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TORSTEN DENNIN

VON TULPEN ZU BITCOINS

EINE GESCHICHTE DER GRÖSSTEN FINANZBLASEN UND WIE MAN SIE ERKENNT

VON TULPEN ZU BITCOINS

EINE GESCHICHTE DER GRÖSSTEN FINANZBLASEN UND WIE MAN SIE ERKENNT

TORSTEN DENNIN

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

info@finanzbuchverlag.de

1. Auflage 2019

© 2019 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

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Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Lektorat: Manuela Kahle

Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer, München

Umschlagabbildung: gelbe Tulpen: istockphoto.com/subjug; fallende Blütenblätter: istockphoto.com/borchee; Bitcoins: istockphoto.com/vjom

Satz: ZeroSoft, Timisoara

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-95972-253-7

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-473-9

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-474-6

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter:

www.finanzbuchverlag.de

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STIMMEN ZUM BUCH

»Spannend geschrieben wie ein Krimi! Torsten Dennin führt den Leser durch das Auf und Ab der Rohstoff- und Kryptomärkte!«

Frank Meyer, n-tv

»Das Schicksal von Bitcoin werden wir erst in Zukunft kennen. Im Internet of things wird es nicht ohne Kryptowährungen gehen. Das könnte aber auch ein e-Franken sein oder ein Zahlungsmittel, das wir heute noch nicht kennen.«

Dolfi Müller, Stadtpräsident Zug (2007–2018), Schweiz

»Dr. Dennin ist einer dieser seltenen Ökonomen, der nicht nur die vielen komplexen Faktoren versteht, die die Weltwirtschaft antreiben, sondern der die Geschichte spekulativer Übertreibungen eingehend erforscht hat, um die schwerwiegenden und systemischen Risiken aufzuzeigen, mit denen wir heute konfrontiert sind. Von Tulpen zu Bitcoins ist nicht nur eine großartige Lektüre, sondern zeigt, dass wenn Geschichte sich nicht wiederholt, sie sich doch sicherlich reimt!«

Bradford Cooke, CEO Endeavour Silver

»Als Historiker liebte ich Torstens Einblicke in einige der bekanntesten und weniger bekannten Ereignisse, die den Rohstoffsektor geprägt haben. Ich würde es denjenigen uneingeschränkt empfehlen, die ein besseres Verständnis entwickeln wollen, wie die Rohstoffmärkte ticken.«

Andrew Thake, Mines & Money

»Dieses Buch ist eine wahre Bereicherung für private und institutionelle Anleger, die an Rohstoffen interessiert sind. Torsten Dennin zeigt ein Muster in der Geschichte auf und es ist ratsam, dieses Buch sorgfältig zu lesen.«

Jochen Staiger, Swiss Resource Capital

»Von wirtschaftlichen Höhen bis hin den Tiefen auf den Rohöl-, Nahrungsmittel- und Metallmärkten. Zurückzuführen auf menschliche Fehler, Kriege oder Naturkatastrophen: Dieses Buch führt Sie durch die Finanzstürme der vergangenen 400 Jahre. Trotz des stürmischen Wetters gibt es immer jemanden, der auch in der tiefsten Krise eine Chance ergreift. Einige sind erfolgreich, andere offensichtlich nicht. Dieses Buch ist ein must-read!«

Dr. Alexander Yakubchuk, CEO Orsu Gold

»Torsten ist ein aufmerksamer Beobachter der Märkte, und seine detaillierte Darstellung der großen Boom-und Bust-Zyklen im Laufe der Zeit erinnert daran, dass wir alle ständig dazulernen...«

Daniel Breeze, BMO Capital Markets

»Der Begriff ›Boom und Bust‹ wird oft mit horrenden Gewinnen und Verlusten in Verbindung gebracht. Torsten entmystifiziert und navigiert durch stürmische Marktbewegungen, so dass wir die aufregende Fahrt spüren können, um zukünftige Investmentchancen besser zu erkennen.«

Greg Harris – CIBC World Markets

»Unabhängig davon ob es vor 300 Jahren oder heute ist ziehen die Kapitalmärkte nach wie vor Glücksritter an. Alle paar Jahre scheinen Anleger, die aus der Vergangenheit hätten lernen sollen, die gleichen Fehler zu machen. Gier und Angst werden daher auch weiterhin die Märkte dominieren. In seinem neuen Buch Von Tulpen zu Bitcoins hat Dr. Torsten Dennin die großen Blasen der letzten Jahrhunderte eindrucksvoll zusammengefasst. Ein spannendes und lehrreiches Buch für den erfahrenen Investor oder jeden, der es werden möchte.«

Hannes Huster, Goldreport

»Ein must-read für jeden, der an Rohstoff- und Kryptowährungsmärkten interessiert ist! Lesen Sie dieses Buch – und lernen Sie aus der Vergangenheit.«

Dr. Jan Peter Firnges, Berlin Institute of Finance,
Innovation and Digitalization e.V.

»Ein fantastisches Buch! Definitiv der neue Standard!«

Ronald-Peter Stöferle, Incrementum AG

»Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut! Die einzelnen historischen Ereignisse für sich genommen sind schon spannend genug – so geballt phantastisch...!«

Thomas Rehmet, COO and Founding Partner, Bloxolid AG

»Erfolg und Misserfolg auf den Rohstoff- wie auf den Kryptomärkten liegen eng beieinander. Prof. Dr. Dennin versteht es gekonnt den ökonomischen Hintergrund mit den involvierten Personen zu verbinden. Eine spannende Lektüre für jeden am Kapitalmarkt interessierten Leser!«

Christian Angermeyer, Apeiron Investment Group

»Eine imposante und fesselnde Reise durch die Geschichte der Rohstoffmärkte und ihrer Übertreibungen. Wahr bis zum heutigen Tag! Brillant!«

Björn Jesch

»Ein faszinierender Blick hinter die Kulissen auffälliger Preisbewegungen an den Rohstoffmärkten. Dieses Buch ist nicht nur für den Anleger interessant!«

