Achim Zons
Beim
Schrei des
Falken
Thriller
C.H.BECK
In Damaskus wird der Leibarzt von Baschar al-Assad erschossen, er ist schon das vierte Opfer aus dem engsten Umkreis des Diktators. Aber auch auf den Anführer der syrischen Opposition wird ein Anschlag verübt. Filmaufnahmen zeigen, dass sich der Journalist David Jakubowicz in nächster Nähe aufgehalten hat.
Da ein deutsches Sicherheitsunternehmen in die Vorgänge involviert ist, beginnt Tilda Hansson, die Chefin der kleinen Anti-Terror-Abteilung des BND in Pullach, die Fäden zu entwirren. Sie findet Jakubowicz in einer Klinik in der Schweiz, wo der traumatisierte Journalist Heilung sucht. Was weiß er von den Anschlägen in Syrien? Alle Spuren deuten auf seinen Freund, einen untergetauchten Militärfotografen mit Decknamen Caesar. Und welche Interessen verfolgt der BND? Geht es nur darum, Oppositionelle zu schützen und Zeugen für die Verbrechen Assads zu finden? Oder gibt es noch ein anderes Kalkül? Während zwischen Jakubowicz und Hansson, die fasziniert voneinander sind, ein Katz-und-Maus-Spiel um die Wahrheit beginnt, geschieht das nächste Attentat, diesmal in der Schweiz …
Von Hongkong über Damaskus und München bis in die Schweiz: Achim Zons erzählt mitreißend von Rache und Gerechtigkeit, Geldgier und Verrat. Und von der Liebe in kriegerischen Zeiten.
Achim Zons arbeitete viele Jahre in verantwortlichen Positionen bei der «Süddeutschen Zeitung», schreibt Drehbücher für Fernsehspiele und Krimis und lebt in München. Bei C.H.Beck erschien sein Thriller «Wer die Hunde weckt» (2016).
ERSTER TEIL: Montag
Bucht am Mittelmeer
Psychiatrische Klinik
Emmas Hilfe
Wahrheit oder Lüge?
Hongkong, Stanley Prison
Achmed und Harun Tamimi
Emma Bricks
Das Dossier
Überwachung
Alex Khan
ZWEITER TEIL: Dienstag
Dr. Khalil
Birrfeld, Schweiz
Was ist richtig?
Emmas Auftrag
Helen Christensen
Hohenegg
Panda Books
Grausame Entdeckung
Eckkneipe
Der Anschlag
Abschied von Hongkong
DRITTER TEIL: Mittwoch
Pirgos
Spaziergang zum See
Saidnaya
Schrottplatz
Annäherung
Falsches Spiel
Martin Bruchhagen
Lynn Bramke
VIERTER TEIL: Donnerstag
Emma wacht auf
Triest
Krankenhaus
Tilda will es wissen
Im Bootshaus
Die Rettung
Abtauchen
Nacht der Entscheidung
FÜNFTER TEIL: Freitag
Genf
Interlaken
Schüsse
In den Bergen
SECHSTER TEIL: Samstag
Wengen
Turm
Hochsitz
Die Nachricht
Berlin
Im Zug
SIEBTER TEIL: Die Tage danach
Paul Jacoby
Letzte Ehre
Giesing
Verräterische Spuren
Der verletzte Hund
Tarnen und Täuschen
Comer See
Tilda & Emma
ACHTER TEIL: Finale
Der Kampf beginnt
Zeugenschutz
Babbila
Nichts geht mehr
Die Todesliste
Sylt
Nr. 11
Trügerischer Irrtum
Die ganze Wahrheit
Nachbemerkung
Danksagung
Für Rosi
ERSTER TEIL
Das Geräusch eines auffliegenden Vogels ließ David Jakubowicz zu den Dünen blicken, zu einer Gruppe knorriger Bäume, unter denen der Junge verschwand, auf dem alle Hoffnungen ruhten. Obwohl ihn die Sonne blendete und er gerade dabei war, Yaras Töchtern die Rettungswesten anzulegen, hatte David gesehen, dass es Can war, Yaras vierzehnjähriger Sohn. Yara stand bereits unten am Wasser und beobachtete, wie die Ersten in das Boot stiegen, das unruhig schaukelte, während einer der Helfer den Tank füllte. Als David sich wieder umdrehte, war der Junge wie vom Erdboden verschluckt. Dabei hatte sich Can nur geschickt unter der freiliegenden Wurzel eines Christusdorns hindurch in eine Kuhle gekauert, sodass nichts mehr von ihm zu sehen war. Und wieder einen Blick später hatte der Junge bereits die winzige Nische mit Strauchwerk und Zweigresten verdeckt.
