Siehe die Motti.
Die Grenzen der heutigen Bundesländer stimmen nicht mit den Grenzen der damaligen Territorialstaaten überein. Das heute zu Sachsen-Anhalt gehörende Halle war Teil des Erzstiftes Magdeburg und gehörte seit 1680 zum Kurfürstentum Brandenburg.
Dazu die Passage im Abschnitt »Ein ›Hannoveraner‹ auf dem englischen Thron« im 2. Kapitel.
Häufig auch mit dem italienischen Gattungsnamen als Ciacona oder, wie von Bach selbst, als Ciaccona bezeichnet.
Ein Video zu Bells Experiment ist zu sehen auf youtube.com/watch?v=LZeSZFYCNRw. Mehr zu Hendersons Projekt auf bachinthesubways.org. Dort auch Verweise auf Youtube-Videos und eine Weltkarte mit Aufführungsorten.
Dazu der Abschnitt »Kastraten und Diven« im 6. Kapitel.
Dazu der Abschnitt über das Antichambrieren im 2. Kapitel.
Im August 2016 tauften Menschenrechts-Aktivisten die Berliner Mohrenstraße symbolisch in »Anton-W-Amo-Straße« um.
Gemeint sind England und Irland, Schottland kam erst 1707 hinzu, der inneren Chronologie des Romans zufolge also nach der Rückkehr Gullivers aus dem Riesenland. Gleichwohl war der König von England faktisch auch schottischer Souverän.
Dazu eine Passage im Abschnitt »Die Gebrüder Graun in Berlin« im 3. Kapitel.
Zum Tabak siehe den entsprechenden Abschnitt im Kapitel »Weltliche Freuden«.
Dazu der entsprechende Abschnitt im nächsten Kapitel.
Es sei darauf hingewiesen, dass der 2. Weltkrieg keineswegs am 8. bzw. 9. Mai 1945 ›endete‹, wie wir gedenkend zu erinnern pflegen. Die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki wurden am 6. und am 9. August abgeworfen, die Unterzeichnung der japanischen Kapitulation in der Bucht von Tokyo erfolgte am 2. September 1945, die japanische Kapitulation in China und Korea am 9. September, die in Burma am 13. September.
Über das Riesenwerk der entsprechende Abschnitt im 5. Kapitel.
Erst Friedrich II. konnte nach den Gebietsgewinnen infolge der ersten polnischen Teilung 1772 offiziell den Titel »König von Preußen« führen.
Als da waren: die Kurmark Brandenburg und die Neumark Brandenburg, Preußen, Hinterpommern, Cleve, Ravensberg, Minden, Halberstadt, Magdeburg, Lauenburg-Bütow, Lingen, Mörs, Tecklenburg.
Dazu der entsprechende Abschnitt im 6. Kapitel.
Wie wichtig diese ›heiligen Salbgefäße‹ waren, zeigt noch ein Beschluss des revolutionären Pariser Konvents vom 7. Oktober 1793. Er ordnete das Zerbrechen der Phiole an, in der traditionell das Öl für die Salbung der Könige in die Kathedrale von Reims gebracht worden war. Ludwig XVI. hatte man schon vorher die Krone vom Haupt geschlagen und am 21. Januar 1793 den Kopf von den Schultern. Nachdem man diesen einen König losgeworden war, glaubte man, mit dem Zerbrechen der Phiole das Königtum insgesamt abschaffen zu können. Aber dann bekam man vorübergehend einen Kaiser und im April 1814 wieder einen König, und zwar einen »von Gottes Gnaden«, wie Ludwig XVIII. (Nummer XVII wurde übersprungen) beharrte.
Critik der reinen Vernunft (Riga 1781), Critik der practischen Vernunft (Riga 1788), Critik der Urtheilskraft (Berlin und Libau 1790).
Hört man heute, wie der Tenor »Nur jedem das Seine« singt, erscheint neben der neutestamentlichen Szene mit ihren weitreichenden religionspolitischen Deutungsfolgen eine geschmiedete Schrift vor dem inneren Auge. Sie befand (und befindet) sich am Eingangstor zum Konzentrationslager Buchenwald: »JEDEM DAS SEINE«.
Es sei nicht verschwiegen, dass seit Anfang der 1990er eine Bearbeitung von Zadok the Priest die Hymne der Uefa Champions League ist. Dreisprachig dröhnt über die Stadien: »Die Meister. Die Besten. Les Grandes Équipes. The Champions«. Händel würde das vermutlich gefallen, vielleicht vom Text abgesehen.
Es handelte sich um die neunte Kurwürde. Ursprünglich gab es sieben Kurfürsten: die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln sowie die Herrscher von Böhmen, der Pfalz, Sachsen und Brandenburg. 1648 erhielten die pfälzischen Wittelsbacher eine neue Kurwürde, da sie die angestammte 1623 an die bayerischen Wittelsbacher verloren hatten. 1777 fielen die beiden bayerischen Kurwürden durch Erbschaft wieder zusammen – und so waren es insgesamt wieder acht.
Die dynastischen Verbindungen zwischen England und Deutschland sind langwierig und kompliziert. Noch die Windsors kamen aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha. Erst 1917, während des ›Großen Krieges‹, wie die Engländer bis heute den 1. Weltkrieg nennen, nahm Georg V. von »Saxe-Coburg and Gotha« (die vier George vor ihm waren ›Hannoveraner‹) die Umbenennung der Dynastie in Windsor vor.
Erster Krieg um Schlesien 1740–42, zweiter Krieg 1744 und 1745. Der dritte, sogenannte ›Siebenjährige Krieg‹ (1756–1763) endete mit dem preußischen Erhalt der im ersten Krieg von Friedrich eroberten Provinz Schlesien.
Zum Entstehungshintergrund dieser Briefe der Abschnitt über Händel in London im nächsten Kapitel.
Eröffnet 1748 am Michaelerplatz, nicht am heutigen Standort am Universitätsring.
Zu ihm und zu den anderen im Folgenden genannten ›Hofjuden‹ die Einträge im Personenregister.
