberfläche, pflegen diese und unterstützen das Abheilen von Wunden. Aufgrund ihrer fettlöslichen Eigenschaften ziehen sie auch sehr schnell in die Haut ein und gelangen so in den Blutkreislauf. Auf diese Weise verteilen sie sich im ganzen Körper und entfalten ihre heilsame Wirkung im gesamten Organismus. Ätherische Öle werden vom Körper vollständig verstoffwechselt und schließlich wieder ausgeschieden.
Gleichzeitig gelangen die Duftmoleküle ätherischer Öle durch die Nase zur Riechschleimhaut. Dort werden sie in ein elektrochemisches Signal umgewandelt. Dieses wird anschließend direkt in das limbische System in unserem Gehirn weitergeleitet, wo es Einfluss auf unsere Gefühle und unseren Hormonhaushalt nimmt.
Ebenso vielfältig wie die Welt der Duft- und Heilpflanzen sind auch die Eigenschaften der einzelnen ätherischen Öle. Manche Düfte wie Grapefruit wirken anregend, fördern die Konzentration und heben unsere Stimmung, während uns andere wie Lavendel beruhigen, entspannen und tröstend einhüllen. Wieder andere wie Ylang-Ylang regen die Sinnlichkeit an und haben eine ausgleichende Wirkung auf unser Wohlbefinden. Hautpflege-Anwendungen mit naturreinen ätherischen Ölen sind also tiefenwirksame Behandlungen, die immer ganzheitlich auf körperlicher und psychischer Ebene wirken.
TIPP Damit ein Duft das Wohlbefinden auf allen Ebenen unterstützen kann, ist es immer wichtig, dass er der jeweiligen Nase gefällt. Wie bei der Begegnung mit einem Menschen muss man ein ätherisches Öl gut riechen können, um eine rundum positive Erfahrung damit zu machen. Sprichwörter wie »den richtigen Riecher haben« deuten darauf hin, wie wichtig unser Riechsinn ist. Er spielt eine zentrale Rolle für unser soziales Leben und hilft uns dabei, uns in der Welt zu orientieren.
»Die Augen sind die Wege des Menschen, die Nase sein Verstand.«
Hildegard von Bingen
Der menschliche Geruchssinn ist hochkomplex und bis heute noch nicht vollständig erforscht. Meist ist es uns nicht bewusst, wie sehr das Riechen unser gesamtes Leben prägt. Die folgende Grafik zeigt, wie die Duftmoleküle über die Nase in das limbische System gelangen. Dort beeinflussen sie unsere Emotionen, unser Wohlbefinden und unser gesamtes Empfinden von Lebensqualität.
FUN FACTS Ein Erwachsener nimmt am Tag durchschnittlich 20 000 Atemzüge, und Babys nehmen schon ab der 28. Schwangerschaftswoche im Mutterleib Düfte wahr.
Düfte werden üblicherweise in Kopf-, Herz- und Basisnoten unterteilt. Diese drei Duftnoten haben je unterschiedliche Eigenschaften und ergänzen sich gegenseitig. Um einen besonders runden Duft zu kreieren, werden Parfüms in der Regel so komponiert, dass alle drei Noten vertreten sind. In der Aromatherapie bieten die Duftnoten zwar eine wertvolle Orientierung, die ätherischen Öle können hier jedoch nach Bedürfnis und persönlichen Vorlieben freier miteinander kombiniert werden. Da Duftvorlieben sehr subjektiv sind, solltest du dich bei der Wahl der Düfte für deine eigenen Mischungen auch immer von deiner eigenen Nase leiten lassen.
Reine ätherische Öle sind hoch konzentrierte Substanzen, mit denen wir sorgsam und sachkundig umgehen sollten. Dafür hier ein paar wissenswerte Hinweise.
Einige ätherische Öle sind zwar unbedenklich in Bezug auf die pure Anwendung auf Haut und Schleimhäuten sowie die innere Einnahme. In der Regel sollten sie jedoch immer verdünnt verwendet werden, weil beim direkten Kontakt mit sensibler Haut oder Schleimhäuten Irritationen auftreten können.
Bei besonders empfindlicher Haut oder Verdacht auf eine Allergie empfiehlt sich vor der Anwendung ein einfacher Test. Hierzu 2–3 Tropfen ätherisches Öl in 1 Esslöffel fettem Pflanzenöl (z. B. Mandelöl) mischen und auf die Haut der Armbeuge auftragen. Wenn nach 10–20 Minuten keine Hautreaktion auftritt, kann das ätherische Öl bedenkenlos in Mischungen verwendet werden.
