Ines Blersch
Hinweis des Verlages
Die Angaben in diesem Buch sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt und die Heilwirkungen der Steine wurden vielfach erprobt. Da Menschen aber unterschiedlich reagieren, kann der Verlag oder der Autor im Einzelfall keine Garantie für die Wirksamkeit oder Unbedenklichkeit der Anwendungen übernehmen. Bei ernsten gesundheitlichen Beschwerden wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Heilpraktiker.
Die Steinheilkunde
Michael Gienger
mit Fotos von Ines Blersch
20. Auflage 2019
2. Auflage der vollständig durchgesehenen, überarbeiteten und erweiterten Neuausgabe von 2014
© Neue Erde GmbH 1995
Cecilienstr. 29, 66111 Saarbrücken
Alle Rechte der Vervielfältigung, gedruckt, auf Microfiche oder Datenträgern, sowie der Übertragung vorbehalten.
Titelseite: Rauchquarz
Foto: Ines Blersch
Gestaltung: Dragon Design, GB
Satz und Grafiken: Dragon Design, GB
Gesetzt aus der Linotype Hiroshige
Abbildungen:
Fotos Seite 9 + 16: GEOPHOT, Bernhard Edmaier, www.geophot.com; Seite 11: Paul Gienger; Seite 24: Rudolf Ihring; Seite 26 oben: Thomas Diener; Seite 323 oben: Rona Keller, www.ronakeller.de
eISBN 978-3-89060-333-9
ISBN 978-3-89060-749-8
Neue Erde GmbH
Cecilienstr. 29 · 66111 Saarbrücken · Deutschland · Planet Erde
www.neue-erde.de
Widmung
Gewidmet meinen Steinheilkunde-Freunden der »ersten Stunde« und den Mitgliedern der ersten Forschungsgruppe Steinheilkunde Stuttgart:
Marcella Balzer
Wolfgang Bregger
Sibylle Däschler-Geyer
Anja Gienger
Walter von Holst
Eveline Kopp
Marion Molitor
Lisa Muntwiler
Barbara Newerla
Joachim Rieger
Heide Ruf
Dr. Gerald Rollett
Ulrike Scheffler
Beate Simon
Silvia Weller
Ohne ihre Arbeit würde dieses Buch nicht existieren.
Vorwort
Teil 1: Die Welt der Steine
1.1 Die Entstehung der Mineralien
Am Anfang war das Magma
Die primäre Entstehungsweise: Bildung der Magmatite und Primär-Mineralien
Die sekundäre Entstehungsweise: Bildung der Sedimente und Sekundär-Mineralien
Die tertiäre Entstehungsweise: Bildung der Metamorphite und Tertiär-Mineralien
Der Kreislauf der Gesteine
Die Bildungsprinzipien in der Steinheilkunde
Heilwirkungen von Magmatiten und Primär-Mineralien
Heilwirkungen von Sedimenten und Sekundär-Mineralien
Heilwirkungen von Metamorphiten und Tertiär-Mineralien
Die Anwendung der Bildungsprinzipien
1.2 Die Kristalle
Die Entdeckung der Kristalle
Die Kristallsysteme
Die Entdeckung der Kristallstruktur als Lebensstil
Die Wirkung der Kristallstrukturen
Die Anwendung der Kristallstrukturen
1.3 Die Mineralstoffe
Die Stoffkunde
Der Aufbau der Materie
Die Eigenschaften der Mineralstoffe
Das Wirkungsprinzip der Mineralstoffe
Die Heilwirkungen der Mineralstoffe
Die Anwendung der Mineralstoffe
1.4 Die Farbe der Mineralien
Licht und Farbe
Die Entstehung der Mineralfarbe
Die Wirkungen der Mineralfarben
Farbheilung mit Mineralien
Teil 2: Die Steinheilkunde
2.1. Das Phänomen Licht
2.2. Die Analytische Steinheilkunde
2.3. Die Intuitive Steinheilkunde
2.4. Praktische Anwendungen
Der »richtige« Stein
Variationen und ihre Möglichkeiten
Praktische Anwendung
Reinigung und Pflege
Heilsteine sind Hilfsmittel
Teil 3: Heilsteine
Die Heilwirkungen der Edelsteine
Achat
Aktinolith
Alexandrit
Amazonit
Amethyst
Ametrin
Amphibolit
Antimonit
Apatit
Apophyllit
Aquamarin
Aragonit
Aventurinquarz grün
Azurit
Azurit-Malachit
Baryt
Baumachat
Bergkristall
Bernstein
Beryll
Biotit-Linse
Bronzit
Budstone
Calcit
Chalcedon, blau
Chalcedon, Dendritenchalcedon
Chalcedon, Kupferchalcedon
Chalcedon, rosa
Chalcedon, rot
Chalkopyrit
Charoit
Chiastolith
Chrysoberyll
Chrysokoll
Chrysopras
Citrin
Diamant
Dioptas
Disthen
Dolomit
Dumortierit
Epidot
Falkenauge
Fluorit
Gagat
Granat
Halit
Hämatit
Heliotrop
Jadeit
Jaspis
Kalkoolith
Karneol
Kunzit
Labradorit
Lapislazuli
Larimar
Lepidolith
Magnesit
Malachit
Marmor
Meta-Rhyolith
Moldavit
Mondstein
Mookait
Moosachat grün
Moosachat rosa
Morganit
Nephrit
Obsidian
Olivin
Onyx
Onyx-Marmor
Opal, Edelopal
Opal, Chrysopal
Opal, Feueropal
Opal grün, Chloropal
Opal, Pinkopal
Ozeanchalcedon
Pietersit
Pop-Rocks
Prasem
Prehnit
Purpurit
Pyrit
Rauchquarz
Rhodochrosit
Rhodonit
Rosenquarz
Rutilquarz
Rubin
Saphir
Sardonyx
Schalenblende
Schungit
Seraphinit
Serpentin
Smaragd
Sodalith
Sonnenstein
Sugilith
Tektit
Thulit
Tigerauge
Tigereisen
Topas
Topas, Gold-/Imperial-/Pink-
Türkis
Turmalin
Turmalinquarz
Variscit
Versteinertes Holz
Zirkon
Zoisit
Anhänge
Therapeutischer Index
Der Autor
Die Fotografin
Dank
Weiterführende Literatur
Kontaktadressen
In meinen frühesten Erinnerungen sind Steine immer untrennbar verbunden mit fließendem Wasser, Gebirgsbächen insbesondere, deren Fluss ich mit Hilfe der Bachkiesel immer zu lenken versuchte: eine große Rinne in viele kleine Rinnsale zu teilen, diese wiederum zu bündeln, Staudämme zu errichten und Wasserfälle zu bauen, oder einfach ein ruhiges Becken inmitten des reißenden Stromes zu schaffen. Immer waren dabei Steine mein liebstes Material. Wo andere sich zur Verstärkung ihrer Konstruktionen mit Ästen oder Erde behalfen, war dies immer nur ein Notbehelf für mich – es musste auch mit Steinen allein zu lösen sein! Sehr schnell erwuchs aus diesen Beschäftigungen, die mir manche nasse Hose und meinen Eltern etliche Gedulds- und Toleranzprüfungen verursachten, eine besondere Liebe zu den Steinen: Zu den gesprenkelten, gestreiften, gebänderten oder mit sehr eigenwilligen Adern durchzogenen Bachkieseln als erstes, später jedoch auch zu allem anderen, das sich in der Farbe oder Form irgendwie als Besonderheit hervortat. Glücklicherweise unterstützten meine Eltern aktiv (durch das Nachhausetragen meiner vielzähligen Fundstücke) die nun aufkeimende Sammelleidenschaft.