Dazu der erste Abschnitt dieses Kapitels.
Zur Kurfürstenwürde von Ernst August der Abschnitt »Antichambrieren bei Herzog Anton Ulrich in Wolfenbüttel«, zur polnischen Krone für August den Starken der folgende Abschnitt über das Zeithainer Lustlager.
Im Internet zu besichtigen unter https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/117440. Dort sieht die eigentlich dunkelbraune Figur glänzend schwarz aus.
Als Kurfürst Friedrich August II., als König in Polen Friedrich August III.
Mazovien am rechten Weichselufer; Samogitien in Litauen; Kyovien in Polen; Vollhinien und Podolien, beide in der heutigen Ukraine, damals polnisch-litauisch; Podlachien im Osten Polens; Severien teil- und zeitweise polnisch, russisch, ukrainisch.
Zu den beiden der Abschnitt über »Kastraten und Diven« im 6. Kapitel.
Im militärpolitischen Schrifttum ist bis heute vom ›theatre of war‹ die Rede.
Lange galt Johann Sebastians Capriccio in B-Dur (BWV 992) mit seinen für Bach ganz ungewöhnlichen ›Untertiteln‹ (z. B. »Schmeichelung der Freunde, um denselben von seiner Reise abzuhalten«) als Abschiedsmusik für Johann Jacob. Das wird heute eher bezweifelt.
Dazu der nächste Abschnitt.
Zu dieser Devise des Ordens die Passage am Ende des Abschnitts »Friedrich von Brandenburg setzt in Königsberg eine Krone auf« in diesem Kapitel.
Zu Friedrichs Flötenlehrer siehe im nächsten Kapitel den Abschnitt über Johann Joachim Quantz in Dresden.
Dazu der Abschnitt »Bachs Chaconne im Untergrund« im Präludium.
Dazu der Abschnitt über Bierfiedler etc. im 6. Kapitel.
Der heutige Standort am Universitätsring ist nicht mit dem ursprünglichen am Michaelerplatz identisch.
Siehe auch den Abschnitt über den ›Südseeschwindel‹ im ersten Kapitel.
Nach der Inthronisierung Georgs von Hannover 1714 in King’s Theatre umbenannt.
Das Denkmal steht heute im Victoria and Albert Museum in London – und im Internet, zum Beispiel auf der englischen Website gfhandel.org.
Eine blaue Plakette hängt auch am Nachbarhaus. Sie ist Jimi Hendrix gewidmet, der 1968/69 dort wohnte.
Es war seine zweite Haft. Von Mai 1717 bis April 1718 war er schon einmal dort festgehalten worden.
Dazu die Passage im Abschnitt über das Zeithainer Lustlager im 2. Kapitel.
Stefan Zweig beschrieb es im Händel-Kapitel seiner Sternstunden der Menschheit pathetisch als ›Auferstehung‹.
Dazu der Telemann-Abschnitt im »Präludium«.
Zu Scheibe der Abschnitt über Vivaldi in diesem Kapitel.
Dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Über Gottsched der Abschnitt im 5. Kapitel.
Zu dieser Verschiebung des Machtgewichts siehe das 1. Kapitel.
Über Law der Abschnitt über den ›Südseeschwindel‹ im 2. Kapitel.
Zu Hunold/Menantes auch das Intermezzo über Galanterie.
Im Schelmuffsky sind Komponist und Librettist dieser Oper über die Zerstörung der Stadt im Jahr 70 n. Chr. nicht genannt. Die Musik stammte von Johann Georg Conradi, der Text von Christian Heinrich Postel, auf dessen Libretti auch Reinhard Keiser zurückgriff.
Altona in unmittelbarer Nachbarschaft war damals dänisch. Es wurde 1713 von einer schwedischen Soldateska in Brand gesteckt.
Zur Selbstkrönung Friedrichs I. in Königsberg der entsprechende Abschnitt im vorhergehenden Kapitel.
Dazu der Abschnitt »Die große Klangmaschine« im 6. Kapitel.
Mehr über Passionen im 6. Kapitel.
Dazu die Passage im Abschnitt über das Zeithainer Lustlager im vorherigen Kapitel.
Zu Süßmilch der entsprechende Abschnitt im 5. Kapitel. Moderne Historiker halten seine Zahl für übertrieben und gehen eher von 80000 bis 90000 Menschen aus.
Zu Braunschweig-Wolfenbüttel der Abschnitt übers Antichambrieren im 2. Kapitel.
Heute im Berliner Schloss Charlottenburg zu sehen.
Zu diesem Sujet Passagen im »Tanz der Kontinente« im 1. Kapitel.
Diese 1702 von Telemann eingerichtete Konzertreihe wurde ab März 1729 von Bach geleitet. Dazu der Abschnitt über die Kaffeehausmusiken im 10. Kapitel.
Es musste 1720 geschlossen werden, hatte mithin eine nur gut halb so lange ›Lebensdauer‹ wie die Hamburger Gänsemarktoper. Der Kollaps resultierte aus finanziellen Schwierigkeiten, verschärft durch (selbst schon opernhafte) Familienintrigen.
Dazu der Beginn des Abschnitts über das Zeithainer Lustlager im 2. Kapitel.
Das jammervolle Schreiben gilt als der einzige erhaltene Privatbrief von Bachs Hand.
Zu den Perücken der entsprechende Abschnitt im Kapitel »Äußere Erscheinung«.
Die Verführung ist groß, eine Anmerkung zum ›schönen und zierlichen‹ Sächsisch zu machen. Sie sei dennoch unterlassen.
Dazu der Abschnitt im Fortschrittskapitel.
Zu ihr die Passage im Abschnitt über Dorothea Erxleben im Fortschrittskapitel.
Zu dessen Reform des Theaters der Abschnitt über die Vertreibung des Harlekin von der Bühne im Fortschrittskapitel.
Dazu und zum Engagement Bachs für die weltliche Musik in der Messestadt der Abschnitt »Kaffeehäuser und Kaffeekantaten« im 10. Kapitel.