David schüttelte den Kopf. Was für ein sturer Kerl. Sie alle hatten in der zurückliegenden Woche mitbekommen, dass Can in Tadamon bleiben wollte, in seiner Heimat und bei Aleyna, seiner ersten Freundin, einer langhaarigen Schönheit mit schwarzen Augen. Dabei hing doch so viel von ihm ab. Von Tag zu Tag hatte er sich heftiger gesträubt, zuletzt nur noch geschwiegen, nichts mehr gegessen und sich in seinem Zimmer in der Nesrin Straße eingeschlossen, und je näher der Augenblick kam, an dem sie zu dem Strand nördlich von Tartus fahren wollten, umso wilder wurde Cans Gegenwehr. Am Ende schrie und kämpfte er, und nur weil Amir, sein Onkel, stärker war, saß er schließlich mit den anderen in Caesars klapprigem Toyota. Can fühlte sich als Mann, und als Mann wollte er zu Hause kämpfen, so wie die anderen Männer der Familie seit Jahren gegen die Ungerechtigkeiten in ihrer Heimat kämpften. Flucht war das Letzte, was für ihn infrage kam.
David schaute auf die Uhr, die Zeit wurde knapp. Die Boote hätten längst auf dem Meer sein müssen, die einheimischen Helfer drängten zur Eile. Sie wussten, was die Menschen erwartete. Der Weg hinüber nach Zypern war bei gutem Wetter in ein paar Stunden zu schaffen, aber in der Ferne sammelten sich dunkle Wolken. Laut Wetterbericht näherte sich eine Regenfront, lange Wellen trieben bereits schräg gegen den Strand. Aber noch waren nicht alle mit Schwimmwesten versorgt, die erst in letzter Minute von den Blackhawk-Leuten gebracht worden waren.
David hörte laute Rufe und erregte Stimmen unten am Wasser, wo sich die Ersten mit ihrem schmalen Gepäck bereit machten, in eins der beiden Boote zu klettern. Die hinten standen, drängelten sich vor, während die vorne von den Helfern und zwei westlich aussehenden Männern in Khakihosen und schusssicheren Westen zurückgehalten wurden. Alles war in Bewegung, Neuankömmlinge wollten sehen, was los war, Kinder schrien, die überwiegend jungen Männer schoben überreizt und aggressiv junge Frauen zur Seite, und ein alter Mann mit weißem Haar, der offenbar kaum etwas sah, wurde von einem Jungen durch das flache Wasser zu dem Boot geführt, wo ihm andere schließlich an Bord halfen.
Es war allerhöchste Zeit. David ging hinauf zu den flatternden Zelten aus Nylon und Segeltuch, zwischen denen Yara voller Ungeduld nach Can rief. Und während David durch den Sand zu dessen Versteck eilte, beobachtete er, wie oben ein Landcruiser über die Sandpiste näher kam. Er kannte den Wagen. Und auch den Fahrer, der langsam die Scheibe herunterließ und mit seinen Männern sprach. Es war Boris Renko.
David erstarrte. Renko? In dieser geheimen, versteckten Bucht? Düstere Gedanken bedrängten ihn, doch ihm fehlte die Zeit, ihnen nachzuhängen. Auf dem ersten Boot warteten die Menschen bereits. Sie waren so weit. Einer der Helfer warf dem Mann am Außenbordmotor die Leine zu, und das Boot löste sich vom Strand, während ein bärtiger, schwarzhaariger Mann mit einer verkrüppelten Hand die Köpfe der immer erregter werdenden Menschenmenge zu zählen versuchte.
David schob die Äste von Cans Versteck beiseite.
«Der Rucksack, Can. Wo ist er?»
Verstockt drückte sich der Junge in die Kuhle.
«Du solltest ihn doch keinen Moment aus den Augen lassen.»
Der Junge schüttelte den Kopf. «Ich komm nicht mit.»
«Du musst, Can. Du musst.»
Mit festem Griff zerrte David den Jungen unter der Wurzel hervor und schob den Widerspenstigen die Düne hinunter zum Wasser, wo Yara ihm eine Schwimmweste reichte. Der Junge schüttelte trotzig den Kopf, gab seinen Widerstand jedoch auf, als Yara sein Gesicht in die Hände nahm und ihn an sich zog. David hielt Cans Rucksack, auf dem eine Yogarolle befestigt war. Eine präparierte Yogarolle, in der eine McMillan steckte. Eine McMillan Tac-50. Ein Scharfschützengewehr, zerlegt und in Plastik eingeschweißt, elf Kilo schwer. Mit Tränen in den Augen zog Can die Weste an und legte den Rucksack mit der Rolle über seine Schulter. Kräftig, wie er war, spürte er das Gewicht kaum, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und sah aufs Meer hinaus.
«Beeilt euch!», rief David.
Sie liefen los, Yara, die drei Mädchen und Can, ihr Ältester. David mit weitem Schritt hinterher, als ob er die kleine Familie nach hinten absichern wollte. Doch hinter ihnen war niemand mehr. Und schon von Weitem konnte er erkennen, dass nichts leicht sein würde an diesem Tag. Als sie bei den Männern am Wasser ankamen, reckte der mit den schwarzen Haaren seine verkrüppelte Hand in die Höhe.