So kam es, dass ich im Sommer 1972 auf einem Südtiroler Geröllfeld über einen ganz besonderen Stein stolperte: Er war sonderbar kantig gewachsen, zeigte gerade rotbraune Flächen mit etwas Glimmerüberzug darauf und war irgendwie anders: Zu regelmäßig, zu exakt, um ein Stein sein zu können, zumindest in meinem bisherigen Verständnis. Irgendeine Scherbe, dachte ich, und warf ihn weg. Als ich jedoch nach wenigen Minuten schon wieder vor ihm stand, steckte ich ihn ein. Den weiteren Urlaub hindurch schenkte ich ihm keine Beachtung mehr, doch lag er bei den Schätzen, die ich nach unserer Heimkehr meinem besten Freund Thomas zeigte. »Wo hast du denn den Granat her?«, meinte dieser und angelte unter all den bunten Steinen genau jenes sonderbare Stück heraus. »Wieso Granat?«, entgegnete ich, »woher weißt du, was das ist?« Und da brachte er ein dünnes Hardcover-Taschenbuch mit dem Titel »Mein kleines Mineralienbuch« zum Vorschein, in dem ein Bild ganz eindeutig zeigte: Dieser seltsame Stein war ein Mineral, ein Granat, also auf jeden Fall etwas ganz Besonderes!
Dieses »Kleine Mineralienbuch« musste ich natürlich auch haben, und mit ihm entdeckte ich nun eine ganz neue Welt: Die Mineralien. Ich lernte, dass alle Steine aus Mineralien bestehen, mindestens aus einem, meistens jedoch aus mehreren, die in der Regel klein und unauffällig bleiben und nur sehr selten schön, groß und auffällig in Form und Farbe werden können, so wie eben der von mir gefundene Granat. Ich lernte weiter, dass Mineralien tatsächlich wachsen, mit einem kleinen Keim beginnen und dann im Laufe vieler Jahre immer größer werden, und sich dabei an einen wunderbaren Bauplan halten, der exakte und regelmäßige Formen entstehen lässt. Diese Formen, so erfuhr ich aus meinem Büchlein, werden dann Kristalle genannt, von denen es nur sieben Gruppen gibt auf der ganzen Welt. So hielten die Kristallsysteme, die Mineralstoffe, die Mohshärte und die Systematik der Mineralien schon Einzug in die Kinderwelt meines achten Lebensjahres, woraus eine neue Leidenschaft erwuchs: Das Mineraliensammeln.
Es durften nun keine »gewöhnlichen Steine« mehr sein, es mussten Mineralien sein! So wurde gezielter gesammelt, der mineralogische Buchbestand wuchs von Jahr zu Jahr, mit der Volkshochschule ging es in die Steinbrüche, und alles, was sich nicht von selbst finden ließ, konnten mir ja immer noch Eltern und Verwandte zu Weihnachten oder zum Geburtstag schenken. Schade nur, dass es nicht noch mehr gesellschaftliche Anlässe dieser Art im Jahr gab! Trotz alledem wuchs im Laufe der Jahre auch die Mineraliensammlung heran, und dank »Kosmos-Bausatz« entstand im Heizungskeller meiner Eltern das erste »mineralogische« Labor, in dem eifrig bestimmt, geprüft und präpariert wurde. Und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Chemie als nächstverwandtes Unterrichtsfach in der Schule zu meinem Lieblingsfach und zur Stütze meiner Notendurchschnitte wurde, und auch nach der Schule mein Weg mich zunächst ins Chemiestudium an der Universität führte.
Dort setzte die Ernüchterung ein. Die dort praktizierte Chemie führte in eine trockene, kalte, sterile Welt, die nichts mehr gemein hatte mit der Schönheit der Bachkiesel oder der Faszination der Mineralien. Die ganze Welt nur noch als zufällig interagierende Stoffe zu betrachten, raubte aller Existenz jeglichen Zauber und vermittelte mir deutlich das Gefühl, dies könne noch nicht alles sein. So brach ich das Studium ab. In der Folgezeit suchte ich Antworten darauf zu finden, ob wir Menschen nun tatsächlich das Endprodukt einer Kette zufälliger Mutationen oder doch geistige Wesen besonderer Herkunft sind, ob diese Erde mit ihrer Schönheit und Grausamkeit nur ein verirrter Planet im All oder vielleicht doch eine sinnerfüllte Welt darstellt. In mir tobte der Kampf zwischen Materialismus und geistiger Betrachtung, und aus diesen inneren Konflikten heraus resultierte eine sehr chaotische Lebensphase mit einer Reihe von Unfällen und Krankheiten.
Genau dadurch begegneten mir die Steine auf eine völlig neue Weise wieder: Im Unfall- und Krankheitsjahr 1985 erhielt ich zum ersten Mal die Empfehlung, ein Mineral als Heilstein zu verwenden: Ich litt damals an regelmäßig wiederkehrenden Stirnhöhlenvereiterungen, gegen die Antibiotika ebenso versagten, wie homöopathische Medikamente. Dem Hinweis, Smaragd sei gut gegen Entzündungen, den mir ein Bekannter damals gab, begegnete ich mit großer Skepsis. Noch hatte die Vorstellung, Steine seien zwar schön und liebenswert, ansonsten jedoch tote Materie, Oberhand in meinem Bewusstsein. Dennoch probierte ich es aus. »Schaden kann es ja nicht«, war dabei der leitende Gedanke. Ich besorgte mir einen Smaragd, klebte ihn mit einem Pflaster auf die Stirn und – es half! Im wahrsten Sinne des Wortes »über Nacht« war die Krankheitsserie vorüber.