Zu den Passionen allgemein siehe den Abschnitt im 6. Kapitel.
Näheres zur Stellung der Musiker vom Stadtpfeifer bis zum Konzertmeister im 6. Kapitel.
Ungefähr dort, wo sich heute der Augustusplatz befindet.
Dazu der Abschnitt »Kaffeehäuser und Kaffeekantaten« im 10. Kapitel. Das Restaurant »Coffe Baum« gibt es seit Anfang 2019 nicht mehr. Auf der inzwischen stillgelegten Website coffe-baum.de wurde das Portalrelief auf 1719/20, also vor die Baumblüte in Apels Garten, datiert. Und wie bei so vielem im kurfürstlichen Sachsen soll auch hier wieder August der Starke seinen – Finger im Spiel gehabt haben.
Dazu der Abschnitt im Kapitel über weltliche Freuden.
Heute gehören Horn und Hamm zum Bezirk Hamburg-Mitte. Eimsbüttel ist ein eigener Bezirk.
Dazu der entsprechende Abschnitt im 7. Kapitel: »Innere Frömmigkeit«.
In Russland als europäischem ›Spätentwickler‹ wurde sie erst 1861 gesetzlich beendet.
Zur frühaufklärerischen Kritik an diesem ›rechtlichen Zwangsmittel‹ der Abschnitt über Christian Thomasius im nächsten Kapitel.
Mehr dazu im Abschnitt über Wolff im nächsten Kapitel.
Über die Funktion des Geständnisses im Strafprozess die Passage über die ›Abschaffung‹ der Folter durch Friedrich den Großen im Jahr 1740 im Abschnitt »Warnung vor Lips Tullian« im 4. Kapitel.
Zu August Hermann Francke und dem Halle’schen Pietismus siehe den entsprechenden Abschnitt im Kapitel »Innere Frömmigkeit«.
Zu beidem der Abschnitt »Ein ›Hannoveraner‹ auf dem englischen Thron« im 2. Kapitel.
Man hat ausgerechnet, dass Leibniz während seines Lebens ungefähr 20000 Kilometer in Kutschen zurückgelegt hat.
Der in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover aufbewahrte Briefwechsel umfasst rund 15000 Briefe mit 1100 Korrespondenzpartnerinnen und -partnern und gehört seit 2007 zum Weltdokumentenerbe der UNESCO.
Wie das Rechnen im Einzelnen vor sich geht, zeigt eine Animation auf der Website dokumente.leibnizcentral.de. Abbildungen der verschiedenen Maschinen bzw. ihrer Nachbauten auf uni-hannover.de/de/universitaet/profil/leibniz/leibnizausstellung.
Ein spätes, aber gewaltiges Echo hatte das Motto in Kants Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? von 1783: »Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!«
Dazu der entsprechende Abschnitt im Kapitel »Innere Frömmigkeit«.
Die heutige Angabe des Geburtstages mit 31. März folgt dem gregorianischen Kalender.
Dazu der einleitende Abschnitt »Die Zeit der schrägen Perle.«
Dazu der Abschnitt über »Volksbelustigung« im 10. Kapitel.
Dazu der Abschnitt »Vivaldi in Wien« im 3. Kapitel.
Zu Henrici der Abschnitt »Die ›Oberkeit‹« im 4. Kapitel.
Dazu der entsprechende Abschnitt im Kapitel »Weltliche Freuden«.
Dazu die entsprechenden Passagen im ersten Abschnitt des Kapitels »Die Fürsten machen Staat«.
Dazu der Wolff-Abschnitt in diesem Kapitel.
Dazu der Abschnitt über die ›Hof-Wehmutter‹ Justine Siegemund im 9. Kapitel.
Zu Hoffmanns Tropfen der entsprechende Abschnitt im 11. Kapitel.
Dazu der entsprechende Abschnitt im 7. Kapitel.
Immerhin hat Haller noch gefragt. Heute wird unter dem Terminus ›Widerspruchslösung‹ diskutiert, ob allen, die zu Lebzeiten nicht ausdrücklich einer Organspende widersprochen haben, nach ihrem Tod Organe entnommen werden dürfen, um so dem Mangel an Spenderorganen abzuhelfen.
Zu ihm die Passage im Abschnitt »Bach in Leipzig« im 3. Kapitel.
Das Manuskript gehört zum Weltkulturerbe. Es ist online zu besichtigen unter bach-digital.de. Auch die vom Tintenfraß beschädigten Stellen sind deutlich erkennbar.
Zu ihr der Absatz über die »wohl-unterwiesene Köchinn« im Kapitel »Familienleben«.
Dazu der Abschnitt »Quantz in Dresden« im 3. Kapitel.
Dazu und zum Zeithainer Lustlager der entsprechende Abschnitt im 2. Kapitel.
Auch dazu der Abschnitt über das Zeithainer Lustlager im 2. Kapitel.
Zu den Aufführungen der Abschnitt »Kaffeehäuser und Kaffeekantaten« im Kapitel »Weltliche Freuden«.
Heute werden die Kastratenrollen der Barockoper gewöhnlich von Countertenören gesungen. Die Filmstimme Farinellis indessen ist eine digitale Abmischung von Passagen, die von einem Countertenor gesungen wurden, und solchen, die aus der Kehle einer Sopranistin kamen.
Der Stimmbruch erfolgte wegen der Ernährung später als heute, bei Bach wohl erst mit Beginn des sechzehnten Lebensjahres.
Zu Laws Spekulationssystem der Abschnitt über den ›Südseeschwindel‹ im ersten Kapitel.
Eine frühe Walzenaufnahme des ›Ultimo Castrati‹ ist auf Youtube zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=lmI_C-S0Abg. Er singt das Ave Maria, mit dem Charles Gounod das erste Präludium von Bachs Wohltemperiertem Klavier katholisiert hatte.
Dazu der Beginn des Abschnitts »Vivaldi in Wien« im 3. Kapitel.
Dazu der entsprechende Abschnitt im ersten Kapitel.
