Ich schenk dir ein Lächeln

Heitere Geschichten und Gedichte

Herausgegeben von Julia Gommel-Baharov

FISCHER E-Books

Inhalt

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Originalausgabe

 

Erschienen bei FISCHER E-Books

 

© 2019 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main

 

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.

Covergestaltung: kreuzerdesign Agentur für Konzeption und Gestaltung

Coverabbildung: Peter Newark American Pictures / Bridgeman Images

 

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ISBN 978-3-10-491111-3

Freude

Freude soll nimmer schweigen.

Freude soll offen sich zeigen.

Freude soll lachen, glänzen und singen.

Freude soll danken ein Leben lang.

Freude soll dir die Seele durchschauern.

Freude soll weiterschwingen.

Freude soll dauern

Ein Leben lang.

Wünschelrute

Schläft ein Lied in allen Dingen,

Die da träumen fort und fort,

Und die Welt hebt an zu singen,

Triffst du nur das Zauberwort.

Rezept für die Heiterkeit

So höre denn und gib recht acht,

Wie man Heiterkeit braut und macht,

Denn nicht eine jede ist echt und fein,

Doch diese hier hilft dir bei jeglicher Pein.

Zuerst schau ins Herz und spül’ es recht aus

Und wasch’ alle Selbstsucht recht heraus,

Dann nimm Geduld und Nachsicht zur Hand

Und schüttle sie um, mit etwas Verstand.

Ein Tröpfchen Lethe tu auch dabei,

Es macht von vergangenem Weh dich frei,

Nicht Leichtsinn, doch leichten Sinn rühre darein,

Ein bißchen Witz, doch gerieben fein,

Viel guten Willen und feste Kraft,

Und Menschenliebe, die wirkt und schafft;

Ein wenig Selbstvertraun und Mut,

Bescheidenheit, Hoffnung und ruhiges Blut.

Und alles rühre zusammen fein

Und nimm’s mit reinem Herzen ein,

Und schlägt es dennoch und will nicht zur Ruh,

So blicke bittend nach oben dazu.

Du wirst es sehen, dann kömmt dir der Mut

Und alles, alles wird wieder gut,

Die Träne trocknet, die Lippe lacht,

Und doch weiß keiner, wie du’s gemacht.

Morgenwonne

Ich bin so knallvergnügt erwacht.

Ich klatsche meine Hüften.

Das Wasser lockt. Die Seife lacht.

Es dürstet mich nach Lüften.

 

Ein schmuckes Laken macht einen Knicks

Und gratuliert mir zum Baden.

Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs

Betiteln mich »Euer Gnaden«.

 

Aus meiner tiefsten Seele zieht

Mit Nasenflügelbeben

Ein ungeheurer Appetit

Nach Frühstück und nach Leben.

Wunder über Wunder

Du wunderst wunderlich dich über Wunder,

Verschwendest Witzespfeile, blank geschliffen.

Was du begreifst, mein Freund, ist doch nur Plunder,

Und in Begriffen nicht mit einbegriffen

Ist noch ein unermeßliches Revier,

Du selber drin das größte Wundertier.

Ich habe dich so lieb!

Ich würde dir ohne Bedenken

Eine Kachel aus meinem Ofen

Schenken.

 

Ich habe dir nichts getan

Nun ist mir traurig zu Mut.

An den Hängen der Eisenbahn

Leuchtet der Ginster so gut.

 

Vorbei – verjährt –

Doch nimmer vergessen.

Ich reise.

Alles, was lange währt,

Ist leise.

 

Die Zeit entstellt

Alle Lebewesen.

Ein Hund bellt.

Er kann nicht lesen.

Er kann nicht schreiben.

Wir können nicht bleiben.

 

Ich lache.

Die Löcher sind die Hauptsache

An einem Sieb.

 

Ich habe dich so lieb.

Freundschaft

Freundschaft, Himmelstochter,

 Komm und höre mich!

Im geweihten Liede

 Göttin, sing ich dich.

Laß von Sympathieen

Meine Seele glühen,

Daß von deinem Licht erhellt,

Dir das Lied gefällt.

 

In der Wüste trauernd

 Hat ein Menschenfreund

Einstens vor dem Himmel

 Seinen Gram geweint:

»Schöpfer meines Herzens,

Kenner meines Schmerzens,

Sprich, was soll dies Zittern hier,

Dieser Drang in mir?

 

Löw’ und Wolf und Tiger,

 Wild und zahmes Vieh

Haben für mich Armen

 Keine Sympathie.

Felsen, Berge, Meere

Füllen nicht die Leere,

Hellen nicht die Dunkelheit,

Die mein Herz entweiht.