Zunächst versuchte ich, den lieben Zufall zu zitieren, doch zu einschneidend, zu deutlich war das Erlebnis gewesen. Erneut wandte ich mich den Steinen zu, diesmal in der festen Absicht, die Heilwirkungen von Mineralien und Edelsteinen zu ergründen. Alle zu diesem Thema zugängliche Literatur suchte ich zusammen, doch viel war zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu finden. Nur wenige Pioniere hatten sich bis dahin mit der Heilkraft von Steinen befasst – eine Tatsache, die sich auch bis heute nur wenig geändert hat: Zwar täuscht das große Literaturangebot anderes vor, doch bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass vor allem in jüngerer Zeit viele Veröffentlichungen auf rein »redaktionellem Weg« entstanden sind, d.h. durch Zusammentragen von Sekundärinformationen. Bis auf wenige Ausnahmen werden noch immer die Pioniere der letzten Jahrzehnte zitiert und kopiert.
Beim Studium der Heilsteine-Literatur fiel mir sogleich zweierlei auf: Zum einen enorme Widersprüche, was die beschriebenen Heilwirkungen und Handhabungen der Steine betrifft, zum anderen eine auffällige Übereinstimmung, die Wirkungen von Mineralien und Edelsteinen fast immer mit ihrer Farbe zu begründen. Beides traf in meiner »Wissenschaftler-Seele« auf Widerspruch. Bei dieser Widersprüchlichkeit der Wirkungs-Beschreibungen war das Ganze entweder Humbug, oder es wurden generell subjektive Erfahrungen als objektive Wahrheiten verallgemeinert. Zum zweiten schienen mineralogische Kenntnisse zu fehlen, besteht ein Mineral doch aus sehr viel mehr, als nur seiner Farbe! Entstehungsbedingungen, Struktur und die enthaltenen Mineralstoffe sind für das Wachstum und die spätere Erscheinungsform eines Minerals von solcher Bedeutung, dass sie sicherlich auch ihren Anteil an der Entstehung spezifischer Heilwirkungen besitzen!
Ich sah zunächst keine Möglichkeit, die vorhandenen Widersprüche zu lösen, und beschloss daher, mich anderen Naturheilverfahren zu widmen, und nur »nebenher« mit Mineralien zu experimentieren. Erneut war es eine Reihe von »Zufällen«, die mich in der Folge in Berührung mit Shiatsu, der japanischen Form der Akupressur, der chinesischen Medizin, sowie verschiedenen traditionellen Heilweisen brachte. Den schulmedizinischen Gegenpol brachte die Heilpraktikerschule, deren Besuch ich im Nachhinein nicht missen möchte. Dort wurde ich 1988 durch den Dozenten Wolfgang Bregger, einen hervorragenden Homöopathen, erstmals ermutigt, die bisherigen Erfahrungen mit Steinen weiterzugeben. Die Resonanz überraschte mich: Die Nachfrage nach diesem Themenkreis war so groß, dass sich daraus das erste Seminar und, viel wichtiger noch, eine Forschungsgruppe entwickelte, die von 1989 bis 1993 kontinuierlich die Heilwirkungen von Mineralien und Edelsteinen untersuchte und protokollierte.
Von da an widmete ich mich ausschließlich den Steinen. In der Forschungsgruppe wurden die Steine nach dem altbewährten Prinzip der Arzneimittelprüfung getestet: über den Zeitraum von vier bis sechs Wochen trugen alle Mitglieder der Gruppe immer denselben Stein; alle auftretenden Phänomene geistiger, seelischer oder körperlicher Art wurden protokolliert und bei regelmäßigen Treffen ausgetauscht. Die Ergebnisse waren verblüffend! Mehr als deutlich zeigte sich bei jedem getesteten Stein ein »roter Faden« durch das Erleben aller. Gemeinsamkeiten und Charakteristika kamen so deutlich zum Vorschein, dass Zufall nun wirklich ausgeschlossen war. Durch die Verschiedenheit der einzelnen Teilnehmer, vom Schüler bis zum Rentner waren alle Altersstufen, sowie die verschiedensten Berufsgruppen vertreten, und durch die Beteiligung mehrerer Personen, ließ sich die »eigentliche« Wirkung des Minerals oder Edelsteins leicht von den anderen beeinflussenden Gegebenheiten in jedem einzelnen Fall trennen. So entwickelte die Forschungsgruppe umfassende und detaillierte Beschreibungen, wie sie zuvor nicht anzutreffen waren.
Diese Erfahrungswerte wurden zunächst Ärzten und Heilpraktikern zur Überprüfung in der Praxis zur Verfügung gestellt und, nachdem immer mehr positive Resonanz zu hören war, auch in Form von Seminaren, Schulungen und Vorträgen einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Meine persönliche Aufgabe im Verlauf dieser Forschungen und Lehrtätigkeiten bestand darin, die Parallelen zwischen den mineralogischen Gegebenheiten eines Steins und seinen Heilwirkungen zu analysieren. Aufgrund des durch die Forschungsgruppe reichlich vorhandenen Erfahrungs-Materials konnte dies nun endlich gelingen, und es bestätigte sich die vage Vermutung, die sich bei der ersten Lektüre der Heilsteine-Literatur eingestellt hatte:
Die Heilwirkungen von Mineralien und Edelsteinen lassen sich auf ihre Entstehungsweise, ihre innere Struktur, ihre Mineralstoffe und ihre Farbe zurückführen. Diese vier Prinzipien lassen sich einzeln darstellen und verbinden sich bei jedem einzelnen Stein zu einem individuellen und charakteristischen Steinheilbild.
Damit war die Grundlage für die Steinheilkunde geschaffen. Für eine Heilkunde, deren Prinzipien sich auf das Wesen und die Eigenschaften der Steine selbst beziehen. Bis zu diesem Datum wurden Steine in der Regel als Ergänzung anderer medizinischer Systeme angewandt. Ihre Handhabung vollzog sich im Kontext des jeweiligen Systems und war daher meistens nur auf einen bestimmten Aspekt ihrer Heilkraft begrenzt. Nun ist es möglich, die Wirkung von Edelsteinen und Mineralien umfassend zu verstehen und auf den ganzen Menschen, auf Geist, Seele, Verstand und Körper anzuwenden.