Gleichwohl werden die berühmte Toccata und Fuge in d-Moll (BWV 565) von manchen (darunter Peter Williams) als Werk Bachs infrage gestellt.
Zu Bachs Besuch bei König Friedrich in Postsdam siehe die Passage im Abschnitt »Die Gebrüder Graun in Berlin« im 3. Kapitel.
Ihr Standort entsprach nicht dem der heutigen Peterskirche. Zu Adam Bernd die Passagen über den »Kult der Selbsterforschung« im nächsten Kapitel.
Zur Beichtpraxis der folgende Abschnitt über die Kirchenbuße.
Zu Adam Bernd der Abschnitt »Windstille« im nächsten Kapitel.
Herder übrigens hat sie in seiner Schrift Über Kirchenzucht für Weimar noch 1777 verteidigt.
Dazu der Abschnitt über Wolff im Kapitel »Fortschritte«.
Bachs Markus-Passion von 1731 ist verschollen, nur der Text ist erhalten, während die Lukas-Passion mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von Bach stammt.
Zu Brockes der erste Abschnitt im nächsten Kapitel und der Abschnitt über Ritzebüttel im 4. Kapitel.
Bachs schöne Reinschrift der Partitur entstand zur Aufführung von 1736. Die letzte nachweisbare Aufführung zu Bachs Lebzeiten fand an Karfreitag 1742 statt.
Die heute gängige Bezeichnung »Neun deutsche Arien« geht auf die Erstpublikation 1921 zurück.
Zu Gottsched der Abschnitt über den Kampf gegen Hans Wurst im Kapitel »Fortschritte«.
Zu Haller der Abschnitt über seine Leichensektionen im Kapitel »Fortschritte«.
Dazu der letzte Abschnitt dieses Kapitels.
33 Jahre später bekam man in Halle doch noch einen Bach: Wilhelm Friedemann übernahm 1746 die Nachfolge des Nachfolgers von Zachow.
Dazu die Passage im Abschnitt über Carls Armen-Apothecke im Kapitel »Irdisches Leid«.
Nicht etwa Grazien, von denen hat jede eigene Augen.
Dazu der Abschnitt »Händel in London« im Kapitel »Städte und Leute«.
Siehe »Schönheit des Frauenzimmers« in diesem Kapitel.
Dazu der Abschnitt im Kapitel »Weltliche Freuden«.
Dazu der Abschnitt über »Telemann in Hamburg« im Kapitel »Städte und Leute«.
Dazu der Abschnitt »Händel in London« im Kapitel »Städte und Leute«.
Siehe die im Abschnitt über die Bauernkluft zitierte sächsische Kleiderordnung.
Dazu auch der Abschnitt »Wie lustig ist das Studentenleben?« im 10. Kapitel.
›Gei‹ bezeichnete im Oberbayerischen und Salzburgischen einen Landstrich in Wortverwandtschaft zum ›Gau‹ oder ›Gäu‹.
Davon gibt es mehrere Fassungen, eine davon hängt im Berliner Schloss Charlottenburg, wo auch die erwähnten Pesne-Bilder hängen. Die ›Party‹ hängt in der Berliner Gemäldegalerie, »Das Fest der Liebe« in der Dresdener Gemäldegalerie. Die Bilder entstanden zwischen 1717 und 1720.
Zum Tanz als galante Fertigkeit im Dienst des eigenen Fortkommens die Passagen im Abschnitt »Singen und Tanzen« des 10. Kapitels.
Zu Swifts Roman die Passage im Abschnitt Singende Geographie im ersten Kapitel.
Dazu der entsprechende Abschnitt im Kapitel »Städte und Leute«.
Dazu der Abschnitt Die Pietisterey im Fischbein-Rocke im Frömmigkeitskapitel.
Grimms Wörterbuch datiert die Durchsetzung des Wortes auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts und weist darauf hin, dass beispielsweise Gellert das Wort noch vermieden und lieber von ›Haus‹ gesprochen habe.
Das Fragment wurde in den 1930er Jahren aufgefunden. Als Urheber der Textvorlage gilt der Arnstädter Schulrektor Johann Friedrich Treiber.
Mehr dazu im gleichnamigen Abschnitt in diesem Kapitel.
Zu Süßmilch der entsprechende Abschnitt im Fortschrittskapitel.
Bei Bauarbeiten am ehemaligen Schloss an der Leine, heute Sitz des niedersächsischen Landtages, werden mit erstaunlicher Häufigkeit Skelettreste gefunden, zuletzt geschehen im Jahr 2016. Wie jedes Mal lag auch bei diesem Fund die Vermutung nahe, es handele sich um sterbliche Überreste des vermissten Grafen Königsmarck; und wie jedes Mal erwies sich die Vermutung als falsch.
Dazu der Abschnitt über »Kastraten und Diven« im 6. Kapitel.
Zu ihr der entsprechende Abschnitt im Fortschrittskapitel.
Zum Soli Deo Gloria der entsprechende Abschnitt im 6. Kapitel.
Zu Süßmilch der entsprechende Abschnitt im Fortschrittskapitel.
Die nur hier aufgezählten, sonst nicht mehr erwähnten Kinder fehlen im Personenregister.
Heute spricht die Psychologie von ›herausforderndem Verhalten‹ und von ›Erziehungsschwierigkeit‹. Durch das Umstellen im Wort soll ein Umstellen in der Wertung angezeigt und Stigmatisierung vermieden werden. Wie immer in solchen Fällen besteht die Gefahr, mit freundlicheren Begriffen das Begreifen der unfreundlichen Wirklichkeit eher zu erschweren als zu erleichtern.
Dazu ein Abschnitt im nächsten Kapitel.
Bachs Tochter Lieschen, Namensgeberin des ›losen Liesgen‹ in der Kaffeekantate, stand demnach alles Nötige zur Verfügung.
Dazu der entsprechende Abschnitt in diesem Kapitel.
Erst am Ende des Jahrhunderts verlor die religiöse Literatur mit dem Schwinden der Meinungs- auch die Mengendominanz.