Oliver Frey, Union Investment

»Den Finanzmärkten im Allgemeinen und den Rohstoffmärkten im Besonderen ist gemein, dass Phasen des Überschwangs Phasen tiefer Depression folgen. Die schwierigste und herausforderndste Aufgabe ist es, die Marktphase zu erkennen und zu analysieren, wenn man mittendrinn steckt. Um dies zu erreichen ist es notwendig von Zeit zu Zeit einen Schritt zurückzutreten, ein gutes Buch zu lesen und sein Handeln zu überdenken. Ich finde diesen Beitrag, den mein guter Freund und langjähriger Kollege Torsten Dennin hierzu geschrieben hat, eine sehr wertvolle Hilfe um genau dies zu erreichen!«

Marcel Hoffmann, Deutsche Bank AG

Für Alina

»The Wheel of Time turns and Ages come and go, leaving memories that become legend. Legend fades to myth, and even myth is long forgotten when the Age that gave it birth returns again.«

Robert Jordan (1948–2007), Fantasy-Autor, The Wheel Of Time

»Wall Street people learn nothing and forget everything […] to give way to hope, fear and greed.«

Benjamin Graham (1894–1976), Investment Legende

INHALT

Vorwort: #Commodities

Vorwort: #Bitcoins&Blockchain

Einführung

1. Tulpenwahn: Die größte Blase in der Geschichte der Finanzmärkte

In den Niederlanden greift im 17. Jahrhundert der Tulpenwahn um sich: Die Blumen avancieren zum Statussymbol der prosperierenden Oberschicht, und der Terminhandel mit Tulpenzwiebeln macht aus Familienvätern ruchlose Zocker, die Haus und Hof riskieren. Tulpenzwiebeln werden mit Gold aufgewogen, bis die Blase 1637 platzt.

2. Reis: Der Dojima Reismarkt und der »Gott der Märkte«

Am Dojima Reismarkt, Osaka/Japan, werden im 18. Jahrhundert Terminkontrakte auf Reis eingeführt. Der japanische Reishändler Homma Munehisa verdient sich durch seine Marktkenntnis den Beinamen »Gott der Märkte« und wird zum reichsten Mann Japans.

3. Gold: Der Goldrausch in Kalifornien

Goldrausch! 100.000 Abenteurer strömen allein 1849 auf der Suche nach schnellem Reichtum nach Kalifornien. Der Wert der Goldproduktion übersteigt den gesamten amerikanischen Bundeshaushalt, und aufgrund dieser Reichtümer wird Kalifornien 1850 als 31. Staat in die USA aufgenommen.

4. Weizen: Old Hutchs fette Beute

1848 wird die Chicago Board of Trade gegründet und Benjamin Hutchinson, später auch als »Old Hutch« bekannt, erlangt Berühmtheit durch die erfolgreiche Manipulation des Weizenmarktes. Er übt zeitweilig die völlige Kontrolle über den Weizenpreis aus und verdient Millionen.

5. Erdöl: Rockefeller und die Standard Oil Company

Der Amerikanische Bürgerkrieg löst einen wahren Öl-Boom aus. Während dieser Zeit gründet John D. Rockefeller die Standard Oil Company. Durch eine aggressive Geschäftspolitik beherrscht Rockefeller nach wenigen Jahren den amerikanischen Ölmarkt von der Produktion und der Verarbeitung bis hin zu Transport und Handel.

6. Weizen: Der Große Brand von Chicago

Ein Feuer richtet im Oktober 1871 eine unglaubliche Zerstörung in der Stadt an; hierbei werden auch die Lagerkapazitäten für Weizen deutlich reduziert. John Lyon sieht dies als Chance, mit Weizen eine Menge Geld zu verdienen.

7. Rohöl: Ari Onassis’ Midas Touch

Die Society-Ikone Aristoteles Onassis besitzt ein goldenes Händchen: Aus dem Nichts baut er die größte Fracht- und Tankerflotte der Welt auf, verdient ein Vermögen mit dem Bau von Supertankern und dem Transport von Rohöl. Er schließt exklusive Verträge mit dem saudischen Königshaus, und beim Konflikt um den Suezkanal ist er einer der großen Gewinner.

8. Sojabohnen: Versteckspiel in New Jersey

Sojaöl befeuert die US-Kreditkrise von 1963. Der Versuch, den Markt für Sojabohnen in die Enge zu treiben, endet im Chaos, treibt viele Firmen in den Ruin und verursacht einen Schaden in Milliardenhöhe. Unter den betroffenen Firmen sind American Express, die Bank of America und Chase Manhattan.

9. Weizen: Der russische Bär hat Hunger

Die Sowjetunion kauft in den Vereinigten Staaten Weizen in großem Stil, dessen Preis sich in der Folge verdreifacht. Richard Dennis legt in dieser Zeit den Grundstein seiner bahnbrechenden Karriere durch die Spekulation mit Rohstoffen.

10. Gold: Das Ende des Goldstandards

Gold und Silber waren Jahrhunderte als gesetzliche Zahlungsmittel anerkannt. Im späten 19. Jahrhundert verliert Silber diese Funktion allmählich, während sich Gold noch bis zum Scheitern des Bretton-Woods-Systems 1973 behaupten kann. Das aktuelle Ausmaß der staatlichen Verschuldung in Europa, USA und Japan lässt viele Investoren wieder zu Edelmetallen zurückkehren.

11. Erdöl: Die Ölkrisen der 1970er-Jahre

Die siebziger Jahre müssen zwei globale Ölkrisen verkraften: 1973 und 1979. Die arabischen Länder setzen Öl als politische Waffe ein, und die Industrienationen – bislang unbesorgt um ihre Energieversorgung – stehen vor einem Chaos.

12. Diamanten: Der Crash der härtesten Währung der Welt

Trotz individueller Bewertung weisen Diamanten über lange Jahre eine stabile Wertentwicklung auf. 1979 verliert der Monopolist De Beers die Kontrolle über den Diamantenmarkt, und sogenannte »Anlagediamanten« verlieren in kurzer Zeit 90 Prozent an Wert.