Mitte der 1990er Jahre waren die ersten Erkenntnisse herangereift und begannen, in rascher Folge Früchte zu tragen, so dass es höchste Zeit wurde, die Ergebnisse unserer Tätigkeit in einem Buch zu veröffentlichen. Das Resultat überraschte uns alle: Nach dem Erscheinen der Erstausgabe im Jahr 1995 wurde »Die Steinheilkunde« binnen weniger Wochen zum Beststeller und gab der Forschung einen neuen Schub. Der im selben Jahr gegründete Steinheilkunde e.V. übernahm und erweiterte unser Forschungsprojekt. Im gesamten deutschsprachigen Raum entstanden Forschungsgruppen, so dass zeitweilig bis zu 300 Probanden an den Tests beteiligt waren. Auch die Zahl der Praxiserfahrungen stieg exponentiell und noch in den 1990er Jahren entstanden die ersten Lehrinstitute und Vereinigungen von EdelsteinberaterInnen. Seither hat sich das Verständnis von den Wirkungsweisen der Steine und die Kenntnis praktischer Anwendungen Schritt für Schritt vertieft, so dass die Steinheilkunde neben Homöopathie, Pflanzenheilkunde u.a. einen festen Platz im Kreise der Naturheilverfahren innehat. Das Buch »Die Steinheilkunde« blieb in all den Jahren ein stabiler Grundstein für die folgenden Entwicklungen. Aufgrund neuer mineralogischer Erkenntnisse wurde nun, nach fast 20 Jahren, zwar eine überarbeitete Neuausgabe notwendig – doch die wesentlichen Erkenntnisse, die im vorliegenden Buch geschildert werden, haben an Gültigkeit eher dazugewonnen und sind nach wie vor aktuell. »Die Steinheilkunde« schildert klar und verständlich, weshalb Steine Heilwirkungen besitzen und wie der am besten wirkende Heilstein ermittelt werden kann.
Um diese Wirkungen der Heilsteine tatsächlich verstehen zu können, müssen wir uns sowohl mit der Welt und dem Wesen der Steine als auch des Menschen vertraut machen. Nur dann können wir nachvollziehen, wie und auf welche Weise beide miteinander kommunizieren. Da die Steine in dieser irdischen Existenz die Älteren sind, möchte ich ihnen nun den Vortritt lassen.
Michael Gienger, Sommer 2014
Am Anfang war das Magma. Nicht am Anfang alles Seins, doch am Anfang vieler Mineralien und Gesteine. Am Beginn unseres Sonnensystems entwickelte sich die Erde aus einer Staub- und Gaswolke durch Zusammenziehen und Verdichten zu einem Feuerball. Dieser feurige Ball bestand durch und durch aus einer heißen Schmelze, einer zähflüssigen Glut. – Daran hat sich bis heute nur wenig geändert: Zwar ist die Erde inzwischen durch Abkühlung von einer festen Kruste umgeben, doch ist diese Kruste noch immer recht dünn. Um es in einem Bild zu beschreiben: Die feste Erdkruste ist im Vergleich zur ganzen Erde gerade so dick, wie eine Apfelschale im Vergleich zum ganzen Apfel. Das ist nicht gerade viel! Der Rest ist noch immer glühendheiß und in Bewegung. Und diesem »Rest« entstammt das Magma.
Damit Sie jedoch auch weiterhin unbesorgt vor Ihre Türe treten können: Es sind immerhin mehrere Kilometer Gestein, die zwischen dem heißen Erdmantel und unseren Füßen liegen, und dieses Gestein hat hervorragende isolierende Eigenschaften. Solange ihr Haus also nicht gerade inmitten einer Erdbebenzone, auf einer tektonischen Bruchstelle (d.h. einer bis zum Erdmantel hinabreichenden Spalte) oder gar inmitten eines periodisch ausbrechenden Vulkankraters steht, werden Sie wenig von den Aktivitäten im inneren der Erde zu spüren bekommen. Nur manchmal erinnert uns ein Erdbeben daran, dass der Boden unter unseren Füßen durchaus nicht so unbewegt ist, wie es scheint.
In der Tat ist das Erdinnere ständig in Bewegung: Da die Erdmantel-Gesteine in der Nähe des Erdkerns wesentlich heißer und damit leichter sind, als in den höheren Regionen, steigen die beweglich-verformbaren Gesteine langsam zur Erdkruste empor. Dort kühlen sie etwas ab, werden somit wieder schwerer, und sinken zurück in Richtung Erdkern. Diese ständigen Umwälzungen, auch »Konvektionen« genannt, bringen nun die »obenauf schwimmende« Erdkruste in Bewegung. So entstehen dort Risse, wo die Erdschollen auseinanderdriften (wie heute z.B. im Atlantik, der Europa und Amerika auseinander schiebt), oder Gebirge, wo die Schollen aufeinanderdrücken (noch heute z.B. im Himalaya).
Sammelt sich nun irgendwo in den heißen Gesteinen des oberen Erdmantels oder der unteren Erdkruste Wasser an, schmelzen die Gesteine ein. Die so entstehende Gesteinsschmelze wird Magma genannt. Dieses nimmt mehr Volumen ein, als die (relativ) festen Gesteine, weshalb der steigende Druck die Schmelze nach oben treibt. Mitunter erreicht das Magma dann in einem Vulkanausbruch die Erdoberfläche, häufiger erkaltet und erstarrt es jedoch bereits im Aufstieg wieder. In beiden Fällen werden dabei die ersten, sog. »primären« Mineralien und Gesteine gebildet.
Die Entstehung der ersten Mineralien aus dem Magma kann verglichen werden mit der Abscheidung von Zuckerkristallen in einem überzuckerten Gelee. Wer kennt nicht das faszinierende Phänomen, wenn sich früher in Omas Quittengelee plötzlich freischwebende Kristalle zeigten. Nicht gerade über Nacht, doch nach längerer Lagerung im Keller waren diese plötzlich da. Und wuchsen weiter. – Was war geschehen?
Beim Kochen des Gelees hatte sich der zugefügte Zucker leicht im Gelee aufgelöst. Es ist die Regel, dass heiße Flüssigkeiten mehr Feststoffe lösen können, als kalte. Bei der Abkühlung des Gelees war nun eine sog. »übersättigte Lösung« entstanden, d.h. es war mehr Zucker im Gelee vorhanden, als die nunmehr kalte Flüssigkeit noch lösen konnte: Der Zucker begann, sich abzuscheiden, also vom Gelee zu trennen. Einzelne kleine Zuckerkörnchen entstanden, an denen sich immer neue Zuckerteilchen anlagerten. So wuchsen in Omas Keller allmählich die Zuckerkristalle heran.
Exakt genau so verläuft auch die Kristallisation der ersten Mineralien aus dem Magma. Magma ist eine Gesteinsschmelze, d.h. aufgrund der hohen Temperatur von über eintausend Grad Celsius liegen alle darin enthaltenen Stoffe in flüssiger Form vor. Beginnt das Magma nun abzukühlen, kann es nicht mehr alle Stoffe im selben Maß lösen, daher beginnen sich die ersten Stoffe abzuscheiden: Auch hier bilden sich zunächst kleine Keime, die allmählich zu größeren Kristallen heranwachsen. Dieser Prozess schreitet nun fort, bis mit Beendigung der Abkühlung alle gelösten Stoffe verfestigt sind. Besteht das »Endprodukt« dann aus einem einheitlichen Stoff, spricht man von einem Mineral, besteht es aus einem Stoffgemisch, also aus mehreren Mineralien, spricht man von einem Gestein.