Hagedorn veröffentlichte die Ode erst im Jahr nach Telemanns Publikation.
Die Musik zu BWV 190 ist unvollständig, die zu BWV 190a gar nicht erhalten.
Zu den Gottesdiensten der entsprechende Abschnitt im 6. Kapitel.
Dazu der Abschnitt im vorhergehenden Kapitel.
Dazu der entsprechende Abschnitt im 6. Kapitel.
Mehr über Bier im Abschnitt »Bach und Bier« in diesem Kapitel.
Das Bild hängt heute im Berliner Schloss Charlottenburg.
Das gilt erst seit einem Manuskriptfund im Jahr 1999 als gesichert.
In Wahrheit Portugiesisch.
Aus dieser Zeit stammt das Relief mit ›osmanischer‹ Szene unter einem blühenden Kaffeebaum im Giebel über dem Eingang. Es ist immer noch zu sehen. Der Café-Betrieb indessen wurde zum Jahresende 2018 eingestellt. Welche Rolle August der Starke bei der jungen Witwe Lehmann gespielt hat, ist – zum Glück für die anekdotische Phantasie – ungeklärt.
Über Laws Spekulationssystem der Abschnitt zum ›Südseeschwindel‹ im ersten Kapitel.
Das genaue Ende der zweiten Leitungsphase ist ungesichert.
Im satirischen Roman Der Musicalische Quack-Salber von Bachs Leipziger Vorgänger Johann Kuhnau heißt ein Bass »Herr Zeidelbär«.
Zu Oppenheimer der entsprechende Abschnitt im Kapitel »Die Fürsten machen Staat«.
Zu dieser Liste, der »Specificatio der Verlassenschaft des […] Herrn Johann Sebastian Bachs«, den entsprechenden Abschnitt im vorhergehenden Kapitel.
Das Fangen der Vögel wurde in Leipzig in den 1870ern verboten. Ein findiger Bäcker tröstete die Leipziger mit einem runden Törtchen, gefüllt mit Marzipan und Marmelade und verziert mit gekreuzten Teigstreifen. Die Teigstreifen sollen an die Kreuzbänder erinnern, mit denen einst die gebratenen und gefüllten Vögel zugebunden waren.
Eben jener Treiber, der heute als Urheber der Textvorlage des in Bachs Handschrift überlieferten Hochzeitsquodlibet gilt. Dazu die Passage im Abschnitt »Große Hochzeit, große Freuden« im Kapitel über das Familienleben.
Dazu der Abschnitt »Wie lustig ist das Studentenleben?« in diesem Kapitel.
Zu ihr der Abschnitt über Die Wol unterwiesene Köchinn in Kapitel 9.
Über ihn der entsprechende Abschnitt im Kapitel über »Fortschritte«.
An den Besuch erinnert heute ein ›Ananas-Denkmal‹.
Über die Merian siehe die Passage im Abschnitt »Tanz der Kontinente« im 1. Kapitel.
Zu den akademischen Beziehungen zwischen Königsberg und Halle siehe den Abschnitt über Francke im 7. Kapitel.
Dazu der Abschnitt »Ein ›Hannoveraner‹ auf dem englischen Thron« im 2. Kapitel.
Zum ›Cnaster‹ oder Kanaster der Abschnitt über »Tabakskollegien und Tabakskantaten« in diesem Kapitel.
Dazu die Ehrenrettung Gottscheds im Fortschrittskapitel.
Dazu der Abschnitt »Singen und Tanzen« in diesem Kapitel.
Dazu die Passage am Ende des Abschnitts »Tabakskollegien und Tabakskantaten« im 10. Kapitel.
Der Begriff stammt aus den 1930er Jahren und meint die Zeit vom 13. bis 18. Jahrhundert mit letzten Temperaturtiefpunkten in den Jahrzehnten um 1700.
Mehr im Abschnitt über Süß Oppenheimer im 2. Kapitel.
Das Spottlied Ich bin der Doktor Eisenbarth entstand um 1800 im Göttinger Studentenmilieu und hat mit den historischen Tatsachen nichts zu tun. Ob das Kinderlied Frère Jacques mit Eisenbarths ärztlichem Zeitgenossen, dem Pariser Steinoperateur und Dominikanerbruder Jacques Beaulieu, zusammenhängt, ist umstritten. Die Melodie wird neuerdings auf Bachs musikalischen Zeitgenossen Rameau zurückgeführt. Sie hat einen trauermarschähnlichen Nachklang in Moll in Mahlers erster Sinfonie.
Zu seinen Augenoperationen die Passagen im Abschnitt »Den Star stechen«, zu den Zähnen der Abschnitt »Brockes wird ein Zahn gezogen«, beide in diesem Kapitel.
In Halle an der Saale ist der Knoblauch so gesund, dass jahrhundertelang am Mittwoch nach Pfingsten ein Knoblauchtag begangen wurde. Der Brauch ist in jüngerer Zeit wieder aufgelebt.
Kurioserweise sind nur diese Fälschungen erhalten, keine Originalgläser.
Auf der Internetseite eines Versenders steht darüber zu lesen: »Langjährige Erfahrung hat gezeigt, dass das Arzneimittel bei bestimmten Beschwerden helfen kann. Wie die einzelnen Inhaltsstoffe wirken, konnte bislang in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden.«
Die gängige deutsche Variante ist keine wortgetreue Übersetzung.
Nach Fahrenheits Tod zu 98,6 Grad präzisiert.
Der Titel von Ray Bradburys Roman Fahrenheit 451 von 1953, in dem die Feuerwehr dafür zuständig ist, Bücher zu verbrennen, leitet sich davon ab, dass Papier sich (angeblich) bei 451 Grad Fahrenheit selbst entzündet.
Dazu die Passage im Abschnitt über das Zeithainer Lustlager im 2. Kapitel.
Dazu der Abschnitt über Eisenbarth in diesem Kapitel.
Über die Ode eine Passage im Abschnitt über Gottsched im 5. Kapitel.