Zu spät. Das Boot war voll.
Yara stellte die Plastiktasche mit dem Allerwichtigsten für die Flucht in den Sand und erklärte mit flatternden Händen, dass sie zu den Ersten gehört hätten, die das Fluchtgeld bezahlt hatten. Dass sie aus Tadamon stammten. Dass sie zum Clan der Tamimis gehörten, zu der Familie, die bis vor wenigen Jahren selbst als Fluchthelfer in diesem Abschnitt des Landes gearbeitet hätte.
Das wirkte. Doch anders, als Yara es gedacht hatte.
«Fünfhundert Dollar», sagte der Mann.
«Wofür», fragte Yara mit zornfunkelnden Augen.
«Wir müssen fünf wieder aus dem Boot holen – oder wollt ihr, dass es bei der ersten Welle kentert?»
Yara erstarrte. Ihre Jüngste fing an zu weinen, und Can ballte die Fäuste.
David trat vor und hielt dem Mann fünfhundert Dollar hin, den größten Teil des Geldes, das er mit ins Land gebracht hatte. Wortlos wandte sich der Mann an seine Leute und zeigte auf das Boot, das sich unruhig auf den Wellen bewegte.
«Nehmt welche auf unserer Seite», rief er. Es war ein Kampf, denn die Ausgesuchten wehrten sich, doch am Ende waren fünf Plätze frei.
David rührte sich nicht vom Fleck, selbst als das Boot Fahrt aufnahm und langsam kleiner wurde. Yara winkte ihm zu, er konnte sehen, wie erleichtert sie war. Sie stieß ihre Töchter an, und da hoben auch die Mädchen ihre Hände. Nur Can blickte nicht zurück, trotzig starrte er nach vorn auf die endlose Weite des Wassers. Trotz des unberechenbaren Windes arbeitete sich das Boot durch die weißen Kämme, ein zweites, leeres Boot an einer Leine hinter sich her ziehend.
David stapfte den Strand hoch zu Amir und dessen Freunden. Renko und seine Leute waren verschwunden.
Dankbar schlug Amir David auf die Schulter und nahm ihn, den Fremden, der kein Fremder mehr war, in die Arme.
Es war gut, dass er mitgekommen war in diese einsame Bucht, dachte er und spürte einen Kloß im Hals. Er hatte sein Versprechen gehalten. Das war er Achmed schuldig gewesen.
Erleichtert atmete David auf.
Doch es war keine Erleichterung. Es war ein elendiges Stöhnen, das aus seiner Kehle drang.
Es war so laut, dass er schweißgebadet aufwachte.
Wieder einmal.
Drei Stunden später blitzten die bedrückenden Bilder noch immer durch seinen Kopf. Er sah wild um sich schlagende Arme, sah gelbe Schwimmwesten, die für immer im Dunkel des Wassers verschwanden, hörte die erbärmlichen, gurgelnden Schreie, sah den Brecher auf sich zurollen, der das kleine Mädchen und Can, den Jungen, gegen den Felsen schleuderte, blickte in die starren, leblosen Augen der beiden Kinder, die ihn anschauten, unbewegt … Er schüttelte den Kopf. Würde das jemals ein Ende haben?
Die Uhr zeigte auf fünf an diesem Montagmorgen, als er merkte, wie Olga, die Nachtschwester, in sein Zimmer blickte, das letzte Mal während ihrer Schicht. Ihr war das Licht unter seiner Tür aufgefallen, und das Bild, das sich ihr bot, festigte einmal mehr ihr Urteil über die Unvernunft dieses Patienten. Das Zimmer war dunkel, nur die Schreibtischlampe brannte und erleuchtete das Krankenhaus-Briefpapier, das vor David lag. Ein prüfender Blick in die Schale am Bett zeigte, dass der Patient wieder einmal seine Medikamente nicht genommen hatte. David Jakubowicz lag auch nicht im Bett, wie er sollte, sondern saß im Bademantel an dem Tisch am Fenster und hatte, so wie es aussah, die ganze Nacht kein Auge zugetan. Sie hörte das leise schabende Geräusch eines Bleistifts. Offenbar bemühte sich der Mann, zu Papier zu bringen, was ihn hierhergebracht hatte. Das war einer von denen, die dachten, sie könnten sich selbst helfen. Kopfschüttelnd schloss sie leise wieder die Tür.