Wie groß die Kristalle der einzelnen Mineralien dabei werden, hängt davon ab, wie schnell das Magma abkühlt, bzw. welcher Zeitraum dem jeweiligen Mineral zum Wachsen bleibt. Wie schon das Quittengelee zeigt, braucht ein Kristallisationsprozess einfach seine Zeit. Daher bleiben die Kristalle der Mineralien, die bei einem Vulkanausbruch entstehen, wesentlich kleiner, als jene, die sich tief in der Erde bilden. Das ist einsichtig, kühlt Magma, wenn es als »Lava« aus dem Erdinneren freigesetzt wird, an der Erdoberfläche doch innerhalb von Tagen oder Wochen ab, während in der Tiefe gar Jahrmillionen verstreichen können.
Alle direkt aus dem Magma entstandenen Gesteine und Mineralien werden in der Mineralogie nun »Magmatite« oder »Primär-Gesteine« bzw. »magmatische oder Primär-Mineralien« genannt. Ihnen ist zu eigen, dass sie in dem oben beschriebenen Abkühlungs- und Erstarrungsprozess entstanden sind. Ihrem Entstehungsort an der Erdoberfläche oder in der Tiefe entsprechend werden die Magmatite dann einerseits in Gesteine bzw. Mineralien vulkanischen Ursprungs (Vulkanite und vulkanische Mineralien), andererseits in Gesteine plutonischen Ursprungs (Plutonite) unterschieden. »Plutonisch« leitet sich von Pluto, dem Herrn der Unterwelt ab, und bezeichnet die in der Tiefe der Erde gebildeten Gesteine. Die in Plutoniten entstandenen Mineralien werden nochmals in drei Kategorien unterschieden, die sich dann »liquidmagmatisch«, »pneumatolytisch« oder »hydrothermal« nennen. Das wird im folgenden noch genauer definiert.
Vulkanite bilden meist feinkörnige Gesteine, deren einzelne Mineralien nur winzige Kristalle bilden. Bekannt sind hier die leichten »Lava-Steine«, die durch das in der Lava enthaltene Gas aufgelockert wurden, oder der feste Basalt, ohne diese Gasbläschen ein sehr festes Gestein. In der Steinheilkunde verwendete Vulkanite sind Porphyrit und Rhyolith, wobei letzterer im Handel als Leopardenstein oder Regenwaldstein gehandelt wird. Auch Feueropal bildet sich durch vulkanische Aktivitäten.
Kühlt Lava nach dem Vulkanausbruch extrem schnell ab, z.B. durch Einströmen in kaltes Wasser, kann es vorkommen, dass sich gar keine Kristalle bilden. Stattdessen wird die ganze Lava durch den Temperaturschock »eingefroren«, die ganze Schmelze erstarrt zu einer glasartigen Masse: Obsidian entsteht. Da Obsidian nun ein Gemisch vieler Stoffe darstellt, wird er im engeren Sinne nicht zu den Mineralien, sondern zu den Gesteinen gerechnet und auch »Gesteinsglas« oder »vulkanisches Glas« genannt. Durch diese vielfältige Zusammensetzung zeigt Obsidian auch viele Gesichter: Neben dem einfachen schwarzen Obsidian finden sich Mahagony-, Rauch-, Regenbogen-, Silber- und Schneeflocken-Obsidian, um nur die wichtigsten zu nennen.
Bei den Plutoniten nun entstehen nicht alle Mineralien zur selben Zeit. Die ersteren bilden sich noch frei im zähflüssigen Magma, wodurch sie – entsprechend ihrer Dichte – im Magma absinken oder aufsteigen können. So kommt es, dass das Magma sich differenziert (aufteilt) und sich bestimmte Mineralien in einer bestimmten Tiefe ansammeln und »anreichern«. Diesen ersten Schritt der Mineralbildung nennt man die »liquid-magmatische Bildung«, was zu deutsch nichts anderes heißt, als »die Bildung von Mineralien aus dem flüssigen (lat. liquidus = flüssig) Magma«. Dieser Prozess spielt sich bei Temperaturen zwischen 1100° und 700° C und unter der Einwirkung enormen Drucks (mehrere hundert Atmosphären) ab.
Heilsteine liquidmagmatischer Bildung sind z.B. Amazonit, Gabbro, Olivin (Peridot), Rosenquarz und Zirkon (Hyazinth).
Dringen Gase oder Dämpfe aus dem Magma ins Nebengestein ein, so können auch diese zu Mineralbildungen führen, indem aus dem Nebengestein gelöste Stoffe sich mit den Gasen des Magmas verbinden. Diesen Bildungsprozess nennt der Mineraloge »pneumatolytische Bildung«, was von den griechischen Worten »pneuma = Dampf« und »lyein = lösen« abgeleitet ist. Von den pneumatolytischen Mineralien finden in der Steinheilkunde z.B. Lepidolith, Muskovit, Petalit, Topas und Turmalin Verwendung.
Wird mit der fortschreitenden Abkühlung nun die »kritische Temperatur« des Wassers von 375° C unterschritten, so bilden sich wässrige Lösungen. Oberhalb dieser Temperatur ist Wasser immer gasförmig, unabhängig vom einwirkenden Druck. Unterhalb von 375° C kann sich Wasser verflüssigen. Aus den im Wasser gelösten Stoffen bilden sich nun weitere Mineralien, deren Bildung man »hydrothermal« nennt, abgeleitet von griechisch »hydro = Wasser« und »therme = heiße Quelle«. Bekannte hydrothermal gebildete Heilsteine sind u.a. Bergkristall, Chalcedon, Fluorit, Karneol, Kunzit und Larimar.