Foto: Abdruck der Thomaskirche mit freundlicher Genehmigung des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig.
Für meine Più
»Ob diese [die Musik] zwar mein Acker und Pflug ist, und mir zum Hauptergetzen dienet, so habe ich ihr doch seither ein Par Jahren eine Gefehrtinn zugesellet, nemlich die Bluhmen-Liebe«.
Telemann 1742 an einen Freund
»Ich mache Ihnen ein Geschenk und schicke Ihnen eine Kiste Blumenzwiebeln«.
Händel 1750 an Telemann in einem auf Französisch abgefassten Brief
»Ohnerachtet der Herr Vetter sich geneigt offeriren, fernerhin mit dergleichen liqueur [gemeint ist ein Fäßlein Most] zu assistiren; So muß doch wegen übermäßiger hiesigen Abgaben es depreciren; denn da die Fracht 16 gr. der Überbringer 2 gr. der Visitator 2 gr. die Landaccise 5 gr. 3 pf. und generalaccise 3 gr. gekostet hat, als können der Herr Vetter selbsten ermeßen, daß mir jedes Maaß fast 5 gr. zu stehen kömt, welches denn vor ein Geschenke alzu kostbar ist.«
Bach 1748 an seinen Vetter und früheren Sekretär Johann Elias Bach
Meine erste Begegnung mit Bach war wenig glücklich. Sie erfolgte im Musikunterricht der Mittelstufe. Noch heute sehe ich den Lehrer, einen kleinen, quecksilbrigen Mann, vor der Tafel hin und her hüpfen, stets seine Lieblingssentenz zur Kennzeichnung der Musik Bachs auf den Lippen: »Einheit in der Vielfalt – Vielfalt in der Einheit«. Wie es nicht anders sein kann, seit es Lehrer und Schüler gibt, verdrehten die Schüler dem Lehrer das Wort im Mund: »Einfalt in der Vielheit – Vielheit in der Einfalt.« Das war selbst recht einfältig. Und nicht besonders einfallsreich.
Schwer vorstellbar damals, dass der notorische Thomaskantor einmal mein Lieblingskomponist werden würde, falls diese eher kulinarische Kategorie dem überzeitlichen musikalischen Genius JSB angemessen ist. Zu seinen Lebzeiten war Bach, verglichen mit Händel in London oder dem in ganz Deutschland umtriebigen Telemann, eine regionale Größe, eine ehrerbietig behandelte und bevorzugt bezahlte, aber eben doch eine Provinzfigur. Ein Vergleich mit europäischen Instanzen wie dem Venezianer Vivaldi oder Rameau in Paris wäre erst gar nicht in Betracht gekommen. Heute ist die musikalische Reichweite dieser ›Provinzfigur‹ global und BACH mehr ein Marken- denn ein Eigenname. Auf allen Kontinenten gilt Bach, nach seinem Tod erst als Scholastiker der Fuge verspottet und dann drei Generationen lang ignoriert, als universeller Meister jenseits der Rangklassen. Nur Mozart umgibt ein vergleichbarer Nimbus.
Als der zwanzigjährige Felix Mendelssohn Bartholdy am 11. März 1829 in der Berliner Singakademie eine gestraffte Fassung der Matthäus-Passion zur Aufführung brachte (zwei Drittel der Arien ließ er weg), saßen Hegel, Heine, Schleiermacher und Schumann im Publikum. Allerdings nicht nebeneinander. Was hätten die vier wohl untereinander getuschelt? Und wären sich der anti-romantische Philosoph, der romantische Dichter, der romantische Theologe und der romantische Komponist über die musikalische Auferstehung der in lutherischer Frömmigkeit ruhenden Passion einig gewesen?
Die Frage nach einer innig gläubigen, also nicht nur schmückenden Bindung der Kunst an Religion ist seit dem Aufkommen der romantischen Kunstreligion bedeutungslos geworden. Bachs Kirchenmusik hat sich zur Konzertmusik gewandelt, und selbst wenn sie in Gotteshäusern aufgeführt wird, steht sie nicht mehr zuerst im Dienst einer Feier des Glaubens, sondern bietet ›Kunstgenuss‹ für zahlendes Publikum.
Den Meister hätte das befremdet. Aber wir können seine Musik nicht mehr hören, wie er selbst und seine Zeitgenossen sie gehört haben. An dieser akustisch-epochalen Verschlossenheit ändern auch ›historisch korrekte‹ Aufführungen mit alten Instrumenten nichts. Zwischen ihm und uns steht die Romantik, der seine Wiederentdeckung und Wiedererweckung zu verdanken sind. Jedoch wird alles, was von der Romantik berührt wird, unvermeidlich ›romantisiert‹ und in ihre eigene Daseinshaltung hineingezogen. Das Genie tritt nach vorn, und Gott tritt zurück.
Die Opulenz, in der uns die großen Messen und Passionen heute präsentiert werden, wäre zu Bachs Zeiten gar nicht möglich gewesen. Die damals eingesetzten Orchester kämen uns enttäuschend dünn besetzt vor, ebenso die Chöre mit nicht einmal zwei Dutzend Sängern.
Was hören wir also, wenn in einer Kirche eine Kantate erklingt? Oder die h-Moll-Messe, die Bach selbst nie vollständig gehört hat? Oder in einem Konzertsaal die Kunst der Fuge, von der er ebenfalls keine Aufführung erlebte? Oder in einer Philharmonie ein Brandenburgisches Konzert? Oder von einer CD die Toccata und Fuge in d-Moll? Oder vom MP3-Player eine Violinsonate. Oder auf Youtube »Breakdance zu Barock-Beats von Bach«?
Darf man ein Buch über Bach schreiben, wenn man im Musikunterricht schlecht aufgepasst hat und kaum Noten lesen kann? Man darf nicht! Allerdings besteht Musik nicht nur aus Noten, das gilt auch für die 16926 Minuten Musik, die Bach komponiert hat, wie ausgerechnet wurde. Ohne Interpreten und ohne Zuhörer und ohne die Räume, in denen beide einander begegnen, sind Noten nur schwarze Punkte auf liniertem Papier.