13. Silber: Der »Silver Thursday« und der Ruin der Gebrüder Hunt

Die Brüder Nelson Bunker und Herbert Hunt versuchen 1980, den Silbermarkt in die Enge zu treiben und scheitern am amerikanischen Finanz-Establishment. Der 27. März 1980 wird bekannt als »Silver Thursday«: als Tag, an dem Silber die Hälfte seines Wertes einbüßt.

14. Rohöl und der Golfkrieg. Kein Blut für Öl?

Machtpolitik im Nahen Osten: Der hoch verschuldete Irak überfällt Kuwait, wird aber von einer Koalitionsstreitmacht unter Führung der Vereinigten Staaten von Amerika zurückgeschlagen. Auf dem Rückzug stecken irakische Truppen die kuwaitischen Ölfelder in Brand. Innerhalb von drei Monaten verdoppelt sich der Ölpreis von unter 20 US-Dollar auf über 40 US-Dollar pro Barrel.

15. Erdöl: Der Fall der Metallgesellschaft

Rohöl-Termingeschäfte bringen die Metallgesellschaft an den Rand der Zahlungsunfähigkeit und führen beinahe zum größten Unternehmenszusammenbruch in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Unternehmenschef Heinz Schimmelbusch muss 1992/93 einen Verlust von über 1 Milliarde US-Dollar verantworten.

16. Silber: Die drei Weisen aus dem Abendland

George Soros, Warren Buffett und Bill Gates investieren in den 1990er-Jahren auf dem Silbermarkt: Apex Silver Mines, Pan American Silver und physisches Silber. Der Konflikt zwischen Silber und Silberminen – was ist der Königsweg ins neue Jahrtausend?

17. Kupfer: »Mr. Five Percent« bewegt die Märkte

Sumitomos Star-Händler Hamanaka führt in Tokio ein Doppelleben, manipuliert den Kupfermarkt und beschert seinen Vorgesetzten Rekordgewinne. Am Ende muss Sumitomo aber einen Rekordverlust von 2,6 Milliarden US-Dollar verkraften, und Hamanaka wird zu acht Jahren Gefängnis verurteilt.

18. Gold: Welcome to the Jungle

Bre-X findet im Dschungel von Borneo das größte Goldvorkommen des Jahrhunderts im Gesamtwert von über 200 Milliarden US-Dollar. Die großen Minenkonzerne und der indonesische Staatschef Suharto wollen ein Stück des Kuchens – doch stellt sich der Goldfund im März 1997 als der größte Goldschwindel aller Zeiten heraus.

19. Palladium: Wertvoller als Gold

2001 durchbricht der Preis für 1 Feinunze Palladium als Erstes der vier gehandelten Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium die psychologische Marke von 1.000 US-Dollar. Die Ursache liegt in den anhaltenden Lieferverzögerungen des wichtigsten Produzenten: Russland.

20. Kupfer: Liu Qibing ist spurlos verschwunden

Ein Händler des chinesischen State Reserve Bureau hat 200.000 Tonnen Kupfer leerverkauft und hofft auf fallende Preise. Als der Kupferpreis jedoch von Rekord zu Rekord eilt, ist er verschwunden und sein Arbeitgeber will nie etwas von ihm gehört haben. Was wie ein Kriminalroman klingt, beschäftigt Händler überall auf der Welt.

21. Zink: Treibgut und Beute

Die amerikanische Metropole New Orleans, The Big Easy, ist bekannt für Jazz, Karneval und die kreolische Küche. Weniger bekannt ist, dass sich in der Stadt rund ein Viertel der weltweiten Zink-Lagerbestände befinden. Die Überflutung der Stadt durch Hurrikan Katrina macht das Metall unzugänglich, und die Sorge um Beschädigungen lässt den Zinkpreis auf ein Allzeithoch steigen.

22. Erdgas: Brian Hunter und der Untergang von Amaranth

Nach der Schließung von MotherRock erschüttert mit Amaranth Advisors die größte Hedgefonds-Pleite seit dem Kollaps von Long-Term Capital Management in 1998 die Branche – der Grund sind Fehlspekulationen auf dem US-Erdgasmarkt. Brian Hunter, Energiehändler bei Amaranth, verliert innerhalb von Wochen 6 Milliarden US-Dollar.

23. Orangensaft: Collateral Damage

»Sie wollen kaufen?« So leitet Billy Ray Valentine alias Eddie Murphy im Film Die Glücksritter den Showdown auf dem Terminmarkt für Orangensaft ein. In der Realität vervierfacht sich zwischen 2004 und 2006 der Preis für Orangensaft an der New York Mercantile Exchange – den Ausschlag gibt eine Rekord-Hurrikansaison.

24. Fisch: John Fredriksen – Der Seewolf

Durch den Transport von Rohöl zu Geld gekommen, kontrolliert John Fredriksen heute ein Firmenimperium. Darunter ist auch Marine Harvest, das größte Fischzucht-Unternehmen der Welt.

25. Stahl: Lakshmi Mittal – Feel the Steel

Der Rohstoffhunger der chinesischen Volkswirtschaft weckt die marode Stahlindustrie aus ihrem jahrelangen Dornröschenschlaf. Und Lakshmi Mittal steigt durch geschickte Übernahmen und durch die Sanierung maroder Betriebe von einem kleinen Unternehmer in Indien zum größten Stahlproduzenten der Welt auf und häuft sagenhaften Reichtum an. Die Krönung ist die Übernahme des Konkurrenten und zweitgrößten Stahlproduzenten Arcelor in 2006.

26. Rohöl: Die Rückkehr der »Sieben Schwestern«

Ein exklusiver Club von Unternehmen kontrolliert die Ölproduktion und die weltweiten Förderreserven. Doch durch die Gründung der Organisation erdölexportierender Länder und den Aufstieg staatlicher Ölgesellschaften außerhalb der westlichen Welt geht dessen Einfluss zurück. Auch die Macht von »Big Oil« ist kontinuierlich geschrumpft. Neue Unternehmen schicken sich an, den Lauf der Ölindustrie zu bestimmen.