Da Wasser nun wesentlich leichtflüssiger ist, als das zähfließende Magma, dringt es viel schneller in Spalten und Risse des umgebenden Nebengesteins ein, wo sich die Mineralien an den Wänden dieser sog. »Adern« und »Gänge« abscheiden. So entstehen die sog. »Ganggesteine«. Da durch die isolierende Wirkung des umschließenden Gesteins die Mineral-Lösung nur langsam abkühlt (mitunter in über 10 000 Jahren nur um 1° C), können die entstehenden Mineralien hier schöne große Kristalle bilden. Und das nicht zuletzt auch, weil sie hier genügend Raum finden, in dem sie ungestört wachsen können. So bilden sich in Gängen und Klüften viele der besonders schönen und beliebten Heilsteine, wie z.B. Apophyllit, Bergkristall, Chalcedon, Rauchquarz, Turmalin und viele mehr…
Eine Flüssigkeit verfestigt sich. So einfach könnte man das primäre Bildungsprinzip der Mineralien beschreiben. Doch es ist wichtig – auch um die Folgewirkungen dieser Mineralien auf uns Menschen zu verstehen – etwas genauer zu durchleuchten, was dieser Vorgang bedeutet:
Den Anfang bildet ein freier, ungeordneter Zustand. Frei, da beweglich, und ungeordnet, da alle Inhaltsstoffe sich ungebunden durcheinandermischen. So enthält das Magma viele Mineralstoffe, d.h. chemische Elemente, doch noch ist kein Mineral entstanden. Das Magma ist das Potential (= die Möglichkeit), aus dem viele Mineralien und Gesteine sich bilden können. Es legt die Grenzen und den Inhalt fest, denn je nachdem, welche Stoffe es enthält, können bestimmte Mineralien entstehen, und andere nicht. Magma ist nicht überall gleich, daher finden sich bestimmte Mineralien oftmals auch nur in bestimmten Regionen der Erde.
Doch außer dem Magma selbst bestimmen weitere Faktoren die Bildung der Mineralien: Druck und Hitze, sowie die Geschwindigkeit der Abkühlung. Dieselben Ausgangsstoffe können zu sehr verschiedenen Erscheinungsformen führen, je nachdem, ob das Magma als Lava die Erdoberfläche erreicht und sehr schnell abkühlt, ob in liquidmagmatischer Bildung viele eng »aneinandergepresste« Kristalle entstehen, oder ob das Mineral in einem Gang bzw. einer Kluft wirklich Raum und Zeit hat, sich zu entfalten, zu wachsen und schöne große Kristalle zu bilden.
Kurz gefasst: Das primäre Bildungsprinzip zeigt einen Kristallisationsprozess aufgrund der Abkühlung und Erstarrung einer magmatischen Flüssigkeit. Die Mineralstoffe des Magmas stellen dabei das Bildungspotential, die Veranlagung dar, denn durch sie ist bereits entschieden, was überhaupt entstehen kann. Den Kristallisationsprozess jedoch legen die Faktoren Druck, Hitze, Raum und Zeit fest, wodurch entschieden wird, auf welche Weise das vorhandene Potential ausgebildet und verwirklicht wird.
Dieses Prinzip sollten wir uns merken, es wird für die Steinheilkunde noch sehr wichtig. Doch wenden wir uns zunächst der sekundären Entstehungsweise zu, die sich ganz anders als die erstere vollzieht.
Aus der Tiefe magmatischer Bildungen führt uns der Weg nun an die Oberfläche der Erde: Dort wird offensichtlich, dass auch —Steine und Gesteine nicht von ewiger Lebensdauer sind: Am stärksten Felsen nagt der Zahn der Zeit, genauer gesagt, es nagen Sonne und Regen, Hitze und Kälte, Frost und Wind an ihm und lösen ihn allmählich wieder auf. Verwitterung nennen wir diesen Einfluss von Wind und Wetter so treffend, der nichts unberührt lässt.
So werden die Berge wieder abgetragen. Die meist durch den Frost gesprengten Felsen werden zu Geröll, wie wir es dann an Berghängen in Form großer Halden wiederfinden. Dort bleibt es nicht ewig liegen, sondern wandert talwärts – gefürchtet sind die Geröll-Lawinen – wo es von Bächen und Flüssen abtransportiert wird. Diese verwandeln das kantige Geröll in runde Kiesel, indem sie es allmählich »abrollen« und rundschleifen. Dabei entstehen auch eine Menge kleiner Splitter, nämlich Sand, und staubfeine Schwebeteilchen, die wir dann als Schlamm kennenlernen. Eine kleine Menge von Mineralstoffen wird im Wasser sogar ganz aufgelöst, insbesondere z.B. Kalk oder Steinsalz.
Wasser transportiert jedoch nur, solange es fließt. Überall wo der Fluss sich verlangsamt, in Seen, Mündungsdeltas oder spätestens im Meer setzt es seine Mitbringsel wieder ab. So können mächtige Ablagerungen entstehen, aus denen sich neue Gesteine bilden. Eine solcher Ablagerungsvorgang wird Sedimentation genannt, das daraus gebildete Gestein entsprechend Sediment. In diesen Gesteinen finden wir z.B. die Heilsteine Angelit (Anhydrit), Calcit, Dolomit, Oolith, Selenit (Gips) und Pyrit, insbesondere die als »Pop-Rocks« bekannten Kugelpyrite.
Derselbe sekundäre Prozess findet sich in der Natur noch ein zweites Mal, zwar wesentlich unauffälliger, aber dennoch genauso wirksam:
Überall dort, wo Gesteine der Erdoberfläche nahe sind, dringt Oberflächenwasser aus Regen oder Gewässern ins Gestein ein. Dieses Oberflächenwasser bringt immer Sauerstoff, Kohlendioxid oder Säuren mit sich, die nun in Rissen und Spalten beginnen, das Gestein anzulösen und Mineralstoffe freizusetzen. Auch das ist ein Verwitterungsvorgang, in kleinerer Dimension zwar, doch vollzieht er sich ständig unter unseren Füßen – weltweit und unabhängig davon, ob das Gestein offen zutage tritt (»aufgeschlossen« ist), oder ob sich Humusboden darüber befindet.
Die freigesetzten Mineralstoffe verbinden sich nun mit den im Wasser enthaltenen Stoffen und lagern sich entweder an Ort und Stelle als neues Mineral ab, oder werden weitertransportiert, um an tiefergelegenen Orten ausgefällt und abgelagert zu werden. Durch diese »Miniatur-Sedimentation« werden insbesondere in erzreichen Gesteinen viele neue Mineralien gebildet. Diese Vorgänge spielen sich zwischen der Erdoberfläche und dem Grundwasserspiegel ab.
Der Bereich über dem Grundwasser wird dabei die »Verwitterungs- oder Oxidationszone« genannt, da hier auch Luftsauerstoff (lat. »oxygenium«) noch wirksam wird. Außerdem bedeutet »Oxidation« chemisch »Elektronenabgabe«. Durch eine solche Elektronenabgabe werden Metalle z.B. zu geladenen Teilchen (Ionen), und nur als Ionen gehen sie Verbindungen ein bzw. können sie in Flüssigkeiten gelöst werden. Typische Minerale der Oxidationszone sind z.B. Azurit, Malachit, Chrysokoll, Dioptas, Türkis oder Variscit.