Als es hieß, dass die Leute vom Auslandsgeheimdienst mit ihm sprechen wollten, hatte David den diensthabenden Arzt gebeten, ihm einen Stapel Papier zur Verfügung zu stellen, und umgehend damit begonnen, seine Darstellung der Ereignisse um den Anschlag in Damaskus niederzuschreiben. Er wollte gewappnet sein, wenn die Besucher nach Namen, Daten und Zusammenhängen fragten – und möglicherweise wissen wollten, warum es ihn ausgerechnet von Hongkong nach Damaskus verschlagen hatte. Die Aktion auf dem Märtyrerplatz hatte zu insgesamt siebzehn Toten geführt, ein weltweiter Aufschrei war die Folge gewesen – und was dann geschah, hatte David so schwer traumatisiert, dass er sich erst jetzt, nach zwei Wochen Klinik, wieder zutraute, die vergangenen Monate gedanklich Revue passieren zu lassen. Vielleicht würde ja seine Version der Geschichte, unterschrieben und mit Datum versehen, irgendwann einmal von offizieller Stelle als Beweis gewertet werden, dass er, David Jakubowicz, absolut unschuldig war und von Anfang an nur gute Absichten gehabt hatte.
Nachdenklich blätterte er durch die Seiten, die er bereits beschrieben hatte, und fragte sich ein weiteres Mal, was genau sie wohl wollten, die Herrschaften aus Pullach und Berlin. Er war gelernter Journalist, kein Ermittler. Er hatte in Syrien keine Fakten recherchiert, hatte keine weltbewegenden Informationen gesammelt und schon gar keinen Einfluss auf das politische Geschehen genommen. Wie ein unbedarfter Tourist war er in die Geschichte hineingestolpert, hatte in Damaskus lediglich ein paar Menschen besucht, die mit einem Mann namens Achmed Tamimi zusammenhingen, den er unter ungewöhnlichen Umständen in Hongkong kennengelernt hatte – wegen einer alten Sache hatte er dort eine Gefängnisstrafe absitzen müssen. Warum also ließen sie ihn nicht in Ruhe? Gerade jetzt, wo er versuchte, Abstand zu finden von seinem Schmerz, seiner Wut, seiner Trauer?
Er warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Die Veränderungen waren nicht zu übersehen, die Zeit im Gefängnis war hart gewesen. Schmal war sein Gesicht geworden, was der um Mund und Kinn wuchernde Bart nicht zu verbergen vermochte. Die Ringe unter den Augen und die Furchen in den Augenwinkeln waren jedoch erst in den letzten Wochen hinzugekommen. Was er erlebt hatte, war die bislang härteste Prüfung seines Lebens gewesen. Die Folge: zu viel Alkohol gegen die Dämonen. Zu viele Aufputschmittel gegen die Erschöpfungszustände. Zu viele Drogen, um möglichst wenig zu empfinden.
David zog ein frisches Jeanshemd über sein hellgraues Unterhemd, schob eine Schachtel Zigaretten in die Tasche des Hemds, drückte wegen des heftigen Regens das Fenster seines Eckzimmers zu, krempelte die Ärmel hoch und fuhr sich durch die fast schulterlangen, grau durchwirkten schwarzen Haare. Dann verließ er das Zimmer. Die Tür schloss er nicht ab. Das Wichtigste, seine Aufzeichnungen, hatte er in einer braunen Mappe dabei.
Um Punkt zehn – draußen entlud sich gerade ein Gewitter mit heftigem Donnerschlag – betrat er das Büro des Verwaltungsdirektors der Klinik, das die Geheimdienstleute zu einem Verhörraum umfunktioniert hatten. Sie hatten die Lamellen vor der Glasfront zum Gang hin geschlossen und in dem winzigen Geviert von vielleicht sechzehn Quadratmetern drei Tische so angeordnet, dass jede Regung in den Gesichtern und auch geflüsterte Sätze wahrgenommen werden konnten. Zwei der Tische standen auf der einen Seite vor einem halbhohen Regal, auf dem Bücher, Ablagekästen und ein alter Drucker abgestellt waren. Darüber hing eine Pinnwand. Der dritte Tisch stand ihnen gegenüber. Auf allen Tischen waren Mikrofone aufgebaut und seitlich daneben eine Kamera, die auf einem Stativ steckte. Sie hatte den einzeln stehenden Stuhl im Fokus.
An den Tischen vor dem Aktenregal saßen ein Mann und eine Frau. Beide standen auf, als David hereinkam. Die Frau war schmal, blond und blass. Sie hatte farblose Wimpern und auf Nase, Wangen und Stirn Sommersprossen, ihre Haare hatte sie nachlässig hochgebunden, vorne fiel eine Strähne übers Auge. Etwas an ihr zog ihn gleich an.
«Herr Jakubowicz?», fragte sie. «Schön, dass Sie sich uns zur Verfügung stellen. Aber bei dem schrecklichen Wetter, denke ich, kann man ja eh nichts Besseres machen.»
Machte sie sich über ihn lustig? Er sah sie an: ein strenges, ebenmäßiges Gesicht, die Augen klar, das Kinn kräftig. Sie strahlte eine souverän wirkende Autorität aus in ihrem schlichten, schwarzen Strickkleid, das oberhalb des Knies endete. An dem Haken neben der Glastür hing ein heller Mantel. Nein, kein bisschen Spott in ihren Augen, sie schien wirklich der Ansicht zu sein, dass es ein Vergnügen für ihn war, hier in der Klinik verhört zu werden.