27. Weizen: Die »Jahrtausenddürre« in Australien

Sieben magere Jahre für Australiens Landwirtschaft. Die »Jahrtausenddürre« treibt international den Preis für Weizen von Rekord zu Rekord. Tausende Farmer rechnen mit einem Totalausfall ihrer Ernte. Erhält Australien eine Vorschau auf den globalen Klimawandel?

28. Erdgas: Rückspiel in Kanada

Der frischgebackene CEO der Bank of Montreal, Bill Downe, muss für das Ergebnis des zweiten Quartals 2007 eine Rekordbelastung durch fehlgeschlagene Rohstoffspekulationen einräumen – ein halbes Jahr nach der Pleite von Amaranth erschüttert ein weiterer Handelsskandal bei Erdgas das Vertrauen der Marktteilnehmer.

29. Platin: In Südafrika geht das Licht aus

Südafrika ist das Zentrum der weltweiten Platinproduktion. Aufgrund der anhaltenden Versorgungsengpässe mit Elektrizität durch Afrikas größten Energieanbieter, Eskom, schränken die großen Minenkonzerne ihre Förderung ein, und der Preis für Platin explodiert.

30. Reis: Das Orakel in Thailand

Das thailändische »Reis-Orakel«, Vichai Sriprasert, prognostiziert 2007 für das folgende Jahr einen Anstieg des Reispreises von 300 auf 1.000 US-Dollar und erntet Spott und Hohn. Eine gefährliche Kettenreaktion in der Reisversorgung läuft in Asien ab und gipfelt mit dem Zyklon Nargis in einer Katastrophe.

31. Weizen: Working in Memphis

Der Preis für Weizen eilt von Rekord zu Rekord – der Händler Evan Dooley setzt auf die falsche Entwicklung, jongliert mit 1 Milliarde US-Dollar und beschert dem Broker MF Global im Februar 2008 einen Verlust von rund 140 Millionen US-Dollar.

32. Rohöl: Contango in Texas

Der Preis für US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) bricht ein und verunsichert Rohstoffhändler in aller Welt. Eine 10.000-Einwohner-Gemeinde in Oklahoma wird zum Zentrum der Welt. Der Begriff des »Super-Contango« wird geboren, und Investmentbanken steigen ins Tanker-Geschäft ein.

33. Zucker: Warten auf den Monsun

Eine Dürre bedroht Indiens Ernte, und der weltweit größte Zuckerkonsument wird zum Netto-Importeur auf dem Weltmarkt. Brasilien als größter Exporteur hat mit eigenen Problemen zu kämpfen. Daraufhin steigen die internationalen Notierungen für Zucker auf ein 28-Jahres-Hoch.

34. Kakao: Chocolate Finger

Aufgrund sinkender Ernten an der Elfenbeinküste, dem größten Kakaoexporteur auf dem Weltmarkt, steigen die Preise an den internationalen Warenterminbörsen. Im Sommer 2010 geht der Kakao-Händler Anthony Ward, Mr. Chocolate Finger, eine Wette von über 1 Milliarde US-Dollar auf die zukünftige Preisentwicklung von Kakao ein.

35. Kupfer: King of the Congo

Im Kupfergürtel des Kongo schlummert ein unglaublicher Reichtum an Bodenschätzen, und zahllose Despoten plünderten bereits das Land. Nun streckt Eurasian Natural Resources (ENRC) die Hände nach Afrika aus: Die Oligarchen aus Kasachstan schrecken nicht vor Geschäften mit umtriebenen Geschäftsleuten und dem korrupten Kabila-Regime zurück.

36. Rohöl: Deep Water Horizon und die Katastrophe im Golf von Mexiko

Im Golf von Mexiko drängt die Zeit. Nach einem Blowout kommt es auf der Deepwater Horizon zur Katastrophe. Bei der größten Ölpest aller Zeiten gelangen rund 780 Millionen Liter Rohöl ins Meer. Innerhalb von Wochen büßt BP die Hälfte seines Börsenwertes ein.

37. Baumwolle: Weißes Gold

Das Wetterphänomen La Niña sorgt durch Überflutungen und schlechte Wetterbedingungen für drastische Ernterückgänge in Pakistan, China und Indien. Panik-Käufe und Hortung treiben den Preis für Baumwolle über ein Niveau, das seit dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges vor fast 150 Jahren nicht mehr erreicht wurde.

38. Glencore – Ein Riese tritt ins Licht

Im Mai 2011 geht der größte Rohstoffhändler der Welt an die Börse: Eine verschworene und diskrete Partnerschaft mit bewegter Geschichte. Die ehemaligen Besitzer Marc Rich und Pincus Green wurden fast 20 Jahre von der US-Justiz verfolgt; die Firma schloss im Verborgenen Rohstoffdeals mit Diktatoren überall auf der Welt ab und strebt nun zur Finanzierung ihrer weiteren Aktivitäten an die Öffentlichkeit.

39. Seltene Erden: Euphorie bei Neodym, Dysprosium und Lanthan

China verknappt das Angebot von Seltenen Erden und die Hightechindustrien in USA, Japan und Europa schlagen Alarm. Doch das Monopol der Chinesen ist kurzfristig nicht zu knacken. Und die sprunghaft gestiegenen Preise locken eine Schar von Glücksrittern an.

40. Erdöl: Das Ende? Rohöl im Überfluss

Ein perfekter Sturm braut sich auf dem Ölmarkt zusammen. Die Konjunktur kühlt sich ab, die Nachfrage nach Öl geht daher zurück und gleichzeitig hat der Super-Contango zu hohen Öllagerbeständen geführt. Die Welt scheint im Öl zu schwimmen, dessen Preis im Februar 2016 auf 26 US-Dollar fällt. Aber die Nacht ist immer am dunkelsten bevor die Sonne aufgeht, und Rohöl erholt sich zusammen mit anderen Rohstoffen.

41. E-Mobility: Die goldene Zukunft von Batteriemetallen

Elon Musk und Tesla bestimmen das Tempo für einen Megatrend: Elektromobilität und Elektrifizierung! Die Nachfrage nach Batterien steigt rasant. Auf den Rohstoffmärkten sind plötzlich nicht nur Lithium und Kobalt, sondern auch traditionelle Metalle wie Kupfer und Nickel wieder stark gefragt. Die Elektrifizierung könnte sich langfristig als »neues China« für die Rohstoffmärkte erweisen.

42. Crypto-Craze: Bitcoins und der Aufstieg von Kryptowährungen

Als erste Kryptowährung erschienen Bitcoins Anfang 2009 auf der Bildfläche. Der Wert von Bitcoins explodiert im Jahr 2017 von unter 1.000 auf über 20.000 US-Dollar und sorgte weltweit für Aufsehen. Dieser kometenhafte Preisanstieg, gefolgt von einem Absturz von fast 80 Prozent im Jahr 2018, verhalfen Bitcoins zum Image der größten Finanzblase aller Zeiten, die selbst den niederländischen Tulpenwahn des 17. Jahrhunderts in den Schatten stellte. Trotz des Booms und der Krise sieht die Zukunft vielversprechend aus, denn die zugrunde liegende Blockchain-Technologie beginnt grade erst, unseren Alltag zu revolutionieren.

Ausblick auf den Beginn einer neuen Ära

Epilog

Danksagungen

Glossar

Referenzen

Über den Autor

VORWORT

#Commodities

von Jochen Staiger, Swiss Resource Capital

Der Handel mit Rohstoffen und der Terminmarkt haben eine lange Geschichte und reichen in eine Zeit vor der Erfindung von organisierten Börsen zurück, als Landwirte und Produzenten sich gegen unerwartete Marktpreisschwankungen abzusichern versuchten. Die Gründung der Chicago Mercantile Exchange im Jahr 1898 führte zu einer Vereinheitlichung von Termingeschäften. Plötzlich war der Rohstoffmarkt ein sicherer und geregelter Markt und bot Möglichkeiten, auf die Preisentwicklung von Soft Commodities wie Weizen oder Mais zu spekulieren, ohne diese tatsächlich zu besitzen oder physisch zu benötigen. Der Kreis der spekulativen Investoren war zunächst begrenzt, was sich jedoch im Laufe der Zeit änderte. Heute sind es nicht nur Hedgefonds, sondern auch Pensionsfonds, die in Rohstoffe wie Gold, Silber, Kupfer, Schweinebäuche und gefrorenen Orangensaft investieren. Darüber hinaus gibt es große private Investoren, die der Meinung sind, sie könnten die Märkte überlisten. Die Zeiten ändern sich rasant und wir befinden uns zweifellos in der Anfangsphase eines neuen Rohstoffbooms.

Es ist vor allem die neue Ära der Elektromobilität, die die Welt der Rohstoffe in den nächsten 20 bis 30 Jahren dramatisch verändern wird. Bleiben wir beim Beispiel der Mobilität: In Zukunft wollen wir alle umweltbewusst fahren und uns dabei gut fühlen. Das bedeutet, dass wir mehr Kupfer, Lithium, Kobalt, Zink, Nickel, Silber und Blei benötigen, um diese umweltfreundlichen Autos herzustellen. Außerdem steigt der Wert von Uran wieder an, denn bis 2030 müssen wir den Energieverbrauch von 2018 mehr als verdoppeln, um unsere Mobilität anzukurbeln. Mit Wind, Sonne und Wasser allein ist dies nicht zu schaffen! Nicht zuletzt bleibt Gold die ultimative sichere Währung, in die man sein Vermögen anlegen kann. Da es aber noch keine Minen für all diese Rohstoffe gibt, wird bald ein neuer Bullenmarkt für sie entstehen. Wir sind selber dabei, neue Blasen und Boom-und-Bust-Zyklen zu schaffen.

In diesem Buch, eingefasst von der Tulpenmanie und dem Bitcoin-Wahnsinn, beleuchtet Torsten Dennin die verschiedenen Boom-und-Bust-Blasen dieser Märkte. Die Geschichte ist oft ähnlich, nur der Name der Blase ändert sich. Torsten zeigt ein Muster auf, und es ist klug, dieses Buch sorgfältig zu lesen. Anlegern nutzen diese historischen Informationen, um die Rohstoffmärkte heute besser verstehen zu können. Vielleicht können sie etwas aus der Vergangenheit lernen und vermeiden, dieselben Fehler erneut zu machen. Sie werden auch verstehen, dass Rohstoffmärkte genau wie Kryptomärkte immer in Gefahr sind, manipuliert zu werden, da sie manchmal sehr klein sind und finanzielle Vermögenswerte oft auf wenige Hände konzentriert sind, die Hunderte von Milliarden bewegen können. Seltsamerweise werden ja auch Bitcoins »abgebaut«. Aber die Preise haben stark nachgegeben, da hinter ihnen kein echter Wert steckt, und es im Unterschied zu Bodenschätzen keine physischen Reserven im Boden gibt.

Öl, Tulpen, Silber, Sojabohnen – Märkte können durch das »Phantom der Oper« bewegt werden, und Torstens großer Beitrag besteht darin, verborgene Ereignisse auf den Rohstoffmärkten näher zu beleuchten. Torsten ist einer der wenigen in der Branche, der sich seit Beginn des Rohstoffbooms Anfang der 2000er-Jahre intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Seit über 16 Jahren beschäftigt er sich ausführlich mit einzelnen Rohstoffmärkten und deren heterogenem Verhalten in Bezug auf Nachfrage, Angebot und Preise.

Ich kenne Torsten Dennin seit über 10 Jahren und sehe ihn als einen der wenigen Top-Experten auf den Rohstoffmärkten. Durch die verschiedenen Episoden in diesem Buch zieht er den Leser auf unterhaltsame Weise in den Bann der Themen Rohstoffe, Spekulation, Booms-und-Busts. Mit seinen anschaulichen Lehren aus wichtigen Marktereignissen der Vergangenheit bietet dieses Buch eine echte Bereicherung für private und institutionelle Anleger, die sich mit Rohstoffen beschäftigen.