Der Bereich des Grundwasserspiegels nennt sich die »Zementationszone«, da hier gelöste Stoffe ausgefällt werden (Ausfällung = Zementation). In der Zementationszone finden »Reduktions«-Vorgänge statt, durch welche z.B. Metall-Ionen wieder zu neutralen Metall-Atomen werden. »Reduktion« bedeutet chemisch »Elektronenaufnahme«, ist also das Gegenteil der Oxidation. Da neutrale Metall-Atome nicht in Lösung bleiben, finden wir als typische Minerale der Zementationszone z.B. gediegenes Kupfer oder Silber. Weitere Mineralien dieser Region sind Kupfer-Chalcedon und Covellin.
»Verwitterung und Ablagerung« wäre die Kurzfassung für dieses Prinzip. Wobei insbesondere die Umwelt als einwirkende Kraft in Form von Wind und Wetter bzw. verdünnten Säuren hier eine entscheidende Rolle spielt. Den Anfang bildet in diesem Fall also ein bereits vorhandenes Gestein, das durch äußere Einflüsse ganz oder teilweise aufgelöst wird. Dieses Gestein stellt nun jedoch nur einen Teil des Potentials, der späteren Bildungsmöglichkeiten dar! Zwar können logischerweise nur die in ihm vorhandenen Mineralstoffe in die Auflösung und Neubildung miteinbezogen werden, doch stellen die wässrigen Lösungen in Form von Säuren etc. eine zweite, ebenso maßgebliche Komponente dar. Denn genau aus der Verbindung beider Einflüsse werden schließlich die neuen Mineralien gebildet.
Kurz gefasst: Das sekundäre Bildungsprinzip stellt einen Prozess dar, bei dem feste Strukturen eines bestehenden Gesteins durch Umwelteinfluss aufgelöst werden. Die aus dem Gestein freigestetzten Mineralstoffe bilden dabei gemeinsam mit den von der Umwelt herangetragenen Stoffen anschließend neue Mineralien.
So weit hierzu; bekanntlich sind aller guten Dinge drei – so folgt nach primär und sekundär nun noch die tertiäre Entstehungsweise:
Von der Erdoberfläche geht es hier wieder in die Tiefe, unter Umständen kilometertief in den Erdmantel hinein. Auch in der Tiefe finden Gesteine keine Ruhe, ist doch die Hitze und der gewaltige Druck des Erdinneren immer gegenwärtig. Daher können hier verschiedene Faktoren dazu beitragen, dass im Laufe der Zeit nicht alles so bleibt, wie es ursprünglich war.
Um dies verstehen zu können, müssen wir zunächst die leichtfertige Vorstellung einer rundum gleichmäßigen, festen Erdkruste verwerfen. Dem ist beileibe nicht so: In Wirklichkeit besteht die Erdkruste aus einzelnen Schollen oder Platten, die auf den beweglichen Erdmantel-Gesteinen schwimmen, ähnlich wie Eisschollen auf dem Wasser. Die einzelnen Schollen sind dabei unterschiedlich dick: So sind die ozeanischen Platten nur ca. 5 - 10 km, die Kontinentalplatten dagegen 20 - 60 km dick. Es ist wie bei einem Eisberg: Nur der geringste Teil der Masse ragt oben heraus, der größte Teil befindet sich in der Tiefe. Aus diesem Grund ragen auch die Kontinentalplatten höher heraus als die ozeanischen, weshalb wir die Trennung von Meer und Festland auf diesem Planeten vorfinden.
Durch die bereits erläuterten Konvektionen des Erdmantels bleiben die verschiedenen Schollen der Erdkruste ständig in Bewegung. Da sie dabei auch aufeinandergedrückt werden, gibt es Zonen, in denen sie sich übereinanderschieben, zusammenquetschen, auffalten und Gebirge bilden. Ein Blick auf die Weltkarte zeigt im Verlauf der großen Gebirge präzise diese Knautschzonen der Erde: Die größten derzeit im Himalaya, den Rocky Mountains und den Anden. An diesen Stellen finden wir nun auch die dicksten Stellen der Erdkruste: Dem »Eisberg-Prinzip« folgend wird nämlich nur rund 10% der Masse in die Höhe, der weitaus größere Rest dagegen in die Tiefe gedrückt.
Diese Vorgänge gehen natürlich nicht spurlos an den beteiligten Gesteinen vorüber. Ein Blick auf unsere Gebirge lässt schließlich auch erahnen, wie gewaltig die Kräfte des Erdinneren sein müssen, um solche Auffaltungen zu bewirken. So beginnen die in einem solchen Prozess ja massiv unter Druck geratenen Gesteine, sich umzustrukturieren. Die ursprünglich willkürlich ineinander verwobenen und in alle möglichen Richtungen ausgerichteten Kristalle beginnen, sich zu ordnen, um dem Druck »auszuweichen«. Sofern möglich, regeln sie sich quer zur Druckrichtung ein. Aus manchen Mineralien werden bestimmte Stoffe dabei regelrecht »herausgequetscht«, die sich dann sammeln, um neue, widerstandsfähigere Mineralien zu bilden. Mitunter werden auch benachbarte Gesteinsschichten so zusammengepresst, dass sie Stoffe austauschen und in ihren Grenzschichten neue Mineralien bilden. Alles, was Raum spart und mehr Widerstand gegen den einwirkenden Druck bietet, vollzieht sich: So entsteht ein völlig neues Gestein.
Gefördert wird dieser Vorgang zusätzlich durch einwirkende Hitze. Gerade in den Gesteinsschichten, die bei der Gebirgsbildung in die Tiefe gedrückt werden, nimmt vom Erdinneren her die Temperatur im Gestein wieder zu. Dabei können durchaus höhere Temperaturen auftreten, als bei der liquidmagmatischen Bildung von Primärgesteinen, wenn das Wasser zum Einschmelzen des Gesteins fehlt. Die Umbildung eines Gesteins unter Druck und Hitze ohne Einschmelzen desselben wird Metamorphose genannt, was »Gestaltwandlung« bedeutet, die neugebildeten Gesteine nennen sich »Metamorphite«, die darin gebildeten Mineralien heißen »metamorphe oder Tertiär-Mineralien«
Außer dem geschilderten Beispiel bei der Auffaltung von Gebirgen vollzieht sich eine solche Metamorphose auch, wenn Gesteine durch die Überlagerung mit neuen Schichten immer mächtiger und schwerer werden, und dadurch in die Tiefe absinken. In beiden Fällen spricht man von einer »Regional-Metamorphose«, da große Regionen von dieser Umwandlung betroffen sind. Typische Gesteine sind z.B. die sog. Kristallinen Schiefer mit den in ihnen gebildeten Mineralien Disthen (Kyanit), Granat, Jadeit, Nephrit, Serpentin, Thulit, Tigereisen und Zoisit oder der bekannte Marmor (umgewandelter Kalkstein), in dem wir auf manchen Lagerstätten Lapislazuli oder Smaragd finden.