«Ich mag Regen», sagte er ein bisschen unsicher. Er hatte lange keine unbefangene Konversation mehr geführt.
Sie gab ihm die Hand mit einem zuverlässigen Händedruck. «Mein Name ist Tilda Hansson, ich bin die Leiterin einer Abteilung, die sich vor allem mit Verbrechen deutscher Staatsbürger im Ausland befasst. Und das ist Jonas Boldt, ein Verhörspezialist aus Berlin. Er ist gelernter Psychologe, was vielleicht von Nutzen sein kann.»
David nahm auch seine Hand, und er sah mit einem kurzen Blick, dass sie perfekt manikürt war. Der Druck war nicht so kräftig wie bei ihr.
«Von welcher Regierungsorganisation?», fragte er.
«Wir pflegen zu sagen, dass wir im weitesten Sinn für das Kanzleramt und das Außenministerium arbeiten», antwortete sie.
«Manchmal auch für das Verteidigungsministerium», fügte Jonas Boldt lächelnd hinzu. Beide schienen sehr entspannt zu sein.
David ging zu seinem Platz und legte die braune Mappe neben das Mikrofon. «Wo wollen wir anfangen?», fragte er, während er sich setzte.
Tilda zog eine Augenbraue hoch. «Meine Art ist es gewöhnlich, am Anfang zu beginnen.»
«Sehr schön», sagte er lächelnd. «Gute Strategie.»
Leichthin zeigte Tilda auf einige Warmhaltekannen, die an der Seite auf einer Anrichte standen. Über ihnen hing ein großer Flachbildschirm. «Dort sind Kaffee, Tee, heiße Milch. Nehmen Sie sich, was Sie wollen.»
«Später.»
«Sind Sie damit einverstanden, dass wir das Gespräch aufzeichnen?» Sie blickte ihn eine Spur zu lange an, fast ein wenig spöttisch.
David zuckte mit den Schultern. «Ich habe nicht erwartet, dass Sie fragen.»
«Natürlich fragen wir. Wir wollen Ihre Auskünfte ja verwerten.»
Sie ging hinüber zur Kamera, kontrollierte, ob sie David erfasste, und drückte auf den Startknopf. Ihre Schultern waren breiter, als David beim ersten Blick wahrgenommen hatte, auch ihr Gang betonte die Tüchtigkeit ihres Körpers. Sie war die mächtigste Person im Raum. Deshalb war es verblüffend, dass Jonas Boldt als Erster das Wort ergriff.
«Ähm, Herr …» Er konsultierte zur Sicherheit das vor ihm liegende Blatt. «… Jakubowicz. Was haben Sie gedacht, als dieser Fotograf Sie am Flughafen abholte?»
David hob abwehrend die Hände. «Noch einmal.»
«Erinnern Sie sich nicht mehr?»
«Ehrlich gesagt, nein.»
Tilda Hansson legte ihre Hand auf Boldts Arm.
«Kurz nur fürs Protokoll: Aussage von David Jakubowicz. 15. September, Privatklinik für Psychiatrie in Hohenegg am Zürichsee. Anwesend außerdem: Jonas Boldt und Tilda Hansson.»
Sie blickte David mit einem gewinnenden Lächeln an.
«Ich habe noch gar nicht gefragt, wie es Ihnen geht.»
Er zuckte mit den Schultern. «Es ist ein gutes Haus. Sie geben sich Mühe.»
«Fortschritte?»
«Wie man’s nimmt.»
«Was belastet Sie am meisten?»
«Die Schlaflosigkeit. Die aufblitzenden Bilder im Halbschlaf. Die unausweichliche Aussicht, dass alles noch schlimmer kommen wird.»
Tilda Hansson räusperte sich. «Darf ich schnell das Persönliche abhaken?»
«Wird nicht alles irgendwie persönlich sein?»
Sie ließ sich nicht beirren.
«David J. J. Jakubowicz, Alter 48, Journalist …», rasselte sie herunter. Sie zögerte. «Wofür steht das J. J.?», fragte sie, und ihre Neugier war offenbar echt.
«Eine Laune meines Vaters. Es ist zu albern.»
Tilda ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. «Verheiratet?»
«Vor langer Zeit einmal. Müssten Sie in Ihren Unterlagen haben.»
«Kinder?»
«Eine Tochter.»
Boldt und Hansson warfen sich einen kurzen Blick zu. Das war ihnen neu.
Tilda fuhr sich mit dem Zeigefinger über die rechte Augenbraue und schob langsam die Haarsträhne hinters Ohr, wo sie aber nicht lange verweilte.
«Name und Adresse der Tochter – nur der Vollständigkeit halber?»
«Kein Name, keine Adresse.»