Im Übrigen ist dieses Buch keines über Bach und seine Kompositionen, sondern eines über Bach und seine Zeit, über seine Lebensumstände und die seiner Zeitgenossen. Stets spielt Musik im Hintergrund, aber ihr kompositorischer Aufbau und ihre ästhetische Struktur gehören nicht zu den Themen der hier erzählten Geschichten.
Als der kleine Johann Sebastian im Hause seines älteren Bruders Johann Christoph, der ihn nach dem Tod des Vaters aufgenommen hatte, nachts bei Kerzenlicht heimlich Noten kopierte, spielte die Musik nicht in Deutschland, sondern in Italien und Frankreich. Das änderte sich jedoch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten. Telemann zählte in einem Gedicht seinerzeit berühmte deutsche Komponisten auf – außer Händel heute allesamt vergessen – und resümierte: »So muss Venedig, Rom, Paris und London sagen, / Die besten Meister sind in Teutschland zu erfragen.«
Der Titel des vorliegenden Buches orientiert sich weniger an der historischen Wertung in der Rückschau als am frischen Selbstbewusstsein der deutschen Musiker jener Zeit. Ganz ernst sollte man ihn dennoch nicht nehmen, sondern mit nationaler Selbstironie. Der bedeutende Bach-Biograph Philipp Spitta allerdings meinte 1873, zwei Jahre nach der deutschen Reichsgründung im Spiegelsaal von Versailles, anders auftrumpfen zu müssen: Seit »dem Beginne des 18. Jahrhunderts übernahm Deutschland unter den musikalischen Völkern die Führerschaft und hat sie bis heute behauptet.« Und »wer die Zeit am Beginn des 18. Jahrhunderts culturhistorisch würdigen will, muß auf die Erscheinung Sebastian Bachs sein Auge richten, die, als noch alles ringsum todt und öde war, wie ungeahnt und durch einen Zauber hervorgerufen kam, der Wasserlilie gleich, die aus geheimnißvoller Tiefe über die graue und einförmige Fläche des Sees heraufgesendet wird, ein prangendes Zeugniß des nie ersterbenden Lebens im Schooße der Natur und der Zeiten.«
Eine Wasserlilie ist der grimmige Bach nicht wirklich gewesen. Das gibt auch Spitta zu, sondern ein »voller deutscher Mann, Recke und Kind in einer Person, wild und doch wieder hingebend weich – unter den deutschen Theologen kann ihm ganz doch nur Luther verglichen werden.« Diese heute komisch wirkenden Einlassungen weisen gleichwohl zu Recht auf die Bedeutung Luthers und seiner Glaubenslehre für Bach und dessen Musik hin. Das soll in diesem Buch nicht überbetont, aber auch nicht überhört werden.
Im Unterschied zu kulturgeschichtlichen Periodisierungen wie ›Lutherzeit‹ oder ›Goethezeit‹ wird gewöhnlich nicht von einer ›Bachzeit‹ gesprochen. Das hat – im Prinzip – seine Richtigkeit. Die Epoche, in der Bach lebte, und überhaupt die Jahrzehnte um 1700 lassen sich anders als die Jahrzehnte um 1500 oder die Jahrzehnte um 1800 nicht mit einer einzigen historischen Gestalt versinnbildlichen. Doch wie fragwürdig generell solche personenbezogenen (mitunter personenfixierten) Veranschaulichungen sein mögen und so zweifelhaft die Versuche, auf diese Weise der Vergangenheit abschnittsweise Name und Gesicht zu geben – ohne sie bleiben nur abstrakte Stilbegriffe übrig. Dass diese Begriffe kaum genauer sind als Kennzeichnungen nach Eigennamen, zeigt das schöne Wort ›Barock‹.
Wollte man mit Epochenbegriffen jonglieren, könnte man den (oder das) Barock als die Postmoderne der Renaissance bezeichnen. Allerdings darf im Unterschied zu ›Postmoderne‹ und ›Renaissance‹ der Begriff ›Barock‹ nicht als Selbstbezeichnung gelten. Er ist Bestandteil kultureller Nachrede, im 19. Jahrhundert einer üblen, die das Pathos jener Zeit als leeren Pomp verhöhnte und ihren lastenden Schmuck als schräge Abirrung von den Idealen der Klassizität. Wortgeschichtlich lässt sich das italienische ›barocco‹ auf die französische ›perle baroque‹ zurückführen und diese wiederum auf die ›barocco‹, mit der die portugiesischen Juweliere des 16. und 17. Jahrhunderts eine unregelmäßig geformte, schiefe oder schräge Perle bezeichneten.
Von diesen Perlen scheint es ziemlich viele gegeben zu haben. Und auch das Barock ist so vielfältig, dass der Begriff schon deshalb fragwürdig, um nicht zu sagen: von epochaler Untauglichkeit ist. Was hat ein von einer Putte aus der Tiepolo-Decke der Würzburger Residenz gestrecktes Gipsbein mit den geometrisch gestutzten Buchskugeln im Park von Versailles gemeinsam? Was Berninis ekstatisch von einem Engel erstochene Theresa in Santa Maria della Vittoria in Rom mit den weit aufgerissenen Mündern von Schlüters sterbenden Kriegern im Berliner Zeughaus? Was das züchtige Ännchen von Tharau des Simon Dach im abgelegenen Preußen mit der frivolen Manon Lescaut des zwielichtigen europäischen Herumtreibers Abbé Prévost? Was der prachtgewohnte Musiker Lully am Hof des Sonnenkönigs mit dem von Schulbuben geplagten Thomaskantor?