VORWORT

#Bitcoins&Blockchain

von Thomas Rehmet, Bloxolid

Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 haben Zentralbanken auf der ganzen Welt die Druckmaschinen angeheizt und die Finanzmärkte mit Hilfe von Quantitative Easing mit Papiergeld in Höhe von Milliarden US-Dollar, Euro, Yen und so weiter überflutet. In dieser Zeit großer Liquidität hat der Rohstoffmarkt zunehmend die Aufmerksamkeit von Investoren auf sich gezogen. Es sind aber nicht nur institutionelle Anleger, die Rohstoffe als Kapitalanlage und zum Schutz großer Vermögen in Betracht ziehen. Sondern immer mehr Privatanleger möchten ihr Vermögen in reale Werte investieren, um sich vor den Risiken einer steigenden Inflation der Fiat-Währungen zu schützen. Der materielle Wert übertrifft den Geldwert – das sind die richtigen Schlagworte!

Aber auch auf den Rohstoffmärkten kam es wiederholt zu Preis-Verzerrungen und Übertreibungen, sei es vor dem Hintergrund wirtschaftlicher, politischer oder gar betrügerischer Entwicklungen.

Zeitgleich mit dem Beginn der Finanzkrise wurde am 1. November 2008 das Gründungsdokument für Kryptowährungen mit dem Titel Bitcoin: Ein elektronisches Peer-to-Peer-Cash-System veröffentlicht. Das war der Startschuss, denn die zugrunde liegende Blockchain-Technologie wird heute als DIE revolutionäre neue Technologie auf der ganzen Welt eingestuft.

Durch den jüngsten Kryptowährungs-Hype im Jahr 2017 rückten Bitcoin in den Fokus der weltweiten Aufmerksamkeit, während 2018 ein Reality-Check zwischen Hype und Anwendbarkeit stattfand. 2019/20 wird dagegen die Zeit der Blockchain-Innovationen. Unsere Mission ist es, reale Vermögenswerte wie Edelmetalle mit innovativer Blockchain-Technologie zu kombinieren, um eine neue Klasse sicherer und stabiler Vermögenswerte und Währungen zu schaffen. Bloxolid hat hierzu ARG3NTUM gestartet: die erste Kryptowährung made in Germany, die vollständig durch physisches Silber besichert ist.

Torsten Dennin hat die Highlights der Entwicklung an den Finanz- und Rohstoffmärkten der letzten vier Jahrhunderte auf wunderbare Weise zusammengefasst. Von Tulpen zu Bitcoins konzentriert sich nicht nur auf die Extremereignisse, sondern beschreibt detailliert viele Höhen und Tiefen im Laufe der Zeit, chronologisch in 42 Kapiteln zusammengefasst. Ein Muss für jeden interessierten Anleger. Denn letztendlich trifft es zu: »Wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.«1

Einführung

»The price of a commodity will never go to zero […] you’re not buying a piece of paper that says you own an intangible piece of company that can go bankrupt.«

JIM ROGERS

Rohstoffe kamen mit Beginn des neuen Jahrtausends en vogue. Denn die Geldanlage in Rohöl, Gold, Silber, Kupfer, Weizen, Zucker und Co. wurde von Banken als »Investment-Thema« und als »neue« Assetklasse vermarktet.

Für den Rohstoffboom, der sich seit der Jahrtausendwende abzeichnete, war überwiegend das rasante Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft verantwortlich. Die »Werkbank der Welt« entwickelte einen gigantischen Rohstoffhunger: Die Importe von Eisenerz, Kohle, Kupfer, Aluminium und Zink schnellten in die Höhe und schon bald dominierte China die weltweite Nachfrage. Das rasante Wachstum der chinesischen Wirtschaft katapultierte die Rohstoffmärkte in eine noch nie da gewesene Boomphase: Energieträger, Metalle und Agrargüter – China agierte wie ein gigantischer Staubsauger und die Preise stiegen und stiegen.

Der Kollaps der Investment Bank Lehman Brothers und die sich zuspitzende Finanzkrise bremsten die Entwicklung – zumindest vorübergehend. Der Ölpreis stürzte von seinem Hoch bei knapp 150 US-Dollar im Sommer 2008 auf unter 40 US-Dollar im Frühjahr 2009 ab. Im Laufe des Jahres 2009 erholte er sich und stieg wieder auf über 80 US-Dollar. Auch Industriemetalle profitierten von der einsetzenden konjunkturellen Erholung. Im Nachspiel der Finanzkrise und der Sorge um eine steigende Staatsverschuldung sowie einer drohenden Geldentwertung interessierten sich Investoren ebenfalls verstärkt für Gold: Der Goldpreis kletterte erstmalig auf über 1.200 US-Dollar je Feinunze und durchbrach im Zuge der europäischen Schuldenkrise in 2010 erstmalig auch das Niveau von 1.000 Euro je Feinunze. Aber auch exotische Agrarprodukte wie Zucker, Kaffee und Kakao gehören zu den Gütern, die eine deutliche Verteuerung in 2009 erfuhren – das Gespenst der Agrarpreisinflation ging um und stürzte Regierungen ins Chaos.

Über diese vergleichsweise junge Entwicklung wird zumeist übersehen, dass der organisierte Handel von Rohstoffen an Warenterminbörsen eine bedeutend längere Historie als der Aktienmarkt aufweist. So wurde die Chicago Board of Trade bereits 1848 gegründet, um eine Plattform für den Handel mit Agrargütern wie Weizen und Mais zu bieten. Der Handel und die Spekulation mit Rohstoffen sind jedoch nicht an organisierte Börsen gebunden: Dokumentiert sind beispielsweise Termingeschäfte im Jahr 4.000 vor Christus im sumerischen Zweistromland auf Tontafeln. Oder im antiken Griechenland, bei denen Bauern ihre Olivenernte auf Termin veräußerten. Im Getreidehandel mit Nordafrika sicherten sich römische Händler mit Optionen die Preise für die zukünftige Ernte, um sich gegen unerwartete Preisanstiege abzusichern.

Dieses Buch stellt 42 bedeutende Ereignisse aus fast 400 Jahren vor, die mit zum Teil extremen Preisfluktuationen an den Rohstoffmärkten einhergingen, und beleuchtet ihre Hintergründe. Die ersten Kapitel greifen Episoden aus dem 17. bis 19. Jahrhundert auf. Der holländische Tulpenwahn im 17. Jahrhundert gilt als einer der ersten dokumentierten Börsencrashs in der Geschichte. Im 18. Jahrhundert werden am Dojima Reismarkt Vermögen verdient und verloren und – ganz nebenbei – die Candlestick-Charts erfunden, die noch heute in der Finanzindustrie verwendet werden. Rockefeller und der Aufstieg der Standard Oil Company markieren den Beginn des Ölzeitalters. Annähernd zur gleichen Zeit versuchen im Mittleren Westen der USA zwei Männer, durch die Manipulation des Weizenmarktes Reichtümer anzuhäufen, während wenige Jahre zuvor in Kalifornien der Goldrausch ausbrach.

Die Episoden der Rohstoffspekulationen des 20. Jahrhunderts erinnern an das »Who-is-Who« der Wirtschaftsgeschichte: Aristoteles Onassis, Warren Buffett, Bill Gates und George Soros sind nur einige von ihnen. Außerdem spielt Rohöl eine immer gewichtigere Rolle.

Die 1970er-Jahre erleben einen wahren Boom der Rohstoffmärkte. Die Einkaufstour der Sowjetunion auf den Agrarmärkten in den USA verstärkt den bereits positiven Preistrend von Weizen, Mais und Sojabohnen. Der rasante Anstieg der Preise von Rohöl während der zwei Ölkrisen 1973 und 1979 ändert gar die bestehende Weltordnung. Ein Versuch, die Uhr zurückzudrehen, kann im Golfkrieg von 1990 gesehen werden. Der Ölpreis verdoppelt sich in dieser Zeit und wird der Metallgesellschaft zum Verhängnis – das Unternehmen gerät durch Rohöl-Termingeschäfte an den Rand der Zahlungsunfähigkeit.

Dem Boom der Preise von Gold, Silber und Diamanten folgt der Crash – und die Gebrüder Hunt verlieren durch den Kollaps des Silberpreises ihr im Ölgeschäft aufgebautes Vermögen. Nach Nelson und Herbert Hunt finden auch Warren Buffett, Bill Gates und George Soros Gefallen am Silbermarkt. Und im Dschungel von Borneo nimmt derweil der größte Goldschwindel aller Zeiten seinen Anfang, der in der Pleite von Bre-X gipfelt. Auch die Spekulation des japanischen Händlers Hamanaka am Kupfermarkt mündet 1996 in einer riesigen Pleite, die sich knapp zehn Jahre später, infolge der Machenschaften des chinesischen Händlers Liu Qibing, wiederholt.

Der einsetzende Rohstoffboom des neuen Jahrtausends zieht auch neue Spekulanten an. Die Pleite von Amaranth Advisors, verbunden mit einem in wenigen Wochen angehäuften Verlust von 6 Milliarden US-Dollar durch Spekulationen mit Erdgas, macht weltweit Schlagzeilen.

Eine besonders aktive atlantische Hurrikansaison sorgt nicht nur für steigende Ölpreise durch Schäden im Golf von Mexiko, sondern treibt auch den Preis für an den Börsen gehandeltes Orangensaftkonzentrat auf neue Höchststände. Die Überflutung von New Orleans durch Hurrikan Katrina lässt in London die Notierungen für Zink klettern, denn in New Orleans befindet sich ein Großteil der von der London Metal Exchange lizensierten Lagerhäuser für Zink.

Eine »Jahrtausenddürre« macht dem australischen Kontinent zu schaffen, wodurch der Preis von Weizen weltweit auf neue Rekordhöhen steigt. Wenige Jahre später treibt dagegen eine Dürre in Indien den Preis für Zucker auf Niveaus, die seit 30 Jahren nicht mehr zu beobachten waren. Kurz davor führt in Asien der Zyklon Nargis zu einer menschlichen Katastrophe, Reis wird rationiert und die steigenden Preise führen in mehreren Ländern zu Unruhen in der Bevölkerung.

Diese schicksalhaften Ereignisse stehen oft in Kontrast zu den Spekulationen Einzelner, bei denen es meist um horrende Geldsummen geht. So wie beispielsweise im Fall von Evan Dooley, der sich nur wenige Wochen nach Bekanntwerden des Milliardenverlustes von Jérôme Kerviel mit Weizen-Futures verspekuliert und seinem Arbeitgeber einen Verlust von über 100 Millionen US-Dollar beschert. Die verschiedenen Episoden in diesem Buch zeigen stellvertretend, dass jeder Markt aufgrund einer Veränderung von Angebot, Nachfrage und äußerer Einflussfaktoren einem eigenen Boom-und-Bust-Zyklus unterliegen kann. Angefangen bei einer von Südafrika dominierten Platinförderung, über Frost bei der Kaffee- oder Orangenernte, Unruhen an der Elfenbeinküste, welche den Kakaopreis in die Höhe schießen lassen, den Streiks chilenischer Minenarbeiter, die den Kupfermarkt nervös machen, bis hin zu den Preisfluktuationen von Bitcoins und anderen Kryptowährungen vor dem Hintergrund von Finanzmarktwehen.

Rohstoffe und die Kryptomärkte stehen an der Kreuzung der großen Investment-Megatrends dieser Zeit wie Klimawandel, Demografie, Elektrifizierung und Digitalisierung. Ein Investment in Rohstoffe und in die Anwendungsfelder der Blockchain wird ein aufregender Ritt werden.

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Tulpenwahn:
Die größte Blase in der Geschichte der Finanzmärkte

1637

In den Niederlanden greift im 17. Jahrhundert der Tulpenwahn um sich: Die Blumen avancieren zum Statussymbol der prosperierenden Oberschicht, und der Terminhandel mit Tulpenzwiebeln macht aus Familienvätern ruchlose Zocker, die Haus und Hof riskieren. Tulpenzwiebeln werden mit Gold aufgewogen, bis die Blase 1637 platzt.