Wenn diese ruppige Abwehr sie getroffen haben sollte, ließ sie es sich nicht anmerken.
David blickte sie bedauernd an. «Tut mir leid, Frau Hansson. Aber wir sind übereingekommen, das nicht öffentlich zu machen.»
«Wer ist wir?»
«Die Person und ich.»
«Das ist ungewöhnlich.»
David schüttelte den Kopf.
Sie wartete einen Moment, sah ihn an. Ein interessanter Mann, dachte sie, auf widerborstige Weise gut aussehend, hochgewachsen, schlaksig, wenn auch etwas verwahrlost. Aber wenn er die Haare geschnitten hätte, könnte man sich mit ihm sehen lassen. Sie wartete weiter. Obwohl die Pause wie eine Aufforderung wirkte, reagierte er nicht.
«Sie wohnen in Hongkong …» Erneut blickte sie ihm ohne Scheu direkt in die Augen. «Aber wir haben keine Adresse ermitteln können.»
«Ich bin nach meinem Gefängnisaufenthalt auf einem Hausboot untergekommen. Auf der westlichen Seite von Aberdeen Harbour.»
Sie hob fragend die Hände. «Sie kennen da jemanden?»
«Ja.»
«Darf ich …?»
«Nein. Hat nichts mit dieser Geschichte hier zu tun.»
«Eine Frau?»
«Schon möglich … Eine Frau, ein Mann, wenn wir noch mehr Geschlechter hätten, würde ich auch die aufzählen.»
Boldt lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er wirkte, als kümmere ihn Davids abwehrende Haltung nicht im Geringsten, seine Lässigkeit hatte fast etwas Provozierendes. Der eine Arm lag auf der Lehne, der andere war ausgestreckt. In der Hand hielt er einen Stift, mit dem er sachte auf den Tisch tippte.
«Ich möchte ganz offen zu Ihnen sein, Herr Jakubowicz: Wir haben im Moment mit einem sehr … speziellen … äh … internationalen Problem zu kämpfen, bei dem es ein paar unerfreuliche … wie soll ich sagen … Lücken gibt …»
David schaute erwartungsvoll.
«… die Sie uns helfen könnten zu schließen.»
«Wenn Sie mir das zutrauen.»
Tilda blickte aufmerksam von Boldt zu David und wieder zurück zu Boldt. Sie hatte kein Problem damit, dass er die Ouvertüre bestritt.
«Haben Sie eine grobe Vorstellung», fuhr Boldt fort, «welche Lücken wir meinen könnten?»
«Ich kann nur raten: die Ereignisse in Damaskus?»
«General Shabaan sagt Ihnen also was?»
«Nein, tut mir leid.»
«Und Ali Khallouf oder Bouthaina Jawad? Haben Sie die Namen schon mal gehört?»
David hob bedauernd seine Hände und zuckte mit den Schultern. «Wird das eine Rätselstunde?»
Boldt verlor für einen kurzen Moment seinen freundlichen Gesichtsausdruck. «Haben Sie sich während Ihres Aufenthalts in Syrien wirklich keine Gedanken gemacht über die seltsamen Todesfälle im engsten Umkreis des Staatspräsidenten?»
«Nein, hab ich nicht. Welche Todesfälle?»
Boldt machte eine wegwerfende Handbewegung. Dann sagte er: «Welche Ereignisse in Damaskus meinten Sie denn eben?»
«Den Anschlag in der Nähe des Märtyrerplatzes, bei dem der syrische Widerstandskämpfer Ismail Dscherba zu Tode kam.»
Boldt nickte bestätigend. Er war ein attraktiver Mann Ende dreißig in einem gut sitzenden Anzug. David schätzte, dass Boldt für seinen Anzug mehr als tausend Euro und für den Friseur mehr als hundert Euro ausgegeben hatte.
«Was meinen Sie, Herr Jakubowicz: Warum könnten Sie für uns in diesem Zusammenhang von Bedeutung sein?»
«Ich weiß es nicht.»
«Die an den Brückenpfeilern baumelnden verstümmelten Männer haben Sie nicht gesehen, als Sie dort waren? Die Menschen haben in der Nacht nach dem Anschlag johlend und jubelnd getanzt.»
«Tut mir leid. Ich hatte keinen Handyempfang, habe also nicht mitbekommen, dass die Bilder von dem Mob um die Welt gingen. Ich habe mir die Sehenswürdigkeiten angesehen. Die Zitadelle, die Umayyaden-Moschee, die unglaublich eindrucksvolle Altstadt. Damaskus ist eine der ältesten Städte der Welt. Das kulturelle und religiöse Zentrum des Orients ist …»
«Ja, ja», unterbrach ihn Tilda Hansson und gab mit ihrem gedehnten Tonfall zu verstehen, dass sie keinen Wert auf weitere touristische Ausführungen legte. «Ich würde gern bei dem Anschlag verweilen. Ist das in Ordnung?»
«Nein.» David sah sie ruhig an. «Ich hatte Ihnen am Telefon gesagt, dass ich nur Zeit für Sie habe, wenn Sie mir sagen, worum es konkret geht. Was das Ziel dieser Befragung sein soll.»
«Später», sagte sie.
«Nein, Frau Hansson. Nicht später. Ich mag zwar nicht im allerbesten Zustand sein, aber so viel Kraft habe ich noch, darauf zu achten, dass wir fair miteinander umgehen.»
«Absolut, Herr Jakubowicz, absolut. Aber wir müssen erst wissen, was wir von Ihnen erwarten können, dann können wir Ihnen sagen, was uns zu Ihnen führt.»
David verharrte einen Moment unschlüssig, zog langsam seine braune Mappe zu sich und stand auf.
«Dann müssen wir das beenden.»
Die beiden sahen sich betroffen an. Für den Bruchteil eines Moments wussten sie nicht, wie sie reagieren sollten. Als Tilda jedoch merkte, dass Jakubowicz es ernst meinte, griff sie nach einem Foto in dem vor ihr liegenden Ordner.
«Moment noch, bitte», sagte sie, erhob sich und heftete das Foto an die Pinnwand über dem Sideboard. Auf ihm war ein trainierter Mann mit tätowierten Armen, militärisch kurz geschorenen Haaren und Dreitagebart zu sehen. Er hatte einen selbstbewussten Blick. Um den Hals trug er ein weißes Handtuch, so als käme er gerade vom Sport.
«Ich muss Ihnen nicht sagen, wer der Mann ist.»
David, der noch immer stand, schüttelte den Kopf. «Boris Renko, der Chef von Blackhawk Security.»
«Sie haben ihn nur wenige Tage nach dem Anschlag in Damaskus getroffen, nicht wahr?»
«Frau Hansson, bitte. Ich bin hier abgeschottet von der Außenwelt. Was ist passiert?»
Hansson blickte Boldt an und vergewisserte sich, dass auch er der Ansicht war, es nicht weiter darauf ankommen zu lassen.
«Herr Jakubowicz, haben Sie schon einmal etwas von der War Crimes Unit in Karlsruhe gehört?»
«Nein», sagte er und setzte sich langsam wieder.
«Gehört zur Bundesanwaltschaft. Diese Unit, dieses Referat, kümmert sich um die Aufklärung von Völkermorden und Menschheitsverbrechen. Das dortige Team ist, gemessen an der Aufgabe, eher klein. Deshalb sind wir um Mithilfe gebeten worden.»
«Um was genau herauszubekommen?»
«Können Sie sich das nicht denken? Jeder in Syrien, nein: die ganze Welt weiß, dass dort auf abscheulichste Weise gefoltert und gemordet wird. Aber beweisen kann man das den Schergen von Assads Polizei nicht, bisher wenigstens nicht. Die Folterknechte verbinden ihren Opfern die Augen und nutzen falsche Namen. Alles geschieht hinter hohen Mauern und verschlossenen Türen.»
«Und Sie wollen jetzt versuchen, die Folterer zu enttarnen? Aus 4000 Kilometern Entfernung?» Die Zweifel in Davids Worten waren unüberhörbar.
«Ja.» Tilda nickte ernst. «Wir sind vor allem hinter den obersten Verantwortlichen her. Um aber an die Chefs der Geheimdienstabteilungen zu gelangen, reichen keine Organigramme. Wir brauchen Beweise. Fotos. Namen. Dokumente. Befehle. Tatzeitpunkte. Bilder von Tatorten. Wir müssen die Verbrechen den Personen direkt zuordnen.»
David schaute skeptisch. «Das syrische Regime behauptet, die Fotos, die es von verstümmelten Menschen gibt, seien gestellt, die Gefolterten geschminkt, die Leichen Schauspieler. Alles sei ein Fake der Regimegegner.»
«Deshalb sind wir hier.» Tilda ließ David nicht los mit ihren kühlen grauen Augen. Warum zögerte dieser Mann, mit fliegenden Fahnen auf ihre Seite zu wechseln? Das, was sie und ihr Team vorhatten, musste ihm doch aus dem Herzen sprechen.
David blickte ungerührt. Schließlich fragte er: «Was macht Renko in diesem Zusammenhang?»
«Gegen Renko läuft in Berlin ein Ermittlungsverfahren», sagte sie. «Offiziell wegen Steuerhinterziehung. Wir … Wir denken aber, dass er von dem Anschlag am Märtyrerplatz wusste – und nichts dagegen unternommen hat. Renko hätte das Leben vieler Menschen retten können, hat es jedoch aus persönlichen Motiven nicht getan.»
«Tatsächlich?» David schaute zu Boldt, der nicht glücklich wirkte.