 

 Hört den Klager an;

Und, mit Himmelsklarheit

 Lieblich angethan,

Kam zum Menschenfreunde,

Der in Wüsten weinte,

Freundschaft. – Groß und gut und mild

War der Göttin Bild.

 

Ihre Lippe hauchte

 Sanft ins Menschenherz

Mitgefühl für Freude,

 Mitgefühl für Schmerz;

Seelen wurden Flammen,

Schlangen sich zusammen,

Und zum Herzenbilder drang

Nun ein Zweigesang.

 

Freundschaft macht die Menschen

 Gottes Engeln gleich,

Macht sie froh im Kummer,

 In der Armuth reich;

Und an ihrem Stabe

Wandeln wir zum Grabe,

Sprechen zu dem Freunde: dort

Daurt die Freundschaft fort.

 

Freunde, stark und dauernd

 Wie die Ewigkeit

Ist die Brudertreue,

 Die ich Euch geweiht.

Macht nicht Mädchenliebe

Oft das Leben trübe?

Nur die Freundschaft hat allein

Ewig Sonnenschein.

Freundschaft

(…)

Von der spricht nun einer: sie sei überall; der andre: sie sei nirgends; und es steht dahin, wer von beiden am ärgsten gelogen hat.

Wenn du Paul den Peter rühmen hörst, so wirst du finden, rühmt Peter den Paul wieder, und das heißen sie denn Freunde. Und ist oft zwischen ihnen weiter nichts, als daß einer den anderen kratzt, damit er ihn wieder kratze, und sie sich so einander wechselweise zu Narren haben; denn wie du siehst, ist hier, wie in vielen andern Fällen, ein jeder von ihnen nur sein eigner Freund und nicht des andern. Ich pflege solch Ding »Holunder-Freundschaften« zu nennen. Wenn du einen jungen Holunderzweig ansiehst, so sieht er fein stämmig und wohl gegründet aus; schneidest du ihn aber ab, so ist er inwendig hohl und ist so ein trocken schwammig Wesen darin.

So ganz rein gehts hier freilich selten ab, und etwas Menschliches pflegt sich wohl mit einzumischen, aber das erste Gesetz der Freundschaft soll doch sein: daß einer des andern Freund sei. Und das zweite ist, daß dus von Herzen seist und Gutes und Böses mit ihm teilst, wies vorkömmt. Die Delikatesse, da man den oder jenen Gram allein behalten und seines Freundes schonen will, ist meistens Zärtelei; denn eben darum ist er dein Freund, daß er mit untertrete und es deinen Schultern leichter mache.

Drittens laß du deinen Freund nicht zweimal bitten. Aber wenns not ist und er helfen kann, so nimm du auch kein Blatt vors Maul, sondern gehe und fordre frisch heraus, als obs so sein müßte und gar nicht anders sein könne. Hat dein Freund an sich, das nicht taugt, so mußt du ihm das nicht verhalten und es nicht entschuldigen gegen ihn. Aber gegen den dritten Mann

Etwas Sinnlichkeit und Parteilichkeit für den Freund scheint mir zur Freundschaft in dieser Welt zu gehören. Denn wolltest du an ihm nur die wirklich ehr- und liebenswürdigen Eigenschaften ehren und lieben, wofür wärst du denn sein Freund; das soll ja jeder wildfremde unparteiische Mann tun. Nein, du mußt deinen Freund mit allem, was an ihm ist, in deinen Arm und in deinen Schutz nehmen; das Granum Salis versteht sich von selbst, und daß aus einem edlen kein unedles werden müsse.

Es gibt keine körperliche Freundschaft. Nach der werden auch zwei Pferde, die eine Zeitlang beisammen stehen, Freunde und können eins des andern nicht entbehren. Es gibt auch sonst noch mancherlei Arten und Veranlassungen. Aber eigentliche Freundschaft kann nicht sein ohne »Einigung«; und wo die ist, da macht sie sich gern und von selbst. So sind Leute, die zusammen Schiffbruch leiden und die an eine wüste Insel geworfen werden, Freunde. Nämlich das gleiche Gefühl der Not in ihnen allen, die gleiche Hoffnung und der eine Wunsch nach Hilfe einigte sie; und das bleibt oft ihr ganzes Leben hindurch. Einerlei Gefühl, einerlei Wunsch, einerlei Hoffnung einigt; und je inniger und edler dies Gefühl, dieser Wunsch und diese Hoffnung sind, desto inniger und edler ist auch die Freundschaft, die daraus wird.

Aber, denkst du, auf diese Weise sollten ja alle Menschen auf Erden die innigsten Freunde sein? Freilich wohl! und es ist meine Schuld nicht, daß sie es nicht sind.

(…)

Wert der Freundschaft