»Like the Great Tulip Mania in Holland in the 1600’s and the dot.com mania of early 2000, markets have repeatedly disconnected from reality.«

TONY CRESCENZI, PIMCO

»Soon after, the government stepped in and banned tulip trading overnight, the market crashed. Thousands were left destitute.«

MARIA, EINE FIGUR IN »TULPENFIEBER« (2017)

Die Niederlande stehen zu Beginn des 17. Jahrhunderts an der Schwelle eines Goldenen Zeitalters, einer rund 100 Jahre andauernden wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit. Die dort herrschende Religionsfreiheit zieht die unterschiedlichsten, andernorts aufgrund ihres Glaubens verfolgten Menschen an. In dieser Epoche steigt die kleine, gerade gegründete Republik der Sieben Vereinigten Niederlande zur Weltmacht und einer der führenden Handelsnationen auf, während die Entwicklung im übrigen Europa stagniert. Nicht zuletzt profitieren die junge Seemacht und ihre Kaufleute vom Niedergang der Hanse. Es werden Kolonien und Handelsposten auf der ganzen Welt errichtet: Neu-Amsterdam (das heutige New York), Niederländisch-Indien (Indonesien) und Kolonien in Südamerika und der Karibik wie Aruba und die Niederländischen Antillen. 1602 schließen sich niederländische Kaufmannskompanien zur Niederländischen Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie; VOC) zusammen, die vom niederländischen Staat mit Hoheitsrechten und Handelsmonopolen ausgestattet wird. Die VOC ist der erste multinationale Konzern und eine der größten Handelsunternehmungen des 17. und 18. Jahrhunderts. Kaufleute aus Haarlem und Amsterdam erleben einen nie gekannten wirtschaftlichen Aufschwung.

Die neureiche Klasse der Kaufleute eifert dem Fürstenstand durch große Anwesen mit riesigen Gärten nach. Es entstehen Herrschaftssitze und Gartenlandschaften. Die Tulpe, die sich von allen anderen Blumen im Gartenbau des 17. Jahrhunderts unterscheidet, avanciert schnell zum Luxusgut und Statussymbol des neuen Geldadels. In der Oberschicht tragen Damen Tulpen zu gesellschaftlichen Anlässen als Schmuck im Haar oder an den Kleidern.

Die exotischen Blumen gelangten aus Armenien und der Türkei im 16. Jahrhundert über Konstantinopel, Wien und Frankfurt am Main ins holländische Leiden und weckten im rasanten wirtschaftlichen Aufschwung schnell Begehrlichkeiten. Das Angebot an Tulpenzwiebeln wächst jedoch nur langsam, obwohl das Angebot nicht künstlich knapp gehalten wird: Nur zwei bis drei Zwiebeln entspringen jährlich einer Mutterzwiebel, die selbst nach wenigen Jahren eingeht. Dann dauert es wiederum Jahre, um aus den neuen Zwiebeln Blumen zu ziehen. So wächst das Angebot langsamer als die Nachfrage und die Preise steigen. Die hohe Nachfrage nach Tulpen und Tulpenzwiebeln eröffnet Zwischenhändlern eine lukrative Nische. Tulpen werden nun nicht mehr pfundweise von Gärtnern an die wohlhabende Kundschaft verkauft, sondern auf Auktionen. Statt an organisierten Börsen findet der Handel in Kneipen und Wirtshäusern statt. Später finden sich Gruppen zu sogenannten Kollegien zusammen und veranstalten Auktionen nach festen Regeln. Zunächst werden die Tulpenzwiebeln nur während der Pflanzzeit gehandelt. Da sich die Nachfrage jedoch über das ganze Jahr erstreckt, verkauft man auch solche Zwiebeln, die sich noch in der Erde befinden: Es werden nicht mehr die Blumen selbst gehandelt, sondern die Rechte an Tulpenzwiebeln: Ein Vorläufer des modernen Terminhandels. Spätestens zu diesem Zeitpunkt in den 1630er-Jahren ist der Tulpenhandel zum reinen Spekulationsgeschäft geworden, denn niemand weiß, wie die Blumen wirklich aussehen werden. Rund 400 Maler werden mit der Anfertigung von Bildern beauftragt, die potenzielle Käufer überzeugen sollen.

Tulpen avancieren schnell zum Statussymbol des neuen Geldadels. Die Preise explodieren und steigen zwischen 1634 und 1637 auf über das Fünfzigfache an.

Züchter befriedigen die anspruchsvolle Kundschaft mit immer neuen und prächtigeren Kreationen, die sich durch besonders gleichmäßige Blütenblätter und auffällige Farbmuster auszeichnen. Schließlich macht das Auftreten des Mosaikvirus, ein durch Blattläuse übertragener Befall der Pflanze, aus seltenen Exemplaren kostbare Raritäten: Die bis dahin einfarbige Pflanze überrascht im Frühjahr mit zweifarbigen, geflammten Blüten blättern. In der Hochzeit wechseln die Terminkontrakte manchmal bis zu zehnmal am Tag den Besitzer. Die Preise explodieren und steigen von 1634 bis 1637 auf über das Fünfzigfache an. Im Januar 1637 verdoppeln sich die Preise binnen kurzer Zeit – was dazu führt, dass in Amsterdam ein komplettes Haus für den Gegenwert von drei Tulpenzwiebeln verkauft wird. Den Höhepunkt erreicht die Spekulationsblase am 5. Februar 1637: In Alkmaar treffen sich Händler aus der gesamten Region, 99 Posten Tulpenzwiebeln erzielen rund 90.000 Gulden, was heute dem Gegenwert von knapp 1 Million Euro entspricht. Der Exzess trägt bereits den Keim des Untergangs in sich, denn bereits zwei Tage zuvor hat der Crash in Haarlem seinen Anfang genommen: Bei einer einfachen Wirtshausversteigerung findet sich zum ersten Mal kein Käufer. Das spricht sich schnell herum, und plötzlich wollen alle Marktteilnehmer verkaufen, aber keiner kaufen. Der gesamte Tulpenmarkt in den Niederlanden bricht zusammen.

1637 platzt die Blase: Binnen kurzer Zeit fallen die Preise um 95 Prozent und der Handel kommt zum Erliegen.