Den direkten Kontakt von ätherischem Öl mit den Augen generell vermeiden.
Ätherische Öle sind nicht wasser-, sondern fettlöslich, weshalb sie sich gut mit fetten Pflanzenölen mischen lassen. Wenn sie allerdings mit Pflanzenwässern gemischt werden, trennt sich das ätherische Öl vom Wasser, weshalb die Mischungen vor jedem Gebrauch geschüttelt werden müssen.
Ätherische Öle sind unterschiedlich lange haltbar. Auf dem jeweiligen Etikett ist meistens angegeben, wie lange das ätherische Öl nach dem Öffnen haltbar ist. Wie ein guter Wein entwickelt sich auch der Duft mancher ätherischer Öle mit der Zeit. Andere sind dagegen sehr viel sensibler und sollten unbedingt zeitnah verbraucht werden, wie z. B. Teebaumöl, Nadelbaum- und Zitrusöle. Sie sollten nach dem Öffnen für Anwendungen auf der Haut innerhalb von 6–12 Monaten verbraucht werden.
Für eine möglichst lange Haltbarkeit ist die richtige Lagerung – bei Raumtemperatur und lichtgeschützt – wichtig. Für selbst gemachte Mischungen eignen sich deshalb besonders Braunglasflaschen, um die Öle vor Tageslicht zu schützen.
Der intensive Kontakt mit Sauerstoff kann ätherische Öle schneller altern lassen. Auch verflüchtigen sich manche Öle bei Kontakt mit Luft sehr schnell. Es ist also wichtig, das Fläschchen nach jedem Öffnen baldmöglichst wieder zu verschließen, damit die ätherischen Öle lange frisch und wirksam bleiben.
In einer Mischung mit Pflanzenwässern oder fetten Pflanzenölen sollte der Anteil ätherischen Öls in der Regel 0,5–3 % betragen. Als Orientierung gilt, dass eine 1%ige Mischung etwa 20–25 Tropfen ätherischem Öl auf 100 Milliliter Basisöl (z. B. Mandelöl) entspricht. Die folgende Tabelle erleichtert dir das Umrechnen.
WICHTIG Jedes ätherische Öl hat eine individuelle Dichte, Konsistenz und besondere Eigenschaften, die die Dosierung beeinflussen. Manche sind flüssig wie Wasser, andere sehr zähflüssig. Deshalb ist es wichtig, bei jedem ätherischen Öl die jeweilige Dosierungsempfehlung zu beachten, die du auf dem Etikett des Fläschchens findest.
Um Räume mit ätherischen Ölen zu beduften, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Dabei hängt es von der Raumgröße ab, welches Gerät und welche Dosierung sich am besten eignen. Diese Tabelle dient dir als hilfreiche Orientierung.
Duftgerät | Anwendungsbereich | Dosierung in Tropfen | Reichweite in Metern |
Duftstein / -vlies | Bad, Auto, Schlafzimmer, Hotel | 3–5 | 1 |
Duftlampe | Wohnzimmer, Büro, Küche | 5–10 | 2–3 |
Vernebler | Wohnzimmer, Büro, Küche | 3–5 | 4–5 |
Duftbrunnen | Wohnzimmer, Büro | 5–10 | 3–4 |
Viele Menschen kennen fette Pflanzenöle vorrangig aus dem Lebensmittelbereich, doch sind sie darüber hinaus auch bedeutende Heil- und Hautpflegemittel. Genau wie das ätherische Öl ist auch das fette Pflanzenöl ein kostbarer Bestandteil der Pflanze mit hoher Wirksamkeit. Pflanzenöle werden auch oft als fette Öle, Basisöle oder Trägeröle bezeichnet, die sich ideal mit ätherischen Ölen mischen lassen.
Native fette Pflanzenöle ähneln den natürlichen Bestandteilen des Hautfetts und können deshalb tief in die Haut eindringen. Sie fördern die Zellregeneration, wirken positiv auf die natürliche Barrierefunktion der Haut und unterstützen ihren Stoffwechsel.
Die Wirkung der fetten Pflanzenöle wird von den sogenannten Fettbegleitstoffen wie Pflanzenfarbstoffen, Spurenelementen und Vitaminen beeinflusst. Außerdem weist jedes fette Öl ein spezifisches Fettsäuremuster auf. Wie wir es aus der Ernährung kennen, wird zwischen verschiedenen Fettsäuren unterschieden: