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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffserklärung: Tod und Trauer
2.1 Der Tod in seiner Vielfalt
2.2 Todesvorstellungen
2.3 Trauer
2.3.1 Trauerkulturen - Früher
2.3.2 Trauerkulturen - Heute
3 Gesellschaftliche Entwicklungstendenzen zu Tod und Trauer
3.1 Tabus und die Tabuisierung bzw. Enttabuisierung
3.2 Der gesellschaftliche Umgang mit thantalen Themen
3.3 Das kindliche Todeserleben in der Gesellschaft
4 Die Todesvorstellungen des Kindes
4.1 Einflussfaktoren auf die kindlichen Todesvorstellungen
4.2 Die Entwicklungslinien einer Todesvorstellung
4.2.1 Das Vorschulalter
4.2.2 Das Grundschulalter
5 Das Trauerverhalten von Grundschulkindern
5.1 Trauerreaktionen
5.2 Trauerarbeit
6 Tod und Trauer als Thema im Sachunterricht
6.1 Die Ziele des Sachunterrichts
6.1.1 Die Dimensionen des Sachunterrichts
6.1.2 Die vier leitenden Prinzipien
6.2 Die Themenstellung im Unterricht
6.2.1 Angestrebte Ziele
6.2.2 Potentielle Themenkreise
6.2.3 Berücksichtigung des Themas innerhalb des Perspektivrahmens
6.2.4 Vorgaben des Kerncurriculums für das Fach Sachunterricht in Niedersachsen
7 Methodisches Vorgehen: Studie zu Kindervorstellungen
7.1 Forschungsgegenstand: Die Kinderzeichnung
7.1.1 Definition des Gegenstandsbereichs der Kinderzeichnung
7.1.2 Kinderzeichnungen unter entwicklungspsychologischen und persönlichen Aspekten
7.2 Durchführung in der Grundschule
7.3 Auswertung der Kinderzeichnungen
7.4 Zusammenfassung und Vergleich der Ergebnisse
8 Konkrete Überlegungen zur praktischen Umsetzung im Sachunterricht
8.1 Voraussetzungen für die Thematisierung
8.2 Death Awareness und Death Education
8.3 Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Thematisierung
8.3.1 Möglichkeiten und Chancen
8.3.2 Herausforderungen und Lösungsansätze
8.4 Bausteine für die Praxis
8.4.1 Der integrative Ansatz
8.4.2 Der ästhetische Ansatz
9 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Anhang
„Der Tod gehört zum Leben, er ist ein Problem der Lebenden.“ (Daum 2003, 25).
Die Verleugnung, die Unsicherheit und die Distanz bei der Auseinandersetzung mit dem Tod sind jedoch die häufigsten Formen in der Gesellschaft, um dieses „Problem“ vorerst auszuweichen. Todesverleugnung als eine Gleichgültigkeit gegenüber Leichen gab es tatsächlich während der ganzen Frühphase der Altsteinzeit. Da sich die Lebenden nicht zuständig fühlten, wurden die Toten nicht bestattet, sondern dem Prozess der Verwesung in der Natur überlassen. In der heutigen Gesellschaft ist ein solches Vorgehen nicht vorstellbar. Das Leben jedes Menschen endet mit dem Tod. Wieso unterliegt das Thema Tod dennoch einer ständigen Tabuisierung?
Ein überfahrenes Kaninchen auf der Straße, das achtlose Zerschlagen einer Fliege oder das wehmütige Betrauern des verstorbenen Hamsters: Kinder begegnen dem Thema Tod und Trauer täglich auf vielfältige Weise in ihrem unmittelbaren Umfeld. Auch der Tod von Familienmitgliedern, wie beispielsweise der Großeltern, ist eine Erfahrung, die schon Grundschulkinder erleben. „Wir kommen auf die Welt, und wir verlassen sie wieder – so einfach ist das.“ (ebd.). Eine sehr primitive, aber durchaus plausible Äußerung. Verstehen nicht auch Grundschüler und Grundschülerinnen[1] dieses Prinzip? Daher wäre die Behauptung, dass die Kinder von den medialen und persönlichen Kontroversen des Todes nichts mitbekommen würden, schlichtweg unrealistisch und unzutreffend. Die Medien zeigen Bilder und berichten durchgehend über Krieg, Unfälle, Katastrophen und Verbrechen. Der Tod ist an dieser Stelle omnipräsent, sodass sich aufgrund der Fülle der Reizüberflutung die Gefühle in einem bestimmten Rahmen zum Selbstschutz betäuben lassen. Dieses lässt die Vermutung aufkommen, dass der neue, offene Umgang mit den Medien vielmehr als eine Art der Sensationslust, als eine aktive und adäquate Auseinandersetzung zu verstehen ist.