Man könnte diese Brückenfragen lange fortsetzen, ohne eine wirklich tragfähige Brücke über die Zeiten und Räume zu finden, in denen ›Barockes‹ sich entfaltet hat. Es gab einen spanischen, italienischen und französischen Barock, einen flämischen und einen holländischen, einen nord- und süddeutschen, einen katholischen und einen protestantischen. Einen fritzischen Barock gab es auch, freundlicher formuliert: das preußische Rokoko. Und über allem leuchtete die Sonne der Aufklärung, jedenfalls seit Anfang des 18. Jahrhunderts und in den Augen derjenigen, die das ›Enligthenment‹, das ›siècle des lumières‹ voller Optimismus zu einer europäischen Bewegung machten. In der Mitte des Jahrhunderts hatte das Barock den Höhepunkt überschritten, und als 1755, fünf Jahre nach Bachs Tod, in Lissabon die Erde bebte, wurde nicht nur die Stadt der schrägen Perlen, sondern auch der Optimismus der europäischen Aufklärung erschüttert. Von der ›besten aller möglichen Welten‹, wie Leibniz sie in seiner Theodizee philosophisch hergeleitet hatte, konnte nur noch parodierend die Rede sein, etwa in Gestalt des zwanghaften Optimisten Pangloss in Voltaires Candide von 1759.
Das Barock war schwülstig, aber auf mathematisch stringente Weise, seine Überladenheit folgte geometrischen Prinzipien. Selbst die verspielten Wucherungen des Rokoko lebten noch vom Rationalismus, dem sie sich entwinden wollten. Weil die Aufklärer an diesen Rationalismus anknüpften, konnten sie sich mit den Fürsten des Absolutismus verbünden. Die verborgene Strategie hinter diesem Bündnis bestand darin, sich der Machthaber zu bemächtigen: Wenn wir unsere Ideen in die Köpfe der Souveräne säen, werden sie im ganzen Land Früchte tragen; wenn der Staat berechenbar und zuverlässig funktionieren soll wie eine Uhr, so müssen wir den fürstlichen Uhrmacher entsprechend instruieren; und wir müssen ihn dahin bringen, dass er sich, wie Gott aus seiner Schöpfung, aus seinem Staat heraushält, wenn die Uhr erst einmal aufgezogen und der Staat eingerichtet ist.
Die Künste führten in dieser Zeit kein Eigenleben, sondern waren stets auf etwas außer ihnen Liegendes bezogen: auf die Verherrlichung eines Monarchen, auf festliche Repräsentation, auf Kirchenkult und Gottesdienst, auf Erziehung der Subjekte, und zwar der Subjekte in großer Zahl. Das Erbauen und Ergötzen kamen dabei nicht zu kurz, waren jedoch nie offener Selbstzweck. Mochte mancher Künstler die ästhetische Selbstzwecklichkeit bereits empfunden haben, noch war es angeraten, diese Empfindung mit Dienstbarkeit unkenntlich zu machen, statt sich als Genie zu exaltieren, das aus eigenem und nur aus eigenem Recht ans Werk geht. Der Künstler konnte sich selbst an die Decke malen, wie es Tiepolo in der Würzburger Residenz getan hat, und den Baumeister Balthasar Neumann gleich mit, im wirklichen Leben waren es die fürstlichen Auftraggeber, die von hoch oben auf die Künstler herabsahen.
Foto: Abdruck des Feuerwerks mit freundlicher Genehmigung von akg-images.
Feuerwerke waren nahezu unverzichtbar bei den höfischen Festen des Barock. Das galt auch für den kurfürstlichen Hof in Dresden. Die Gouache von 1709 zeigt ein Wasserfeuerwerk auf der Elbe.
Der »berühmte Hamburgische Künstler
Telemann […] ist einer von den dreyen
musicalischen Meistern, die heute zu Tage unserm
Vaterlande Ehre machen. Hendel [!]
wird in London von allen Kennern bewundert,
und der Capellmeister Bach ist
in Sachsen das Haupt unter seines gleichen.«
Johann Christoph Gottsched, Dezember 1728
Rund 1800 Kantaten komponierte Georg Philipp Telemann und hat sich mit ihnen und den 1000 Sinfonien, Sonaten, Duetten und Quartetten sowie 50 Opern, 40 Passionen, 16 Messen und 6 Oratorien nach eigener Auskunft ›ganz marode melodiert‹. Nicht nur wegen dieser unentwegten Produktion überboten sich die Gegner, die sich nach seinem Tod sehr vermehrten, in Schmähungen. Von ›schädlicher Fruchtbarkeit‹ und ›Abgeschmacktheit‹ war die Rede, von ›läppischer Schilderei‹, ›ermüdendem Einerlei‹, ›Sitzenbleiben im Alltäglichen‹, ›musikalischer Manufaktur‹ und ›seichter Affektiertheit‹. Die Urheber dieser ungerechten Abfertigungen eines von den Zeiten überholten Meisters seien zur Strafe verschwiegen. Nur Lessing sei erwähnt. Welche der Verunglimpfungen stammt wohl von ihm?
Wie leicht sich Qualitätsurteile disqualifizieren, wenn sie sich an die Meister halten statt ans Werk, zeigt das Beispiel des ehrwürdigen Albert Schweitzer. Wie so viele spielte auch er Bach gegen Telemann aus, nur unterlief ihm der amüsante Fehler, dass er an einer Bach-Kantate (BWV 145) gerade den Eingangschor besonders lobte, der sich später als von Telemann komponiert herausstellte. Es lebe der Blindtest! Anonym hören und werten, dann erraten, wer der Schöpfer ist.
Wie es Telemann bei Schweitzer mit Bach erging, so erging es Christoph Ludwig Fehre bei den Musikwissenschaftlern mit Telemann. Niemand, den einen oder anderen Spezialisten ausgenommen, kennt heute noch den armen Orgeltreter Fehre aus Dresden. Aber viele, vor allem Musiklehrer, kennen Telemanns Schulmeister-Kantate. Und die stammt eben nicht von Telemann, sondern von Fehre, wie Mitte der 1990er Jahre zuverlässig bewiesen wurde.
Cantate oder Trauer-Music eines kunsterfahrenen Canarien-Vogels, als derselbe zum größten Leidwesen seines Herrn Possessoris verstorben.