Tilda fuhr ungerührt fort. «Sie haben sicherlich von dem Verdacht gehört, dass General Faris al-Assad, Assads Halbbruder, nicht nur hinter dem gesamten Foltersystem steckt, sondern auch hinter dem Anschlag. Dscherba war schließlich der gefährlichste Gegner des Regimes. Und jetzt ist er tot.»
Sie pinnte das Foto von Dscherba rechts von Renko an die Wand. Es zeigte einen Mann Anfang sechzig mit randloser Brille und weißem Haarkranz um eine Halbglatze. Dann griff sie in ihre Mappe und entnahm ihr die Fotos von Baschar al-Assad und seinem Halbbruder Faris, dessen Gesicht etwas Rattenhaftes hatte. Beide Fotos heftete sie links neben Renko.
«Hier sehen wir das ganze Dilemma der syrischen Politik: Links die höchsten Vertreter der verhassten Diktatur, die definitiv zu den Hauptverantwortlichen der Verbrechen zu zählen sind. Rechts der Hoffnungsträger Ismail Dscherba, dem man eine Erneuerung des Landes zugetraut hat. Und in der Mitte ein deutscher Staatsbürger mit zweifelhaftem Ruf: Boris Renko.»
Boldt beugte sich zu seiner Nachbarin und sagte leise: «Tilda, wir sollten wieder mehr Fragen stellen.»
«Gleich.» Sie fixierte David. «Ich muss Ihnen nicht erklären, was das für das Ansehen Deutschlands bedeutet. Wie Sie wissen, nimmt Renkos Sicherheitsfirma in Syrien auch Aufgaben wahr, die früher klassische militärische Aufgaben waren. Wir suchen also nicht nur nach den obersten Hauptverantwortlichen, sondern es geht uns auch um Blackhawk.»
Boldt versuchte es noch einmal. «Tilda, bitte!»
Sie schüttelte den Kopf. «Es müsste also für jeden Deutschen absolut unzumutbar sein, wenn eine deutsche Sicherheitsfirma sich zum Instrument des Regimes und seiner Folterer machen lässt.»
Boldt biss die Zähne zusammen.
Jetzt schwieg auch Tilda.
David schob nach: «Und? Was bedrückt Sie da noch?»
«Wie kommen Sie darauf, dass uns noch was …?» Boldt schüttelte den Kopf.
«Na, wenn Sie das alles wissen, haben Sie diesen Renko mit seinem Dreitagebart doch an den Eiern.»
Tilda schüttelte den Kopf. «Leider ist der Zeuge verschwunden, der alles beweisen könnte. Es handelt sich um einen Militärfotografen. Der Name wird Ihnen geläufig sein: Harun Tamimi. Besser bekannt unter dem Decknamen Caesar.»
David hob die Hände. «Warum sollte er mir geläufig sein?»
«Wir wissen von ihm nichts außer seinem Namen …», begann Boldt.
«… das heißt, wir brauchen schnell ein möglichst genaues Profil von ihm», übernahm Tilda. «Unter Berücksichtigung seines beruflichen und privaten Werdegangs. Herkunft, Ausbildung, Charaktereigenschaften, Umfeld, Lebensumstände, Freunde, das ganze Programm. Wir brauchen Ansatzpunkte, anders haben wir keine Chance, ihn rechtzeitig ausfindig zu machen.»
«Rechtzeitig in Bezug auf was?»
«Caesar wird in seinem Heimatland als Verbrecher eingestuft», schnitt jetzt Boldt Tilda das Wort ab. «Das syrische Regime hat ein Kopfgeld von fünfhunderttausend Dollar auf ihn ausgesetzt. Ihm droht die Hinrichtung, falls man ihn erwischt.»
«Und da bin ich Ihnen eingefallen. Warum ich?»
«Weil wir Erkenntnisse haben, dass Sie in den Wochen vor Ihrem Nervenzusammenbruch mit ihm in Damaskus zusammen waren.»
David lehnte sich zurück. «Wann ist er Ihrer Meinung nach verschwunden?»
«Vor fünf Tagen», sagte Tilda. «Am Tag, bevor wir ihn über den Libanon nach Deutschland holen wollten. Ich war unten, in Anjar, sechzig Kilometer südöstlich von Beirut. Wir waren an der Grenze verabredet, ich hatte alles dabei. Papiere, Pass, Tickets. Einen Tag habe ich gewartet. Er kam nicht.»
«Und dann haben Sie noch ein paar Tage gebraucht, bis Sie auf mich gestoßen sind.»
«Ja. Bis wir jemanden gefunden haben, der uns sagen konnte, wo Sie sind.»
«Emma Bricks?»
Tilda nickte.
David schaute kurz nachdenklich auf seine Hände, dann drückte er sein Kreuz durch und machte Anstalten aufzustehen.
«Können wir kurz unterbrechen? In circa fünfzehn Minuten bin ich wieder hier – ist das okay?»
Tilda sah ihn ernst an. «Helfen Sie uns?», rief sie ihm nach.
«Ja», sagte er.