Die Intention dieser Arbeit geht aus der zukünftigen Tätigkeit als Lehrer hervor, sich auch mit Themen auseinanderzusetzen, die nicht immer emotional leicht gestrickt sind. Ein Lehrer muss sich dennoch mit dieser Thematik beschäftigen, um die Kinder in einer Notfallsituation angemessen zu unterstützen und eine sachgemäße Abhandlung des Themas für die Erfassung der kindlichen Lebenswelt zu gewährleisten. Darüber hinaus erfolgt diese Arbeit aus der persönlichen Motivation heraus, weitere Erfahrungen und Erkenntnisse zu diesem Gebiet innerhalb der fach- und sachgemäßen Argumentation zu erlangen, da dies bisher nicht bzw. kaum erfolgt ist. Der Titel „Tod und Trauer als Thema im Sachunterricht – Möglichkeiten und Grenzen: Eine Studie zu Kindervorstellungen“ fordert zentrale Fragestellungen, die in dieser Arbeit vorrangig geklärt werden sollen:
Inwiefern eignet sich der Sachunterricht, um der Tabuisierung des Themas Tod und Trauer innerhalb der Gesellschaft entgegenzuwirken? Wo bieten sich bei der Umsetzung des Unterrichtsgegenstandes unter Beachtung der kindlichen Todesvorstellungen[2] didaktisch-methodische Möglichkeiten und Grenzen für den Sachunterricht?
Diese Arbeit verfolgt das wesentliche Ziel, eine Basis für das Thema Tod und Trauer für Lehrer zu schaffen, sodass ihnen eine Orientierung für die bestehenden Vorstellungen der Kinder durch die erarbeiteten Todeskonzepte gegeben wird. An welchen Aspekten und zu welchem Zeitpunkt mit den Kindern unter Betrachtung der individuellen und situativen Voraussetzungen gearbeitet werden kann, ist durch das Erfassen der kindlichen Todesvorstellungen ein geeigneter Rahmen, um weitere Bausteine für den Unterricht zu entwickeln. Hieran können Lehrer anknüpfen, indem sie jene Grundlage nutzen und auf die jeweilige Klasse in ihrer Heterogenität bei der Planung und Durchführung anpassen.
Mit dieser Fragestellung im Fokus und der abgeleiteten Zielsetzung gliedert sich die Arbeit in drei aufeinander aufbauende Teile: Die Grundlage der Arbeit bilden die entscheidenden Begriffe und Definitionen für das Tabuthema Tod und Trauer, die mit wesentlich weiteren Bezeichnungen und Subkomponenten einhergehen. Hierfür werden zunächst die verschiedenen Blickwinkel und Definitionen aus der Literatur herausgearbeitet, die für die weitere Arbeit als zentrale Anhaltspunkte gelten.[3] Es folgt der gesellschaftliche Umgang mit Tod und Trauer, insbesondere mit der Betrachtung des Erlebens der Kinder, welche durch die bereits erwähnte Verdrängung des Themas durch die Erwachsenen resultiert. Die daraus entstehenden Folgen für die aktuellen Entwicklungen der Todesvorstellungen der Kinder können dann anhand von entwicklungspsychologischen Tendenzen und kindlichen Zeichnungen herausgestellt werden. Aus den Zeichnungen kann abgeleitet werden, inwiefern die Kinder fähig sind, das entsprechende Thema zu erfassen. Weiterhin folgt daraus die Begründung der pädagogischen Relevanz in der Schule. Darüber hinaus werden die Ziele und Aufgaben des Sachunterrichts in den Fokus gestellt, sodass geprüft werden kann, inwiefern das Thema überhaupt berechtigt ist, als Inhalt für den Sachunterricht genutzt zu werden.
In dem zweiten, empirischen Teil der Arbeit wird ein Überblick zu den Todesvorstellungen und dem Todeserleben von Grundschulkindern vorgestellt. Dieser wird durch eine eigene explorative Studie in Form der Analyse von Kinderzeichnungen überprüft und ergänzt. Die erarbeiteten Ergebnisse werden anschließend mit den aktuellen Erkenntnissen der Literatur verglichen und kritisch hinterfragt.
Ausgehend von den Ergebnissen folgen in dem abschließenden Praxisteil einige Möglichkeiten, die für die Thematisierung im Unterricht sprechen. Aber auch aufkommende Grenzen, die bei diesem emotionalen und stark diskutierten Thema stets zu beachten sind, sollen durch die Betrachtung der Schlussbilanzen aufgeführt werden. Es werden anhand der Todeskonzepte der untersuchten Kinderzeichnungen Bausteine entwickelt, die zu ihrer Entwicklungsphase hinsichtlich der Fähigkeiten im Verstehen und Begreifen angepasst sind. Hierfür ergeben sich Vorschläge für die Umsetzung des Unterrichtsgegenstandes, die für die Planung und Erstellung einer Unterrichtseinheit genutzt werden können.