In kleinem Umfang ereignen sich Metamorphosen in der Umgebung von aufsteigendem Magma. Durch dessen enorme Hitze wird z.B. das Gestein rings um einen Vulkanschlot einer kleinräumigen Metamorphose unterworfen. In diesem Fall spricht man von einer »Kontakt-Metamorphose«. Durch einen solchen Prozess können z.B. auch Rubin und Saphir gebildet werden.
Findet hier außerdem auch ein Stoffaustausch im umliegenden Gestein statt, z.B. indem pneumatolytische Dämpfe bestimmte Stoffe aus dem Gestein herauslösen und durch andere ersetzen, so wird dieser Vorgang »Metasomatose« (Stoffaustausch) genannt. Beispiele hierfür sind die Mineralien Charoit und Rhodonit, sowie Chalkopyrit und Lapislazuli.
Verwandlung wäre das Stichwort, eine Umwandlung bestehenden Gesteins unter Druck und Hitze, deren Ursachen im Erdinneren zu finden sind. Wichtig dabei: Das Gestein wird nicht eingeschmolzen, trotzdem verändert sich sein Gefüge und sein Mineralgehalt. Es nimmt eine völlig neue Gestalt an, doch vollzieht sich diese Umwandlung quasi von innen heraus. Eine Metamorphose unterzieht das Gestein einer Prüfung: Nur was gegen Druck und Hitze beständig ist, bleibt unverändert, alles andere wird verwandelt, bis ein neuer, stabiler Zustand erreicht ist.
Kurz gefasst: Das tertiäre Bildungsprinzip stellt einen Umwandlungsprozess dar, bei dem von innen heraus alles in eine neue Form überführt wird, was unter Druck und Hitze nicht beständig war. So bilden sich aus den bestehenden durch Gestaltwandlung und Stoffaustausch neue Mineralien.
Es wird nun deutlich, dass auch Gesteine mit ihren Mineralien durchaus nicht so ewig und unveränderlich sind, wie sie dem menschlichen Auge oft erscheinen. Lediglich die gigantischen Zeitdimensionen, in denen sich solche geologischen und mineralogischen Veränderungen abspielen, erwecken in der relativ kurzen Verweildauer unserer irdischen Existenz diesen falschen Eindruck. Wie sollten wir, die wir in unserem persönlichen Leben kaum drei Generationen überschauen, auch Zeiträume von Jahrmillionen erfassen können? Vielleicht kann ja ein Vergleich diese Zeitdimensionen veranschaulichen:
Wenn unser ca. 70jähriges Leben den symbolischen Zeitraum von einer Minute einnimmt, dann ist ein alpiner Bergkristall z.B. schon fast ein Jahr alt, die Dinosaurier sind bereits vor ca. 2 Jahren ausgestorben, Diamanten bringen es auf stolze 30 Jahre und mehr, die ältesten Gesteine sind wahre Methusaleme von über 90 Jahren und die Erde selbst hat insgesamt immerhin 150 Jahre auf dem Buckel. Betrachten Sie diese Zahlenangaben bitte immer in Relation zu einer Minute!
In diesen Dimensionen betrachtet sieht man jedoch, dass auch Gesteine und Mineralien sich ständig verändern: Auch hier gibt es Entstehung, Verwandlung und Auflösung: Aus dem Magma entstehen die Magmatite mit den Primärmineralien, durch Verwitterung wandeln sich diese um in Sedimente bzw. Sekundär-Mineralien. Beide, primäre, wie sekundäre Bildungen, können eine Metamorphose zu Metamorphiten bzw. Tertiär-Mineralien durchlaufen, die natürlich ebenfalls durch Verwitterung in Sedimente bzw. Sekundär-Mineralien zurückverwandelt werden können. Und schließlich kann die Hitze in einer Metamorphose auch so sehr ansteigen, dass das Gestein wieder eingeschmolzen wird. So schließt sich der Kreis: Gestein wird wieder zu Magma.
Schon nach den ersten Erfahrungen mit der Heilkraft von Mineralien und Edelsteinen drängte sich mir sehr schnell die Frage auf, inwiefern auch der Boden unter unseren Füßen prägend für unser menschliches Dasein ist. Immerhin enthalten die Gesteine, auf denen wir uns tagein, tagaus bewegen, eine Menge Mineralien, und sind zudem in einer solchen Masse vorhanden, dass ein möglicher Einfluss nicht von der Hand zu weisen war, sollte den Mineralien tatsächlich eine gewisse Kraft innewohnen.
Sofort grub ich meine alten Tagebücher aus und besorgte mir geologische Karten von allen bisherigen Wohnorten, war ich doch allein im Zeitraum zwischen 1984 und 1987 sechs Mal umgezogen, und damit selbst ein hervorragendes Forschungsobjekt für evtl. Veränderungen durch den jeweiligen Gesteinswechsel. Umso mehr war ich erstaunt, dass von den insgesamt sieben Wohnorten die ersten fünf genau auf demselben Gestein lagen. Konnte das noch Zufall sein? Oder hatte ich intuitiv, ohne es auch nur zu ahnen, immer wieder Wohnungen auf demselben Grund und Boden gewählt? Selbst in Nürtingen, einem immerhin größeren Städtchen, hatte ich genau eine der beiden Straßen erwischt, in denen es dieses Gestein gab.
Um vielleicht auch die Skeptiker unter meinen Lesern denselben Zweifeln und Überlegungen auszusetzen, die mich selbst damals befielen und beschäftigten: Mit »Gestein« meine ich hier nicht irgendetwas übergreifendes, das sehr häufig und mächtig (d.h. in großer Masse vertreten) ist, sondern eine ganz spezifische Schicht: Lias alpha, eine schmale Schicht des schwarzen Jura, die in mehreren Wohnorten nur wenige Meter dick war. Zudem brachte ein weiterer Blick in geologische Karten noch zutage, dass auch die Klinik meiner Geburt sich auf derselben Gesteinsschicht befand.
Der Moment, als ich nach immerhin 23 Jahren das vertraute Gestein verließ, um mich auf einem anderen anzusiedeln, brachte auch einen sichtbaren Wendepunkt in meinem Leben: Es war der Moment, in dem der Kampf zwischen Materialismus und geistiger Betrachtung unserer Existenz sich für den Geist entschied, der Moment, dem die Begegnung mit wichtigen Lehrern folgte und der Moment, in dem ich mich entschloss, mich der Naturheilkunde zu widmen und die Heilpraktikerschule zu besuchen. Mein Leben verwandelte sich von da an so vollständig, dass es wirklich kein Zufall sein konnte.