„Guck’ mal, der Mond!“ – so oder so ähnlich entfährt es bestimmt jedem von uns ab und zu, wenn der Mond gerade überraschend aufgetaucht ist. Nicht immer ist dann aber auch die richtige Zeit für astronomische Fakten, denn die können die romantische Stimmung ganz schnell zerstören. Das zeigen die Wise Guys sehr schön in ihrem Song „Romanze“. Dieser Song war gerade erschienen, als ich mit dem Physikstudium anfing und dient mir – ganz unromantisch – noch heute als Eselsbrücke für den Winkeldurchmesser des Mondes am Himmel:

Da flüsterte sie: „Schau! Der Mond ist heute riesengroß! […] Er sagte: „Du, der Durchmesser des Monds am Firmament ist konstant 31 Bogenminuten, also ungefähr ein halbes Grad, das ist ganz evident. Es wär’ falsch, verschied’ne Größen zu vermuten.“

Dabei ist Hintergrundwissen über den Mond durchaus sehr nützlich: Manche Aktivitäten, wie z. B. Himmelsbeobachtungen oder Nachtwanderungen, hängen stark von der Helligkeit des Mondes ab. Doch auch der Mond an sich ist spannend, sei es als Anschauungsobjekt oder um ihn für eine gewünschte Stimmung einzuspannen. Schauen wir uns deshalb in diesem Kapitel gemeinsam an, was der Mond am Himmel so veranstaltet und welchen Regeln er dabei folgt.

EIN HINWEIS FÜR LESERINNEN UND LESER, DIE SICH IN DER NÄHE DES ÄQUATORS ODER AUF DER SÜDHALBKUGEL AUFHALTEN: Manches in diesem Buch könnte Ihnen verdreht vorkommen, etwa die Beschreibungen des Mondes oder seiner Bewegungen. Gelegentlich gehen wir auf die Unterschiede zwischen Nord- und Südhalbkugel ein, doch meistens beschreibt dieses Buch die Perspektive aus Europa.

Die Kultserie

Wenn ich heute Gespräche darüber führe, was in der Freizeit so Spaß macht, dann geht es oft um neue Serien, die man im Fernsehen oder Internet schaut. Was läge da näher, als auch den Mond am Himmel mit den Begriffen einer Serie zu beschreiben? Es folgt der Episoden-Guide für die seit Jahrtausenden erfolgreiche Himmelsserie „Luna“; monatlich eine neue Staffel mit 28 täglichen Folgen. Während ich diesen Text schreibe, läuft gerade die 388. Staffel seit meiner Geburt. Zugegeben: Der Inhalt wiederholt sich nach einer Weile ziemlich stark, aber ich schaue nach wie vor gerne zu.

Jede Staffel – die Astronomen nennen sie übrigens Lunation – beginnt mit dem Neumond. Die ersten Folgen sind ausgesprochen langweilig, denn der Protagonist fehlt: Zu Neumond und in den ersten Tagen danach ist der Mond am Himmel nicht oder nur mit Mühe zu sehen. Nach ein paar Tagen wird er dann in die Story eingeführt: Der Mond erscheint als dünne Sichel am Abendhimmel, nahe der gerade untergegangenen Sonne. Da er tief am Horizont steht, wirkt er meist besonders groß. Oft ist zusätzlich zur leuchtenden Sichel auch die dunkle Mondscheibe selbst zu erkennen. Diesen Anblick finde ich besonders toll, doch er taucht nur kurz, zum Ende der Folge, auf; kurz nach Sonnenuntergang geht auch dieser besondere Mond wieder unter.

In den kommenden Tagen etabliert sich der Mond langsam: Seine Sichel wird breiter und er ist jeden Abend etwas länger zu sehen 50